„Terror-Erklärer“: Zeitung redet um heißen „Breitbart“ herum
Die Ankündigung klingt vielversprechend: Am morgigen Donnerstag um 19 Uhr laden die „Stuttgarter Nachrichten“ zum „Treffpunkt Foyer“ unter dem Motto „Terrorismus bekämpfen und Freiheit bewahren – wie geht das?“ Chefredakteur Christoph Reisinger befragt Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl sowie Sebastian Gorka, der, so heißt es in dem Artikel, „die Regierungen Obama wie auch Trump in Anti-Terror-Strategien berät“.
Gorka hat unter anderem an der National Defence University in Washington, an der Georgetown University, an der Marine Corps University sowie an der FBI National Academy gelehrt. Er wurde von Donald Trumps Nationalem Sicherheitsberater Michael Flynn vor zwei Wochen ins Weiße Haus geholt.
Laut seinem Linked-In-Konto war Gorka seit April 2014 aber auch Redakteur für Sicherheits- und Außenbeziehungen beim Breitbart News Network. Die nationalistische Webseite, deren langjähriger Betreiber Stephen Bannon heute Trumps Chefstratege ist, steht wegen ihrer aggressiven rechtskonservativen Propaganda in der Kritik.
Ein Hinweis auf diese fast dreijährige Tätigkeit Gorkas findet sich jedoch weder im Online-Artikel zu der Podiumsveranstaltung der „Stuttgarter Nachrichten“ noch in der Ankündigung in der gedruckten Zeitung vom 27. Januar 2017, wo Gorka unter dem Titel „Der Terror-Erklärer“ in einem großen Seite-3-Artikel porträtiert wird. Autor des Portraits ist der Reporter Franz Feyder, der Gorka in seinen Artikeln immer wieder als „US-Terrorismusexperte“ zu Wort kommen lässt.
Der Chefredakteur der „Stuttgarter Nachrichten“, Christoph Reisinger, sieht kein Problem darin, dass Gorkas Verbindung zu Breitbart nicht genannt wird. Weil der im gleichen Zeitraum in vielen anderen Medien zu sehen oder lesen war (unter anderem bei al-Jazeera, der BBC, Bloomberg, CBS, CNN, Fox, Reuters sowie in der „Washington Post“), „hätten nach meinem Verständnis von sauberem Journalismus dann auch all diese Medien aufgelistet werden müssen“, schreibt er auf eine Anfrage von Übermedien. „Alles andere hielte ich für eine unzulässige Verkürzung. Eine für Leser eindeutige Aussage ist aus einer Nennung und Kombination all dieser Veröffentlichungs-Plattformen kaum herzuleiten.“ Zudem sei sein Buch „Defeating Jihad: The Winnable War“ wochenlang auf der Bestsellerliste der „New York Times“ gewesen.
Für Leser klar einzuordnen sei hingegen der Vorwurf der Islamophobie, den mehrere Kritiker vorbrachten. Damit hätten die „Stuttgarter Nachrichten“ Gorka deshalb in der Print-Ankündigung konfrontiert.
In dem Artikel reagiert Gorka auf den Vorhalt mit einer lapidaren Gegenfrage: „Wie passt das zusammen, islamophob zu sein und gleichzeitig zu fordern, die Reformer unter den muslimischen Gelehrten maximal zu unterstützen?“ Weiter wird nicht nachgehakt. Stattdessen heißt es gegen Ende des Artikels, die Analysen Gorkas seien „‚brillant‘, sagen selbst seine Kritiker“.
Die Publizistin Liane Bednarz findet, es mache „einen signifikanten Unterschied, ob man unregelmäßig in anderen Medien publiziert oder ob man fest als Redakteur für ein Medium wie Breitbart.com tätig ist.“ Der frühere Breitbart-Eigentümer Stephen Bannon sagte einmal über seine Webseite: „Wir sind die Platform der Alt-Right.“ Bednarz sagt, diese rechtspopulistische bis rechtsradikale Bewegung delegitimiere sowohl die etablierte Presse als auch die demokratischen Eliten: „Ich finde es äußerst bedenklich, dass die ‚Stuttgarter Nachrichten‘ Gorkas mehrjährige Tätigkeit für ‚Breitbart‘ nicht erwähnen, vor allem angesichts der Tatsache, dass Bannon im Weißen Haus Einfluss auf Donald Trump nimmt, was ja in den letzten Wochen ein wichtiges Thema auch in den deutschen Leitmedien war.“
Gorka selbst sagte dem konservativen Talkshow-Moderator Michael Medved, er werde die negative Berichterstattung über Trump so lange als „Fake News“ bezeichnen, bis die Medien kapiert hätten, dass ihr „monumentaler Wunsch“, den Präsidenten zu attackieren, falsch sei.
