57 Fragen, die wir uns am Tag nach der Europawahl stellen
Europa hat gewählt. Angesichts der Ergebnisse haben wir bei Übermedien erst mal mehr Fragen als Antworten – also teilen wir sie mit Ihnen.
- Sind Sie heute auch so müde wie wir?
- Wie müssten Medien über die AfD berichten, damit sie weniger gewählt wird?
- Oder ist das die falsche Frage?
- Haben die etablierten Medien die Politik der Ampelparteien zu wenig kritisiert?
- Oder, im Gegenteil, zu heftig draufgeschlagen?
- Wie viel Ampel-Hass beruht auf tatsächlichen Entscheidungen der Regierungskoalition, wie viel auf Schlagzeilen über „Dauer-Streit“?
- Gab’s eigentlich eine Wahlparty in der Pony Bar und wieso hat noch niemand die Videos davon veröffnetlicht?
- Darf man überhaupt noch lustige Fragen stellen?
- Hat sich Tom Buhrow schon entschuldigt?
- Warum hören und lesen wir so oft von „Protestwählern“, wenn 70 Prozent der AfD-Wähler:innen sagen, dass sie die Partei wegen ihrer politischen Forderungen wählen?
- Berichten Medien genug über die Themen, die Menschen zur AfD treiben?
- Oder zu viel?
- Oder in falscher Weise?
- Kaufen Menschen die NZZ, um am Tag nach so einer Wahl die „Analyse“ zu lesen: „Das Problem ist der Kanzler“?
- Hat es Ulf Poschardt dieses Mal zur Wahl geschafft?
- Wie viel Mitschuld trägt Julian Reichelt, so allgemein?
- Welche Medien würden Sie konsumieren, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?
- Welche Art von Journalismus hilft gegen Populismus?
- Würde es helfen, wenn der „Stern“ endlich die Höcke-Tagebücher veröffentlicht?
- Was bringt es, vor „Rechtsextremismus“ zu warnen, wenn dieses Label über 80 Prozent der AfD-Wähler:innen gar nicht abschreckt?
- Was bedeutet es für die AfD-Berichterstattung, wenn Menschen die Partei möglicherweise extra wählen, weil sie „dämonisiert“ wird?
- Warum sollten AfD-Wähler:innen Medien konsumieren, die sie als ihre Gegner empfinden?
- Wird Landolf Ladig MDR-Intendant, wenn Björn Höcke bei der Landtagswahl in Thüringen gewinnt?
- Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk für alle da ist, muss er dann auch die politischen Präferenzen der AfD-Wähler:innen widerspiegeln, insbesondere in den ostdeutschen Ländern, wo die AfD stärkste Partei ist?
- Ist es ein Problem, wenn die Positionen einer sehr großen Zahl von Wähler:innen – zum Beispiel zu Russland – in den Medien nur absolute Minderheitenpositionen sind?
- Muss der sogenannte „Meinungskorridor“ breiter werden?
- Was bedeutet es für die Berichterstattung von Lokalmedien, wenn in einer Kommune die AfD die stärkste Kraft ist?
- Hat Rainer Wendt schon bei „Welt“ das Wahlergebnis analysiert?
- Wie viel Einfluss haben Medien überhaupt darauf, wie Menschen wählen?
- Überschätzen wir diesen womöglich?
- Und welchen Einfluss sollten sie haben?
- Erreichen Journalist:innen mit ihrer Politikberichterstattung irgendwen unter 25 Jahren?
- Tun wir das bei Übermedien?
- Nutzen die 16 Prozent der Unter-25-Jährigen, die die AfD gewählt haben, die gleichen Medien wie die, die demokratische Parteien gewählt haben?
- Haben klassische Medien im Wettbewerb mit TikTok und Co. sowieso schon verloren?
- Oder machen wir es uns zu einfach, wenn wir den sozialen Medien die Schuld an allem möglichen geben?
- Müssten wir als Medienmagazin viel mehr kritisch über TikTok berichten?
- Was sagt Checker Tobi dazu, dass so viele junge Leute die AfD gewählt haben?
- Was bringt es, wenn Journalist:innen jetzt wieder symbolisch in „AfD-Rekorddörfer“ fahren, um die Leute da zu beäugen?
- Oder müssten Journalist:innen noch viel öfter in „AfD-Rekorddörfer“ fahren, um den Leuten da Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen ernsthaft zuzuhören?
- Müssen wir Paul Ronzheimer in den Osten schicken?
