Wochenschau (19)

Die unbändige Wut Erwachsener auf Jugendliche, die sich engagieren

Die größte Ironie der vergangenen Woche war für mich, dass vornehmlich erwachsene Männer, gestandene Herren, gebildete Publizisten sich wie Kinder aufführen, wenn Jugendliche zu viel Aufmerksamkeit bekamen. Teenager haben wenigstens eine gute Ausrede, sich unreif zu verhalten. Warum fühlen sich erwachsene Autoren in ihrem Ego von der Jugend so sehr bedroht, dass sie jede Fassung verlieren?

  • Die sechzehnjährige Umweltaktivistin Greta Thunberg wird als „verhaltensgestört“ und „Baby-Jeanne d’Arc“ desavouiert, weshalb man sie nicht ernst nehmen brauche.
  • Die freitags für Klimaschutz protestierenden Jugendlichen werden als schulschwänzende Lümmel runterpaternalisiert.
  • Das Engagement der jungen Erwachsenen vom Parkland Shooting und ihrer Fähigkeit, sich zu artikulieren, ertrugen Politiker und Publizisten so wenig, dass man eine Konspirationstheorie über Crisis-Actors kolportierte.

In allem schwingt eine furchtbare Biestigkeit und Jugendfeindlichkeit mit, als seien die Kinder-Kritiker schon als graue Männer mit Hut zur Welt gekommen.

Mit der Anmut und Überzeugungskraft eines auf der Veranda sitzenden Herren, der mit dem Gehstock wild in die Luft rumfuchtelt und von früher erzählt, konstatiert der frühere „Focus“-Korrespondent Olaf Opitz bei „Tichys Einblick“ mit Blick auf protestierende Schüler:

„Vielleicht bräuchten diese verwöhnten Bio-Kids mal einen Eis-Winter wie im Januar 1979, wo ihre Windmühlen bei Eisregen und minus 20 Grad einfrieren, Solaranlagen unter einer dicken Schneedecke liegen. Dann wird in Großstädten und ganzen Bundesländern der Strom abgeschaltet oder das Netz bricht gleich zusammen. Dann ist Schluss mit Smartphone daddeln und das Kinderzimmer wird zum Eisschrank. Für solche Erkenntnisse braucht man jedoch Lebenserfahrung. Aber die ist ja heute völlig überbewertet.“

Ah ja, die alte Weissagung des Stammes der Tichy: Erst wenn durch die angebliche Klimaerwärmung das Wetter kälter wird, werden diese Gören schon sehen, dass man Bildschirmzeit nicht essen kann.

Erschreckend persönlich wird es, wenn über die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg geschrieben wird. Man kann sich ja auch kritisch auseinandersetzen mit dem, was sie sagt, aber vermutlich spürt man sich erst nach einem guten Ad-Hominem-Angriff so richtig. Erwachsenen, kultivierten Männern scheint jede journalistische Distanz abhanden zu kommen, wenn es um Teenager und/oder Klimaschutz geht.

Der Text des früheren FAZ-Korrespondenten Thomas Rietzschel auf der „Achse des Guten“ ist mit dem folgenden Ankündigungstext versehen:

„Ein 16-jähriges Mädchen, altklug und verhaltensgestört, von Untergangsphantasien verfolgt und von der Idee besessen, die Welt retten zu müssen, wird innerhalb weniger Wochen zur Ikone einer neuen Jugendbewegung. Gestern Abend schaffte sie es an die zweite Stelle in der Tagesschau und den Tagesthemen. Die grüne Saat trägt frühreife Früchte.“

(Interessanterweise wurde derselbe Text auch von Publizist und Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel vertwittert – so eine Herabwürdigung eines Teenagers ist anscheinend derart cool, dass sie viele Quellen und Verbreiter verträgt.)

Auch „Welt“-Autor Olaf Gersemann arbeitet sich jovial wie ein Fußballkommentator an der schwedischen Schülerin ab:


„Man braucht keine seherischen Fähigkeiten, um vorherzusagen, dass die zehnte Pressekonferenz dieser Art kaum noch frequentiert werden wird und die 50. gar nicht mehr. Greta wird eine neue Message brauchen, sonst ist der Hype in nicht allzu ferner Zukunft wieder vorbei.“

Andere, erwachsene Autoren auf der „Achse des Guten“ adressieren Greta einfach direkt:

„Greta, du solltest ab sofort Freitag wieder zur Schule gehen, denn dein Aktivismus ist den Entscheidern an der Klimafront völlig wurscht. Für die bist du nur ein Kurzzeit-Maskottchen, das sie nie wiedersehen wollen, weil es ihre Kreise der Geldverteilung nur stören würde. Du warst die bemitleidenswerte Messdienerin eines perversen Klimagottesdienstes.“