Im gleichen Interview nannte Gorka die Debatte um den Holocaust-Gedenktag „absurd“ und „dumm“. Hintergrund war, dass Trump am 27. Januar nicht ausdrücklich an die sechs Millionen ermordeten Juden erinnerte. Die Anti-Defamation League, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt, hatte das als „rätselhaft und verstörend“ bezeichnet. Der rechtsextreme Alt-Right-Gründer Richard Spencer feierte die „Ent-Judifizierung“ des Holocaust.
StN-Chefredakteur Reisinger hält Gorka für „einen ausgewiesenen Experten zum Themenfeld Terrorismus“. Er habe ihn im vergangenen November eingeladen, „weil ich mir von ihm Antworten dazu erhoffe, wie die neue US-Regierung Trump den Kampf gegen den internationalen Terrorismus führen will“. Damals sei Gorkas Ernennung ins Weiße Haus noch nicht abzusehen gewesen. „Umso spannender ist es jetzt, den Mann zu befragen, der die Anti-Terrorpolitik der USA künftig entscheidend mitgestalten wird.“
Der Kölner Journalistik- und Kommunikationsprofessor Hektor Haarkötter begrüßt es zwar grundsätzlich, umstrittene Persönlichkeiten auf ein Podium zu holen. Allerdings hätte er sich bei der Besetzung ein Gegengewicht gewünscht. „Wenn man solche Personen einlädt, dann braucht man auch jemanden, der das kritisch bewertet und hart nachfragt. Ob CDU-Innenminister Thomas Strobl, ein sehr konservativer Politiker, der nicht dafür bekannt ist, sich jahrelang mit dem Thema Rechtspopulismus auseinandergesetzt zu haben, dazu in der Lage ist, halte ich für fraglich.“
Nachtrag. Die Wochenzeitung „Kontext“ über den Auftritt Gorkas: „Kritik ist Lüge“
Nachtrag, 24. Februar. Weitere erhellende Hintergründe über den Mann, der den „Stuttgarter Nachrichten“ als „US-Terrorismusexperte“ dient und als „Terror-Erklärer“ gilt:
Ich kanns nicht mehr hören: Wir müssen uns auch mit streitbaren, umstrittenen Leuten und Positionen auseinandersetzen, da wir doch in eine Demokratie leben und Meinungsfreiheit besteht. Das ist heuchlerisch. Warum sollen Leute mit kruden Ideen, menschenverachtenden, bestimmte Gruppen disriminierenden und im Zeifelsfall gegen demokratische Prinzipen einstehende Personen plötzlich Positionen vertreten, mit denen man sich auseinandersetzen muss? Ein gesunder Menschenverstand sagte da früher doch immer und ganz zu recht: Nö, Dreck gehört verboten.
Naja. Der gesunde Menschenverstand ist ein gerade von jener Seite etwas überstrapazierter und oft nicht so besonders guter Ratgeber, und spätestens wenn eine Fraktion den US-Präsidenten stellt, kommt man wahrscheinlich nicht mehr drum herum, sich damit auseinander zu setzen, oder?
Wenn jemand Teil einer Regierung ist, hat er schon eine Plattform, man muss ihm nicht zwingend weitere bieten.
Das heisst nicht, dass man nicht weiter auch regierungsnahe Menschen auf Podien einladen soll. Aber es heisst schon, dass man sehen sollte, wen man einlädt, wen man noch einlädt, wer moderiert, und ob die Einladung wirklich notwendig und bereichernd (aus Perspektive des Publikums) ist.
