Massenhafte „Tod den Juden“-Rufe am Brandenburger Tor?
In einem Gastbeitrag für „Spiegel Online“ fand Heiko Maas vergangene Woche deutliche Worte: „Wer ‚Tod den Juden‘ ruft, gehört vor Gericht.“
Der Justizminister reagierte mit dieser Klarstellung – oder Forderung? – auf Berichte, dass auf Demonstrationen gegen die Entscheidung Donald Trumps, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, anti-israelische und antisemitische Slogans gerufen wurden. Darunter auch dieser denkbar übelste, der nicht einmal vorgibt, einfach nur gegen Israel zu sein, sondern stattdessen unverhohlen zum Mord an Juden aufruft.
Die Empörung ist groß, dass eine Masse von Menschen in Deutschland „Tod den Juden“ skandiert und dass die Polizei nicht dagegen einschreitet. Doch es ist erstaunlich schwer, einen Beleg dafür zu finden, dass diese Rufe ertönten.
Dabei sind sich die Berichterstatter scheinbar einig. In Dutzenden Artikel vieler großer Zeitungen wird der skandalöse Verlauf der Demonstrationen geschildert. Die „Welt“ berichtet:
Auf drei Kundgebungen am Freitag und am Sonntag nahe dem Brandenburger Tor sowie im Bezirk Neukölln hatten insgesamt 3700 Demonstranten ihrer Wut gegen die Jerusalem-Entscheidung von US-Präsident Donald Trump und dem Hass gegen Israel freien Lauf gelassen: Sie verbrannten israelische Fahnen und Transparente mit Davidsternen, riefen „Tod den Juden“.
Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt:
Viele haben sich Hamas-Flaggen um den Hals geschlungen, manche skandierten minutenlang „Tod den Juden“ (…).
In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ steht:
Verbrannte Flaggen mit Davidsternen, vermummte Demonstranten, die „Tod den Juden“ skandieren und Fahnen der islamistischen Terrororganisation Hamas schwenken – in Berlin bricht sich nach der Entscheidung des US-Präsidenten Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, Judenhass Bahn.
Ähnlich berichten „Der Spiegel“, „Die Zeit“, „Frankfurter Rundschau“, die Nachrichtenagentur epd und viele andere Medien.
In einem Kommentar im „Tagesspiegel“ heißt es: „Vor dem Brandenburger Tor [werden] aus einer großen Menschenmenge heraus immer wieder in fanatischen Sprechchören ‚Tod den Juden‘ skandiert.“ Die „Welt“ beklagt „die Hilflosigkeit der Polizei bei ‚Tod den Juden‘-Rufen“ und zitiert Rainer Wendt, den Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, der eine Verschärfung des Demonstrationsrechts fordert. Und die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt, die aus den USA stammende jüdische Schriftstellerin Deborah Feldman, die in Berlin lebt, sei angesichts der Berichte um den Schlaf gebracht worden:
Entsetzt hat sie, „dass die Polizei offensichtlich nicht gegen die Demonstranten eingeschritten ist, die den Tod aller Juden skandiert haben“.
Illustriert sind die Artikel mit Fotos von Demonstranten, die selbstgebastelte Israel-Flaggen verbrennen. Journalisten und Antisemitismus-Recherchestellen haben Videos der Demonstrationen am Brandenburger Tor und in Neukölln hochgeladen, aber in keinem ist der Aufruf zu hören. Wenn, wie von der „Berliner Zeitung“ berichtet, über tausend Demonstranten diesen Slogans „minutenlang skandiert“ hatten, müsste sich doch eine Aufnahme oder ein Zeuge dafür finden lassen.
