Das sagt Funk zur Trennung von Leeroy Matata

Der Youtuber Leeroy Matata wird seinen Kanal „Leeroy will’s wissen“ nicht länger im Funk-Netzwerk, dem öffentlich-rechtlichen Jugendangebot, veröffentlichen. Hier dokumentieren wir die Antworten, die Funk am 11.4.2023 auf Übermedien-Anfrage zur Trennung von Matata geschickt hat: 

Weshalb gehört der Kanal von Leeroy Matata nicht mehr zu Funk? Von wem ging die Initiative aus, getrennte Wege zu gehen: von Matata oder von Funk – und was waren die Gründe?

funk und Leeroy Matata haben gemeinsam entschieden, den Kanal „Leeroy will’s wissen” nicht im funk-Netzwerk fortzuführen. funk will immer wieder neue Wege gehen und entwickelt kontinuierlich neue journalistische Ideen für 14-29-Jährige. Das heißt aber auch, dass wir uns regelmäßig von Formaten verabschieden müssen. Wir glauben daran, dass wir uns immer wieder erneuern müssen, um unseren Auftrag, alle 14- bis 29-Jährigen mit unserem Angebot zu erreichen, zu erfüllen. Wir müssen beweglich bleiben und das mit nahezu gleichbleibendem Budget. Dabei haben wir immer unser gesamtes Portfolio im Blick: Durch das Formatende von „Leeroy will’s wissen” sind in unserem Portfolio auch monetär Posten frei geworden, die wir nun für neue Ideen und Formate nutzen können.

Matata sagt in seinem Abschiedsvideo, in der Zusammenarbeit mit Funk sei für ihn teilweise die „kreative Freiheit” auf der Strecke geblieben. Was sagen Sie dazu?

Wir geben unseren Formaten den größtmöglichen Spielraum von Produktionen, konnten aber manche Themen bei „Leeroy will’s wissen” nicht unterstützen. Dies lag auch an jugendschutzrechtlichen Bedenken, da wir sicherstellen müssen, dass alle Inhalte für junge Menschen ab 14 Jahren geeignet sind. Die Auswahl der Themen und Protagonist:innen erfolgt stets in Absprache zwischen der Produktionsfirma, der entsprechenden Redaktion und funk. Mit unserer redaktionellen Betreuung unterstützen wir die Formate bei der Umsetzung, garantieren mit unseren Abnahmen, dass die Videos unserem öffentlich-rechtlichen Auftrag und unseren journalistischen Standards entsprechen und helfen bei der Optimierung. Eine Auflage, der aber tatsächlich all unsere Formate unterliegen, ist das strikte Werbeverbot.

Matata sagt, er habe Spendenaktionen für Protagonist:innen nicht machen können. Inwiefern trifft das zu und weshalb war das als Teil von Funk nicht möglich?

Für das Angebot von funk gilt ein strenges gesetzliches Werbeverbot (§ 33 Abs. 5 MStV). Davon umfasst sind auch Spendenaufrufe, die nur in eng definierten Grenzen zulässig sind. Erlaubt sind Spendenaufrufe, wenn sie allgemein anerkannten humanitären, sozialen und kulturellen Zwecken dienen, die im Wesentlichen im Allgemeininteresse liegen und wenn die zweckentsprechende Spendenverwendung ausreichend sichergestellt ist. Werden nach einer Naturkatastrophe beispielsweise Spenden für anerkannte Hilfsorganisationen gesammelt, liegt dies im Allgemeininteresse. Spendenaufrufe für individuelle Personen erfüllen diese Voraussetzung in der Regel nicht und sind deshalb nicht zulässig.

Es gab Kritik an Matatas Themenwahl, an seiner reißerischen Präsentation der Videos und an seiner unvorbereiteten Interviewführung: Würden Sie rückblickend diesen Kanal auf diese Weise noch einmal bei Funk unter Vertrag nehmen?

Das Format „Leeroy will’s wissen” beschäftigt sich mit für die Zielgruppe relevanten Inhalten – und mit Themen, die für junge Zielgruppen in sozialen Medien omnipräsent sind. Diese Themen greift das Format auf und ordnet sie ein, um junge Menschen zu informieren. Auch wenn uns die Umsetzung einzelner Themen in diesem Format rückblickend nicht geglückt ist, halten wir die Zusammenarbeit insgesamt für sehr bereichernd für unsere Zielgruppe. Wir stehen dazu, dass in unserem Netzwerk auch Fehler passieren dürfen, wenn wir aus diesen lernen. Das ist für ein Netzwerk, das neue Wege gehen und eine konstruktive Feedbackkultur prägen will, eines der wichtigen Prinzipien.

Welche Lehren ziehen Sie aus der Zusammenarbeit mit Leeroy Matata für die künftige Kooperation mit Creator:innen?

Wir haben großes Vertrauen in die Arbeit all unserer Content Creator:innen, mit denen wir zusammenarbeiten und freuen uns über die vielen verschiedenen Perspektiven, die in unserem Netzwerk vertreten sind.

Wichtig sind uns dabei immer ein enger und vertrauensvoller Austausch, das Commitment zur Einhaltung journalistischer Standards und der kritische Umgang mit Fehlern. Um das journalistische Grundverständnis in all unseren Formaten zu verbessern und ein Gespür für unsere Werte zu vermitteln, bieten wir in regelmäßigen Abständen journalistische Basisseminare für alle Creator:innen im Netzwerk an. Darin geht es etwa um die Trennung von Meinung und Fakten, die Relevanz eines Themas, Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit von Expert:innen und Protagonist:innen und die Wertigkeit und Nachvollziehbarkeit von Quellen. Wir prüfen zudem im Rahmen so genannter Reviews, in denen wir über die Entwicklung der Formate sprechen, ob journalistische Standards und unsere Werte eingehalten werden. Zusätzlich haben wir bei funk ein Rechercheteam von vier Personen, deren Aufgabe es ist, bei besonders komplexen Themen zusätzlich zu den standardmäßig stattfindenden Abnahmen und Absprachen zu unterstützen, Faktenchecks durchzuführen und einzelne Videos oder Protagonist:innen zu checken.

Können Sie genauer sagen, bei welchen Themen es konkret Bedenken gab bzw. welche Themen Sie nicht unterstützen konnten? Und heißt das, es wurden Videos bereits produziert und von Funk bezahlt, die dann aufgrund dieser Bedenken nicht veröffentlicht wurden? Wenn ja, um welche und wie viele Videos handelt es sich? 

Es gehört zu unserer journalistischen Arbeit, dass auch fertige Videos kritisch hinterfragt und in einzelnen Fällen nicht veröffentlicht werden. Zu konkreten Einzelfällen, in denen wir Themen auf Grund von jugendschutzrechtlichen Bedenken beim Format „Leeroy will’s wissen” nicht umsetzen konnten, möchten wir keine weiterführende Aussage treffen. Wir bitten um Ihr Verständnis. Wir möchten jedoch betonen, dass die redaktionelle Abnahme der Videos in jedem Fall Voraussetzung für deren Bezahlung ist. Das bedeutet, dass Videos und Themen, die nicht umgesetzt und veröffentlicht werden konnten, nicht von uns bezahlt wurden.

 

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