TV-Duell

Fragen von rechts

Dass Sat.1-Moderator Claus Strunz im „TV-Duell“ zwischen Angela Merkel und Martin Schulz als eine Art Vertreter der AfD teilnehmen würde, war zu erwarten. Überraschender war, dass auch die anderen Moderatoren die Kanzlerkandidaten weitgehend aus der Perspektive der Rechten fragen würden.

Rund die Hälfte der Sendezeit widmeten sie dem AfD-Lieblingsthema Flüchtlinge und stellten es so als die eine bestimmende Herausforderung Deutschlands dar – im Gegensatz etwa zu Themen wie Bildung, Digitalisierung oder soziale Gerechtigkeit, die gar nicht oder im Schnelldurchgang abgehandelt wurden. Die vier Moderatoren – neben Strunz für die ARD Sandra Maischbeger, für das ZDF Maybrit Illner und für RTL Peter Kloeppel – fragten und kritisierten die Regierung fast ausschließlich von rechts.

Flüchtlinge, Einwanderer, Ausländer, Muslime tauchten als Bedrohung, Herausforderung, Gefahr auf. In immer neuen Varianten derselben Fragen ging es nicht etwa darum, ihnen zu helfen, sondern Deutschland vor ihnen zu schützen. Mit der endlosen Variation dieses Musters trugen die Moderatoren zu einem Bild von Deutschland und Europa bei, das sich mit aller Macht vor der „Völkerwanderung“ abschotten und mit aller Macht vor den Fremden im Land schützen muss.

Sat.1-Populist Claus Strunz verkürzte ein Zitat des SPD-Kandidaten grob irreführend, wie es in rechten Kreisen seit Monaten getan wird. Er hielt Martin Schulz vor, gesagt zu haben: „Was die Flüchtlinge uns bringen, ist wertvoller als Gold.“ Tatsächlich ging das Zitat weiter: „Es ist der unbeirrbare Glaube an den Traum von Europa. Ein Traum, der uns irgendwann verloren gegangen ist.“ Strunz behauptete auch, es gebe 226.500 Ausreisepflichtige – „Menschen, die hier eigentlich nichts mehr zu suchen hätten, nicht mehr hier sein dürfen.“ Er fragte: „Wann sind diese Leute weg?“ Der größte Teil „dieser Leute“ lebt allerdings nicht illegal in Deutschland, sondern hat zum Beispiel aufgrund von Krankheiten oder der Lage im Herkunftsland eine Duldung. Etwa die Hälfte der Ausreisepflichtigen sind abgelehnte Asylbewerber; von ihnen sind rund 78.300 geduldet.

Aber Strunz‘ rechter Populismus wäre kein so großes Problem gewesen, wenn die anderen Moderatoren anders gefragt hätten. So groß war der Unterschied leider nicht. Als etwa das Thema auf den Umgang mit den flüchtenden Menschen vor der Küste Libyens ging, fragten sie nur danach, wer sie nach Libyen zurückschaffen soll – nicht ob das angesichts der Zustände dort überhaupt die richtige Lösung des Problems ist.

Die Verlierer dieses TV-Duells sind die Flüchtlinge und Zuwanderer, die ausschließlich als Problem und Teil einer überwältigenden, alles bedrohenden Zahl dargestellt wurden. Verlierer ist die öffentliche Debatte, die aus Angst vor der AfD deren Thesen, Positionen und Perspektiven übernimmt. Und Verlierer sind die Wähler, die sich an diesem Abend darüber informieren wollten, welche Ideen die Spitzenkandidaten haben, um Deutschlands Zukunft zu gestalten.

Gewinner dieses TV-Duells sind nicht Merkel oder Schulz, Gewinner ist die AfD. Schuld daran sind die Journalisten.

73 Kommentare

  1. Eine Debatte ohne ungemütliche Fragen von rechts wäre keine Debatte, sondern ein Selbstvergewissern in der eigener Filterblase. Was ich erwarte, ist, das mir die Anhänger der Flüchtlingspolitik, die Gegner der AfD-Position, mir überzeugend Argumente liefern. Wer Angst vor Fragen hat, hat eigentlich Angst davor, daß sein Standpunkt im Sturm nicht hält.

  2. Ich habe überhaupt nichts gegen ungemütliche Fragen, von mir aus auch von rechts. Ich habe etwas dagegen, wenn diese Fragen und Perspektiven eine Debatte in dem Maß dominieren, wie es gestern geschah.

    Platt gesagt: Wo waren die ungemütlichen Fragen von links?

  3. Es war schon auffällig, dass wichtige Fragen weitgehend unter den Tisch gefallen sind, obwohl Schulz doch Zeit für sie fordert.
    „Schuld daran sind die Journalisten.“
    Harte Worte. Vielleicht hatten sie ja unterbewusst alle ein schlechtes Gewissen und deshalb gestern in dieser Richtung übersteuert?
    Merkel dürfte es gefallen haben, dass ein Thema vorne war, bei dem Schulz nicht wirklich attackieren konnte oder wollte. Schon lustig, wie die Wohlmeinenden gemeinsam für eine abwesende böse Partei Werbung gemacht haben. Mit Hubert Aiwanger wäre das nicht passiert.

  4. Dass viele wichtige Themen unter den Tische gefallen sind, ist unbestritten und wurde ja auch von allen Beteiligten so gesehen. Aber wie Christiane Hoffmann es bei Anne Will gesagt hat, ist das Thema „Flüchtlinge“ nach wie vor das bestimmende bei Wahlkampfveranstaltungen. Dementsprechend war es richtig, dieses gleich am Anfang anzusprechen. Ob die Art und Weise dem Thema angemessen war, ist natürlich wieder eine andere Frage.

  5. Ich gehe insoweit mit, daß die Moderatorenrunde kein Ende beim Thema Flüchtlingskrise gefunden hat. Da entwickelte sich eine Eigendynamik, die der Debatte und den zu debattierenden Themen geschadet hat. Nach spätestens 30 Minuten hätte man auf die Themen Wirtschaft, Verteilung, Steuern, Subventionen wechseln müssen. Ebenso unverständlich, wieviel Raum dem Thema Maut gewidmet wurde.

  6. Der angeblich linksgrün versiffte Mainstream stellt nur Fragen von rechts. Scheinbar stimmt da was an dieser bei AfD-Wählern beliebten These nicht.

    Ansonsten prima Beispiel, dass hier viele Köche den Brei verderben. Unverständlich, dass es nicht gelingt, einen Galopp durch alle wichtigen Themen in 90 Minuten zu organisieren.Vermutlich dachte man, beim Thema Flüchtlinge und Türkei lässt sich der meiste Krawall bei den „Diskutanten“ erzeugen.

    Und mal provokant gesagt: Ich habe gelegentlich den Eindruck, die angetretenen Journalisten sind vor allem darauf aus, hinterher derjenige zu sein, der einen der beiden Kandidaten aufs Glatteis geführt hat und sich dafür abfeiern zu lassen. Keiner der vier Moderatoren war dort mit der Mission, dem Wähler einen Dienst zu erweisen, indem man mal Erkenntnisgewinne herbeiführt.

    Es wäre ja nun wirklich nicht schwer gewesen, bei beiden Kandidaten entsprechende Widersprüche heraus zu arbeiten.

  7. „Der angeblich linksgrün versiffte Mainstream stellt nur Fragen von rechts. Scheinbar stimmt da was an dieser bei AfD-Wählern beliebten These nicht.

    Ansonsten prima Beispiel, dass hier viele Köche den Brei verderben. “

    Genau das war auch meine Einschätzung.

  8. Der Schaden, den der (Fernseh-) Journalismus an diesem Abend genommen hat, ist noch gar nicht abzuschätzen in seinem Ausmaß. Merkel wie Schulz haben ihre Sache unter den gegebenen Umständen gut gemacht, aber die Performance der vorgeblichen deutschen Top-Talker? Unterirdisch, unfassbar, unentschuldbar. Den Vogel schoss – man ist versucht zu sagen: natürlich – Strunz ab. Eigentlich konzentrieren sich Factchecker auf die Antworten der Kandidaten. Hier aber, und das ist Novum wie Tiefpunkt zugleich, müssten sie sich um die Fragen der Gastgeber kümmern. Ein Wahnsinn.

  9. Der Unterschied zwischen den Fragen und vor allem ihren Kontext, erscheint mir doch zwischen den einzelnen Moderatoren deutlich sichtbar, der Mann von SAT 1 hebt sich doch auffällig ab. Zumindest Klöppel fragt nach Integration – ein Thema, dass nicht mit Wegschaffen und Dichtmachen zu tun hat.
    Im Wesentlichen hatte ich gestern aber den gleichen Eindruck, den der Kommentar hier wiedergibt. Das zeigt aber auch eine Wirkung bei einem selbst, ich habe mich gestern einmal mehr gefragt, ob meine Prioritäten eben doch von denen einer breiteren Masse abweichen. Vielleicht ist das Thema so groß, vielleicht ist es eine Mehrheit, die gerne von Wegschaffen und Dichtmachen hören möchte, womöglich gewinnt man diese Wahl mit diesen Themen, was ich eigentlich lange bezweifelt habe.
    Aber man stellt sich schon die Frage, ob die Dinge die man selbst für wichtig hält, möglicherweise nicht so wichtig sind.
    Das Beste an diesem Kommentar ist, dass er diese Fragen nicht stellt, er setzt einfach voraus, das es andere Themen gibt, die mindestens genauso wichtig sind.
    Das hat mich einfach erfreut!