- Wann hört die AfD auf, sich als arme, von Medien verfolgte Opferpartei zu beweinen?
- Merken AfD-Wähler:innen eigentlich, was für ein Geheule das ist?
- Wer hängt sich ernsthaft solche Plakate auf?
- Sollten Medien die AfD aktiv bekämpfen?
- Oder wenigstens mit aller Kraft für die Demokratie kämpfen?
- Aber was würde das konkret bedeuten?
- Brauchen wir mehr oder weniger Haltung im Journalismus?
- Wie vielen Menschen ist Pressefreiheit eigentlich egal?
- Warum hörte sich viel Wahlberichterstattung gestern so an, als ginge es vor allem um einen „Stimmungstest“ für Deutschland?
- Und nicht darum, über die Zusammensetzung des Europäischen Parlamentes zu entscheiden?
- Was wäre anders, wenn es mehr Medien gäbe, die für ganz Europa berichten würden?
- Wissen wir selbst genug über Europa? (Wie viele Fraktionen hat noch gleich das Europäische Parlament?)
- Was lässt sich aus der Europawahlberichterstattung für die Wahlen im Herbst lernen?
- Dürfen Medien sich auf die Schulter klopfen, weil sie immerhin zu einer hohen Wahlbeteiligung beigetragen haben?
- Was darf Satire?
- Und was fragen Sie sich?
Falls Sie Antworten (oder noch mehr Fragen) haben, schreiben Sie uns gerne unten in die Kommentare, per Mail oder über unser Kontaktformular.
Zusatzfrage: Warum sind die Fragen fettgedruckt?
Antworten auf einige Fragen finden: Der Historiker Volker Weiß („Die autoritäre Revolte“) empfahl kürzlich im Deutschlandfunk ein 75 Jahres altes Buch, das den US-amerikanischen Populismus der 1940er analysiert. „Falsche Propheten“ von Leo Löwenthal. Erhältlich ist es bei Suhrkamp: https://www.suhrkamp.de/buch/leo-loewenthal-schriften-5-baende-t-9783518285039
Ich kenne das Buch noch nicht, aber ich kenne Löwenthal – ein Vertreter der „Frankfurter Schule“, der nach dem Krieg im US-Exil blieb. Ziemlich sicher finden sich bei ihm bessere Antworten zum Charakter des aktuellen (!) Rechtspopulismus, als sie progressive wie konservative Leitmedien jetzt in aufgeregten Kommentaren geben werden.
58. Wie hoch ist der IQ des deutschen Michel?
59. Bin ich automatisch doof, wenn ich einen deutschen Pass habe?
Hach danke euch. Musste schmunzeln. <3
Schön, daß Sie viele richtige Fragen stellen, ohne gleich mit Antworten zu kommen! Ich meine das ernst.
Hinweise auf manche Antwortmöglichkeiten finden Sie in dem Buch von Veith Selk „Demokratiedämmerung“. Ich empfehle die Lektüre allen, die um gute Antworten oder wenigstens um gute Fragen ringen.
Ich frage mich auch, ob der Betrieb sich verselbstständigt hat. Politikmachende wollen Schlagzeilen generieren. Medien wollen Aufmerksamkeit. Wenn dann irgendwo unten oder zwei Tage später die provokante Forderung eingeordnet wird, kriegt das kaum einer mit. Und die eigentlichen „News“ laufen woanders.
Wenn ARD / ZDF die AfDler einladen, verbreiten sie nicht deren Dummfug sondern adeln die Partei höchstens als seriös. Der Dummfug kommt woanders schon an alle Augen und Ohren.
Leider ist die Rolle der Medien Kritik und nicht Lob. Leider findet sich in einer Demokratie immer ein Haufen Leute, die das Gemachte scheisse finden. Und so fühlen sich alle irgendwie blöd. Ich glaube, das ist systemimmanent.
Darum muss man einfach nur die AfD verbieten und die Leite vor sich selbst schützen.
Zu Frage 33: Ich bin zwar mittlerweile 30, aber seit 2017 treuer Übonnent. Ihr habt mich also erreicht, als ich noch unter 25 war! :)
58: Warum geht es in 16 von 58 Fragen eigentlich schon wieder nur um die AfD?
„Das muss jeder für sich selbst beantworten.“
Tiktok ist ein spannendes Thema, aber ich sehe das ähnlich, wie das gute Abschneiden der AFD und Kleinstparteien in der Jugendlichen Zielgruppe: Zielgruppengerechte Ansprache und „trend“. Danach kommt die nächste Plattform für die nächste „Generation“, etc.
