Content Marketing

Angelique Kerber in „Emotion“: Journalismus und PR aus einem Haus

Diese Pressemitteilung war eher ungewöhnlich. Ein Verlag, der journalistische Zeitschriften herausgibt, feiert sich für eine große Werbekampagne, die er im Auftrag einer Versicherung entworfen hat, und die er jetzt vorantreibt, auf allen Kanälen: bei Youtube, Instagram, und natürlich auch im Heft.

„EMOTION Verlag entwickelt medienübergreifende Content-Marketing-Kampagne ‚Fit in den Frühling mit Angie Kerber‘ für Generali Deutschland.“

So stand es über der Pressemitteilung, die der „Emotion“-Verlag vor einigen Wochen rumschickte. Katarzyna Mol-Wolf, Chefredakteurin und Geschäftsführerin des Frauenmagazins „Emotion“, erklärt darin, was ihr Unternehmen für Tennisspielerin Kerber und die Generali-Versicherung gemacht hat: eine Fitness-„Aktion“, die von einer Social-Media-Kampagne begleitet werde, „die insgesamt fünf Wochen über die Social Media Kanäle von Generali läuft, sowie einer Advertorial-Serie im EMOTION Magazin“.

„Aufgabenstellung“ sei gewesen, Kerber „als Markenbotschafterin von Generali noch stärker inhaltlich mit den Themen Gesundheit, Aktivität und Fitness zu verbinden“. Man wolle sie „als Life Coach und Expertin zu diesen Themen in der Generali Community“ positionieren. „So bieten wir dort ganz konkreten Mehrwert und laden die Inhalte zudem emotional auf.“

Bemerkenswert ist das auch, weil das Gesicht der Kampagne erst kurz zuvor den Titel des Magazins „Emotion“ schmückte. Angelique Kerber hatte „Emotion“ ein Interview gegeben, in dem sie von ihrer Karriere erzählte, vom „brutalen Absturz“ und wie sie sich wieder aufrappelte. Sie war hier also Teil einer journalistischen Geschichte, und sollte ein paar Ausgaben später in „Emotion“ als Markenbotschafterin einer Versicherung wieder auftauchen. Beides, Interview und Kampagne, stammt dabei aus demselben Haus. In der Pressemitteilung zur Kampagne heißt es:

„Idee, Entwicklung von Inhalten, Kampagne und Event sowie die komplette Umsetzung stammen aus der Feder des EMOTION Verlags, der das Konzept in Zusammenarbeit mit dem Management der Tennisspielerin entwickelte.“

Das ist deshalb problematisch, weil Katarzyna Mol-Wolf hier zwei Positionen inne hat, mit denen sie unterschiedliche Interessen verfolgt: Einerseits, als „Emotion“-Chefredakteurin, verantwortet sie ein Interview, das nichts mit PR zu tun haben sollte; andererseits lässt sie sich bzw. ihren Verlag dafür bezahlen, eine PR-Kampagne mit Kerber zu kreieren, sie also in ihrem und vor allem im Sinne der dafür zahlenden Versicherung zu positionieren.

Kerber ganz nah: Interview in „Emotion“ Ausriss: Emotion

Interessant ist, dass zwischen dem Kerber-Interview und dem Beginn der Kampagne nur wenige Wochen liegen. Das kann Zufall sein, vielleicht hat sich das Werbe-Engagement aber auch durch das Interview ergeben. Theoretisch wäre auch möglich, dass das Interview bereits Teil der Kampagne, also ein Deal war. Doch der Verlag schreibt auf Anfrage, dass die Titelgeschichte „inhaltlich und zeitlich völlig unabhängig entstanden“ sei, „völlig transparent“.

Völlig transparent? Dass auch die PR-Kampagne von „Emotion“ stammt, gibt der Verlag zwar als Pressemitteilung an Kollegen heraus, die Leserinnen erfahren davon aber nichts. Als die Kampagne drei Monate nach der Titelstory im Heft erscheint, ist sie dort nicht als Anzeige gekennzeichnet, sondern als: „Emotion live“. Auf den ersten Blick soll es offenbar so aussehen, als wäre es eine Fitness-Aktion von „Emotion“, bei der Kerber zufällig ein T-Shirt der Versicherung trägt und auf einem Handtuch der Versicherung sitzt.