Wer Rechtspopulisten ein Podium bietet, stärkt nur diese, nicht die Demokratie. Gorkas Worte bei Michael Medved zum Thema Medien waren eindeutig. (Er hat es nicht „auf CNN“ gesagt, CNN hat seine Aussagen bei Medved zitiert und den Teil von Medveds Show online gestellt.)
„Wer Rechtspopulisten ein Podium bietet, stärkt nur diese, nicht die Demokratie.“
Ja?
Hm.
Ich finde das erstens vage antidemokratisch, so als Gedanke, weil es dem Publikum unterstellt, zu blöd zu sein, um eine Diskussion angemessen auszuwerten. Das stört mich aber weniger.
Hauptsächlich wüsste ich gerne, warum du das so siehst. Magst du das noch erklären?
Weil, ganz im Kern, Rechtspopulisten nicht den Diskurs suchen. Sie brechen also die Spielregeln, die für jede Debatte gelten: die Möglichkeit einzuräumen, dass man sich geirrt hat, dass der andere bessere Argumente hat.
Demokratie basiert aber auf genau dieser Spielregel. Das Signal „ich komme ohne Selbstkritik besser durchs Leben“ ist schädlich. Das Signal „antidemokratisches Verhalten ist in einer Demokratie eine erfolgreiche Strategie“ ist schädlich für die Demokratie, nicht für den Antidemokraten.
Entweder hast du jemanden auf diesem Podium sitzen, der den Populisten penetrant an diese Regel erinnert. Was sehr erschöpfend für alle ist, Publikum, Moderator und Gast, und in der Regel zu nichts führt.
Oder du verzichtest auf besagten Populisten und damit die Aussendung besagten Signals.
Demokratie braucht, um zu funktionieren, Grenzen. Sie kann kein in alle Richtungen offenes System sein. Paradox gesagt: Poppers offene Gesellschaft funktioniert nur, wenn sie nicht für die offen ist, die diese Gesellschaft verschliessen wollen.
Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich schätze, deshalb mach ichs gar nicht, und danke dir nur für die Erläuterung deiner Position.
Schade, dass Frau Sorge den Gorka allein über seine (wenig geheimen) Verbindungen und nicht über seine Inhalte aufzäumt. Dabei gibt es dazu doch auch O-Töne bei den StN. Dort kann man zum Beispiel lesen, dass er die Vereinigten Arabischen Emirate zur „Mini-NATO“ im Kampf gegen den Jihadismus zählt. Dieselben Emirate, die in Libyen und in Syrien seit Jahr und Tag besonders fleißig islamistische Gruppen unterstützen. Ich halte die Nachricht, dass Gorka damit alten Terror-Wein aus den Hillary- und Obama-Kellern in neuen Trump-Schläuchen verkauft, für erheblich relevanter als seine Zugehörigkeit zum Trump-Universum. Die war ja bereits in dem alten Interview für jeden offensichtlich ist.
@Ste, #1:
_Verbieten_ ist (in dieser Phase) vllt. etwas überzogen, aber das jemand bei Breitbart Redakteur ist/war, ist ja schon eine relevante Info
Und die Forderung „die Reformer unter den muslimischen Reformern maximal zu unterstützen“, kann man auf zweierlei Weise mit Islamophobie unter einem Hut bringen (mindestens):
1. „Reformer“ ist ein anderes Wort für „Leute, die nach unserer Pfeife tanzen“; generell ist die Ansicht, „der“ Islam müsse für Nicht-Moslems reformiert werden, anmaßend.
2. es ist ja nur eine Forderung, nichts, was er selber macht, soweit sich das überblicken lässt.
Aber das verkauft er einer Zeitung erfolgreich als Argument.
@STE: Es zwingt Sie doch keiner, zu so einer Podiumsdiskussion zu gehen. Sie müssen sich auch nicht mit den Positionen dieses Herren auseinandersetzen. Nur verbieten können Sie diesen Dreck nicht. Sie können überhaupt nichts verbieten. Sie können Ihre Meinung vertreten, das darf Ihnen niemand verbieten. Aber Sie können keine anderen Meinungen verbieten, nicht einmal die Regierung darf das.