Zuviel Messwein gab es vielleicht auch bei der AfD Heidelberg:

Bei „Tichys Einblick“ werden besorgte Bürger zwar ernst genommen, eine Sechzehnjährige allerdings eher nicht so:

„Und so ist die schwedische Neuntklässlerin zu einer Baby-Jeanne d’Arc im Einsatz gegen den Klimawandel geworden. Die Eiszeitmenschen hätten ihr wahrscheinlich auch zugejubelt im Kampf für eine schnelle Erderwärmung. Freitags ist sie nie da – in der Schule. Da schwänzte sie und hockte sich lieber wochenlang vors Parlament in Stockholm zur Demo, versteht sich. Schwänzen für die gute Sache – super! Was für ein schulisches Vorbild.“

Die Journalistin Birgit Kelle hofft auf staatliches Eingreifen:

AfD-Anhänger wollen übrigens mehrheitlich, dass Schüler fürs Demonstrationen einen negativen Vermerk im Zeugnis bekommen. Diese wilde Protestpartei!

Der Bildungsminister von Sachsen-Anhalt Marco Tullner (CDU) moderiert die Ängste der dritten Generation souverän weg. Er sagte dem MDR-Hörfunk: „Heute ist es der Klimaschutz, morgen die Angst vor dem Wolf, übermorgen der Weltfrieden. Wir werden immer Anlässe finden, wo man sich politisch artikuliert.“ Dies solle aber bitte am Nachmittag stattfinden.

„Missbrauch der Minderjährigen“

Und der oben bereits erwähnte Thomas Rietzschel hält die freiwilligen, von den Schülern selbst organisierten Freitags-Demos, wenn ich es richtig verstanden habe, für „geistige Vergewaltigung“, der Jugendliche schutzlos ausgeliefert sind, weil sie zu „verführt“ von der Medienaufmerksamkeit sind, um zu verstehen, „vor welchen Karren sie gespannt werden“, aber wahrscheinlich sind sie auch nicht schlau genug, weil das „Niveau der deutschen Schulbildung eher gering einzuschätzen“ ist.

Sein Fazit erreicht geschmeidig Eskalationslevel 3000:

„Auf diesen Missbrauch der Minderjährigen haben sich die Grünen wie alle Ideologen seit jeher verstanden, ihm bis heute nicht abgeschworen. Weiter müssen sie sich geistige Unzucht vorhalten lassen. Wie die sexuelle mag sie nicht jedes Opfer fürs Leben schädigen, eine fortwirkende Bedrohung der intellektuellen Freiheit stellt sie allemal dar.“

Warum nimmt man politische Jugendliche nicht für voll? Diese Frage möchte ich gar nicht ideologisiert wissen, die gesellschaftspolitischen Unvereinbarkeiten sind hier eher ein Nebenprodukt demographischer Verhaltensmuster: Junge Menschen sind naturgemäß Idealisten und für Veränderung, ältere Menschen traditionell für Beständigkeit und die Wahrung des Status Quo. Deswegen stellen sie den jungen Leute ihren Realismus entgegen und drosseln deren Engagement und Sehnsucht nach Wandel gerne mit dem Verdikt der Bewahrung. Da hat man hat sich jahrelang ein Wertesystem eingerichtet und ansozialisiert sowie Besitz erarbeitet und dann kommt da die übernächste Generation, ist nicht mal zwei Dekaden am Start und stellt alles, was man denkt, sagt, macht und hat in Frage. Unvereinbarkeiten, Friktionen, Panik entstehen da fast von selbst.

Aber die unrühmliche Gehässigkeit, mit der Teenagern vorgehalten wird, noch nicht genügend Erfahrung zu haben, ist derart bieder und bräsig, derart im Ton vergriffen, dass ich mich frage, ob die Kritiker nur Angst haben, ihre Errungenschaften zu verlieren oder ob noch der Unmut über das eigene Leben hinzu sickert. In jedem Vorwurf schwingt eine bittere Klage über den Stand der Dinge mit, der ein bisschen klingt wie die neurotische Projektion eigener Unzufriedenheit. Und mich fragen lässt, warum Reife und Erfahrung einen nicht cooler oder zumindest gelassener macht.

