Tagesthemen

Von allen schlechten Populisten verlassen

Gestern ist ein schlimmer Populist, der schlimme populistische Sachen gemacht hat, als Chef seiner schlimmen populistischen Partei zurückgetreten. Schlimm.

So berichteten die „Tagesthemen“ über den Rücktritt von Nigel Farage als Chef der EU-feindlichen britischen UK Independence Party (UKIP).

Die Nachricht war der Aufmacher der Sendung am Montag und Thema des Kommentars. Thomas Roth sagte schon in seiner Anmoderation über Farage mit leichter Süffisanz:

Er hatte mit allen Mitteln, auch dem der Vorspiegelung falscher Tatsachen, die Brexit-Kampagne vorangetrieben, aber jetzt ist ihm offenbar wieder nach mehr Freizeit zumute, so ist er wohl zu verstehen. Das heißt, mit den Folgen und Schwierigkeiten des Austritts seines Landes aus der EU sollen sich gefälligst andere herumschlagen. (…) Christine Adelhardt über das jüngste Beispiel für die Flucht aus der Brexit-Verantwortung.

Damit war im Grunde alles gesagt. Die nächsten Minuten verbrachten die „Tagesthemen“ damit, immer wieder die Abscheulichkeit sowohl des Politikers als auch seiner Rücktritts-Entscheidung zu wiederholen. Es war ein trauriges Beispiel dafür, wie man in einem Nachrichtenmagazin die Zuschauer nicht informiert, sondern sich gemeinsam vergewissert, auf der richtigen Seite zu stehen.

Adelhardt begann ihre Anreihung von Abfälligkeiten so:

Mit einem Lächeln macht er sich vom Acker. Noch einmal die große Bühne suchen, alle überraschen, und dann den Bettel einfach hinschmeißen. So einfach kann Politik sein, wenn man keine Verantwortung tragen muss. Für Nigel Farage, den gnadenlosen Populisten, ist das nur folgerichtig.

Ja, Farage ist nicht einfach ein „Rechtspopulist“ – das hatte Thomas Roth vorher schon verraten – sondern auch noch „gnadenlos“. Wem gegenüber er hätte „Gnade“ walten lassen sollen, bleibt offen, aber man darf ohnehin kein Wort in diesem „Tagesthemen“-Block auf irgendeine Waage legen: Sie dienen alle nur dazu, bei den Zuschauern größtmögliche Empörung herbeizuschreien.

Im Beitrag kommt nun Farage selbst zu Wort. Er sagt:

„Ich denke, ich habe das meine getan. Ich kann unmöglich mehr erreichen als das, was wir mit dem Referendum geschafft haben, und deshalb ist es richtig, dass ich jetzt abtrete.“

Was immer man von Farage persönlich und den Zielen und Mitteln seiner Partei halten mag: Das ist nicht abwegig. Sein Traum ist in Erfüllung gegangen: Das Vereinigte Königreich verlässt die Europäische Union. Das ist nicht der schlechteste Moment zu gehen.

Die Korrespondentin macht nun noch einmal adjektivreich und sicherheitshalber redundant deutlich, was von diesem Mann zu halten ist:

Er hat seine Auftritte immer genossen. Sich vom Politclown zur Galionsfigur der EU-Gegner gemausert. Gegen das Establishment gewettert. Mit einem Bierchen in der Hand den Volksversteher gemimt. Dem sogenannten kleinen Mann vermeintlich eine Stimme geliehen. Rücksichtslos gegen Einwanderer gehetzt. Das politische Klima vergiftet. Und jetzt macht er sich aus dem Staub.

Vielleicht sollte ich kurz erwähnen, dass ich für Farage und seine Politik nicht die geringsten Sympathien empfinde. Aber es hilft nichts (oder wie Frau Adelhardt formulieren würde: überhaupt gar nichts), wenn jemand Beteuerungswörter aufeinander stapelt, um mich gegen jemanden einzunehmen.

Später, nachdem ein Experte mit einer Analyse der politischen Situation zu Wort kam, macht sie weiter mit:

Es ist nach Boris Johnson schon der zweite Brandstifter, der einfach geht. Zurück bleibt ein gespaltenes Land; eine zerrissene Parteienlandschaft. (…)

Als Chef der rechtspopulistischen –

Ach ja.

– Partei UKIP ist er raus; als EU-Gegner aber hat er noch viel vor. Sein Mandat im europäischen Parlament will er behalten. (…) Er wird also weiter zündeln. Einfache Antworten auf schwere Fragen geben. Und die Verantwortung anderen überlassen. Denn nicht nur in Großbritannien haben Rechtspopulisten dieser Tage Konjunktur.