[Die Zeitspannen je Generation werden auch immer kleiner, weil Microtargeting erfolgreich ist.]
Solange sich Eltern über AFD und Tiktok aufregen, so lange ist das natürlich für Jugendliche interessant. Und viele Volljährige werden auch einfach nicht erwachsen (Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen vs. Spielball höherer Mächte sein. Opfer spielen ist halt super einfach, selbst wenn man kein Opfer ist. Jugendlichen verzeiht man das ja auch zurecht gerne.).
Tiktok an sich ist nicht das Problem (außer die chinesischen Server vielleicht), sondern die immer weiter fortschreitende Bubbleisierung, egal auf welcher Plattform. Jeder sieht, was er sehen will. Widdewiddewiesie mir gefällt. Und so herrlich marktkonform.
Populisten wie AFD wissen das natürlich auszunutzen.
Alle Social Media Kanäle sind gestern voll mit der „west ost / CDU AFD Deutschlandkarte (https://i.redd.it/41xqh2bwnp5d1.png – Nur der am meisten hochgewählte Thread). AFD liked this. Das sind die Bilder, die sie wollen. Alle machen mit, mit Captions wie „Ich kann nciht mehr“.
Aufmerksamkeit. Und die bekommt sie immer überall zuverlässig.
Gedankensprung zu Trump: Ja, es wird mittlerweile berichtet, wenn er furzt. Bis hoch zu Jimmy Kimmel. Weil es sich verkauft. Immer wieder und wieder und wieder. Anti-Trump verkauft sich genauso, wie Pro-Trump (nur in eine andere Zielgruppe) und beides wirkt Pro-Trump und das weiß Trump und das weiß auch die AFD. Auch negative PR ist PR. Oder: Ist der Ruf erst ruiniert, polemisiert es sich völlig ungeniert. Da steht die Zielgruppe drauf. Die feixen, wenn die anderen „nicht mehr können“.
In dem Kontext ist 26 niedlich: Der Meinungskorridor ist größer denn je. Man sieht nur die anderen „Spuren“ innerhalb des Korridors nicht, erst recht nicht die Gegenfahrbahn. ARD macht CDU-Wahlkampf, weil es sich in der ARD-Zielgruppe verkauft (z. B. Marktanteile im linearen TV als eine [äußert fragliche] Kenngröße).
Die AFD lotst Ihre Zielgruppe weg von anderen „klassichen“ Medien („Hör auf mich, glaube mir!“) und lässt sie dann von der „eigenen“ (Unverschämtheit!) Propagandamaschine bespielen, von Compact bis NIUS, aber natürlich auch über die eigenen SM-Kanäle.
Wer AFD wählt, guckt keine ÖR, weil die ÖR nicht das sagen, was diese Zielgruppe hören will. Man sucht sich aus, was man glauben möchte. Wir alle, nicht nur AFD-Wähler. Und Marketer wissen das zu instrumentalisieren – Wenn das Produkt eine Sache zum Kaufen ist, halb so schlimm – Wenn es politische Agitation ist … naja.
Den Prozess beobachte ich momentan an mir selber bei der Atomkraft-Frage.
Fast schon max-frische Züge. Sehr schön!
60. Würde es wirklich helfen mehr darüber zu berichten, was wir – als Demokraten in Europa – schon alles zusammen geschafft haben?
61. Was sind die größten Erfolge, welche wir gemeinsam mit der EU geschafft haben?
Zu Frage 3: Ja.
Erstens ist es nicht Aufgabe der Medien, für bestimmte Wahlergebnisse zu sorgen, und zweitens sollten unterschiedliche Medien ja unterschiedliche Meinungen haben, also wer würde dann festlegen, _welche_ Wahlergebnisse es zu erreichen oder zu vermeiden gilt?
Drittens: sollten Medien nicht einfach wahrheitsgemäß berichten? Falls ja, ist die Frage, wie man berichtet, bereits beantwortet.
Und viertens, dieses Wechselbad von Kritik und Verharmlosung, dass manchmal veranstaltet wird, ist so oder so nutzlos; also wäre die Antwort auf Frage 2: So jedenfalls bestimmt nicht.
Frage 8: Nur nach fristgemäßen Antrag (>8 Wo) und positiven Bescheid der genehmigenden Behörde. Positiver Vorbescheid ist _nicht_ ausreichend.
Frage 56: Fahrradfahren jedenfalls nicht.
