Suchmaschinenoptimierung

Das passiert, wenn Ippen mit Veröffentlichungsdaten trickst

Ein Artikel auf fr.de über Wladimir Putin scheint aktuell, ist aber schon über zwei Jahre alt. Die Zentralredaktion des Ippen-Verlags veröffentlicht ihn immer wieder neu. Was nichts mit Journalismus zu tun hat, sondern mit fragwürdigen Methoden zur Suchmaschinenoptimierung.
Exklusiv für Übonnenten

Man hat sich daran gewöhnt, dass Menschen, die unter Online-Artikeln Kommentare hinterlassen, immer alles besser wissen. Aber dass sie jetzt schon kommentieren, bevor ein Artikel überhaupt erschienen ist – wie kann das sein?

Auf fr.de, dem Online-Auftritt der „Frankfurter Rundschau“, erklärt ein Beitrag:

„Das passiert, wenn Wladimir Putin stirbt“

Der Text ist angeblich am 6. März 2025 erschienen, ein User hat ihn aber schon im Juli 2024 kommentiert. Ähnliche Beispiele finden sich auf fr.de zuhauf.

„Republishing“ von alten Texten

Dahinter stecken keine seherischen Fähigkeiten, sondern eine Strategie zur Suchmaschinenoptimierung. Um Google von ihren angeblich topaktuellen Inhalten zu überzeugen, veröffentlicht die Redaktion Texte immer wieder neu. „Republishing“ heißt diese fragwürdige Methode. Das aktuelle Datum gaukelt nicht nur den Leserinnen und Lesern, sondern auch Google vor, dass es sich um einen neuen Text handelt. Damit steigen die Chancen, dass er in den Suchergebnissen weit oben gelistet wird.

4 Kommentare

  1. „Auf Anfrage bei Google teilt ein Sprecher dazu mit, einzelne Webseiten werde man nicht kommentieren.“

    Das ist offenkundig falsch, weil ich es schon anders erlebt habe.

    Google hat mit zwei Updates, genauer gesagt im September 2023 und im März 2024, sowie nochmal im Mai 2024 explizit gegen kleine Publisher, und unabhängige Seiten einen großen Coup gelandet. Kleinere Seiten schaffen es heute, unabhängig von ihrer Qualität oder Expertise in diesem Bereich, nicht mehr in den Newstab und oft immer schlechter oder gar nicht mehr in die Suchergebnisseiten.

    Man kann oder will dem bewussten Ausnutzen von SEO nicht Herr werden, sondern schießt im Gegenteil eher in die andere Richtung. Das hier genannte Beispiel steht dafür quasi exemplarisch, zumal es ein Meer an Seiten des Verlages gibt.

    Bis so ca. 2022 konnte Google das Monopol auf die Suchmaschine für sich entscheiden, eben weil sie besser als die anderen Suchmaschinen waren. Seit 2023 bröckelt dieses Image, seit 2024 massiv. Google verliert erstmals wieder Nutzer an andere (und sinkt unter 90% Marktanteil). Das hat auch nicht nur mit ChatGPT zu tun, es geht ja um den Marktanteil bei Suchmaschinen.

    Ein wichtiger Schritt wäre es, das Monopol um Google ernst zu nehmen und offensichtliche Interessenskonflikte zwischen Suchergebnissen und Anzeigen genauer anzuschauen. Und nicht vielen großen Seiten den Freifahrtschein zu erteilen.

  2. Sehr aufschlussreich! :-)
    btw: „Man hat sich daran gewöhnt, dass Menschen, die unter Online-Artikeln Kommentare hinterlassen, immer alles besser wissen.“ -> Besonders betroffen hier leider auch Übermedien

  3. @fakirsessel:
    Wenn man sich viel beruflich damit beschäftigt, dann sei einem diese Expertise vielleicht auch gegönnt. Niemand zwingt Sie dazu, gerade wenn Sie sich thematisch gar nicht auskennen, die Kommentare zu lesen. Also falls Sie sich auf mich beziehen, lesen Sie sich einfach mal in die Themen ein, bevor Sie so ein Feld aufmachen.

  4. #3 ich beziehe mich nicht auf Sie, sondern auf die Klugscheißer, die gerne mal zehn Kommentare unter einen Post donnern mit einem zum Teil unerträgluches Habitus der Rechthaberei.
    Ihr Kommentar gehört da definitiv nicht dazu.

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