Vom rätselhaften „Denn“ im letzten Satz abgesehen: Was ist der Inhalt dieses Beitrages? Was sagt die Korrespondentin, außer immer und immer wieder, dass der Mann ein Populist ist, der tut, was Populisten tun? Ein Brandstifter, der zündelt.

Wobei ihr vor lauter Empörung nicht auffällt, wie widersprüchlich ihre Empörung ist: Sie findet es verantwortungslos, dass der Brandstifter einfach aufhört. Und sie findet es gefährlich, dass er weiterzündelt.

In dem Kommentar, den die „Tagesthemen“ im Anschluss an diesen Kommentar ausstrahlen, nimmt Claudia Buckenmaier dieses Bild wieder auf und verheddert sich anders in ihm. Sie sagt über den Rücktritt von Farage:

„Unerwartet war das heute, aber wann kommen Brandstifter schon mit dem Löscheimer zum entfachten Feuer? Wohl eher selten.“

Sie scheint möglicherweise sagen zu wollen, dass der unerwartete Rücktritt nicht unerwartet kam. Aber was hätte der fanatische Brexit-Befürworter Farage tun sollen oder können, um in diesem Sprachbild als Feuerlöscher zu wirken? Im Amt des Oberbrandstifters der Brandstifterpartei bleiben?

Ihr Kommentar ist ein Sprachgeröll aus Gedankenlosigkeit. Boris Johnson und Nigel Farage nennt sie „das Duo Infernale der Brexit-Kampagne“:

Ohne ihre populistischen –

Ha!

– Sprüche und falschen Versprechen hätte das Nein-Lager wohl nie triumphiert. Farage beschwor den Tag des Referendums als Unabhängigkeitstag. Aber diese Unabhängigkeit politisch gestalten, sich den Mühen der Ebene zu stellen, davor kneift er genau so wie Boris Johnson.

Der Gedanke, dass es Nigel Farage gewesen wäre, der diese Unabhängigkeit „politisch gestaltet“ hätte, mit den zwei UKIP-Abgeordneten im Unterhaus, ist völlig abwegig. Er hat in diesem Sinne auch keine politische Verantwortung. Und es ist auch grotesk, es sich zu wünschen, dass nach dem gewonnenen Referendum Leute wie Farage dann auch noch den folgenden Austrittsprozess gestalten.

Trauert Claudia Buckenmaier diesem Politiker etwa hinterher?

Nein, ich trauere diesem Politiker nicht hinterher. Auf seine Sprüche, mit denen er schamlos Angst geschürt und das Land so sehr gespalten hat, kann ich verzichten. Und viele andere sicherlich auch. Was mich am meisten ärgert:

Moooment, hatte sie nicht gerade gesagt, dass sie das nicht ärgert, dass Farage abtritt? Weil sie auf seine Sprüche „verzichten“ kann? Mit denen er „schamlos Angst geschürt hat“ – im Gegensatz zu den nicht ganz so gnadenlosen Populisten, die wenigstens Scham empfinden beim Angstschüren? Verzeihung. Jedenfalls:

Was mich am meisten ärgert: Die Brexit-Befürworter haben im Wahlkampf immer wieder betont, sie handelten ganz im Sinne der Demokratie. Aber Demokratie bedeutet mehr als Stimmung machen für ein Ergebnis. Doch wenn dem Jubel Ernüchterung und Wut folgen, dann haben sich Farage und Johnson längst aus dem Staub gemacht. Glaubwürdige Politiker sehen anders aus.

Uhu, die sehen anders aus. Also: Frau Buckenmaier findet es übel, dass Farage gegangen ist. Und sie ist froh, dass Farage gegangen ist. Sonst noch was?

Wenn Nigel Farage also sein Leben zurückhaben will, wie er so schön sagt, dann soll er sich doch gleich ganz aus der Politik zurückziehen und auch seinen Sitz im Europäischen Parlament zurückgeben. Ein bisschen mehr Konsequenz, bitteschön.

Also: Er hätte nicht bleiben sollen. Er hätte nicht gehen sollen. Und er hätte beim Gehen nicht ein bisschen bleiben sollen.

Was ist das für ein Kindergartenargument? Farage bleibt natürlich gern im Europaparlament, weil er dafür viel Geld bekommt – und weil er, wie er selbst sagt, politische Bewegungen in anderen Ländern, die sich auch von der EU lossagen wollen, unterstützen will. Dagegen lässt sich viel sagen, aber doch nicht, dass er, bitteschön, konsequent sein soll, der gnadenlose Populist.