1. Sind Sie heute auch so müde wie wir?
Gefühlt: Ja.
2. Wie müssten Medien über die AfD berichten, damit sie weniger gewählt wird?
Sachkundig.
3. Oder ist das die falsche Frage?
Gibt richtigere Fragen.
4. Haben die etablierten Medien die Politik der Ampelparteien zu wenig kritisiert?
Etabliert bei wem?
5. Oder, im Gegenteil, zu heftig draufgeschlagen?
Seit wann ist Draufschlagen das Gegenteil von „Zu wenig kritsieren“?
6. Wie viel Ampel-Hass beruht auf tatsächlichen Entscheidungen der Regierungskoalition, wie viel auf Schlagzeilen über „Dauer-Streit“?
Kommt darauf an, wieviel Zeit einem die Rotphase lässt.
7. Gab’s eigentlich eine Wahlparty in der Pony Bar und wieso hat noch niemand die Videos davon veröffnetlicht?
An Wahltagen sind 85% der üblichen Pony-Bar-Gäste in der Nähe ihres Wahlbüros, also hunderte von Kilometern südlich von Sylt. Die anderen 15% sind entweder Nichtwähler (würden daher keine Wahlparty feiern) oder Briefwähler (zu faul zum Feiern)
8. Darf man überhaupt noch lustige Fragen stellen?
Wo käme man da hin?
9. Hat sich Tom Buhrow schon entschuldigt?
Bestimmt, aber man weiß nicht für was und bei wem.
10. Warum hören und lesen wir so oft von „Protestwählern“, wenn 70 Prozent der AfD-Wähler:innen sagen, dass sie die Partei wegen ihrer politischen Forderungen wählen?
Weil in Deutschland Stammtischargumente immer schon ernster genommen wurden, als der Druck der Straße.
11. Berichten Medien genug über die Themen, die Menschen zur AfD treiben?
Thermen statt Themen! Schon wären alles zufrieden.
12. Oder zu viel?
Oder in falscher Weise?
13. Oder in falscher Weise? #
Jetzt wird’s albern.
14. Kaufen Menschen die NZZ, um am Tag nach so einer Wahl die „Analyse“ zu lesen: „Das Problem ist der Kanzler“?
Auch.
15. Hat es Ulf Poschardt dieses Mal zur Wahl geschafft?
War der nicht auf der Wahlparty in der Pony Bar?
16. Wie viel Mitschuld trägt Julian Reichelt, so allgemein?
Mietschuld schreibt man mit langem i.
17. Welche Medien würden Sie konsumieren, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?
Ist nicht immer Sonntag, wenn gewählt wird?
18. Welche Art von Journalismus hilft gegen Populismus?
Der Wahrgenommene.
19. Würde es helfen, wenn der „Stern“ endlich die Höcke-Tagebücher veröffentlicht?
Dem „Stern“ hülfe das bestimmt.
20. Was bringt es, vor „Rechtsextremismus“ zu warnen, wenn dieses Label über 80 Prozent der AfD-Wähler:innen gar nicht abschreckt?
Den Warner bringt es einiges.
21. Was bedeutet es für die AfD-Berichterstattung, wenn Menschen die Partei möglicherweise extra wählen, weil sie „dämonisiert“ wird?
Dass Exorzismus ein unterschätztes Handwerk ist.
22. Warum sollten AfD-Wähler:innen Medien konsumieren, die sie als ihre Gegner empfinden?
Know your enemy!
23. Wird Landolf Ladig MDR-Intendant, wenn Björn Höcke bei der Landtagswahl in Thüringen gewinnt?
Wer ist das?
24. Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk für alle da ist, muss er dann auch die politischen Präferenzen der AfD-Wähler:innen widerspiegeln, insbesondere in den ostdeutschen Ländern, wo die AfD stärkste Partei ist?
Was seinen journalistischen Anteil und den Bildungsauftrag angeht, selbstverständlich. Inwieweit „Widerspiegeln von Präferenzen“ über Umfrage und Wahlergebnisse hinausgehen sollte, ist wohl auch eine Frage des journalistischen Handwerks.
25. Ist es ein Problem, wenn die Positionen einer sehr großen Zahl von Wähler:innen – zum Beispiel zu Russland – in den Medien nur absolute Minderheitenpositionen sind?
Bildungs- und Informationsauftrag ist nicht das selbe wie eine Repräsentationspflicht. Aber Positionen aus Angst vor ihnen zu ignorieren, das wäre ein Problem.