Die Journalistin Polina Garaev, die für das israelische Fernsehen bei einigen der Demonstrationen dabei war, sagt, sie habe diesen Ruf nicht gehört. Dasselbe sagt ein Demonstrationsteilnehmer, der Videos hochgeladen hatte, dafür aber den islamischen und judenfeindlichen Schlachtruf „Khaybar, Khaybar, ya yahud, jaysh Mohammad sawfa ya’ud“ („Khaybar, Khaybar, oh Juden, die Armee Mohammeds wird wiederkehren“). Er bezieht sich auf den Kampf um die jüdisch besiedelte Oase Khaybar im Jahr 628. „Das ist schon ein radikaler Ausdruck“, sagt der Teilnehmer, „wir sagen es denen jedes Mal: Lasst den Scheiß.“
Viele Artikel über die „Tod den Juden“-Rufe nehmen Bezug auf ein Video des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. (JFDA). Das Video zeigt Demonstranten, die „Kindermörder Israel“, „Terrorstaat Israel“ und auch „Khaybar“ rufen. Aber auch nach stundenlanger Sichtung dieser Demonstrations-Videos vom JFDA, von Redoc, von palästinensischen Facebook-Seiten und deutschen Verschwörungsseiten aus der rechten Szene lassen sich nur einige zufällig aufgenommene Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Demonstranten finden, die sich nicht einigen konnten, was sie rufen wollten – aber kein einziger „Tod den Juden“-Ruf.
Das JFDA antwortet auf Twitter auf die Frage, ob sie bei ihrer Recherche solche Rufe gehört oder aufgenommen haben: „Wir haben diesen Ausruf bei unseren Beobachtungen der vergangenen Tage weder auf Deutsch noch auf Arabisch gehört.”
Die Berliner Polizei hat die Demonstration aufgenommen und gesetzeswidrige Handlungen und Äußerungen notiert. Am Telefon liest Pressesprecher Michael Gassen nach Sichtung der Berichte eine Liste mit allen anstößigen Äußerungen vor: „Terrorist USA, Terrorist Israel, Kindermörder Israel. Zu einem späteren Zeitpunkt: Kindermörder Israel, Zionisten gleich Faschisten. Israel Kindermörder, Israel Frauenmörder.“ Der Ausruf „Tod den Juden“ ist nicht dabei.
Woher kommt also diese Behauptung?
Der erste Artikel, in dem davon die Rede ist, erscheint am 10. Dezember im Boulevardblatt „Berliner Kurier“. Er beginnt so:
Es sind Bilder, die wir nie wieder sehen wollten in unserem Land. Parolen, die wir nie wieder hören wollten. Doch ausgerechnet am Brandenburger Tor, dem Symbol für Deutschland, das in der ganzen Welt bekannt ist, skandierten am Freitag fast 1500 hasserfüllte Menschen auf einer pro-palästinensischen Demonstration „Tod den Juden“, verbrannten eine eigens für diesen Zweck gebastelte Fahne mit Davidstern sowie eine Israelflagge. Jetzt ermittelt die Polizei.
In der „Berliner Zeitung“, deren Redaktion mit der des „Berliner Kuriers“ in diesem Jahr zusammengelegt wurde, erscheint am folgenden Tag ein Artikel derselben Verfasser, in dem diese Behauptung wiederholt wird:
Ab 16 Uhr hatten sich hier rund 1500 Teilnehmer versammelt. Bereits nach wenigen Minuten richteten sich die Sprechchöre nicht mehr gegen die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt, sondern offen gegen Juden. Zudem verbrannten zwei Männer eine mitgebrachte Fahne mit aufgemaltem Davidstern. Dazu skandierte die aufgebrachte Menge minutenlang „Tod den Juden“.
Offenbar beruhen alle Berichte und Kommentare, die in den folgenden Tagen erschienen, auf diese Darstellung der Ereignisse in „Berliner Kurier“ und „Berliner Zeitung“. Einer der beiden Autoren der Artikel hatte an jenem Freitag auch ein dreißigminütiges Video gemacht. Es zeigt das Ende der Demonstration sowie den Zeitraum danach, als immer noch wütende Demonstranten auf dem Platz versammelt sind. Es wurde 188.000 Mal angeschaut, aber auch hier ist kein „Tod den Juden“-Ruf zu hören.
