Funke-Mediengruppe

Click-Portal „Der Westen“ gibt endlich zu: „Die Leserverarsche …“

Auch über sechs Jahre nach seinem schweren Unfall suchen viele Menschen im Internet nach aktuellen Informationen über Michael Schumacher. Die Funke-Mediengruppe hat immer was für sie im Angebot.

In der vergangenen Woche etwa diese verheißungsvolle Geschichte:

Michael Schumacher: Endlich! Jetzt spricht Sohn Mick: "Die Gesundheit ..."

Wer sie anklickt, erfährt nach vielen Zeilen, dass das Zitat von Schumachers Sohn Mick, für das in der Überschrift leider nur so wenig Platz war, komplett wie folgt lautet:

„Die Gesundheit aller geht vor. Deswegen wurde unser Benefiz-Fußballspiel auf den 9. Oktober 2020 verlegt. Ich hoffe, ihr seid dabei!“

Er redet von der Veranstaltung „Champions for Charity“ zugunsten der Dirk-Nowitzki-Stiftung, die eigentlich am 17. Mai stattfinden sollte. Mit Michael Schumacher oder seinem Gesundheitszustand hat sie nichts zu tun.

Seit Sonntag vor einer Woche hat „Der Westen“ diese Geschichte immer wieder neu veröffentlicht, mit geändertem Datum und marginal geänderter, aber nie weniger irreführender Überschrift:

Michael Schumacher: Endlich verrät sein Sohn Mick: „Die Gesundheit …“

Michael Schumacher: Endlich! Sohn Mick verrät: „Die Gesundheit …“

Michael Schumacher: Jetzt spricht Sohn Mick: „Die Gesundheit …“

Michael Schumacher: Endlich! Sohn Mick redet Klartext: „Die Gesundheit …“

Das ist kein Ausrutscher oder Versehen. Das ist der Kern des Geschäftsmodells von „Der Westen“. Die Seite verdient Geld damit, Leute unter Vorspiegelung von Journalismus mit grob irreführenden Schlagzeilen und Auslassungen auf die Seite zu locken.

Die Funke-Mediengruppe gibt Zeitungen wie „Berliner Morgenpost“, „Hamburger Abendblatt“ und „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ heraus und Zeitschriften wie „Hörzu“ und „Frau im Spiegel“. Das Wort, das sie verwendet, um das Konzept von „Der Westen“ zu beschreiben, lautet „Reichweitenportal“. Das klingt zwar einerseits unangemessen spröde angesichts der Abgründe, die sich täglich auf der Seite auftun. Es benennt aber immerhin korrekt das einzige, worum es der Seite geht. „Reichweite“ ist hier als Gegensatz zu Qualität, Sorgfalt, Skrupel oder Anstand zu verstehen. Beim Versuch, die Reichweite zu erhöhen, sind der Funke-Mediengruppe alle Mittel recht.

Auf der Startseite zeigt „Der Westen“ unter der leicht irreführenden Überschrift „Eure Favoriten“, welche Schlagzeilen aktuell für die meisten Klicks sorgen. Einer der Favoriten seit Tagen war diese vermeintliche Trennungsgeschichte:

Michael Wendler: Laura Müller macht Schluss - sie kündigt an …

Auflösung im Artikel: … sich eventuell nach dem Ende von „Let’s Dance“ die Haare ein paar Zentimeter kürzer zu schneiden.

Hunderttausendfach geklickt wurde auch diese Andeutung, Florian Silbereisen sei schwul:

Florian Silbereisen: Unerwartetes Outing – „Ich bin …“

Sein Zitat geht allerdings weiter: „… normalerweise in der Situation, dass ich DSDS zuhause auf der Couch sehe, wenn ich Zeit habe.“ Der Sänger und Moderator wurde vor kurzem Vertretungsjuror in der RTL-Castingshow.

Auch diese Geschichte veröffentlicht „Der Westen“ seit Tagen immer wieder neu. Die Überschriften:

Überraschendes Geständnis! Schlagersänger gibt offen zu - "Ich bin ..."