Okay, ich habe mich da vielleicht in etwas reingesteigert, es ist nur eine „Tagesthemen“-Sendung. Aber das völlige Fehlen eines Gedankens, einer Analyse, einer Haltung jenseits des Bedürfnisses, dem Publikum in immer wieder neuen Varianten zu sagen, was für ein populistischer Populist dieser Populist war, hat mich ein bisschen erschüttert.

Nicht nur in Großbritannien haben Rechtspopulisten dieser Tage Konjunktur, würde Christine Adelhardt sagen. Die „Tagesthemen“ werden sich ihrer annehmen – mit der ganzen ihnen zur Verfügung stehenden Empörung und Hilflosigkeit.

28 Kommentare

  1. „Die Korrespondentin macht nun noch einmal adjektivreich und sicherheitshalber redundant deutlich, was von diesem Mann zu halten ist:

    Er hat seine Auftritte immer genossen. Sich vom Politclown zur Galionsfigur der EU-Gegner gemausert. Gegen das Establishment gewettert. Mit einem Bierchen in der Hand den Volksversteher gemimt. Dem sogenannten kleinen Mann vermeintlich eine Stimme geliehen. Rücksichtslos gegen Einwanderer gehetzt. Das politische Klima vergiftet. Und jetzt macht er sich aus dem Staub.“

    Ähm, „adjektivreich“? Ich zähle da genau zwei Adjektive und die geben keinerlei Hinweis darauf, was von Farage zu halten ist. ;)

  2. Farage ist von seiner tatsächlichen Bedeutung her nicht so verantwortungsreich gewesen wie Johnson, von daher ist sein Rücktritt nicht so schlimm.
    Bei beiden ist aber festzuhalten, dass sie zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt zurücktreten. Ein Kapitän verlässt das Schiff, wenn es sicher im Hafen ist, nicht, wenn es sich im Nebel verirrt.
    Und für mich ist das ein Zeichen, dass keiner der beiden ein Konzept für den Brexit hatte und demzufolge von ihrer eigenen Politik nicht überzeugt waren.
    Aber Sie haben natürlich recht, dafür braucht man keine langen Fernsehbeiträge, dafür reichen drei Worte:

    „Das sind Verräter.“

  3. Farage ist von seiner tatsächlichen Bedeutung her nicht so verantwortungsreich gewesen wie Johnson, von daher ist sein Rücktritt nicht so schlimm.
    Bei beiden ist aber festzuhalten, dass sie zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt zurücktreten. Ein Kapitän verlässt das Schiff, wenn es sicher im Hafen ist, nicht, wenn es sich im Nebel verirrt.
    Und für mich ist das ein Zeichen, dass keiner der beiden ein Konzept für den Brexit hatte und demzufolge von ihrer eigenen Politik nicht überzeugt waren.
    Aber Sie haben natürlich recht, dafür braucht man keine langen Fernsehbeiträge, dafür reichen drei Worte:

    „Das sind Verräter.“

  4. Das ist die übliche tendenziöse Meinungsmache im ÖR, Berichterstattung kann man das nicht nennen. Die ständige schwarz/weiss Malerei ist symptomatisch. Wochenlang wurde gegen die BREXIT Anhänger gehetzt, deren Argumente totgeschwiegen und jetzt wird nochmal richtig nachgetreten. Ganz schlimme Propaganda von Sendern, deren eigentlicher Auftrag unabhängige, neutrale Berichterstattung ist

  5. Sehr geehrter Herr Hans Meyer,

    sind Sie sich sicher, dass Sie verstanden haben, worum es in dem Text ging? Ich meine das auch im Hinblick auf das Aufeinanderstapeln von Beteuerungswörtern und so… („ständig“, „symptomatisch“, „übliche tendenzoiöse Meinungsmache“, „wochenlang gehetzt“, „schlimme Propaganda“). Falls nein: Ist halb so schlimm, ist ja nur ein Internetkommentar.

    Grüße.

  6. Danke, Herr Meyer. Ronny und Mycroft scheinen intellektuell nicht erfasst zu haben, worum es im Beitrag von Herrn Niggemeier ging. Sämtliche führenden Medien haben sich bereits vor längerer Zeit von ihrem ursprünglichen Auftrag entfernt.

  7. „Was immer man von Farage persönlich und den Zielen und Mitteln seiner Partei halten mag: Das ist nicht abwegig. Sein Traum ist in Erfüllung gegangen: Das Vereinigte Königreich verlässt die Europäische Union. Das ist nicht der schlechteste Moment zu gehen.“

    Nö. Wenn man den Mist, den man angezettelt hat, nicht ausbaden will, ist das tatsächlich ein toller Moment zu gehen.

    Nicht falsch verstehen, die herbeigeschriebene Empörung finde ich auch nicht gut.

