Potsdamer „Geheimtreffen“

Der Correctiv-Bericht verdient nicht Preise, sondern Kritik – und endlich eine echte Debatte

Geheimplan gegen Deutschland
Screenshot: Correctiv

Zu diesem Text ist mittlerweile eine kritische Replik von Übermedien-Autor Andrej Reisin erschienen. Den Text lesen Sie hier

Eine gute Übersicht zur mittlerweile entstandenen Debatte sowie der kritischen Berichterstattung über diesen Text gibt es im „Altpapier“ des MDR. Die Stellungnahme von Correctiv lesen Sie hier


Eine renommierte Auszeichnung, einhellige Begeisterung, Standing Ovations: Mitte Juli feierte die Elite der deutschen Investigativjournalisten beim NDR in Hamburg die Rechercheplattform Correctiv. Das Team erhielt dort den „Leuchtturm“-Preis des Netzwerk Recherche für seine Reportage „Geheimplan gegen Deutschland“. Der Bericht über ein Treffen von Konservativen und Rechtsextremen in Potsdam hatte Anfang des Jahres wochenlange Proteste von Hunderttausenden Menschen gegen die dort angeblich geschmiedeten Pläne ausgelöst.

Kritische Fragen gab es auch auf einer Podiumsdiskussion nach der Preisverleihung keine. Dass es dazu Anlass gegeben hätte, zeigte sich nur wenige Tage später, als ein Gericht dem NDR vorläufig Teile eines „Tagesschau“-Artikels untersagte, der sich auf die Correctiv-Berichterstattung bezog. Kurz vor der Preisverleihung hatte Correctiv selbst eine juristische Auseinandersetzung verloren, ausgerechnet gegen das rechte Wutmedium „Nius“, das den Bericht und die Art, wie er verstanden wurde, kritisiert hatte.

Längst ist offenkundig, wie problematisch die Correctiv-Berichterstattung und ihre Rezeption sind. Und wie sehr gleichzeitig in weiten Teilen der seriösen Presse eine kritische Auseinandersetzung damit fehlt.

Stattdessen findet die Debatte um den „Geheimplan gegen Deutschland“-Bericht vor allem in zwei Extremen statt. Die einen vermeiden es, den Text zu durchleuchten, weil sie seine Wirkung feiern. Die anderen zerlegen den Text vor allem, um seine Wirkung zu diskreditieren.

Richtig ist: Der Text ist misslungen, das Verhalten von Correctiv nach der Veröffentlichung fragwürdig und die Berichterstattung vieler Medien eine Katastrophe. Richtig ist auch: Die Proteste, die der Artikel ausgelöst hat, sind gut und wichtig. Er hat viele Menschen alarmiert, die sich zu Recht über die Verbindungen zwischen bürgerlichen Kreisen und dem rechten Rand sorgen.

Die kritische Auseinandersetzung mit dem Bericht darf daher nicht länger konservativen und vor allem rechten Medien überlassen werden. Und das beginnt angesichts des „Leuchtturm“-Preises und weiterer zu erwartender Auszeichnungen mit der Feststellung, wie schwach er journalistisch ist. Er unterstellt, statt zu belegen, er raunt, statt zu erklären, er interpretiert, statt zu dokumentieren.

Und das Schlimmste: Correctiv erzeugt eine systematische Unsicherheit über das, was eigentlich die Aussage des Artikels ist und worin der Skandal von Potsdam besteht.

Die Recherche zeigte unbestritten, dass rechte Ideen von Bürgerlichen diskutiert werden. Zum Beispiel wie „Anpassungsdruck” deutsche Staatsbürger, die als nicht deutsch genug gelten, nötigen soll, das Land zu verlassen.

Aber die Erzählung von Correctiv ging weit darüber hinaus. Sie suggerierte, dass in Potsdam gemeinsam die Vertreibung von Millionen Menschen nach rassistischen Kriterien inklusive der Ausweisung auch deutscher Staatsbürger geplant wurde. Das will Correctiv aber gar nicht gemeint haben, wie das Recherchekollektiv inzwischen sogar vor Gericht zu Protokoll gegeben hat.

Der Text behauptet also Dinge, die er nicht behauptet – man muss es so merkwürdig sagen.

Wenig Handfestes

Kern der Geschichte ist ein Vortrag von Martin Sellner über „Remigration“. Sellner ist „das langjährige Gesicht der rechtsextremen Identitären Bewegung“, ein Star der Szene. Seinetwegen sind die Zuhörer in vermeintlicher Heimlichkeit nach Potsdam gereist. Er wird kurz darauf ein Buch über das Thema „Remigration“ veröffentlichen, er hat viel zu sagen. Und was weiß Correctiv über seinen Vortrag? Dies:

„Sellner ergreift das Wort. Er erklärt das Konzept im Verlauf des Vortrages so: Es gebe drei Zielgruppen der Migration, die Deutschland verlassen sollten. Oder, wie er sagt, ‚um die Ansiedlung von Ausländern rückabzuwickeln‘. Er zählt auf, wen er meint: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht – und ‚nicht assimilierte Staatsbürger‘. Letztere seien aus seiner Sicht das größte ‚Problem‘.“

Angeblich stellt Sellner, so Correctiv, „das Gesamtkonzept“, „den Masterplan“ vor, wie Millionen von Menschen aus Deutschland zu vertreiben seien und wie der Angriff auf Staat, Bürger und Grundgesetz abzulaufen habe. Aber alles, was Correctiv daraus zu zitieren vermag, sind drei Satzfetzchen. Selten besaß eine investigative Recherche einen so hingehuschten Kern.

Den Gedanken einer „Deportation“ deutscher Staatsbürger schmuggelt Correctiv über eine Spekulationskaskade in den Bericht:

„Was Sellner entwirft, erinnert an eine alte Idee: 1940 planten die Nationalsozialisten, vier Millionen Juden auf die Insel Madagaskar zu deportieren. Unklar ist, ob Sellner die historische Parallele im Kopf hat. Womöglich ist es auch Zufall, dass die Organisatoren gerade diese Villa für ihr konspiratives Treffen gewählt haben: Knapp acht Kilometer entfernt von dem Hotel steht das Haus der Wannseekonferenz, auf der die Nazis die systematische Vernichtung der Juden koordinierten.“

Erinnert, unklar, womöglich, Zufall – dieser Absatz würde in jedem Redigierseminar ersatzlos gestrichen. Die Assoziation, die er erzeugt, blieb trotzdem hängen.

Die Reporter von Correctiv versprechen zwar, die Zusammenkunft in Potsdam „genau zu rekonstruieren“. Nur ist kaum etwas an dem Text genau. Zu den vielen Unsicherheiten und Ungenauigkeiten gehören auch die Spekulationen, was Correctiv eigentlich wirklich über das Treffen weiß. Viele Passagen wirken, als habe ein Reporter vor dem Tagungsraum gesessen und notiert, was hinauswehte, wann immer die Tür aufging. Sellner, die Hauptfigur des Treffens, wird nur ein einziges Mal mit einem vollständigen Satz zitiert. Der Rest: Versatzstücke.

Das Stück erzeugt, was ein guter journalistischer Text unbedingt vermeiden sollte: Es sät beständig Zweifel an sich selbst. Bei jeder erneuten Lektüre möchte man wieder bei Correctiv anrufen und nachfragen, was denn tatsächlich gesagt wurde, was denn wirklich los war.

Nichtbeleg und Großdeutung als Prinzip

Das Prinzip Nichtbeleg und Großdeutung durchzieht den gesamten Text. Schon im Teaser des Berichts geht es damit los: „Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland.“

Doch auf Nachfrage von Übermedien und dem Rechtsmagazin „Legal Tribune Online“ (LTO) hat Correctiv erklärt, dass damit gar nicht alle Teilnehmer gemeint seien, sondern nur Gernot Mörig und Martin Sellner einen solchen Plan verfolgen, und es beim Treffen darum gegangen sei, „um Unterstützung und Förderung des Masterplans zu werben und Schritte zu besprechen”. Das Werben von zwei Personen für einen „Plan“ wird zur Planung aller Teilnehmer.

Besonders problematisch wird die Kombination aus Nichtbeleg und Großdeutung, wenn es um den massivsten Vorwurf im Bericht geht, nämlich die vermeintliche Ausweisung deutscher Staatsbürger. Denn genau hier verläuft die Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit. Für rigorosere Abschiebung von Asylbewerbern zu sein, das verstößt nicht gegen das Grundgesetz, beim „Anpassungsdruck“ käme es auf den genauen Inhalt von „maßgeschneiderten Gesetzen“ an. Deutsche mit Migrationshintergrund ausweisen zu wollen, ist jedoch eindeutig verfassungswidrig. Dass es auf dem Treffen um „nicht weniger als ein[en] Angriff gegen die Verfassung der Bundesrepublik“ geht, steht für Correctiv fest.

Im Tatsachenteil des Textes heißt es allerdings, dass ein Teilnehmer via Anwalt ausrichten ließ, er wolle Menschen „nicht gesetzeswidrig ausweisen“, und eine Teilnehmerin die Ausweisung von Menschen mit deutschem Pass als „ein Ding der Unmöglichkeit“ bezeichnet habe.* Sellner habe geantwortet, er wolle „nicht assimilierte“ deutsche Staatsbürger durch Druck zum Auswandern bringen, das sei „ein Jahrzehnteprojekt“. Das ist eine ebenfalls rechtsradikale Idee – aber ein völlig anderer Sachverhalt.

Gleichwohl wird an anderer Stelle im Text kritisiert, dass sich ein Teilnehmer nicht an Sellners „Ausbürgerungsidee deutscher Staatsbürger“ erinnern könne. Für aufmerksame Leser erscheint die fehlende Erinnerung nicht verwunderlich, wird doch zuvor im Bericht auch gar nichts über eine solche Idee berichtet.

Correctiv lässt den Bericht trotzdem wie folgt enden: „Es bleiben zurück: (…) ein ‚Masterplan‘ zur Ausweisung von deutschen Staatsbürgern, also ein Plan, um die Artikel 3, Artikel 16 und Artikel 21 des Grundgesetzes zu unterlaufen.“ (Ursprünglich hatte es hier sogar noch geheißen „aufgrund ihrer ‚Ethnie’“; diese Wörter hat Correctiv am Tag der Veröffentlichung ohne jede Erklärung gelöscht – zunächst ohne die Änderung kenntlich zu machen.)

Die Recherche fasst also im Ergebnis etwas zusammen, was von den vorherigen Ausführungen nicht getragen ist.

Und es wird noch verrückter: In einem der zahlreichen Gerichtsverfahren hat Correctiv sogar klargestellt, dass es „zutreffend“ sei, dass „die Teilnehmer*innen nicht über eine rechts-, insbesondere grundgesetzwidrige Verbringung oder Deportation deutscher Staatsbürger gesprochen haben“.

Wer von den vielen Leuten, die alarmiert durch die Berichterstattung auf die Straße gegangen sind, weiß, dass Correctiv gar nicht über „Deportationspläne“ berichtet haben will? Wer von ihnen weiß, dass Correctiv vor Gericht sogar ausdrücklich festgestellt hat, solche Pläne seien nicht besprochen worden?

Stattdessen bekamen manche den Eindruck, dass womöglich alsbald Deutsche mit Migrationshintergrund des Landes verwiesen werden würden. Exemplarisch dafür postete der populäre Anwalt Chan-jo Jun, er müsse wegen seines südkoreanischen Hintergrundes wohl bald Deutschland verlassen.

