Fernsehdirektor Jörg Schönenborn

„Da muss vorher etwas zerbrochen sein“: Die interne WDR-Debatte über Corona-Berichte

WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn sieht Fehler in der Berichterstattung über Corona. Im Gespräch mit Übermedien sagt er unter anderem, die Debatte um Grundrechts-Fragen hätte von Medien „früher und deutlicher“ aufgegriffen werden müssen. Es habe anfangs eine „gesellschaftliche Schockstarre“ gegeben, in der auch Medien unreflektiert angenommen hätten, was von der Politik entschieden wurde. Auch Journalisten seien „Teil des breiten Stroms“ gewesen.

Innerhalb des Westdeutschen Rundfunks wird seit einigen Wochen darüber diskutiert, wie mit dem Thema Corona umzugehen ist – und mit Kritik an der Berichterstattung, zum Beispiel im Zuge einer Online-Petition, zu der es diese Woche eine Videokonferenz geben soll. Angestoßen hat die Debatte der Fernsehdirektor in zwei internen Rundschreiben, die wir hier dokumentieren; außerdem haben wir Schönenborn gefragt, wie er die Berichterstattung heute bewertet.


Jörg Schönenborn WDR/Herby Sachs

Mitte September war Jörg Schönenborn ratlos, „trotz Nachdenkens“. So teilte es der WDR-Fernsehdirektor seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der „Programmpost“ mit, einem internen Rundschreiben, das immer freitags versendet wird. Ratlos machten Schönenborn nach eigenen Angaben zwei Begegnungen mit Menschen, die kritisierten, wie der Sender über die Corona-Pandemie berichtet. Was Schönenborn nicht nachvollziehen konnte.

Die erste Begegnung schildert er so: Ein Freund, den er „seit Jahrzehnten“ kenne, habe ihm geschrieben, nachdem er auf einer Corona-Demonstration in Berlin gewesen sei – nicht um dort zu demonstrieren, sondern „nur, um sich ein persönliches Bild zu machen“. Als er sich Berichte über diese Demo in den „Leitmedien“ angesehen habe, sei der Freund „fassungslos“ gewesen, auch wegen der „Tagesschau“. Wörtlich habe er geschrieben:

„Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass die Öffentlich-Rechtlichen diese Art der Berichterstattung machen.“

Was genau den Freund so fassungslos machte, bleibt unklar. Schönenborn betont, sein Freund sei „Familienvater, beruflich erfolgreich“ und ihm „nie durch extreme Positionen aufgefallen“; in den vergangenen Jahren habe er ihm viele Komplimente für die Arbeit des WDR gemacht. Überhaupt seien dieser Mann und der Folgende keine „Corona-Leugner“. Sie hielten lediglich die „Maßnahmen und Einschränkungen für unangemessen und übertrieben“.

„Professor Bhakdi kann gut erklären“

Eine Woche später meldete sich der nächste Bekannte bei Schönenborn: „der Chef einer Firma, mit der wir häufig zusammenarbeiten“ und den er schätze; er habe ihm, Schönenborn, „manchen guten Rat“ gegeben. Auch er wollte nun „dringend“ mit dem WDR-Fernsehdirektor reden. Auch er habe „in meinem Büro“ erklärt, dass der WDR „gute Arbeit“ mache – doch dann kam das Aber.

Es gebe „renommierte Wissenschaftler, die in den Medien totgeschwiegen würden“. Der Professor Bhakdi zum Beispiel, habe der Firmenchef gesagt, „könne gut erklären, was an den Zahlen des RKI fragwürdig“ sei. Die Berichte des WDR würden die Angst der Menschen stattdessen nur verstärken.

„Ich hatte viel dagegen“, schreibt Schönenborn. Er habe dem Mann einen Podcast mit Doc Esser „geschickt“, der sich „sachlich“ mit Bhakdis Thesen auseinandersetze. Doch auch das habe den Firmenchef nicht überzeugt: „Es reiche nicht, die Thesen zu prüfen. Man müsse Bhakdi selbst ein Forum geben.“

Die „Tagesschau“ über die Corona-Demo am 29.8.2020 Screenshot: Das Erste

Auch die „Tagesschau“-Berichte von der Corona-Demo habe er sich alle noch mal angesehen. Er fand sie „sehr sachlich“ und „umfassend“. Deshalb habe er seinen Freund gebeten, die Berichte doch noch mal anzuschauen, „mit Abstand“ – aber auch das half offenbar nichts:

„Zwei Menschen sehen denselben Bericht und haben eine völlig andere Wahrnehmung. Wie kommt es dazu?“

Schönenborns vorläufige Antwort: „An dem Video kann es nicht liegen. Da muss vorher irgendetwas zerbrochen sein.“

Nur eine Perspektive?

Deshalb fragt der Fernsehdirektor sich und die Mitarbeiter Mitte September in seinem Schreiben: „Welche Perspektiven fehlen bei uns, welche vermitteln wir nicht glaubwürdig?“ Und weiter:

„Haben wir in der Lockerungsdebatte dieses Sommers nur die Perspektive derer eingenommen, denen die Öffnungen Sorgen machen? Und nicht derjenigen, die erleichtert sind und glauben, dass wir mit diesem Risiko umgehen können? Spürt das Publikum, dass unsere Empathie für Demos von Fridays for Future größer ist als die von Querdenkern – obwohl doch unsere Berichterstattung gleichermaßen sachlich sein müsste?“

Schönenborns Brief endet einer Bitte und einem Appell. Er wünscht, dass die Mitarbeiter*innen ihm von ähnlichen Begegnungen berichten und findet, der WDR sollte „solche Signale“ ernst nehmen und „nach den Ursachen suchen“: „Es geht schließlich um unser Band in die gesellschaftliche Mitte.“

Das kam offenbar an. Zwei Wochen später schreibt Schönenborn an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sein Corona-Rundschreiben habe „so viele Reaktionen ausgelöst, wie ich es hier in der Programmpost noch nicht erlebt habe“. Er dankt für die „vielen klugen“ und „reflektierenden“ Antworten.

„Stadtgespräch“ und „Ihre Meinung“ von Skeptikern beherrscht

Kurze Zeit später liefen im WDR zwei Sendungen, die von so genannten Corona-Skeptikern und „Querdenkern“ beherrscht wurden – was anschließend auch innerhalb des WDR zu kritischen Diskussionen führte. Waren diese Sendungen bereits eine Reaktion auf das, was Schönenborn geschrieben hatte? Eine Antwort auf die Frage, ob man bisher zu einseitig gewesen sei?

Ende September zunächst das „Stadtgespräch“ auf WDR 5, live gesendet aus der Düsseldorfer Altstadt. Zu Gast war unter anderem der Familien- und Integrationsminister des Landes NRW, ein Gewaltforscher und ein Vertreter von „Querdenken Dortmund“, der offenbar einige Anhänger im Schlepptau hatte.

Dementsprechend hitzig geriet die Diskussion. Immer wieder riefen Zuhörer dazwischen. Der „Querdenker“ unter den Gästen stellte zudem zentrale Fakten in Frage, er behauptete zum Beispiel, dass wir „eine Pandemie haben, die wir nicht haben“. Und wenn man das Ausmaß „sehr extrem darstellt, mit Särgen aus Italien, die zehn Jahre vorher gemacht worden sind, die Bilder“, dann würden die Leute das irgendwann nicht mehr glauben. Auf die Nachfrage, woher er das denn wisse mit den angeblich alten Bildern, sagt der „Querdenker“: „Meine Mutter ist Italienerin, die hat’s sofort erkannt.“ Applaus im Publikum.