Generali wirbt mit und in „Emotion“ Ausriss: Emotion

Die Grenzen zwischen journalistischen und werblichen Beiträgen verschwimmen. Ein Problem, das existiert, seit Verlage ihre Veröffentlichungen mit Werbung querfinanzieren. In den vergangenen Monaten, Jahren ist es immer größer geworden, da Verlage und Werbekunden erkannt haben, dass Kunden mit journalistischen Mitteln am besten zu erreichen sind.

Nahe Verwandte: Content Marketing und Native Advertising

So entstanden Gattungen, die sich Content Marketing oder Native Advertising nennen. Sie bedienen sich journalistischen Formen, um Botschaften zu transportieren, die im Sinne der werbenden Unternehmen sind. Wenn die Inhalte gut gemacht sind, kann man sie von journalistischen Beiträgen kaum unterscheiden. Auch untereinander sind beide Varianten schwer auseinanderzuhalten. Selbst Fachleute sind sich über die Abgrenzung nicht ganz einig.

Klaus Eck, einst Journalist und nun Inhaber der Agentur d.Tales, ist einer der Content-Marketing-Pioniere in Deutschland. Er würde die Grenzen so ziehen:

„Beim Content Marketing geht es darum, anhand von Personen Geschichten zu erzählen, mit denen der Absender ein Ziel verfolgt, das außerhalb des Contents liegt. Anders als beim Direktmarketing lautet dieses Ziel aber nicht, sofort etwas zu verkaufen, sondern die Kunden erst mal in die Nähe des Unternehmens zu bringen.

Beim Native Advertising stellt mir ein Verlag gegen Geld eine Plattform zur Verfügung, die mir dabei hilft, ein Ziel zu erreichen. Inhaltlich können die Beiträge identisch sein. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass eine Native Ad auf einer Fremdplattform gebucht wird, während Content Marketing meist auf den eigenen Kanälen oder als Gastartikel kostenlos veröffentlicht wird.“

Erscheint der Text im Auftrag eines Unternehmens, ergibt sich eine Versuchung, die gleichzeitig ein Dilemma ist: Der Glaubwürdigkeitsgewinn für den werblichen Inhalt ist am größten, wenn der Adressat ihn mit einem journalistischen Beitrag verwechselt. Dabei steht allerdings einiges auf dem Spiel, denn der Glaubwürdigkeitsverlust für den Absender ist am größten, wenn Leser die Täuschung durchschauen und sich betrogen fühlen.

Dieses Spiel mit den Grenzen hat diesen Gattungen den Vorwurf eingebracht, Schleichwerbung in neuer Verkleidung zu sein. Andererseits kann man in beidem auch den Versuch sehen, das Marketing insofern zu verbessern, als dass Firmen nicht mehr nur mitteilen, was sie loswerden wollen, sondern sich auch mit der Frage beschäftigen: Was interessiert die Leute überhaupt? Journalistische Verlage sind ein guter Partner, das herauszufinden, und in Zeiten bröckelnder Anzeigenmärkte suchen diese wiederum händeringend nach neuen Geschäftsfeldern.

Die Content-Schmieden der großen Medienkonzerne

Die großen Medienkonzerne des Landes haben ihre Corporate-Publishing-Zweige deshalb längst zu Agenturen umgewandelt oder sich mit bereits bestehenden Agenturen zusammengetan. Gruner & Jahr, zum Beispiel, hat seine Kundenmediensparte vor zweieinhalb Jahren mit der Gütersloher Agentur Medienfabrik verschmolzen. Das neue Unternehmen heißt Territory, hat rund 1.000 Mitarbeiter und ist Marktführer.

Burda hatte seine Corporate-Publishing-Einheit schon ein Jahr zuvor mit der Berliner Agentur KircherBurkhardt zum neuen Unternehmen C3 verwoben. Eine andere Burda-Tochter, Burda-Forward, erstellt für Werbekunden journalistisch anmutende Inhalte, die auf Portalen wie „Focus Online“ oder der deutschen „Huffington Post“ geschaltet werden.

Auch der Süddeutsche Verlag hat seit gut zwei Jahren eine eigene Content-Marketing-Agentur. Und kürzlich erst wurde bekannt, dass auch Springer seine Corporate-Publishing-Einheit ausgegliedert hat.