Weisheiten am laufenden Band …
„Die individuelle Freiheit endet dort, wo sie die Freiheit anderer einschränkt.“
GEIL!
„Keine Toleranz für Intolerante!“
WOW!
„Nur weil es Menschenverstand ist, muss er nicht gesund sein!“
HAMMER!
@angelo: das ist auch so ein urban myth. meinungsfreiheit heißt nicht, dass jeder jede gülle verbreiten darf.
@Stefan Pannor
„Paradox gesagt: Poppers offene Gesellschaft funktioniert nur, wenn sie nicht für die offen ist, die diese Gesellschaft verschliessen wollen.“
Dieselbe Erkenntnis hatte Popper ja selbst und hat auf das Toleranzparadoxon verwiesen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Paradox_of_tolerance
Kurz: Wenn eine tolerante Gesellschaft auch intolerante Positionen toleriert, so führt dies zum Untergang der Toleranz.
Aus Selbstschutz ist es also ratsam eine Grenze der Toleranz zu ziehen und intolerante Positionen eben nicht zu tolerieren und selbst in einem gewissen Grad intolerant zu werden.
Natürlich ist es erwähnenspflichtig, dass dieser Herr 3 Jahre direkt für Breitbart gearbeitet hat. Breitbart ist heiß diskutiert und auf Grund deren Tendenzen gegenüber dem Islam bzw Islamismus dort ist es natürlich wichtig für die Teilnehmer, zu wissen, wer da spricht.
Denn so kann man die Aussagen des Erklärers besser einordnen.
Warum kann die Stuttgarter Nachrichten nicht offen damit umgehen:
– wir haben es vergessen zu erwähnen
– wir wollten, dass der Zuschauer möglichst neutral reingeht und dann selbst nach der Person recherchiert
– ….
Ich fand z.B. die DLF-Gesprächsrunde am Wochenende mit Nouripour und Gauland sehr gut. Es war klar, wer da sprechen darf und es war entlarvend, wie er in den meisten Sachen ausargumentiert und widerlegt wurde. Da blieb nichts von Gauland übrig außer seinen Versuch, Sachlagen als seine eigenste Idee darzustellen, die die EU-Regierungen aber bereits beim Thema Flucht ausgiebig diskutiert und teilweise (Türkei) auch durchgesetzt haben.
Genauso hätte es die Stuttgarter Nachrichten machen müssen:
Hier unser „Der Grieche nervt“- Strobl und da der „ihr seid Fake-News solange ihr den US-Präsidenten Trump angreift“-Gorka.
Kleiner Fehler in dem gelungenen Artikel: Der Reporter Franz Feyer heißt mit Nachnamen Feyder.
Der von mir oben angemerkte Fehler ist auch nicht korrigiert. ;-)
@STE: Meinungsfreiheit heißt, dass jeder seine eigene Meinung haben darf, dass er sie sogar verbreiten darf. Jeder darf eine andere Meinung als Gülle bezeichnen, aber er darf sie nicht verbieten, selbst eine Regierung darf Meinungen nicht verbieten.
Darum geht es aber in dem Artikel nicht. Frau Sorge bemängelt, dass die Stuttgarter Nachrichten nicht darauf hingewiesen haben, dass Herr Gorka auch für Breitbart gearbeitet hat. Auch ich bin der Meinung, dieser Hinweis wäre angebracht gewesen.
„dass die Stuttgarter Nachrichten nicht darauf hingewiesen haben, dass Herr Gorka auch für Breitbart gearbeitet hat.“
Das ist ausbaufähig! Steht dann bald auch unter jedem Artikel von Stefan Aust in der Welt, dass er mit Ulrike Meinhof bei „konkret“ gearbeitet hat?
@Andreas Müller: Seufz.
Herr Erkel:
1. Nicht alles, was man sagt, ist eine Meinung.
2. Nur weil man eine Meinung hat, hat man kein Anrecht auf ein Podium für diese.
3. Nur weil Spatzen flattern, muss man nicht gleich seine Kanone drauf richten. So wie Sie gerade.
@Andreas Müller: Okay, ich kann auch noch zwei, drei Satz mehr sagen: Ich finde es gelinde gesagt anstrengend, wenn Sie auf diese Weise Diskussionen hier torpedieren. Man kann über den richtigen Umgang mit Gorka streiten, der offenbar bis vor einem Monat noch Redakteur bei „Breitbart“ war. Man kann aber nicht so tun, als wäre das in irgendeiner Weise vergleichbar mit Austs Arbeit vor über 40 Jahren. Wenn Sie es doch tun, ist Ihnen erkennbar nicht an einer ernsten Diskussion gelegen. Das ärgert mich.
