Subjekt, Prädikat, Objekt, Punkt

Wie sich Nachrichtensprache entkrampfen lässt

„Karl liest ein Buch.“ Ein Satz wie Donnerhall und einer der ersten, die ich zu schreiben gelernt habe: Subjekt – Prädikat – Objekt – Punkt.

Eine kurze, präzise Aussage, keine Schnörkel, keine Verrenkungen – allerdings auch kein wirklich überragender Nachrichten- oder Unterhaltungswert. Denn um die Bedeutung dieser knappen Information richtig einschätzen zu können, wüsste ich zusätzlich gerne noch, …

  • … wie alt Karl ist: „Der siebenjährige Karl liest ein Buch.“
  • … welcher Art das Buch ist: „Der siebenjährige Karl liest ein anspruchsvolles Märchen.“
  • … wie viele Bücher Karl insgesamt schon gelesen hat: „Der siebenjährige Karl liest sein zwölftes Buch – und zwar ein anspruchsvolles Märchen.“
  • … ob das für sein Alter viele Bücher sind, und wie Experten das bewerten: „Als mit zwölf Büchern belesenster Grundschüler im Kreis Diepholz liefert der siebenjährige Karl mit der Lektüre eines anspruchsvollen Märchens nach Ansicht von Experten einen weiteren Beweis für seine rasante Entwicklung.“
  • … und welche Rolle der Lehrer dabei spielt: „Als mit zwölf Büchern belesenster Grundschüler im Kreis Diepholz liefert der siebenjährige Karl mit der Lektüre eines anspruchsvollen Märchens nach Ansicht von Experten einen weiteren Beweis für seine rasante Entwicklung und fügt der Erfolgsgeschichte seines Klassenlehrers ein neues Kapitel hinzu.“

Was mein langatmiger Einstieg mit Nachrichtensprache zu tun hat?

Genau solche Passagen mit höchst eigenwilligem Satzbau finden sich immer wieder auch in Texten von Nachrichtenagenturen – aber nicht aus bösem Willen oder weil es Autorin oder Autor an Talent mangelt, sondern weil wir manchmal überflutet werden von Informationen, überwältigt sind von unserem eigenen Wissen, niedergestreckt werden von einem Gedankenblitz und deshalb bewusstlos untergehen in Sätzen wie diesem hier aus einer dpa-Meldung von 2011:

„Als mit 19 Meistertiteln nun alleiniger Rekordchampion schrieb Vorzeigeclub Manchester United ein weiteres Kapitel seiner imposanten Geschichte und ließ die Sammlung von Erfolgscoach Ferguson auf imposante 27 Titel anwachsen.“

Ein Satz mit vielen Aussagen und Einordnungshilfen (und einer Redundanz), aber zugleich so schwierig zu lesen, dass zwei „Karl liest ein Buch“-Sätze sicher hilfreicher gewesen wären:

„Mit 19 Meisterschaften ist Manchester United nun Rekordchampion in England. Für Erfolgstrainer Ferguson ist es bereits der 27. Titel.“

Überfrachtete Sätze

(Nicht nur) Nachrichtenagenturen diskutieren immer wieder über die Notwendigkeit, Arbeitsabläufe zu entschleunigen, um die Gefahr von Fehlern zu reduzieren. Natürlich wollen und sollen wir immer die Ersten sein. Aber in besonderen, kritischen Situationen müssen wir die Meldegeschwindigkeit notfalls auch mal drosseln, damit uns nicht eine Ente aus der Kurve trägt.

Das lässt sich auch auf den Schreibstil übertragen: Natürlich wollen und sollen wir modern, originell und flott formulieren, uns von schmuckloser „A sagt – B sagt“-Sprache lösen und in jede Meldung reichhaltig Einordnung stricken. Aber manchmal müssen wir uns eben auch rückbesinnen auf „Karl liest ein Buch“. Überfrachtete Sätze sind weder modern noch originell.

Kurioserweise entspringen ja viele der besonders schwer verdaulichen Nachrichtenpassagen dem Bemühen, möglichst kompakt zu schreiben und Texte zu straffen. Wenn aber an den falschen Stellen beispielsweise auf Nebensatzeinschübe verzichtet wird, geht das zulasten von Stil und Lesbarkeit: Ein „gerufenes Spezialeinsatzkommando der Polizei“ ist ebenso augenschmerzend, wie ein solcher dpa-Satz unfreiwillig komisch ist:

„Auf von der Bühne ins Publikum geworfenen aufblasbaren Luftgitarren griffen viele kräftig in die Saiten.“

Auch „die Anwälte des verurteilten Vaters des Amokläufers von Winnenden“ sind mindestens einen Genitiv zu kompakt.

