Presserats-Rüge

FAZ: Homophob fragen wird man ja wohl noch dürfen

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ steht zu dem von ihr anonym veröffentlichten Gastkommentar, der Schwulen und Lesben mit Adoptionswunsch unterstellte, sich Kinder nur als „bloßes ‚Ding‘, ein ‚Bio-Ding‘, wie eine Plastikpuppe“ zu wünschen, „um daran Hetero-Papa-Mama zu spielen“.

Der Deutsche Presserat hatte die FAZ gerügt, weil ihr Artikel Homosexuelle diskriminiere. Die Zeitung hat diese Rüge am Samstag veröffentlicht und ihr gleichzeitig widersprochen.

In einer Meldungsrubrik („Wichtiges in Kürze“) schrieb sie:

In der Ausgabe vom 30. Juni 2017 haben wir auf Seite 10 in der Rubrik „Fremde Federn“ einen Gastkommentar mit der Überschrift „Wir verraten alles, was wir sind“ veröffentlicht. Darin wird unter anderem folgende Frage gestellt: „Und ist es wirklich so abwegig, was manche Gegner der Homo-Ehe behaupten, dass adoptierte Kinder ungleich stärker der Gefahr sexuellen Missbrauchs ausgeliefert sind, weil die Inzest-Hemmung wegfällt und diese Gefahr bei homosexuellen Paaren besonders hoch sei, weil die sexuelle Outsider-Rolle eine habituelle Freizügigkeit erotischer Binnenverhältnisse ohne alle sexual-ethischen Normen ausgebildet habe?“

Wegen dieses Beitrags hat der Beschwerdeausschuss 1 des Deutschen Presserats in seiner Sitzung am 14. September eine Rüge ausgesprochen. Der Beschwerdeausschuss sah die obige Frage als eine in Frageform gegossene Sachaussage an, für die es keinen wissenschaftlichen Beleg gebe. Diese enthalte eine diskriminierende Wirkung gegenüber Homosexuellen. Der Presserat bejahte insofern einen Verstoß gegen Ziffer 12 des Pressekodex.

Sowohl in rechtlicher als auch in presseethischer Hinsicht bewerten wir den Fall anders als der Beschwerdeausschuss. Unserer Auffassung nach handelt es sich bei der beanstandeten Passage nicht um eine Tatsachenbehauptung, sondern um eine Frage, die als Meinungsäußerung einzustufen ist. Soweit sich Leser durch diesen Diskussionsbeitrag angegriffen oder herabgewürdigt fühlen, bedauern wir dies. Von der Freiheit, auch kontroversen Meinungen in unserer Zeitung Raum zu geben, werden wir jedoch weiterhin Gebrauch machen. (F.A.Z.)

Im Klartext bedeutet das wohl: Die FAZ behält sich das Recht vor, Schwule und Lesben wegen ihrer Sexualität anzugreifen und herabzuwürdigen, bedauert es aber, wenn die sich darüber beklagen.

Natürlich ist die Frage, die der geheime Autor des Gastbeitrags aufwirft, eine rhetorische: Wenn er fragt, ob die Annahme wirklich so abwegig sei, dass Homosexuelle vermehrt von ihnen adoptierte Kindern missbrauchen, ist das nur eine andere Form zu sagen, dass diese Annahme plausibel ist. Ob es sich um eine Tatsachenbehauptung handelt oder eine Meinungsäußerung, ob sie in Frage- oder Aussageform daherkommt, ändert am homophoben Charakter des Satzes nichts.

Die Unterstellung, durch ein Adoptionsrecht für Homosexuelle würden Kinder einer besonderen Gefahr ausgesetzt, hat in der FAZ Tradition. 2000 wetterte Georg Paul Hefty in einem Leitartikel gegen Pläne der rot-grünen Regierung für eingetragene homosexuelle Partnerschaften, was er als „Abwertung der Ehe“ und „ungeheuerliches Vorhaben“ bezeichnete. Dass homosexuelle Partner nach dem Gesetzentwurf leibliche Kinder ihres Partners adoptieren können, beschrieb er so: „Männer können nach einer Scheidung Kinder mit in die Schwulen-Verbindung einbringen, an denen sich der Partner dann mit staatlicher Billigung erzieherisch versuchen kann.“ Halbwegs beruhigt nahm er zur Kenntnis, dass die Adoption von fremden Kindern ausgeschlossen sei: Es gebe Einigkeit, dass „in solchen ‚Familien‘ die Inzesthemmung unkalkulierbar sei und man trotz der vielfachen Forderungen nach einem Adoptionsrecht dieses Risiko zu Lasten von Kindern nicht eingehen könne“.

In dieser Tradition der FAZ steht der Satz aus dem Pamphlet des anonymen Gastkommentators. Aber im Kontext ist er ungleich perfider. Die eine Frage, die der Presserat herausgegriffen hat, ist nur eine von nicht weniger als 30 Fragen, die den Großteil des Artikels ausmachen – alle aufgeladen mit Ressentiments, Vorwürfen und Unterstellungen, adressiert an die „Schwulen und Lesben aller Länder“:

Was? – Ihr wollt nun auch noch Kinder? Ich fass es nicht, ich glaub es nicht! (…)