Es gab damals Widerspruch von anderen Gästen, aber dem Redeschwall des Pandemie-Leugners etwas entgegen zu setzen, gelang nicht immer.

Moderatorin Böttinger beim Live-Talk in Lindlar Screenshot: WDR

Ähnlich dann bei „Ihre Meinung“, einem Live-Bürgertalk im WDR-Fernsehen. Auch hier saßen „Querdenker“ und Leute, die etwa Masken ablehnen, im (vom WDR ausgewählten) Publikum. Auch sie stellten manche Falschbehauptung auf. Auch hier gab es Widerspruch, etwa von einem Mediziner. Aber Bettina Böttinger tat sich insgesamt schwer, die Diskussion zu moderieren.

Schönenborn: „Eng mit Fakten, breit mit Perspektiven“

Im Telefonat mit Übermedien sagt der WDR-Fernsehdirektor heute, seine Devise sei: „Eng mit Fakten, breit mit Perspektiven. Genau diese Grenze zwischen Fakten und Meinung müssen wir immer wieder ausloten“, denn natürlich könne man keine Diskussion über Fakten führen: „Fakten sind Fakten, die stehen fest“. Es könne aber in jeder Live-Sendung passieren, „dass Leute etwas Falsches behaupten, dann muss man damit aber als Moderator oder Moderatorin auch richtig umgehen: Falsche Fakten muss man korrigieren, aber man kann sie nicht diskutieren. Das wäre kein Gewinn für das Publikum“.

Besonders jetzt im Corona-Herbst, sagt Schönenborn, „haben wir uns speziell auch im Netz immer wieder mit verschiedenen Fragen und Thesen auseinandergesetzt, auch mit denen der Corona-Skeptiker“. Er habe „bis heute keine Idee, was da zerbrochen ist, dass einige Menschen unsere Berichterstattung so anders sehen und unausgewogen finden“. Das sei „ein Phänomen“, aber es sei auch immer noch nur ein kleiner Kreis: „Ich hatte befürchtet, dass es im Verlauf der Pandemie mehr würden.“

„Viele Journalisten waren Teil des breiten Stroms“

Diese Befürchtung äußert Schönenborn auch schon in seiner Programmpost im September. Damals war gerade eine Online-Petition publik geworden, die sich an die ARD richtet. Der Text der Petition, so Schönenborn, klinge „offen und einnehmend, die Form ist ausgesprochen freundlich und konziliant – und deshalb gut geeignet, Interessierte und Unentschiedene für die Argumente zu gewinnen“. Daher sei die Frage, „mit welcher Haltung und Geste wir reagieren, von großer Bedeutung“.

Petition fordert Corona-Sondersendung Screenshot: Open Petition

Die Unterzeichner*innen der Petition forderten, „innerhalb von 2 Wochen eine Corona-Sondersendung im ARD (20.15) auszustrahlen, in denen u.a. folgende Experten zu Wort kommen: Dr. Sucharit Bhakdi, Dr. Wolfgang Wodarg, Prof. Homburg, Dr. Drosten, Dr. Wieler, Dr. Karl Lauterbach“. So steht es auf der Seite der Petition, die mehr als 63.000 Menschen unterstützen. Passiert ist seither allerdings nichts. Keine Corona-Sendung, keine Geste, kein Dialog.

Dabei sah Schönenborn in der Debatte um Corona und die Berichterstattung damals einen „neuen Schub“: „Nehmen wir die Petition zum Anlass, die Fragen noch einmal neu anzugehen?“, schreibt Schönenborn in der Programmpost. Diese Diskussion laufe „in den Programmbereichen ja längst“. Redaktionen würden intensiv beraten, wie und auf welchen Kanälen sie sich mit „den Thesen der sogenannten ‚kritischen Virologen‘ auseinandersetzen können“.

Dass aus einer „Anregung“ eine „Forderung“ mit so vielen Unterzeichner*innen geworden sei, schien damals Eindruck auf Schönenborn zu machen. Inhaltlich könne man nicht ausweichen, denn hier würden „geschickt Zweifel gestreut – an der Seriosität von Wissenschaftlern, an den Entscheidungen der Landesregierungen, an der Glaubwürdigkeit unserer Berichterstattung“. Der WDR müsse professionell entscheiden, wie man damit umgehe.

Man könne „selbstbewusst entgegenhalten“, dass sich der Sender bereits mit „den genannten Protagonisten und den einschlägigen Thesen auseinandergesetzt“ habe. „Da gibt es nichts Neues, Unentdecktes oder Unterdrücktes.“ Auch Bhakdi sei vorgekommen, wie „teilweise auch andere Virologen“ mit ähnlichen Positionen. „Sie haben die Maßnahmen aber nicht als Anzeichen einer ‚Corona-Diktatur‘ gedeutet“, schrieb Schönenborn. „Da gibt es also einen wesentlichen Unterschied.“

So ähnlich wie im Flüchtlingsherbst

Bewirkt diese Petition und die Lautstärke einer Minderheit nun etwas wie damals, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise? Auch da schien die Kritik immer deutlicher zu werden, der Druck auf Medien wuchs – und die diskutierten, ob man den Lauten mehr Raum und Rede zugestehen müsste.

Im Flüchtlingsherbst, noch vor der Kölner Silvesternacht 2015/2016, habe es begonnen, „dass wir Journalisten uns schwer taten, die Sicht jener wiederzugeben, die nicht menschenfeindlich sind, aber eben Angst und Zweifel haben“, sagt Schönenborn heute. „Mit Corona war das in diesem Jahr ähnlich.“

Journalisten seien auch damals eher auf Seiten derer gewesen, die für die Aufnahme von Flüchtlingen waren – „eben weil wir als Journalisten kulturell offen sind, gut gebildet, viel reisen und die Welt zu kennen glauben“. Haltung sei immer geprägt von der eigenen Lebenssituation: „Wir Journalisten haben den Lockdown oft gelassener gesehen, weil das unseren Alltag weniger einschränkt als den anderer Menschen. Es ist zum Beispiel einfacher für uns, aus dem Homeoffice zu arbeiten – bei Pflegekräften ist das nicht möglich.“

Außerdem verspüre er ein „Unbehagen bei dem Gedanken, dass die breite Berichterstattung Fragen zu Grundrechten erst dann gestellt hat, als ein paar Gerichte bereits darüber entschieden hatten. Es wäre aber die Aufgabe von Journalisten gewesen, die Positionen dazu früher und deutlicher abzubilden. In der ersten Zeit der Pandemie habe es es „eine gesellschaftliche Schockstarre“ gegeben, sagt Schönenborn. Wie die Bevölkerung hätten damals auch viele Medien unreflektiert angenommen, was von der Politik entschieden wurde. „Auch viele Journalisten waren in dieser Phase Teil des breiten Stroms.“

Videokonferenz mit Corona-Skeptikern

Kommenden Donnerstag soll es nun eine Videokonferenz über die Petition geben, an der fünf Personen der ARD teilnehmen sollen, unter anderem WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni und Tom Schneider aus dem Hauptstadtstudio. Auf der anderen Seite treten unter anderem an: der Petent Bastian Barucker, nach eigenen Angaben „ausgebildeter Überlebenstrainer, Wildnispädagoge und Wilderness Guide“, der Rechtswissenschaftler Martin Schwab, der Medienwissenschaftler Michael Meyen und der Autor Paul Schreyer – allesamt keine Unbekannten, wenn es um Kritik am Umgang mit Corona geht.