    Dennoch sollte man im Blick behalten, dass Farages Handeln ein fetter Mittelfinger in Richtung der Brexiter ist.

    @Hans Meyer / Anke Wagenbach
    Wie viel in deutschen Medien berichtet wurde, kann ich nicht beurteilen. Hier im UK wurde ausführlich über beide Seiten berichtet und dennoch wird Farage auch hier kritisiert. Daran kann’s also nicht liegen.
    „Ganz schlimme Propaganda“ – naja. Haben Sie das auch über Farages Nazi-Plakat geschrieben?

  8. @Earonn:

    , dass Farages Handeln ein fetter Mittelfinger in Richtung der Brexiter ist.

    Warum? Er hat sein Ziel erreicht. Er hat angeboten, an den Verhandlungen mit der EU mitzuwirken (was alle sicher dankend ablehnen werden). Und wie er selbst sagt: Besser wird’s nicht.

  9. Nicht vergessen: UKIP hat keinen (oder doch genau einen?) Abgeordneten im House of Commons, jedenfalls nicht Farage. Der hat seinen Parlamentssitz von Beginn an in Brüssel gehabt und dort vom ersten Tag an offen gesagt, was sein politisches Ziel ist. Wenn das Ziel erreicht ist, ist diese Repräsentanz überflüssig. Aus Farages Sicht (und auch meiner) ist jetzt tatsächlich ein guter Zeitpunkt für einen Rücktritt: nach 16 Jahren und diesem Ergebnis. Wenn UKIP bei den nächsten englischen Parlamentswahlen bärenstark wird (was wohl passieren kann, wenn die Tories den Brexit verhühnern und Labour sich weiter zerlegt), werden das neue Leute sein. Solche Personalwechsel sind demokratisch gesund, viel gesünder jedenfalls als der „despotische Bereich“, in dem sich Merkel in Deutschland bewegt. Mit Leuten wie Wolfgang Kubicki sind Demokratie und Liberalismus in Deutschland (noch) nicht ganz verloren, aber in jedem Fall weit hinter England zurück.

  10. @Stefan
    Genau diese Einstellung „besser wird’s nicht, also geh ich“ ist, was ich (und viele andere im UK) ihm vorwerfen.
    Ihm ist offenbar klar, dass jetzt die schweren, die anstrengenden Zeiten kommen – und flugs haut er ab.
    Stell dir vor, ich besuche dich zuhause, mecker über deine Inneinrichtung, haue alle Möbel klein und reiße die Tapete von der Wand – und sage dann: „So, ich hab erreicht was ich wollte, der Stefan wohnt nicht mehr so häßlich, ich geh jetzt“ – und lasse dich mit dem Müll und der Arbeit des Neutapezierens (ganz zu schweigen den Kosten für die neuen Möbel) sitzen.

    Ob man ihn nun an den Verhandlungen teilnehmen lässt, ist unwichtig. Es gibt schließlich viele andere, die auch nicht dazu eingeladen werden. Sollen die auch sagen „Entweder ich krieg was ich will, oder ich mach gar nichts“?

    Er hat ja noch nicht mal den Brexit geschafft. Er hat das Referendum hinter sich gebracht, mehr nicht. Ja, der Brexit ist wahrscheinlich, aber noch nicht in trockenen Tüchern. Insofern hat Farage keinesfalls „erreicht was er wollte“.

  11. Diese Diskussion gab es doch schon vielhundertmal. Tritt einer nicht zurück, klebt er an seinem Sessel. Tritt einer zurück, stiehlt er sich aus der Verantwortung. Eine komfortable win-win Situation für die Medien und sonstige Beobachter.
    Ich bin froh, dass er weg ist!

  12. „Stell dir vor, ich besuche dich zuhause, mecker über deine Inneinrichtung, haue alle Möbel klein und reiße die Tapete von der Wand “
    Au Backe, jetzt kommen die Argumente nach Art der schwäbischen Hausfrau: für jeden verständlich, aber leider nicht passend zum Problem.
    Nochmals zum Mitschreiben: UKIP hat 0,0 Gestaltungsmöglichkeiten bei allem, was jetzt kommt oder eben nicht kommt. Das ist alles Sache der britischen Regierung und des britischen Parlaments, zunächst der bisherigen konservativen Parlamentsmehrheit.
    Die große Frage bleibt bestehen: warum ist das deutsche ÖR-Fernsehen, sind die Tagesthemen dabei Partei und nicht Berichterstatter?
    Antwort: das deutsche ÖR-Fernsehen, vor allem die großen Nachrichtensendungen, ist bei praktisch keinem Thema mehr Berichterstatter, sondern Sprachrohr der Bundesregierung. Staatsfunk in einem Staat, der inzwischen fest auf die autoritäre Schiene montiert ist. Jede vernünftige britische Tageszeitung berichtet ausgewogener , distanzierter und vielstimmiger als die meisten deutschen Medien.
    Es geht immer nur darum zu verhindern, dass der deutsche Michel auf den Trichter kommt, dass manches vielleicht doch nicht alternativlos ist, sondern wählbar und gestaltbar ist: pure Propaganda.