  10. 1. Bei allen sechs Beteiligten an diesem Scheinduell war es Konsens, dass die Fluchtursachen bekämpft werden müssen. Nun endlich dachte ich, jetzt kommt mal etwas Selbstkritik der beiden Kadidaten: Bronzemedaille im Waffenhandel für Deutschland dank SPD Gabriel, Zerstörung der afrikanischen Binnenmärkte durch Flutung mit europäisch subventionierten Gütern (Tomaten, Hühnerbeine, Altkleider), Plünderung des afrikanischen Kontinents (Coltan und andere seltene Erden), Vernichtung der Existenz afrikanischer Fischer durch die riesigen EU-Fangflotten, Saatgutmonopole usw. usw. Leider lag ich voll daneben, denn als einzige FluchtURSACHE wurden einvernehmlich die „kriminellen Schlepperbanden“ genannt.

    2. Wenn Merkel sagt, mit ihr werde es keine Rente ab 70 geben, dann erinnert mich das nicht nur an ihre Mautlüge /(auch Deutsche werden nach dem Gleichbehandlungsprinzip zahlen müssen ohne Verrechnung mit der Kfz.-Steuer – so die EU), sondern an die letzte Mehrwertsteuererhöhung im Jahre 2005. Die CDU wollte 2 % mehr, die SPD NUll („Merkelsteuer“). Als „Kompromiss“ einigte sich die GroKo seinerzeit dann auf 3 %. In dieser Logik muss ich Frau Merkel glauben, denn bei ihr schieße ich eine Rente mit 72/73 oder 75 nicht mehr aus. Sie wird es dann zur gegebener Zeit mit ihrer problemflankierenden Sprachregelungsanästhesie zukleistern und grinsend erklären, dass sie doch gesagt habe, die Rente mit 70 wird es mit ihr nicht geben..

  11. „Flüchtlinge“ nach wie vor das bestimmende bei Wahlkampfveranstaltungen.“
    Ist das so? Empfinde ich komplett anders. Eher Wirtschaft, Rente, je nach Bezirk soziale Gerechtigkeit sind maßgebliche Themen.

  12. Unglaublich, dass derart unfähige Moderatoren nicht sofort entlassen werden. Es war ein Trauerspiel.

    Aber immerhin weiß man nun, dass die olle Maischberger eine Dutzfreundin vom Claus ist. Da erscheint ihre vergangene Gästeauswahl in einem ganz neuen Licht.

  13. Wenn der Vorwurf heißt „Die vier Moderatoren (…) fragten und kritisierten die Regierung fast ausschließlich von rechts“, dann sollte man das vielleicht gar nicht als Vorwurf sehen. Vielleicht zeigt das nur einmal mehr, wer in Deutschland den Diskurs prägt. Und das sind offenbar AfD und co.

  14. @ Juergen Kuehner #12
    „Eher Wirtschaft, Rente, je nach Bezirk soziale Gerechtigkeit sind maßgebliche Themen.“
    Kaum. Auf den Feldern „geht es UNS ja so gut“, dass sogar ein Sozialdemokrat sie glatt vergessen und seine Wahlslogans Lügen strafen kann. Die heißesten Themen interessieren keine Socke, solange der Schaden nicht tatsächlich spürbar ist. Bei der Rente dauert das voraussichtlich noch ein paar Jährchen länger als beim exportorientierten Wirtschaftsmodell.

  15. Lieber Stefan Niggemeier,

    ich folge Ihnen und übermedien schon seit einiger Zeit mit großem Interesse, habe mich bislang jedoch noch nie per Kommentar selbst an der Diskussion beteiligt. Da dies somit mein erster Kommentar ist, möchte ich zunächst die Gelegenheit nutzen und Ihnen und Ihren Kollegen für Ihre aus meiner Sicht sehr gute Arbeit danken.

    Was das sog. „TV-Duell“ und dessen stark auf das Themenfeld Migration fokussierte Ausrichtung anbelangt, so bin ich ehrlich gesagt ungläubig, enttäuscht und erschüttert. Ungläubig, weil ich mir nicht vostellen konnte, dass seriöse Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sich von den sog. Rechtspopulisten für deren Zwecke instrumentalisieren lassen. Enttäuscht, weil ich den Journalisten mehr zugetraut hatte und dachte, sie hätten sich eingehend mit den Strategien der sog. Rechtspopulisten befasst. Stattdessen muss ich leider feststellen, dass die anwesenden Journalisten wenigstens teilweise – sicher aus guter Absicht heraus – die Rolle der „nützlichen Idioten“ in der Agenda der sog. Rechtspopulisten einnahmen. Erschüttert bin ich darüber, wie leicht es offenbar für bestimmte an sich machtlose Netzwerke auch in einer Gesellschaft weitgehend aufgeklärter Bürger ist, öffentliche Diskurse zu beeinflussen und Macht durch „Agenda-Setting“ zu gewinnen.

    Lassen Sie mich dazu bitte die Hintergründe etwas näher ausführen. Götz Kubitschek und sein Netzwerk der sog. „Neuen Rechten“ waren vor ein paar Jahren noch eine unbedeutende und machtlose Clique von Träumern, die sich in ein anderes, vor-bundesrepublikanisches Deutschland zurücksehnten. Gestern hatte ich beim sog. „TV-Duell“ den Eindruck, dass dieses Netzwerk in etwa die Hälfte der Zeit wenn auch nicht physisch, so doch inhaltlich und teilweise auch rhetorisch zugegen war und damit Einfluss auf die Debatte nahm. Wie kam es zu diesem großen Zuwachs an Einfluss? Wie Micha Brumlik in den Blättern ausführt verfolgt die sog. „Neue Rechte“ eine Strategie des „Gramscianismus von Rechts“. Aus einer an sich machtlosen, weil nicht in politischen Ämtern vertretenen Position heraus, streben die sog. „Neuen Rechten“ nach kultureller Vorherrschaft im vorpolitischen Raum durch Beeinflussung von Diskursen und Wahrnehmungsmustern. Die Strategie beruht auf der Annahme, dass Handeln letztlich durch Sprache determiniert wird. Wer die Sprache bestimmt, bestimmt damit auch das Handeln. Das Kalkül dahinter lautet also wie folgt: erst muss man die Diskurse und Debatten verändern, dann wechselt auch die Sicht der Bürger auf die Welt. Diese veränderte Weltsicht führt schließlich zu einer Änderung im Wahlverhalten und zu einer Akzeptanz von Maßnahmen, die vorher nicht akzeptiert wurden oder gar undenkbar wären (man denke hier bspw. an ethnische oder politische Säuberungen).

    Kernaspekt dieser Strategie ist es, ein Schreckensbild von der Migration als durch das bestehende politische System nicht bewältigbare Gefahr für den Fortbestand „Deutschlands“ (womit nicht die BRD gemeint ist) zu zeichnen. Wenn die Bürger dieses Schreckensbild nur ausreichend verinnerlicht hätten – so das Kalkül – würden sie weitreichende illiberale und undemokratische Maßnahmen akzeptieren und sich mehr oder weniger freiwillig einem autoritären „Retter“ unterwerfen, der dann die angeblich notwendigen harten Maßnahmen zur „Rettung Deutschlands“ durchführen müsste.

    (Einschub: Ein Teil dieser Strategie ist die Verwendung bestimmter wertender Begriffe wie „illegale Einwanderer“ oder „Invasoren“. Es ist ein deutlicher Unterschied, ob man jemanden als „Flüchtenden“, als „illegalen Einwanderer“ oder als „Invasor“ bezeichnet. Bei der Bezeichnung „Flüchtender“ ist die Bereitschaft zur Hilfe und Aufnahme größer, bei einem „illegalen Einwanderer“ spielt diese keine Rolle mehr, sondern es kommt eher die Frage nach der Abschiebung oder Ausweisung auf. Der Begriff „Invasor“ hingegen impliziert eine feindliche Haltung des Neuankömmlings, womit Fragen der Abwehr oder gar der Gewaltanwendung gegen die Person in den Vordergrund rücken.)

    Gestern war die Sichtweise von Neuankommenden als angebliche „Bedrohung“ in der Debatte zumindest teilweise präsent. Diese geistige Anwesenheit zeigt m.E. , dass die Strategie der sog. „Neuen Rechten“ Früchte zeigt. Die Journalisten hatten wohl – vermutlich durch die Vielzahl an Äußerungen sog. „besorgter Bürger“ im Netz und anderswo – den Eindruck, diese Sorgen seien Ausdruck eines von der Bevölkerung als dominierend wahrgenommenen Problems, das entsprechend ausführlich diskutiert werden müsse. Vermutlich lag dem auch die Hoffnung zu Grunde, man gäbe den Kandidaten durch diese offene Konfrontation mit den Sorgen bestimmter Bürger auf großer Bühne die Möglichkeit, diese ernst zu nehmen, die Argumente der sog. Rechtspopulisten zu entkräften und damit der AfD den Wind aus den Segeln zu nehmen. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass die ständige Konfrontation mit entsprechenden Kommentaren im Netz auch unbewusst auf die Wahrnehmung der Journalisten gewirkt hat, so dass die Fragestellungen auch Ausdruck einer Verschiebung der (unbewussten) Wirklichkeitsbilder der Journalisten hin zu einer leicht migrationsaverseren Haltung sein könnten. Das ist natürlich eine sehr spekulative Idee und wirft auch die Frage auf, inwiefern man selbst vor unbewusst wirkenden Beeinflussungsversuchen gefeit ist. Allerdings wäre es ebenfalls ein deutliches Zeichen für einen Erfolg des „Gramscianismus von Rechts“.

    Nun wurde gestern dem „neurechten“ Schreckensbild also relativ breiter Raum gewährt. Götz Kubitschek und seine Mitstreiter können sich über ihren Erfolg freuen – für alle anderen sollte der gestrige Abend m.E. Ansporn sein, die grundlegende Ideologie der sog. „Rechtspopulisten“ und deren Strategie der Umerziehung der Bevölkerung zu entlarven, statt sich in Kleinigkeiten und Nebenschauplätzen zu verlieren.

    Ich wünsche Ihnen und allen Kommentatoren einen schönen Abend und freue mich schon auf Ihre nächsten Artikel.