Verkümmerte Sprache

Ohnehin ist es ein großer Irrtum zu glauben, dass Nebensätze in guten Agenturmeldungen die Ausnahme sein sollten. Im Gegenteil: Sie sind ein ausgezeichnetes Instrument, Sprache zu entkrampfen. Natürlich kann ein „Antrag am fehlenden kommunalen Konsens“ scheitern, aber viel hübscher scheitert er doch, „weil sich die Kommunen nicht einigen konnten“.

Manchmal bleiben wir auch schlicht zu eng an Vorlagen kleben, teils aus Zeitnot, teils aus Bequemlichkeit, vielleicht auch, weil wir mit der Thematik schon so vertraut sind, dass wir die verkümmerte Sprache nicht mehr bemerken oder hinterfragen. Auch hier ein dpa-Beispiel von 2011:

„Wie die Landtagsfraktion mitteilte, wird die EU-Kommission den Entwurf für die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik in der neuen Förderperiode nach 2013 voraussichtlich im Herbst vorlegen.“

Falls wir diese Information überhaupt brauchen, sollten wir sie mit eigenen Worten verständlich machen, notfalls in mehreren Sätzen und mit zusätzlichen Erklärungen:

„Bis 2013 wird die Europäische Union jährlich rund 60 Milliarden Euro für die Landwirtschaft ausgeben. Voraussichtlich im Herbst dürften die Bauern erfahren, was sie danach erwartet. Denn dann will die EU-Kommission nach Angaben der Landtagsfraktion skizzieren, wie die gemeinsame Agrarpolitik ab 2014 aussehen soll.“

Bürokratische Sprachmonster

Kniffliger ist es bei juristischen Themen. Hier ist die Versuchung besonders groß, eng an den Vorlagen entlang zu schreiben – schon allein aus Sorge, mit einer zu freien Sprache rechtlichen Ärger zu riskieren.

Vorsicht ist beim Umschreiben juristischer Formulierungen tatsächlich geboten. Eine Gewahrsamnahme etwa ist ein hässlicher Begriff, aber eben etwas anderes als eine Festnahme. „Gemäß einem Antrag der Nebenklage“ muss dagegen nur in der Fachliteratur ein Zeuge gehört werden, bei dpa reicht ein schlichtes „auf Antrag der Nebenklage“. In aller Regel gefahrlos entbürokratisiert werden können auch die von Juristen so heiß geliebten Substantivierungen. Das gilt – zumindest im Leadabsatz – sogar für den „Tatvorwurf der Nötigung und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch unbefugte Bildaufnahmen“, auch wenn wir hier einen Paragrafen des Strafgesetzbuchs zitiert haben.

Kritik an bürokratischen Formulierungen wird oft mit dem Verweis auf Zeitnot gekontert: „Es musste schnell gehen, das war in aller Eile geschrieben, mit mehr Muße wäre es besser geworden.“ Aber sind solche Sprachmonster wirklich zwingende Folge großer Hektik?

Gehen wir noch einmal zurück ins Jahr 2011: Stellen Sie sich vor, Sie hetzen gerade zu einem wichtigen Termin und wollen trotzdem noch rasch einem langzeitarbeitslosen Freund eine interessante Neuigkeit rüberwerfen, die Sie gerade in Sachen Hartz IV gehört haben. Rufen Sie ihm dann wirklich diesen dpa-Leadsatz zu?

„Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die Antragsfrist zur Kostenerstattung beim Bildungsangebot für Hartz-IV-Familien verlängern.“

Oder sagen Sie nicht viel eher etwas dieser Art:

„Ihr habt jetzt doch noch bis Sommer Zeit, Euch das Geld für den Schulausflug erstatten zu lassen.“

Gedruckt wie gesprochen

Unsere gesprochene Sprache scheint also sogar besonders klar zu sein, wenn wir in Eile sind. Wenn wir keine Zeit für lange Erklärungen haben, wählen wir einfache Formulierungen und unmissverständliche Botschaften. Schwierig wird es erst, wenn wir in Hektik nicht reden, sondern schreiben sollen. Dann verkrampfen wir schneller, suchen Sicherheit, indem wir Substantive aneinanderreihen, die uns vorgegeben werden, und schenken unserem eigenen Sprachvermögen nicht mehr genug Vertrauen.