Was ist das überhaupt für ein „Kinderwunsch“? Wird euch das Kind nicht zur Ware narzisstischer Selbstbefriedigung? Oder eine soziale Verkleidung, hinter der wir uns nun wieder verstecken sollen? Kinder kriegen, wie denn? Mit der Post aus der Gebär- und Besamungsmaschine? Ein bloßes „Ding“, ein „Bio-Ding“, wie eine Plastikpuppe, um daran Hetero-Papa-Mama zu spielen? Habt ihr noch Anstand, Charakter und Ethos im Leib? Oder meint ihr, das Unrecht, das uns widerfahren ist, gäbe uns nun das Recht, es ins Unrecht an anderen: eben den Kindern – umzukehren? Hat denn das Kind, und das heißt jeder Mensch, nicht das Recht und vor allem die Sehnsucht, unter den emotionalen Bedingungen seiner heterogeschlechtlichen Erzeuger aufzuwachsen? Und ist es wirklich so abwegig, was manche Gegner der Homo-Ehe behaupten, dass adoptierte Kinder ungleich stärker der Gefahr sexuellen Missbrauchs ausgeliefert sind, weil die Inzest-Hemmung wegfällt und diese Gefahr bei homosexuellen Paaren besonders hoch sei, weil die sexuelle Outsider-Rolle eine habituelle Freizügigkeit erotischer Binnenverhältnisse ohne alle sexual-ethischen Normen ausgebildet habe? (…)

Und wozu? Um eure verinnerlichten Komplexe nicht reproduktiver Sexualität mit „Familie-Spielen“ zu kompensieren? Ist es nicht ein Verrat an just der Vielfalt des menschlichen Eros, für die ihr zu stehen vorgebt? Und dazu wollt ihr unschuldiges Kindesleben missbrauchen?

Fast pornographisch malt sich der Autor aus, welche Perversionen dadurch möglich werden, wenn homosexuelle Paare Kinder adoptieren können. Gleich zweimal erwähnt er in diesem Zusammenhang die „Libido“ und unterstellt, sexuelle Begierde sei der Antrieb für den Wunsch homosexueller Paare, wie heterosexuelle Paare Kinder adoptieren zu können.

Der verantwortliche Redakteur Reinhard Müller hatte bereits kurz nach dem Erscheinen die „Intoleranz“ der Kritiker gegenüber dem Gastbeitrag kritisiert, bei dem die Zeitung nicht einmal kenntlich gemacht hatte, dass der angegebene Autorenname ein Pseudonym war. Er machte sich die Behauptung des anonymen Autors zu eigen, dass „das sachliche Argumentieren dieser Angelegenheit in der Gay-Community“ offenbar „schwierig“ sei.

Die FAZ verteidigt einen vom Presserat gerügten homophoben Hasskommentar. Mit derselben Logik könnte sie auch ankündigen, antisemitische Texte zu veröffentlichen – um von der Freiheit, auch kontroversen Meinungen Raum zu geben, weiterhin Gebrauch zu machen.

Nachtrag, 4. Oktober. Wie queer.de bereits vor ein paar Tagen berichtete, hat die FAZ gegenüber dem Presserat auch argumentiert, dass der Pressekodex Homosexuelle gar nicht vor Diskriminierung schütze.

34 Kommentare

  1. Ich hoffe nur, dass mittlerweile genug FAZ-Leser homosexuelle Menschen kennen und beim Lesen des Artikels schon von allein gemerkt haben, was für einen Artikel die Zeitung ihnen da unterjubeln wollte. Das ist doch eiskalte Stimmungsmache.

  2. Ich lese die FAZ gern und regelmäßig, langjährig als Abonnent.
    Das hindert mich nicht, solche Artikel umgehend als bloßen Müll einzustufen und es zeigt sich auch/nur/wieder, daß selbst grundsätzlich gute/informative Zeitungen sich erheblich verirren können.
    Die saubere Trennung von Info und Meinung ist ein schwieriges Geschäft, das gerade im Feuilleton-Bereich häufig schiefgeht.
    Mir mißhagt aktuell am meisten, daß die FAZ sich auch/nur/wieder mit Selbstkritik so erkennbar schwertut.

  3. „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ bezog sich ja auch immer auf die Leser und nicht auf die Schreiber.

  4. Der Artikel erschien in der Rubrik „Fremde Federn“. Wenn dort zum Beispiel ein grüner oder ein linker Politiker etwas schreibt, ist es nicht „die“ Meinung der FAZ. Außerdem haben die Teile Politik, Feuilleton und Wirtschaft der FAZ unterschiedliche Ausrichtungen und Herausgeber.
    Der Presserat maßt sich da etwas an, was ihm nicht zusteht. In Deutschland gibt es Meinungsfreiheit. Die gilt auch für offensichtlich homosexuelle Autoren, die unter Pseudonym schreiben. Mit dem Artikel wird niemand diskriminiert, außer er zieht sich diesen Schuh an.
    Seit dem 1. Oktober darf jeder mündige Bürger einen anderen mündigen Bürger heiraten und alle dürfen unter gleichen Bedingungen Kinder adoptieren. Das ist doch toll. Und noch toller ist, dass niemand heiraten muss oder gar fremde Kinder adoptieren muss.
    Und am tollsten ist es, dass jeder das toll finden darf oder aber auch schlecht.
    Dazu sollte der Presserat die „Fresse“ halten und sich um wichtigere Dinge kümmern. Von mir bekommt der Presserat eine dicke Rüge.

  5. Man hat es nur noch mit alten Männern zu tun, die die Welt nicht mehr verstehen und ihre eigenen wirren Phantasien als Maßstab für Verdächtigungen dem anderen gegenüber her nehmen. Das ist gefährliche Filterblasenschreibe.

