Steckt Putin hinter Anschlägen in Deutschland? ZDF vergoogelt sich bei Russland-Recherche
Der Online-Marketing-Experte Steven Broschart hat eine Methode entdeckt, mit der sich für fast jede Verschwörungstheorie scheinbare Beweise produzieren lassen. Er nutzt Google Trends, ein Werkzeug der Suchmaschine, mit dem sich sehr grob nachvollziehen lässt, wann von wo nach was gesucht wurde. Dort gibt er Begriffe ein, die mit bestimmten spektakulären Ereignissen zusammenhängen, Anschläge, Attentate, Sabotageakte. Immer wieder zeigt Google Trends dann an, dass nach diesen Begriffen schon vor den jeweilige Ereignissen gesucht worden sei, zum Beispiel aus Russland.
Erklären lässt sich das eigentlich nur auf zwei Arten: Entweder weiß jemand hier schon vorab, was passieren wird; plant es eventuell sogar selbst. Oder die Orts- und Zeit-Angaben von Google Trends sind bei der Suche nach einzelnen, selten gesuchten Begriffen so ungenau, dass diese scheinbaren Auffälligkeiten in Wahrheit nichts zu bedeuten haben.
Viel spricht für die zweite Erklärung.
Steven Broschart hat dennoch ein ganzes Buch damit gefüllt, teils winzigste Ausschläge in Kurven, die Google Trends ausgibt, als deutliche Indizien zu interpretieren, dass jemand Täterwissen über einen bevorstehenden Angriff hatte, und dieser jemand in Russland sitzt.
Broschart ist seit vielen Jahren in der Suchmaschinenoptimierung tätig, er berät Unternehmen zu Themen wie Nutzerführung und Digitalstrategie. Seit 2018 macht er nach eigenen Angaben auch „forensische Analysen“ von digitalen Spu…
Ungeachtet der Zuverlässigkeit von Google Trends muss man sich vor Augen führen, dass Redakteure hier angeblich dachten, eine Steuerung von einzelnen Terroristen aus Russland sei möglich, ohne das auf deren Handys, Computern etc irgendeine Spur zurückbleibt. Ohne, dass die Täter in Vernehmungen irgendein Indiz liefern. ABER in Google Trends, da ist auf einmal das Indiz. Völlig absurd.
Man sollte sich besser u.a. mit stochastischen Terrorismus befassen und die Frage stellen, ob unablässige Medienberichterstattung einen Beitrag zu Anschlagsserien leistet.
Also Putin habe hunderte Agenten mit diesen Anschlägen beauftragt, die dann völlig hippelig wie kleine Kinder immer wieder nach ihrem Erfolg googeln, ungeduldig bevor und nachdem es eintrat und so die Google Trends beeinflussen?
Den Worten des BND ist wirklich nichts hinzuzufügen.
(Etwas plausibler erschiene mir da noch eher, dass Troll-Fabriken versuchen, die Nachricht zu pushen. )
Eigentlich zeigt der TerraX-Beitrag ebenso wie der Artikel hier, wie groß die Herausforderung ist, Dinge einzuordnen und zu sortieren.
Erstmal werden ja im Beitrag selbst immer wieder die Zweifel an der Methode genannt und die Methode trotzdem als interessant oder ähnliches herausgestellt.
Dann besteht der Beitrag aber nicht nur aus den „Ergebnissen“ aus Google-Trends, sondern auch aus Verweisen auf zurückliegende Cyberthreads wie Gostwriter oder die Doppelgänger-Kampagne, bei denen eine Beteiligung aus Russlands so viel ich weiß ziemlich sicher ist.
Nun liest sich der Artikel von Niggemeier hier so, als sei der ganze Beitrag eine einzige Verschwörungstheorie, weil die weiteren Themen nicht angesprochen werden.
Also da (TerraX-Beitrag) wie dort (Niggemeiers Artikel) fällt es einem als Rezipient schwer, Schlüsse daraus zu ziehen.
Ich glaube die Geschichte.
Wenn das Tool so klug ist, dass es die Lottozahlen vorhersagen kann, dann ist die Erhebung der Beweise für den Putinterror ein Klacks.
„Der Online-Marketing-Experte…“ ab da brauchen LeserInnen die wenig Zeit mitbringen eigentlich nicht weiter lesen, denn danach ist klar, dass es sich nicht um einen echten Experten für irgendwas wichtiges handelt. Ich habe aus Interesse weitergelesen, aber wie gesagt, die Punch-Line steht im ersten Satz…