Vergleich erklärt

Darum rückt Jan Böhmermann Liberale in die Nähe von RAF-Terroristen

Jan Böhmermann mit FDP-Logo im RAF-Stil
Screenshot: ZDF

Seit mehreren Tagen herrscht Aufregung, weil Moderator Jan Böhmermann in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ Liberale in die Nähe von RAF-Terroristen gerückt hat. Es handelt sich um Satire. Sie soll kritisieren, wie leichtfertig Klima-Aktivisten in die Nähe von RAF-Terroristen gerückt werden. Böhmermann zeigt durch einen absurden Vergleich, wie absurd der andere Vergleich seiner Meinung nach ist.

Gern geschehen.

19 Kommentare

  1. Fairerweise könnte man aber schon mal schreiben, dass die meiste Aufregung wegen des Fahndungsplakat war.
    Das war zwar immer noch übertrieben, aber schon ein Unterschied.

  2. @butterchicken:
    War das Fahndungsplakat übertrieben?
    Oder die Aufregung um das Fahndungsplakat?
    Das wird aus Ihrem Post nicht ganz deutlich.

  3. @1 (butterchicken):
    Das ist satirische Überspitzung. Könnte man darauf kommen.

    Andere Sache: Wer trägt denn für dieses hervorragende und so ausführliche Erklärstück hier bei Übermedien die Verantwortung?

  4. @4
    Richtig, so einfach ist es nicht.
    Es ist ein Skandal, die Aktivisten mit Mördern zu vergleichen.
    Dass dieser Skandal dann nur durch eine Satire in den Medien kommentiert wird, die aufzeigt, wie absurd dieser Skandal ist, das kann einfach nicht reichen.
    Da müsste noch viel mehr kommen und vor allem müssen sich die FDP und Springer und Union und auch Teile der SPD und viele andere öffentlich Entschuldigen.

  5. @Butterchicken
    Das finde ich großartig an Böhmermanns Stück. Dass es wirklich auf jede Kritik schon eine passende Antwort aus der WeLT-Gruppe gibt.
    Hier ist es das „Text gelesen“, das Poschardt und Co unter jede Kritik an ihrem Clickbait kleben.

  6. @Andreas Kunkel:
    Doch, genau SO einfach ist es.

    Ich warte jetzt auf eine Sendung, die Springer-Bücklinge und ihre Arbeit für die #NieMehrCDUCSU offen legt.

  7. Bisher konnte ich die Art und Weise wie Böhmermann seine Stücke aufbaut immer nachvollziehen. Nicht immer gut heißen, aber das muss ja auch nicht sein.

    Dieses Mal bekomme ich persönlich keinen Zugang. Sitze ratlos vor YouTube und frage mich was ich nicht kapiere.

    Und auch wenn die Erklärung hier durchaus eine Spur legt, so habe ich immer noch weit aus mehr kritische Fragen zu Art und Weise sowie Stil und Zweck, dass ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr rauskomme.

    Ist vielleicht ein wenig wie bei der Kunst. Da steh ich auch manches mal davor, finde keinen Zugang und frage mich ob das evtl. auch einfach weg kann.

  8. Habe ich das richtig verstanden? Böhmermann sagt, die FDP stände den RAF-Terroristen nahe wie die Klima-Kleber, nämlich fern.

  9. @ #8: Genau, alles was man nicht versteht, einfach weg.

    Ich verstehe nicht, wie man diese Satire nicht verstehen kann. Erst recht mit Erklärung von hier. Ich fand sie handwerklich auch eher schlecht gemacht, aber sie hat das gemacht, was sie sollte: Dem scheiß Lager- und Kampagnenjournalismus von Springer den Spiegel vorhalten.
    Der scheint nur schon so erfolgreich zu sein, dass man die Satire nicht mal mehr erkennt. „Hä wieso, haben doch recht, sind doch Terroristen … Darf man jetzt schon nicht mehr Klimaaktivisten Terroristen nennen? Meinungsfreiheit!“
    Und schon ist der Diskurs wieder ein Stück weiter nach rechts gerückt.

  10. Die Wein-Recherche war fehlerhaft, die Waldorf-Recherche hat wenig neues zu Tage gefördert & die RAF-Plakataktion ist nun sicherlich kein Highlight satirischer Medienkultur. Aber Schwächen in der Redaktion darf man auf jeden Fall benennen, denn mit „Satire darf alles“ kommt man dann eben auch mit handwerklich schwächeren Themen immer durch. Es ist zudem 2022, d.h. bis in fast alle Ewigkeit wird Kritik an Nuhr oder ähnlichen Projekten jetzt mit „aber den Böhmermann muessen wir ja auch bezahlen/ertragen“ abgetan…wie gesagt, soll er alles machen, sollen die Fanboys und -girls auch alles Bombe finden, aber fuer mich lässt die Qualität seiner Beiträge gerade deutlich nach

  11. #12
    Ja, die Qualität lässt unter Investigativ-Gesichtspunkten vielleicht nach. Aber dafür war die RAF-Nummer sehr lustig. Und bei Jan Rio Böhmerreiser am Schluss musste ich echt zweimal hingucken. Im ersten Moment habe ich gedacht, alte Aufnahme – aber wieso singen die von Themen, die es 1974 noch gar nicht gab?