    Hier noch die Quelle zum „Gramscianismus von Rechts“:

    https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2016/maerz/das-alte-denken-der-neuen-rechten

  16. Ihre Kritik richtet sich inhaltlich gegen den Fragenschwerpunkt. Dadurch werten Sie, dass dieses Thema im Verhältnis nicht so wichtig ist. Auch ich denke dies. Aber das ist letztlich eine Wertung von Politik, wie es der Politikteil einer Zeitung macht. Medienkritik müsste an der Methode ansetzten. Herr Niggemeier sieht andere Felder als wichtig(er). Aber woraus ergibt sich das? Durch seine „private“ Meinung, was die Zukunftsfragen Deutschlands sind. Wenn linke Parteien anmahnen, dass soziale Gerechtigkeit sehr wichtig sei (zu Recht), dann ist der Schluss, dass diese Frage mehr thematisiert werden müsse, eine Wertung der Politik. Aber Übermedien prüft das doch nicht.

    Bei der Frage, ob die Medien in 2015+2016 zu positiv berichteten, dann will Übermedien doch auch prüfen, ob neutral berichtet wurde und nicht ob es zutrifft, das das Flüchtlingsproblem ein kleines, mittleres oder großes Thema ist. Das ist doch der Job der regulären Medien, welche von Übermedien dabei beobachtet werden, ob das Handwerk beherrscht wird, also Fakten stimmen usw.

    Übermedien kann natürlich schreiben worüber es will, aber wenn es so weit geht, können Sie ja auch inhaltliche politische Fragen bewerten.

  17. Für diese völlig verstrunzte Sendung haben die Sender vorher dauergeworben. Wer verantwortet eigentlich dieses journalistische Desaster? Hat es irgendwelche Folgen, außer für die missinformierten Zuschauer, denen die Vier offenbar das Flüchtlingsthema bis zum Gehtnichtmehr um die Ohren hauen wollten? Entschuldigen sich verantwortliche Redaktionen, Journalisten für diese unproportionierte Themensetzung?
    Tritt jemand von seinem Posten zurück?
    Hat die AfD schon ihren Lügenpresse-Vorwurf zurückgenommen und sich bei den Vieren bedankt?

  18. Ich stimme zu, die Themenauswahl war völlig falsch gewichtet. Aber meines Erachtens half das nicht der AfD – sondern Frau Merkel.

    Dadurch dass fast alle Fragen solchen Inhalts waren, wo es kaum Unterschiede in der Meinung von Schulz und Merkel gibt, konnte er sie nicht angreifen. Bei Migration, Diesel, Erdogan, Trump ist man sich eben weitgehend einig.
    Das Schlimme war, dass man nicht nach Dingen gefragt hat, wo die beiden wirklich kontrovers hätten werden können. Mieten, Renten, Frauenquote, Befristete Verträge usw.
    So entstand bzw. wurde der Eindruck verfestigt: CDU oder SPD – ehh alles gleich. Obwohls eigentlich nicht stimmt.
    Das Duell war einfach mies vorbereitet durch die Journalisten. Auch hat man gerade Merkel vieles einfach ohne Nachfrage durchgehen lassen. Immerhin stellte sie zB die These auf, nach dem Grundgesetz ist die Ehe weiter zwischen Mann und Frau. Verlief im Sande.
    Das Format hilft Merkel, und die schlechte Vorbereitung durch die vier Frager erst recht.

  19. „Rund die Hälfte der Sendezeit widmeten sie dem AfD-Lieblingsthema Flüchtlinge und stellten es so als die eine bestimmende Herausforderung Deutschlands dar – im Gegensatz etwa zu Themen wie Bildung, Digitalisierung oder soziale Gerechtigkeit, die gar nicht oder im Schnelldurchgang abgehandelt wurden.“

    Es ist die bestimmende Herausforderung – aber das verstehen leute wie Sie vielleicht in einem Jahr. Und dann werden Sie wieder einmal sagen, dass das niemand habe ahnen können.

    Ich will nicht glauben, dass ein Teil meiner Mitbürger jeglichen gesunden Menschenverstand abgelegt hat – lieber glaube ich daran, dass man ihnen etwas ins Trinkwasser tut. Alles andere wäre einfach zu schrecklich – es bedeute nämlich, dass die Deutschen nichts aus ihrer Geschichte gelernt haben – dass sie immer noch in weiten Teilen das obrigkeitshörige, denunziatorische, sich über andere erhebende Volk von Mitläufern sind. MfG

  20. Mir ist bei zweimaligem Nachdenken ehrlich gesagt unverständlich, wie man die Fluchtursachen, -bewegungen und -folgen nicht weiter als das bestimmende Thema der Zeit und damit auch dieses Wahlkampfes ansehen kann.

    Das ist eigentlich nur möglich, wenn man sowohl gegen (EU-)Obergrenzen als auch für den bestehenden Türkei- und kommenden Lybien-Deal ist, der Erdogan und andere ihre Grenzen schließen lässt. Dann kann man sich in seinem Milieu für seine weltoffene Haltung toll finden, bei Mittelmeer an den nächsten Urlaub denken und die Frage für so wichtig wie Bildungspolitik (hierzulande: G12, G13 oder G11 oder sowas) halten. Wem’s langt …

    Dass die Fragen zu diesem Komplex (zumindest bei Strunz) von rechts kamen, scheint mir auch wenig verwunderlich: Es gibt ja leider auch keine Alternativvorschläge von links und die Journalisten sollen idealiter auch nicht ihre persönlichen Fragen stellen, sondern die der Gesellschaft transportieren, möglichst umfassend. Wobei ich die Frage, ob man nicht den Türkei-Deal kündigen und ohne jede Einschränkung helfen sollte, schon gern gehört hätte. Dann würden wir heute über rechte Antworten diskutieren … Aber wie auch immer: Keine relevante Partei bietet zu Gunsten der Flüchtlinge mehr als das Bestehende an, wozu also fragen?

    Das scheint mir auch der traurige Grunde für das Fehlen des Themenkomplexes „soziale Gerechtigtkeit“. SPD und Schulz bieten auch da schlicht nicht mehr an als Merkel, FDP sowieso nicht, GRÜNE leider gar nix, tja, und dass die LINKE nicht stark represäntiert ist, schade vielleicht, ist jetzt aber auch kein Scoop. Digitalisierung? Was sollen die beiden denn für für ein Millionenpublikum diskutieren? Netzwerkdurchsetzungsgesetz? Urheberrechtsreform? Netzneutralität? Das verstehen die doch selbst nicht.

    Mir ist der Kommentar wieder zu paternalistisch, Niggemeier stellt aus seinem Wohnzimmer fest, dass kein positiver Beitrag zur Gesellschaftserziehung geleistet wurde und hält den Journalisten das vor.

    Findet die Strunz-Frage mit dem verkürzten Zitat nicht gerade darin eine journalitische Rechtfertigung, dass sie ein Gassenhauer im rechten Social-Media-Milieu war und ist? Schulz hat sie souverän und locker beantwortet, was Strunz kaum überrascht haben dürfte. Damit wurde mehr rechtes Geschmeiss vom Mist geholt als dadurch, dass die Frage nicht gestellt wurde oder dass man ihr erstmal durch den Moderator integrierte Distanzierung vorangestellt hätte. Als Behauptung wäre es inakzeptabel, klar – aber als Frage? An denjenigen, der ohne Zweifel etwas dazu sagen kann?

  21. Moin moin,

    nach einer Minute des obigen Videos war ich schon bedient von den Moderatoren, ich fand es unerträglich…

    Hat jemand mal die Zeiten der Moderatoren dokumentiert, gegenüber Frau Merkel und Herrn Schulz wäre das fair, wo die sich doch an Zeitvorgaben halten mussten.

    Insgesamt finde ich, dass weder Frau Merkel noch Herr Schulz gewonnen haben, schon gar nicht d i e Wähler. Die einzigen Gewinner sind diejenigen Medien, die dieses Ereignis größtmöglich ausschlachten und dadurch ihre Auflage (oder Quoten) erhöhen. Auch wenn ich weiß, das diese strarre Schema von Frau Merkel so gewollt war, war dieses TV-Ereignis in dieser Form überflüssig und eine enorme (!) Verschwendung von Ressourcen.

    Gruß von der Weser

  22. Fang ich doch mal mit einer total simplen Feststellung an. In einer Wahlsondersendung sollten alle wesentlichen Parteien miteinander streiten – und nicht hier die Elite am Sonntagabend und der Rest dann am Montag, separat am „Katzentisch“. Simple demokratische Regeln werden damit nicht eingehalten. Sehe ich das falsch?
    Und ja, dann gehört auch diese AFD zu so einer großen Wahlrunde, solange sie noch im demokratischen Spektrum zu verorten ist. Dann müssen die Moderatoren auch nicht mehr die Argumente der Rechten künstlich selbst einbringen. Unsere Demokratie wird das ertragen können. Das sollte selbstverständlich sein – ist es aber nicht.

  23. Der gerade beendete Fünfkampf in der ARD war deutlich besser als der dröge und schlagseitige Zweikampf gestern.
    Keiner der 5 Teilnehmer hat ein wirklich schwaches Bild abgegeben, auch wenn Christian Lindner (mit wenig Zeitanteil) den überzeugendsten Auftritt hatte. Insbesondere haben aber die beiden Moderatoren bessere Arbeit in einem muntereren Format geleistet als die 4 gestern: weniger Köche mit mehr Leistung und mehr Ideen.

  24. Ich halte Deine These und Deine verzerrende Darstellung für falsch, Stefan.

    Die Vertreter der Großen Koalition hatten ausreichend Möglichkeit auf die klaren und deutlichen Fragen, der bisher über jeden Verdacht erhabenen Journalisten zu antworten. Sie haben diese Chance auch ausgiebig genutzt.