Anruf in der Redaktion: Kann der Reporter bestätigen, dass „fast 1500 hasserfüllte Menschen ‚Tod den Juden‘ skandiert“ hatten, und hat er sie dabei gefilmt? Nein, sagt er, weil seine Hände zu kalt gewesen seien und die Zahl eine „Übertreibung“ sei. Tatsächlich habe er den Ruf „Tod den Juden“ nur kurz am Rande gehört, nach dem Ende der eigentlichen Demonstrationen, von einer kleinen Gruppe, „so fünf oder sechs Leute“. Ein Bekannter, mit dem er unterwegs war, habe ihm den Ruf übersetzt. Einen Kontakt zu diesem Zeugen kann er nicht herstellen.
Bei einem späteren Gespräch sagt der Reporter, er habe den fertigen Artikel gar nicht gekannt, über dem sein Name steht und der so viele Reaktionen ausgelöst hat. Er habe die Beobachtung seinem Redaktions-Kollegen nur telefonisch mitgeteilt. Dass in dem Artikel davon die Rede war, dass 1500 Menschen minutenlang den Spruch skandierten, habe er nicht gewusst und es habe ihn überrascht. Das sei alles maßlos übertrieben.
Über die Folgen dieser Berichterstattung, über die mediale Welle und die Reaktion des Justizministers, gibt er sich überrascht: „Ich staune ja natürlich auch, dass es dann bis in die Schlagzeilen schafft, ohne das man das auch noch hinterfragt.“
In „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ sind heute Korrekturen erschienen. Auch deren Online–Artikel wurden nachträglich teilweise berichtigt.
Mitarbeit: Fabian Wolff
Korrektur, 20. Dezember: Wir hatten den Khaybar-Schlachtruf im Original zunächst versehentlich verkürzt zitiert.
Mag ja sein, dass das nicht alle gerufen haben. Aber das ändert nichts an dem Antisemitischen Grundcharakter dieser Demo.
Die ganze Sache hat noch einen weiteren unappetitlichen Aspekt:
„Arye Sharuz Shalicar, ehemaliger Berliner Hiphopper, ehemaliger Sprecher des israelischen Militärs sowie aktuell hochrangiges Mitglied des israelischen Geheimdienstes und Gastautor bei der neokonservativ-neoliberal-rechtsextremen „Achse des Guten“ ließ am 15. Dezember 2017 via Facebook folgendes verlauten: „BITTE TEILEN! Die Message dieses Artikels geht auch raus an all diejenigen in Deutschland, die denken, dass sie den Davidstern öffentlich verbrennen können, ohne dafür bestraft zu werden. WIR wissen WER ihr seid, WO ihr seid und Wie WIR EUCH zur Rechenschaft ziehen können. WIR bestimmen Zeitpunkt und Ort. Lebt mit der Angst!“. Dabei verwies er auf einen Artikel von WELT mit dem Titel: „Als Palästinenser verkleidet zogen israelische Polizisten ihre Waffen„. […]“
http://blauerbote.com/2017/12/18/israelischer-geheimdienst-droht-flaggenverbrennern/
Erst einmal herzlichen Dank für die Recherche.
Die Berichterstattung zum Thema Jerusalem war eine Farce.
1. Der Leser wurde kaum über Trumps Entscheidung im außenpolitischen und völkerrechtlichen Kontext aufgeklärt. Gleiches gilt für die illegale und völkerrechtswidrige Politik Israels im Bezug auf Jerusalem. Kaum einer der zahlreichen Antisemitismus-Kritiker kann die Demomstrationen einordnen. Wie auch, wenn der Leser nicht im gleichen Maße über die israelsiche Politik aufgeklärt wird.