Kleinere Medienhäuser wie der Verlag Inspiring Network, zu dem „Emotion“ gehört, wollen in diesem Geschäft mitmischen. Nur haben sie keine rechtlich unabhängigen Töchter, die sich mit diesen Feldern beschäftigen. Auf die Frage, wie das alles bei Inspiring Network organisiert ist, teilt der Verlag mit:

„Zu unserem Verlag (…) gehören neben unseren Magazinen auch z.B. das Konzipieren von Content-Marketing-Kampagnen, Corporate Publishing, Eventplanung und klassische Beratung – Serviceangebote für den Kunden, noch gezielter seine Zielgruppe zu erreichen. Wir haben eine eigene Unit im Haus, die diese Bereiche betreut, holen uns aber das journalistische Know How aus den jeweiligen Redaktionen.“

Das kann also bedeuten: Die gleiche Redaktion, die bei der Autorisierung eines Interviews mit Angelique Kerbers Management verhandelt, auch um möglichst wenige glatte PR-Floskeln übernehmen zu müssen, berät auch die Abteilung, in deren Interesse es liegt, ein möglichst vorteilhaftes Bild der Tennisspielerin in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Der Verlag schreibt:

„Selbstverständlich trennen wir die redaktionelle Arbeit für ‚Emotion‘ strikt von der Arbeit für Kunden, das entspricht unserem Anspruch an Qualität und Glaubwürdigkeit.“

Der Journalistik-Professor Lutz Frühbrodt hält das dennoch für ein Problem: „Offiziell zeigen sich die meisten Verlage dem Gedanken der journalistischen Unabhängigkeit verpflichtet, aber in der Praxis verfahren sie oft sehr viel pragmatischer“, sagt er. Viele Verlage pflegten ein enges Verhältnis zu ihren Werbepartnern. Am Ende spielten oft betriebswirtschaftliche Kriterien eine größere Rolle als journalistische.

„Bei etlichen mittelständischen Verlagen gibt es keine saubere institutionelle Trennung zwischen journalistischem Geschäft und Auftragskommunikation; das halte ich für ein strukturelles Problem“, sagt Frühbrodt. Das sei zwar nicht neu, aber mit dem Content Marketing und dem Native Advertising seien strukturelle Verbindungen noch einmal sehr viel enger geworden. Das habe heute „eine ganz andere Qualität“. Die Frage ist: Was kann man dagegen tun?

Journalismus und Marketing: Auf Knopfdruck umschalten?

„Man muss sauber trennen zwischen Verantwortung für die Redaktion und Verantwortung für das Management“, sagt Frühbrodt. Auch innerhalb der Redaktion sei es wichtig, Aufgaben nicht zu vermischen. Die sauberste Lösung sei eine personelle Trennung. Wo das nicht möglich sei, zum Beispiel in kleinen Verlagen mit wenigen Mitarbeitern, müsse man streng genommen auf Honorarkräfte zurückgreifen. „Ich glaube nicht, dass die gleichen Mitarbeiter auf Knopfdruck umschalten können zwischen Content Marketing für Kunden und unabhängigem Journalismus“, sagt Frühbrodt.

Klaus Eck hingegen hält das durchaus für möglich. Eine klare Trennung zwischen Anzeigen und Redaktion sei sinnvoll. „Aber es spricht auch nichts dagegen, dass ein Journalist einerseits seinem Job nachgeht und journalistische Texte produziert, dann aber zwischendurch auch für Auftraggeber schreibt“, sagt er. Wichtig sei eben nur die Transparenz. Wenn Geld geflossen sei, müsse das gekennzeichnet werden. Frühbrodt fordert hier schon lange einen Ethik-Kodex, der Regeln definiert.

Der Deutsche Rat für Public Relations hat für seine Mitglieder einen solchen Kodex erstellt, aber dort heißt es lediglich, für den Nutzer müsse „jederzeit mühelos möglich sein, zu erkennen“, mit welcher Art von Inhalten er es zu tun habe. Doch was bedeutet „mühelos“? Reicht es, wenn der Absender im Impressum erwähnt wird? Einige Anbieter interpretieren die Richtlinie so.