Kleine Tricks können diese Verkrampfung vielleicht lösen: Wer sich von Kolleginnen und Kollegen fragen lässt, was der Kern der verquasten Mitteilung war oder die Hauptaussage der langatmigen Pressekonferenz – wird sich automatisch von der gestelzten Vorlage entfernen und in seiner oder ihrer eigenen, viel lebendigeren Sprache antworten und erklären.

Text-Redakteurinnen und -Redakteure sollten auch Audio-Beiträgen viel mehr Beachtung schenken. Natürlich handelt es sich um unterschiedliche Medienformate mit unterschiedlichen Zielgruppen und unterschiedlichem Sprachstil. Aber dennoch: Wenn eine Formulierung beim einmaligen Vorlesen kaum oder gar nicht verstanden werden kann, ist sie in der Regel auch für einen Lesetext nicht geeignet.

Ein dpa-Satz wie der folgende etwa erschließt sich auch nach dem dritten (Vor-)Lesen nicht wirklich und ist damit nicht nur für das Radio untauglich:

„Ältere Urteile und Gutachten aus den 80er Jahren zu der Frage, ob ein Hauptschul-Bildungsgang an einer Gesamtschule der Bestandsgarantie der Hauptschule in der Verfassung genüge, deckten heute möglicherweise nicht mehr die Schulwirklichkeit ab.“

Verständlichkeit schlägt Authentizität

Das gilt im Übrigen auch für das direkte Zitieren: Ein wörtliches Zitat, das nur sehr schwer zu lesen und zu verstehen ist, ist kein gutes Zitat. Daher sollte es auch nur in Ausnahmefällen – etwa wenn die zentrale Aussage eines Top-Ereignisses (Mitteilung eines Rücktritts oder eines Todesfalls) dokumentiert werden soll – wörtlich wiedergegeben werden.

Das hier ist eine Politikeräußerung, die dpa wörtlich zitierte:

„Dass sie verärgert ist, wenn sie in Niedersachsen nicht das volle Maß der Information bekommt, das zu dem Zeitpunkt wem auch immer schon zur Verfügung gestanden hat, ist, glaube ich, verständlich.“

Verständlichkeit geht immer über (Pseudo-)Authentizität. Daher hätten wir dieses Schachtelzitat zwingend in indirekter Rede entflechten müssen.

Aber auch hier gilt: Die Sehnsucht nach klaren Regeln, die nicht nur im Arbeitsalltag von Nachrichtenagenturen verbreitet ist, lässt sich in Sprachfragen kaum befriedigen. Natürlich unterscheiden sich die Anforderungen an Stil und Satzbau von Textformat zu Textformat: In einem Feature können und sollen die Autorinnen und Autoren mehr mit der Sprache spielen und stärker ihren eigenen Stil pflegen als in einer Eilmeldung. Eine Personality-Story muss ganz anders geschrieben werden als die erste schnelle Kurzmeldung zu einer Bundesratsentscheidung.

Ohnehin vermitteln feste Regeln oft nur trügerische Sicherheit – vor allem aber können sie weder Sprachgefühl noch gesunden Menschenverstand ersetzen. Wenn man sich trotzdem einmal heillos in Zusatzinformationen, Detailwissen und Gedankenblitzen verheddert, kann womöglich „Karl liest ein Buch“ helfen. „Subjekt – Prädikat – Objekt“ ist sicher nicht der attraktivste Ausweg aus sprachlichen Sackgassen. Aber im Zweifel sollten Nachrichtensätze lieber einfach und klar sein als kunstvoll und verwirrend.

17 Kommentare

  1. Ein sehr lesenswerter Artikel.
    Mich persönlich stört, dass in den Zeitungen immer wieder Berufung mit Revision verwechselt wird. Oder von einem Freispruch mangels Beweises geredet wird. Den gibt es nämlich gar nicht: entweder Freispruch oder Verurteilung.
    Man fragt sich dann schon, ob Journalisten auch in anderen Bereichen so ungenau sind.

  2. Gut und schön. Nichts gegen zu sagen. Aber wichtiger als die Sprache der Nachrichten ist der Inhalt der Nachrichten. Hier sind weitgehende Objektivität und ehrlich bemühte Neutralität gefordert. Offenes oder verstecktes Framing sollte vermieden werden.

