Bunte

Enthüllt: Die Schlank-Schleichwerbe-Bande

Auf ProSieben läuft in diesen Tagen ein ganz besonderer Werbespot. Optisch und inhaltlich zwar eher unspektakulär, aber die Strategie dahinter!

Aber schauen Sie erst mal selbst:

 

Folgt man nun der angegebenen Adresse (www.bunte.tv), landet man auf diesem Artikel:

Die redaktionelle Aufmachung und der Teaser sind allerdings nur Tarnung; über die Haushaltsgeräte und die „echt guten Ideen“ ihrer Fans erfährt man nichts. Stattdessen:

Statt direkt einen TV-Spot zu schalten, nutzt „Bodychange“ die „Bunte“ als täuschendes Bindeglied. Schleichwerbung über Bande. Sowas haben wir auch noch nicht erlebt.

Ohnehin gibt sich das Onlineportal der „Bunten“ momentan große Mühe, das „Bodychange“-Programm möglichst häufig ins Spiel zu bringen.

So erschien am vergangenen Dienstag:

Mit „dieser Ernährung“ ist Low-Carb gemeint, also wenig Kohlenhydrate. Und scheinbar beiläufig erwähnt Bunte.de im Text mehrfach:

Der Link führt zum „Bodychange“-Werbeartikel.

Oder hier:

Im Text bejubelt die Autorin die neuesten „Abnehm-Erfolge“ der „TV-Blondine“, das Abspeckprogramm laufe „wie am Schnürchen“, über zwei Kilo runter in nur 15 Tagen, eine „stattliche Leistung“. Und mittendrin, prominent in den Artikel eingebettet:

Jetzt verraten wir aber auch noch ein Geheimnis: Auf dem linken Foto (roter Badeanzug) ist Katzenberger im siebten Monat schwanger.


Solche Tricks gehören seit jeher zu den Erfolgsfaktoren der Abnehminsutrie, und gerade Frauenzeitschriften sind dabei oft zuverlässige Komplizen.

Das Geschäft mit der heimlichen Kilo-Killer-Werbung ist uns in den letzten Jahren immer wieder aufgefallen. Auch als „Spiegel Online“ im vergangenen Jahr verschiedene Yellow-Blätter auf Schleichwerbung untersuchte, gehörte ein (vermeintliches) Schlankmittel zu den am häufigsten beworbenen Produkten.

Inzwischen werden auch Trainings- und Abnehmprogramme wie „Bodychange“, „Weight Watchers“ oder „Calorycoach“ systematisch im redaktionellen Teil der Magazine platziert.

Nehmen wir zum Beispiel „Alles für die Frau“ aus dem Bauer-Verlag.

„Anja (41) verlor ruck, zuck 25 Kilo“.

Mit Hack und Gemüse? Nee.

98 Kilo habe Anja gewogen, heißt es da, irgendwann habe sie beim Duschen nicht mal mehr ihre Füße gesehen. Zum Kalorienzählen und fürs Fitnessstudio habe ihr aber einfach die Energie gefehlt. Doch:

Wie es der Zufall will, sieht sie kurz darauf eine Werbeaktion von Bodychange (www.bodychange.de). Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Programm, das sich aus gesunder Ernährung und kurzen Trainingseinheiten zusammensetzt.

Anja geht spontan zum Probe-Workshop und kauft sich anschließend die DVD. „Die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt Anja heute.

Soso.

Dass das Programm bis zu mehrere hundert Euro kostet, erfahren die Leser nicht. Auch sonst findet keine ernsthafte Auseinandersetzung statt. Es ist blanke Werbung.

Und das passiert nicht vereinzelt, sondern in jeder Ausgabe.

In den vergangenen zwei Jahren sind gut 100 solcher Artikel erschienen – allein in diesem Blatt.

Beworben werden darin, immer im Wechsel, bestimmte Abnehmprogramme, Schlankmittel und ein Fitnessstudio. (Spitzenreiter ist „Sanguinum“, eine homöopathische Stoffwechselkur, zu der in zwei Jahren 16 Artikel gedruckt wurden.)