  13. @4 + 6:
    Nicht vergessen, dass die ÖR den Auftrag haben, einzig und allein nach Ihrem persönlichen Geschmack zu berichten. Schließlich zahlen Sie ja (als einige Personen) die Runfunkgebühr … sorry ich meine natürlich die Staatsfunk-Zwangsabgabe.
    Dass sie sich „von ihrem ursprünglichen Auftrag entfernt“ haben, wird ja eindeutig dadurch belegt, dass die ÖR nicht Ihre Meinung wiedergegeben haben.

    Beweiskette geschlossen.

  14. @Andreas Müller
    Sie sind gerne eingeladen, den sehr viel besseren Vergleich zu erstellen.
    Ändert alles nichts daran, dass Farage hier bei uns als jemand angesehen wird, der – teilweise mit übel rassistischen Mitteln – auf das Ende der EU-Mitgliedschaft hingearbeitet hat, Versprechungen für die Zeit danach machte, und sich jetzt eilig verdrückt, da es darum geht, die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen.
    Und was soll denn heißen, Ukip habe keine Gestaltungsmöglichkeiten? Die können keine Ideen haben? Keine Vorschläge einbringen? Keine Gelder spenden? Farage kann seine Anhänger nicht dazu aufrufen, bei den momentan ansteigenden Fällen von hate crimes dazwischenzugehen?

    „Jede vernünftige britische Tageszeitung berichtet ausgewogener , distanzierter und vielstimmiger als die meisten deutschen Medien.“
    Für jemanden, der sich bemüßigt fühlt, leere Kritik an meinem Beispiel zu führen, ist das eine ziemlich substanzlose Aussage, oder?
    Vergleich
    „Jeder gute britische 100m-Läufer sprintet schneller als die meisten deutschen Läufer“.
    Gemerkt? Natürlich arbeiten die besten britischen Zeitungen besser als der deutsche Durchschnitt. Darum sind es die besten. Wie arbeitet denn der britische Durchschnitt im Vergleich zum deutschen? Oder die besten britischen im Vergleich zu den besten deutschen Zeitungen?
    (Wie auch immer „beste“ hier bestimmt werden soll)

    @Frank Reichelt
    Soweit ich weiß, wird z.B. Frau Sturgeon zur Zeit nicht vorgeworfen „am Sessel zu kleben“.

  15. @Anke Wagenbach, #6
    Ich hatte das schon verstanden. Ich halte diese „Berichterstattung“ sogar ebenfalls für schlecht. Ich erlaube mir jedoch, sie aus nicht ganz denselben Gründen wie Herr Niggemeier für schlecht zu halten.
    Übertrieben redundante Wortwahl für den redundanten Sachverhalt ist redundant, ja, und nicht ganz schlüssige Argumentation braucht auch keiner, aber:
    Das Votum der Wähler für den Brexit ist auch ein Votum für Johnson bzw. Farage gewesen. Ich hätte als Brexitwähler angenommen, dass Johnson bei der Abwicklung die Führung übernimmt, ob mit oder ohne Farages Beteiligung, sei mal dahingestellt. Ich bin sogar als Nicht-Brexit-Befürworter davon ausgegangen, dass die pro-Brexit-Politiker ein Konzept oder eine Marschroute hatten, mit Forderungen und Zielen als Verhandlungsmasse im Austrittsfall.
    Das jetzige Abspringen legt aber sehr stark nahe, dass sie das nicht hatten – Farage hätte seine „Einkaufsliste“ ja populistischerweise online stellen können, wenn man ihn eh‘ nicht zu Verhandlungen mitnimmt – aber da ist rein gar nichts. Als ob die davon ausgingen, dass es keinen Brexit geben würde. Was bin ich für ein Schelm, der schlechtes dabei denkt.

    Um das klarzustellen: Für uns Resteuropäer ist es natürlich besser, wenn die Hauptbrexitbefürworter kalte Füße kriegen, dann kann man bei den anstehenden Verhandlungen mit der zweiten Garde reden. Aber für die Briten ist es schon schlecht.