  6. „Der Artikel erschien in der Rubrik „Fremde Federn“. Wenn dort zum Beispiel ein grüner oder ein linker Politiker etwas schreibt, ist es nicht „die“ Meinung der FAZ.“

    Weil ja niemand vorher Autor und Thema auswählt? Natürlich setzt die FAZ auch in dieser Rubrik Grenzen des Sagbaren, nur beim Thema Homosexualität ziehen sie den Humbug eines Autors durch, der a) grundlos anonym publizieren darf und b) hochdiskriminierenden Quatsch.

    Natürlich ist das ein Zeichen, niemand zwingt die FAZ, derlei zu veröffentlichen.

    Ich freu mich auf kontroverse Beiträge in der FAZ wie „Ist der Kapitalismus scheisse oder megescheisse“ und „Erhöht endlich die Rundfunkgebühr!“ (Der Tag, an dem Hanfeld seinen ersten Herzinfarkt kriegt beim Aufschlagen des Blattes.) Oder ist sowas gar nicht geplant?

  7. Sind solche anonymen Beiträge bei der FAZ in dieser Rubrik üblich? Und wer schreibt dort anonym und warum? So kann man sich natürlich jeder Diskussion verweigern und die FAZ kann sagen: ‚Mit dem Inhalt haben wir nix zu tun und dürfen den Autor nicht nennen‘. Ziemlich leichtfertige einfache Haltung.

  8. Schwach von der FAZ, sehr schwach.

    „Er [der verantwortliche Redakteur Reinhard Müller] machte sich die Behauptung des anonymen Autors zu eigen, dass ‚das sachliche Argumentieren dieser Angelegenheit in der Gay-Community‘ offenbar ’schwierig‘ sei.“

    Ich habe nicht den Original-Artikel gelesen, aber wenn die oben zitierte Passage einigermaßen repräsentativ sein sollte, dann ist es nicht ganz einfach, da viel „sachliches Argumentieren“ zu finden. Es sei denn „sachliches Argumentieren“ wäre synonym damit, einen ganzen Strauß ebenso ehrenrühriger wie unbelegter Unterstellungen aufs Tablett zu bringen.

    In der FAZ scheint es jedenfalls einige Redakteure zu geben, die nicht nur sehr konservative Ansichten haben, sondern denen so ziemlich alle Mittel recht sind, um Zustimmung für ihre Auffassungen zu generieren. Denn der anonyme Autor jetzt ist ja keineswegs der erste Griff ins Klo, soweit es um sexuelle Fragen geht. Man gab vor einiger Zeit einer Autorin das Wort, deren böswillige Verdrehungen – die m.W. noch nicht einmal in der Rubrik „fremde Federn“ erschienen – kaum anders denn als ein Potpourri aus Lügen, Irreführungen und Verleumdungen charakterisiert werden können. Vgl.
    http://www.alexandervonbeyme.net/2014/10/16/unter-dem-deckmantel-des-journalismus/

    Trotz ihrer Böswilligkeit hat jene Autorin dann nochmals in der FAZ schreiben dürfen. Insofern muss man sich ja auch nicht groß wundern.

  9. Ab wann beginnt Diskriminierung? Ich lese einen Text, der vornehmlich aus Unterstellungen in Form empörter Fragen besteht. Da viel in der Wir- und der Ihr-Form gesprochen wird, wird wohl einer ganzen „Gruppe“ etwas unterstellt. Konkret: Unterstellt wird allen Homosexuellen mit Kinderwunsch und Adoptionsabsicht, dass sie dafür selbstsüchtig-unlautere Motive hätten und dass diese Form der Familie (potentiell?) schädlich fürs Kind sei, gar (potentiell?) missbrächlich. Unterstellt wird auch – anscheinend allen (Hetero- wie Homosexuellen) mit Kinderwunsch -, dass der „reproduktive“ Lebensentwurf irgendwie spießig sei („Bravbürger Jedermann“). Der vom Verfasser als positiv bzw. überlegen empfundene Gegenentwurf dazu sei von „gleichgeschlechtlich verstärktem Schöpfertum“ geprägt, was auch immer das heißen soll, irgendwas ohne biologische Reproduktion. Was in all den Unterstellungen in Form der empörten Frage deutlich wird: Der Verfasser missbilligt nicht nur die individuellen Lebensentwürfe der genannten Personen (-gruppen), sondern er spricht ihnen wohl grundsätzlich ab, dass ihre Lebensentwürfe individuell, höchstpersönlich sind; er spricht ihnen global ab, dass ihre Lebensentwürfe auf altruistische Liebe, auf Fürsorge ausgerichtet sein könnten. Stattdessen bestünde irgendein (potentieller?) Schaden für das von Gleichgeschlechtlichen Paaren adoptierte Kind und das würde von diesen billigend in Kauf genommen. Das unterstellt er ebenso global, lediglich auf der sexuellen Orientierung basierend. Nach meinem Empfinden ist das diskriminierend.

  10. @ Theo L. Bloch:

    „Der Artikel erschien in der Rubrik ‚Fremde Federn‘. Wenn dort zum Beispiel ein grüner oder ein linker Politiker etwas schreibt, ist es nicht ‚die‘ Meinung der FAZ.“

    Hat doch auch kein Mensch bezweifelt, oder? Im Gegenteil: Sowohl Herr Niggemeier wie auch der Presserat weisen doch expressis verbis genau darauf hin. Und was ist die Relevanz? Ist eine Zeitung nicht auch bei Gastkommentaren gehalten, darauf zu achten, dass bestimmte Richtlinien eingehalten werden?