Auf Nachfrage von Übermedien will sich Schönenborn derzeit nicht zu der Petition äußern, zumal das Sache der gesamten ARD ist, nicht nur des WDR. Er sei „stolz darauf, dass wir eine Gesellschaft sind, die immer wieder einen Konsens findet. Die Voraussetzung dafür ist, dass vorher breit gestritten wird“. Nur, wenn alle Positionen in die Diskussion eingebracht würden, könne man einen Konsens finden. „Dabei rede ich aber nicht über extreme Positionen.“

„Talkshows nicht der beste Ort für wissenschaftliche Diskussionen“

Dass die ARD der Forderung der Petition nachkommen wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Schönenborn jedenfalls legte sich Ende September, bevor die Petition zugestellt wurde, in seiner Programmpost schon mal fest. „Um es vorweg zu nehmen“, schreibt er:

„Ich glaube nicht, dass eine Talkshow der beste Ort für wissenschaftliche Diskussionen ist. Und schon gar nicht für eine Auseinandersetzung darüber, was Fakt ist und was gefühlte Wahrheit. Der Vorschlag würde aus meiner Sicht kaum zur Aufklärung und Erkenntnis führen. Ganz abgesehen davon, dass die Beteiligten wohl gar nicht mitspielen würden.“

Am Ende dieses Briefs kreist der Fernsehdirektor die Zielgruppe ein: Laut Umfragen fänden nur etwa zehn bis zwölf Prozent der Befragten die Corona-Maßnahmen „zu scharf“ – und unter diesen werde es nur eine Minderheit sein, „die COVID wirklich nur für eine Grippe hält“:

„Die werden wir schwer erreichen und überzeugen. Wichtiger ist sind jene zwei Drittel, die die Maßnahmen aktuell für ausgewogen und richtig halten. Sie sind die entscheidende Gruppe. Denn sie sind im Alltag mit Zweiflern konfrontiert und werden ihr persönliches Urteil immer und immer wieder überprüfen. Dazu brauchen sie dringend unsere Informationen und Argumente. Faktenorientiert, allgemeinverständlich, alle Aspekte klar und deutlich getrennt von unseren Einschätzungen und denen der Fachleute.“

Angestoßen durch Schönenborns Programmpost soll es im Dezember auch eine Redakteursversammlung zum Thema geben. In der Einladung heißt es, die Berichterstattung des WDR sei „in die Kritik bestimmter Kreise“ geraten. Die Angst, die sich damit verbindet, ähnelt jener in der Flüchtlingskrise: Es geht, damals wie heute, um den Fortbestand von ARD und ZDF. Diese „bestimmten Kreise“, steht in der Einladung, stellten „unsere Glaubwürdigkeit und damit Existenzberechtigung öffentlich in Frage. Und zwar nicht nur „die üblichen Verdächtigen“, sondern auch „uns wohlgesonnene Menschen“.

Nachtrag, 24.11.2020. Wir schreiben hier, Jörg Schönenborn sei Fernsehdirektor des WDR. Das ist er seit 2014 auch, die offizielle Bezeichnung nach dem „crossmedialen Umbau“ im Jahr 2019 lautet aber „Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung“. Vielen Dank für den Hinweis!

Nachtrag, 26.11.2020. Wir hatten einen Screenshot aus den „Tagesthemen“ verwendet, der die Besetzung der Reichstagstreppe zeigt, nicht die große Corona-Demo. Wir haben es nach dem Hinweis einer Leserin ausgetauscht.

30 Kommentare

  1. Es wiederholt sich beim WDR. Man muss nur laut genug protestieren, dann zittern sie in den oberen Etagen der WDR-Verwaltung. Dann entschuldigt sich Tom Buhrow – „Bild“-kompatibel – noch am Krankenbett seines Vaters für eine Satire, dann hält Schönenborn Schwurblereien für diskussionsfähig. Zwar sollen Fakten dann Fakten belieben, aber die andere Seite darf ihre „Positionen“ darlegen.

    Was folgt? Muss demnächst bei einer Berichterstattung über NineEleven jemand zu Wort kommen, der den Terror als Inszenierung der amerikanischen Geheimdienste einstuft? Muss beim Thema Ungarn demnächst jemand zu Wort kommen, der Soros als jüdischen Drahtzieher ansieht?

    Schönborns Reaktionen laden doch geradezu jeden rechten Mob ein, sich lauthals vor dem WDR aufzustellen. Und mehr noch: Schönborn und Buhrow fallen ihren eigenen Leuten, die sich an wissenschaftliche Erkenntnisse halten, in den Rücken. Sendungen wie neulich diese Nummer mit Böttinger haben im Haus WDR peinliche Betroffenheit ausgelöst, so etwas wäre früher undenkbar gewesen.

    Der WDR hat viele Probleme. Führungsschwäche ist dabei nicht das kleinste. Solche devoten Auftritte, dieses Einknicken vor jeder rechten Ansammlung, erlebst du derzeit bei keinem anderen Sender.

  2. Danke für diesen Hintergrund-Artikel!!

    Die erwähnte Petition zitiert mehrfach den Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen in puncto Meinungspluralität. Schönenborns Reaktion: es werden „geschickt Zweifel gestreut – an der Seriosität … unserer Berichterstattung“. Erwartbares Framing: Kritiker verächtlich machen, indem man ihnen Kampagne unterstellt.

    „Da muss vorher irgendetwas zerbrochen sein.“
    Ähnliche Strategie: Es KANN gar nicht an uns liegen, der Betrachter ist vorher schon auf Abwegen unterwegs.

    Was bei dem Kumpel von Herrn Schönenborn wodurch zerbrochen ist weiß ich nicht. Für mich persönlich kann ich sagen, wenn z.B…
    – eine Falschberichterstattung über Querdenken bei tagesschau.de 5 Wochen lang unkorrigiert online steht, trotz diverser Hinweise
    – Kontraste ein Zitat von Michael Ballweg in ein Interview hineinschneidet, das dort nie gefallen ist
    – der RBB so tut, als wenn er an Dialog interessiert wäre, eine Sendung mit „wir müssen reden“ überschreibt und dann Michael Ballweg ganze 5 Minuten gibt und 10 Minuten Olaf Sundermeyer poltern lässt
    – wenn bei der Berichterstattung über Querdenken von drei verschiedenen Rundfunkanstalten immer wieder nur die gleichen Fragen gestellt werden, offensichtlich mit dem Ziel Bergmann/Nerling zum Gesicht der Bewegung zu machen
    – der ÖR in Corona-Talkrunden die AfD konsequent boykottiert, das aber nicht ordentlich begründet, sondern die verschiedenen Redaktionen wundersam unisono von „journalistischen Kriterien“ sprechen; die gleichen Redaktionen übrigens, die nie ein Problem haben, Karl Lauterbach (SPD) zum drölfzigsten Mal zu befragen
    – generell Stimmen von Opposition und Bürgern in den ersten Monaten der Pandemie erstaunlich vernachlässigt wurden
    … dann geht durch so ein Verhalten ein Stück meines Vertrauen in den ÖR verloren.