2. Stattdessen wurde ausführlich über den muslimischen Antisemitismus geschrieben. Die Leserkommentare & Tweets hierzu zeigen, dass die Kritik am muslimischen Antisemitismus für viele eine geeignete Projektionsfläche ist, die eigenen antimuslimischen Ressentiments zu tarnen. Diese Bigotterie hatte niemanden gestört.
3. Palästinensischer oder türksiche Vertreter der Demonstrationen kamen selten zu Wort. Deren Sicht der Dinge war nicht gefragt, außer sie bedienten entweder das Klischee vom muslimischen Antisemitismus oder sie wurden von den Medien gehypt, weil sie sich in die tobende Masse einreihten und den muslimischen Antisemitismus scharf verruteilten.
4. Die USA hat sich gestern mit ihrem Veto zur Jerusalem Frage international isoliert. Die Berichterstattung zu diesem Thema ist vergleichsweise dürr.
Nice Job Übermedien und Frau Dische-Becker und Herr Wolff, wirklich gute Arbeit – nicht nur, weil mir das Ergebnis gefällt, sondern weil es wohl astrein dokumentiert ist, wie Sie zu Ihrem Ergebnis kommen.
Vielleicht ist das sinnbildlich für das Zeitungs- und MEdienproblem: Es muss schnell schnell gehen.
Jemand berichtet telefonisch vom Ereignis, ein anderer schreibt das auf, dann geht es über den Chef in den Druck. Das ist ja wie stille Post nur auf seriös gemacht.
Ich finde es auch gut, dass hier die Teilnehmer der hässlichen Proteste zu Wort kommen, die den Protest sauber („Das ist schon ein radikaler Ausdruck“, sagt der Teilnehmer, „wir sagen es denen jedes Mal: Lasst den Scheiß.“ ) vortragen wollten
Ich finde es toll, dass hier schlechte Recherche immer noch ein Thema ist. Denn vor allem geht es doch hier um ein Beispiel für eine unzureichende journalistische Tätigkeit.
Ob darüber hinaus noch noch Vorurteile der Journalisten hineingespielt haben, kann hier nicht beantwortet werden (wird aber trotzdem geschehen).
Ich prophezeie: Die Diskussion wird sich vor allem darum drehen, ob ‚der‘ deutsche Journalismus sich im Nah-Ost-Konflikt zu sehr einer der beiden Seiten zuneigt. Und da das bereits eine zur Erkenntnislosigkeit verkürzte Fragestellung ist, werden die Antworten nicht besser sein.
Typische „Berichterstattung“ einer reproduzierenden Meute. die auf Schlüsselreize reagiert. Bewundernswert, dass „Übermedien“ dagegen hält. Es werden Narrative einfach erfunden, wenn sie gewünscht sind. Den „Beweis der Wahrheit“ liefert die Meute, weil sie eine Meute ist, wie in alten Zeiten. Besser einfach jeden Blödsinn schreiben, den auch alle anderen schreiben. Ein Verfahren, das man sonst gar nicht merkt.
Ich habe in Neukölln die Gruppen gehört, einmal die Spontandemo, dann die Demo auf der Sonnenallee. Ich habe nichts gesehen, aber die skandierten Rufe wirkten schon sehr bedrohlich. Polizei war nicht zu hören. Palästinaflaggen.
Es wird sei Jahren versucht von der Springerpresse (aber auch von der AfD, siehe Besuch von Herrn Reil) so zu tun als seien Juden in Neukölln besonders gefährdet. Ich kann das nicht bestätigen, fühle mich aber auch unsicherer als noch vor einigen Jahren, was einfach an den volleren Straßen liegt.
In den Medien kursiert auch noch die antimuslimische Ente, dass es angeblich auf Schulhöfen Jude „inzwischen“ „wieder“ ein Schimpfwort sei. Im Kern geht es dabei um einen Vater und einen Jungen.
Mir sind alle Personen suspekt für die sich die ganze Welt um oder gegen Israel dreht. Sicherlich hatte die Ahmadiyya in Berlin historisch ein Problem mit Antisemitismus und Nazinähe gehabt, aber die sind von den Mehrheitsmuslimen ja auch gar nicht anerkannt.