    „Der Presserat maßt sich da etwas an, was ihm nicht zusteht. In Deutschland gibt es Meinungsfreiheit.“

    Was genau maßt sich der Presserat denn an – außer, dass es gemäß seinem eigenen Kodex handelt?
    Und inwiefern beeinträchtigt der Presserat mit seiner – juristisch völlig irrelevanten – Rüge denn die Meinungsfreiheit? Meinungsfreiheit heißt, dass man seine Meinung sagen darf – aber doch nicht, dass man ein Anrecht darauf hätte, von Kritik seitens des Presserates verschont zu bleiben!

    Ich weiß: Es gibt viele Leute, die die größten Schwierigkeiten haben, das zu verstehen. Wenn man solchen Leuten ihre Meinung zubilligt, diese Meinung aber kritisiert, dann empfinden sie das als Angriff auf ihre Meinungsfreiheit (oder in diesem Fall auf die Meinungsfreiheit Dritter) und berufen sich darauf, dass in Deutschland doch wohl noch Meinungsfreiheit herrsche.

    „Mit dem Artikel wird niemand diskriminiert, außer er zieht sich diesen Schuh an.“

    Der Autor insinuiert unter anderem, dass das Interesse Homosexueller an der Adoption von Kindern nicht etwa auf respektablen und nachvollziehbaren Motiven, sondern auf der angeblicher Psychopathologie, Perversität und Rücksichtslosigkeit der entsprechenden Homosexuellen beruhen würde („…zur Ware narzisstischer Selbstbefriedigung“, „Ein bloßes ‚Ding'“, ein „Bio-Ding“, „wie eine Plastikpuppe“; „Oder meint ihr, das Unrecht, das uns widerfahren ist, gäbe uns nun das Recht, es ins Unrecht an anderen: eben den Kindern – umzukehren?“; „Um eure verinnerlichten Komplexe nicht reproduktiver Sexualität mit ‚Familie-Spielen‘ zu kompensieren?“ „Und dazu wollt ihr unschuldiges Kindesleben missbrauchen?“)

    Tatsächlich geht der Autor sogar so weit zu suggerieren, dass Homosexuelle in sexuellen Fragen (häufig?) nicht einen Funken von Moral und Anstand besäßen, sondern sich ohne Rücksicht auf andere allein für ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse interessieren würden („weil die sexuelle Outsider-Rolle eine habituelle Freizügigkeit erotischer Binnenverhältnisse ohne alle [!] sexual-ethischen Normen ausgebildet habe“).

    Was glauben Sie, wie man es finden würde, wenn etwa Frauen (von Juden will ich gar nicht reden) vergleichbar negative Dinge unterstellt würden, und zwar ohne, dass auch nur der Ansatz eines Belegs ins Feld geführt würde?

    Und wieso soll das keine Diskriminierung im Sinne der Ziffer 12 des Presserates sein? (Wobei der Presserat ja in der Tat nur eine andere Stelle beanstandet hatte, nämlich die unbelegte These, dass Homosexuelle ihre adoptierten Kinder weit mehr missbrauchen würden als heterosexuelle Paare.)
    Worin besteht denn eine Diskriminierung innerhalb von Berichterstattung oder Kommentierung, wenn nicht u.a. in wüsten Unterstellungen und Beschimpfungen, für die keinerlei vernünftiger Grund ersichtlich ist, die aber geeignet sind, zur Abwertung einer ganzen Gruppe bzw. Minderheit beizutragen?

    Und was das mit „den Schuh anziehen“ angeht: So ist das ja immer mit Beleidigungen, dass man selbst darüber bestimmt, wer einen beleidigen darf. Was aber doch wohl nicht dagegen spricht, dass „man“ (und „man“ kann auch der Presserat sein) Diffamierungen und Beleidigungen auch kritisieren darf.

    „Und noch toller ist, dass niemand heiraten muss oder gar fremde Kinder adoptieren muss.
    Und am tollsten ist es, dass jeder das toll finden darf oder aber auch schlecht.
    Dazu sollte der Presserat die ‚Fresse‘ halten und sich um wichtigere Dinge kümmern.“

    Der Presserat hat den Autor aber gar nicht dafür kritisiert, dass er es „schlecht findet“, dass Homosexuelle Kinder adoptieren dürfen. Wofür der Presserat seine Rüge tatsächlich ausgesprochen hat, lässt sich mühelos dem obigen Artikel von Herr Niggemeier oder auch der dort verlinkten Erklärung des Presserates entnehmen (und ich habe es hier jetzt auch erwähnt).

  11. „Die Schwulen dürfen sich wundern, wenn ihr Provokatives Verhalten zu einer entsprechenden Reaktion führt“
    aka.
    „Der Minirock war so kurz, ich musste die Frau vergewaltigen.“

    Das ist eine einfache Umkehr von Ursache und Wirkung.

    Gleiches versuchen die Autoritären ja auf allen Schauplätzen:
    Flüchtlinge provozieren mich mit ihrer Sozialschmarotzerei, also darf ich deren Häuser abfackeln.
    Politiker wollen mich nur bluten sehen, deshalb will ich sie bluten sehen.
    etc.