Bigotte Sorge um das zu schützende Medienopfer

Dabei darf man über Gretas Aktivismus natürlich streiten, Kritik an der Inszenierung ist berechtigt. Beobachter wähnen Eltern und PR-Strategen hinter ihren Auftritten, die sich das publizistische Interesse an der Jugendlichen zu Nutze machen. Aber eine sinnvolle Kritik an der Instrumentalisierung gezielt eingesetzter junger Aktivisten geht in den albernen Attacken auf die Schwedin komplett unter. Denn wenn sich in die behauptete Besorgtheit um einen Teenager ein persönlicher Angriff auf eben diesen Teenager mischt, scheint die Sorge um das zu schützende Medienopfer bigott.

Als positives Beispiel sei hier der Beitrag von „Dr. Deutsch“ bei den „Salonkolumnisten“ genannt, mit dem ich nicht in allem einverstanden bin. Er schafft es aber als einer der wenigen Kommentare, sich differenzierter mit einer möglichen Instrumentalisierung der Schülerin auseinanderzusetzen, ohne ins Verlachen ihrer Person einzustimmen.

Problematisch am Sarkasmus-Sound der Alten ist, was er jungen Lesern, Zuschauern und Zuhörern vermittelt: Kinder und Jugendliche, die sich in den Medien politisch artikulieren möchten, können nur verlieren.

Zeichnet sie juveniler Übermut aus, der Affekt und Impuls vor Erfahrung und Expertise setzt, wird ihnen vorgeworfen, nicht gebildet oder kompetent genug zu sein. Ihren wird nicht zugestanden, sich sinnvoll über Themen zu äußern, die gerade junge Menschen ganz besonders betreffen, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und Waffenregulierung. Die Botschaft: Ihr habt keine Ahnung, also ist eure Stimme nichts wert.

Sind die Jugendlichen indes zu gut vorbereitet, zu schlagfertig, zu talentiert im Umgang mit den Medien und können ihr Anliegen wirkungsvoll und fundiert artikulieren, gelten sie als altklug, vorlaut, berechnend. Dann echauffiert man sich über ihre Reflektiertheit, Selbstsicherheit und die Professionalität, mit der sie die ihnen zugeteilte Aufmerksamkeit nutzen. Solchen Jugendlichen können ja nur an den Fäden von Erwachsenen hängen, die die leicht formbaren Opfer für politische Zwecke einspannen. Denn jeder weiß doch, dass es jahrelange Routine und Übung braucht, um zu wissen, was man will und dann mindestens nochmal die selbe Zeit, um es in ganzen Sätzen kommunizieren zu können.

Es ist bemerkenswert, wie streng Kritiker mit jungen Menschen ins Gericht gehen. Selbst vor dem Gesetz werden die Taten von Teenagern und jungen Erwachsenen an ihrem Alter und ihrer Reife gemessen, aber bei politischen Statements sind die volljährigen Kommentatoren schonungsloser, legen die Schablone ihrer eigenen Silhouette um die Jungen, und lachen dann, wenn diese sie noch nicht ausfüllen können – oder wollen.

Wir sind oft peinliche Schablonen, warum sollte man so kindisch werden wollen wie wir?

60 Kommentare

  1. Wunderbarer Artikel! Und vor allem so zeitlos. In 2.000 Jahren werden Erwachsene sich ebenso über Jugendliche lustig machen wie sie es vor 2.000 Jahren gemacht haben.
    Falls es die Autorin tröstet, wenn sich Jugendliche nicht gegen den Klimawandel, sondern bspw. für Trump aussprechen, wird ihnen auch nicht zugestanden, sich sinnvoll äußern zu können.

    Insofern ist es zwar unfair, aber wenigstens nicht einseitig unfair.

  2. Nicht dass ich hier wieder alte Männer dissen möchte, aber was soll da kommen außer »peinlichen Schablonen«? Tichy und Broder (sowie die ihren Plattformen verbundenen Schreibkräfte) sind die Statler und Waldorfs der heutigen Zeit. Zu jedem Thema Geblöke aus der Grantel-Loge. Leider ohne den Esprit des Originals. Sonst wär’s ja halbwegs erträglich.

  3. Mandy Meyer aus Chemnitz demonstriert montags gegen die Islamisierung Ostdeutschlands, dienstags für ein besinnungsloses Grundeinkommen, mittwochs für den Erhalt der sächsischen Rasse und donnerstags für die freie Fahrt für Deutsche auf Autobahnen. Immer vormittags, wenn Schule ist. Freitags geht sie zur Schule, aber da sind ihre Klassenkameradinnen und Lehrer auf der Klima-Demo.