„Bellende Hunde beißen nicht!“ – „Er hast sie als Hunde beschimpft!!!“
Spannend wäre nun noch, ob diese Korrekturen auch erschienen wären, wenn Übermedien nicht nachgehakt hätte.
Ansonsten ist dies wohl leider nur ein Beispiel unter vielen (und ich bin für jedes dankbar, das Übermedien recherchiert!)
Der Höhepunkt des Ganzen ist die Entschuldigung des Bundespräsidenten, die wahrscheinlich zum großen Teil auf die falsche Berichte der Medine zurückzuführen ist.
Ich frage mich warum hochrangige Politiker solche überstürze Reaktionen zeigen?
Danke Übermedien für die saubere Arbeit!
Ich finde es unerträglich, wie hier Morddrohungen bagatellisiert werden. Die „Khaybar, Khaybar, ya yahud, sawfa ya’ud “ – Rufe sind in ihrer Bedeutung mit „Tod den Juden“ nahezu gleichzusetzen, denn Khaybar war 628 nicht eine „Schacht“ sondern ein Massaker, das Mohammeds Truppen an die jüdische Bevölkerung Khaybars verübt haben.
Damit haben sich die Medien selbst wieder einen Bärendienst erwiesen.
Die dokumentierten Äußerungen hätte als Beleg für die antisemitische Grundhaltung innerhalb der Demonstration ausgereicht. Aber vermutlich wollte man sich die 2-3 erklärenden Zeilen zu Khaybar sparen. Da müsste wohl noch Platz für Werbung bleiben.
Und so können wieder alle sagen: „Siehste, wird sich doch wieder alles nur ideologisch zurecht gelogen.“
Danke, danke, danke für die Recherche. Und es ist leider kein Einzelfall.
Und unser Polit-Kasper Maas ist sich nicht zu dämlich, aufgrund einer zeitungente irgendwas zu fordern. Aber sowas konnte die Zensursula schon prima, ich erinnere nur an die „zerfetzten Kinderkörper“ um die Websperren durchzusetzen.
Was wir hier für Deppen im Politbetrieb haben, spottet jeder Beschreibung. Mit so unqualifiziertem Personal ist kein Staat zu machen
Vielen Dank für eure wichtige Arbeit!!!! :)
Auf Twitter laufen die BILD Leute bereits Amok wegen dieses Artikels. Bin gespannt wann Reichelt Übermedien jetzt endgültig als rechtes Netzwerk „entlarvt“. Man besudelt doch auch nicht einfach die heilige Kuh des Springer Propaganda Chefs. Befürchte jetzt holt Springer ganz tief aus gegen Übermedien.
Heikles Minenfeld, mit Fallenstellern beidseits des Weges.
Wie das letztlich in Berichterstattung „aufgelöst“ wurde, zeigt eine starke Tendenz dazu, den Weg des geringsten Widerstandes (und Risikos) einzuschlagen.
Da ist dieses Thema exemplarisch, es ist hier nur noch etwas leichter erkennbar.
Nur halt ungünstig, wenn die mediale Öffentlichkeit insgesamt dominiert wird von Akteuren, die vor allem nach dieser Devise funktionieren.
Und so ensteht dann wieder ein Paradebeispiel für Rudeljournalismus. Wer da noch Zweifel anmeldet, setzt sich dem Verdacht aus, IS- und/oder AFD-Versteher zu sein. So degeneriert dann politische Öffentlichkeit zu unterkomplexem Reflexalgorithmus.
Ein differenzierender Blick auf jene muslimischen Akteure, die um zivilisierte Proteste ringen, fällt damit weitgehend flach. Rechtsextreme und islamistische Radikale finden das toll.
Und einer wie Reichelt (#15) erglüht da natürlich auch in rechtschaffendster Erregung.