Widersprüchlichkeit rettet Correctiv presserechtlich

Die Teilnehmer des Treffens sind gegen Correctiv nicht wegen zentraler Aussagen des Berichtes wie „Masterplan zur Ausweisung deutscher Staatsbürger” vorgegangen. Sie haben sich auf juristische Nebenschauplätze beschränkt. Der Anwalt Carsten Brennecke, der den Staatsrechtler Ulrich Vosgerau vertritt, der am Potsdamer Treffen teilnahm, hat hierfür eine Begründung parat: Correctiv habe mit Wertungen gearbeitet, die presserechtlich nicht angreifbar seien.

Diese Einschätzung teilen nicht alle Juristen – aber es könnte durchaus sein, dass ein presserechtlicher Angriff dieser Stellen ins Leere gelaufen wäre. Denn die zahlreichen schlussfolgernden Meinungsäußerungen, mit denen Correctiv arbeitet, sind viel schwerer angreifbar als Tatsachenbehauptungen. Nur wenn es gar keine Anhaltspunkte für eine Aussage gibt, kann eine Meinung wegen fehlenden Tatsachenkerns verboten werden. Das Bisschen an Fakten, das Correctiv dem Leser anbietet, könnte schon reichen, um vor Gericht zu bestehen.

Correctiv profitiert presserechtlich von einem weiteren Aspekt. Nach ständiger Rechtsprechung müssen alle Äußerungen in ihrem Kontext beurteilt werden. Bei einer übertriebenen Zusammenfassung ist zu berücksichtigen, wenn der Artikel einen Sachverhalt zuvor zutreffend beschrieben hat. In diesem Fall heißt das: Wer den gesamten Text genauestens analysiert, kann zu dem Schluss kommen, dass mit dem Wort „Ausweisung“ am Ende gar keine Ausweisung im engeren, eigentlichen Bedeutungssinne gemeint sein kann. Genauso hat Correctiv auch gegenüber LTO und Übermedien argumentiert: Der Artikel schildere in tatsächlicher Hinsicht ausführlich und genau, was auf der Tagung besprochen wurde. „Für davon abweichende Eindrücke ist daher kein Raum”, so Correctiv.

Die vielfachen Missverständnisse über die eigentlichen Aussagen des Correctiv-Berichts belegen jedoch das Gegenteil. Presserechtlich kann Correctiv damit durchkommen, guter Journalismus ist es sicher nicht, Sachverhalten durch aufbauschende Wertungen eine völlig neue Dimension zu geben.

Interpretation von Correctiv gefährlich für andere Medien

Wer allerdings Aussagen von Correctiv für bare Münze nimmt und als Tatsachen ausgibt, riskiert juristische Niederlagen. Wie die „Tagesschau“, die unter Berufung auf Correctiv behauptet hatte, in Potsdam sei auch über die Ausweisung von deutschen Staatsbürgern diskutiert worden. Dagegen wandte sich Ulrich Vosgerau – in zweiter Instanz mit Erfolg: Das Hamburger Oberlandesgericht untersagte dem NDR in der vergangenen Woche diese Behauptung. Der Sender habe sie nicht beweisen können, sondern als Beleg „lediglich auf Zeitungsartikel und Mitteilungen von Correctiv“ verwiesen.

Wie die „Tagesschau“ haben viele Medien und Menschen die Legende von der in Potsdam geplanten Massendeportation auch von Deutschen verbreitet. Ausgerechnet das rechte „Nius“, das selbst regelmäßig Unwahres groß in den Raum stellt, um es im Kleingedruckten zu relativieren, hat in einem Artikel ausführlich dokumentiert, wie diese Geschichte in Politik und Medien kolportiert wurde – teilweise dramatisiert zu Formulierungen wie der „Planung einer Terrorherrschaft“.

Unter Bezug darauf schrieb „Nius“ in einem weiteren Artikel unter anderem folgenden Satz über „die Geburt der Deportationslüge“: „Nach der Correctiv-Recherche wurde immer wieder die unwahre Behauptung von angeblich besprochenen Deportationsplänen verbreitet.“ Correctiv hat vergeblich versucht, unter anderem diese Passagen in dem „Nius“-Artikel verbieten zu lassen.***

Hier zeigt sich ein Muster: Correctiv geht nicht gegen die Fehlinterpretation anderer Medien seiner Berichterstattung vor, wenn sie dem Kampf gegen die AfD und ihre konservativen und rechtsextremen Verbündeten dienen. Aber Correctiv zieht vor Gericht, wenn ein rechtes Medium (zutreffend) auf die Diskrepanz zwischen der Correctiv-Recherche und ihrer falschen Weitererzählung hinweist.

Sogar Netzwerk Recherche beschreibt Inhalt falsch

Wie viel hat die enorme Wirkung dieser Berichterstattung damit zu tun, dass Correctiv die Recherche-Ergebnisse in einer Art aufbereitet hat, die zu maximaler Alarmiertheit einlud – auch um den Preis von Übertreibungen, Missverständnissen und Falschdarstellungen in anderen Medien?

Auch in der Begründung für die Verleihung des „Leuchtturm“-Preises heißt es, Correctiv habe herausgefunden, dass Sellner auf dem Treffen „über eine massenhafte Ausweisung von Menschen aus Deutschland, basierend auf rassistischen Kriterien“ gesprochen habe. Doch im Tatsachenteil des Correctiv-Berichts findet sich kein Zitat von Sellner, in dem er von rassistischen Kriterien, Hautfarbe oder Ähnlichem spricht.

Nur in der anschließenden Zusammenfassung des Gesagten zieht Correctiv diesen Schluss, wenn es heißt: „Im Grunde laufen die Gedankenspiele an diesem Tag alle auf eines hinaus: Menschen sollen aus Deutschland verdrängt werden können, wenn sie die vermeintlich falsche Hautfarbe oder Herkunft haben – und aus Sicht von Menschen wie Sellner nicht ausreichend ‚assimiliert‘ sind.”

Gegenüber dem Rechtsmagazin LTO und Übermedien hat Correctiv eingeräumt, dass Sellner selbst nicht direkt über rassistische Kriterien gesprochen habe und es sich bei diesem Satz um eine Wertung von Correctiv handele. Sellner sei darin geübt, rassistische Begriffe unter wohlklingenden und elaborierten Worten zu verdecken, so Correctiv: „Wir wollen den Leserinnen und Lesern plastisch machen, dass hinter diesen Begriffen Kriterien stecken, die im Klartext rassistisch sind.”

Was Correctiv hier über Sellner schreibt, ist sicher richtig. Doch Correctiv begnügt sich im Bericht selbst eben mit diesem „plastisch vor Augen führen”, ohne zuvor hinreichende Belege anzuführen.

Preiswürdiger Journalismus müsste den Schritt gehen, dem Leser mit Blick auf Sellners Vergangenheit, seine Äußerungen oder sein Handeln zu erklären, was er „wirklich“ meint. Er müsste Belege dafür aufbieten, dass Sellner, entgegen seiner eigenen Aussage, die Ausweisung deutscher Staatsbürger nach rassistischen Kriterien umsetzen möchte. Doch genau hier macht sich der Correctiv-Bericht einen schlanken Fuss und begnügt sich mit kraftvollen Wertungen, statt zu recherchieren oder zu erklären.

Impact allein ist kein Qualitätsmerkmal

Correctiv erhält den „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2024“: Jean Peters, Justus von Daniels, Marcus Bensmann, Mohamed Anwar, Gabriela Keller und Anette Dowideit (v.l.) Foto: Raphael Hünerfauth / Netzwerk Recherche

Wofür hat das Netzwerk Recherche die Correctiv-Reportage also ausgezeichnet? Der Vorsitzende des Netzwerks, Daniel Drepper, formulierte es so: „Selten hat eine einzelne Recherche einen solchen Impact gehabt und uns allen gezeigt, wie wichtig diese Art von Journalismus für unseren demokratischen Diskurs ist.“

Eine selten dagewesene Wirkkraft von Journalismus. Balsam auf geschundene Journalistenseelen, denen die freiheitliche demokratische Grundordnung am Herzen liegt.

Zuvor hatte journalistische Aufklärung tatsächlich nicht merklich dazu beigetragen, die Besorgnis erregende Entwicklung des Rechtsextremismus in Deutschland zu bremsen. Die inhaltliche Entzauberung der AfD schien gescheitert. Unter einem ersichtlichen Faschisten wie Björn Höcke stieg die AfD in Thüringen in Meinungsumfragen zur stärksten Partei auf.

Es hätte bereits viele Anlässe gegeben, gegen die Gefahr von rechts auf die Straße zu gehen. Aber erst der Correctiv-Recherche und der folgenden Berichterstattung gelang es, die Menschen in großer Zahl zu aktivieren. Auch das erklärt die Euphorie bei der Preisverleihung in Hamburg.

Doch diesen Umstand zu einem Kriterium für Preisvergaben zu machen, ist falsch und gefährlich. Das bloße Mobilisieren von Menschen weist selten auf die Güte von irgendetwas hin, auch nicht auf die Güte einer Berichterstattung. Und in diesem Fall vielleicht sogar auf das Gegenteil.

Fehlende Distanz

Man kann über all das streiten, aber genau das müsste man dann auch tun: streiten. Stattdessen findet zumindest im links-liberalen Milieu kaum eine Debatte über die Güte der Correctiv-Berichterstattung statt. (Konservative Medien wie „Cicero“ und die „Welt“ haben allerdings früh sehr kritisch berichtet.)

Dafür kann es mehrere Gründe geben. Einer ist die Nähe zu Correctiv. Viele Redaktionen arbeiten mit Correctiv zusammen, zu dessen Grundverständnis es gehört, seine Rechercheergebnisse mit anderen zu teilen. Das ist eine feine Idee, und Correctiv leistet oft gute, wichtige Arbeit. Es führt aber natürlich auch zu Abhängigkeiten und Beißhemmungen – und zu fehlender Distanz.

Auch dafür war die Preisverleihung am vorletzten Wochenende ein anschauliches Beispiel. Daniel Drepper, der den Rechercheverbund von NDR, WDR und SZ leitet, würdigte Correctiv als „Bereicherung für den investigativen Journalismus“. Drepper hat Correctiv 2014 mitbegründet und war dort drei Jahre lang „Senior Reporter“. Heute ist er Vorsitzender des Netzwerks Recherche, wählte in dieser Funktion Correctiv als Preisträger mit aus und lobte öffentlich Correctiv, ohne auch nur in einer Fußnote zu erwähnen, dass er das Unternehmen mitbegründet hat. Das ist eine Interessensvermischung, die die Beteiligten bei anderen sicher scharf kritisieren würden.

Ein anderer Grund, warum die Correctiv-Recherche von links oder aus der Mitte kaum kritisch hinterfragt wird, dürfte darin liegen, dass man nicht den „falschen“ Leuten in die Hände spielen will. Die Wirkung der Recherche, das Aufstehen gegen rechts, die breiten gesellschaftlichen Proteste, wird nachvollziehbarerweise von vielen begrüßt, und man will diese Wirkung nicht dadurch gefährden, dass man ihren Auslöser kritisiert.

Das führt aber dazu, dass diese Lücke rechtspopulistische Medien wie „Nius“ und andere ausfüllen. Sie tun das nicht nur einseitig verzerrend, sondern können gleichzeitig empört-triumphierend auf das Schweigen der anderen verweisen.

Das Gefühl eines großen Einverständnisses ist es vermutlich auch, das erstaunliche Fehler nach sich zieht wie jenen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Im März führte das Blatt ein Interview mit dem Correctiv-Geschäftsführer David Schraven über den Potsdam-Bericht und die Folgen. Schraven behauptete darin, dass von einem Gericht „der Kern unseres Artikels bestätigt worden“ sei, nämlich „dass bei diesem Geheimtreffen über einen Masterplan gesprochen wurde, mit dem ‚Remigration‘ betrieben werden sollte, und dass das auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte betrifft.“

Das war falsch, das Landgericht Hamburg hatte in einer Pressemitteilung eigens betont, dass diese Kernpunkte eben gerade nicht Gegenstand der Entscheidung** waren. Es ist nicht nur erstaunlich, dass Schraven öffentlich das Gegenteil behauptete, sondern auch, dass die FAS ihm nicht widersprach.

