Warum ist der Tod des Papstes so ein Medienspektakel?

Der Tod von Papst Franziskus dominierte diese Woche die Medien. ARD und ZDF passten am Ostermontag teilweise ihr Programm an, zahlreiche Nachrichtenseiten berichteten ausführlich über die Todesumstände, trauernde Gläubige, die Beerdigung sowie mögliche Nachfolger des Kirchenoberhaupts. Bilder des aufgebahrten Leichnams waren allgegenwärtig. Und das, obwohl die katholische Kirche – zumindest in Deutschland – für immer weniger Menschen von Bedeutung ist. Wie lässt sich das erklären?
Dass der Tod des Papstes ein derartiges Medienspektakel auslöst, liegt auch daran, dass die römisch-katholische Kirche eine „Meisterin der Inszenierung“ ist, sagt die Journalistin Christiane Florin. Die Leiterin der Abteilung Kultur beim Deutschlandfunk arbeitete viele Jahre als Redakteurin mit dem Schwerpunkt Religion und recherchierte unter anderem zu Fällen von Missbrauch.
Im Übermedien-Podcast spricht Florin in dieser Woche darüber, warum Recherchen zu kirchlichen Themen oft besonders herausfordernd sind – und wie sie auf die Berichterstattung nach dem Tod von Papst Franziskus blickt. Florin findet: Kritik gehöre auch in Nachrufe. „Ich würde niemals Journalismus mit Trauerarbeit verwechseln. Wir bekommen aber schon zurückgespiegelt, dass kritische Berichterstattung pietätlos ist. Man solle doch warten, bis das Begräbnis vorbei ist. Das sehe ich eben nicht so.“
Was stört sie am Medienspektakel rund um den Papst-Tod? Wie steht sie zu den Vatikan-Korrespondenten? Was versteht sie unter guter Religionsberichterstattung? Und welche kirchlichen Themen sollten Journalistinnen und Journalisten endlich aufgreifen? Über all das spricht Holger Klein diese Woche mit Christiane Florin. Die neue Folge „Holger ruft an…“ hören Sie hier:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Links:
- „Er glaube zu wissen, was Frauen wollen sollen“ – Analyse von Christiane Florin über Papst Franziskus und die Frauen in der „Zeit“
- „Der Strahlepapst, den ich vom Bildschirm kannte, war eine perfekte Inszenierung“ – „Spiegel“-Korrespondent Frank Hornig über seine Begegnungen mit dem Papst
Mal allgemein, weil das auch bei der Queen und anderen vorkam:
„Ich würde niemals Journalismus mit Trauerarbeit verwechseln. Wir bekommen aber schon zurückgespiegelt, dass kritische Berichterstattung pietätlos ist. Man solle doch warten, bis das Begräbnis vorbei ist. Das sehe ich eben nicht so.“
*Augenroll.
Natürlich sollte man mit kritischer Berichterstattung nicht warten, bis das Begräbnis vorbei ist.
Man muss damit anfangen, solange die kritisierte Person noch lebt. Erstens, weil die sich dann noch rechtfertigen kann, zweitens, weil sie sich dann noch ändern kann, drittens, weil so Dritte auf die Person bzw. das kritisierte Verhalten reagieren können, viertens, damit das nicht so aussieht, als wollte man andere kritisieren, die um die Person trauern.