    So wird derzeit versucht, seinen Hass als legitime Meinung zu vermarkten, die unwidersprochen und von der Meinungsfreieheit gedeckt neben anderen Meinungen stehen dürfe.
    Das ist nicht der Fall, bitte lesen und verstehen Sie erst die Gesetze des Landes, das sie mit fadenscheinigen Begründungen angeblich vor einer Gefahr von außen verteidigen wollen.

  12. Aaaaalso: Adoption von Kindern dient dem Wohl von Kindern, nicht dem Kinderwunsch von Leuten, die keine Kinder auf natürlichem Wege bekommen können. Daher gibt es keinen Rechtsanspruch, Kinder adoptieren zu dürfen, sondern adoptionswillige Paare oder Einzelpersonen müssen sich fragen lassen, warum es im Interesse eines Kindes wäre, sich von ihnen adoptieren zu lassen. (Ich unterstelle mal, dass Jugendämter das auch so praktizieren.)
    So weit, so klar, hoffe ich.

    Die achso meinungsfreie Frage aber, ob bei homosexuellen Adoptiveltern die Inzesthemmung vllt. nicht funktionieren könnte, ist offensichtlich unfair: dieselbe Problematik hätte man auch bei heterosexuellen Adoptiveltern. Ergo müsste man die Frage – gerne auch mit demselben besorgtem „Die Kinder, denkt auch mal einer an die Kinder!“ – auch beim Adoptionsrecht durch Heteroas stellen. Also beim Adoptionsrecht allgemein.
    Da das aber offenbar nicht gemacht wird, liegt hier eine offensichtliche Ungleichbehandlung vor.

    Und ich weiß zufällig, dass Adoptionen durch Homosexuelle „schon immer“ erlaubt waren, bloß eben als Adoptionen von Einzelpersonen. Es ist also nicht so, dass es dazu keine Erfahrungswerte gebe.

  13. Der Presserat hat Recht. Die Latte für freie Meinungen muss höher gehängt werden.Wer meint, einfach meinen zu dürfen, ist auf dem Holzweg. Nur noch Meinungen, die sich wissenschaftlich belegen lassen, dürfen veröffentlicht werden! Alles unwissenschaftlich gemeinte ist strikt zu unterlassen. Wer sich frei äußern will, muss seine Meinungsreife nachweisen und eine Meinungsreifeprüfung ablegen. Die ungezügelte freie Meinungsäußerung gehört nicht zu Deutschland.

  14. Tut er doch. Denn dann dürfte er einen eindeutigen Meinungsartikel gar nicht rügen. Gegen eine Meinung hilft nur eine Gegenmeinung.
    Ich halte also die in der FAZ geäußerte Meinung für „nicht hilfreich“, aber ich trete dafür ein, dass der anonyme Autor sie verbreiten darf.
    Eine Rüge des Presserates bedeutet jedoch, dass sich das Gerügte nicht wiederholen soll.

  15. Der FAZ-Artikel geht nur mit Mühe als Meinung durch. Dazu ist er zu unfundiert.

    Und DIESEN Maßstab für Meinungen kann man gar nicht hoch genug bewerten.

    Aber hey, geht ja nur um Schwule, denen mal wieder Päderastie unterstellt wird. Wie groß wär der Aufschrei, wenn man das gleiche Senioren unterstellen würde, fast pauschal, und als Beweis nur Woody Allen heranführt? Das wird man ja wohl noch fragen dürfen? Ja, nein?

    Es gibt Themen, über die muss man schlicht nicht diskutieren. Die sind geklärt.

  16. @ Theo L. Bloch # 18

    „Gegen eine Meinung hilft nur eine Gegenmeinung.“ Hört sich gut an, ist aber auch nicht das gelbe vom Ei.

    Gegen eine Meinung hilft zu allerst die Tautologie: die Gegenmeinung. – Aber ansonsten gibt es einiges, was auch noch gegen Meinungen hilft: Presseratsrügen, Strafanzeigen, öffentliche Ablehnung der strittigen Meinung, etc… Manchmal hilft auch Bildung.
    Ich möchte auch gar nicht manche Meinungen als diskussionswürdig adeln, da ist die offensichtliche Missachtung dieser Meinung, eventuell eine Strafanzeige angemessener. (Holocoastleugnung, NWO, unethische Homosexuelle…)
    Ich persönlich hätte die FAZ auch nicht nur wegen Ziffer 12 gerügt, sondern ebenfalls wegen Ziffer 2 Satz 4 („Unbestätigte Meldungen, Gerüchte oder Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen“).
    Denn das Homosexuelle aufgrund ihres (homosexuellen ?) Habitus F***beziehungen oder platonische Freundschaften bar jeder ’sexuell-ethischen‘ Norm pflegen, halte ich für ein Gerücht und zwar ein derart hanebüchenes, dass es schon in die Kategorie üble Nachrede fällt.

  17. @Theo L. Bloch, #18

    Ich halte also die in der FAZ geäußerte Meinung für „nicht hilfreich“, aber ich trete dafür ein, dass der anonyme Autor sie verbreiten darf.

    Der Autor kann seine Meinung verbreiten – wie es ja auch u. a. außerhalb der FAZ getan wurde. Einzig wenn der Pressekodex berührt wird, kann der Presserat einschreiten. Wie er es im Falle der FAZ getan hat. Weil diese Zeitung sich eben ganz freiwillig dem Pressekodex unterworfen hat. Selbstverpflichtung und so.