Frühbrodt geht das nicht weit genug: Die Leser müssten sich dann selbst die Mühe machen, zu suchen. „Es ist aber wichtig, dass auf den ersten Blick zu erkennen ist, ob ein Unternehmen hinter den Inhalten steht“, sagt Frühbrodt. Er sieht vor allem den Branchenverband Content Marketing Forum in der Pflicht, einen Kodex zu erarbeiten, der hier mehr Offenheit verlangt. Doch dazu habe der Verband bislang keine Notwendigkeit gesehen.

Ein Kodex, der alles regelt – und an den sich alle halten

Der stellvertretende Verbandschef Christian Fill antwortet auf die Frage, ob ein solcher Kodex in Planung sei, dass man sich gerade mit den großen Agenturverbänden austausche: „Natürlich ist es unsere Aufgabe, mit Richtlinien beim Umgang mit Inhalten für ein sauberes, journalistisch einwandfreies Arbeiten zu sorgen. Als Mitmach-Verband hängen wir schon von der zeitlichen Verfügbarkeit unserer Mitglieder ab – ich bin mir aber sicher, dass wir zum Herbst dieses Jahres etwas fundiertes präsentieren können.“

Klaus Eck sagt, er habe nicht das Gefühl, dass es an Richtlinien mangle. „Wir brauchen nicht hundert neue Regeln“, sagt er. Wenn man bei seiner Marke nicht transparent kommuniziere, habe man eben ein Problem. Doch Frühbrodt wendet ein, es sei unwahrscheinlich, dass eine Marke in einen Shitstorm gerate, weil sie ein Informationsangebot nicht gut gekennzeichnet habe.

Dass bei „Emotion“ und Angelique Kerber Fragen offen geblieben sind, diesen Eindruck haben jedoch beide, Eck wie Frühbrodt. Eck hätte dem Verlag von Beginn an zu mehr Offenheit geraten, um einen falschen Eindruck gar nicht erst entstehen zu lassen. „Man hätte einen Werkstattbericht schreiben können, zum Beispiel einen Blogbeitrag, in dem man erklärt, wie man zu dem Auftrag gekommen ist“, sagt er. Verlage müssten mehr darüber sprechen, was sie machen, wie und warum, und welche Zusammenhänge es gibt.

19 Kommentare

  1. Nur kurz zur Überschrift: PR ist eine (schlimme) Verharmlosung und obendrein falsch. Warum? PR ist ehrbar, Schleichwerbung nicht.

  2. Frauenzeitschriften sind doch schon immer der verlängerte Arm der Mode- und Beautyindustrie gewesen, abhängig von deren Werbeschaltungen und von daher noch nie „kritisch“, sondern mit dem Anliegen und Auftrag unterwegs, Konsumwünsche zu wecken. Mit Journalismus verwechseln das nur die allernaivsten Leserinnen. Hoffe ich.

  3. @2 und ich hoffe umgekehrt, nur die allernaivsten Leser verwechseln IT/PC-Zeitschriften mit echtem Journalismus. ct und paar andere mal ausgenommen. ?

  4. (Hab lang in dem Bereich gearbeitet. Glauben Sie mir: Selbst die allerehrbarste PR wird zT durch schlicht recherchierfaule, gehetzte und/oder auf Anzeigenkunden bedachte Redaktionen übelst in Versuchung geführt. Manche von denen machen es einem echt zu leicht. Und wenn dann der eigene Chef einem im Nacken sitzt und den Unterschied zwischen freier Presse und bezahlter Anzeige nicht kennen will …)

  5. Lieber Herr Heimann,
    Ihr ganzer Artikel beruht anscheinend auf Spekulationen und Vermutungen ohne wirkliche Real-Sachbezüge. So wirkt ihr Artikel aus meiner Sicht eher tendenziös. Leider nimmt aus meiner Sicht jegliche Rechercheleistungen bei Journalisten, egal ob Fach- oder Publikumsmedium, seit Jahren massiv ab. Woran liegt das? Die guten Journalistenschulen lehren doch noch etwas anderes…

  6. Liebe Benita,
    wollen Sie damit sagen, dass das Interview mit Frau Kerber in „Emotion“ und die anschließende Werbekampagne aus demselben Verlag keinerlei „Real-Sachbezüge“ haben, und dass die Antworten auf unsere Anfrage an den Verlag, die Statements von Herrn Frühbrodt, Herrn Eck und Herrn Fill, dass all das keine „Rechercheleistung“ ist?