Florian Silbereisen: Überraschendes Geständnis! Schlagersänger gibt offen zu – „Ich bin …“

Florian Silbereisen: Unerwartetes Geständnis! Schlagersänger gibt öffentlich zu – „Ich bin …“

Florian Silbereisen: Völlig überraschendes Geständnis! Sänger gibt ganz offen zu – „Ich bin …“

Florian Silbereisen: Unerwartetes Geständnis! Der Schlagerstar gibt offen zu – „Ich bin …“

Florian Silbereisen: Was für ein überraschendes Geständnis! Der Sänger gibt ganz offen zu – „Ich bin …“

Ein Evergreen ist jetzt schon eine vermeintliche Meldung mit der Überschrift:

DSDS: RTL muss Castingshow SOFORT absetzen – das ist der traurige Grund

(Durchgespielt wurden auch die Varianten: „RTL muss die Sendung SOFORT absetzen – aus diesem Grund“, „RTL muss die Sendung SOFORT absetzen – das ist der Grund“, „RTL muss Castingshow SOFORT absetzen – der traurige Grund“, „RTL muss Castingshow SOFORT absetzen – aus diesem Grund“, „RTL muss die Sendung auf der Stelle absetzen – aus diesem Grund“, „RTL muss die Show SOFORT absetzen – aus diesem Grund“, „RTL muss die Sendung SOFORT absetzen – der traurige Grund“, „RTL muss die Sendung JETZT absetzen – das ist der Grund“, „RTL muss die Castingshow SOFORT absetzen – der traurige Grund“, „RTL muss die Castingshow SOFORT absetzen – das ist der traurige Grund“, „RTL muss Castingshow JETZT absetzen – der traurige Grund“, „RTL muss die Castingshow JETZT absetzen – der traurige Grund“ sowie „RTL muss beliebte Show auf der Stelle absetzen – das ist traurige Grund“ [sic!])

Jedenfalls – falls Sie sich jetzt fragen, aus welchem traurige Grund RTL die beliebte Castingshow jetzt sofort auf der Stelle absetzen musste: Weil „Der Westen“ sich das wünschte. Nach dem Eklat um Xavier Naidoo müsse der Sender Konsequenzen ziehen, fordert Dominik Göttker, verantwortlicher Redakteur Promi/TV bei „Der Westen“, und es gebe nur eine: „Setzt die Sendung für dieses Jahr ab!“

Sie sind auf Gold gestoßen, als sie bei „Der Westen“ gemerkt haben, dass man nur einen Kommentar mit einer steilen These verfassen und so betiteln muss, dass es sich wie eine Nachricht liest – und die Forderung wie eine Tatsache.

„Nicht richtig fair“

Die Funke-Mediengruppe sieht sich selbst auf dem Weg, „das beste nationale Medienhaus in Deutschland“ zu werden. Sie wirbt für sich mit dem Slogan „Journalismus aus Leidenschaft“.

In der vergangenen Woche hat sich jemand aus der Unternehmenskommunikation nachts versehentlich auf eine Diskussion eingelassen, wie sich dieser Spruch mit dem Desinformationskonzept von „Der Westen“ in Einklang bringen lässt.

Zunächst twitterte der offizielle Account:

Wir haben ja nicht nur den Westen ...

Dann nahm er Anstoß daran, dass jemand den Twitter-Account @FunkeBerlin der Zentralredaktion mit in die Diskussion nahm:

Die Zentralredaktion arbeitet mit unseren Tageszeitungen und den Markenportalen der Tageszeitungen, nicht mit dem Reichweitenportal Der Westen.

Und mit meinem Vorschlag, den Unternehmensslogan doch den unterschiedlichen Arbeitsweisen anzupassen, löste ich beim diensthabenden Funke-Twitterer einen gewissen Grad an Enttäuschung aus:

Wir bieten verschiedene Produkte mit unterschiedlichem Charakter für verschiedene Zielgruppen an. Hinter jeder Seite und jeder Marke stehen viele Kollegen, die sich wahnsinnig viel Mühe geben. Das als 'Leserverarsche' zu begreifen, ist nicht richtig fair.

Dabei würde ich gar nicht bestreiten, dass hinter „Der Westen“ Kollegen stehen, die sich wirklich wahnsinnig viel Mühe geben, die Leser zu verarschen.

Trotzdem war man bei Funke mit dem nächtlichen Diskussionverlauf offenbar nicht richtig zufrieden. Jedenfalls waren die Tweets am nächsten Mittag gelöscht.

„Ein großer Auftrag an uns“

Nun ist die Diskrepanz zwischen der Überschrift und dem Inhalt eines „Der Westen“-Artikels zweifellos eindrucksvoll. Noch größer allerdings ist der Realitätsverlust, wenn die Chefredakteurin Marie Todeskino selbst spricht.