  3. „Gewahrsamnahme“ ist Polizeineusprech dafür dass jemand von einer „Sicherheitsbehörde“ eingesperrt wird, meistens willkürlich, weshalb er/sie am nächsten Tag laufen gelassen wird. Aber „einsperren“ klingt natürlich nicht so gut, aber „Gewahrsam“ klingt wie „Wahren“, „Gewähr“, „Verwahrung“, also wie etwas Gutes, Sicheres, Beruhigendes. Womit wir wieder beim framing wären.

  4. Hinweis. Heute in Sonntagszeitung Feuilleton eine Abhandlung über verquaste Sprache einiger renommierter Schriftsteller.

  5. Gut gebrüllt, Löwe. Wir sind es unseren Lesern und Hörern schuldig, so zu schreiben, dass sie uns ohne Probleme verstehen können. Nicht Locken auf einer Glatze drehen, keine überlangen Sätze, nicht zu viele Einschübe, aber auch kein Stakkatostil. Journalismus ist eben mehr, als Fakten zusammenzutragen, zu hinterfragen , aufzubereiten und zu verbreiten. Auch wenn das Schreiben anders als landläufig vermutet den kleineren Teil unserer Arbeit ausmacht, ist es eben doch wichtig und eine Kunst. Das Gesamtpaket aus Inhalt und Form macht einen guten Artikel, eine gut aufbereitete Nachricht aus.

  6. Danke, aber leider nimmt Herr Homburger in seinem Text keine Notiz von Atmosphären in denen die Texte entstehen. Zeitdruck, Ressourcenmangel, die Pflicht sich an stupide Vorgaben von anno 1950 zu halten, manchmal völlig unterschiedliche Vorstellungen von einem Text vom Autor und dem Chefredakteur, Schreiben unter Angst etc. sind alles negative vibrations, die das Verfassen eines Textes stören, doch leider nicht ohne Weiteres aufzulösen sind, auch nicht durch gut gemeinte und richtige Schreibstiltipps und -regeln.

  7. Ich hoffe, dein letzter Satz wird auch gelesen:

    „Verständlichkeit geht immer über (Pseudo-)Authentizität. Daher hätten wir dieses Schachtelzitat zwingend in indirekter Rede entflechten müssen.“

    Das mit dem „in indirekter Rede“ geht ja bisweilen unter, weil das Schachtelzitat dann entflochten wird. Und in direkter Rede als neues echtes Zitat verkauft wird. (Sicherlich nicht bei dpa, aber anderswo.)

  8. …war ja eigentlich keine schlechte Idee, mit einem „Cellphone“ auch „Bellen“ zu können.
    Seit den Kurznachrichtendiensten und insbesondere „Zwitschern“ ist bekannt, was das mit Sprache macht.
    Da gibt es den Enkel eines Einwanderers aus der Pfalz in die USA.
    Der kennt sich aus…

    Tja, Deutsche Presseagentur

    Solange euer Müll bei „B…“ und anderswo landet…

  9. Zu viele Journalisten vergessen zu häufig, dass ihr Beruf ganz wesentlich etwas mit Sprache zu tun hat. Nicht nur mit den zweifellos wichtigen Inhalten. Und wer sich rausredet, dass sprachliche Schluderei der Eile geschuldet war – tja, der hat sich wohl über viele Jahre falsches Formulieren angewöhnt.

  10. >>„Dass sie verärgert ist, wenn sie in Niedersachsen nicht das volle Maß der Information bekommt, das zu dem Zeitpunkt wem auch immer schon zur Verfügung gestanden hat, ist, glaube ich, verständlich.“<<

    Auf solche Zitate würde ich ungern verzichten wollen. Mir gefällt das.

    Grundsätzlich bin ich auch eher kein Freund der hier angesprochenen und sicher auch sinnvollen "Vereinfachungen".

  11. Ich frage mich ja oft, warum so gerne „X übt Kritik an“ anstelle „X kritisiert“ geschrieben wird.

    Was mir an mir auffiel: Wenn ich von einem Termin mit einer Verwaltung oder seit Jahren aktiven Politikern komme, muss ich aufpassen, dass ich nicht deren Nominalstil übernehme. Was bestimmt nicht immer klappt.

    Und wie schnell die Umgebung auf einen abfärbt, kann man auch schön bei Kollegen beobachten, die von der Presse in eine Pressestelle gewechselt sind. ?