  18. @Theo L. Bloch;
    Wenn da stünde: „Ich mag die und die Sexpraktik nicht!“, wäre das tatsächlich eine besser begründete Meinungsäußerung, weil da aufs eigene Empfinden abgestellt wird. Man kann als Leser/In/Außen dem zustimmen oder auch denken: „Ey, das ist doch total super!“

    Hier wird aber ein sachlicher Zusammenhang behauptet, diese Behauptung dann aber als Frage formuliert, damit die Behauptung nicht begründet werden muss, was jetzt ein etwas feiger rhetorischer Trick ist.
    Genausogut „darf“ man fragen, ob Juden Kinder adoptieren dürfen sollten oder Schwarze oder Frauen.

  19. @ Theo L.Bloch (und Hundhop):

    Zitat Theo L.Bloch:

    „Denn dann dürfte er einen eindeutigen Meinungsartikel gar nicht rügen. Gegen eine Meinung hilft nur eine Gegenmeinung.“

    Die These, dass homosexuelle Adoptiveltern ihre adoptierten Kinder häufiger missbrauchen als heterosexuelle Adoptiveltern, ist eindeutig eine Tatsachenbehauptung. Wenn man sie als Mutmaßung/Suggestion äußert, schwächt man sie zwar ab, aber auch die abgeschwächte These bezieht sich nach wie vor auf die Welt der Tatsachen – weshalb sie auch als eine besondere Form der Tatsachenbehauptung (im Ggs. zur reinen Meinung) verstanden werden kann. Sie ohne jeden Anstrich eines Arguments zu äußern ist eine Herabsetzung Homosexueller.

    In anderen Fällen halten wir es doch genau so. Wenn Ihr Nachbar suggeriert, dass guter Grund zur Annahme bestehe, dass Sie regelmäßig Ihre Frau und Ihre Kinder verprügeln, dann können Sie ihn wegen übler Nachrede belangen (es sei denn natürlich, die Vorwürfe wären berechtigt und er könnte sie beweisen). Wenn er dann sagt, dass das doch nur seine Meinung sei, und dagegen nur eine andere Meinung helfe, dann wird ihm das – zurecht – nicht viel helfen.

    Und nehmen wir mal an, jemand würde ohne jedweden sachlichen Beleg insinuieren, dass Juden und Schwarze mutmaßlich eine geringere Inzesthemmung als „Arier“ und Weiße hätten; dass sie keinerlei Sexualmoral hätten, sondern völlig rücksichtslos nur nach ihren sexuellen Interessen handelten; und dass ihr Wunsch, Kinder zu adoptieren, auf ihre (angeblichen) krankhaften Komplexe, ihre Perversität und ihren Narzissmus zurückzuführen sei, und nicht etwa auf „normale“ Motive. Hätten Sie dann auch ein Problem mit einer Rüge durch den Presserat? Oder ist das „natürlich etwas völlig anderes“?
    (Wobei in einem solchen Fall vermutlich noch ganz andere Konsequenzen auf den Verfasser zukämen.)

    @ Hundhop:

    „Der Presserat hat Recht. Die Latte für freie Meinungen muss höher gehängt werden.Wer meint, einfach meinen zu dürfen, ist auf dem Holzweg. Nur noch Meinungen, die sich wissenschaftlich belegen lassen, dürfen veröffentlicht werden! [… ] Die ungezügelte freie Meinungsäußerung gehört nicht zu Deutschland.“

    Darauf fällt mir ein, was ich bereits in # 11 an Theo L. Bloch geschrieben hatte:

    „Meinungsfreiheit heißt, dass man seine Meinung sagen darf – aber doch nicht, dass man ein Anrecht darauf hätte, von Kritik seitens des Presserates verschont zu bleiben!
    Ich weiß: Es gibt viele Leute, die die größten Schwierigkeiten haben, das zu verstehen. Wenn man solchen Leuten ihre Meinung zubilligt, diese Meinung aber kritisiert, dann empfinden sie das als Angriff auf ihre Meinungsfreiheit (oder in diesem Fall auf die Meinungsfreiheit Dritter) und berufen sich darauf, dass in Deutschland doch wohl noch Meinungsfreiheit herrsche.“

  20. Haha, der letzte disktierte Punkt ist eigentlich so banal, dass ich mich schon fast schäme das noch mal aufzuschreiben:
    Wenn jemand eine andere Meinung hat, dann ist das auch seine Meinungsfreiheit.
    Und wenn es eine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist das halt so.
    Und wenn einer eine Meinung hat, die auf unwissenschaftlichen Prämissen und unbelegten Behauptungen basiert – Dann muss er sich nicht wundern, dass andere nicht seiner Meinung sind.

    In den USA nennt man das „Snowflakes“, amirite?
    Menschen die Gegenrede als Unterdrückung auffassen.
    Arme, unterdrückte, weiße, männliche Mehrheit.
    Jammern auf hohem Niveau.

    Wie immer:
    http://www.sprachlog.de/2014/04/19/xkcd-meinungsfreiheit/

  21. Der anonyme Kommentar ist sexuell unbefriedigt und sollte sich seiner intimen Gefühlspflege widmen. Man muss die Frage stellen, ob die Sexualhygiene der Bevölkerung nicht auf eine breite öffentliche Basis gestellt werden sollte.
    Kostenlose sexuelle Angebote für Verklemmte und Frigide halten Keifigkeit im Zaum.

  22. Oder andersherum gefragt:

    Ist es tatsächlich so außerhalb der Welt, anzunehmen, dass der Autor eine hohe Affinität zum Thema hat und es deshalb nicht wagen kann, öffentlich und transparent zum Thema zu schreiben? Hören wir seine Not und bieten wir ihm die entsprechenden Hilfen an.