    In Deinem Video stellst Du es nun so dar, als habe sich eine kritisch-tendenziöse Flüchtlingsfrage an die andere gereiht und als habe es in der Debatte ausschließlich stumpfe Anti-Flüchtlingspropaganda gegeben. Das Gegengewicht kam jedoch von den beiden Regierungsvertretern.

    Wenn Du jetzt also deren Antworten ebenso zusammenschneiden würdest, würde sich eine zauberhafte Harmonie des „Weiter-so, wir – also Schulz und Merkel – haben alles richtig gemacht“ ergeben.

    Die Debatte zum wahlkampfbestimmenden Thema, das den meisten Deutschen zur Zeit das wichtigste ist, fand also ausschließlich zwischen den Journalisten und den Regierungsvertretern Schulz und Merkel statt.

    Und DAS ist die eigentlich interessante Erkenntnis: Nahazu unkritische Harmonie zwischen bei einem Thema, das wie keines in den letzten Jahren die Deutschen polarisiert.

    Dass diese Stimmung dann wenigstens von den Journalisten aufgegriffen wird, kannst Du ihnen nicht wirklich vorwerfen. Schon gar nicht, wenn die Regierungsvertreter ausgiebig antworten dürfen.

  25. Die Fragen bez. Flüchtlinge und Migration haben richtigerweise den größten Anteil dieser Farce gehabt.
    Alleine die Zuwanderung der letzten 2-Jahre wird Deutschland für Jahrzehnte beschäftigen.

  26. @Krimekri, 21

    Aus dem Wahlprogramm der Partei „Die Linke“, Punkt XI:
    „Wir wollen endlich die Ursachen der Fluchtbewegungen bekämpfen, indem wir Waffenexporte verbieten, friedliche Konfliktlösung unterstützen und eine gerechtere Weltwirtschaft schaffen (vgl. Kapitel XV »Nein zum Krieg«).“

    Wenn Sie davon noch nicht gehört haben, dann heißt das nicht, dass es keine linken Lösungen gibt, sondern nur, dass Sie das noch nicht gehört haben.

  27. @ ErwinZK #28
    Korrekt. Es ist natürlich der Markenkern der Linken, dass sie die Lösung jedes Problems im Hier und Jetzt von der Lösung aller Weltprobleme in der Zukunft ableitet. Deshalb ist sie ja oft bärenstark in der Analyse und meist so mitleiderregend schwach in der politischen Praxis.

  28. @29: „natürlich“.

    Den Markenkern der Rechten möchte ich nicht erleben – Analyse auf Gefühlsbasis, aber ganz viel Aktionismus!

    Nachher heißt’s dann wieder „Wir haben nicht gewusst, dass es solche Lager gibt“

  29. @Andreas Müller, 29

    Eine korrekte Analyse ist wichtig. Wenn jemand die Ursachen der Flucht mit Schlepperbanden identifiziert, ist Hopfen und Malz verloren. Die Ursache ist immer Krieg oder wirtschaftliche Not. Die Linke sagt ehrlich, wenn man vermeiden will, dass die Leute zu uns kommen, darf man in ihre Heimat nicht Waffen an Warlords verkaufen, darf dort keinen Rohstoffkrieg oder Regime change führen und man darf sie nicht mit Billigware hinter Schutzzöllen zuscheißen. Das ist ne langfristige Strategie und nicht vollkommen abwegig oder zukünftig wie die Lösung aller Weltprobleme. Was die anderen Parteien machen ist unehrlich, weil sie ihr Herumdoktorn an den Symptomen (Obergrenze, Schlepper bekämpfen) als Bekämpfung der Ursachen verkaufen. Es ist einfach nicht der politische Wille da und auch nicht die Einsicht, dass Europa an den Fluchtursachen beteiligt ist und Umsteuern muss. Da finde ich schade (wie Gerdo in #11), dass so etwas als linke Kritik in so einer Talk-Runde überhaupt nicht vorkommt. Das ist ne ganz klassische linke Frage von Rassismus und Nationalismus: wieso ist unser Wirtschaftswachstum mehr wert als das Leben von Afrikanern und Arabern?

  30. @ ErwinZK
    „Eine korrekte Analyse ist wichtig.“
    Da stimme ich zu: wichtig. Aber eben nicht ausreichend. Die Linke unterschätzt den Weg von der richtigen Analyse zur erfolgreichen Politik und steht deshalb so oft nach einer starken Oppositionsphase unvorbereitet und völlig hilflos in der Regierung, auf dass sie dann wieder auf viele Jahre die Macht an eine Rechte verliert, die sie als „dumm und böse“ verachtet. Soll das immer so bleiben?

  31. @ERWINZK, 28:

    Auch die Linke tritt nicht dafür ein, jetzt die Grenzen zu öffnen und jetzt weit mehr flüchtende Menschen hineinzulassen und ihnen zu helfen, das hat Sarah Wagenknecht gestern Abend anschaulich erläutert:

    Offene Grenzen sind Fernziele, umzusetzen erst, wenn weltweilt ein vergleichbares Wohlstandsniveau herrscht.

    Bis dahin – und das könnte sich nach meiner Einschätzung noch ein bißchen ziehen – bleibt auch die LINKE pragmatischer und fordert gerade nicht, jetzt mehr Menschen zu helfen, zB weil sie ertrinken.

    Keine Partei fordert, hundertausende Flüchtlinge an Lybiens Küste mit der Marine nach Deutschland zu bringen, es gibt keine relevanten politischen Forderungen nach mehr Hilfe, zeitnah. Wäre ja auch politischer Selbstmord. Es gibt nur selbstbeweihräuchernde Anti-Obergrenzen-Diskussionen nach Prenzlauer-Berg-Manier, in denen so getan wird, als ob man mit geschlossenen Erdogan-Grenzen nichts zu tun hätte. Von daher geht Stefan Niggemeiers Frage nach ungemütlichen Fragen von links schlicht ins Leere.

  32. @23: wieviele Parteien stehen am 24.9. nochmal zur Wahl? Und die alle in einem grossen TV-Duell, oder wie? Wie genau soll das denn bitte aussehen?
    Dieser Split in die Volksparteien und den Rest mit >5%-Ambition machte absolut Sinn, denn schliesslich gibts nur zwei realistische Anwärter auf die Kanzlerschaft.
    BTW: gibts eigentlich auch wieder irgendwo noch einen Auftritt der ganzen Kleinparteien wie Bayernpartei oder Bibeltreue Christen?

  33. Ok, es gibt Fragen von links zur Flüchtlingskrise. Man kann die Flüchtlingskrise ja durchaus auch als „linkes“ Thema betrachten, Europa als die Bourgeoisie und Afrika und Südasien als das Proletariat. Da hat die AfD ja kein Monopol drauf.

    Trotzdem wären ja Fragen vom links zu Themen schön gewesen, die mehr zum „linken“ Themenschwerpunkt gehören? Mehr Stellen in Krankenhäusern und Altenheimen? Mehr Schutz gegen Altersarmut? Mehr soziale Gerechtigkeit? Anyone?

  34. @Andreas Müller, #32

    Die Linke unterschätzt den Weg von der richtigen Analyse zur erfolgreichen Politik und steht deshalb so oft nach einer starken Oppositionsphase unvorbereitet und völlig hilflos in der Regierung, auf dass sie dann wieder auf viele Jahre die Macht an eine Rechte verliert, die sie als „dumm und böse“ verachtet.

    Auf welche Regierungen bezieht sich das „oft“?

  35. @Krimekri, #33

    Offene Grenzen um Europa sind Zukunftsmusik, richtig. Was ich denke, was den Unterschied macht, ist aber, ob man die Regulierung der Flüchtlingsströme jetzt als Provisorium oder als endgültige Lösung verkauft. Wenn es ein Provisorium ist, dann muss man jetzt auch sofort anfangen, bei den eigentlichen Ursachen anzusetzen (zusätzlich zu den Sofortmaßnahmen). Da habe ich den Eindruck, korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, dass nur Die Linke die wirklichen Fluchtursachen anspricht, während die anderen Parteien nur über die konkreten Maßnahmen debattieren. Den Punkt finde ich aber wichtig, unabhängig welche Partei das jetzt vertritt.

    Man kann sowas durchaus mal fragen in so einer Runde. Warum flüchten die Menschen? Was können wir dagegen tun bzw haben Sie vor? Welche Maßnahmen können den Menschen langfristig helfen, wieder sicher in ihrer Heimat leben zu können? Was sagen Sie zu dem Vorwurf, Deutschland hätte wegen Waffenlieferungen und der Wirtschaftspolitik eine besondere Verantwortung? Sowas in der Art.

  36. Hauptproblem der „Chefredakteure“ oder Nachritenchefs der Sender ist leider, dass sie aufgrund von Arbeit und beschränkten Freundes- und Bekanntenkreises gar keinen Bezug zum „normalen“ Bürger haben und denken, die Flüchtlingsthematik seien die bestimmenden Themen im Leben der meisten Menschen.
    Dabei sind es aber immer die Themen, bei der die SPD zurecht jammert, dass sie höchstens angeschnitten wurden im TV Duell:
    Soziales, Gesundheit, Schule, Ausbildung, Umwelt, Wirtschaft…

  37. 1. Ich finde die Analyse und Kritik von S. N. wie immer sehr gut und stichhaltig.
    2. Wieso wird hier eigentlich die ganze Zeit von Journalisten geredet, wenn die ModeratorInnen gemeint sind? Die kommen aus Talkshows!
    3. Wieso wird zum Teil angezweifelt, dass das Thema „Flüchtlinge“ zu viel Zeit eingenommen hat? Man hatte sich doch vorher drauf verständigt, dass jedes Thema 20 Minuten bekommt. Nun hat es mehr als das doppelte in Anspruch genommen.
    4. Nachdem klar ist, dass das Bundeskanzleramt (nicht mal die CDU-Parteizentrale!) massiv Einfluss genommen hat, möchte ich nicht wissen, welche Details der Sendung von dort gesteuert waren.
    5. Am Montagabend habe ich gelernt, dass das Verhältnis Moderatoren zu Politiker von 2 zu 5 dem von 4 zu 2 deutlich überlegen ist.
    @Thinkfreely (16): Kommentieren Sie ruhig öfter. Ich stimme Ihrem Kommentar voll zu.

