Holger ruft an (136)

Geht’s noch? Weshalb haben Medien Hubert Seipels Putin-PR so gerne verbreitet?

Logo des Übermedien-Podcasts und ein Foto von Hubert Seipel und Wladimir Putin, die gemeinsam in Seipels Buch, eine Putin-Biografie, schauen.
Moskau, 2016: Hubert Seipel (l.) übergibt Putin sein Putin-Buch Foto: IMAGO / ITAR-TASS

Hubert Seipel ist Journalist, Filmemacher, Publizist, Grimme-Preisträger, Gewinner des Deutschen Fernsehpreises – und er ist der Mann, der von Medien gerne eingeladen und befragt wurde, wenn es um den russischen Präsidenten Wladmimir Putin ging: Knapp 100 Mal habe er Putin getroffen, sagt Seipel. Er hat Bücher über ihn geschrieben, lange Dokumentarfilme gemacht, die in der ARD liefen und in vielen anderen Ländern, und Seipel war immer wieder in Talkshows zu Gast, um Russland zu „erklären“.

Nun haben das ZDF und der „Spiegel“ enthüllt, dass Seipel mindestens 600.000 Euro für zwei Bücher über Putin von einem russischen Oligarchen bekommen hat. Seipel räumt das auch ein und verweist auf einen Passus im „Sponsorenvertrag“, nach dem er keinerlei Verpflichtungen eingegangen sei, was den Inhalt der Bücher betreffe. Aber reicht das? Und ist es überhaupt möglich: So viel Geld zu kriegen und trotzdem unabhängig zu bleiben?

Die Osteuropa-Historikerin Franziska Davies hat Seipel und seine Publikationen schon vor Jahren kritisiert. In der „Süddeutschen Zeitung“ schrieb sie etwa über Seipels Buch „Putins Macht“, der Autor inszeniere Putin „als einen nachdenklichen, besonnenen, vom Westen stets missverstandenen Politiker“. Eine „kritische Analyse von Putins Rhetorik und seiner Politik“ bleibe vollständig aus. Und: „Das Verletzen journalistischer Mindeststandards und das Messen mit zweierlei Maß zieht sich durch das ganze Buch.“

Dass Seipel Geld aus Russland bekommen hat, überrascht sie nicht.

Aber wenn das alles so problematisch war, auch ohne Kenntnis der Zahlungen: Wieso wurden Hubert Seipels Filme trotzdem gesendet, seine Bücher trotzdem publiziert? Welche Fehler haben Medien gemacht? Und wie steht die Wissenschaft dazu? Darüber spricht Holger Klein im Übermedien-Podcast mit der Osteuropa-Historikern Franziska Davies.

Die ganze Folge „Holger ruft an … wegen Hubert Seipel“ hören Sie hier:

(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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3 Kommentare

  1. @Luhmann_Ultra

    Ich höre Davies auch immer gerne beim Ostausschuss der Salonkolumnisten. Ein Podcast mit Experten für Osteuropa, die in jeder Folge jemanden einladen, der auf einem bestimmten Untergebiet noch mal expertiger ist als die anderen.

  2. Der Einleitungstext fragt, wieso „seine Bücher trotzdem publiziert“ wurden. Autor: „Übermedien“. Ich hoffe sehr, dass die Übermedien-Redaktion nicht ernsthaft hinter der Forderung steht, dass Putin-Fans in Deutschland keine Bücher mehr publizieren können sollen, sondern dass damit die Kritik daran gemeint ist, dass sich ein renommierter seriöser Verlag dafür hergegeben hat.

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