Das Recherchebüro Correctiv, das auch mit Faktenchecks sein Geld verdient, hatte im vergangenen Jahr die originelle Idee, ausgerechnet mit ihr über das verlorengegangene Vertrauen in den Journalismus zu reden. Und „Der Westen“-Chefin Todeskino sah Medienmacher durchaus in der Verantwortung:

„Da ist Vertrauen verloren gegangen, das ist auch nicht Schuld der Menschen, sondern das ist ein Thema, das uns als Medienschaffende betrifft und woran wir wirklich stark arbeiten müssen. Und da muss stimmen die Qualität der Recherche, da muss stimmen, wie wir Inhalte aufbereiten (…). Ich glaube, das ist ein großer Auftrag an uns, dieses Misstrauen wieder zu reduzieren.“

Auf die Frage, was dafür vor allem zu tun wäre, antwortete sie:

„Also, ich glaube, die allerwichtigste Maßnahme ist erstmal die Richtigkeit der Recherche. Wir müssen die Qualität sicherstellen; das, was wir schreiben, muss stimmen. Das darf auch nicht irgendwie schwammig interpretiert werden.“

Während ich diese Sätze aus dem Interview mit ihr abtippe, ist der meistgeklickte Artikel auf der von ihr verantworteten Seite:

Laura Müller: Nun ist es raus - die 19-Jährige ist wieder beim Ex-Partner

Gemeint ist damit natürlich, dass die Freundin von Michael Wendler bei „Let’s Dance“ wieder mit ihrem ursprünglichen Tanzpartner antreten kann, nachdem der eine Woche lang wegen einer Krankheit pausieren musste.

Kein Trick ist den Leuten von „Der Westen“ zu kindisch, um die Leser in die Irre zu führen. Dominik Göttker titelt etwa:

"Traumschiff": Schlimmes Foto vom Set aufgetaucht – ist Florian Silbereisen etwa…?

Die einzige sinnvolle Ergänzung wäre: … Schauspieler. Denn das „schlimme Foto vom Set“, das da „aufgetaucht“ ist, ist dieses Pressebild, das der Sender zur Osterfolge des „Traumschiffs“ veröffentlicht hat:

„In letzter Sekunde greift Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen, M.) ein, sodass der Streit zwischen den Fitnesstrainer Lennart (Tommy Schlesser, r.) und dem Fotografen Ken (Jaime Ferkic, l.) nicht eskaliert.“ Foto: ZDF / Dirk Bartling

Traurige Nachrichten

Gleich eine mehrfache Irreführung steckt hinter diesem Teaser:

Die Schwarz-Weiß-Aufmachung suggeriert subtil, dass Michael Schumacher gestorben ist. Aber genau genommen behauptet die Überschrift natürlich nur, dass ein Vorbild Schumachers gestorben ist.

Auch das stimmt aber nicht: Der Todesfall liegt fast 26 Jahre zurück. Gemeint ist der Unfall von Ayrton Senna. Der wäre am 21. März 60 Jahre alt geworden – das sind die „traurigen Nachrichten“, aus denen „Der Westen“ Klicks generiert.

Das Funke-Portal manipuliert dabei immer wieder nachträglich das Veröffentlichungsdatum, damit die Geschichte in Angeboten wie Google News auch Tage später noch aktuell erscheint und neue Leser in die Irre führt. Wer dort in den Schlagzeilen nach „Michael Schumacher“ sucht, erkennt, wie perfide maßgeschneidert Überschrift, Foto und Teaser komponiert sind.

Hier deutet vor dem Klick nichts darauf hin, dass es nicht um den Tod Schumachers selbst geht. Zum Geschäftsmodell von „Der Westen“ gehört die Produktion reichweitenstarker Fake News.

(Zur Erinnerung: Die Funke-Mediengruppe gehört zu einer Initiative, die sich „True Media“ nennt und behauptet, der „wertegebundene Gegenentwurf zu der nicht enden wollenden Flut an manipulativem Content“ zu sein, „mit dem die Menschen heute in den sozialen Netzen konfrontiert sind.“ Auch der Verlag Gruner+Jahr hat sich mit Funke für diese Lügenkampagne untergehakt.)

Seuchen-Portal

Die Masche beschränkt sich nicht auf Promi-News oder Boulevardthemen. Die Kollegen vom BILDblog bezeichnen „Der Westen“ aktuell doppelt treffend als „Seuchen-Portal“.