  38. @ERWINZK, 38

    och, auch CDU, SPD, FDP & GRÜNE sind unisono dafür, die Fluchtursachen an ihrer Wurzel zu bekämpfen, das sagen sie immer wieder.

    Glauben braucht man es ihnen aber wohl nicht, anders als der LINKEN, die meinen das schon ernst. Bei der kann man dann dafür ätzen, dass sie das Wohlstandsniveau nach unten vereinheitlichen wird…

    Ich find die Fragen aus #38 ja gar nicht verkehrt, nur welchen Wert haben Sie für den Zuschauer an Merkel und Schulz gerichtet? Es geht doch darum, dem Zuschauer die Wahl zwischen den beiden zu erleichtern, nicht bekennende Kapitalisten zu bekehren.

    Bedingungsloses Grundeinkommen ist auch ne schöne Diskussion, wird aber nicht gefragt, vollkommen richtig: Beide Parteien und beide Kandidaten haben dazu schlicht nichts zu sagen.

  39. Die Fragen von Strunz wurden ja noch besonders kritisiert, immerhin nutzt er auch falsche Statistiken und gibt Zitate verkürzt wieder. Werden solche Fragen nicht vorher zusammen als Team besprochen und geprüft? Also stehen hinter den Moderatoren nicht Journalisten, die zu den Fragen zuarbeiten? Die Moderatoren müssen sich ja auch absprechen, damit nicht alle 4 die gleiche Frage stellen. Oder denkt sich jeder Moderator dazu einzeln die Fragen und Formulierungen aus, und haben deshalb alle 4 diese Gewichtung der Flüchtlingsthematik gewählt? Kann man den Moderatoren die Schuld für ihre Fragen geben, oder sind das sogar nur autorisierte Fragen?

    @SN,
    Habt Ihr dazu Hintergrundinfos oder wisst Ihr, wie sowas prinzipiell journalistisch abläuft?

  40. Ich hätte das so gemacht: „Frau Merkel, Herr Schulz. Drei Runden. Zwei zwischen ihnen beiden alleine, eine mit den kleinen Parteien ober den 5%. Wenn sie nicht teilnehmen möchten, Frau Merkel, gestalten wir die ersten beiden Sendungen mit Herrn Schulz alleine.“ Als Moderatoren hätte ich vier gewählt. 1x je rechts- und linksaußen (z.B. Ditfurth oder Zelik für links), 1x je gemäßigt rechte und linke Mitte (z.B. Reschke oder Herrmann für links). Das wäre ein anderes Format geworden. Wer sich aber von der Politik ein Format aufzwingen läßt, hat schon alles verloren. Das erzählt viel über die deutschen Wahlen und politischen Strukturen.

    Es sagt auch echt alles, wenn anschließend Müntefering, Gottschalk und zu Guttenberg so etwas im Fern kommentieren dürfen. So wird in den Öffentlich-Rechtlichen die Nachfrage nach politischem Kommentar kalkuliert. Und keiner stört sich groß dran…

  41. @ ErwinZK #37
    „Auf welche Regierungen bezieht sich das ‚oft‘?“
    Alle linken, also solche Parteien, die den Besitzenden fernstehen, haben dieses Problem, dass sie das, was sie jahrelang ihren Anhängern voranalysiert und versprochen haben, nicht anständig umsetzen können, wenn sie an die Regierung kommen. Das liegt natürlich an der Macht und dem Widerstand der Besitzenden, aber auch am abstrakten, allumfassenden und praxisfremden Denken, das die Linke gerne pflegt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
    Nehmen Sie nur Rot-Grün von 1998: ein halbes Jahr nach dem Regierungswechsel waren die Allianzen spektakulär zerfallen, die für den Machtgewinn gebildet wurden, die Versprechen von der sozial-ökologischen Wende größtenteils Makulatur. Allein wegen ihres Widerstands gegen den Irakkrieg hat die Regierung Schröder-Fischer heute noch einen Restruf als linke Regierung. Mit linker Politik im eigentlichen Sinne, also Wirtschaftspolitik für die armen Teile der Bevölkerung, hatte das aber bereits nichts mehr zu tun. Der Rest war mehr oder weniger gelungenes Durchwursteln und Kompromissemachen, aber zum Beispiel beim Thema Kernenergie immer noch um Klassen besser und verantwortungsbewusster als das, was an „Durchregieren“ danach kam.
    Sie sollten es Leuten nachsehen, wenn sie skeptisch sind gegenüber linken Großentwürfen.

  42. Meine Herren, es ist so zum Weinen. Bei „Wie gehts Deutschland“ gehts schon wieder genauso weiter. Das läuft jetzt eine Stunde und es geht nur um Migration Wobei ich Marietta Slomka von der Moderation her eigentlich ganz okay finde und wohlwollend interpretiert werden könnte, dass auch die positiven Seiten von Migration behandelt werden. Trotzdem schlimm.

  43. @KRIMEKRI
    > Offene Grenzen sind Fernziele, umzusetzen erst, wenn weltweilt ein vergleichbares Wohlstandsniveau herrscht.

    Das ist eine Fantasie, die niemals Wirklichkeit werden kann. Um die restliche Welt auf das Niveau der westlichen Industrienationen zu heben, bräuchten wir die Ressourcen von 5-6 Erden. Das wäre überhaupt nur ansatzweise vorstellbar, wenn die gesamte Bevölkerung von Nahrungsquellen wie Algen leben würde und der Strom durch weltweite Atomkraftwerke – oder Fusionskraftwerke – erzeugt würde. Oder wenn der Durchbruch gelänge, Sonnenenergie zu nahezu 100% nutzbar zu mache und diese Energie in großen Mengen längere Zeit speichern zu können.

    Ich glaube, das wissen auch alle namhaften Politiker, dass es auf absehbare Zeit – jedenfalls während ihrer Laufbahn als Politiker – nicht möglich ist. Also müssen sie die Angst der „reichen Völker“ angesichts der drohenden Völkerwanderung von armen Ländern zu reichen (ihren) Ländern herunterspielen und mit Scheinargumenten „weg reden“.

    Es wäre ja alles nicht so problematisch, wenn die Völker der armen Länder zu „uns“ kommen und unsere Lebensart annehmen würden. Aber die Realität zeigt, dass diese Menschen eben ihre Lebensart mitbringen und hier verbreiten wollen. Und das passiert und wird auch weiterhin passieren.
    Dass so viele „Gutmenschen“ (ein blöder Begriff) das nicht verstehen (wollen), alle Hochrechnungen außer Acht lassen und hoffen, dass es
    schon „irgendwie“ klappen werde, ist mir unverständlich.
    Der geschätzte Kostenaufwand, allein in Deutschland, die „Ankommenden“ in den nächsten Jahren wie derzeit zu versorgen, beträgt laut recht objektiver Schätzungen 900 Milliarden Euro.
    Das wäre ja nicht so schlimm, wenn diese sich wie gesagt in unser System integrieren, friedlich sein und zum Wohlstand Aller „hier Lebenden“ beitragen würden und wir das Geld übrighätten.
    Aber angesichts des massiven Ausbaus der Armut in Deutschland durch Zeitarbeit, viel zu niedrige Renten und dem Umstand, dass wir schon jetzt ein Billiglohnland sind und dass unser Bildungssystem verrottet wie noch nie in unserem Land, ist das eine Farce.
    Zurecht fragen sich alle Arbeitslosen, armen Rentner, Lehrer in Zeitverträgen, Vollzeitarbeitnehmer, die auf Unterstützung vom Staat angewiesen sind, wieso für ihre Belange jahrelang kein Geld da war, aber für Immigranten jährlich zweistellige Milliardenbeträge ausgegeben werden können, obwohl diese zum Großteil in den nächsten Jahrzehnten ihrerseits zu 100% auf Hilfe vom Staat (= Steuergelder) angewiesen sein werden.

    Waffenexporte Deutschlands, Subventionen usw. von heute auf morgen einzustellen, ist ein Traum, der nicht Wirklichkeit werden wird.

    Jährliche Unterstützung der armen afrikanischen Länder in zweistelliger Milliardenhöhe hat bisher zu keiner positiven Änderung beigetragen.

    Dagegen werben aber diverse Organisationen ständig mit herzergreifenden Fotos, noch mehr Geld zu spenden, damit auch ja jedes Kind in Afrika erwachsen werden und noch mehr Nachkommen zeugen kann. Die Bevölkerung in weiten Teilen Afrikas erwartet, dass diese Zahlungen nie aufhören, und sie zeugen schon mal 10 Kinder pro Eltern, weil diese sie ja zusätzlich unterstützen sollen, wenn sie alt sind. Das System in Afrika taugt einfach nicht für die Realität eines kapitalistischen Systems.
    Bezeichnend in dem Zusammenhang ist, dass einige afrikanische Staaten den Kolonismus zurückwünschen, weil damals alles in „geregelten Bahnen“ verlief. Man kann es ihnen nicht übelnehmen. Gerätschaften, die die Kolonisten zurückließen, wurden nicht genutzt und verrosteten in den darauffolgenden Jahren.

    Es ist aber auch nicht schwierig, das zu verstehen. Milliarden Menschen, die Großteils seit Jahrhunderten in Stämmen leben, deren Wohlergehen ihnen (verständlicherweise) wichtiger ist, als irgendeiner Regierung zu folgen und die jahrzehntelang gewohnt waren, dass Kolonialisten ihnen vorgaben, wie sie zu handeln haben (und die dabei einigermaßen sorgenfrei lebten), sollen in ein paar Jahrzehnten ein eigenes gut funktionierendes System aufbauen und sich dabei noch gegen die kapitalistischen Firmen anderer Länder zur Wehr setzen, die ihre Länder ausbeuten wollen. Wie wahrscheinlich ist ein Erfolg?

