Die Antwort der „Siegener Zeitung“
Am 28.11.2019 haben wir die „Siegener Zeitung“ gefragt:
1. Der Text vom 20.12. trägt kein Autorenkürzel, auch das Foto ist als „Privat“ ausgewiesen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass der Artikel nicht von einem/einer SZ-Mitarbeiter/in verfasst worden ist, sondern eingereicht wurde? Mich würde interessieren, von wem.
2. Sie schreiben heute, mit keinem Wort stehe geschrieben, dass sich die Redaktion „mit der Sache bzw. mit den Gedanken der Veranstaltung gemein gemacht hat“ und sich von einzelnen Begriffen ausdrücklich distanziere. Meine Frage wäre, wieso die SZ die Veranstaltung nicht schon im Text am 20.11. oder in einem Kommentar dazu kritisch eingeordnet hat.
3. Sie schreiben außerdem, die SZ habe „einem Teil des religiösen Meinungsspektrums ein Forum geboten, der sich in anderen Medien nur selten wiederfindet“. Inwiefern finden Sie es wichtig, religösen Rednern ein Forum zu bieten, die Homosexualität offenkundig ablehnen und unter anderem als „Christenpest“ bezeichnen?
4. Inwiefern können Sie die Kritik an dem Artikel nachvollziehen? Und ziehen Sie daraus irgendwelche Schlüsse für Ihre künftige Arbeit?
Die Antwort des Leiters der Lokalredaktion Siegen:
Sehr geehrter Herr Rosenkranz,
herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer Berichterstattung anlässlich des „Studientags heilsame Lehre“ in Siegen. Wie wir bereits öffentlich klargestellt haben, geben die dort geäußerten Auffassungen nicht die Meinung der Redaktion der Siegener Zeitung wieder, sondern sind Ansichten des „Netzwerks Bibel und Bekenntnis“, das den Studientag veranstaltet hat.
Die Siegener Zeitung – und das ist sicher eine der Besonderheiten unserer Region – begleitet die Auseinandersetzung um die Themen „Missionsauftrag“, „wortgetreue Auslegung der Bibel“ und „Homosexualität und (Frei-)Kirchen“ schon seit vielen Jahren. Für unsere Leserschaft reiht sich das o. a. Treffen in Siegen somit ein in diesen Diskussionsprozess und in die Konflikte zwischen Amts- und Freikirche. Der von Ihnen angesprochene Bericht wird von unserer Leserschaft auch entsprechend eingeordnet. Nicht von ungefähr hat die wenige Tage später tagende Synode des Kirchenkreises Siegen umgehend eine Stellungnahme zu den Positionen des Netzwerks abgegeben, die sich in der Siegener Zeitung ebenso wiederfindet wie die entsprechende Leserbriefdiskussion. Insofern sind wir in der Tat „Forum“ für beide Seiten – und für die Öffentlichkeit. Wir halten das auch für wichtig, damit nicht unterschwellig und im Verborgenen, sondern offen über Kontroversen im kirchlichen Bereich und über Glaubensfragen diskutiert werden kann. Auch die Berichterstattung über Inhalt und Ablauf der Veranstaltung des „Netzwerks Bibel und Bekenntnis“ schafft dafür eine Voraussetzung.
Zum Begriff „Christenpest“, der nun aus dem Vortrag herausgegriffen wird, ist festzuhalten, dass der vortragende Psychologe Markus Hoffmann diesen Begriff nicht selbst auf Homosexuelle angewandt hat. Vielmehr hat er dazu aufgerufen: „Lasst uns doch weggehen von dem, wie wir es empfunden haben, als Betroffene: Homosexuell zu sein, heißt die Christenpest zu haben“ – ein laut unserem Bericht „gnadenloses und schnelles Gericht“.
Ich bitte um Verständnis, dass wir auch in diesem Fall nicht von der redaktionellen Linie abweichen können, grundsätzlich von Stellungnahmen zu internen redaktionellen Abläufen und Entscheidungsprozessen abzusehen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Hoffmann