  7. Lieber Boris,
    Ja, dass meine ich. Wenn Sie wirklich meinen das hier ein Real-Sachbezug vorliegt, sollten Sie mal alle Gala und Bunte-Ausgaben eines Monats sich anschauen. Da finden Sie in jeder Ausgabe einen Bezug zwischen redaktioneller Berichterstattung in Mode und Beauty und Protagonisten auf dem Cover (besonders empfehle ich die Ausgaben zur Berlinale). Auch die vermeintliche Kooperation zwischen S’Oliver und dem neuen Magazin JWD scheint Ihnen entgangen zu sein, wenn dies alles für Sie ein Thema darstellt. Hier finden meines Erachtens wirkliche Vermischung von redaktioneller Freiheit und Anzeigen in sogar der identischen Ausgabe statt. Stattdessen stürzen Sie sich auf ein Thema, wo ein Verlag wohl eine Auftragsarbeit für einen Kunden getätigt hat, sprich wie eine Agentur. Machen das nicht Territory, C3 und wie die Verlags-Agenturen alle heissen nicht täglich? Doch sie kreieren hier eine Thema, wo wohl eine Auftragsarbeit deutlich später stattgefunden hat, als eine Protagonistin auf dem Cover (by the way, wissen Sie überhaupt wieviel Wochen vorher bei Monatsmagzinen die Themen-Planung und Produktion stattfindet?). Sie sollten eher mal die wirklichen kritischen Themen innerhalb ein und der selben Ausgabe in der Frauen- und Reisepresse sich anschauen. Hier sind eher Tatsachen geben als bei Agenturgeschäft, was per se so wie ich es verstehe ja noch kein Verstoss zwischen redaktioneller Unabhängigkeit und Anzeigen darstellt.
    Insofern bleibe ich bei der Aussage, dass der Artikel schlecht recherchiert ist und das wirkliche Thema nicht einmal richtig beleuchtet, sondern sogar vielmehr on die komplette gegensätzliche Richtung leuchtet. Also hinsetzen und Hausaufgaben machen.

  8. Liebe Benita,

    erst mal vielen Dank für die Kritik. Es sind ja mehrere Punkte. Ich will mal versuchen, auf jeden einzeln zu antworten.

    >>Wenn Sie wirklich meinen das hier ein
    >>Real-Sachbezug vorliegt, sollten Sie
    >>mal alle Gala und Bunte-Ausgaben
    >>eines Monats sich anschauen. Da
    >>finden Sie in jeder Ausgabe einen
    >>Bezug zwischen redaktioneller
    >>Berichterstattung in Mode und Beauty
    >>und Protagonisten auf dem Cover
    >>(besonders empfehle ich die Ausgaben
    >>zur Berlinale). Auch die vermeintliche
    >>Kooperation zwischen S’Oliver und dem
    >>neuen Magazin JWD scheint Ihnen
    >>entgangen zu sein, wenn dies alles
    >>für Sie ein Thema darstellt.

    Besten Dank für die Hinweise. Das ist natürlich auch interessant. Aber: Das sind andere Themen. Wenn wir feststellen, dass Gala und Bunte redaktionelle Beiträge und Werbung vermischen, bedeutet das ja nicht, dass wir deswegen anderen Themen fallenlassen. Und uns war hier eben aufgefallen, dass im Emotion-Magazin eine Titelgeschichte über Angelique Kerber erschienen ist – und kurz darauf eine Kampagne, die der Verlag zusammen mit ihr entwickelt hat. Dass dabei Fragen offen bleiben, haben uns zwei Experten auf diesem Gebiet bestätigt. Damit halten wir es für gerechtfertigt, darüber zu berichten.

    >>stürzen Sie sich auf ein Thema, wo ein
    >>Verlag wohl eine Auftragsarbeit für einen
    >>Kunden getätigt hat, sprich wie eine Agentur.
    >>Machen das nicht Territory, C3 und wie die
    >>Verlags-Agenturen alle heissen nicht täglich?