    Offensichtlich erachten viele Einwohner dieser Länder es als einfacher, aus ihren armen Ländern in die Länder umzusiedeln, die all dies (in Jahrhunderten schwerer Arbeit) schon geschafft haben. Und wenn sie dabei ihre eigene Kultur und ihre eigene Religion mitnehmen und dort sogar verbreiten dürfen, was kann es Besseres für sie geben?
    Selbst, wenn es in den Ländern dieser „Flüchtlinge“ keinen Krieg und keine Ungerechtigkeit mehr geben sollte, wieso sollten sie sich dem Ungemach hingeben, dorthin zurückzukehren in dem Wissen, bis zum Rest ihres Lebens mit harter Arbeit nur einen Bruchteil des Wohlstands der Länder zu erreichen, in die sie „geflohen“ sind, ohne soziales Auffangbecken, sollten sie scheitern? Ich jedenfalls wüsste, wie ich mich entscheide.

    Ich liebe Roddenberry und sein Star Trek mit seinem Glauben an eine „heile Welt“, in der es keine Armut und kaum noch Krankheiten gibt, ja nicht einmal mehr Geld und wo jeder Mensch nach seinen Neigungen arbeiten (oder auch nicht) kann und glücklich ist. Leider unterschlug Star Trek die Macht extremer Religionen, die einen Anspruch auf Weltherrschaft erheben. Religionen waren allenfalls eine Erscheinung einiger rückständiger Alien Rassen, die es noch nicht verstanden hatten, dass alle intelligenten Lebensformen gleich sind.

    Möglichkeit, so etwas auf der Erde zu erreichen, wäre:
    • Abschaffung kapitalistischer Strukturen, in der wenige Menschen den maximalen Anteil an Ressourcen besitzen wollen. Und die willens sind, ohne monetäre Belohnung neue Techniken zu entwickeln. Hätten Jobs und Gates das getan, was sie taten, wenn sie dafür keinerlei Geld (= Anerkennung) erhalten hätten?
    • Schaffung einer Motivation, dass intelligente Menschen trotzdem effiziente Methoden entwickeln, ohne dafür mit Milliardeneinkommen belohnt werden (außer Kapitalismus hat noch kein System das geschafft, weil der Jagdtrieb bei diesen Menschen entscheidend ist).
    • Lösung des Problems der kostenlosen Versorgung mit Lebensmitteln, Energie und Informationsdiensten für die gesamte Bevölkerung der Erde
    • Erzeugung dieser Ressourcen, ohne die Erde zu überlasten.
    • Abschaffung extremer Religionen, denen jedes Mittel – auch Massenmord – Recht ist, ihre Doktrin durchzusetzen.
    • Abschaffung jeder extremen Ideen, sei es politisch, religiös oder wirtschaftlich (ich will mehr erreichen als andere, meine Idee ist wichtiger als andere)

    Wie wahrscheinlich ist das?

  44. @44: Also nicht „oft“, sondern ausschließlich Got-Grün ’98. War ja irgendwie klar, dass da ein Mangel an Präzendenzfällen vorliegt.
    Dass „uns“ die SPD damals verraten hat, geschenkt.
    Schröder, Rosneft, es ist eine Farce.
    Dabei von einer „linken“ Regierung zu reden ist nach 100 Jahren Kohl natürlich einfach, aber nicht ganz zutreffend, Seeheimer Kreis und so.
    Dass da eine wirtschaftsliberale SPD in die Koalition kommt, war klar, denn die ist ja auch gewählt worden.
    Dass die Grünen dann so umfallen … Ja, das war ein Trauerspiel. Meine Tränen sind versiegt und das Salz ausgewaschen.

    Ich persönlich gebe Martin Schulz eine Chance, es besser zu machen.
    Ist ja mittlerweile auch 19 Jahre her, das Ganze. Vergeben, ja, vergessen, nein. Und ich glaube so geht es vielen SPD’lern. Nur wer die Chance bekommt, es besser zu machen, kann es auch besser machen.
    Als Alternative dann Mutti zu wählen, weil Schröder damals die Finanzmärkte geöffnet hat (Euphemismus, ich weiß) ist in meinen Augen einfach nur hohl. Man schont das Leben der Sau ja nicht, indem man ein produktiveren Schlächter einstellt, weil der Alte die Sau nicht geschont hat, obwohl er’s versprochen hat.
    PARTEI wählen ist eine Alternative, aber ich will ja auch lieber ernsthafte Auseinandersetzung, statt satirischer Überspitzung.
    Was die AfD macht, ist genug Polit-Satire.

    Wie sagten Trey Parker und Matt Stone noch sinngemäß:
    „Wir wollen bei South Park zukünftig auf Trump-Parodien verzichten, die Realität hat die Satire meilenweit überholt.“
    Könnten sich einige Journalisten auch mal dran orientieren, dann müsste man nicht 5 Minuten im MoMa über A. Weidels inszenierten Wutanfall vom vergangenen Abend sprechen.
    Apropos, es wird langsam Zeit für einen zweiten Teil von „AfD auf Dauersendung“.

  45. Also ich muss sagen, dass auch mir (als Rechtem) die einseitige Fragestellung aufgefallen ist. Etwas mehr Feuer von links hätte auch bei den Fragen rund ums Thema Migration nicht geschadet.

    Eigentlich erstaunlich. Vielleicht sollten wir Rechten unser liebgewonnenes Klischee von der linksgrünen Systempresse mal ein wenig hinterfragen und differenzieren. Ich bin immer noch überzeugt davon, dass der Medien-Mainstream in der großen Flüchtlingswelle 2015 viel zu undifferenziert eine linksliberale Linie gefahren hat,
    bei der Differenzierung und Gegenpositionen weitgehend unter den Tisch gefallen sind. Das kann man heute nicht mehr unbedingt sagen, obwohl die linksliberale Ausrichtung m.E. immer noch überwiegt.
    Ob jetzt – vor der Wahl und dem ‚drohenden‘ Einzug der AfD versucht wird, gegenzusteuern und einen auf harte Kante zu machen,
    um den Rechten den Wind aus den Segeln zu nehmen, finde ich eine spannende Frage.

    Im Übrigen würde hat mich beim Kanzlerduell nicht nur die Tenor der Fragen, sondern auch der von Hr. Schulz gestört, einen auf Hardliner zu machen. Ich brauche keinen roten Law-and-order – Klon der CDU. Dann schon lieber eine klar linke SPD mit deutlicher Kante, und im Gegenzug auch eine konservativere CDU, die nicht versucht, eine schwarzlackierte zweite SPD zu sein.

  46. @ Anderer Max
    „Mangel an Präzendenzfällen“
    Wie war es 1919 nach Jahrzehnten feierlicher linker SPD-Rhetorik und mit Bluthund Noske, um einmal in Deutschland zu bleiben? Und wo sind Ihre Gegenbeispiele? Die wären ja auch einmal interessant.
    „Seeheimer Kreis und so…
    Ich persönlich gebe Martin Schulz eine Chance, es besser zu machen.“
    Uaaaaaaahahahaha. Ausgerechnet Schulz und einer Partei, deren Funktionäre ihre Kinder inziwschen auf Privatschulen schicken, weil sie genau wissen, dass sie die öffentlichen Schulen, die erste aller Sozialleistungen, in Grund und Boden reformiert haben?

  47. @Thomas Friedrich / #46
    Den langen Sermon kurzgefasst: Die Grundlage für Rassismus ist Besitzstandswahrung, Sozialchauvinismus. Das ganze Gedöns von angeblich unvereinbaren Kulturen oder Religionen ist nur ideologischer Überbau für banale materielle Interessenvertretung: Wir wollen unseren Wohlstand nicht mit den Armen dieser Erde teilen. Selbst der rechte deutsche Hartz IV-Empfänger tritt lieber nach unten als nach oben, neidet dem Asylbewerber mehr als dem DAX-Vorstand.

  48. @ Nordlicht #48
    Sehr gute Anmerkungen und Fragen!
    „…hat mich beim Kanzlerduell nicht nur die Tenor der Fragen, sondern auch der von Hr. Schulz gestört, einen auf Hardliner zu machen.“
    Exakt. Schulz war unglaubwürdig und lächerlich in seinem ganzen Auftritt. Mut statt Mutti wird es mit ihm nicht geben. Das war vielmehr sein Vorstellungsgespräch im Kanzleramt. Er hatte sich als Hausmeister beworben.

  49. @Earendil #50
    Mensch, immer diese Kampfbegriffe. Was einigen Rechten die linksgrünversifft-Hysterie ist, ist einigen Linken die Rassismus-Keule. Dass echter Rassismus zu verurteilen ist, darin sind sich (hoffentlich) die meisten einig. Aber ist es automatisch Rassismus, wenn man die Migrationswelle der letzten Jahre auch kritisch betrachtet? Ist es automatisch Rassismus, wenn man die Rolle des Islam kritisch betrachtet?

    Ich finde nicht, auch wenn Sie das vielleicht anders sehen.

    Und im Übrigen: nur weil man massenhafte Migration und Islamisierung kritisch sieht, heißt das nicht, dass man die Gier einiger Manager und das Fehlverhalten einiger Dax-Konzerne deshalb toll oder auch nur besser findet.