Nachdem das Landgericht Hamburg der FAS diese Veröffentlichung untersagte, entfernte das Blatt die Passage mit einem schnöden Auslassungszeichen aus dem Interview auf der Website – ohne jeden erklärenden Hinweis. Correctiv selbst verbreitet aktuell immer noch die Mär von der gerichtlich bestätigten „Geheimplan-Recherche“, aber den meisten linksliberalen Medien ist so viel Ungenauigkeit offenbar keine Kritik wert.

Bei Correctiv scheinen sie ohnehin keine Freunde einer akribischen Auseinandersetzung mit ihrer Arbeit zu sein. David Schraven beschwerte sich nach einem kritischen Artikel von Übermedien über den dadurch erzeugten Stress. Er warf Übermedien auch vor, mit der kritischen Berichterstattung rechten Seiten weitere Munition geliefert zu haben, um Correctiv zu kritisieren.

Aber müsste sich nicht gerade eine Recherche, die – unbestritten – so außerordentlich viel ausgelöst hat, kritischen Fragen stellen? Müsste sie nicht besonders unangreifbar sein oder es wenigstens einen offenen Diskurs über die angreifbaren Details geben?

Anstand und Wahrheit

Kritik an der Correctiv-Recherche läuft immer Gefahr, Beifall von Leuten aus dem politischen und publizistischen Umfeld der Teilnehmer des Potsdamer Treffens zu bekommen oder als Munition gegen die angebliche Verkommenheit der „Mainstream-Medien“ verwendet zu werden.

Aber das kann kein Grund sein, berechtigte Kritik an Berichten wie dem von Correctiv nicht zu formulieren und zu veröffentlichen.

Das sollte selbstverständlich sein und ist es doch erkennbar nicht in diesen Zeiten. Die Gefahr, dass die AfD an die Macht kommt, ist real, und es spricht viel dafür, darauf zu reagieren, indem liberale Kräfte zusammenrücken. Gemeinsam gegen rechts, das ist keine falsche Losung, aber sie kann nicht dazu führen, dass journalistisch mit zweierlei Maß gemessen wird. Nach dem Motto: Solange es gegen die Richtigen geht, schauen wir nicht so genau hin.

Das ist aus vielerlei Gründen falsch:

  • Weil es die Maßstäbe soliden journalistischen Arbeitens untergräbt.
  • Weil es den Falschen dient: Das unpräzise Storytelling von Correctiv nutzt ausgerechnet Leuten wie Martin Sellner; wer ihn nur anhand der wenigen Zitatstummel des Correctiv-Textes bewertete, fände zu wenig Anstößiges; diese Art von Recherche wird der Bedrohung gerade nicht gerecht, weil sie es sich selbst zu leicht macht – und ihrem Gegner.
  • Und weil es dem öffentlichen Diskurs schadet und zu Polarisation und zu Misstrauen gegenüber allen Medien führt. Welchen Anspruch auf höhere Glaubwürdigkeit kann Correctiv nach allem noch erheben, welchen jene Medien, die dort unkritisch abschreiben?

Die sogenannten Alternativmedien sind keine brauchbare Alternative zu den etablierten Medien: Sie sind in den Punkten, die sie ihnen vorwerfen, regelmäßig unseriöser, schlechter recherchiert, ideologisch einseitiger.

Umso mehr müssen die etablierten Medien aber beweisen, dass sie nicht einfach nur politisch anders gestrickt sind, sondern tatsächlich einen anderen Anspruch einlösen, und dazu gehört auch, Dinge zu hinterfragen, die einem eigentlich ganz gut in den Kram passen.

Özge Inan sagte in ihrer Laudatio bei der Verleihung des „Leuchtturm“-Preises: „Wir Journalisten können den Diskurs klüger machen. Wenn wir es richtig anstellen. Wenn wir es sorgfältig anstellen. Wenn wir uns von Anstand und Wahrheit leiten lassen und von nichts anderem.“ Das ist alles richtig. Leider fügte sie hinzu: „Kurzum, wenn wir uns die Kolleginnen und Kollegen von Correctiv zum Vorbild nehmen.“

* Nachtrag, Korrektur, 31. Juli. Wir hatten ursprünglich ein Zitat aus dem Correctiv-Text, das von einem Anwalt eines der Teilnehmer stammt, versehentlich Martin Sellner zugeordnet. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

** Nachtrag, 5. August. Wir hatten hier ursprünglich die Formulierung „Gegenstand des Verfahrens“ verwendet. Der Wortlaut in der Pressemitteilung des LG Hamburg lautet „Gegenstand der Entscheidung“. Wir haben das präzisiert.

*** Nachtrag, 14. August. Wir haben korrigiert, gegen welchen „Nius“-Artikel Correctiv konkret vorgegangen ist.

68 Kommentare

  1. Vielen Dank für die schöne Aufarbeitung. Es ist wirklich bedenklich, wie diese „Gruppe“ sich gegenseitig abfeiert und gegen Kritik immun ist. Hauptsache es ist gegen rechts, da darf man keine Kritik üben. Ich hatte in einem anderen Kontext (aber auch gegen rechts) mal eine sehr unschöne Diskussion mit einer Person davon.
    Man wird richtig angegangen, wenn man Kritik äussert.

  2. Grausamerweise werden insbesondere die „maßgeschneiderten Gesetze“ jetzt noch grundgesetzwidrige Grausamkeiten erlauben, die zwar keine „Deportationen“ sind, aber grausam genug.

  3. Dass „Remigration“ „Zwangsaussiedlung“ heißen soll, und dass das ein Kernanliegen der AfD und großen Teilen ihrer Wählerschaft ist, halte ich für offensichtlich.
    Aber gerade weil ich es für offensichtlich halte, finde ich, dass das nicht so schwer wäre, er zu belegen, wenn man mehr als _das_ an Belegen vorbringt.

    Danke für den schönen und immer noch sachlichen Artikel dazu – nie im Leben hilft der den Falschen!

  4. Danke für diese Aufarbeitung. Das nicht ausreichend belegte Interpretieren von Aussagen ist das Gefährliche, nicht die Kritik daran. Es führt zu einem subtilen Gefühl des Misstrauens gegenüber den „Mainstream-Medien“. Und das dient tatsächlich den Falschen.

  5. Ich habe die Causa Landhaus Adlon vom ersten Tag an mit verfolgt, der Blogbeitrag dazu wurde in Realtime geschrieben. Es kommen zwischendurch immer wieder Infos dazu.

    https://rechtemedieninfo.blogspot.com/2024/01/das-landhaus-adlon-und-die-correctiv.html

    Selbst wenn dieser eine Artikel von Correctiv Schwächen hat, die Recherchen vieler User haben zusammen getragen, was bei Correctiv fehlte. Wir haben Netzwerke aufgedeckt und zusammen getragen, wir haben Fotos, Videos, Social Media-Beträge der Protagonisten gesichtet.

    Das Thema ist soviel vielschichtiger als nur dieser eine Artikel, der die Massen auf die Straßen getrieben hat. Zuletzt gegen Sellner in Marburg.

  6. Ganz nebenbei, ich fand das echt gut, dass ihr an eure Abonnenten nochmals eine Teaser-Mail geschickt habt. Ich weiß nicht, wie aufwendig das ist, könnt ihr aber gerne wiederholen.

  7. »Die Gefahr, dass die AfD an die Macht kommt, ist real, und es spricht viel dafür, darauf zu reagieren, indem liberale Kräfte zusammenrücken. Gemeinsam gegen rechts, das ist keine falsche Losung …«
    Ach, liebe Leute. Klar, aus Sicht eines juste milieu, das sich bequem eingerichtet hat in Staatsdienst, staatlich gepamperten Mainstream-Medien und zahllosen angeblichen „Nicht-Regierungs-Organisationen“ ist eine Alternative für Deutschland in der Tat eine Gefahr.
    Mit Liberalität hat ein „Zusammenrücken gegen Rechts“ jedoch nichts zu tun. Denn Ihr ignoriert einen entscheidenden Fakt: Liberalität heißt immer WENIGER Staat, MEHR Teilhabe der Bürger an Entscheidungsprozessen: exakt die Positionen, deretwegen die Alternative für Deutschland auch angegriffen wird (drastische Reduzierung von Bundesministerien, Verkleinerung des Bundestags, demokratische Teilhabe nach dem Vorbild der Schweiz).
    Wohingegen links-grüne Parteien immer noch mehr Staat fordern.
    Also: Die Unseriösität von Correctiv aufzuzeigen ist ehrenwert. Das hat aber nichts mit einem Kampf gegen „Rechts“ zu tun, sondern ist wohl eher der viel zu späte Versuch einer Gesichtswahrung, nachdem man monatelang dem „Correctiv“-Quatsch zugejubelt hatte.
    Danke für nichts.

  8. Ich habe den Correctiv-Artikel von Anfang an so verstanden, wie er hier in sezierender Weise erläutert wird. Und mir war auch gleich klar, was Tatsachen und was Wertungen sind, und ich fand es offensichtlich, dass zugespitzt wird. Dass rechtsradikale Portale u.ä. Hetzmedien bei der gebotenen Differenzierung nicht mitgehen – geschenkt. Aber muss Correctiv wirklich Sorge dafür tragen, dass etablierte Medien einen Text richtig verstehen und einordnen? Wenn ich es schon verstehe, kann man das nicht erst recht von einer „tagesschau“-Redaktion verlangen?

  9. Bitter, aber gelungene Aufarbeitung. Der Impact war meines Erachtens deshalb so groß, weil die Quintessenz des Artikels als „Zweite Wannseekonferenz“ o.ä. interpretiert wurde und zu einem „Nie wieder ist jetzt“-Moment führte. Die Analogie passte natürlich überhaupt nicht. Der Inhalt, wie man nun erfährt, ebenso wenig.

    „Rechte diskutieren, wie man möglichst viel abschieben kann, ohne direkt das Recht zu brechen“ – das wäre weder eine Neuigkeit gewesen, noch hätte es Hunderttausende auf die Straße getrieben. Insofern war der Erfolg von Correctiv kurzfristig bemerkenswert, fällt der Sache aber langfristig auf die Füße (indem Nius & Co. profitieren).

    Ich teile natürlich das Anliegen von Correctiv, über den völkisch-rassistischen Charakter von Pop-Rechten wie Sellner aufzuklären. Nur sollten sie dafür lieber Leute wie Volker Weiß als Gastautoren einladen. Der macht das ganz hervorragend: https://www.klett-cotta.de/produkt/volker-weiss-die-autoritaere-revolte-9783608963267-t-4717

  10. @Petra: Das ist sicher richtig. Ich glaube auch, dass für die großen Demonstrationen die Arbeit der verschiedenen Netzwerke vor Ort wichtig war, die seit Jahren aktiv sind und recherchieren und sammeln und organisieren.

  11. @ea: Also erstens ist die AfD nicht nur eine Gefahr für das „juste milieu“ (sind Sie Ulf Poschardt?), sondern auch für Ausländer, Menschen mit Migrationshintergrund, LGBTQ, Behinderte, etc.

    Zweitens sind zumindest wir kein „staatlich gepampertes Mainstream-Medium“, wir bekommen kein Geld von irgendwem außer unseren Abonnenten.

    Und drittens wüsste ich gerne, wo wir „monatelang dem ‚Correctiv‘-Quatsch zugejubelt“ haben. Wir haben auch vor Monaten schon Kritik geübt und Fragen gestellt. (Links im Artikel und z.B. hier.)