    Ausdrücklich positiv überrascht bin ich ob des hier beschriebenen internen Diskurses des WDR. Außerdem finde ich, man muss, bei aller Kritik, den Bürgertalk vom WDR loben, auch damit endlich ALLE anderen Anstalten solche Bürger-Dialog-Formate entwickeln.

    Die erwähnte Videokonferenz klingt sehr spannend. Und wäre es nicht eine gute Idee, wenn sie jeder Gebührenzahler anschauen könnte, damit diese Entscheidungsfindung zumindest ein bisschen transparent ist? – „Transparenz schafft Vertrauen“ (Ulrich Wilhelm)

    Ich hoffe sehr, dass Herr Schönenborn ein wenig Michael Meyen zuhört, der gut erklären kann, warum „wir als Gesellschaft nur dann Frieden haben werden, wenn wir es schaffen, unsere gegensätzlichen Meinungen und Interessen auszudiskutieren.“

  3. Ich finde die Haltung Jörg Schönenborns und das Ringen um Ausgewogenheit bewundernswert. Allerdings hoffe ich, dass es niemals zu so einer Trottel-TV-Talkshow kommen wird. Das Risiko, dass sich da einer plötzlich fühlt wie Graf von Stauffenberg, nur weil er mal seinen Turnbeutel umterm Schreibtisch vergessen hat, ist mir zu groß.

    Wie die Mehrheit der Deutschen halte ich die Einschätzung der Pandemie für korrekt, die Politik für besonnen und alle Maßnahmen für richtig und wichtig, auch wenn sie mich dieses Jahr 50% meiner Umsätze kosten.

  4. @FPS, Jakob Buhre

    Ich vereinfache mal und behaupte, dass sie diametral andere Ansichten haben, wie Schönenborn handeln und sich äußern sollte.
    Trotzdem interpretieren Sie beide das aus Ihrer Sicht Negative in seine Äußerungen. Das ist interessant. Schönenborn äußert sich sehr diplomatisch, insofern ist da wahrscheinlich einfach sehr viel Platz für Projektion?
    Meine Meinung liegt da eher bei Michael Frey-Dodillet. Ich finde, Schönenborn stellt berechtigte Fragen, ohne vorauseilend wohlfeile Antworten zu geben, sehr nüchtern und besonnen. Den Vergleich mit Buhrow finde ich ungerecht und auch die Unterstellung, Schönenborn mache die Kritiker verächtlich. Ganz im Gegenteil stellt er seine Bekannten ja als glaubwürdige Kronzeugen dar.

    In der Sache bin ich ansonsten ja eher viel mehr bei dem anderen Artikel von Peter Spork: Der Fokus sollte viel eher bei den eigentlichen Opfern liegen, nämlich den zigtausenden Kranken und vielen tausenden schwer Kranken. Je weniger diese im Bewusstsein der Menschen sind, umso unverhältnismäßiger erscheinen einem natürlich die Maßnahmen. (So mal ganz off-topic: Beim Vergleich mit der Grippe geht zu dem meist unter, dass ja auch eine Grippe schon ziemlich heftig ist. So oft hat man die ja nun gar nicht und die wird quasi als so etwas niedlich harmloses dargestellt.)

  5. Im Abschnitt „Nur eine Perspektive?“ fehlt das „mit“ in „Schönenborns Brief endet einer Bitte und einem Appell“.
    Danke für diesen und den anderen Artikel zur Corona-/Lockdown-Berichterstattung.

    Ich denke, die letzten Absätze sind sehr wichtig. Denn natürlich besteht das große Risiko, dass man durch eine vermeintlich ausgewogene Berichterstattung, die stattdessen falschen Fakten Raum, Reichweite und Seriösität bietet, Teile des bisher eher zufriedenen Publikums verlieren könnte. Und man muss sich in „den Medien“ durchaus ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigen, dass man verarscht wird und einige der Corona-Leugner keineswegs den Dialog suchen, sondern die Öffentlich-Rechtlichen schädigen wollen, wie sie es auch mit der Demokratie im Allgemeinen vorhaben.

  6. Jacob Buhre,

    falls du bei der AfD einen Virologen oder Epidemiologen findest, der auf Sachebene wie Lauterbach diskutieren möchte, nur her damit. Wenn man aber alles unter dem Begriff „Meinungen“ einstuft, dann wird man den Unterschied vermutlich nicht sehen können.

    Deine Behauptung, dass „generell Stimmen von Opposition und Bürgern in den ersten Monaten der Pandemie erstaunlich vernachlässigt wurden“, kannst du bestimmt belegen. Denn du hast gewiss ALLE Berichte verfolgt und analysiert.

    „…und dann Michael Ballweg ganze 5 Minuten gibt und 10 Minuten Olaf Sundermeyer poltern lässt“ – erstens ist der Sekundenzähler kein Beleg für einen fairen Diskurs, zweitens ist das „poltern“ ein banales Framing.

    (Übrigens ist es auch naiv und sachfremd, TV-Reportern vorzuhalten, dass aus einem 14-Minuten-Interview heraus lediglich eine halbe Minute in den Nachrichten gesendet wird. Das ist seit zig Jahren ganz normale Praxis. Das weißt du auch, aber weil es so schön in deine Linie passt, empörst du dich halt drüber. Das ist billig.)

    Grundsätzlich verrennst du dich seit Wochen in deinem Bemühen, die „Querdenker“ als quasi nazifreie Zone zu deklarieren. Das ist nicht so einfach zu beantworten, es gibt da durchaus Kontakte und vergleichbare Aussagen. Vielleicht um dich selbst ein wenig zu erhöhen, wird deine Kritik an der Arbeit etablierter Redaktionen zusehends polemischer. Das macht es jedoch nicht glaubwürdiger, du schadest dir damit nur selbst.

    Es bringt nicht viel, den anderen Journalisten Einseitigkeit zu unterstellen, wenn man selbst permanent bemüht zu sein scheint, ein Schwarz-Weiß-Bild zu zeichnen. Michael Ballweg mag gerne, zugegeben, sich wiederholt mit Worten distanziert haben von Rechtsextremisten. Aber sich so unschuldig hinzustellen und zu behaupten, er könne die doch bei seinen Events nicht am Mitlaufen hindern, ist schon starker Tobak.

    Michael Ballweg eignet sich schließlich auch nicht als Ikone des Widerstands, der allen umfänglich Auskünfte erteilt (siehe etwa die Fragen nach den Spenden, die auf seinem Privatkonto landen).

    Mir fällt auf, dass du, Jakob, zumindest in jüngster Zeit peinlich darauf achtest, dass ja auch Stimmen aus dem rechten Lager gehört werden. Das geht ja schon soweit, dass du dich über „Übermedien“ echauffierst, weil deren Kritik über eine WDR-Sendung mit der Überschrift „Bisschen Lob, viel Kritik“ aus deiner Sicht „mindestens nicht belegbar, sehr verzerrt, wenn nicht sogar völlig falsch“ sei. Warum? Weil Tweets von Boris Reitschuster und Stefan Homburg nicht berücksichtigt worden waren. Wenn man Reitschuster kennt und auch Homburg, ist diese Begründung für dein hartes Urteil bestenfalls naiv zu nennen. Ich weiß nicht, wer so etwas ernst nehmen soll.