@SN: Danke
@Stefan Pannor: Viel wurde in den vergangenen Monaten geschrieben über die hermetisch geschlossenen Blasen, in denen sich die verschiedenen „Lager“ befinden. Es ist (eine) Aufgabe der Medien, in diese Blasen zu piksen.
Vielleicht entstehen aus der geplanten Veranstaltung ja neue Erkenntnisse. Z.B., wie BW-Innenminster Strobl zur Breitbart-Agenda steht.
Und natürlich: Dass Gorka Breitbart-Redakteur war, ist sehr relevant.
@19, Stefan Pannor: 1. Deine Meinung.
2. Sicherlich konsensfähig.
3. Ich sehe irgendwie die Kanone nicht. Magst du das erklären?
@ Stefan Niggemeier
Dass Gorka ein Trump-Mann ist, ist völlig offensichtlich. Dass die Verbindung Trump-Breitbart eine Autobahn ist, weiß praktisch jeder der deutschen Leser, der überhaupt von Breitbart gehört hat. Es ist also ein winziges Stückchen beinahe redundanter Information das Autorin und einige Kommentatoren hier wortreich anmahnen.
Noch schlimmer: der ganze Aufwand liefert, wie bereits gesagt, nicht das geringste Krümelchen Information über die Inhalte, die der „Terrorexperte“ zum Terror vertritt, und wie diese zu Breitbart und zu Trump passen: genau dort würde eine Menge Mehrwert für den Leser stecken, aber der Teller ist leer.
Das ist einfach sehr, sehr dünn. Einer der schwächsten Artikel, die ich bisher hier gelesen habe. Und nein, es ist mir gar nicht wichtig, ob Frau Sorge mit Schmalbart oder Blaubart in Verbindung steht. Was zählt, sind die (fehlenden) Inhalte.
Muriel, der Erklärbär vom Dienst bin ich nicht. Schon gar nicht für jemand, der immer nur alles erklärt haben will, es aber eigentlich anders sieht, ohne das je zu erklären.
Dagegensein ist ohne Argumente doch viel leichter, oder was sagste?
@Andreas Müller: Und Sie dachten, auf die fehlenden Inhalte weisen Sie mal durch einen bekloppten Vergleich hin. Gut, kann man machen. (Ich bin damit wieder raus aus der Diskussion mit Ihnen.)
@Stefan Pannor: Och, ich erkläre immer gerne, wenn mich jemand was fragt, aber wer so auftritt wie du, bei dem seh ich natürlich auch nicht viel Chance auf einen konstruktiven Austausch.
Nun wirst du mutmaßlich sagen, dass du das bei mir umgekehrt genau so siehst. Und dann sind wir uns doch zumindest in einer Sache einig. Ist doch was.
Ich würde jetzt wirklich gern widersprechen.
Für’s Protokoll, falls Aust mal zu einer Podiumsdiskussion über linksradikalen Terrorismus eingeladen wird, wäre ich sehr dafür, das erwähnt wird, dass er mal Meinhofs Kollege war. Was vermutlich auch passieren wird, weil er ein Buch über sie und ihre anderen Kollegen schrieb und vermutlich auch deshalb überhaupt zu der Podiumsdiskussion eingeladen wurde.
Bei einem politisch sehr eingebundenen und offenbar befangenen Terrorexperten stellt sich die Frage, was dessen Expertise wert ist, und warum man keinen gleich guten, aber „neutraleren“ Experten nimmt. Jetzt noch nicht mal, weil die Demokratie es nicht aushält, dass ein Nicht-Demokrat ein Podium bekommt, sondern weil ICH als Publikum einseitig belabert werde.