  12. Mir scheint, der Kern der Differenz zwischen Übermedien und CORRECTIV steckt in folgendem Zitat aus obigem Text: ‚Sellner wolle „nicht assimilierte“ deutsche Staatsbürger durch Druck zum Auswandern bringen. Das ist eine ebenfalls rechtsradikale Idee – aber ein völlig anderer Sachverhalt.‘. Ich halte das überhaupt nicht für einen völlig anderen Sachverhalt. Das Entscheidende an dem Sachverhalt ist doch, dass geplant wird, Menschen mithilfe von Gesetzen aus Deutschland zu „entfernen“. Ob dies nun durch direkte Ausweisung oder Nötigung per maßgeschneiderten Gesetzen geschieht, halte ich für ein technisches, ja taktisches Detail. Daher waren die Darstellungen in der Folge, die daraus Deportationen machten, falsch. Aber nicht entstellend falsch. Es ist dann verständlich, wieso CORRECTIV gegen solche Darstellungen nicht presserechtlich vorgeht, während es die entstellende Darstellung des ganzen Treffens als „zusammenfabuliert“ so weit wie möglich juristisch angeht.

  13. „Die Recherche zeigte unbestritten, dass rechte Ideen von Bürgerlichen diskutiert werden. Zum Beispiel wie „Anpassungsdruck” deutsche Staatsbürger, die als nicht deutsch genug gelten, nötigen soll, das Land zu verlassen.“

    Für mich macht alleine diese Leistung die correctiv-Recherche auszeichnungswürdig. Und ich bin der Meinung, dass genau dieser Punkt auch zur Mobilisierung der Massendemonstrationen geführt hat.

    Was ist daneben gegen einen Text einzuwenden, der historische Zusammenhänge ins Gedächtnis ruft, um zu sensibilisieren, welche staatlichen Repressalien mit diesem „Anpassungsdruck“ so gemeint sein können? Was ist daneben gegen einen Text einzuwenden, der presserechtlich abgesichert formuliert ist, damit die üblichen Klagefluten nicht zum Erfolg führen? Was ist daneben gegen einen Text einzuwenden, der von anderen Medien falsch interpretiert wird?

    Und im Übrigen: In der Präambel des Pressekodex ist klar geregelt, dass Journalist*innen für den Erhalt der Pressefreiheit einzustehen haben. Insofern ist der Impact eines Textes auf eine gesellschaftliche Wirkung, die genau diese Forderung des Pressekodex erfüllt, sehr wohl ein äußerst wichtiges Kriterium.

    Es muss erlaubt sein, Rechtsextreme, die alle Freiheiten unserer FDGO ausnutzen, um dieselbige abzuschaffen, wenigstens mit allen Mitteln, die unsere FDGO zu bieten hat, zu bekämpfen. Wer das bis heute nicht verstanden hat, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

  14. @Fabian:. m.E. gut herausgestellt. Die Grenze ist natürlich die falsche Wiedergabe von Tatsachen oder Meinungsäußerungen/Wertungen ohne jegliche Tatsachengrundlage, sowie eine Verfälschung des dargestellten Geschehens insgesamt durch überschießende Wertungen. Diese Grenze ist aus meiner Sicht von Correctiv nicht überschritten worden. Ich finde, dass gerade – aber nicht nur – einem jungen Medium, das in der etablierten Medienwelt bisher keine überragende Beachtung gefunden hat, zugestanden werden muss, unter Berücksichtigung dieser Kriterien zuspitzende und tendenziöse Geschichten zu veröffentlichen. Zumal durch die Aufmachung des Textes von Anfang an klar gemacht wird, dass es nicht um eine Agenturmeldung handelt.

  15. „Was Correctiv hier über Sellner schreibt, ist sicher richtig. Doch Correctiv begnügt sich im Bericht selbst eben mit diesem ‚plastisch vor Augen führen‘, ohne zuvor hinreichende Belege anzuführen.“

    Wenn wir davon ausgehen, dass das Zitat mit den „nicht-assimilierten Staatsbürgern“ stimmt, wird Sellner damit kaum Leute mit beliebiger Herkunft gemeint haben, die bei Rot über die Kreuzung fahren, Steuern hinterziehen oder im Bett die Socken anlassen. Es ist doch klar, dass er eben Staatsbürger*innen meint, die nach völkisch-rassistischem Verständnis trotz ihrer deutschen Papiere keine vollwertigen Deutschen sind und sich unverschämter Weise nicht an die guten deutschen Sitten halten. Was soll das also anderes sein als ein rassistisches Kriterium?

    Ich stimme dem Artikel überwiegend zu, aber manche Spitzfindigkeit kommt mir auch wie eine Überkompensation der correctivschen Schlamperei vor. Weshalb es mir auch vor der grundsätzlich zu recht geforderten kritischen Diskussion in reichweitenstarken liberalen Medien graut. Die wird sicher früher oder später stattfinden – und dann weiteren Schaden anrichten, weil das sachorientierte Führen solcher Auseinandersetzungen in einer von übertriebenen Erzählungen und Gegenerzählungen, von Hype und Backlash geprägten Medienökonomie eine strukturelle Unmöglichkeit scheint.

  16. Leitbild von AfD und Co. und deren Anhänger ist und bleibt „Ausländer raus“ in all seinen Varianten.

  17. zu #13 @Fabian und #16 @Andreas Becker
    Eine Ausweisung deutscher Staatsbürger aufgrund der Hautfarbe ist etwas völlig anderes, als Gesetze zu schaffen, die es bestimmten, aber nicht allen, ungemütlicher machen, in Deutschland zu leben (was ebenfalls eine rechtsradikale Idee ist, die ich strikt ablehne). Doch man kann das nicht einfach gleichsetzen. Der Unterschied ist schon deswegen gravierend, weil Fall 1 klar verfassungswidrig ist, während es bei Fall 2 auf den Inhalt der Gesetze ankommt (die Correctiv nicht beschreibt), sondern auch aus subjektiver Perspektive: Bei Fall 1 ist der oder die Betroffene ohnmächtig, die Polizei klopft an, Deportation. In Fall 2 ist ggf. Anpassung möglich.

    Wir haben deutlich gemacht, selbstverständlich beides! strikt abzulehnen. Im Text steht auch, dass die „maßgeschneiderter Gesetze“ – die Correctiv allerdings nicht ansatzweise näher beschreibt, ggf. grundgesetzwidrig sein könnten.

    Correctiv macht es sich auch hier zu einfach. Anstatt zu erklären, was denn die grundgesetzwidrigen Regeln sein sollen, wird von „Ausweisung“ gesprochen, von der offenbar tatsächlich aber gar nicht die Rede war, die Sellner hingegen ausdrücklich behauptete abzulehnen.

    Dass Herr Sellner sich letztlich genau dieses Szenario wünscht, möchte ich nicht bezweifeln. Dafür gibt es viele Anhaltspunkte. Allerdings drückt er sich inzwischen nach außen hin, anders aus. Und das gilt es aufzuzeigen und zu entlarven. Diese Arbeit macht sich Correctiv allerdings nicht, sondern stellt schlussfolgernde Wertungen auf, die falsche Eindrücke über den tatsächlichen Inhalt der Dialoge vor Ort erwecken.

  18. Die tendenziöse, unangemessene Berichterstattung von Correctiv über das Potsdamer Treffen ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich weiß, dass Sie das bei Übermedien anders sehen – vielleicht auch anders sehen wollen, weil die Wahrheit über den Journalismus in Deutschland heute für jeden, der diesen Beruf mit seinen strengen Vorgaben liebt, schmerzhaft sein muss. Die nüchterne Frage, die man stellen muss: wie stark beeinflusst in deutschen Medien die „Haltung“, sprich die politische Sichtweise, die Berichterstattung? Ich kann mir nur schwer vorstellen, jemand würde – z.B. in den öffentlich-rechtlichen Sendern – die enorme, zuweilen krasse Dominanz links-grüner Sichtweisen bestreiten. Die unprofessionale Arbeit von Correctiv ist kein Ausreißer – sie scheint weitgehend typisch zu sein.

  19. Unterm Strich ist die Veranstaltung für mich nicht in einem falschen Licht dargestellt worden.
    Die extremst detaillierte Aufarbeitung von solchen Themen wird wegen der modernen Aufmerksamkeitsökonomie nie im großen Stil möglich sein – wie einer meiner Vorredner hier schon schrieb.

    Das ist aber auch nicht so schlimm, solang keine presserechtlich relevanten Verstöße vorliegen und keine veritablen Lügen verbreitet werden, die die Gesamtaussage der Geschichte verfälschen.

    Ich finde sogar, dass eine mit dem Skalpell durchgeführte Analyse fast schon kontraproduktiv sein kann, weil sie zum Einen nur ganz wenige Leute lesen und sie zum Anderen rechtsextremen Figuren auch neue Munition liefert („seht her, der linke Mainstream gibt seine Fehler zu, war ja klar, dass sie immer nur lügen“).

    In der Hinsicht schießt sich die links-liberale Presse wie hier manchmal auch selbst ins eigene Bein, indem sie einen gesteigerten Wahrheitsanspruch auch an sich selbst anlegt. Das verleiht auch nicht automatisch Glaubwürdigkeit.

    Ich sehe da gewisse Parallelen zu den Grünen. Die entschuldigen sich die ganze Zeit und rudern bei jeder Kritik zurück und man weiß dann irgendwie auch nicht mehr, wofür sie eigentlich stehen.

  20. @21:
    Ihr Eindruck wird nicht von Fakten gedeckt, das genaue Gegenteil ist der Fall: https://www.volksverpetzer.de/analyse/medien-draengen-uns-nach-rechts/

    @1:
    „Hauptsache es ist gegen rechts, da darf man keine Kritik üben.“
    Quatsch. Sie müssen nur damit rechnen, dass man Ihnen widerspricht, so wie es in Ihrer Anekdote ja auch passiert ist. Das nennt man dann Diskurs und nicht Cancel Culture.
    In der Realität passiert ja auch das exakte Gegenteil von dem, was Sie behaupten: Der Correctiv Text wird stark (vor Allem von rechts) kritisiert.

    @8:
    Die AfD ist eine Partei wie jede andere und nicht eine Alternative. Und Sie beschreiben es ja ganz gut: Die AfD ist eine radikal neoliberale Partei. Dass „mehr Staat“ schlecht sei, ist ja eine Behauptung von Menschen, die viel Geld auf dem Rücken anderer Menschen verdienen und Steuern für Abzocke halten. Ich meine: Genau diese Leute sollten die Partei AfD wählen.

    @ Text:
    Es ist wie immer: Links diskutiert man über „eigene“ Fehler. Weil man besser sein möchte und sich auch an diesem „besser“ sein messen lassen möchte. Weil man sich nicht der (von rechts genutzten) Quatschpolemik verschreiben will.
    Deshalb kritisieren Linke eben auch Linke, während Rechte niemals Rechte kritisieren. Deshalb gibt es das linke übermedien, das das linke Correctiv kritisiert. Und das ist auch gut und richtig so.
    Man stelle sich mal vor, NIUS kritisiere das verbotene Compact Magazin inhaltlich oder wegen schlechter Recherche. Passiert nicht.
    Linke Kritik muss sich immer der Kritik von links, Mitte und rechts stellen, während rechte Kritik (bzw. Polemik) nur von links kritisiert wird, weil rechts ja die gleiche Gesinnung hat und Mitte lieber den Mund hält, weil man ja 3 Wähler der Werteunion verlieren könnte.
    Meine Schlussfolgerung daraus ist: Rechts ist inhärent demokratiezersetzend, weil für rechts die Ideologie immer vor demokratischer Fairness kommen wird.

