22. Dezember

Lisa Kräher empfiehlt: Drei perfekte Dokus für die Feiertage

Was gucken während der Feiertage? Übermedien-Redakteurin Lisa Kräher hat drei Dokus für Sie, die Sie mit der ganzen Familie anschauen können.
Übermedien-Adventskalender Türchen 22
Illustration: Ralf Nietmann

In wenigen Tagen werden viele von uns wieder im Gänsebraten- und Plätzchen-Koma auf der Couch liegen. Die große Frage lautet dann: Was soll man gucken? Wem das „Traumschiff“ zu wenig Tiefgang hat und wer „Tatsächlich Liebe“ schon zu oft gesehen hat, dem sei zur Abwechslung eine gute Doku empfohlen. Unsere Redakteurin Lisa Kräher hat drei Filme für Sie, die Sie auch mit der ganzen Familie anschauen können.

1. The Greatest Night in Pop

Quincy Jones, Michael Jackson und Lionel Richie (v.l.) bei den Aufnahmen zu "We are the World"
Quincy Jones, Michael Jackson und Lionel Richie (v.l.) bei den Aufnahmen zu „We are the World“ Screenshot: Youtube / Netflix

Am 28. Januar 1985 versammelten sich nach der Verleihung der „American Music Awards“ sämtliche anwesenden Superstars heimlich in einem Studio in L.A., um den Song „We Are The World“ aufzunehmen. Es war ein Treffen des Musik-Olymps, um nur ein paar zu nennen: Diana Ross, Bob Dylan, Al Jarreau, Cindy Lauper, Paul Simon, Ray Charles, Dionne Warwick, Harry Belafonte (der die Aktion initiiert hatte) und natürlich Michael Jackson, der den Song mit Lionel Richie geschrieben hat. Weil Richie wusste, dass so viele Stars auf einem Haufen nicht leicht zu bändigen sind, hängte er als Mahnung einen Zettel an die Studiotür, auf dem stand: „Lasst eure Egos draußen.“ Man muss nicht Fan der Benefizhymne sein und man kann auch die Wirkung einer solchen Spendenaktion anzweifeln: Aber wie Regisseur Bao Ngyuen mit Originalmaterial und Zeitzeugen-Interviews diese Nacht nacherzählt, ist einfach nur berührend, lustig und schön. Nicht zuletzt, weil der Film im Todesjahr von Quincy Jones eine wunderbare Erinnerung an den genialen Musikproduzenten ist. Und allein wegen der Szene, in der Stevie Wonder Bob Dylan seinen Part vorsingt, weil Dylan sich ein bisschen schwer tut, lohnt es schon, diesen Film zu schauen. Fünf von fünf Popsternen.

„The Greatest Night in Pop“, Regie: Bao Ngyuen, 96 Minuten, Netflix

2. Bones – Auf der Jagd nach den Dino-Fossilien

Die mongolische Paläontolgin Bolor Minjin will Dino-Fossilien in ihr Land zurückholen.
Die mongolische Paläontologin Bolor Minjin will Dino-Fossilien in ihr Land zurückholen. Screenshot: Arte

Auch wenn der Titel das vielleicht vermuten lässt: Dieser Film ist garantiert nicht nur interessant für „Jurassic-Park“-Fans und 6- bis 10-jährige, die gerade in ihrer Dino-Phase sind! In der Arte-Doku „Bones – Auf der Jagd nach den Dino-Fossilien“ geht es um den Wettlauf der Wissenschaft mit kommerziellen Fossiliensammlern. Denn mittlerweile scheint es unter sehr reichen Leuten en vogue, sich für 5,5 Millionen Euro ein Triceratops-Skelett fürs Wohnzimmer zu ersteigern. Und so gehen immer mehr fossile Funde der Forschung verloren. Die zentrale Frage dieses Film, der nicht nur Paläntologen weltweit, sondern auch kommerzielle Sammler neugierig und unvoreingenommen begleitet, lautet: Wem gehören die Fossilien? Besonders hervor sticht dabei die Geschichte von Bolor Minjin. Die mongolische Forscherin kämpft darum, dass die Fossilien, die amerikanische Wissenschaftler vor Jahrzehnten in ihrer Heimat ausgegraben haben und die heute in den USA lagern, in die Mongolei zurückkehren. Und – das ist dann doch was für „Jurassic-Park“-Nerds – Jack Horner, der Paläontologe, der Vorlage für den von Sam Neill gespielten Dr. Alan Grant war, ist auch dabei. Fünf von fünf Velociraptoren.

„Bones – Auf der Jagd nach den Dino-Fossilien“, Regie: Jeremy Xido, 90 Minuten, Arte/RBB

3. Der verschwundene Van Gogh

Ausschnitt aus dem Bild des "Dr. Gachet" von Vincent Van Gogh
Seit 1990 verschwunden: das Bild des Dr. Gachet von Vincent van Gogh Screenshot: 3sat

Wo ist „Dr. Gachet“? Dieser Frage ist der Journalist Johannes Nichelmann bereits vor fünf Jahren im exzellenten Podcast „Finding Van Gogh“ im Auftrag des Frankfurter Städel-Museums nachgegangen – dort war das Gemälde ausgestellt, bis es die Nazis als „entartet“ einstuften. Nun hat Nichelmann die Geschichte zusammen mit Stefan Koldehoff in etwas knackigeren 45 Minuten als Fernseh-Doku aufbereitet. Es geht um den Verbleib des Porträts des Nervenarztes von Vincent Van Gogh, das dieser kurz vor seinem Tod gemalt hat. Viele sehen darin auch ein Selbstporträt des Künstlers. Nachdem der „Dr. Gachet“ im 20. Jahrhundert mehrfach den Besitzer und schließlich auch den Kontinent gewechelt hatte, wurde er 1990 für mehr als 82 Millionen Euro an einen Japaner verkauft – es war damals das teuerste Bild der Welt. Seitdem ist es verschollen. Eine spannende Story – nicht nur für Kunstinteressierte, denn die Geschichte des „Dr. Gachet“ spiegelt auch die großen politischen und wirtschaftlichen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts wider. Fünf von fünf Sonnenblumen.

„Der verschwundene Van Gogh“, Regie: Johannes Nichelmann, Stefan Koldehoff, 45 Minuten, 3Sat/ZDF

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