Das Katastrophen-Clickbait von „Der Westen“ hat BILDblog in fünf Folgen ausführlich dokumentiert.

Zur Corona-Pandemie fiel der „Der Westen“-Redaktion auch diese Überschrift ein:

Dahinter steckt nichts weiter als die staatliche Ernährungsnotfallvorsorge. Ministerin Julia Klöckner hatte in einem Interview gesagt:

„(…) große Mengen an Getreide, Erbsen, Reis, Linsen und Kondensmilch lassen wir als Bundesernährungsministerium an verschiedenen Orten in Deutschland vorhalten. Angelegt ist sie für Seuchen, Umweltkatastrophen, Terrorszenarien oder den Verteidigungsfall. Gebraucht wurde sie noch nie. Sie ist nur für den absoluten Notfall. Davon sind wir in der jetzigen Lage weit entfernt. Aber es ist gut, dass wir sie haben und immer wieder erneuern.“

Weder gibt Klöckner irgendetwas zu, noch ist die Existenz dieser Lager geheim – nur ihre Standorte sind es zum Schutz vor Plünderungen. Das Überschriften-Zitat „Es wurden geheime Lager angelegt, um…“, wie auch immer es weitergehen würde, hat sich „Der Westen“ einfach ausgedacht.

Zutiefst unjournalistisches Geschäftsmodell

Man könnte endlos weiter Beispiele aufzählen, „Der Westen“ produziert ununterbrochen neue. Es handelt sich nicht nur um Clickbait nach dem Modell, das mit einer kryptischen Auslassung lockt oder einem vagen Versprechen auf eine aufregende Geschichte. „Der Westen“ verbreitet kalkuliert irreführende Schlagzeilen, die konkrete Trennungen, Dramen, Todesfälle suggerieren, die es nicht gibt.

Es ist natürlich das etablierte Lügenmodell der gedruckten Regenbogenpresse, aber online wirkt es ungleich stärker – nicht zuletzt dank Angeboten wie Google News, die auch nicht so genau hingucken bei einem Lügenangebot aus seriösem Haus und jede Manipulation tolerieren. Online mischen sich die falschen Schlagzeilen von „Der Westen“ unter die seriösen Suchergebnisse.

Es ist ein zutiefst unjournalistisches, unethisches Geschäftsmodell, und das Schockierende daran ist, dass die Branche das toleriert. Die Funke-Mediengruppe produziert sowohl soliden, seriösen Journalismus als auch die Sorte Müll, gegen die solide, seriöse Journalisten regelmäßig ankämpfen müssen. Und trotz all der Sonntagsreden über die Bedeutung von Journalismus im Kampf gegen Fake News kann sich die Funke-Mediengruppe das leisten, ohne befürchten zu müssen, aus Verbänden und Institutionen ausgeschlossen zu werden.

Kein Restaurant käme damit durch, seinen Kunden sowohl Sterneküche als auch verdorbene Ekelgerichte anzubieten und auf Nachfrage zu sagen: Naja, wir haben ja nicht nur verdorbene Ekelgerichte. Aber in der Journalismusbranche, ausgerechnet in der Journalismusbranche, geht das.

14 Kommentare

  1. Höhle der Löwen“ System macht Deutsche Bürger reich! Sendung darf nicht ausgestrahlt werden, der Sender ist stinksauer!
    BILD untersucht die Wahrheit über das geheime System zum Geld verdienen.

  2. „Unfassbar traurig! Todeskino bei Familie Schumacher – ‚Der Westen‘-Chefin klingelt vergeblich an der Haustür.“ – „Todeskino unter Palmen“ – „Todeskino im Fernsehen“ – „Todeskino auf der Autobahn!“ – „Kein Todeskino im Altenheim – diesmal darf die Praktikantin raus!“

    Wieso sie dieses unerschöpfliche Reservoir an völlig zutreffenden Überschriften nicht ausschöpft, übersteigt mein Fassungsvermögen…

  3. wenn ich schon „Funke-Mediengruppe“ lese, weiß ich, dass mich Dummheit, Skrupellosigkeit und Lügen erwarten. Dass diese Leute sich nicht in Grund und Boden schämen, ist ein weiterer Skandal.