    Man muss sich m. E. immer fragen: Was sind die demokratischen Werte, die wir verteidigen? Wenn ich mit undemokratischen Mitteln (Lügen, Hetze, Verleumdung, Polemiken, etc.) dazu aufrufe, die demokratische Mehrheit zu erlangen, habe ich sie dann nicht schon ausgehöhlt? Zerstöre ich damit nicht genau das, was ich meine zu verteidigen?
    Das ist die rechte Ideologie: Die Mechanismen der Demokratie werden instrumentalisiert, um Demokratie auszuhöhlen. Gesinnung anstelle von Fairness.

    Ich wünschte, ich könnte es besser ausdrücken.

  21. Dieser Artikel ist aber in einem Punkt auch nicht wirklich genau, sonst wäre eben nicht von „wochenlange Proteste von Hunderttausenden Menschen“ sondern vielmehr von „wochenlange Proteste von Millionen Menschen“ die Rede.

    Könnte man ja noch korrigieren. :-)

  22. @ea:
    nur 4 Dinge auch von meiner Seite:

    1.“Weniger Staat“ bedeutet noch mehr Macht für die Vermögenden.
    Das 2024 als erstrebenswert zu erachten, ist beachtlich schlicht.
    2. Weitere Staaten nach dem Vorbild der Schweiz in Europa braucht es so wenig, wie den zwanzigsten Döner-Läden in einer Straße. Das Geschäftsmodell der Schweiz besteht vor allem darin, sich unsolidarisch gegen alle Nachbarn zu zeigen und die asozialen Abzocker dieser Länder zuvorkommend zu bedienen. Macht es jeder, ist es kein Geschäft mehr.
    3. Basisdemokratie verträgt sich nicht damit, dass Populisten Fakenews am laufenden Band absondern. „Flood the zone with shit“ und dann diejenigen mit Geld die Menschen verblöden lassen. Brauchen wir wie Zahnschmerzen.
    4. Es gibt nicht die AfD. Sie ist derzeit. wie vor der Machtergreifung die NSDAP auch, ein Sammelsurium von Anti-Staat-Bewegungen der rechten Hemisphäre, die alle überzeugt sind, am Schluss zu obsiegen. Wobei längst klar ist, dass es der „Flügel“ um Höcke wäre, der letztlich den Rest ausschalten würde. Und der plant sicher alles außer einem „Weniger“ an Staat.

  23. #22 Das überzeugt mich nicht wirklich. Bin seit 2016 wieder in Deutschland und höre seither wirklich sehr viel Radio, verschiedene ARD-Sender. Das Ausmaß der politischen Einseitigkeit ist nicht eindeutig, sie ist gigantisch. Leider hat auch die Gleichförmigkeit in den deutschen Medien überhaupt sehr zugenommen. Eine intensive, differenzierte Auseinandersetzung ist hier nicht möglich. Nur zwei Indizien, dass systematisch etwas schief läuft. In TV-Talkshows sind konservative Sichtweisen krass unterrepräsentiert. Die politischen Inhalte von medialen Hassfiguren wie Trump, Le Pen, Orban oder Meloni spielen in der Auslandsberichterstattung so gut wie keine Rolle. dpa-Chefredakteur Gösmann hat sich jetzt beklagt, der Newsroom sei zu weiß, zu alt, zu gebildet. Besser lässt sich der Irrweg des deutschen Journalismus nicht in aller Kürze beschreiben.

  24. „In TV-Talkshows sind konservative Sichtweisen krass unterrepräsentiert. Die politischen Inhalte von medialen Hassfiguren wie Trump, Le Pen, Orban oder Meloni spielen in der Auslandsberichterstattung so gut wie keine Rolle.“

    Mehr braucht man eigentlich nicht zu lesen. Da muss einer nur komplett zum rechten Rand abschmieren, schon weiß er sich verfolgt von Linken überall.

    Taschentuch?

  25. #27
    Das stimmt so nicht. Schauen Sie mal Markus Lanz. Da sitzt andauernd Christian Dürr von der FDP z.B. oder Markus Söder. Und die kommen ausführlichst zu Wort. Bei Maischberger kommentieren dauernd Leute von der WELT. Selbst die AfD ist oft zu Gast, ob hier oder bei hart aber fair. Das hat sich sehr wohl gewandelt.
    Allgemein stehen die öffentlich-rechtlichen halt für bestimmte Werte. Und das war schon immer so. Und das sind eben nicht Ausgrenzung, Nationalisms und auch nicht Wissenschaftsfeindlichkeit.
    Jetzt wird rechtes Denken wieder stärker und plötzlich wird überall das Label „Woke“ drauf geklatscht, woran sich früher keiner gestört hat.

  26. zu #20 von Felix W. Zimmermann:

    Der klare Unterschied zwischen maßgeschneiderten Gesetzen und Ausweisung in der Wirkung ist mir nicht klar. Wieso soll ich bei jemand wie Sellner vermuten, dass er vielleicht _nur_ eine Extra-Steuer auf Gebetsteppiche meint? Das wäre aus meiner Sicht eine absurde Interpretation. Ich gehe also davon aus, dass die Gesetze auch einen erheblichen Druck erzeugen sollen. Wenn wir einen solchen Zustand erreichen, dass der Gesetzgeber in Deutschland durch gezielte Gesetze bestimmte Menschen in großer Zahl aufgrund rassistischer Kriterien zur Ausreise nötigt … worin besteht dann noch der effektive Unterschied zu einem Staat, der die Menschen einfach ausweist?

  27. Wenn etwa die Religionsausübung eingeschränkt würde (was bestimmt verfassungswidrig wäre), müsste eine Person deswegen Deutschland nicht verlassen. Das Wort „assimiliert“ deutet auch darauf hin. Wenn hingegen die Person ausbürgert und deportiert wird, hat sie keine Wahl.
    Natürlich beides furchtbar!. Aber ein Unterschied besteht eindeutig in der Wirkung auf den Einzelnen, der keine Wahl hat.

    Da wir aber von Correctiv nicht mitgeteilt bekommen, was denn die „maßgeschneiderten Gesetze“ sein sollen, vielleicht weil Sellner es dort nicht gesagt hat, ist das alles Spekulation.

  28. @27: Wie gesagt, Ihre anekdotische Evidenz wird nicht von der tatsächlichen Evidenz gedeckt. Die Medien in Deutschland berichten empirisch nachgewiesen zu „rechts“. Dazu können Sie gerne den verlinkten Artikel lesen, der enthält noch ganz viele Primärquellen zu Studien und Statistiken.

  29. #32 #28 #29

    Tut mir leid, ich bezweifle die Ergebnisse dieser angeblich „empirischen“ Untersuchungen, z.B. die von der Mercator-Stiftung. Hier ist kein Platz für eine vertiefte Auseinandersetzung dazu.
    Die Anwesenheit von Konservativen wie Söder u.a. in Talkshows belegt wenig. Die Mehrheit in so gut wie jeder Runde ist deutlich links-grün festgelegt, von den Moderatoren ganz zu schweigen. Meist heißt es: einer gegen alle. Umfragen zeigen, dass bei sehr vielen Themen (Energie, Migration, Gender usw.) in der Bevölkerung deutlich konservative Sichtweisen dominieren.
    „Zum rechten Rand abschmieren“ – Abgesehen von der Flegelhaftigkeit dieser Behauptung: ein, meist unangebrachtes, Totschlagargument gegen alles missliebige und kritische. Ob Corona, Islam oder Gender: jede noch so sachliche Kritik wird als „rechts“ (an sich nichts Übles, gemeint ist aber rechtsextrem) abgetan und diffamiert.

  30. Lese gerade in Springers Welt: „Nun melden drei Schwergewichte des deutschen Journalismus erhebliche Zweifel an.“ Gemeint sind die Autoren dieses Artikels. Ich hoffe, Herr Niggemeier verkraftet diesen „Beifall von der falschen Seite“.

  31. @24: Ich glaube, viel besser kann man es tatsächlich nicht ausdrücken – mal abgesehen davon, dass das zu sehr in links & rechts denkt und ich Übermedien nicht links, sondern in der Mitte einordnen würde (aber da spielt wohl schon mit rein, dass sich die Gesellschaft insgesamt deutlich nach rechts bewegt hat in den letzten Jahren).

    Ich dachte jedenfalls dasselbe beim Lesen dieses Artikels: Schön und gut, ihr habt ja Recht und es ist wichtig, das aufzuarbeiten. Aber trotzdem war die Arbeit von Correctiv wesentlich wichtiger als das hier (auch wenn ich über den Impact echt erstaunt war, weil Correctiv ja jetzt nicht wirklich was Überraschendes erzählt hat).
    Da rechte Medien & Akteure sich an keine Regeln halten, sind die zu stark im Vorteil. Und wenn dann noch vernünftige Akteure sich ständig gegenseitig korrigieren und im Verhältnis zu wenig Kritik am rechten Rand üben, dann sieht das eben so aus wie „links wird genauso viel manipuliert wie rechts“, obwohl da eigentlich ein krasses Missverhältnis herrscht (ich glaube, man nennt es „False Balance“ oder auch Hufeisentheorie).
    Und diese ständige Erzählung, dass man der Neuen Rechten in die Karten spielt, wenn man „links“ unsauber arbeitet, halte ich auch für überzogen. Man treibt Menschen nicht in die Arme der Neuen Rechten, indem man „links“ unsauber arbeitet (wie Correctiv oder z.B. Böhmermann, der auch gerne und oft zu Recht kritisiert wird), sondern indem man rechte Narrative normalisiert (wie z.B. Merz, Söder, Nuhr, Wagenknecht & Springer es ständig tun).

  32. @Laszlo Trankovits:
    Es ging um Trump, Orban, Le Pen und Meloni.

    Das sind keine Konservativen, das IST der rechte Rand! Wenn diese Personen sich nicht gleich selber zum Faschismus bekennen, dann offenbart ihr Denken und Handeln diese Nähe.

    Und dass Sie versuchen, das zu kaschieren, offenbart eine verzweifelte Anstrengung Ihrerseits, sich eine bürgerlich konservative Fassade zu geben, die Ihnen doch sowieso niemand mehr abnimmt.

    Da bin ich in Ihren Augen doch liebend gern ein Flegel, aber eben wenigstens ein ehrlich und aufrichtig.

  33. #33
    Wer sich beschwert, dass der ÖR-Rundfunk zu links ist, kann sich ja mal WELT TV oder dergleichen anschauen und gucken, ob das eine seriöse Alternative ist.
    Je rechter es wird, desto emotionaler wird es und oft geht es dann eigentlich nur um plumpe Stimmungsmache und „links ruiniert das Land und die Gesellschaft“.
    Das Problem ist eben oft auch die fehlende Seriösität und die fehlenden (konstruktiven) Konzepte.
    Und nur, weil ein Großteil von Journalisten links tickt, heißt das nicht automatisch, dass die Inhalte ideologisch gefärbt sind. Das scheint mir allzu oft eine pauschalisierte Ad-Hominem-Rhetorik zu sein, die endlos wiedergekäut wird. Das macht es nicht wahrer.
    Nur weil die Moderatorin in einem Satz gendert, ist nicht die ganze Sendung linksradikal. Da brennt der anderen Seite allzu oft ne Sicherung durch, die offenbar den Verstand vernebelt.