  50. @Andreas Müller #52
    Danke!
    Aber ohne Ihnen zu nahetreten zu wollen – vielleicht sollten Sie auch manchmal Ihre Rhetorik etwas zügeln. Würde aus dem Diskurs mit Ihren Intimfeinden hier im Forum vielleicht etwas Schärfe herausnehmen :-)

  51. Und nochmal zu den „unangenehmen Fragen von links“: Mir würden da schon einige einfallen.

    – Warum ist Frau Merkel zur Abschottungspolitik zurückgekehrt, nur weil sich das Flüchtlingsdrama jetzt in Libyen und nicht mehr in Budapest konzentriert?
    – Warum werden AfDler, die auf Flüchtlinge schießen lassen wollen, (zu Recht) als menschenverachtend kritisiert, aber die Türkei und libysche Milizen, die selbiges tun, dafür sogar belohnt?
    – Mag sein, dass Deutschland nicht all die Millionen von Krieg und Verfolgung betroffenen Menschen auf der Welt aufnehmen kann – aber ist so ein reiches und stabiles Land nicht moralisch verpflichtet, eine tragbare Zahl Verfolgter aufzunehmen und ein Leben in Freiheit, Sicherheit und bescheidenem Wohlstand zu ermöglichen? Und sind da nicht durchaus mehr als Seehofers 200.000 tragbar? (2015 war schwierig, klar, aber selbst derart unvorbereitet wie damals haben nicht mal 1 Mio Flüchtlinge Deutschland ernsthaft ins Wanken gebracht.),
    – Daraus folgend: Sollte man Kriegsflüchtlinge und Verfolgte nicht auf direktem, sicherem Wege ins Land bringen, anstatt sie kriminellen Schleusern zu überlassen und im Mittelmeer ertrinken zu lassen?
    – Wie ist die Abschottung vor Flüchtlingen mit dem christlichen Weltbild der Kandidaten vereinbar?
    – Was ist denn aus dem „Wir schaffen das“ gefolgt? Wie sehen die Konzepte der Kandidatinnen zur Integration von Geflüchteten und anderen Migranten aus?
    – Was sollen Drohungen mit Leistungskürzungen für „Integrationsverweigerer“, solange nicht mal für die Willigen genügend Sprach- und sonstige Integrationskurse da sind?
    – Wenn beklagt wird, dass als Flüchtlinge hauptsächlich junge Männer kommen (besondere Risikogruppe für Kriminalität und so), warum wird dann der Familiennachzug erschwert? Und wie ist das wieder mit dem christlichen Familienbild vereinbar?
    – Welche Maßnahmen zum Schutz von Menschen, die in ihren Herkunftsländern, auf der Flucht und auch hier in besonderer Weise bedroht sind, streben die Kandidaten an? (Frauen, Kinder, religiöse Minderheiten, Homosexuelle…)

    Das wären nur einige mögliche unangenehme Fragen von links. Man könnte außerdem mal die von CSU bis Linken geteilte Phrase von der „Bekämpfung der Fluchtursachen“ beleuchten, die meistens nur eine hohle Rechtfertigung von Abschottungspolitik ist. Da würde man nämlich feststellen, dass das meiste, was darunter diskutiert wird, entweder kaum umsetzbar (weil durch deutsche und europäische Politik wenig beeinflussbar, vom Krieg in Syrien bis zur Diktatur in Eritrea) oder nicht gewollt ist (kostet Arbeitsplätze und so) oder keine große Wirkung hätte (z.B. Stopp von Waffenexporten), oder eine Mischung aus allen dreien.

    Aber Krimekri hat schon recht: Die Fragen werden auch deshalb nicht gestellt, weil eine linke Perspektive im öffentlichen Diskurs kaum noch vorkommt. (Die Feiern zur Grenzöffnung vor zwei Jahren, die immerhin Hunderttausenden Rettung und gewisse Lebensperspektiven verschaffte, fanden ja auch eher im kleinen Kreis statt.) Ob das daran liegt, dass die Linken seit zwei Jahren mit praktischer Hilfe und der Abwehr der übelsten rechten Hetze beschäftigt sind und keine Energie mehr für eigene Positionen aufbringen? Oder haben sie immer noch nicht den Schock überwunden, dass eine eigentlich konservative Kanzlerin vorübergehend flüchtlingsfreundliche Politik gemacht hat? Oder haben sie so viel Angst vor den Rechten, dass sie sich nicht mehr trauen, eigene Vorstellungen offensiv zu vertreten? Ich weiß es nicht.

  52. @Earendil, Sie haben das schön zusammengefasst.
    Und ob es SN und einige Diskutanten hier nun wahr haben wollen oder nicht – das Thema Migration (und das Unbehagen darüber) spielt offensichtlich eine Rolle im Leben der Menschen, jedenfalls die Rolle, die sie dazu bringt, sich gegenüber Wildfremden zu äußern (selbst gerade wieder am letzten Wochenende erlebt).
    Daß Leute mangelnde Gerechtigkeit, mangelnde Bildung oder den Klimawandel zum Anlaß nehmen, sich spontan zu äußern, kommt -nach meiner Erfahrung- weniger häufig vor.

  53. @ EARENDIL #53
    Gute Fragen, die ganz sicher nützlich gewesen wären, um in einer ehrlichen Debatte das Thema transparenter zu machen. Diese Transparenz scheint irgendwie nicht gewollt zu sein. Warum?

  54. 49, Thomas Friedrich:

    „Das wäre ja nicht so schlimm, wenn diese sich wie gesagt in unser System integrieren, friedlich sein und zum Wohlstand Aller „hier Lebenden“ beitragen würden und wir das Geld übrighätten.“

    Sie verwechseln wie viele AfD-Wähler Integration und Unterordnung. Sie wollen Unterordnung. Das ist das Problem an Ihrer, naja, „Argumentation“ (eher ein Haufen neurechter Phrasen).

  55. @49:
    1919 … 98 Jahre alte Refrenzen… sehr überzeugend, muss ich schon sagen.
    Da können wir auch über NSDAP-Funktionäre in der CDU sprechen, aber wo soll das noch hinführen?

    Außerdem, Gegenbeispiele wozu?
    Ihre „Beispiele“ sind getarnte Meinungen.

    „Funktionäre (die) ihre Kinder inziwschen auf Privatschulen schicken, weil sie genau wissen, dass sie die öffentlichen Schulen, die erste aller Sozialleistungen, in Grund und Boden reformiert haben?“

    Das ist ein Beispiel für Ihre Nicht-Beispiele – Eigentlich wollen Sie nur Ihre Meinung unters Volk bringen: „SPD hat öff. Schulen kaputtreformiert.“

    Und ja, Sie dürfen das gerne lächerlich finden, aber ich finde den Ansatz, jemandem eine Chance zu geben um es besser zu machen nicht verkehrt.
    Warum ich es für falsch halte, nicht SPD zu wählen, weil man auf die SPD von 1998 (oder wahlweise 1919) sauer ist, habe ich im vorigen Beitrag erläutert.

  56. @55:
    „Diese Transparenz scheint irgendwie nicht gewollt zu sein.“
    Unterstellung, die Sie zum Fakt machen.

    „Warum?“
    Nachfrage auf die selbst aufgestellte These „Transparenz ist nicht gewollt“.

    Fragen Sie doch dann lieber nach den naheliegenden Dingen:
    – Wer will / will nicht? (Big Brother)
    – Woher weiß ich, dass es gewollt / nicht gewollt ist?
    – Welche Gründe gibt es, einen „Big Brother“ anzunehmen?
    – Gibt es plausiblere Erklärungen, als das „Big-Brother“ Modell?

    Das wäre ein Schritt in Richtung Selbstreflexion / sinnvolle Fragestellung.
    Wenn jeder a priori annimmt, dass er auf jeden Fall recht hat, dann gibt es keinen Wahrheitsfindungsprozess.

  57. @Herr Friedrich, #46:
    „Offensichtlich erachten viele Einwohner dieser Länder es als einfacher, aus ihren armen Ländern in die Länder umzusiedeln, die all dies (in Jahrhunderten schwerer Arbeit) schon geschafft haben.“
    Jahrhunderter harter Arbeit _und_ merkantiler Kolonialismus/Imperialismus, nicht zu vergessen.

    Ein Problem von postkolonialen Staaten ist, dass deren Grenzen nicht „natürlich“ oder „historisch gewachsen“ sind, sondern einfach Striche auf irgendwelchen Landkarten. Letztes Jahrhundert sind die Kolonialherren gegangen, sagten zu verschiedenen Völkern: „So, Ihr, Ihr und Ihr seid jetzt Landsleute. Vertragt Euch.“ und das klappt halt nicht immer. Das ist so, als würden irgendwelche Leute aus Zentralafrika nach Europa kommen und sagen: „Flandern, Wallonen, wir haben Eure Siedlungsgebiete mal verwaltungstechnisch zusammengelegt. Basta.“ (In Wirklichkeit waren das irgendwelche Leute aus Europa.)

    Wenigstens herrscht in Belgien kein Bürgerkrieg.

    Aber das ist nicht so, weil Belgier bessere Menschen wären; wenn man die belgische Wirtschaft mit ausländischen Billigprodukten zumüllen würde und gleichzeitig keine belgischen Fertigprodukte abnimmt, oder wenn, dann welche von Firmen, die keinen Belgiern gehörten, obwohl sie in Belgien stehen, dann wäre die belgische Bevölkerung deutlich ärmer und ihre Teilungsbereitschaft entsprechend geringer.
    Und dann gäbe es so etwas wie den Nordirland-Konflikt.

  58. Die Iren, und da schliesst sich der Kreis, galten lange Zeit ja auch als irgendwie nicht richtige Menschen. Rassismus und Kolonialismus ist nicht von der Hautfarbe abhängig, Weiße diskriminieren gern auch andere Weiße. Und auch das sind Ursachen, die die Region Irland bis heute prägen.

    Ob Stefan Friedrich da auch sagt „das sind andere Stämme, die passen nicht zu uns“ und derlei eindeutig rassitische Sprache mehr?