  4. Als zahlender Kunde der Funke-Mediengruppe kann ich das nur wieder lesen und daran verzweifeln. Als Dortmunder muß ich leider feststellen, daß nicht nur das Digitalportal so furchtbar ist, auch die Qualität der gedruckten Zeitung hat deutlich nachgelassen, seit es keine Konkurrenz zwischen Westfälischer Rundschau und Ruhr-Nachrichten mehr gibt.

    Ich bin immer noch Abonnent der Westfälischen Rundschau (ja, wirklich, der gedruckten Ausgabe auf Papier). Die überregionalen Nachrichten, die bekomme ich auch im Internet, aber für die Regionalnachrichten leiste ich mir die Zeitung auf Papier. Die Westfälische Rundschau bezieht ihre Lokalnachrichten vom Verlag Lensing-Wolff, also von den Ruhr-Nachrichten. Sollte ich vielleicht zum Original wechseln statt bloß die Kopie zu lesen? Aber inhaltlich besser werden die Nachrichten davon auch nicht.

    Dann gibt es noch den Stadtanzeiger, der zwei Mal pro Woche kostenlos verteilt wird. In der aktuellen Ausgabe (Mittwoch, 08. April 2020) schreibt er auf seiner Titelseite: „Unsere Anzeigenblätter sind in diesen Krisen-Tagen noch wichtiger als je zuvor: In jeder Ausgabe berichten wir, was die Menschen in unseren Verbreitungsgebieten jetzt wissen müssen und wie sie hoffentlich gut durch diese kritische Zeit kommen. Ja, wir sind systemrelevant.“ Und dieses Selbstlob steht auf einer Zeitung mit gerade einmal 8 Seiten (zwei ineinandergelegte Zeitungsbögen) mit vielen Anzeigen und ein paar Artikeln drumherum.

    Und eine Konkurrenz zu Funke oder Lensing sind ist der Stadtanzeiger ohnehin nicht. Er scheint in der Ostruhr-Anzeigenblattgesellschaft (ORA), die mehrheitlich genau diesen beiden Unternehmen gehört.

    Dann gibt es das Dortmunder Lokalradio „Radio 91.“, das gehört allerdings mehrheitlich auch der Funk-Mediengruppe und Lensing-Wolff.

    Man empfahl mir mal, mich online bei den Ruhrbaronen zu informieren. Das ist tatsächlich ein unabhängiges Medium, allerdings hat es sich zu einem Portal mit Partyberichten und Linklisten entwickelt. Lokalpolitik, gar Berichte aus den Bezirksvertretungen der Ruhrgebietsstädte, finde dort nicht statt.

    Und dann ist da noch so ein Portal mit dem Namen „ruhr24“. Das scheint auf den ersten Blick tatsächlich ein Konkurrent zu sein, es gehört der Ippen Digital GmbH & Co. KG. Allerdings taucht im Impressum dann als Dortmunder Kontakt eine bekannte Ziffernfolge auf: 9059. Das ist die Nummer der Telephonanlage vom Verlag Lensing-Wolff.

    Und „Nachrichten“ kann man das, was bei „ruhr24“ passiert, so recht auch nicht nennen. Es macht eher den Eindruck einer wild zusammengewürfelten Effektheischrei.

    Und zwischendurch steht dann auch mal so richtige Klöpse wie dieser hier:
    https://www.ruhr24.de/dortmund/coronavirus-dortmund-isolation-professor-walter-kraemer-warnung-kontaktverbot-nrw-uni-zr-13630065.html

    Der Dortmunder Statistikprofessor Walter Krämer tut seine Meinung über die Wirkungen der Ausgangsbeschränkungen im Zusammenhang mit der Corono-Epedemie kund. Der Pressebericht bezieht sich dabei auch auf das Online-Medium „achgut“, auf dem Walter Krämer schreibt. In einer Fußnote heißt es zu „achgut“: „In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, dass es sich dabei um den Blog von Professor Walter Krämer handelt. Dort schreiben jedoch noch weitere Autoren.“

    Da schreiben also Menschen, die ihr Tun als „Journalismus“ verstehen, und diese verzichten nicht nur darauf, das Magazin „achgut“ inhaltlich einzuordnen, sondern offensichtlich kennen sie es noch nicht einmal, und sie befassen sich auch nicht damit.

    Und dann stehe ich da als Dortmunder und frage mich verzweifelt: Was soll ich denn bloß tun? Wenn darf ich mein Geld geben, damit er mich mit gut recherchierten und sinnvoll aufbereiteten Lokalnachrichten versorgt?