  12. Ich sage dem Krampf den Kampf an:
    „Emojis richtig gesetzt,könn(t)enen den Krampfkampf beenden!“

  13. Wie man ja auch von verquasten Informationen zum verstehbaren Kern der Sache kommen kann – ohne andere Menschen involvieren zu müssen: sich selbst das Ganze nochmal mündlich erklären. Und aufzeichnen, z.B. mit jedem handelsüblichen Smartphone. Fertig.

  14. Ich denke es geht gar nicht um die Komplexität als solche, sondern nur um den Fluss. Wir lesen ja nicht grammatisch Texte, sondern in Form von Pattern. Dabei spielt auch Gewöhnung eine Rolle. So erwarten Franzosen das Wichtige immer zum Ende des Satzes, wörtlich übersetzt hört sich das dann komisch im Deutschen an.

    Komplexe Sätze sind eine Frage des Trainings. Wenn man alles simplifiziert, werden die Menschen dumm, das heißt sie bekommen Probleme komplexe Sätze zu verstehen.

    Der Satz „Wie die Landtagsfraktion mitteilte, wird die EU-Kommission den Entwurf für die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik in der neuen Förderperiode nach 2013 voraussichtlich im Herbst vorlegen.“ ist vollkommen klar. Akteur ist die EU Kommission. Das Dossier heißt „Entwurf für die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik“. Das kann man googlen. Daraus zu machen:
    „Bis 2013 wird die Europäische Union jährlich rund 60 Milliarden Euro für die Landwirtschaft ausgeben. Voraussichtlich im Herbst dürften die Bauern erfahren, was sie danach erwartet. Denn dann will die EU-Kommission nach Angaben der Landtagsfraktion skizzieren, wie die gemeinsame Agrarpolitik ab 2014 aussehen soll.“
    ist Unsinn.

    Denn ein Entwurf (Proposal) richtet sich nicht an Bauern sondern an das Parlament und den Rat. Die Alternative didaktisiert den Sachverhalt mit vollkommen falschen Vorverständnissen. Ein Strategiepapier der Kommission ist kein Haushaltsplan, sondern eine Diskussionsgrundlage für den Gesetzgeber. Die Kommission hat nicht die Macht diese Strategie selbst zu definieren.
    Ein Fakt muss journalistisch überprüft werden, nicht „nach Angaben der Landtagsfraktion“ – man kann nachfragen bei der Kommission.

    Während also das erste vollkommen verständlich ist, kommen im zweiten Fall Didaktisierungen und Erklärungen hinzu, die aber nur von dem begrenzten institutionellen Wissen des Journalisten zeugen,

    Der Fehler ist: Man muss nicht immer Sätze „verstehen“ aber sie müssen sachlich korrekt sein. Sätze, die korrekt sind, kann man sich erarbeiten. Sätze, die mit falschen Didaktisierungen vollgepumpt werden, sind für den Fachmann Desinformation. Nun ist die Frage ob die Desinformation „good enough“ ist für normale Menschen.

    Nichts ist schlimmer, als wenn jemand, der es nicht verstanden hat, etwas für andere didaktisiert und „einfach macht“.

  15. Das ist der Grund , warum ich mich nicht mehr mit Nachrichten beschäftige.
    Die durch diese Sätze entstehenden erhobenen yzeigefinger sind zum kotzen

  16. Ihre Meinung zum Thema Klarheit im Schreiben etc. hat mir gefallen.
    CHRISTUS SEGNE SIE und zwar sooo, wie Sie es aus SEINER Sicht brauchen …
    ( es geht dabei nicht um das leider übliche Konfessions- und Dogmen-Gerangel, sondern lediglich darum: „Worauf vertraue ich eigentlich
    wirklich ? etc. etc. )

  17. Schade, dass Humor so sparsam ausgegeben wird! Der wunderbare Text von Froben Homburger hat mir den besten Lachanfall seit langer Zeit verursacht, und ich durfte doch nicht lachen, denn ich saß im Lesesaal einer Bibliothek! Die Bilder, die in mir beim Lesen entstanden sind, waren herrlich komisch, und dennoch habe ich zwischen den Zeilen den Respekt oder gar die Bewunderung für die Sprache und ihre Macht gelesen. So wie ich Herrn Homburger verstanden habe, empfiehlt er nichts weiter, als Sprache situationsbezogen zu gebrauchen, ihre Register zu beherrschen und hin und wieder auch mit ihr zu spielen, wenn es möglich ist. An „Karl liest ein Buch“ werde ich hoffentlich denken, wenn ich meine Masterarbeit schreibe…

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