  59. @Jörg / #54: Naja, ich finde schon, dass nicht nur die einseitige Herangehensweise, sondern auch der übermäßige Raum, den das Flüchtlingsthema in dieser Sendung bekommen hat, kritikwürdig ist. Ist für Viele ein wichtiges Thema, ja – aber nun auch wieder nicht so wichtig, dass es die halbe Sendezeit beanspruchen sollte. Es gibt eigentlich nur eine Gruppe von Menschen, für die dieses Thema – auch aus der behandelten Perspektive – derart wichtig, ja DAS Thema ist, und das sind die AfD-Anhänger. (Und aus anderer Perpektive die Flüchtlinge selbst, aber die dürfen ja nicht wählen.) Es kann doch nicht sein, dass ca. 10% der Wähler 50% eines TV-„Duells“ dominieren, in dem ihre Partei nicht mal vertreten ist.

    Das Flüchtlingsthema ist ein emotionales, deshalb äußern sich Leute auch heftig und spontan dazu. Aber das heißt nicht unbedingt, dass das auch wahlentscheidend für sie wäre. Tempolimits oder Rundfunkgebühren oder Impfpflicht werden auch sehr emotional diskutiert, sind aber für kaum jemanden wahlentscheidend.

  60. „Schuld daran sind die Journalisten.“
    Ach, da sagen Sie was ….

    Zur Einseitigkeit der Themenauswahl:
    Möglicherweise, also nur möglicherweise … haben ja Bildung oder soziale Gerechtigkeit auch etwas mit dem Thema Zuwanderung zu tun und man wollte es in einem Abwasch?

    Und ja, es heißt „Zuwanderung“ oder, wenn man es länger mag, dann kann man es auch merkeln: „Flüchtlinge und andere Migranten“ wie sie es bei der Verleihung des Integrationspreises tat.

    Von Merkel lernen, lieber Niggemeier, heißt besser werden. Herrje.

  61. @ Anderer Max #57
    „alte Refrenzen“
    Ich kann ja nichts dafür, dass die Linke in Deutschland nur selten die Regierung stellt, um dann die angeschwollenen Erwartungen meist bitter zu enttäuschen. Im Grunde würde ich nur ein positives Gegenbeispiel (mit Einschränkungen) akzeptieren: 1969. In der Regierung waren relativ viele gute Leute, und eine aufgeschlossene FDP. Ist ja alles nicht so schwer. Strengen Sie sich halt auch mal ein wenig an! Dann glauben Sie auch nicht mehr an Schulz.
    Für die aktuellen Enttäuschungsbeispiele schauen Sie meinetwegen auch nach Griechenland 2015 oder nach Venezuela.

  62. @Thomas Friedrich / 46:

    „Leider unterschlug Star Trek die Macht extremer Religionen…“

    Star Trek hat sie nicht unterschlagen, Roddenberry ging den entscheidenden Schritt weiter und davon aus, dass die Menschheit mit dem „Erwachsenwerden“ auch die Religion ablegt.
    Und selbst damit ist Ihr Satz immer noch falsch, es gibt etliche Episoden, die im Grunde von fanatischen Religionen und deren verheerenden Folgen handeln. Man denke nur an die Folge, in der ein Einwohner einer „Prä-Warpantrieb-Kultur“ Captain Picard für einen Gott hält und in Nullkommanix einen radikalen Kult aufbaut, der das Fortkommen der Gesellschaft des Planeten in Gefahr bringt. Die Art und Weise, wie der Einwohner verzweifelt versucht, den wahren Willen von „dem Picard“ herauszufinden und „Ungläubige“ töten will, hält allen Religionen den radikalen Spiegel vor.

  63. @Orry, #66:
    Oder der Gott, der ein Computer war. Oder die Folge mit Apoll. Oder Star Trek V, wo Kirk die Frage aller Fragen stellt: „Wozu braucht Gott ein Raumschiff?“ Irgendwo las ich mal, dass das ursprünglich mal tatsächlich der Gott der Bibel und/oder des Korans sein sollte, dass das aber wegen zu viel Kontroversität geändert wurde.
    Oder der Klingonenprophet und so weiter.

    Der Witz bei Star Trek ist, dass man nicht nur nicht an Götter glauben soll, sondern vor allem keine spielen. Also sich nicht in die Angelegenheiten von Leuten mit weniger Technik einmischen, ihnen vorzuschreiben, was sie glauben sollen, welche Wirtschaftsform sie haben sollen, wie sie Leistung belohnen sollen, wie sie sich regieren sollen, wie sie ihre Probleme lösen sollen oder was auch immer.
    Ungefähr das Gegenteil von dem, was Herr Friedrich so beschreibt (und der technische Unterschied zwischen der Föderation und Europa ist größer als der zwischen Europa und Afrika, d.h., die Föderation hätte tatsächlich mal Anlass, den Oberlehrer zu geben.)

  64. 66: Aber das ist ja gerade der Punkt, dass Religion in ST als etwas dargestellt wird, dem nur noch primitive Wilde anhängen. Als würde die Menschheit mit fortschreitender Entwicklung zwangsläufig jede Form von Religion ablegen.

    Abgesehen davon, dass diese Vorstellung latent diskriminierend ist, sie ist auch nicht zutreffend. Säkularisation ist keine Einbahnstraße, stattdessen sind Religionen wieder auf dem Vormarsch, und nicht bloß in „unterentwickelten“ Regionen der Erde, auch in Industrieländern wie den USA ist dies zu beobachten.

  65. Irgendwie sehe ich den Widerspruch jetzt nicht.
    Religion bei Star Trek ist etwas fremdes, primitives und schädliches. „Götter“ werden regelmäßig als etwas wissenschaftlich-technisch erklärbares dargestellt. Q inklusive.

    Und im Vergleich zur Föderation sind wir unterentwickelte Wilde, der ganze Planet Erde.

    Wo ist da jetzt der Widerspruch? „Wir“ wären in dem Bild die dummen, abergläubischen Ureinwohner.

  66. Widerspruch insofern, dass Fortschritt nicht automatisch Rückgang der Religionen bedeutet, wie heutzutage sichtbar. Interessante Nebenfrage wäre, ob Religionen nicht auch Fortschritt bewirken können (zB Mönche im Mittelalter als Bewahrer von Wissen, positive Frauenrolle im frühen Christentum).

    In ST gab es später dann auch positiv dargestellte Religiosität (Bajoraner), positiv weil hier identitätsstiftend.

  67. @EARENDIL, 54: Alles gute, berechtigte und wichtige Fragen, vor allem der dritte Spiegelstrich zur moralischen Verpflichtung. Die Antwort kann nur JA lauten, die Antwort kann nur weit, weit mehr als 200.000 lauten – die Frage beinhaltet aber selbst auch schon den ebenso wahren wie traurigen Teil der Antwort, dass die Möglichkeiten tatsächlich nicht unbegrenzt sind. In der Politik traut sich nur keiner, eine solche an dem Maßstab der Menschlichkeit und Belastbarkeit orientierte Grenze offen und ehrlich zu diskutieren und ggf. auch umzusetzen. Deshalb ist man im Prenzlauer Berg (und vielen anderen ach so liberalen und toleranten Ecken) gegen eine Obergrenze und für den Erdogan-Deal, über den man aber lieber nicht so gerne spricht. Das ist noch geiler: Wenig Leute reinlassen, sich selbst auf die Schulter klopfen und gleichzeitig eigenen Wohlstand und eigenes Mileu sichern. Und genau das ist auch Politik von CDU, SPD, GRÜNE und LINKE, die eben damit Wasser auf die Mühlen der AfD geben. Schuld am Aufstieg der AfD sind nicht vier Journalisten des TV-Duells, sondern diese Parteien, die – jetzt mal schnell geschätzt – 75% der Bevölkerung repräsentieren. Und bei den anderen 25% sind auch höchstens 2% für mehr Hilfe.

    @Leo, 64: Danke.

    @66-69: :-))) Richtig, den Humor sollte man auch nicht verlieren.

  68. @Star Trek und Roddenberry;
    die Propheten der Bajoraner sind empirisch nachweisbar, insofern wäre die Botschaft, dass nicht Religion allgemein, sondern der Glauben an die Göttlichkeit von Wurmlochwesen positiv sein. Sorry, das hat sich alles jemand ausgedacht. (Und bei den Propheten war’s nicht Roddenberry.)

    Wie gesagt, eine insgesamt religionskritische Einstellung bei Star Trek ist sicher vorhanden, es wird insgesamt eher der Eindruck erweckt, dass Religion ab einen bestimmten Technik-Level verschwinden wird, aber da wir von diesem Level noch weit entfernt sind, ist es eigentlich egal, ob’s stimmt.
    Die Gefahren von Phisching-Mails werden bei Star Trek übrigens auch „unterschlagen“, man sollte sein Leben vllt. sowieso nicht komplett nach Roddenberrys Lehren ausrichten.

  69. Was für eine Selbst-Demaskierung in diesem Artikel! Da wird seit Jahren in der Presse völlig einseitig berichtet (man sehe sich zusammenfassend die politischen Affiliationen deutscher Journalisten an – etwa auf „Statistikerblog – Politische Präferenzen von Journalisten“). Gegen alles, was der selbst-gleichgeschalteten „Elite“ widerspricht, wird ein Kesseltreiben veranstaltet, selbst Ausdrücke, die man im eigenen Lager nicht im mindesten beanstandet hat, werden skandalisiert, wenn die „anderen“ sie benutzen. Und dann erdreistet sich der Autor, sich darüber zu beklagen, dass es einmal in einer einzigen Sendung anders herum läuft. Ja, dürfen die denn das? Natürlich nicht, da sei die heilige Medien-Inquisition vor. Strunz muss ganz unzweifelhaft der AfD nahestehen, wenn er Fragen aufwirft, die im Wahlkampf weitgehend vernachlässigt wurden. Und das allein disqualifiziert diese Sendung natürlich. Die Bevölkerung sollte endlich kapieren, dass sie sich um das Sorgen zu machen hat, was die Linken als Themen vorgeben – alles andere sind nur diffuse Ängste von Abgehängten.

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