@ 10 Neville
Ein bischen geschichtsknitterig unterwegs, newahr?
Der Kampf um Khaybar was kein Massaker:
https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Khaybar
#17 und #10
Der Begriff Massaker passt tatsächlich nicht. Allerdings macht das die zeitgenössische Verwendung nicht besser. „„Khaybar, Khaybar, ya yahud, sawfa ya’ud“ ist keine Einladung zu einem gemeinsamen Tupperabend, sondern eine handfeste Drohung. Ist nicht viel besser als ‚Tod den Juden‘. Nur etwas weniger deutlich.
Vielen Dank für diesen wertvollen Artikel. Mir ist hier zum ersten Mal bewusst geworden, wie Nachrichten funktionieren (zum Teil per Telefonanruf). Sehr gut finde ich auch, dass hier der Betroffene dazu Stellung nehmen konnte. Mir war auch nicht klar, dass der Reporter über den fertigen Artikel nicht nochmal drüber liest.
„Mir war auch nicht klar, dass der Reporter über den fertigen Artikel nicht nochmal drüberliest.“ –
Na ja, mir war auch nicht klar nach unserem erschienenen Artikel (der von uns zugegebenermaßen sehr umständlich korrigiert wurde…), dass eine „Über“journalistin mich so linken könnte und sie journalistische Standards außer Kraft setzt, indem sie sich als „besorgte“ Gesprächspartnerin einschleicht und dann vertrauliche Gesprächsinhalte leicht, aber für sie geeignet, verfälscht. Ja, der Artikel war nicht korrekt. Aber ich bin auch nicht wirklich verwundert, dass diese „Kollegin“ den Judenhass am Brandenburger Tor so relativiert.
Wer „Wolf“ schreit, wenn es Wölfe gibt, aber deren Zahl deutlich übertreibt, muss sich nicht wundern, wenn man ihn irgendwann nicht ernst nimmt.
Davon abgesehen, dass diese Wölfe schlau genug sind, das übertriebene Wolfsgeschrei zu instrumentalisieren.
Herr Kopietz,
ich habe am 18.12. morgens bei Ihnen in der Redaktion angerufen, mich korrekt als Journalistin vorgestellt und gesagt, dass ich eine Stellungnahme der Pressestelle zu Ihrem Artikel 10.12. möchte. Ich wurde daraufhin zu Ihnen durchgestellt.
Erst gegen Ende unseres zweiten Telefonats – als Sie mich am Nachmittag unaufgefordert anriefen – baten Sie, dass das Gespräch unter uns bleibt. Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie als Journalist wissen müssten, dass man solche Verabredungen schon vorher klar treffen muss.
Wenn Sie behaupten, dass ich irgendetwas verfälscht hätte, dann legen Sie es bitte konkret dar.
@ANDREAS KOPIETZ.
was ich ihrem Beitrag entnehme: sie greifen die Fakten nicht an, sondern stören sich an der Form, wie die Fakten in Erfahrung gebracht wurden? Wie steht es denn um die Fakten in dem Artikel, den sie mit ihrem Namen im Kopf verantworten? Aus Lesersicht natürlich inclusive Schlagzeile und Anreißer. (Mir ist durchaus bewusst, dass das von anderen Leuten geschrieben wird, aber deren Name steht da nicht… also muss ich die aufgeführten Namen also auch dafür verantwortlich halten.) Also zusammengefasst: wenn ihr Name drüber steht, sollten sie das auch weitestgehend verantworten können und dafür verantwortlich gehalten werden.
Zum anderen. Sie verwenden leider den aus meiner Sicht leicht vergifteten Begriff „relativieren“ gegen die Kritik. Was heisst das? Wenn es nur für die richtige Sache ist, sind die Mittel egal? Wer mit den Mitteln gegen die „richtige“ Sache nicht einverstanden ist, „relativiert“?
Das nenne ich zitierfähige Transparenz in die Berichterstattung bringen.