  4. @Anderer Max:
    Z.B. von Kommentator*in Elvenpath im Kommentarbereich nebenan Nr. 34:
    „Diese Jugendlichen sind religiös-evangelikal indoktriniert. Man kann ihnen noch zugute halten, dass sie nur instrumenatlisiert wurden.“
    Merke: Wenn Jugendliche anderer Meinung sind als man selbst, ist das Indoktrination und Instrumentalisierung. (Vermutlich soll das heißen, dass man sich nur ärgert, die fraglichen Jugendlichen nicht selbst indoktriniert und instrumentalisiert zu haben…)

  5. Altersdeskriminierung und auch noch einer Minderheit, der Minderjärigen.
    (ca. 14 Mio. von ca. 83 Mio., also ca. 16%, dann muss man noch die ganzen zu jungen Kinder abziehen, die nicht allein demostrieren gehen können. Nur von den 80 bis 100 Jährigen gibt es noch weniger, deren Gruppe wächst, wenn ich das richtig sehe.)

  6. Ist doch ganz simpel, das Muster. Wenn einem Kritik ned passt, am Besten den Kritiker diskreditieren, schon kann man sich die Diskussion sparen. Und das geht bei Jugendlichen halt einfach mit dem „was wisst Ihr schon“ und „Ihr seid eh nur verzogene Gören“.

  7. es ist keine Jugendfeindlichkeit, es ist:
    – einerseits die Scham, dass man selbst seine jugendlichen Ideale vergessen und verraten hat
    – das Wissen, dass die Mehrheit der Demonstranten in 10 bis 20 Jahren ebenso ihre heute vorgetragenen Ideale vergessen und verraten haben werden

    Jugendliche sind tatsächlich unreif und unfertig. Schützen wir sie doch auch etwas und geben Ihnen nicht zu viel Aufmerksamkeit, damit sie sich in Zukunft nicht schämen müssen.

  8. Ich hatte eigentlich gedacht, diese Webseite heißt „Über Medien“ und nicht „über meine Meinung“.
    Wenn über das Phänomen der protestierenden Jugendlichen berichtet wird, dann sollten nicht nur die grantelnden „alten, weißen Männer“ angegriffen werden, man sollte auch die begeisterte und schon ehrfurchtsvoll zustimmende andere Seite der Medienlandschaft betrachten.
    Die Fragen, die sich mir hier stellen, sind
    – Werden hier Jugendliche vielleicht für politische Zwecke instrumentalisiert, warum ist die Vielfalt an Meinungen, die ansonsten in der Bevölkerung schon beobachtet werden, bei den Jugendlichen unsichtbar?
    – Greift die öffentlichkeitswirksame Show der Protestler nicht zu kurz? Wo bleibt die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Jugend, gerade in Hinblick auf die Frage, worauf sie denn verzichten würden, um so etwas wie Klimaziele zu erreichen.

    Gerade die Einseitigkeit der Berichterstattung über das Phänomen macht mich misstrauisch und lässt mich vermuten, dass hier (wieder einmal) eine Manipulation der Öffentlichkeitsmeinung durch Medien im Gang ist.

  9. @8: Und am Besten schützt man die Jugendlichen durch Beleidigen, Abkanzeln und Diskreditieren? Darum gehts in diesem Artikel nämlich…

  10. „warum ist die Vielfalt an Meinungen, die ansonsten in der Bevölkerung schon beobachtet werden, bei den Jugendlichen unsichtbar?“

    Ist sie nicht. Siehe zuletzt die Debatte um junge Trump-Fans. Es ist nicht die Einseitigkeit der Berichterstattung, die man kritisieren sollte, sondern die Selektivität von Beiträgen wie Ihrem, der alles aussortiert, was ihm nicht in den Kram passt.

  11. Greta wurde zu einem Symbol wie Malala aus Pakistan. Malala wurde von islamischen Fanatikern fast getötet, weil sie zur Schule ging. Jetzt tritt sie für das weltweite Recht auf Bildung für Mädchen ein.
    Greta tritt dieses Recht auf Bildung mit Füßen, weil sie dazu aufruft, einen von fünf Schultagen ausfallen zu lassen. Als ob man nicht außerhalb der Schulzeit demonstrieren könnte.

  12. Natürlich kann man in der Freizeit demonstrieren, aber da würde es niemanden interessieren. Es erregt doch nur Aufmerksamkeit, weil es in der Schulzeit passiert.
    Wozu soll man zur Schule gehen, wenn die Erde in 30 Jahren zerstört ist, alle ertrunken oder mit irgendwas vergiftet sind? (Das ist natürlich etwas extrem ausgedrückt, aber insgesamt trifft das die Stimmung, finde ich.)