  5. Ja, das Portal „Der Westen“ ist Schrott. Dagegen ist „Bild“ hervorragend. Die Regenbogenblätter der Funke Mediengruppe sind typische Regenbogenblätter. „Hörzu“ ist immer noch eine ordentliche Programmzeitschrift.
    Die Regionalzeitungen der Funke Mediengruppe bewegen sich im Rahmen der meisten deutschen Regionalzeitungen. Meine „Braunschweiger Zeitung“ finde ich immer noch recht gut, obwohl sie seit einigen Jahren zur Funke Mediengruppe gehört.

  6. Der Verfall von DerWesten über die letzten Jahre ist unfassbar. Manchmal klicke ich da noch aus versehen hin, weil ich es immer noch als harmlosen Webauftritt von WAZ und WR in Erinnerung habe. Und dann läuft es mir eiskalt den Rücken runter.

  7. @4: Ihre Frustration kann ich sowas von nachvollziehen und teile Sie 1:1. Das ist sehr betrüblich, dass da einfach ein Loch entstanden ist, was offenbar niemand mit Qualität füllen möchte.

  8. Mein Kommentar ist hier völlig fehl am Platz.
    Ich wollte nur mal anmerken dass wir gegenwärtig keine Flüchtlingskrise mehr haben. Die Meere sind sauber und der Klimawandel hat sich erledigt.

  9. Die Tatsache, dass die zur Funke-Medien-Gruppe gehörende WAZ fast alle lebensnotwendigen Informationen/Artikel hinter einer Paywall versteckt, hat mit journalistischer Ethik nichts zu tun. Meine diesbezüglichen, bis heute unbeantworteten Beschwerden hatte zur Folge, dass mir die Kommentarfunktion als Leser entzogen wurde. Der DJU in der ver.di ist die Problematik bekannt. Nach der Pandemie wird abgerechnet.

    Wer entscheidet das eigentlich, dass dermaßen Profit zu Lasten derjenigen gemacht wird, die sich das ABO nicht leisten können? Die WAZ geht doch nicht Pleite, wenn die Bezahlschranke für wenige Monate aufgehoben würde.

  10. @gerdos
    a) ich bezweifele dass die WAZ lebensnotwendige Informationen besitzt, die du nicht anderweitig bekommen kannst.

    b)bist du in prä-WWW-Zeiten auch zum Karl-Heinz ans Kiosk gegangen und hast dir eine Zeitung ohne zu bezahlen genommen, weil da vielleicht was wichtiges für dein Überleben drinstehen konnte und was hat Karl-Heinz, die lebende Paywall, dir dann geantwortet?

  11. 11. Schnellinger
    a) trifft für den Lokalteil nicht zu und der ist für die meisten sehr wichtig, falls sie nicht wissen wie sie sich verhalten sollen, wo sie Infos bekommen, sich testen lassen können, wie der Notruf lautet etc..

    b) Da früher die Zahl der Abonnenten stets niedriger war, als die der Leserinnen und Leser, gab es für viele die News auch für Nüsse. Im Cafe, in der VHS und anderswo oder im Papierkorb an der Strasse.

  12. Die Tatsache, dass ausgerechnet „Correctiv“ Frau Todeskino interviewt hat, war echt ein Schlag ins Gesicht. Damit wird sie unnötig von einem Portal aufgewertet, dass investigativ arbeiten und auch Fakenews aufdecken will. Was gibt es als nächstes von „Correctiv“ – womöglich ein Interview mit Wagner von der BILD?

    Ich hatte mich bei Correctiv darüber beschwert und bekam als Antwort:
    „… wir geben keine Plattform sondern weisen auf ein Problem hin, nämlich das Sterben von Lokalzeitungen im Ruhrgebiet, und dieses ohne die WAZ zu machen, ist kaum möglich, das werden Sie wohl verstehen.“

    Schade, dass die Macher nicht eingestehen können, dass es ein Fehler war, ausgerechnet eine „Journalistin“ wie Frau Todeskino zu Wort kommen zu lassen.

  13. Vielen, vielen Dank für den Artikel! Sie sprechen mir aus dem herzen, besser hätte man es nicht ausdrücken können. Jetzt wüsste ich nur noch gerne, wie ich es schaffe dass dieser Schlagzeilen- Terrorismus aus meinen Suchergebnissen verschwinden? Der Merkur gehört auch dazu.

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