  16. @EARONN
    „dass Farage hier bei uns als jemand angesehen wird, der – teilweise mit übel rassistischen Mitteln – auf das Ende der EU-Mitgliedschaft hingearbeitet hat“
    Dass er auf das Ende der EU-Mitgliedschaft hingearbeitet hat, wird er wohl gerne zugeben, aber das ist ja nicht verboten, sondern ein ganz normales politisches Ziel in einem Land, in dem die EU immer umstritten war. Können Sie aber die „übel rassistischen Mittel“mit irgendwelchen Quellen belegen? So bleibt nur der Eindruck, dass alles, was „hier bei uns“ als unerwünscht „angesehen“ wird, irgendwie auch rassistisch sein muss. Sind das schon Synonyme?

  17. @Andreas Müller
    War das Brexit-Poster mit der „Immigrantenschwemme“ nicht Thema in Deutschland?
    https://www.theguardian.com/artanddesign/2016/jun/22/jeff-mitchells-best-shot-the-column-of-marching-refugees-used-in-ukips-brexit-campaign
    http://www.theguardian.com/politics/2016/jun/16/nigel-farage-defends-ukip-breaking-point-poster-queue-of-migrants

    Nun weiß ich natürlich nicht, ob Sie den Guardian als „gut“ ansehen, aber eine Google-Suche für die Begriffe „Farage“ und „Immigrants“ dürfte Ihnen einen Überblick verschaffen.

    Ich war davon ausgegangen, die Stoßrichtung der Ukip sei in Deutschland bekannt.

  18. Fast noch geiler ist ja der nachfolgende Beitrag. :-D

    Da klärt ein Kommunikationswissenschaftler(!) darüber auf, warum direkte Demokratie richtiger Mist ist. Viel besser ist der „Dialog“. In dem sollen Politiker ihre Politik dann besser „erklären“. Und dann erübrigt sich das mit der blöden Abstimmung einfach. Wir wissen ja, wohin direkte Demokratie geführt hat. Weimar usw. Zwinker, zwinker.

  19. Sehr geehrte Frau ANKE WAGENBACH,

    dann hat also Herr Meyer Ihrer Auffassung nach den Artikel „Intellektuell erfasst“. Oder vielleicht doch eher und wenigstens gefühlsmäßig? Ist doch auch ok, oder? Und wo ist überhaupt der Unterscheid zwischen intellektuell und gefühlsmäßig? Was heißt überhaupt intellektuell? Ohgottohgott, je mehr man darüber nachdenkt, desto komplizierter wird alles. Lieber schnell mit dem Nachdenken aufhören und noch die freigewordene Zeit für einen Internetkommentar verwenden. Puuh….nochmal gutgegangen.

  20. @17 EARONN
    „Immigrantenschwemme“
    Ganz sicher gehören diese Bilder zu den 4 wichtigsten Dingen, die der Brexit-Kampagne die Mehrheit gebracht haben:
    1.) Das Griechenland-Drama des letzten Jahres mit dem Eindruck eines Gangster-Gerichtsvollziehers
    2.) Die völlig überraschende und unregulierte Merkel-Immigration (schon die Original-Bilder haben das bewirkt, nicht erst das UKIP-Plakat)
    3.) Der Versuch Deutschlands (mit Drohungen), andere Länder in Mithaftung zu nehmen für Merkels einsame Entscheidung.
    4.) Die Ausschaltung jeder parlamentarischen Mitbestimmung bei 2+3
    Sorry, ich kann darin keinerlei Rassismus erkennen. Das sind alles legitime Punkte, zu denen die EU im Grunde nie etwas Befriedigendes sagen konnte. Nur in Deutschland (und Schweden) glaubt man, dass Fakten rassistisch sein können, weshalb gute Menschen sie ignorieren müssen. Ich habe in diesem Forum vor der Brexit-Entscheidung darauf hingewiesen, dass niemand in England (auch nicht in Schottland übrigens ) auf die Idee gekommen wäre, da mitzumachen. Was in Deutschland nicht thematisiert und in Frage gestellt werden darf, ist in liberalen Demokratien ein legitimes Sujet. Auch unter Franzosen übrigens:
    „Aber ich muss jetzt sagen, dass die Einwanderung ohne Grenze, die sich gerade als europäische Ideologie konstituiert, die die Rechte der mobilen Ausländer, polnische oder nahöstliche, über diejenigen der Landsleute stellt, die also die Bevölkerung in Unsicherheit bringt unter dem Anschein positiver Regungen, ein Anti-Humanismus ist”.

  21. #18:

    Schön auch, wie in der deutschen Qualitätspresse von Spon zu SZ derzeit die Minensuchhunde Kategorie Fleischhauer mal vorgeschickt werden, um zu testen, wie viel Empörung aufkommt, wenn man -natürlich nur halbernst, zwinker, zwinker- ein Kapital/Vermögens/Einkommensabhängiges Wahlrecht vorschlägt, wo doch der Pöbel die…
    – falschen Populisten wählt!