  23. @25+26:
    Ah ja, der Kommentator ist heimlich schwul und deutsche Nörgler generell nur untervögelt.
    Abhilfe schafft eine von der Regierung geförderte und strikt überwachte Einhaltung von Mindestfickzeiten.
    Aber nur zu Spaß, nicht zur Reproduktion.
    Stoff für eine neue Sci-Fi Dystopie würde ich sagen.

  24. Zur in den Kommentaren getätigten Aussage, es handele sich doch lediglich um eine Meinungsäußerung und nicht um Diskriminierung, empfehle ich den Artikel der Rundschau „Homophobie ist keine Meinung. ( Homosexualität im übrigen auch nicht)“.
    http://www.fr.de/politik/meinung/kolumnen/wdr-und-1-live-homophobie-ist-keine-meinung-a-1341836

    Bei mir, die ich in einem konservativem Umfeld aufgewachsen bin, war es auch ein langer Lernprozess zu verstehen, dass homosexuelle Menschen nur in einem anders sind als heterosexuelle: Die Wahl ihrer Partner fällt nicht auf dasselbe Geschlecht, wie es bei Heterosexuellen der Fall ist. Und das ist einfach so. Das ist weder krank, noch verwerflich, noch „unnormal“.

    Sehr dazu beigetragen, dass ich das trotz meiner Familiären Vorprägung (dort wurde Homosexualität zwar nicht als etwas „Böses“ dargestellt, aber doch als eine Art „Unnormal sein“, für das man aber nix könne) verstanden habe, hat das Lesen von Herrn Niggemeiers vorherigem Blog mit vielen Artikeln, die sich mit der Diskriminierung Homosexueller in den Medien befasst haben.

    Durch die darin geschilderten Fälle, durch das sich in die Situationen hinein versetzen, habe ich nach und nach endlich verstanden, dass ich als „Hete“ mich auch extrem ungerecht behandelt gefühlt hätte, wenn mir das passiert wäre, und dass diese Kategorisierung in „normal“ und „die unnormalen“ nicht anderes als Diskriminierend ist und abgeschafft gehört, ganz egal, ob man betroffen ist oder nicht.

    Man stelle sich mal vor, der Kommentar hätte suggeriert, es sei doch nicht so abwegig zu vermuten, rothaarige Menschen, oder unattraktive Menschen, oder Linkshänder, oder unfruchtbare Heteropaare würden ihre Kinder eher missbrauchen als „normale“ (= der Mehrheit der Bevölkerung angehörende) Paare, und würde dabei ebenso wenige Nachweise dieser Theorien liefern:

    Würde man das etwa auch verharmlosend zu einer Meinungsäußerung umdeuten statt es als das, was es wäre, anzuprangern? Nämlich eine Diskriminierung?

    Wohl kaum.

  25. @Stefan Niggemeier

    Meine Deutschlehrerin sagte einst zu mir: „Junge, wenn du einen Aufsatz schreibst, dann immer so, als würdest du davon ausgehen, dass die Leser keine Ahnung von dem Thema haben.“
    Dass sich dies nicht 1:1 auf den Journalismus übertragen lässt, ist mir durchaus bewusst, aber es wäre dann doch sinnvoll, wenn Journalisten, die bei kontroversen Themen einen klaren Standpunkt vertreten, Hintergrundinformationen verlinken.

    Hintergrund: Google ich „Homosexualität“ in Kombination mit „Kindesmissbrauch“, wird mir ganz oben ein Artikel vom DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT aus dem Jahre 2009 angezeigt, der wie folgt eingeleitet wird: „Die Studienergebnisse zur Frage der Erziehung (und Adoption) von Kindern bei gleichgeschlechtlichen Eltern müssen deutlich relativiert werden. Da 93 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen bei lesbischen Frauen lebten, deren weiche, wenige promiskuide und kaum pädophile und dadurch auch deutlich weniger mit (tödlichen) Geschlechtskrankheiten einhergehende Homosexualität sich klar von der männlichen Homosexualität unterscheidet, darf diese Studie nicht zur Legalisierung der Adoption von Kindern durch homosexuelle Männer benutzt werden, wie das Frau Zypries gegen alle wissenschaftlichen Erkenntnisse leider befürwortet. Homosexuelle Partnerschaften sind zumeist promiskuid.“
    Link: https://www.aerzteblatt.de/archiv/66998/Studie-Gefaehrdung-der-Jungen

    Wäre ich latent zugänglich für „Lügenpresse“- und „Verschwulung-Rufe zugänglich, stünde es nun 0:1 gegen Sie, denn der Artikel beruft sich (im Gegensatz zu Ihnen?) auf eine Studie.

    Es gibt ja mittlerweile einen Haufen Journalistenvereinigungen, Recherchenetzwerke, Mythenentzauberer, usw.
    Vielleicht wäre es ja nicht schlecht, wenn sich mal ein paar Wissenschaftsjournalisten zusammentun, die jeweils die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse allgemein verständlich in Artikeln als verlinkbare Referenz zusammenfassen oder bereits existierende Artikel anderer Journalisten zu diesem Zwecke auswählen.