    Es gibt einen Unterschied. Das steht auch so im Text. Agenturen wie C3 sind rechtlich eigenständige Unternehmen. Bei kleineren Verlagen ist das nicht unbedingt der Fall. Da verlaufen die Grenzen etwas unschärfer. Das bedeutet: Wenn nicht der Eindruck entstehen soll, dass es einen Zusammenhang zwischen Werbekampagnen und redaktionellen Beiträgen gibt, die im selben Haus entstehen, muss man den Lesern das so erklären, dass es für sie transparent wird. Darum geht es in dem Text. Das macht der Verlag aber nicht nur nicht, er hält das in diesem Fall zudem auch noch nicht für nötig. Das ist weder eine Vermutung noch eine Spekulation, wie Sie in Ihrem ersten Kommentar schreiben, das ist eine Tatsache, und wie der Verlag das sieht, schreibt er in einer Stellungnahme. Man kann das natürlich für nicht so dramatisch halten. Aber man kann es problematisch finden. Und damit bedarf es einer Erklärung.

    >>Sie sollten eher mal die wirklichen
    >>kritischen Themen innerhalb ein und
    >>der selben Ausgabe in der Frauen-
    >>und Reisepresse sich anschauen.

    Das machen wir gern. Wenn Sie Hinweise haben, schicken Sie doch eine E-Mail an Übermedien.

    >>Insofern bleibe ich bei der Aussage,
    >>dass der Artikel schlecht recherchiert ist
    >>und das wirkliche Thema nicht einmal
    >>richtig beleuchtet, sondern sogar
    >>vielmehr on die komplette gegensätzliche
    >>Richtung leuchtet. Also hinsetzen
    >>und Hausaufgaben machen.

    Vielleicht verstehe ich Sie falsch, aber ich lese da: „Ich finde, ein anderes Thema ist viel wichtiger. Er hätte lieber darüber schreiben sollen.“ Das ist natürlich eine legitime Meinung.
    Aber das Thema ist hier: Probleme, die sich ergeben, wenn auch kleinere Verlage das machen, was vorher nur Agenturen angeboten haben. Die Bunte erscheint bei Burda, die Gala sowie JWD bei Gruner & Jahr. Das sind beides keine kleinen Verlage. Aber wie gesagt: Vielleicht habe ich Sie auch falsch verstanden. Dann würde ich mich freuen, wenn Sie noch etwas konkreter werden könnten – also nur wegen der Hausaufgaben.

    Herzliche Grüße
    Ralf Heimann

  9. Sorry Jungs, da könnt ihr Euch mit eurem Buddytum noch so gerne supporten, aber die Argumentations-Kette ist mir zu wenig.
    Punkt 1: Wie soll man es verstehen, wenn Sie sagen, dass es bei größeren Verlagen ok sei, wenn Sie Agenturleistungen anbieten bei kleineren, aber nicht, nur weil keine eigenständige Gesellschaftsform existiert, aber eine andere Einheit innerhalb des Verlages etwas herstellt. Dies gab es in der Geschichte der Verlage immer. Die Frage ist doch von der rechtlichen Einheit der Struktur causal unabhängig. Ihr glaubt doch nicht im ernst, dass Betriebe wie C3, etc komplett autark arbeiten.
    Hallo? Merkt ihr selber, oder?
    Punkt 2: Selbst, wenn ihr hier Euer Augenmerk auf diese journalistische Petitesse legt, solltet ihr dann halt mal Euer Augenmerk auf die wirklich relevanten Themen, die ich Euch ja schon nahelegte (Stichwort Hausaufgaben) legen, wenn Euch das Thema interessiert. Ich kann auch über die 3. Liga berichten und nicht über die Bundesliga oder Champions League; so werde ich dann aber auch immer wahrgenommen.
    Mit anderen Worten: hier liegt ein spannenderes Thema in den PZ Medien und ihr zieht Euch ein Beispiel raus, was Overall meines Erachtens so belanglos ist, wie wenn Holstein Kiel gegen Dynamo Dresden spielt. Und im Übrigen war ich zudem immer der Ansicht, dass man eher für den Underdog ist und nicht für den Bundesligisten. Wenn ich Euch aber so schreiben hören, steht ihr ja anscheinend eher auf der Seite der Grossverlage.
    Punkt 3: Ich habe selber lange genug für B2B Medien gearbeitet, und denke, dass auch junge Journalisten lernen sollten, die wesentlichen Themen selber zu recherchieren. Ich habe Euch nun schon einige Themen genannt. Anstelle testosteronischen Support Euch gemeinsam zuzusprechen, könntet ihr ja die People-, Frauen- und Reisepresse mal über die kommenden oder zurückliegenden Monate analysieren. Wenn ihr Euren Job ernst meint, müsstet ihr dort mehr als fündig werden (auch bei den Grossverlage)….