    Ich kann mir aber denken, wer dafür applaudiert. In diesem Forum werden Herr Müller & Co dir zur Seite stehen. Wenn es das ist, was dich treibt – pass auf, dass du nicht publizistisch in einer Sackgasse landest.

  7. „Ich glaube nicht, dass eine Talkshow der beste Ort für wissenschaftliche Diskussionen ist.“
    Absolute Zustimmung meinerseits. Das kann nur in die Hose gehen.

    Deswegen mein Vorschlag, ganz Satire- und Ironiefrei:

    Warum nicht eine Talkshow darüber warum Talkshows (und ein Stück weit YouTube) kein Ort für Wissenschaft sind?

  8. @FPS: Boah, ganz schön viel Unterstellungen/Kritik aus der Anonymität heraus, mit offenem Visier fände ich das aufrichtiger, aber ich versuche mal eine Replik:
    „Deine Behauptung, dass „generell Stimmen von Opposition und Bürgern in den ersten Monaten der Pandemie erstaunlich vernachlässigt wurden“, kannst du bestimmt belegen. Denn du hast gewiss ALLE Berichte verfolgt und analysiert.“
    Einen größeren Teil, 59 Talksendungen im März/April
    http://www.planet-interview.de/blog/analyse-von-talkshows-zu-corona-in-das-erste-und-zdf/51488/

    „…und dann Michael Ballweg ganze 5 Minuten gibt und 10 Minuten Olaf Sundermeyer poltern lässt“ – erstens ist der Sekundenzähler kein Beleg für einen fairen Diskurs, zweitens ist das „poltern“ ein banales Framing.“
    ist meine persönliche Sichtweise. Die Kommentare zur Sendung auf der Website des RBB (mittlerweile offenbar gelöscht) waren deutlich schärfer. Ich habe in meinem Blogbeitrag dazu auch klar formuliert, dass Sundermeyers Reportagen wichtig sind.

    „Es bringt nicht viel, den anderen Journalisten Einseitigkeit zu unterstellen“
    Schauen Sie gerne nach, wann ich das Wort „einseitig“ oder „Einseitigkeit“ benutzt habe:
    https://www.google.com/search?q=site:planet-interview.de+einseitig
    https://www.google.com/search?q=site:planet-interview.de+einseitigkeit
    Antwort: Nie. Wenn, dann waren es höchstens Interview-Partner und MdB Marco Bülow, dessen Studie „Talkshows einseitig und verzerrend“ ich mal erwähnte.

    „Aber sich so unschuldig hinzustellen und zu behaupten, er könne die doch bei seinen Events nicht am Mitlaufen hindern, ist schon starker Tobak.“
    u.a. DESWEGEN habe ich ÖR-Interviews mit Ballweg transkribiert, damit die Äußerungen, die der RBB nicht gesendet hat, nicht in der ÖR-Schublade verschwinden und Leute wie Sie sich anhand Ballwegs Äußerungen Ihre persönliche Meinung über Querdenken bilden können.

    „dass du dich über „Übermedien“ echauffierst, weil deren Kritik über eine WDR-Sendung mit der Überschrift „Bisschen Lob, viel Kritik“ aus deiner Sicht „mindestens nicht belegbar, sehr verzerrt, wenn nicht sogar völlig falsch“ sei. “
    Übermedien hat sich nach meiner Kritik transparent korrigiert.
    Und apropos: Wenn Sie den Übermedien-Beitrag über den WDR-BürgerTalk genau lesen, werden Sie festellen, dass er argumentiert, dass die Bürgertalkrunde so nicht hätte aussehen dürfen, weil die Umfragewerte zu den Corona-Maßnahmen ganz andere waren. Diese Argumentation redet einer Einladung der AfD in Talkshows das Wort (denn sie hat nun mal leider hohe Umfragewerte). Ich hingegen tue das nicht, sondern ich kritisiere, dass sich ARD/ZDF bei der Begründung der pauschalen Nichteinladung der AfD auf den Standpunkt zurückziehen: journalistische Kriterien. Diese Begründung nehme ich den Sendern nicht ab.

    Ich persönlich habe übrigens gar keine gefestigte Meinung darüber, ob man die AfD in Talkshows holen sollte, sondern bilde sie mir in Abständen immer wieder neu.

  9. Kann es sein, dass der Freund von Herrn Schönenborn fassungslos über die Berichterstattung zu der Demo in Berlin war, da fast außschießlich über den Sturm auf den Reichstag (Teilnehmer einige hunderte und nicht organisiert von Querdenken) berichtet wurde, während zeitgleich auf der Straße des 17. Juni eine andere friedliche Demonstration mit mehreren Tausend Teilnehmern, organisiert von Querdenken, stattfand?

  10. @6 Peter Sievert:
    „Trotzdem interpretieren Sie beide das aus Ihrer Sicht Negative in seine Äußerungen. Das ist interessant. Schönenborn äußert sich sehr diplomatisch, insofern ist da wahrscheinlich einfach sehr viel Platz für Projektion?“
    Danke für den Kritikpunkt. Über Herrn Schönenborn kann ich an sich nichts Negatives sagen, er hat mir selbst schon ein Interview gegeben, ohne Probleme, seine Arbeit (u.a. letzter Presseclub) schätze ich und wie oben erwähnt: den internen Diskurs, über den hier berichtet wurde, schätze ich ebenso.
    Dennoch finde ich, tut er der Petition Unrecht, wenn er sagt, da würden „geschickt Zweifel gestreut“, denn diese beruft sich eben auf den Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen.
    Ich freue mich dann — für den Fall der Ablehnung der Petition — einfach auf eine gut argumentierte und für den Beitragszahler nachvollziehbare Begründung.

  11. Jakob Buhre:

    „„Es bringt nicht viel, den anderen Journalisten Einseitigkeit zu unterstellen“
    Schauen Sie gerne nach, wann ich das Wort „einseitig“ oder „Einseitigkeit“ benutzt habe“

    Rabulistik. Weil das Wort nicht explizit auftaucht, ist der Vorwurf unbegründet? Das ist so ähnlich fadenscheinig, wie Gesprächsanteile nach Minuten und Sekunden zu bemessen, um auf diese Weise die Fairness einer Debatte zu beurteilen.

    Bei der Zusammensetzung einer „Bürgersprechstunde“ das gleiche Maß anlegen wie bei einer Polit-Talkshow? Ernsthaft? Überhaupt: die AfD, die „hohe Umfragewerte“ (10 %) hat? Das soll der Grund sein, Leute an einer Diskussion über Gesundheit zu beteiligen, die sich einen Dreck um Wissenschaftlichkeit kümmern, die einen Aufruhr in der Bevölkerung auslösen möchten?

    „journalistische Kriterien. Diese Begründung nehme ich den Sendern nicht ab.“

    Wenn ein ernstzunehmender Journalist das schreiben würde, sollten die Sender darüber nachdenken. Aber das ist hier nicht der Fall. Offenbar geht es hier eher darum, andere Medien anzupinkeln, um dem eigenen (Nischen-)Projekt zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen.