  26. Die Antwort der FAZ ist einfach lächerlich. Es handelte sich um eine perfide Aktion, eine Ansammlung übelster homophober Hetze. Nicht „fremde Federn“ ist die treffende Bez., sondern „(vermutlich eigenes) Rattenhaar“ wäre passender. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen …

  27. @30 Schreibkraft

    Michael Schröter-Kunhardt, der Autor dieses Artikels, hätte früher sicher auch positives über Studien zu Schädelvermessungen und Kriminalitätsneigung zu berichten gewußt.
    Ein Zitat dieses selbsternannten Experten
    http://www.zeit.de/online/2009/33/homosexuelle-hetze/komplettansicht
    „Die Sexualorgane des Menschen sind eindeutig für definierte Formen des Geschlechtsverkehrs zwischen Mann und Frau angelegt. Der nicht-natürliche homosexuelle Geschlechtsverkehr führt durch die damit verbundene hohe Verletzungsgefahr zu gefährlichen Geschlechtskrankheiten mit einer um 20 Jahre verringerten Lebenserwartung.“

    Hier eine Erwiderung zu dem Schröter-Kunhardt’schen Pamphlet, auch aus dem Ärzteblatt
    https://www.aerzteblatt.de/archiv/67789/Studie-Dumpf-und-dreist
    „Dass Michael Schröter-Kunhardt schwule Männer in Sippenhaft nimmt für sämtliche Pädophilen, finde ich nicht nur gewagt, sondern dreist! Die Quellenangabe aus Neurotransmitter 5/2009, die Herr Schröter-Kunhardt nennt, ist falsch. Die übrigen von ihm genannten Studien wurden erst gar nicht mit einer Quellenangabe versehen. “
    ES wundert auch nicht groß daß dieser „Psychiater“ auch im Bereich „Schwulenheilung“ aktiv ist:
    http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-05/homo-heiler-weisses-kreuz-kassel/komplettansicht

    Wissenschaftlichkeit bei Schröter-Kunhardt >/dev/null

  28. @Schnellinger – #32

    Besten Dank für die Links und Infos!

    Wobei angemerkt sei, dass ich dem von mir verlinkten Artikel keinen Glauben schenkte – nicht nur, weil alle anderen Google-Ergebnisse darunter, die einen ähnlichen Ton anschlugen, recht fragwürdige Seiten waren, sondern weil ich Vorverurteilungen (wie den latenten Pädophile-Vorwurf) aufgrund irgendwelcher Statistiken grundsätzlich gruselig finde.

    Allerdings fiel mir jüngst bei einer Diskussion in einem anderen Forum auf, dass ich mich beim Vertreten meiner Meinung weitgehend auf gelesene Formen journalistischer Meinungsäußerungen beziehe, die sich – im besten Fall – darauf berufen, dass es Studien oder einen wissenschaftlichen Konsens gibt, nicht aber eine Zusammenfassung existierender Studien oder besser noch, eine von kompetenten Journalisten für wissenschaftliche Laien verfasste Zusammenfassung, die erklärt, wo wissenschaftlicher Konsens herrscht und wo nicht.

    Durch den Übermedien-Text, der auch eine Meinungsäußerung ist, fiel mir ein, dass ich, zwecks fundierterer Argumention, mal nach solchen wissenschaftlich fundierten Texten suchen wollte und das Ergebnis war dann, das Googel mir einen schwulenfeindlicher Artikel in einem Magazin päsentiert, hinter dem man Wissenschaftlichkeit vermutet – gefolgt von jeder Menge rechtem Schrott.

    Nun kenne ich mich nicht mit Klickzahlen und Google-Ranking aus, würde aber vermuten, dass a) polarisierende Kommentare und Kolumnen häufiger aufgerufen werden, als trockener Wissenschaftsjournalismus und b) Kommentare, die auf die eine oder andere Weise auch immer die Gegenseite ins Gespräch bringen (wie hier der FAZ-Text), durch höhere Klichzahlen und Verlinkungen ein besseres Google-Ranking erzielen.

    Entsprechend fände ich die Verlinkung zu den wissenschaftlichen Fakten zugunsten der Aufklärung und Informationsvermittlung bei Kolumnen & Co. ja durchaus sinnvoll und das bei allen Themen, die dieser Tage gern faktenfrei immer und immer wieder diskutiert werden.
    Vielleicht werde ich dessen ja einfach nur langsam müde, aber auch für Forendiskussionen wäre es ja schon ganz hilfreich, wenn man einfach nur einen Link zu einem wissenschaftlich fundierten Text setzen könnte, anstatt mit geplegtem Halbwissen immer und immer wieder gegen gewollte Ignoranz zu diskutieren.
    Im besten Fall dreht man sich dabei nur ein weiteres Mal ergebnislos im Kreis, im schlimmsten Fall schürt man genau jene absurden Kontroversen, von denen letztlich nur die Populisten profitieren.

    Ist aber nur so ein Gedanke…

  29. Es ist gut möglich oder gar wahrscheinlich, dass der Fragesteller glaubt, dass die Gefahr sexuellen Kindesmissbrauchs bei homosexuellen Partnern mit adoptierten Kindern grösser ist als bei heterosexuellen Paaren mit eigenen Kindern. Die Frage wurde aber nicht beantwortet. Eine wissenschaftliche Untersuchung könnte auch nachweisen – diese Möglichkeit besteht durchaus – dass die Gefahr des Missbrauchs bei heterosexuellen Paaren grösser ist.
    Nun sollte sich jeder der Kritiker ehrlich fragen: Würde er oder sie eine solch geäusserte Vermutung in Frageform genau so verurteilen? Falls die Antwort „nein“ lautet, haben wir es hier lediglich mit „virtue signalling“ zu tun, eine weit verbreitet Unsitte.

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