  34. zu #31 von Felix W. Zimmermann

    Hier 3 Textzitate aus dem CORRECTIV-Artikel, die keinen Zweifel lassen, dass es letztendlich darum geht, dass die Opfer dieser Politik Deutschland verlassen (immerhin heißt das Projekt von Sellner auch „Remigration“ und nicht „Reassimilation“):

    “‘
    Sellner ergreift das Wort. Er erklärt das Konzept im Verlauf des Vortrages so: Es gebe drei Zielgruppen der Migration, die Deutschland verlassen sollten. […] Im Grunde laufen die Gedankenspiele an diesem Tag alle auf eines hinaus: Menschen sollen aus Deutschland verdrängt werden können, wenn sie die vermeintlich falsche Hautfarbe oder Herkunft haben – und aus Sicht von Menschen wie Sellner nicht ausreichend „assimiliert“ sind. […] Für Sellner ist das kein Hindernis. Er antwortet: Man müsse einen „hohen Anpassungsdruck“ auf die Menschen ausüben, zum Beispiel über „maßgeschneiderte Gesetze“. Remigration sei nicht auf die Schnelle zu machen, es handele sich um „ein Jahrzehnteprojekt“.
    “‘

    Das bedeutet in der harmlosest möglichen Interpretation: Jeder soll vor die Wahl gestellt werden: Anpassen oder durch „maßgeschneiderte Gesetze“ einem solchen „Anpassungsdruck“ unterzogen werden, dass „verdrängt“ wird. Also Deutschland verlässt. Das ist effektiv das selbe wie „Anpassen oder ausgewiesen werden“. So wie jeder Mensch durch Folter zu einem beliebigen Geständnis gebracht werden kann, kann auch jeder Mensch durch die richtigen maßgeschneiderten Gesetze zur „freiwilligen“ Ausreise gebracht werden. Ausweisen ist natürlich direkter, aber dadurch auch offensichtlicher verfassungswidrig. Wer sich nicht anpassen kann/möchte, wird in dem einen Szenario genötigt auszureisen und in dem anderen Szenario schlicht verschleppt. Ist das wirklich ein nennenswerter Unterschied für Betroffene? Machen wir es doch mal konkret: Wenn der Betrieb von Moscheen und der Besitz des Korans verboten und das Beten nach Mekka als Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen eingestuft würde, dann hätten Muslime keine Chance mehr, hier zu leben. Klar, sie werden nicht ausgewiesen. Aber sie landen jahrelang im Gefängnis, weil sie gebetet oder im Koran gelesen haben.

    Ihren Einwand, dass ja vielleicht nur eine Einschränkung der Religionsausübung gemeint ist, verstehe ich so: Martin Sellner hat ja vielleicht einfach nur eine vergleichsweise milde Einschränkung der Religionsausübung gemeint, welche keinesfalls für z.B. Muslime eine Nötigung zur Ausreise darstellen würde. Setzen wir doch mal testweise diese Interpretation in die Aussage des CORRECTIV-Textes ein:
    „Für Sellner ist das kein Hindernis. Er antwortet: Man müsse einen „hohen Anpassungsdruck“ auf die Menschen ausüben, zum Beispiel über eine milde Einschränkung der Religionsausübung. Indem z.B. Neubauten von Moscheen mit besonders aufwendigen energetischen Auflagen besonders teuer gemacht werden. Remigration sei nicht auf die Schnelle zu machen, es handele sich um „ein Jahrzehnteprojekt“.“

    Wäre das für Sie ein „hoher Anpassungsdruck“? Für mich nicht.

  35. Interessanter Artikel, Danke.
    Zwei Punkte:
    Vielleicht sollte die Medienkritik auch ihre Wortwahl überdenken und nicht von “Mär” oder “linksliberalen Medien” sprechen. Sowas ist nur eine Steilvorlage für die Chaoten (AfD etc.)

    Und bezüglich der obigen Debatte was jetzt genau im Hinblick auf remigration besprochen wurde: die “Wahrheit” muss nicht zwangsläufig das direkt Wahrgenommene bzw. die rein nüchterne Beschreibung von Beobachtungen sein (die ja auch nicht die absolute Wahrheit sind). Womöglich haben die suggestiven Formulierungen eine gute Vorstellung davon vermittelt was wirklich besprochen wurde. Vielleicht auch nicht, aber das ist bei Berichterstattungen ja eh nie ganz nachvollziehbar. Implausibel ist es für mich auf jeden Fall nicht.

  36. @33:
    „Tut mir leid“
    Glaube ich Ihnen nicht.

    „, ich bezweifle die Ergebnisse dieser angeblich „empirischen“ Untersuchungen, z.B. die von der Mercator-Stiftung.“
    Was sind die Gründe für Ihren Zweifel? In dem von mir verlinkten Faktencheck finden Sie noch viele, viele weitere Quellen. Lügen alle? Oder kann nicht sein, was nicht sein darf?

    „Hier ist kein Platz für eine vertiefte Auseinandersetzung dazu.“
    Schwach. Sie haben keine Argumente für das „bezweifeln“ und deshalb schieben Sie „kein Platz dafür“ vor.

    Der Rest ist das übliche anekdotische Mimimi über eine gefühlte Ungleichbehandlung, die halt faktisch nicht existiert, wie Ihnen nun mehrfach belegt wurde. Wenn Sie die Belege nicht anerkennen, leugnen Sie die Realität.
    Sie machen sich die Welt, widde widde wie sie Ihnen gefällt.

    Rechts ist also gut, aber „wir“ meinen ja rechtsextrem, wenn „wir“ rechts sagen und das ist dann Diffamierung (in Gedanken?).
    Dann kommen Sie mit „Corona, Islam oder Gender“, also exakt den Fetischthemen, über die rechtsextreme Politiker und Journalisten nicht aufhören können zu reden (weil sie keine Argumente oder gar Lösungen haben, sondern nur exkludierende Polemik anbieten können, von der sich ausschließlich wütende Hitzköpfe ködern lassen).

    Versuchen Sie doch mal, hinter die Polemik Ihrer Prediger zu schauen. Was können die wirklich anbieten außer sinnbefreite Kampfvokabeln wie „Gendergaga“ und „Messermänner“`?
    Da ist halt nichts an Substanz.
    Befreien Sie sich aus Ihrer selbstgewählten Unmündigkeit.

  37. @35:
    „zu sehr in links & rechts denkt“
    Absolut, gefiel mir auch nicht. Ich habe versucht, mich sprachlich und gedanklich in der Welt des Adressaten zu bewegen, in der es anscheinend keine Zwischentöne gibt.
    Ich hatte tatsächlich überlegt, alle „links“ und „rechts“ in Anführungszeichen zu setzen, um die Ungenauigkeit solcher Sammelzuschreibungen herauszuarbeiten, aber der Text war dadurch unleserlich.
    Zumal es diese klotzhohle Polemik ja auch von links gibt, looking at you BSW.

    Polemik vs. Sachlichkeit?
    Themen vs. Emotionen?
    Krokodilgehirn vs. Neocortex?
    Demokratie vs. Rumkrakehlen?

    Ich weiß es auch nicht.

  38. Der eigentliche Skandal ist nicht der raunende Bericht von Correctiv, der seine Schwächen bei der ersten Lektüre offenbart. Sondern der Skandal ist die Berichterstattung großer seriöser Medien (Zeit, Tagesschau), die alles, was geraunt und geunkt wurde, als Tatsache verkauften, und die die tatsächliche Tatsache unter den Tisch fallen ließen, dass die wenigen konkreten von Correctiv berichteten Aussagen des Treffens nicht viel anders klangen als das, was man im Wahlkampf in Hessen und später im Europawahlkampf von der SPD (Faeser, Scholz) und teils Grünen und erst recht CDU und FDP an Plänen und Forderungen vernahm: Im großen Stil Asylbewerber ausweisen, Asylverfahren nach außerhalb verlagern, und schließlich: Wer als Person mit Einwanderungsgeschichte nicht ausreichend an den hiesigen politischen Konsens assimiliert ist, nämlich Israel das Existenzrecht abspricht (das betrifft mindestens eine gute Hälfte der arabischstämmigen Bevölkerung), der hat in unserem Land nichts zu suchen, soll bei fehlender Staatsbürgerschaft ausgewiesen werden können und darf die dt. Staatsbürgerschaft nicht erwerben, egal, wie lange er schon hier lebt. (Ein paar Quellen zu den Positionen der sich demokratisch nennenden Parteien bzgl. bei Eingewanderten verbreiteter Meinungen zu Israel: https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/antisemitismus-antisemitisch-staatsangehoerigkeit-einbuergerung-ampel-straftat-bekenntnis-israel
    https://rp-online.de/politik/union-will-antisemitische-auslaender-ausweisen_aid-17717759; Rede von Rülke, FDP: https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP17/Plp/17_0074_11102023.pdf
    https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/M-O/manuskripte-habeck-ueber-israel-und-antisemitismus-de.pdf?__blob=publicationFile&v=4)

    Die durch die Sekundärberichterstattung über das Potsdamer Treffen angeheizte Empörungsmaschinerie diente vor allem einem Zweck: Wahlkampf gegen die AfD zu machen und die eigenen Übernahmen von AfD-Positionen im Wahlkampf zu kaschieren, indem man der AfD unterstellte, 100%ige Nazis zu sein, während man sich selber in seinen Versuchen, die Einwanderung aus islamischen Ländern radikal einzudämmen oder autoritär mit Meinungsverboten auf ihre Folgen zu reagieren, liberal auf dem Boden des Grundgesetzes bewege.
    Ich kenne Leute, die damals nach der Berichterstattung „für Demokratie“ demonstrieren waren, die weitgehende Übereinstimmungen mit Sellner haben, sobald es etwa um Erdoğan-nahe Türken geht, was so etwa die Hälfte der hiesigen Türkeistämmigen betreffen dürfte. (Die sollten doch nach Hause gehen und hätten es nicht verdient, bei uns zu leben = Wunsch nach Remigration bei Nichtassimiliation an den hiesigen Konsens, und zwar bezogen auf Leute, die hier jetzt teils in der dritten Generation leben und hier geboren sind.)

  39. Eins möchte ich dann doch noch anmerken, weil hier einige Kommentare mit dem Tenor „Links/Liberal ist zu selbstkritisch während Rechts/Populistisch solche Hemmungen nicht kennt“ auftauchen.

    Ich habe hier zu anderen Themen schon des öfteren Ähnliches geäußert, möchte aber doch auf darauf hinweisen, dass keinesfalls bedeuten soll, dass jetzt beide Seiten Kulturkampf a la Bannon „flood the zone with shit“ und Trump „alternative Fakten“ zelebrieren.

    Es kann im Gegenteil nur bedeuten, dass man Fake-News, False-Balancing und Sharpening the Contradiction noch konsequenter entblößt und bekämpft. Und zwar überall dort, wo man Beispiele sieht. Ansonsten besitzt mensch nicht die Autorität dass irgendwo zu versuchen.

    Also, Übermedien, alles richtig gemacht!

  40. Bei aller Auseinandersetzung und auch Kritik an dem Text, der Recherche und folglich auch der Preisverleihung durch NR an Correctiv, finde ich es schade, dass ihr NR keine Möglichkeit gegeben habt auf eure Kritik zu reagieren bzw. deren Perspektive dar zu stellen.
    (Disclaimer: Ich habe für NR gearbeitet, und bin immernoch im Kontakt)

  41.  @Asena: Stimme Dir in Teilen zu, allerdings kommt es in Deinem Text rüber als ob das Existenzrecht von Israel irgendeine kulturelle Marotte wäre die „uns“ hier halt so wahnsinnig wichtig ist. Im Klartext bedeutet es dass man das Leben von 9 Millionen Menschen (davon auch ca 2M Palästinenser, arabische Israelis) in der gegenwärtigen Form infrage stellt. Menschen die das tun, haben meiner Meinung nach ein Problem mit Liberalismus und Demokratie und unterscheiden sich in dem Punkt nicht von Menschen wie Putin. Und da finde ich es auch vollkommen OK diesen Menschen keine dt. Staatsbürgerschaft zu verleihen. Es ist dabei egal wo die her kommen.

    Das ist nämlich auch so ein Problem heutzutage, es gibt auf der einen Seite den zunehmenden Rassismus und zunehmende Fremdenfeindlichkeit aber gleichzeitig insb. bei „Linksliberalen“ die Hemmung, illiberale und undemokratische Haltungen, wie bspw. die Verharmlosung der Hamas klar zu benennen und nicht zu tolerieren.