Klasse Arbeit! Wieder einmal!
Ohne ablenken zu wollen, wenn es gerade spannend wird … Terrorist USA und Terrorist Israel findet die Polizei „anstößig“ … Warum, und was bedeutet das konkret? Wird man künftig dagegen einschreiten?
#20:
Sie sind also einer der beiden Verfasser, die für die Artikel aus Berliner Zeitung und Berliner Kurier verantwortlich sind, ja? Eine kurze Vorstellung wäre sicher angebracht gewesen. Welcher der genannten sind Sie denn – der, der vor Ort war oder der, der die am Telefon wiedergegebenen Eindrücke dann, wie man soll man sagen: passend gemacht hat?
„Na ja, mir war auch nicht klar nach unserem erschienenen Artikel (der von uns zugegebenermaßen sehr umständlich korrigiert wurde…), dass eine „Über“journalistin mich so linken könnte und sie journalistische Standards außer Kraft setzt, indem sie sich als „besorgte“ Gesprächspartnerin einschleicht und dann vertrauliche Gesprächsinhalte leicht, aber für sie geeignet, verfälscht.“
Werden Sie doch mal konkret: Was genau hat die Kollegin Ihrer Ansicht nach „verfälscht“, wie kommt es, dass Sie sich „gelinkt“ fühlen und wie genau hat dieses „Einschleichen“ ausgesehen?
Übrigens erstaunt mich Ihr aggressives Vokabular, während Sie Ihren eigenen Fehler doch ziemlich lax und nur in einem Nebensatz verbalisieren:
„Ja, der Artikel war nicht korrekt. Aber ich bin auch nicht wirklich verwundert, dass diese „Kollegin“ den Judenhass am Brandenburger Tor so relativiert.“
Die Kollegin, ohne Anführungszeichen, „relativiert Judenhass“? Wie das? Indem Sie Ihre fake news bloss stellt? Und Sie behaupten, darüber „nicht verwundert“ zu sein?
Das ist schon hart am Rande der Üblen Nachrede, finden Sie nicht? Gehört das zu den journalistischen Standards in den Blättern für die Sie schreiben (oder nach Telefonaten faktenfrei aufblasen) oder nur zu Ihren eigenen?
Daß „Übermedien“ die Antisemitismusparanoia in Deutschland kritisch beäugt, ist lobenswert.
Noch schöner wäre es, wenn es sich auch der „Nazi“-Paranoia in bezug auf die AfD, der „Islamophobie“-Paranoia vieler Linker inklusive der Autoren von „Übermedien“ und der Frauenbenachteiligungsparanoia widmet.
Solange „Übermedien“ deutlich erkennbar links driftet, ist es wenig glaubwürdig.
PS: Natürlich gibt es auch echten (muslimischen) Antisemitismus. Aber mit diesem Tanz ums goldene Kalb des „Antisemitismus“ muß endlich Schluß sein. Während Anti-Vietnamkriegsdemos wurden auch US-Flaggen verbrannt. Kein Grund zur Panik.
Bei der Antisemitismusparanoia handelt es sich um eine unbewußte Verschiebung unreifer und infantiler Schuldgefühle bzgl. der deutschen Geschichte. Es handelt sich dabei um nachträglichen Antifaschismus, den auch die AfD oder jeder Andersdenkende erdulden muß.
Die Deutschen müssen endlich erwachsen werden und die Geschichte akzeptieren, statt sie ständig in der Gegenwart kompensieren zu wollen. Dazu zählt auch die Idealisierung und massenhafte Aufnahme sogenannter Flüchtlinge, in deren Ländern Frauen weit entfernt von einem westlichen Selbstverständnis sind und von Männern als abhängige und fügsame Wesen verstanden werden.
Eben dachte ich noch: ‚Der letzte Kommentar ist der furchtbarste von allen.‘ Jetzt ist es hoffentlich nur noch der zweitletzte (der natürlich immer noch die #27 trägt).