    „Leute wie Sie sich anhand Ballwegs Äußerungen Ihre persönliche Meinung über Querdenken bilden können“

    Ich wäre schön blöd, wenn ich mir meine Meinung nur aufgrund von solchen Statements bilden würde. Um die Dinge vernünftig zu beurteilen, reicht es nicht, Interviews anderer Redaktionen zu transkribieren (und auf die Stoppuhr zu schauen). Dafür braucht es wirkliche Recherche. Die geht über Interviews hinaus.

  12. Der Volksverpetzer hat auch was von Ballweg transkribiert:
    “Es gibt im Grundgesetz einen wichtigen Artikel, der bezeichnender weise auch der letzte Artikel im Grundgesetz ist. Es ist Artikel 146 “Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.” Deshalb starten wir heute damit uns eine eigene Verfassung zu geben, die diese Schwächen behebt und die Macht an uns die Menschen zurückgibt.
    Die Verfassung soll sich der Souverän geben und nicht der Bundestag oder Bundesrat. Ich habe das noch nie gemacht, ich habe in den letzten Wochen gelernt, dass meine Stärke darin liegt, Menschen zu vereinen. Deshalb bin ich frohen Mutes, dass wir das gemeinsam hinbekommen. Ihr steht heute hier, weil ihr euch nicht mehr sagen lassen wollt, wie ihr zu leben und zu denken habt. Und wir sind die verfassungsgebende Versammlung. Ich rufe alle Menschen bundesweit auf nach Berlin zu kommen und gemeinsam mit uns an einer neuen Verfassung zu arbeiten.“
    Das reicht mir zur Meinungsbildung.

  13. Zu allererst, herzlichen Dank für den Beitrag, ein guter Schritt, der aber auf nicht allzu offene Gemüter trifft, wie den Kommentaren zu entnehmen ist.
    Nun, bei dem Gedanken sich in diese Diskussion einzubringen muss ich in erster Linie über Formulierungen nachdenken, die vermeiden, dass man mich in eins der „Lager“ steckt. Allein dies ist kennzeichnend für unseren Diskurs, der kaum noch Raum für Grautöne und das Abwägen von Argumenten lässt. Aus meiner subjektiven Wahrnehmung heraus gab es eine zu tiefst polarisierende Medienberichterstattung, die, wie Medien nun einmal funktionieren, auf eine starke Emotionalisierung gesetzt haben. Dies ist kein neues Phänomen aber dennoch höchstkritisch, mein Verständnis von einer (öffentlich rechtlichen) Berichterstattung ist da anders (Disclaimer: nein kein Gegner des selbigen). Unsäglicherweise passte der Alarmismus zum, aus meiner Sicht verheerenden Strategiepapier (Entwurf?) aus dem Innenministerium, leichtes Spiel für Verschwörungsgeschichten. Ich selbst habe dazu in erster Linie die Online und Printmedien intensiv gelesen und abends die Tagesschau und folgende zahlreiche Sondersendungen verfolgt. Risiken und jede Art einer möglichen Schreckensmeldung wurden in den ersten Monaten unkritisch und populistisch mit einem ungeheuren publizistischen Mediendruck veröffentlicht. Also habe ich mich auch mit weniger seriösen Quellen beschäftigt (Disclaimer: Nein, ich bin kein Gegner aller Maßnahmen). Ich bin ein eher nüchterner Mensch, der bei entstehenden Risiken sich sehr intensiv und kritisch mit den gebotenen Fakten auseinandersetzt und sich selbst ein Bild machen möchte. Viele Berichte und Meldungen zu vorläufigen Ergebnissen von Studien, die Wiedergabe von Statistiken, die Betonung and bildhafte Ausschmückung von allem Grauen, das sein könnte sowie der übermäßige Gebrauch von Einzelfalldarstellungen haben dazu wenig beigetragen. Also habe ich sehr viele angeführte Quellen gelesen und festgestellt, dass diese auch bei seriösen Medien falsch, verkürzt oder missverständlich wiedergegeben wurden, alles im Sinne höchster Aufgeregtheit. Hinzu kam, dass, andersdenkende auf plumpe Art und Weise öffentlich diffamiert wurden und werden. Ganz aktuell der mitleiderregende Fall der „Sophie Scholl“ oder die Bilder anderer Personen in ähnlichen Settings. Die von mir als erfrischend und qualitätsorientiert empfunde Aufarbeitung der Berichterstattung zu Pegida mit der Ausgrenzung und Verächtlichmachung einer großen Gruppe von Bürgern (Disclaimer: nein, ich bin kein Nazi) hat leider keine nennenswerten Erkenntnisse in die tatsächliche journalistische Arbeit einfließen lassen, schade. Das hierbei eine Erhöhung der Rundfunkgebühren nicht durchgewunken wird ist symptomatisch. Auch wenn zuletzt in der Berichterstattung und mit diesem Beitrag eine etwas offenere Diskussion entsteht, so ist die Fähigkeit der Selbstkritik bei den Leitmedien strukturell unterentwickelt. Zu den Gründen kann ich nur rätseln, Erfolg macht bekanntlich blind, haben sich alle durch die monatelangen Rekorde bei Einschaltquoten und Klickzahlen einlullen lassen? Oder ist es eine weitverbreitete Selbstgefällige Hybris und Borniertheit, die ich aus einem dramatischen Einzelfall einer Redakteurin schließe (was natürlich falsch ist, sich aber mit publizistischem Eifer toll vermarkten ließe), die für eine privatärztliche Behandlung Kostenfreiheit forderte, schließlich sei sie vom xy Rundfunk.

  14. @ Anderer Max (#15):

    Danke für das Zitat. Ein schönes Beispiel für die Mischung aus pseudo-juristischer Argumentation und purer Willkür. Woher soll denn eine zufällig versammelte Gruppe von Leuten die Legitimität haben, eine Verfassung zu verabschieden?

    Egal: Ich erkläre hiermit meine Freundin und mich zur verfassungsgebenden Versammlung. Wegen Corona kann es leider keine weiteren Teilnehmer geben – aber wir informieren Euch dann über das Ergebnis.

  15. Es ist ein totales Missverständnis, dass unsere demokratisch legitimierten Institutionen – wie der öffentliche Rundfunk – Rücksicht auf meine persönlichen Interessen zu nehmen haben. Wäre das so, liefe den ganzen Tag Miami Vice im Ersten und Thomas Gottschalk würde Wetten Dass…? im Zweiten moderieren.

    Das Verhalten des WDR im Zusammenhang mit dem Oma-Lied war bereits ein Tiefpunkt; es ist zu hoffen, dass sich das nicht wiederholt.

    Ich sehe auch keinen Sinn darin, wissenschaftliche Fragen, seien sie nun medizinischer oder juristischer Natur, vor breitem Publikum zu diskutieren. Wissenschaftlicher Diskurs dient nicht der Bestätigung von Empfindungen, sondern der Suche nach der Wahrheit. Die kann manchmal für einen selbst ziemlich enttäuschend sein, daher gehört das nicht ins Hauptprogramm. Das ist enttäuschend genug. Ich muss mich damit abfinden, dass genug Menschen „Rote Rosen“ statt „Miami Vice“ gucken wollen.

    Wenn sich Menschen nicht mehr damit abfinden können, dass unsere Institutionen im Zweifel schon wissen, was sie tun (und dabei schonmal falschliegen), dann ist in der Tat schon „vorher etwas zerbrochen“.