  42. Um mich noch unbeliebter zu machen: genauso ist es mit der Hemmung klar anzusprechen, dass in den neuen Ländern ein Problem mit Liberalismus und Demokratie-feindlichkeit besteht.

    Es geht dabei nicht um Stigmatisierung sondern einfach um reine Fakten die mM auf der Hand liegen.

  43. Das eigentliche Ärgernis ist nicht der raunende Bericht von Correctiv, der seine Schwächen bei der ersten Lektüre offenbart. Sondern das Ärgernis ist die Berichterstattung großer seriöser Medien (Zeit, Tagesschau), die alles, was geraunt und geunkt wurde, als Tatsache verkauften, und die die tatsächliche Tatsache unter den Tisch fallen ließen, dass die wenigen konkreten von Correctiv berichteten Aussagen des Treffens nicht viel anders klangen als das, was man im Wahlkampf in Hessen und später im Europawahlkampf von der SPD (Faeser, Scholz) und teils Grünen und erst recht CDU und FDP an Plänen und Forderungen vernahm: Im großen Stil Asylbewerber ausweisen, Asylverfahren nach außerhalb verlagern, und schließlich: Wer als Person mit Einwanderungsgeschichte nicht ausreichend an den hiesigen politischen Konsens assimiliert ist, nämlich Israel das Existenzrecht abspricht (das betrifft mindestens eine gute Hälfte der arabischstämmigen Bevölkerung), der hat in unserem Land eigentlich nichts zu suchen, soll bei fehlender Staatsbürgerschaft ausgewiesen werden können und darf die dt. Staatsbürgerschaft nicht erwerben, egal, wie lange er schon hier lebt. Hier ein paar Quellen zu den Positionen der sich demokratisch nennenden Parteien bzgl. bei Eingewanderten verbreiteter Meinungen zu Israel: https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/antisemitismus-antisemitisch-staatsangehoerigkeit-einbuergerung-ampel-straftat-bekenntnis-israel
    https://rp-online.de/politik/union-will-antisemitische-auslaender-ausweisen_aid-17717759; Rede von Rülke, FDP: https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP17/Plp/17_0074_11102023.pdf
    https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/M-O/manuskripte-habeck-ueber-israel-und-antisemitismus-de.pdf?__blob=publicationFile&v=4).

    Die durch die Sekundärberichterstattung über das Potsdamer Treffen angeheizte Empörungsmaschinerie diente vor allem einem Zweck: Wahlkampf gegen die AfD zu machen und die eigenen Übernahmen von AfD-Positionen im Wahlkampf zu kaschieren, indem man der AfD (nicht aber der von Potsdam ebenfalls tangierten CDU) unterstellte, 100%ige Nazis zu sein, während man sich selber in seinen Versuchen, die Einwanderung aus islamischen Ländern radikal einzudämmen oder autoritär mit Meinungsverboten auf ihre Folgen zu reagieren, liberal auf dem Boden des Grundgesetzes bewege. Ich kenne Leute, die Anfang des Jahres „für Demokratie“ demonstrieren waren, die aber weitgehende Übereinstimmungen mit Sellner haben, sobald es um Erdoğan-nahe Türken geht, was so etwa die Hälfte der hiesigen Türkeistämmigen betreffen dürfte: Die sollten doch nach Hause gehen und hätten es nicht verdient, bei uns zu leben = Wunsch nach Remigration bei Nichtassimiliation an den hiesigen Konsens, und zwar bezogen auf Leute, die hier jetzt teils in der dritten Generation leben und hier geboren sind. Dieses Absprechen des Rechts auf Aufenthalts bei falscher (nämlich herkunftslandstypischer) Meinung bezieht sich meist spezifisch auf Leute mit „islamischem“ Migrationshintergrund, während niemand die politische Einstellung von Einwanderern aus Polen oder Ungarn hinterfragt — Özils Erdoğannähe wurde skandalisiert, Podolskis Nähe zu den Kazcynskis (er trug eine Trauerarmbinde für Lech) , wurde dagegen nicht negativ bewertet und nicht benutzt, um ihn zu „othern“.

  44. ah, wieder einmal fallen leute auf das kreidefressen des wolfes herein.
    die rechtextremisten haben keinen plan von remigration? oh, vielleicht doch – aber sowas muss man erstmal sauber recherchieren. so sauber, wie halt die rechten wixxer agieren…
    während da noch sauber recherchiert wird, findet es real schon statt…
    man man man, wie kann man auf sowas herein fallen?
    ah, mal will guten, wahren, richtigen journalismus…und während man dafür noch kämpft, übernehmen halt jene, die das killen..
    viel spaß damit!

  45. Puh, gut dass es Uebermedien gibt und die heute eine Replik zu diesem in positiver Deutung „neutralen“ (manche würden sagen: akademisch-verharmlosenden und sich dafür selbst auf die Schultern klopfenden) Artikel veröffentlichen, der selbst keine Fragen stellt, sondern einfach analysiert, interpretiert und behauptet.

    Leider ist die Replik hinter der Bezahlschranke, dieser Artikel hier ist frei. (Wie so häufig in der Medienlandschaft.) Ich hoffe, die Antwort wird der Transparenz wegen ebenfalls frühzeitig von der Bezahlschranke befreit, auch wenn sie nicht der Chef persönlich (mit)geschrieben hat.

  46. Anmerkung zu: „Das war falsch, das Landgericht Hamburg hatte in einer Pressemitteilung eigens betont, dass diese Kernpunkte eben gerade nicht Gegenstand des Verfahrens waren.“
    Im Wortlaut der verlinkten Pressemitteilung steht „der Entscheidung“, nicht „des Verfahrens“. Das ist erheblich.

  47. Ich wundere mich sehr über die Zustimmung, die dieser Artikel erhält. Denn er macht eigentlich das, was er an correctiv kritisiert. In den ersten Absätzen wird Lesern und Leserinnen (ohne auch nur ein wirkliches inhaltliches Argument) suggeriert, der correctiv-Bericht sei schlecht recherchiert, enthalte Falschangaben und sei „misslungen“. Bei mir regt sich dann gleich Widerspruchsgeist: Warum haben die es nötig, mich schon vorab aufs negative Ergebnis einzuschwören? Was wollen die mir hier verkaufen? Aber auf die Wirkung geschaut macht auch dieser Artikel etwas richtig: Trotz der Suggestion wird der Artikel von Vielen als „neutral“ wahrgenommen.
    Dann der Kern der Kritik:
    „Sie suggerierte, dass in Potsdam gemeinsam die Vertreibung von Millionen Menschen nach rassistischen Kriterien inklusive der Ausweisung auch deutscher Staatsbürger geplant wurde.“
    Nun würde man erwarten, dass Übermedien (Skandal, Skandal) herausgefunden hätte, dass in Potsdam dies gar nicht passiert sei, sondern man sich dort zB nur zum Talk über Potsdamer Stadtgeschichte getroffen habe. Aber die Analyse von Übermedien leistet das eben nicht. Stattdessen werden u.a. rechte Zeitgenossen als Zeugen dafür angeführt, man habe dort natürlich nur streng grundgesetzkonformes gesagt, gehört oder geplant. Mir schwant Schlimmes: Übermedien will mich genauso für dumm verkaufen wie die Rechten die Öffentlichkeit. Natürlich soll das legalistisch ablaufen, per „maßgeschneiderte Gesetze“. Aber dass es Hauptredner Sellner darum geht, das „größte Problem“ (nicht assimilierte Staatsbürger) loszuwerden, das lässt sich durchaus belegen.
    Wenn auch der Artikel von correctiv möglicherweise kein journalistisches Meisterstück ist, diese nur an der Oberfläche kratzende Kritik ist es leider auch nicht.

  48. Ich bin erst gestern Abend mit dem Lesen fertig geworden – und ehrlich gesagt macht es mich wütend, dass Stefan seit Jahren so auf dem rechten Auge blind ist. Das war damals schon auf seinem privaten Blog so, wo er Andrew Sullivan verteidigt hat für seine Einstellung zu allen möglichen Themen. Der Mann diskutiert inzwischen mit Vorliebe Rassen-Fragen und warum Ashkenazi Juden intelligenter sind als andere Menschen.

    Auch hier wieder ist Stefan auf dem rechten Auge blind. Es kann nicht sein, dass die billigsten Crypto-Nazi Vorgehensweisen nicht als solche erkannt werden. Man arbeitet mit solchen Texten der AfD und Faschos sie Sellner wunderbar zu, die den ganzen Tag behaupten, sie hätten ja nur valide Bedenken.

    Das ist nicht nur bei diesem Artikel so – nein, die Tage hat Stefan auf Twitter dann auch noch Donald Trump verteidigt, der ja nicht gesagt hat, dass er Wahlen abschaffen wollte – sondern nur, dass er dafür sorgen würde, dass das Wahlsystem „gefixt“ wird. Dass dieses Wort eine Doppelbedeutung hat, ist der Gipfel der Ironie. Stefan blendet völlig all die Dinge aus, die Trump schon getan hat und tun wollte, aber daran gehindert wurde („find me 11.000 votes!“) und tut so, als würde in Russland oder Venezuela nicht auch gewählt werden. Was meint er denn, was „fixing“ bedeutet in diesem Zusammenhang?

    Ist das extra doof stellen oder schon Vorsatz, dass man als gebildeter Mensch jedwedes zusätzliche Wissen einfach ignoriert? Ich bin Übonnent, weil ich guten Journalismus will. Dieser Text hier ist auf dem Niveau von Murdochs WSJ und macht exakt ALLES falsch, was man im Umgang mit Faschisten falsch machen kann. Muss ich mir jetzt eine andere Plattform suchen, die dann Übermedien korrigiert für diese Farce hier?

    Alles nur, weil auf der Karte „Moops“ steht???

    https://youtu.be/xMabpBvtXr4

  49. Es ist – leider – bei so vielen sog. Faktenchecker-Portalen und bei Correctiv sehr oft sehr deutlich, mit welcher politischen Motivation gearbeitet wird – und das führt immer dazu, Informationen zumindest zu filtern oder sie sinnfreudig zu ergänzen. Dabei bräuchten wir investigativen Journalismus und Faktenkontrolle, die sich WIRKLICH nichts anderem als der wahrheitsgetreuen Darstellung verpflichtet fühlte.
    Aber es gibt kein ausreichendes Bewusstsein dafür, dass solche Instanzen, die diesen steinigen Weg wirklich gehen, für die Demokratie und die Wahrung der Medien als vierte Gewalt im Staat unbeschreiblich wichtig wären.
    Viel zu früh und viel zu offensichtlich wird eine Art Partei ergriffen – für das, was man selbst als richtige Gesinnung ausmacht.

  50. Die Anzahl der (wahrscheinlichen) AfD-Wähler, die sich hier high fives geben dafür, dass Correctiv „entlarvt“ wurde, gibt der Geschäftsleitung von Übermedien hoffentlich zu denken.

    Ach und eins ist mir noch eingefallen: in den USA haben rechtsnationale das Verfassungsgericht übernommen. Die CDU und die Ampel haben das unserige gerade erst abgesichert gegen Einfluss der AfD

    Und ihr schreibt euch hier was zusammen von wegen „ja aber ob das jetzt schon verfassungsfeindlich ist, das weiß man ja gar nicht.

    Freundlicher Hinweis: da fehlt das NOCH. Es wäre NOCH verfassungsfeindlich. Bis auch bei uns die AfD vorgibt, was mit dem Grundgesetz vereinbar ist – und was nicht.

    Sorry aber ich bin immer noch angewidert ob dieser Naivität. Wenn Übermedien so versagt, was bitte soll uns retten?

    Ich bin hier jedenfalls raus. Das ist Geldverschwendung.