  12. @12 Ja, bin schon einig, dass mich die letzten Folgen auch nicht gerade vom Hocker gerissen haben. Aber das sind ja jetzt zwei paar Schuhe, wie lustig man das findet bzw. dass man begreift, dass es natürlich nicht ernst gemeint ist und im Kontext der ernst gemeinten RAF-Vergleiche bzgl. der letzten Generation ist.
    Hat ja nichts mit „durchkommen“ zu tun, denn allzu schlimm und skandalös ist das Plakat jetzt gerade nicht.
    (Als Ostdeutscher, der in den 80ern geboren wurde, sehe ich das Thema RAF aber vielleicht auch deutlich distanzierter als andere.)

  13. @ 15
    Weil man mittlerweile alles erklären muss,sei es auch noch so offensichtlich. Ansonsten werden doch sofort Behauptungen aufgestellt was der/die gemeint hat, ein Shitstorm bricht los, die Verantwortlichen müssen sich erklären und nach wenigen Tagen/Wochen ist der Spuk wieder vorbei. Was beim Großteil hängen bleibt ist das Zeug aus dem Shitstorm. Dinge worüber man sich schnell und einfach entrüsten kann.
    Hab ja immer gedacht, viele von denen hätten wirklich Probleme das richtig zu verstehen. Mittlereweile glaube ich die verstehen absichtlich falsch. Absichtliche Shitstorm-Heraufbeschwörung. Sei es um Menschen/Gruppen zu diffamieren, gegeneinander aufbringen oder nur die sprichwörtliche Sau durchs Dorf treiben um von anderen Dingen abzulenken.

    Ich glaube auch viele Menschen drehen langsam durch. Die kommen mit dem Druck der Dauerkrisen (Corona, Ukraine, Klimawandel) nicht klar.

  14. @16: Ganz Ihrer Meinung, bis auf den letzten Satz. Über Dauerkrisen hat man sich schon in den 90ern beschwert, Arbeitslosigkeit, Neonazis im Osten, Kosovo-Krieg, etc.
    Des Pudels Kern ist ja, dass sich News über Krisen besser verkaufen, als News über Dinge, die eigentlich ganz okay sind.

    Das Problem ist ja eher die Medienkompetenz:
    Wieso habe ich 2 Jahre lang Inzidenzzahlen aus anderen Ländern „beobachtet“? Was hatte ich davon, außer mich über Dinge aufzuregen, die mich a) nicht betreffen und b) die ich so oder so nicht ändern kann?
    Wer verbreitet eigentlich die „Dauerpanik“? Entsteht diese durch die Berichterstattung über etwas oder aus der Dramatisierung derjenigen, die daraus einen politischen (oder anderen) Vorteil ziehen wollen?

    „Solange die AfD noch ein bisschen instabil ist […] müssen wir dafür sorgen, dass es Deutschland schlecht geht. “ – Christian Lüth

    Das Ganze ist Zielgruppenansprache für Dauererregte, die sich über Dauerregung anderer erregen.

  15. Es ist immer wieder faszinierend, wie radikal Böhmermann in Blitzesschnelle (mit Satire) Dinge auf den Punkt bringt.
    Man muss mit ihm nicht immer einer Meinung sein, aber wie er den Finger (fast ohne Luft zu holen) immer wieder an der passenden Stelle in die Wunde legt, zeugt von hoher sprachlicher, gut recherchierter und engagierter Qualität.

  16. Auch bei Böhmermann sind wir uns einig, Antje. Man kann sich sicherlich darüber streiten, ob jede Sendung gleich gut ist, wobei auch ich es unglaublich gut finde, wie er jedes Thema aufgreift und was er draus macht. Tatsächlich finde ich es überraschend, das er so sehr missverstanden oder gar gar nicht verstanden wird. Dies ist eine Satiresendung, keine Doku. Er macht also nicht das gleiche wie Panorama oder ähnliche Formate. Aber ihm Schlampigkeit oder Ähnliches vorzuwerfen, finde ich schon überzogen. Allerdings ist es auch sein Ziel, zu irritieren und zu ärgern. Böhmermann rocks! Und zu #16 umd #17, ja genau, dies entspricht auch meinem Gefühl, alles wird sofort skandalisiert, wir sind zurück zum Schwarz/ Weiss Denken. Und Polarisierung erzeugt Clicks für das pervertierte Mediensystem, die sie Dauerkrise in unseren Köpfen zementiert, die uns wiederum immer weiter polarisiert. Dabei noch einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht provozieren zu lassen wird immer schwerer. Aber ich möchte meinen Optimismus nicht verlieren, das wir da auch wieder rauskommen.

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