In vielen Segmenten ist es wahrscheinlich hilfreich, wenn der Titel eines Heftes einfach sagt, was im Heft ist. „Dokus im TV – 4 Wochen intelligenter fernsehen“ ist so ein Fall: Es enthält ein auf Dokumentationen beschränktes Fernsehprogramm für vier Wochen, was ich auch deshalb weiß, weil unter dem schön erklärenden Namen der Hinweis steht „Programm vom 17.02 – 16.03.2018“ und darunter noch die Erklärung „Neu! 2200 Dokus – 4 Wochen TV-Programm“. Das erklärt das dann alles ganz gut. Es ist ein TV-Programm für Dokus drin. Für vier Wochen.
Titelthema ist „Der Blaue Planet“, eine BBC-Dokumentation, von der wir alle vor ungefähr 15 Jahren zum ersten Mal gehört haben, aber es gibt neue Teile, und auf dem Cover ist eine Meeresschildkröte, und Meeresschildkröten mag jeder. Im Editorial erklärt jemand, der nur durch eine unleserliche Unterschrift identifiziert wird, er hätte 1999 beim Tauchen eine Meeresschildkröte gesehen und das sei ein erhebender Anblick. Ich nehme ganz doll an, die Unterschrift gehört zu Dr. Ernst Seibold, weil er der Chefredakteur von „Dokus im TV“ ist. Und auch, weil er der einzige Redakteur von „Dokus im TV“ ist. Und er macht etwas, das ich noch nie irgendwo gesehen habe, aber so zauberhaft finde, dass ich es zum Gesetz machen möchte: Er schreibt das Impressum (zumindest in der einen Abteilung, in der mehrere Menschen arbeiten) in einem Satz! Das klingt so: „Satz/Layout: Eileen Nesvarba mit Sarah Möckel, Jenny Linken, Nadine Margot und Angelina Schall“. Wie toll ist das? Die hatten schließlich auch wirklich viel Arbeit mit dem Satz von unendlichen Kolonnen Programminformationen, da kann man sie auch würdigen, und ich finde, das macht ein Satz mehr als eine bloße Reihe von Namen, die durch Kommas getrennt sind.
Die Kolumne
Michalis Pantelouris ist Journalist und hat an vielen Magazin-Erfindungen und -Relaunches mitgewirkt. Er ist Redaktionsleiter des Joko-Winterscheidt-Magazins, das bald bei Gruner+Jahr erscheinen soll. Pantelouris geht für uns jede Woche zum Bahnhofskiosk, um Zeitschriften zu entdecken. Und drüber zu schreiben.
Der Rest vom Heft ist dann nicht ganz so gut. Es sieht ein bisschen lieblos aus, weil das am Ende natürlich nur zusammengeklatschte Programmhinweise der Sender sind und man bei „Dokus im TV“ einerseits nicht mehrseitige Geschichten machen will, andererseits aber auch keine Anzeigen im Innenteil hat und deshalb Einzelseiten nebeneinander stellt, was falsch aussieht. Es steht sowieso immer mal Zeug nebeneinander, das man vielleicht besser zweimal angeguckt hätte, wie die Titel „Der Monaco-Clan“ neben „Deutschlands große Clans“ im Inhaltsverzeichnis, wo außerdem die Typo manchmal entweder bizarr viel oder bizarr wenig Durchschuss hat1)Das ist Angeber-Lingo für: Die Textzeilen stehen zu weit oder zu nah übereinander..
Auf den Programmseiten sind die Sendungen nach Themen geordnet, was auf den ersten Blick eine schwierige Idee ist und auf den zweiten so falsch, dass es schon wieder Wurst ist: „Das Zarenreich – Russland und die Romanows“, ist das „Menschen/Gesellschaft“ oder „Politik/Geschichte“? Ich hätte das zweite getippt, „Dokus im TV“ sieht das aber anders, und so richtig unrecht haben sie damit ja auch nicht. Aber eben auch nicht recht. „Deutschlands große Clans – Die Otto-Versand-Story“ ist übrigens „Panorama“, genau wie „Nachtschicht – Amerikas heiße Grenze“, was ja auch alles andere sein könnte. Auf eine Doppelseite ist die Biografie von Marianne Faithfull „Kunst/Kultur“, direkt daneben die von Bruce Springsteen aber „Menschen/Gesellschaft“. Einen Sinn ergibt das nicht, aber man will das plötzlich trotzdem alles sehen. Ich habe ja noch einen Fernseher. Allerdings habe ich, glaube ich, einen großen Teil der Sender nicht. „Spiegel TV Geschichte“ zum Beispiel. Davon habe ich gehört, aber gesehen habe ich das nie.
Die Tatsache, dass da Textkästen direkt nebeneinander stehen, die unterschiedliche Längen haben und deshalb beknackt aussehen, lässt mich glauben, dass hier tatsächlich einfach nur die Sendungsbeschreibungen der PR-Abteilungen der Sender einfließen, weshalb ich mich der Textqualität nicht wirklich widmen möchte, aber einmal zum Geschäftsmodell gratulieren. Es ist zwar furchtbare Arbeit, ein eher nicht so hübsches Magazin aus PR-Schrott zusammen zu basteln, aber es ist eine ziemlich schlaue Art, kostenlose Inhalte zu verwursten, und das Ding kostet nur einen Euro, insofern wünsche ich alles Glück auch mit den nächsten Ausgaben. In der Vorschau sieht man schon die Themen der nächsten Wochen. Wenn die Größe das Titelthema andeutet, dann wird es eins, das man nur lieben kann: „Der Blaue Planet“.