    Auch mir erschien zumindest der Weg, die Einschränkungen zu beschließen, fragwürdig . Da sich mir im Großen und Ganzen der Sinn erschlossen hat, habe ich darauf vertraut, dass unsere ganz guten Verfassungsgerichte schon eine entsprechende Bewertung auch mit Blick auf die nächste Pandemie finden würden. Irgendjemand klagt ja sicher.
    Den Demonstrationen gegenüber war ich offen und milde interessiert, welche Argumente vorgebracht würden. Schon mit dem Tolerieren der „Judensterne“ haben die Organisatoren allerdings jeden Anspruch auf ernsthafte Auseinandersetzung verspielt. Leider hat sich derartige theatralische und geschmacklose Darstellungen noch weiter zugespitzt, wie wir alle wissen. Um im Bild zu bleiben: „Davon haben wir nichts gewusst“ gilt nicht als Ausrede.

  16. Herr Buhre, ich habe mir Ihre Transkripte in der Causa Ballweg / RBB, Ihren Beitrag auf bildblog und auch die Kontraste Analyse komplett durchgelesen, um Ihre Begründung nachvollziehen zu können.
    Ich stimme einem Ihrer Zwischenfazite durchaus zu:
    >>“es gab eine Distanzierung, die nicht glaubwürdig ist”, oder zu berichten: “es hat keine Distanzierung gegeben”, ist ein Unterschied und kein so geringer.<<
    Darauf zu bestehen halte ich auch für absolut richtig und nachvollziehbar.
    Mir fehlt in allen Ihren Beiträgen aber eine Einordnung zur Glaubwürdigkeit dieser Distanzierungen. Herr Ballweg inkludiert z. B. immer auch "Linksextremisten" und "Linksradikale" in seinen Distanzierungen. Eine Einordnung dieses (altbekannten) Stilmittels und seine Wirkung nach innen und außen hätte mir gefallen. Die Querdenker stehen ja nun nicht im Verdacht, Linksextremisten in ihren Reihen zu haben.
    Auch wird sowas nicht eingeordnet: "(… der) Innensenator, den ich hiermit zum sofortigen Rücktritt auffordere, aufgrund seiner antidemokratischen grundgesetzwidrigen Haltung“
    Das sind starke Vorwürfe, die ich als RBB auch nicht einfach wiedergegben hätte. Wie immer bleibt Ballweg schwammig, was an dem Vorgang "antidemokratisch" sein soll. M. E. hat der RBB sehr gut erkannt, dass es hier um Stilmittel, nicht um den eigentlichen Inhalt geht.
    Später dann kommt man u. A. auf Ernst Wolff und KenFM als Informationsquellen zu sprechen. "Was mir besonders gefällt ist, dass dort ein wirklich offener Diskurs stattfindet."
    Dass der RBB sich nicht implizit vorwerfen lassen will, weniger Diskurs als KenFM anzubieten, kann ich auch verstehen.

    Ich bin hin und her gerissen: Einerseits gebe ich Ihnen recht – Veröffentlicht einfach alle Statements, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. Mein Eindruck über Herrn Ballweg hat sich jedenfalls mehr als bestätigt.
    Andererseits durchblicken sicherlich nicht alle Zuschauer die manipulativen Stilmittel, die angewendet werden – Eben darum verzichtet man wahrscheinlich auch lieber auf den O-Ton – Was aber auch manipulativ ist.
    Schwieriges Thema.

  17. @Anderer Max

    Dann vielleicht eine Veröffentlichung der Statements mitsamt Einordnung? Kostet natürlich Zeit und Geld. Aber auf die Weise könnte man doch Parallelen und Querverlinkungen aufzeigen. Aber auch in diesem Fall müsste man angesichts der schieren Masse wohl irgendwo Dinge auslassen.

    @Jakob

    Auch wenn ich nicht unbedingt FPS‘ Schlussfolgerung teile, dass es Dir um Aufmerksamkeit für Dein Projekt geht (welches ich übrigens sehr schätze), kann ich FPS‘ Unbehagen sehr gut nachempfinden. Wenn ich in letzter Zeit Sachen von Dir lese, beschleicht auch mich bisweilen das Gefühl, dass Du Dich etwas verrennst. Ich habe das bisher so aufgefasst, dass es Dir grundsätzlich darum geht, den ÖR durch Kritik zu verbessern (und da gibt es sicherlich genügend Ansatzpunkte). Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass Du durch Deine Arbeit die Diskrepanz zwischen (Deiner) Idealvorstellung und Wirklichkeit sehr stark wahrnimmst und dies dazu führt, dass Dir ab einem bestimmten Punkt eine gewisse Verhältnismäßigkeit abgeht. Ob an meinem Eindruck tatsächlich etwas dran ist, müsstest Du selber in ehrlicher Reflektion klären.

  18. Was letztlich gefordert wird, ist eine False Balance (https://de.wikipedia.org/wiki/Falsche_Gleichgewichtung), wie sie bei der Berichterstattung über die Klimakatastrophe viel zu lange zu dem Eindruck geführt hat, die Wissenschaft sei sich nicht einig. Die Wissenschaft ist sich bei der Beurteilung der Ursachen und Auswirkungen der Klimakatastrophe und eben auch der Gefährlichkeit von Sars-Cov-2 zu sehr großen Teilen einig. Die Meinung der Minderheit darf dabei natürlich auch Raum im ö-r- Programm bekommen, aber eben nicht fairerweise in einem Format, in dem sich die Vertreter der 98% gleichgewichtet den Vertretern der 2% gegenüber sehen.

  19. Zu der von Boris Rosenkranz erwähnten „offenen“ Petition:
    Die muss wohl aus dem Umfeld des Vereins MWGFD* kommen: Alle drei Herren rechts auf dem Foto (Homburg, Bhakdi und Wodarg) hatten sich im Mai mit anderen Verharmlosern und diversen Schwurblern und sogar Geistheilern zu diesem Verein zusammengeschlossen. Bhakdi hat sich außerdem gemeinsam mit seinem MWGFD-Vereinskameraden Hockertz vom Kopp-Verlag für eine Veranstaltung engagieren lassen.
    https://wp.ujf.biz/2020/09/professor-seltsams-impfgegner-und-quanten-geistheiler/
    * „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie e.V. (Vereinsregister sind geduldig, allerdings ist der Verein zu Recht nicht mehr als gemeinnützig anerkannt)

  20. ‚Programmdirektor information, fiktion und unterhaltung‘. Fiktion als beschreibung einer tätigkeit gefällt mir. Die frage ist nur, ob fiktion mehr dem unterhaltungs- oder dem informationsbereich zuzuordnen wäre. Denn immerhin gibt der fiktionsdirektor hier zu, dass er bei der flüchtlingskrise und bei corona massive hinweise der hörer gebraucht hat, um zu erkennen, dass das nachplappern der regierungsamtlichen seibert-verlautbarungen die fiktion von information war. Aber bis diese einsicht kommt, müssen kritiker sich lange in die rechte ecke stellen und schämen, dass sie eine fiktion eine fiktion nennen. Und wo war übermedien da genau die ganze zeit?