Auf den Preis – manche Programme kosten über 3.000 Euro – geht das Blatt nie ein, auch medizinische Hintergründe oder kritische Fragen werden ausgespart. Dafür gibt’s immer gleich den Link zur Herstellerseite, manchmal noch ein kurzes Selbstdarstellungs-Interview mit den Programmleitern oder eine Verlosung von Probe-Sets.

„Alles für die Frau“ ist da keine Ausnahme; auch in anderen Bauer-Blättern erscheinen diese „Erfolgsberichte“, etwa in „Laura“ oder „Avanti“. Ebenso in „Frau von heute“, „Bild der Frau“ (beide Funke Mediengruppe) und diversen anderen Heften. Schlank-Schleichwerbung ist eine verlagsübergreifende Selbstverständlichkeit.

Interessanterweise heißt es auf der Internetseite von „Lipoweg“, einem homöopathischen Abnehmprogramm, das ebenfalls fleißig beworben wird:

Aus rechtlich relevanten Gründen in Bezug auf das Heilmittelwerbegesetz sowie das Wettbewerbsrecht können wir leider keine Erfolgsberichte auf dieser Seite veröffentlichen, wir bitten um Ihr Verständnis.

Wir werden Sie aber immer über unsere LIPOWEG® Erfolgsberichte informieren, die ca. alle 4 Wochen in den bekanntesten deutschen Illustrierten veröffentlicht werden.

Da kann man’s ja machen.

7 Kommentare

  1. Also bitte…….. wer in der BUNTEN oder der üblichen Wartezimmerlektüre echte Artikel oder Beiträge erwartet, für den falten Zitronenfalter tatsächlich Zitronen, hö hö hö.
    Diese Blättchen sind eigentlich Best-of-Werbung mit ein paar irrtümlich plazierten Redaktionspraktikantenschreibversuchen.
    Alles nicht schön und evtl unzureichend als Werbung markiert aber die Verlage sind halt in einer verzweifelten Lage.
    Schon beim zweiten Satz des Videos merkt man, wohin die Reise geht.

  2. Peter (46) verlor in 30 Monaten 60 Kilo, toll! Ich glaube, diese Diät probiere ich auch mal aus. Dabei bin ich ja schon zufrieden, wenn ich in
    3 Monaten 6 Kilo verliere. Danke für den Tipp, Herr Schönauer! Bald fühle auch ich mich wie neugeboren!

  3. Der große Vorteil an den homöopathischen Mitteln ist übrigens natürlich, dass es keine Nebenwirkungen gibt.
    Weil es ja auch keine Wirkungen gibt.

  4. „In den vergangenen zwei Jahren sind gut 100 solcher Artikel erschienen – allein in diesem Blatt.“

    Auf 52 Ausgaben pro Jahr = maximal 104 Ausgaben gerechnet, ist das wirklich eine erstaunliche Leistung!

    Hochgradig unverschämt finde ich dagegen, daß diese Schlankheits“berichte“ aus rechtlichen Gründen nicht auf der eigenen Homepage der Wundermittelvertreiber veröffentlicht werden dürfen (Wo – wenn nicht DA – erwartet der Nutzer Eigenwerbung?!), aber es kein Problem damit gibt, den Fake als redaktionellen Inhalt getarnt in einem kostenpflichtigen Wochenblättchen abzudrucken.

  5. Und die sich ein Pfund Globolissmus gegen Verstopfung sonst wo hin stecken oder als Empängnisverhütung dort hin tun wo es passiert ;-)!
    Gibt auch Leute,die ihrer Freundin mit Baumarkt-Silikon die Möpse aufhübschen und erstaunt erfahren das in die Notaufnahme geht…
    Weil silikon ist ja silikon :-7
    Und was das Abnehmen und die Geschäfte damit angeht,würden Aanti-Abzock-Techniken in der Schule gelehrt,würden wir andere Politiker haben äh wären diesem Sumpf die Grundlage entzogen,jawohl!!!

  6. @Martin Däniken: Bleibt noch was an Themen übrig, was die Eltern ihren Kindenr lehren dürfen ? Oder muss die Schule neben Manieren, Tischverhalten, Popoabputzen und Haushalt bald auch noch das Laufen und Sprechen dazunehmen ?

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