26. Muss der sogenannte „Meinungskorridor“ breiter werden?
Nach dem dritten Bier geht so einiges. Ansonsten: Alles kann, nichts muss.
27. Was bedeutet es für die Berichterstattung von Lokalmedien, wenn in einer Kommune die AfD die stärkste Kraft ist?
Wer sich ernsthaft journalistisch betätigt, ist politisch unabhängig. Wirtschaftlich auch. In der Therorie, zumindest. Respekt an alle, die sich bemühen, das durchzuhalten – unangängig von den politischen Kräfteverhältnissen.
28. Hat Rainer Wendt schon bei „Welt“ das Wahlergebnis analysiert?
Wer liest denn schon die „Welt“?
29. Wie viel Einfluss haben Medien überhaupt darauf, wie Menschen wählen?
Bitte Bedeutung des Wortes „Medium“ googeln. Und sich dann eine Demokratie ohne Medien vorstellen.
30. Überschätzen wir diesen womöglich?
Womöglich.
31. Und welchen Einfluss sollten sie haben?
Siehe: „A Woman Under th Influence“ von John Cassavetes.
32. Erreichen Journalist:innen mit ihrer Politikberichterstattung irgendwen unter 25 Jahren?
Klar.
33. Tun wir das bei Übermedien?
Sicherlich.
34. Nutzen die 16 Prozent der Unter-25-Jährigen, die die AfD gewählt haben, die gleichen Medien wie die, die demokratische Parteien gewählt haben?
Bestimmt. Aber Inhalte spielen möglicherweise auch eine Rolle.
35. Haben klassische Medien im Wettbewerb mit TikTok und Co. sowieso schon verloren?
Wettbewerb? Was gibt es zu gewinnen? Aufmerksamkeit? Schulnoten? Spaß? These: Die „klassischen Medien“ haben vor allem durch mangelnde Selbstkritik und den Drang zur Besitzstandswahrung verloren.
36. Oder machen wir es uns zu einfach, wenn wir den sozialen Medien die Schuld an allem möglichen geben?
Nein, jemandem die Schuld an allem möglichen zu geben, ist niemals zu einfach. In keinem einzigen Fall. Unvorstellbar. Ausnahme: die geschriebene Ironie. Die ist immer schuld.
37. Müssten wir als Medienmagazin viel mehr kritisch über TikTok berichten?
Wenn’s hilft.
38. Was sagt Checker Tobi dazu, dass so viele junge Leute die AfD gewählt haben?
Check!
39. Was bringt es, wenn Journalist:innen jetzt wieder symbolisch in „AfD-Rekorddörfer“ fahren, um die Leute da zu beäugen?
Wenn es sie noch gibt: den örtlichen Hotels und Gastronomen einiges.
40. Oder müssten Journalist:innen noch viel öfter in „AfD-Rekorddörfer“ fahren, um den Leuten da Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen ernsthaft zuzuhören?
JournalistInnen sind keine PolitikerInnen. Auch keine SozialarbeiterInnen oder Beichteltern.
41. Müssen wir Paul Ronzheimer in den Osten schicken?
Das schickt sich nicht.
42. Wann hört die AfD auf, sich als arme, von Medien verfolgte Opferpartei zu beweinen?
Wenn sie reicher wär?
43. Merken AfD-Wähler:innen eigentlich, was für ein Geheule das ist?
Merkwürdige Frage, aber irgendwie passend für ein Land, desse Kanzler politische Entscheidungen als „Doppelwumms“ verkauft.
44. Wer hängt sich ernsthaft solche Plakate auf?
Würden scherzhaft aufgehängte Plakate einen Unterschied machen?
45. Sollten Medien die AfD aktiv bekämpfen?
Siehe Antwort 29, erster Teil.
46. Oder wenigstens mit aller Kraft für die Demokratie kämpfen?
Siehe Antwort 45.
47. Aber was würde das konkret bedeuten?
Siehe Antwort 46.
48. Brauchen wir mehr oder weniger Haltung im Journalismus?
Wer ist eigentlich „wir“?
49. Wie vielen Menschen ist Pressefreiheit eigentlich egal?
15.398.278 (nur auf Deutschlandbezogen)
50. Warum hörte sich viel Wahlberichterstattung gestern so an, als ginge es vor allem um einen „Stimmungstest“ für Deutschland?
Warum war das Wort „Ampel“ im Wahlkampf so präsent?