Für’s Protokoll, falls Aust mal zu einer Podiumsdiskussion über linksradikalen Terrorismus eingeladen wird, wäre ich sehr dafür, das erwähnt wird, dass er mal Meinhofs Kollege war. Was vermutlich auch passieren wird, weil er ein Buch über sie und ihre anderen Kollegen schrieb und vermutlich auch deshalb überhaupt zu der Podiumsdiskussion eingeladen wurde.
Bei einem politisch sehr eingebundenen und offenbar befangenen Terrorexperten stellt sich die Frage, was dessen Expertise wert ist, und warum man keinen gleich guten, aber „neutraleren“ Experten nimmt. Jetzt noch nicht mal, weil die Demokratie es nicht aushält, dass ein Nicht-Demokrat ein Podium bekommt, sondern weil ICH als Publikum einseitig belabert werde.
„Bei einem politisch sehr eingebundenen und offenbar befangenen Terrorexperten stellt sich die Frage, was dessen Expertise wert ist“
Exakt diese Frage sollte man bei jedem „Terrorexperten“ sehr intensiv stellen. Natürlich bei Figuren wie Gorka, aber auch bei Elmar Thevesen oder Holger Schmidt.
Die beste Expertise fürs Bierbrauen hat schließlich derjenige, der Bier braut. Da stellt sich schon die Frage, ob wir bei einem Terrorexperten auch einen Brauer erwarten müssen oder uns mit einem Mundschenk oder sogar nur einem Biertrinker zufriedengeben sollten.
@Andreas Müller
Auch auf die Gefahr hin, dass das in einer Diskussion münden könnte. Ihre Analogie ist falsch. Terrorexperte verhält sich zu Terror wie Bierbrauer zu Bier. Nicht zu Bierbrauen. Wir suchen also Bierexperten.
@30: Können Sie eigentlich irgendeine Diskussion ohne Whataboutism führen?
@4 Muriel und @5 Stefan Pannor
Gründe, mit rechten Sophisten keinen Diksurs zu (ver)suchen:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/rhetorik-von-donald-trump-beruht-auf-sophistischem-kalkuel-14852482.html
@kleitos: Find ich zwar nicht, aber danke trotzdem!
Im Ernst jetzt: Du hältst es tatsächlich sogar dann noch für eine gute Idee, den Diskurs mit Vertretern einer Bewegung abzulehnen, wenn sie den US-Präsidenten stellt?
Interessant.
Hast du eine Vorstellung, wie man stattdessen damit umgehen sollte?
Muriel, wie wäre es denn mal mit einer Begründung eines Widerspruchs?
„Ich sehe das anders“ ist kein Argument.
@ Daniel #31
Sie haben natürlich Recht mit dem Bier.
Das 12 Jahre alte SWP-Papier über „Die soziale Konstruktion des Terrorexperten“ nennt drei Arten von Terrorexperten und sagt über den zweiten:
„Jene, die mit der größten Medienmacht (Journalisten) ausgestattet sind,
bestimmen die Agenda; dies gilt nicht zuletzt mit Blick auf die Perzeption von Bedrohungen und Risiken.“
Gorka kellnert den Terror jetzt ganz offiziell für die Regierung Trump, ist also ein Terror-Mundschenk.
@Stefan Pannor: Ich habe auch gar nicht den Anspruch, Argumente zu liefern. Ich möchte gerne wissen, wie andere Leute das sehen, und wenn sie mir das erklärt haben, bin ich zufrieden.
Wie gesagt, ich beantworte natürlich gerne Fragen (wenn auch zukünftig eher nicht mehr von dir, weil wie gesagt), aber hab gerade keinen Antrieb, von mir aus jemanden zu überzeugen.
@ 36:
Wer ist denn Ihrer Meinung nach ein qualifizierter Terrorexperte? Ich wäre ja (der Ausgewogenheit halber) für Beate Zschäpe und Brigitte Mohnhaupt – die können auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken – und das Geld sich er gut brauchen.