    Schönen Sonntagabend
    Benita

  10. Nur um kurz die Sache zu erklären, die anscheinend wie „Buddytum“ aussieht. Boris Rosenkranz hat das Thema vorgeschlagen. Ich habe es recherchiert und geschrieben. Er hat den Text redigiert. Und ja, stimmt, da gibt’s auch bei anderen Verlagen ’ne Menge zu berichten. Ich habe auch nicht geschrieben, dass es bei großen Verlagen okay sei. Ich habe nur gesagt: Es ist in diesem Fall nicht das Thema. Aber um bei Ihrem Beispiel zu bleiben: Holstein Kiel spielt gelegentlich gegen Dynamo Dresden. Sie würden dann sagen: Nee, das ist unter meinem Niveau. Ich mache nur erste Liga? Dann haben wir da einfach unterschiedliche Auffassungen von Berichterstattung. Das gilt übrigens auch für die Sache mit den Underdogs. Ich bin grundsätzlich nicht für irgendwen, wenn ich über etwas berichte. Ich stehe in diesem Fall auch nicht auf der Seite der Großverlage. Die Sache ist glaub ich einfach, Sie schreiben es selbst: „(…) ihr zieht Euch ein Beispiel raus, was Overall meines Erachtens (…) belanglos ist.“ Das dürfen Sie auch finden. Es ist nur nicht meine Meinung. Aber ich glaub, damit müssen wir jetzt beide leben.

    Ihnen aber trotzdem auch einen schönen Abend!

  11. Dann muss ich folgenden Satz aufgrund meines blonden Wesens einfach bzgl. des Sachverhalts bei Klein- und Grossverlage falsch interpretiert haben :“ Agenturen wie C3 sind rechtlich eigenständige Unternehmen. Bei kleineren Verlagen ist das nicht unbedingt der Fall. Da verlaufen die Grenzen etwas unschärfer.“
    Hiess für mich: Rechtlich halt sauber aber inhaltlich dann egal. Aber wie erwähnt, feminin wohl falsch interpretiert…

    Mit unterschiedlichen Meinungen kann und konnte ich im Redaktionsalltag immer gut leben. Wie gesagt, Ihrer Meinung bin ich halt nicht.

    Schönen Abend

  12. Nein, nein. Ich will Sie gar nicht angreifen. Ich finde das gut, dass Sie kritisieren. Und den Satz haben Sie richtig verstanden. Der meint nur: Wenn eine Agentur rechtlich eigenständig ist, kann man zumindest davon ausgehen, dass für redaktionelle Beiträge und Content-Marketing-Kampagnen unterschiedliche Menschen verantwortlich sind. Was da dann hinter den Kulissen passiert, kann ich natürlich auch nicht sagen. Aber noch mal: Das ist ein anderes Thema.

  13. Boris Rosenkranz scheint eine nahezu obsessive Affinität für dieses Thema zu haben. Absoluter Höhepunkt war der Artikel
    „Süddeutsche-Beilage Golf spielen“. Der Kommentarstrang ist geradezu explodiert, so spannend war der Beitrag!

  14. Ich möchte als Kieler kurz einwerfen, dass es für mich nicht belanglos ist, wenn Holstein spielt.

    (Und, ich vermute, dass für Frau Benita das Thema des Beitrags auch eine gewisse persönliche Bedeutung hat, wenn sie es schon mit dem „aber die anderen!“-Ablenkungsmanöver probiert.)

  15. Ich finde es auch wesentlich berichtenswerter, wenn in einer ComputerBild, sagen wir mal Ausgabe 14/2018, in der Rubrik neue Produkte auf einer Doppelseite (z.B. Seite 22/23) die neuen Tarife von O2 Connect vorgestellt werden (sic!) – und dann zwei Doppelseiten später (z.B. Seite 26/27) ein doppelseitiges Advterorial von 02 erscheint. #CorporateSolutions

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