    Der gemeinsame demokratische Nenner scheint in jenen Kreisen zunehmend als Wettbewerbshemmnis, nicht ausreichend marktkonform bewertet zu werden.
    Tolle Sturmgeschütze, die wir da haben.

  22. @ HANS MEYER
    Das ist die übliche tendenziöse Meinungsmache im ÖR, Berichterstattung kann man das nicht nennen. Die ständige schwarz/weiss Malerei ist symptomatisch. […] Ganz schlimme Propaganda von Sendern, deren eigentlicher Auftrag unabhängige, neutrale Berichterstattung ist

    Als aufmerksamer Leser dieser und anderer medienkritischer Seiten kann ich Ihnen da nur voll und ganz zustimmen! In letzter Zeit werden ja kübelweise die Informationsprogramme von ARD & ZDF auseinander gepflückt, so daß bei mir jedenfalls der Eindruck entsteht, das die dortigen Zustände höchst skandalös sind!

    Zum Glück haben wir ja ein duales Rundfunksystem und bei RTL, Sat.1, ProSieben, … (die ja als Vollprogramme allesamt verpflichtet sind, Informationsprogramme zu senden) scheint dagegen alles in aller bester Ordnung zu sein. Ja, selbst die „RTL II News“ geben offenbar den engagierten, lesenswerten Medienkritikern keinen Grund zur Klage. Auch die beiden Nachrichtensender N24 und n-tv arbeiten offenkundig derart professionell, objektiv, auf journalistisch höchstem Niveau, das es offenkundig nicht den Hauch von Kritik gibt.

    (Eventuell könnte man „ÜBERMEDIEN“ in „ÜBER ARD & ZDF-MEDIEN“ umbenennen.)

  23. Es ist angemessen, die ÖR-Sender viel genauer zu beobachten als die Privatsender. Letztere kosten die Leute gar nichts, wenn sie sie ignorieren. Die ÖR-Sender kassieren dagegen Zwangsabgaben und lassen unwillige Zahler pfänden, auch wenn die das Programm nicht anschauen wollen. Ein entscheidender Unterschied!

  24. #13 Das wäre so sicherlich nicht meine Beweiskette. Aber richtig formuliert haben Sie, dass der ÖR seit einigen Jahren den Schwerpunkt auf Meinungsäusserung legt, und die ziemlich stabil in einer Richtung mit missionarischem Eifer, und nicht mehr auf Nachrichten. Allein schon das Wording zum Brexit ist einfach nur abstossend, „die Ratten verlassen das sinkende Schiff“ (DLF) usw.

  25. Es ist billige Stimmungsmache und nicht im geringsten die Erfüllung des Informationsauftrags der ÖR. Farage hat sein Ziel erreicht, ob einem das gefällt oder nicht. Muss er wirklich ein Konzept für GB nach dem Brexit haben? Muss ein Grüner ein Luftverkehrkonzept vorlegen, wenn er eine Startbahn verhindert? Oder musste Oliver Cromwell ein Konzept für eine bessere Monarchie in Britannien haben, als er den König köpfen ließ?

    Interessant wäre die Klärung der Frage, was die Briten im Kern zur Brexit Entscheidung getrieben hat und welchen Anteil daran Farage und Johnson haben? Es ist aber schon sehr vermessen knapp 52% der Briten zu Irrläufern, Verwirrten und Verführten zu erklären. Vielleicht sitzen die Irrläufer ja am Moderationspult und die Briten haben eine Entscheidung getroffen, die diesen Akteuren im subjektiven Gefühl moralischer und kognitiver Überlegenheit nicht passt. Mag relevant sein für starke Egos, aber für den Medienkonsumenten, der einfach informiert und nicht mit angeblichen Dämonen bekannt gemacht werden will, für den ist es uninteressant. Wahrscheinlich richtet sich die Arroganz gar nicht gegen die Briten. Denn im Prinzip denke ich, daß diese Stimmungsmache nur das Ziel verfolgt, die eigene Bevölkerung über die moralische Verwerflichkeit jeder Entscheidung zu belehren, die sich gegen den Glaubensorden der EU richtet.

  26. @ 23. ANDREAS MÜLLER
    Es ist angemessen, die ÖR-Sender viel genauer zu beobachten als die Privatsender. Letztere kosten die Leute gar nichts, wenn sie sie ignorieren.

    Ich sehe es wie Sie, das man die ÖR-Sender viel genauer beobachten soll. Aber doch nicht ausschließlich! Als gäbe es links und rechts nicht anderes.