Nun, wenn Aust ein guter Linker-Terrorexperte ist, weil er mal in derselben Redaktion wie Frau Meinhof arbeitete, und politisch selbst recht links eingestellt, und außerdem ein Buch über die RAF geschrieben hat, welches allg. als ziemlich wichtig gilt, dann müsste ein Experte für islamistischen Terror mal Kollege von bin Laden gewesen sein, oder ein Buch über den 11.9. geschrieben haben, oder wenigstens Moslem sein. Wie, z.B., ähhh, jaaaa, hmmmm, *kopfkratz…
Und Gorka kann man gerne zu Trumps Politik befragen, oder zu Breitbart, oder zu rechtem Populismus im Allgemeinen. Antidemokraten dazu zwingen, sich an demokratischen Gepflogenheiten anzupassen, wäre ja nicht demokratiefeindlich.
Muriel: dann wäre es gut, Sie würden sich jeden Widerspruch verkneifen, weil der dann doch arg unsubstantiiert wirkt, und sich rein auf die Fragen beschränken, die Ihnen auf der Seele brennen.
Idealer wäre natürlich der Diskurs, aber zu dem kann man niemand zwingen. Und manche sollte man ausschliessen davon. Richtig?
Am besten schreibst du mir eine kleine Richtlinie, wie ich mich hier äußern kann, ohne dein Missfallen zu erregen. Ich bin da sonst überfordert, glaub ich.
Gerne an MurielSilberstreif@yahoo.co.uk, wir wollen diese Kommentarspalte ja nicht überstrapazieren mit unserem peinlichen Gekeife.
Wer widerspricht, sollte den Widerspruch auch begründen können. Wer zu faul ist, Behauptungen zu begründen, der ist idealerweise auch zu faul, Behauptungen zu treffen.
Selbstverständlich maile ich niemanden an, der die Debatte mit mir für unnütz hält. Ich bitte um Verständnis für diese Rücksicht.
Boah, könnt ihr euch nicht irgendwo anders kabbeln?
Kabbel dich doch selbst woanders.
Wie lief nun die Diskussion? Was hat Gorka gesagt? Wurde er entzaubert? Wo gab es Unterschiede zu Strobl, wo Gemeinsamkeiten?
@ LEO #45
Die StN haben berichtet. Gorka, der übrigens vom inzwischen zurückgetretenen Berater Michael Flynn angeheuert wurde, war nicht anwesend, sondern nur zugeschaltet. Die Inhalte bestanden IMHO im wesentlichen aus Formeln und Abtast-Geplänkel, wobei ausgerechnet Strobl (!) den Part des edlen Moralisten übernommen hat, den zu heucheln in Deutschland Staatsräson ohne praktische Folgen ist (siehe den Fall Kurnaz+Waffenexporte).
In der „Washington Post“ ist vor Kurzem ein Artikel erschienen, der sich mit Gorka, seinem Werdegang und seiner Qualifikation im Bereich Terror/Islamismus auseinandersetzt.
https://www.washingtonpost.com/world/national-security/for-a-trump-adviser-an-odyssey-from-the-fringes-of-washington-to-the-center-of-power/2017/02/20/0a326260-f2cb-11e6-b9c9-e83fce42fb61_story.html?postshare=561487682474647&tid=ss_tw&utm_term=.08473a694e42
Linkspopulisten suchen nicht den Diskurs. Sie brechen also die Spielregeln, die für jede Debatte gelten: die Möglichkeit einzuräumen, dass man sich geirrt hat, dass der andere bessere Argumente hat.
Demokratie basiert aber auf genau dieser Spielregel. Das Signal „ich komme ohne Selbstkritik besser durchs Leben“ ist schädlich. Das Signal „antidemokratisches Verhalten ist in einer Demokratie eine erfolgreiche Strategie“ ist schädlich für die Demokratie, nicht für den Antidemokraten.
Entweder hast du jemanden auf diesem Podium sitzen, der den Populisten penetrant an diese Regel erinnert. Was sehr erschöpfend für alle ist, Publikum, Moderator und Gast, und in der Regel zu nichts führt.
Oder du verzichtest auf besagten Populisten und damit die Aussendung besagten Signals.
Demokratie braucht, um zu funktionieren, Grenzen. Sie kann kein in alle Richtungen offenes System sein. Paradox gesagt: Poppers offene Gesellschaft funktioniert nur, wenn sie nicht für die offen ist, die diese Gesellschaft verschliessen wollen.