Das ist Angeber-Lingo für: Die Textzeilen stehen zu weit oder zu nah übereinander.
8 Kommentare
Keine Fußnote!
Nicht eine einzige!
Ich prangere das an!
Doch, eine, hinter „Durchschuss“.
Was vergangene Woche bereits bekrittelt wurde, aber weiterhin recht nervig ist: der „title“ der Fußnote überlagert den gehoverten Fußnoten-Tooltip, sodass dieser unlesbar ist. Eine simple Lösung wäre es, das „title“-Tag beim hovern in eine Variable zu schreiben, zu entfernen und beim „enthovern“ wieder in hinzuzufügen. Oder ist das eine bewusste Variation von Muphry’s Law („Wann immer jemand Layout-Kritik übt, hat er selbst einen fiesen Layout-Fehler auf der Seite“)?
..ich schließe mich Hotte an!!
PS: wenn ich das Heft irgendwo sehe, wird mir die Fleißarbeit den Euro definitiv wert sein
Ich nehme mal an, die nervende Überlagerung wird bewusst so gemacht, damit Fußnotenkritik-Kommentare generiert werden. Was wäre ein Kolumnenbeitrag von M.P. ohne solche Kommentare? Ich hätte übrigens gern die Sternchen zurück.
P.S.: Ich bin Euer Bürgermeista!
Ich ergänze nochmal zu der Fußnoten-Kritik: auf meinem Handy kann ich die Fußnoten jetzt gar nicht mehr lesen. Denn ein „klick“ funktioniert offenbar nicht mehr und die Maus drüber halten geht hier schlecht. Warum wurde das überhaupt geändert — war doch alles super vorher?
@ 1 ff.
Das ist Entwöhnung. Fußnoten-Junkies!
Ich dachte, die doppelte Fußnotenanzeige würde jetzt solange bestehen bleiben, bis jemand die magische Formel „Kein Scherz“ im Fußnotenkommentar verwendet.
Vielleicht soll so aber auch einfach nur dem vor einiger Zeit geäußertem Wunsch einiger Kommentatoren nach mehr Content entsprochen werden. :P
Frage an den Autor: Wenn das Publikum auf einen Running Gag (Fußnoten) aufspringt, ist das dann das Zeichen dafür, dass der Running Gag funktioniert oder dass er tot ist?
Glückwunsch Herr Pantelouris,
sie haben gerade nochdas letzte Heft vor der Einstellung des Titels erwischt. Es sind gerade mal 4 Ausgaben erschienen. 2015 gab es schon mal mit „doku tv“ einen ähnlichen Versuch, der bereits mit der ersten Asugabe scheiterte.
Keine Fußnote!
Nicht eine einzige!
Ich prangere das an!
Doch, eine, hinter „Durchschuss“.
Was vergangene Woche bereits bekrittelt wurde, aber weiterhin recht nervig ist: der „title“ der Fußnote überlagert den gehoverten Fußnoten-Tooltip, sodass dieser unlesbar ist. Eine simple Lösung wäre es, das „title“-Tag beim hovern in eine Variable zu schreiben, zu entfernen und beim „enthovern“ wieder in hinzuzufügen. Oder ist das eine bewusste Variation von Muphry’s Law („Wann immer jemand Layout-Kritik übt, hat er selbst einen fiesen Layout-Fehler auf der Seite“)?
..ich schließe mich Hotte an!!
PS: wenn ich das Heft irgendwo sehe, wird mir die Fleißarbeit den Euro definitiv wert sein
Ich nehme mal an, die nervende Überlagerung wird bewusst so gemacht, damit Fußnotenkritik-Kommentare generiert werden. Was wäre ein Kolumnenbeitrag von M.P. ohne solche Kommentare? Ich hätte übrigens gern die Sternchen zurück.
P.S.: Ich bin Euer Bürgermeista!
Ich ergänze nochmal zu der Fußnoten-Kritik: auf meinem Handy kann ich die Fußnoten jetzt gar nicht mehr lesen. Denn ein „klick“ funktioniert offenbar nicht mehr und die Maus drüber halten geht hier schlecht. Warum wurde das überhaupt geändert — war doch alles super vorher?
@ 1 ff.
Das ist Entwöhnung. Fußnoten-Junkies!
Ich dachte, die doppelte Fußnotenanzeige würde jetzt solange bestehen bleiben, bis jemand die magische Formel „Kein Scherz“ im Fußnotenkommentar verwendet.
Vielleicht soll so aber auch einfach nur dem vor einiger Zeit geäußertem Wunsch einiger Kommentatoren nach mehr Content entsprochen werden. :P
Frage an den Autor: Wenn das Publikum auf einen Running Gag (Fußnoten) aufspringt, ist das dann das Zeichen dafür, dass der Running Gag funktioniert oder dass er tot ist?
Glückwunsch Herr Pantelouris,
sie haben gerade nochdas letzte Heft vor der Einstellung des Titels erwischt. Es sind gerade mal 4 Ausgaben erschienen. 2015 gab es schon mal mit „doku tv“ einen ähnlichen Versuch, der bereits mit der ersten Asugabe scheiterte.