Holger ruft an (210)

Wie lässt man einen Hochstapler auffliegen?

Im Dokumentarfilm „Der talentierte Mr. F.“ erzählt Regisseur Igor Plischke die Geschichte eines dreisten Diebes, der sich mit fremden Federn schmückt. Wie nähert man sich so einem Menschen? Und warum ist dieser Film so versöhnlich? Holger ruft an.
Regisseur Igor Plischke

Die Geschichte klingt fast unglaublich: Samuel F., ein junger Mann aus den USA, stiehlt den Animationsfilm zweier deutscher Studenten, gibt ihn als eigenes Werk aus – und macht damit Karriere auf Filmfestivals. Die Bestohlenen merken es und beschließen, in die USA zu fliegen, um den Dieb zu stellen. Mit dabei: Regisseur Igor Plischke, der daraus den Dokumentarfilm „Der talentierte Mr. F.“ macht. Seit dieser Woche ist er in der ARD-Mediathek zu sehen.

Kurios ist nicht nur die Geschichte dieses dreisten Filmraubs, sondern auch die Methode der Filmemacher. Um den Hochstapler zur Rede zur stellen, tricksen sie ihn zunächst aus. Als sie ihn schließlich konfrontieren, reagiert der Dieb überraschend kooperativ – und die beklauten Studenten sind erstaunlich milde mit ihm. „Dass er partizipiert und so offen ist, hätte ich nicht erwartet“, sagt Igor Plischke, der diese Woche im Übermedien-Podcast bei Holger Klein zu Gast ist.

Wie rüstet man sich für die Begegnung mit einem Hochstapler? Was, wenn er ganz anders reagiert hätte? Warum behandelt der Film den Dieb so nachsichtig? Und war es gewollt, dass man als Zuschauer am Ende fast Mitleid mit dem Täter empfindet?

Darüber reden Holger Klein und Igor Plischke in der neuen Folge von „Holger ruft an…“:

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3 Kommentare

  1. Holge sollte mal mit jemandem sprechen, der sich mit der McDonald’s-Kaffeklage auskennt.

    Die hochbetagte Klägerin forderte lediglich die Behandlungskosten für ihre Verbrennungen dritten Grades im Intimbereich und eine Entschädigung für den Einkommensausfall ihrer Tochter, die sich um sie kümmerte. Es handelte sich um eine Summe von nur wenigen 10.000 USD. Die Geschworenen entschieden, der Klägerin nach Anhörung der Fakten, einschließlich des 90° heißen Kaffees, eine deutlich höhere Summe zuzusprechen.

    McDonald’s hat es anschließend mit einer PR-Kampagne geschafft, den Fall lächerlich zu machen um vom eigenen Fehlverhalten abzulegen. Inzwischen glauben viele Menschen weltweit die Klägerin habe Millionen von Dollar verlangt, weil sie nicht wusste, dass Kaffee heiß ist.

  2. Interessantes Interview, das mich dazu gebracht hat, den Film anzuschauen :-)
    Ich bin allerdings nicht so optimistisch wie Igor Plischke, was die Einschätzung betrifft, ob Samuel was aus der Sache gelernt hat. Wer mit Anfang 20 so abgebrüht lügen kann, und zwar wiederholt, öffentlich und im Fernsehen, und es dann schafft, die beiden sympathischen Filmemacher aus Deutschland bei der Konfrontation wie begossene Pudel aussehen zu lassen, der scheint mir wenig lernfähig. Und so gut, wie er aus der Nummer (aus seiner Sicht) rausgekommen ist, wird ihn das eher bestätigen als abschrecken. Aber für die beiden Deutschen ist es auch so ein schönes, versöhnliches Ergebnis, mit Sicherheit besser als ein langer Rechtsstreit.

  3. @1: Danke sehr. Ich finde das ist ein Stück Mediengeschichte, das auch nochmal aufgerollt gehört.
    Zu den Fakten des Falls gehört auch, dass die Frau Verbrennungen dritten Grades hatte, dass ihre Haut an bestimmten Stellen sogar miteinander „verschmolzen“ ist und, dass es mehrere Verbraucherbeschwerden wegen Kaffee gegeben hatte, der fast noch gekocht hat. Das Problem war also bekannt.
    Des Weiteren wurde der Klägerin anfangs 2,7mio USD zugesprochen an Strafschadensersatz, was zwei Tage Umsatz durch Kaffee bei McDonalds entsprechen sollte. Dazu kam noch Schadensersatz von etwa 200k USD, die um 20% reduziert wurden (ihre Mitschuld).

    Anfangs forderte sie übrigens 20k USD, wobei ihre Behandlungskosten bei etwa 13k lagen und ihre Tochter etwa 5k Verdienstausfall geltend machte. Das großzügige Gegenangebot von McDonalds lag bei 800USD. Weitere Vergleichsangebote nachdem Frau Liebeck sich einen Anwalt gesucht hatte wurden allesamt abgelehnt.

    Der ausgezahlte Betrag ist übrigens nicht bekannt. Der Richter senkte den Strafschadensersatz auf 480k USD, insgesamt also 640k USD, wogegen beide Parteien intervenierten. Dann gab es eine Einigung hinter verschlossenen Türen, man kann aber davon ausgehen, dass es sich um einen mittleren sechsstelligen Betrag gehandelt haben muss, der von McDonalds gezahlt wurde.

    Und dann begann eine Medienkampagne, die auch in Deutschland, bei gebildeten Menschen, offenbar den Eindruck erzeugte, dass hier gigantische Summen wegen nichts geflossen wären. Wenn ich mich nicht vertue ging der Interviewpartner von einem neunstelligen Betrag aus!

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