    Die privaten Sender sollten & wollten ein (publizistisches) Gegengewicht zum ÖR bilden, zur Bereicherung der Meinungsvielfalt in Deutschland. Der Deal war: Ihr bekommt (damals stark begrenzte) Sendeplätze, dürft den Zuschauer nichts kosten, könnt aber zur Finanzierung dafür Werbung senden. Zur Sicherung der Meinungsvielfalt wurden den großen Vollprogrammen Drittsendelizenzen abgetrotzt, die populärsten dürften wohl SPIEGEL TV Magazin und SternTV auf RTL sein, die es heute noch gibt. Das klappte anfangs auch. Der sonntägliche Polittalk im Ersten gäbe es ohne „Talk im Turm“ von Sat.1 nicht.

    Stück-für-Stück haben sich die privaten Sender von ihrer gesellschaftlichen Verantwortung aus Gewinn- und Renditegründen verabschiedet. Die Informationsprogramme wurden auf ein Minimum eingedampft. Guter Journalismus kostet nämlich was, das müsste „ÜBERMEDIEN“ ja nun bestätigen.
    Das letzte Mal, das sich medienkritische Journalisten ernsthaft mit den privaten Nachrichtenangebot beschäftigt haben, war (meiner Erinnerung nach) vor 9 Jahren, als 2007 Sat.1 aus Kostengründen ihre Nacht-Nachrichten strichen.
    Die privaten Fernsehsender haben sich heimlich, still und leise aus ihrer Verantwortung, zur Meinungsvielfalt in Deutschland beizutragen, (ich behaupte: aus Kostengründen) verabschiedet. Beschäftigen sich medienkritische Journalisten damit? Nein.

    Und trotzdem, selbst mit ihren verbleibenden Nachrichten haben die Sender Relevanz.
    RTL aktuell um 18.45 erreicht zum Teil mehr Zuschauer als das ZDF um 19 Uhr; die RTL II-“News“ um 20 Uhr ist in jungen Zielgruppen angesagter als die zeitgleich ausgestrahlte Tagesschau (in Hamburg gilt Wahlrecht ab 16, das ist also nicht unwichtig, wie sich junge Menschen informieren); ja selbst Sat.1 hat, erstaunlicherweise, in seinem „Frühstücksfernsehen“ alle 30 Minuten Nachrichten – und ist damit Marktführer.
    Interessieren sich medienkritische Journalisten dafür? Nein.

    Zu den Kosten: Das stimmt einfach nicht mehr, das die Privatsender kostenfrei zu empfangen sind. Ab 2017 wird die einzige Möglichkeit, die (wohlgemerkt: zur Meinungsvielfalt beitragenden) Privatsender zu empfangen, heimlich, still und leise, abgeschafft: Aus DVB-T wird DVB-T2. Damit kosten die „frei empfangbaren Privatsender“ fluffige 69,- Euro im Jahr, zzgl. einmal-kosten für ein CI-Modul (und, nochmal als hübsches plus, das Empfangsgerät als solches). Und damit effektiv pro Empfangsgerät. (Blöd, wenn sich jemand den Luxus gönnt, in zwei Zimmern einen Fernseher zu leisten). Dafür kann man dann die Persil-Werbung in HD erleben.
    Interessieren sich medienkritische Journalisten dafür? Nein.

    Ich z.b. bin Arbeiter bei der Hamburger U-Bahn, ich muss scharf auf meinen (laufenden) Kosten achten. Ich darf keine Sat-Schüssel anbringen, Kabel und IPTV ist teuer. Das heißt, das ich von der mal versprochenen Meinungsvielfalt im Fernsehen, schlichtweg abgeschnitten bin. Und es interessiert einfach keine Sau. Kein Journalist geht der Sache mal auf den Grund. Mein Eindruck: Weil medienkritische Journalisten geradezu besoffen davon sind, einzelne Nachrichtensendungen EINES Senders bis zur Minute auseinanderzunehmen.

    Ich persönlich würde mir wirklich sehr wünschen, das medienkritische Journalisten mal ihre Fokussierung, diese Ausschließlichkeit auf die ÖR-Sender, erweitern auf die zweite Säule unseres dualen Rundunkangebotes.

    Gruss,
    Marc

  27. Bei aller Empörung über Herrn Farage: Dürfen wir von unseren ÖR nicht wenigstens ein bisschen Intelligenz erwarten? Analyse gar?
    “Ich hätte so gerne gesehen, wie die Populisten auf die Schnauze fallen“ ist doch Kindergarten. Und das spricht SN an.

  28. Das bestaetigt mich nur in meiner Haltung die Tagesthemen schon seit Jahren nicht mehr anzuschauen.

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