  21. Ich gestehe, ich habe nicht alle Kommentare gelesen und einige nur quer, aber ich bin seit Jahren Abonnent und kenne die Pappenheimer. Zum Punkt: ich muss in der ganzen Corona-Geschichte seit Monaten – und hier nochmal ganz konzentriert – darüber schmunzeln, wie die – ich glaube, ich gehe hier nicht falsch in der Annahme – überwiegend linke Kommentatoren-Klientel (analog zum Redakteur Rosenkranz) sich so kreuzbrav hinter Regierung und Exekutive (Polizei) stellt, genau diejenigen, die auf Knopfpdruck „ACAB“ herbeten und natürlich Steineschmeißer bei Hausbesetzungen in Schutz nehmen und die dann beteiligten Polizisten und Politiker als „Faschisten“ schmähen…und dies nicht relativ sondern natürlich samt und sonders und – Rückgriff auf ihre RAF-Helden – als lässlich und – ja – berechtigte Opfer nicht nur in Kauf nehmen sondern (klammheimlich natürlich) gutheißen:
    Gut gebrüllt (asozialer) Löwe!!
    Tatsächlich ist Herr Schönenborn womöglich der letzte und einzige reflektierte Mensch im aktuellen ÖR. Jemand, der es wagt zu denken: „kann es sein, dass Menschen, die anders denken als der grün-versüsste Mainstream auch MENSCHEN sind, die man – Gott bewahre – ernst nehmen muss?“…und dass es womöglich Wissenschaftler gibt, die anderer Meinung/Auffassung/Erkenntnis sind, als die an den ÖR-Trögen, und die – horrible dictu – nicht vollkommen durchgeknallt sind.
    An die Übermedien-Gemeinde hier: leider eine einzige Blase, die – hier durchaus noch vorhandenen kritischen – Stimmen shitstormmäßig und vor allem unfassbar selbstgerecht, hochnäsig und hochmütig abkanzelt. Ins Stammbuch: Hochmut kommt… ihr wisst schon… ich freue mich darauf und bin raus.. Danke Stefan, mein Abo endet hier.

  22. Ein Muster, was man bei Verschwörungsideologen häufig sieht, und da sind auch die sogenannten „Querdenker“ keine Ausnahme, ist, das Fakten, die nicht zum eigenen, geschlossenen Weltbild passen, ignoriert, abgelehnt oder zumindest bezweifelt werden. Ein Diskurs ist mit so einer Haltung nicht mehr möglich. Deshalb gehören solche Leute auch nicht in Talkshows, weil man ihnen damit zu viel Raum gibt (siehe Surfguards Bemerkung oben zur falschen Gleichgewichtung)

    Und ich fürchte, egal, was die ÖR machen, glaubwürdig werden sie bei solchen Leuten nicht mehr. Erreichen können sie höchstens noch diejenigen, die noch nicht komplett in ihre Verschwörungsmythen abgedriftet sind. Und da hilft nur ausgewogene Berichterstattung ohne falsche Gleichgewichtung und möglichst viel Transparenz, insbesondere auch beim Eingestehen und Korrigieren von Fehlern.

  23. @Matthias

    Ins Stammbuch: Hochmut kommt… ihr wisst schon… ich freue mich darauf und bin raus..

    Ich glaube, Sie sind ein „böser“ Mensch.
    Zum einen sind Ihre Aufzählungen über die Kommentatoren hier Quatsch.
    Niemand kommt hier so rüber, als ob ACAB als Ausdruck gut geheißen wird, die ganze Differenzierung wird völlig ausser acht gelassen in Ihrem Rant.
    Zum anderen, das Zitat, was ich brachte, zeigt eben, was viele Menschen aus bestimmten Ecken halt so denken: sie freuen sich darauf, wenn andere, die anderer Meinung sind, fallen. Das ist entlarvend und typisch. Ein Abziehbild, der Gruß aus der Schublade, in die man sich freiwillig begibt.
    Solche Menschen sollten mMn mit diesen Ansichten eben nicht Ernst genommen werden.
    Damit die Gesellschaft eine Chance auf ein zivilisiertes Miteinander hat.
    Sollten Sie sich mal dafür entscheiden, sich nicht darüber zu freuen, wenn andere, die nicht Ihrer Meinung sind, „fallen“, dann sind Sie herzlich Willkommen, wieder Ernst genommen zu werden.

  24. @26
    Bitte verlassen Sie uns doch etwas weniger melodramatisch.
    Wir sind hier nicht im Wendy-Forum.

  25. Nachtrag zum Thema ÖR und höhe der eigenen journalistischen Standards.
    Klaus Kleber am 01.12. im Heute-Journal:
    1. Im Interview mit Jens Spahn: Aktuelle Lage, die Zahl der Toten so hoch wie in den USA (im Verhältnis zur Bevölkerung). Ein super Kniff, wurden die USA vorher einhellig als Corona-Weltmeister bezeichnet und mit dem impliziten Bezug zu dieser öffentlichen Wahrnehmung eine tolle Dramatisierung auf Bild-Niveau erzielt. Prüft man die Fakten, gab es tatsächlich an einem Meldetag (30. Nov.), diese von ihm genutzte Situation, wohlwissend, dass beim wilden Auf- und Ab der Tageszahlen aufgrund von Meldeverzögerung diese Einzelwerte nicht interpretierbar sind. Tatsächlich waren die Zahlen in den USA auch weiterhin mindestens 25% über den Werten in Deutschland (7-Tage-Durchschnitt). Nebenbei bemerkt, waren die USA nie Weltmeister, was aber der allergrößte Teil der „seriösen Medien“ so gemeldet haben.

    2. In der Anmoderation zum Beitrag bezüglich der Anhebung der Rundfunkbeiträge. „geht es um ….(dramatische Pause) …86 Cent“, „wie immer wenn es um so etwas kleines …. geht es um Machtverhältnisse“. Implizite Aussage: moralisch verwerflich, weil es geht nur um invividuelle/parteiliche Macht. Nein, natürlich geht es nicht um die tief verankerten Vorbehalte im Osten gegen den ÖR (mieserable Berichterstattung über – nicht zu den Befindlichkeiten im Osten, pauschalisierende Diffamierung von Pegida usw.). Tatsächlich geht es um so etwas simples wie ein Wahlversprechen der CDU, die Beiträge nicht zu erhöhen. Ich kann den Abgeordneten dort nur meine allerhöchste Anerkennung aussprechen für diese Standhaftigkeit. Dann wird ja noch weiter getrickst, indem von der Sache an sich abgelenkt wird und ein Abstimmungsverhalten analog der AFD dämonisiert wird. Die AFD, die demokratisch gewählt im Landtag einen Anteil von 24,3 % hat. Sind ja alles Nazis und Rechtsradikale, diese Wähler???? Wird so die Lebensrealität von Millionen von Menschen im ÖR korrekt vertreten?

    Üblicherweise wird eine Anhebung in Prozenten ausgedrückt, die Nennung der absoluten Zahl ist mehr als Manipulativ. 86 Cent sind 4,9 % plus an Beiträgen, ein vielfaches der Inflation, weit über Tarifabschlüssen … und die angespannt Wirtschaftslage (Corona) wird bei der Abwägung der Angemessenheit ebenfalls nicht erwähnt.

    Es wird also lustig weitergemacht mit der Berichterstattung aus dem Elfenbeinturm. Natürlich bin ich vehementer Verfechter des ÖR, solch billige manipulative Tricks in einer der Hauptnachrichtensendungen des ÖR sind aber inakzeptabel und befördern die Resentiments gegen den ÖR.

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