  51. Einige der Kommentare triefen von politischer Selbstgerechtigkeit und Hass auf alles, was nicht dem Kampf gegen Rechts nützt. Vermutlich sind das auch ‚Journalisten“, angesichts dieser Plattform. Unsere Demokratie und die politische Kultur sind seit geraumer Zeit bedroht, von Extremisten auch, aber noch mehr von diesen Aktivisten und Agitatoren, die glauben, ihr Kampf gegen Rechts rechtfertige fast alles.

  52. Das „fast Alles“ in diesem Fall ist, Leuten, die sonst nix mit Sellner zu tun haben, zu erklären, was der sonst so von sich gibt, und darauf hinzuweisen, dass deutsche Unternehmer 5000€ für diesen Faschisten auf den Tisch gelegt haben.

    Ein Kommentar nach dem Anderen trudelt ein, der das Offenlegen von Kungelei der Wirtschaft mit Faschos schlimmer findet, als die Faschos selber, und sich die Hände reibt, dass man dem Ex-Bild-Chef hier so eine Steilvorlage gegeben hat.

    Gratulation.

  53. Man kann und sollte, was Correctiv thematisierte, diskursiv abhandeln.
    Was jedoch Zweck und Folge des rechtsextremistischen bis faschistoiden „Planens“ ist, wird in den letzten Tagen in Großbritannien deutlich, da zeigt sich, WIE auf Migranten und Andere Druck ausgeübt wird, zu „remigrieren“ : Durch blanke Gewalt. Den Zusammenhang kann man nun nicht mehr ignorieren .

  54. Als ich ein Übermedien-Abo abgeschlossen habe, wollte ich die gute und wichtige Arbeit einer der wenigen Redaktionen fördern, die noch qualitativ hochwertige Medienkritik in Deutschland betreibt. Es gibt bei uns viel zu wenig medienkritische Formate.

    Morgen endet mein Abo – ich kann es nicht verlängern, denn die naive Verharmlosung von Rechtsextremismus, wie es die Autoren dieses Textes, die ich sonst sehr schätze, hier getan haben, kann ich nicht aktiv unterstützen. Gerade bei einem solch sensiblen Thema, wäre mehr Sorgfalt erforderlich gewesen – diese mangelnde Sorgfalt kann auch durch eine zutreffende „Binnen-Replik“ nicht geheilt werden, zumal die eine deutlich geringere Aufmerksamkeit erfährt, als der Ursprungstext.

    Ich wünsche Übermedien sehr, dass es den Weg zurück zu einer qualitativ hochwertigen Medienkritik findet und nicht weiter den Weg beschreitet, den die Aufmerksamkeitsökonomie vorgibt. Alles Gute!

  55. @ #56: Hatten Sie schon Gelegenheit, die verlinkten empirischen Auswertungen zur Rechtslastigkeit deutscher Medien in Post #22 und #24 zu lesen?

    @ #54: Was spricht denn gegen die „politische Motivation“, neofaschistische Vertreibungsfantasien aufzudecken und zu veröffentlichen? Ich persönlich ergreife dafür gerne Partei.
    Ich bin ja auch für Neutralität und der unrealistische Optimalfall, komplett „neutral“ Fakten zu überprüfen hört sich ja auch total toll an, aber ist das realistisch? Wie wäre so etwas überhaupt überprüfbar?
    Schreiben Sie solche Forderungen nach Neutralität auch in die Foren und Kommentarspalten von rechten Portalen?

  56. #54 An den „empirischen Auswertungen“ gibt es massive medienwissenschaftliche Kritik. Sowohl die Mercator-Stiftung als auch das Mainzer Institut für Publizistik sind mir wohlvertraut, deshalb auch meine grundsätzliche Skepsis, gestützt von Medi8enwissenschaftlern wie Norbert Bolz u.a. In Mainz habe ich selbst mehrfach vortragen dürfen, bis ich mich mit der Kritik am „Haltungsjournalismus“ für dieses Institut disqualifiziert hatte. Über die politische Einseitigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender hier ausführlich zu diskutieren, erscheint mir genauso sinnvoll wie über die Frage, ob SPD und Gewerkschaften sich nahe stehen. Ich habe mich in einem Buch („Die Nachrichtenexperten“) und in verschiedenen Medien über Haltungsjournalismus ausgelassen, wenn Sie ernsthaft daran interessiert sind, sende ich Ihnen gerne einige Beiträge zu. Möchte mich hier nicht zu breit auslassen. Nur noch eine grundsätzliche Bemerkung: für die Beschädigung der politischen Kultur in westlichen Demokratien tragen seit langer Zeit maßgeblich linke Kräfte in Wissenschaft, Kultur und Medien die Verantwortung. Rechtsextreme Ideologen und Spinner deutlich weniger, rechte, also konservative und liberale Stimmen so gut wie gar nicht – meine Sicht.

  57. #61 Ein Stück weit gebe ich Ihnen Recht, dass die Diversität (dabei erstmal vollkommen unabhängig davon in welche Richtung) der Stimmen in den ÖR Medien eher gering ist. Die Beschädigung der politischen Kultur durch alleine linke Kräfte halte ich jedoch für eine ziemliche Verzerrung. Rechtsextreme sind an echten Debatten nicht interessiert und Schaden deswegen schon am meisten. Konservative sind zumindest nicht besser als die „linken Kräfte“ aber im Grunde an echten Debatten auch nicht interessiert, weil sie ja „wissen“ dass es jetzt oder früher eh am besten ist / war. An echten liberalen Stimmen mangelt es leider in Deutschland, für mich vertritt bspw. der Economist eher eine Liberale Position – so ein Format sehe ich in Deutschland nicht. Warum Sie allerdings Liberale (also Echte, nicht die antichristlichen Konservativen von der FDP) neben die Konservativen gesetzt haben bleibt mir ein Rätsel (oder Sie meinten FDP nahe Medien).

  58. „Weniger Demokratie Wagen“ als Buch heraus bringen und für Tichy schreiben – danke, ich glaube, es ist offensichtlich, woher hier der Wind weht.

    Typischer Versuch, das Overton-Window nach rechts zu verschieben.

  59. #63 Was für eine schäbige Kritik. Unterzeile des Buches „Weniger Demokratie wagen“: „Eine leidenschaftliche Verteidigung der parlamentarischen Demokratie“. (Herausgeber. FAZ-Verlag) Und: ich fühle mich in der Nähe von den meisten Autoren bei Tichys in bester Gesellschaft. Und Danke für Ihren miesen Versuch, einfach nur zu diffamieren – denn das müsste sich jedem erschließen, der nicht schon völlig ideologisch abgedriftet ist.

  60. Wenn Sie sich denen nah fühlen, dann ist die Kritik nicht schäbig, sondern treffend.

    Wen wollen Sie hier eigentlich veralbern? Zwischen Tichy und die AfD passt kein Blatt Papier.

  61. @ Laszlo Trankovits:

    „bis ich mich mit der Kritik am „Haltungsjournalismus“ für dieses Institut disqualifiziert hatte.“
    Und das lag an dem Institut, nicht an Ihrer Kritik? Wie lautete denn die Begründung des Instituts?

    „wenn Sie ernsthaft daran interessiert sind, sende ich Ihnen gerne einige Beiträge zu.“
    Das Buch kann ich mir selbst besorgen, danke. Ich hatte auch schon früher mal was von Ihnen gelesen. Gefiel mir nicht, weil Sie mit den gleichen Stilmitteln arbeiten, die Sie auch hier in der Kommentarspalte anwenden.

    „für die Beschädigung der politischen Kultur in westlichen Demokratien tragen seit langer Zeit maßgeblich linke Kräfte in Wissenschaft, Kultur und Medien die Verantwortung.“
    Ja dann raus mit den Belegen! Überzeugen Sie mich und die linksgrüne übermedien Bubble, das ist doch jetzt die Chance!?
    Ich hatte ja diese Quellensammlung angegeben, auf die Sie bisher nicht eingegangen sind: https://www.volksverpetzer.de/analyse/medien-draengen-uns-nach-rechts/

    „– meine Sicht.“
    Halte ich für schlechten Stil, die obigen Aussagen im Indikativ als Fakt zu präsentieren und dann ganz am Ende ein „nur meine Meinung“ hinterher zu schieben.

    @ 64: In dieser Community müssen Sie nur für sich selbst reden. Ich sehe da keine Diffamierung. Im Gegenteil, Ihre Antwort deutet für mich darauf hin, dass die Vermutung im letzten Satz von Beitrag #63 stimmt.
    Aber Sie liefern ja die Immunisierung gegen Kritik gleich mit, wie es in der konservativen Medienbubble üblich ist: Wer nicht so denkt, wie ich, ist „schon völlig ideologisch abgedriftet“. Und mit ideologisch Abgedrifteten muss man ja nicht reden. Merken Sie, dass Sie projizieren?

    Generell bin ich persönlich bei #62, dass die Diversität in der deutschen Medienkultur größer sein könnte. Von „Ihrer Seite“ (also „Konservatives-Feulleiton-Man“) wird aber immer behauptet, es gäbe keine Alternativen und alles sei homogen … Während Sie für Tichy schreiben. Ich verstehe nicht, wie man die Ironie nicht sehen kann.

    Und ich meine es ernst: Überzeugen Sie mich.

  62. #61 Sehr geehrter Herr Trankovits
    Oh ja, daran bin ich sehr interessiert. Ich bin schlicht nur ein Medienkonsument und ein kleiner Blogger, aber was Sie schreiben, bestätigt meine Eindrücke und Beobachtungen.
    Freue mich, wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen, und ich werde Ihnen „über“Ihre Webseite auch eine Notiz senden.

  63. Die Correctiv-Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“ über ein Treffen von Konservativen und Rechtsextremen in Potsdam im Jahr 2024 hat zehntausende Menschen auf die Straße gebracht. Sie demonstrierten gegen eine völkische Umgestaltung der Gesellschaft. Ein beeindruckendes Ergebnis, könnte man meinen.

    Aber nicht alle sind beeindruckt. „Recht so, aber trotzdem schlechter Journalismus“, urteilen Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier, LTO-Chefredakteur Felix W. Zimmermann und der Chef der Henri-Nannen-Schule, Christoph Kucklick in einem Übermedien-Text.

    Der Vorwurf, kurz gesagt: Die Reporter hätten ihrer Phantasie freien Lauf gelassen und wenig Information mit viel Geraune gewürzt (was fast schon nach DESINFORMATION schmeckt!).

    Aber was genau ist die Aufgabe von Journalismus? Gehört es nicht dazu, Kontext herzustellen, zu warnen, zu deuten und die Gesellschaft vor gefährlichen Entwicklungen zu schützen? Hat nicht genau das Correctiv gemacht: auf Grundlage des Sellner-Vortrags Strategien und Ziele rechter Kräfte ans Licht zu bringen? Zu spekulativ? Vielleicht. Aber das ist die Wettervorhersage für nächste Woche auch.

    Wie weit dürfen Journalisten spekulieren? Wichtig erscheint mir dabei, dass dafür eine solide Basis vorhanden sein muss und klar zwischen Fakten und Interpretation unterschieden werden kann, damit keine Desinformation entsteht. Ich glaube, die demonstrierenden Menschen – mich eingeschlossen – haben den Text von Correctiv richtig verstanden und wissen deren mutigen, investigativen Journalismus wertzuschätzen. Entsprechendes scheint man von den Absolventen der Henri-Nannen-Journalistenschule wohl nicht erwarten zu dürfen.

    Und eine letzte, bösartige Spekulation: Hätten die drei Kritiker ihre Bedenken auch so geäußert, wenn damals jemand über die Wannseekonferenz berichtet bzw. spekuliert hätte? War ja schließlich auch nur eine „Besprechung mit anschließendem Frühstück“.

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