51. Und nicht darum, über die Zusammensetzung des Europäischen Parlamentes zu entscheiden?
Bitte Nico Semsrott fragen.
52. Was wäre anders, wenn es mehr Medien gäbe, die für ganz Europa berichten würden?
Was wäre, wenn alle in Europa die gleiche Sprache sprächen?
53. Wissen wir selbst genug über Europa? (Wie viele Fraktionen hat noch gleich das Europäische Parlament?)
Ach aus diesem Geist kommt die Frage „Wer war der Kanzler der Einheit“ im deutschen Einbürgerungstest…
54. Was lässt sich aus der Europawahlberichterstattung für die Wahlen im Herbst lernen?
Nix.
55. Dürfen Medien sich auf die Schulter klopfen, weil sie immerhin zu einer hohen Wahlbeteiligung beigetragen haben?
Haben sie?
56. Was darf Satire?
Nicht mehr und nicht weniger als alle anderen auch.
57. Und was fragen Sie sich?
Warum nur 57 Fragen?
Drei Fragen sind einfach zu beantworten: Frage 42: Nie. Der Opferstatus gehört zur Kernkompetenz und zum Werbekern dieser Partei. Frage 43: Nein, merken sie nicht, denn sie fühlen sich dadurch gleich gestellt: Ich armes Opfer werde von Opferpartei verstanden.Frage 44: Dieses Plakat hängt sich nicht einmal der Anbieter desselben auf😏
Nr 37: Ja
Ich möchte lösen:
„Was ist eine Suggestivfrage?“
#13 Auf dem Plakat fehlt die Regenbogenflagge.
Ich empfehle unbedingt „Faschist werden – Eine Anleitung“ von Michela Murgia. Hier wird sehr anschaulich dargelegt, dass das wesentlichen Ziel von Faschisten/Populisten ist, den Glauben an jegliche Fakten zu erschüttern, damit man am besten gar nichts mehr glaubt. Dann entscheidet nicht mehr der Verstand, sondern das Gefühl.
Ich bin sehr bestürzt darüber, wie viele selbst aus meine weiteren Umfeld einen regelrechten Hass gegen die Grünen entwickelt haben. Dieser Hass spiegelt aus meiner Sicht das Dilemma wieder. Und bei den Entstehungsgründen dieses Hasse würde ich ansetzen wollen.
Viele/die meisten Menschen wollen keine (fundamentalen) Veränderungen. Arme oder sich abgehängt fühlende Wähler wollen Teilhabe, einen Abschluss mit den gegenwärtigen Verhältnissen, ohne aber grundlegend eigenes Verhalten zu ändern. Auf der anderen Seite sind die Beharrungskräfte bei all denen, die vom bisherigen Wirtschaften besonders profitieren und insbesondere die Lobbyvereinigungen als Sprachrohre derer. (Der Bauernband wird im Zweifel ebenso wenig wie die Familienunternehmer nur die größten und mächtigsten Vertreter vertreten.)
Das Problem: Mit Argumenten kommt man kaum weiter. Deswegen sehe ich konkret das Problem auch gar nicht so sehr bei der AfD selbst, sondern viel mehr bei der CDU/CSU und auch bei der FDP, die den Glauben an positive Veränderungen permanent erschüttern. Die Angehörige der Parteien konnten über „Genderpflicht“, „Verbrennerverbot“ oder „Heizungsverbot“ fabulieren. Eine unmittelbare Einordnung, dass diese Dinge nie gefordert wurden, erfolgte in den Medien meiner Ansicht nach viel zu wenig.
Wenn heute wieder über die Einführung der Atomenergie gesprochen wird, müsste in den Medien viel häufiger eine direkte Einordnung erfolgen. Hierzu empfehle ich die Einordnung von Mycle Schneider vom „World Nuclear Industry Status Report“ (WNISR) im Klima-Labor bei n-tv. Es ist sehr witzig, wenn es nicht so ernst wäre.
Nebelkerzen werden viel zu häufig thematisiert. Da kann sich jeder an der Diskussion beteiligen. Bei Diskussionen über die Beteiligung der sehr Vermögenden an dem Umbau der Wirtschaft und hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit wird das schwieriger. Hier sollten Medien vielleicht konkrete Informationsstellen benennen. Ich lese neben ÜBERMEDIEN regelmäßig bei Lobbycontrol, FragdenStaat oder Finanzwende.
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Warum dürfen junge Leute schon wählen, während sie beim Strafrecht noch „Welpenschutz“ genießen?