    Wenn die Lokführer in ihrer Freizeit demonstrieren würden, interessiert es ja auch niemanden. Sie müssen in ihrer Arbeitszeit streiken, damit alle mitbekommen, dass es denen ernst ist, möglichst viele Leute aufmerksam werden und sich auch für die Ziele aussprechen .

  13. „Greta tritt dieses Recht auf Bildung mit Füßen, weil sie dazu aufruft, einen von fünf Schultagen ausfallen zu lassen. “

    Das ist so, als würde man behaupten, man träte das Recht auf Meinungsfreiheit mit Füßen, weil man seine Meinung nicht sagen will.

    Ganz ehrlich: ist es sehr anstrengend, immer alles ins Negative zu spinnen, notfalls mit den Mitteln des Absurden? Das Recht auf Bildung ist eben genau das, ein Recht. Die Schulpflicht ist ein ganz anderes Thema, aber die haben Sie ja nicht angesprochen.

  14. »Als ob man nicht außerhalb der Schulzeit demonstrieren könnte.«

    Genau! Und bitte auch nicht während der Kehrwoche. Wo kämen wir da hin? Gott sei Dank hat sie nicht dazu aufgerufen, Reli blau zu machen. Der Vatikan drehte am Rad.

  15. @11
    Wie kommen sie bitte schön darauf, dass mein Beitrag selektiv wäre? Ein wenig Sachlichkeit und Begründung wäre angebracht.

    Und was die Vielfalt der Berichterstattung in den Medien angeht, so habe ich ehrlich gesagt davon in Bezug auf die Demonstrationen nichts gesehen. Ich wäre schon interessiert von Beiträgen, wo die demonstrierenden Jugendlichen sich differenziert und sachlich mit der Materie auseinandersetzen bzw. wo die Berichterstattung kritisch eingestellt ist. Ich habe allerdings nur die Medien beobachtet (außer AfD), die hier in Über Medien im Blickfeld stehen. Aber ich sehe vielleicht nicht alles. Wie wäre es mit ein paar Links über die differenzierte Berichterstattung!

  16. @3: @1: „wird ihnen auch nicht zugestanden, sich sinnvoll äußern zu können.“
    Von wem?

    „Wie fundiert und relevant die Meinung eines 14-jährigen, katholischen Schuljungen zum Thema Abtreibung sein kann, muss wohl auch jeder für sich selbst entscheiden. Muss man sich mal überlegen: Die indoktrinieren ihre Kinder, wen sie hassen sollen und karren die dann zu öffentlichen Orten, um es dort als Stellvertreter auszutragen.“
    „ich meine, dass männliche, 14-jährige Mitmenschen nicht zur Kompetenzelite gehören.“

    Frage und Zitate vom selben Foristen.

    Herr Niggemeier: Wie antwortet man auf so was, ohne dass es ohne Kontext auf unbedarfte Leser so wirkt?
    „weil da immer dieselben Leute ihre Kleinkriege austrügen. Ich weiß auch nicht, wie die darauf kommen.“

    Ehrliche Frage: Hätte ich mir die Antwort verkneifen müssen, um Ihre Bitte zu respektieren? Wo lege ich die Schere im Kopf an?

  17. „Wie kommen sie bitte schön darauf, dass mein Beitrag selektiv wäre? Ein wenig Sachlichkeit und Begründung wäre angebracht.“

    Sie meinen, weshalb ich angesichst der Tatsache, dass Sie Fakten ausblenden, davon ausgehe, dass Sie selektiv argumentieren?

    Sie verschieben ja nur den Torpfosten. Erst sagen Sie „das gibts nicht“. Auf die Falschheit der Aussage hingewiesen, sagen Sie „das genügt mir nicht“. Und dann geben Sie zu, eigentlich gar keine Kompetenz zu dem Thema zu besitzen.

    Wie wäre es damit: nur von Sachen reden, von den man Ahnung hat? Und ohne Ahnung auch keine Meinung zu haben, schon gar keine schlechte? Deal? :-)

  18. @ Symboltroll #19
    „Frage und Zitate vom selben Foristen“
    Wenn Menschen erst einmal zur „Kompetenzelite“ gehören, dürfen sie natürlich auch widersprüchlich argumentieren. Das ist dann quasi eine „Komplexitätselite“, gegen die jemand mit so „einfachen Wahrheiten“ wie dem Hinweis auf kuriose Widersprüche nichts mehr ausrichten kann.

  19. Warum das so ist, ist bei dem jungen Sloterdijk zu lesen: Kritik der zynischen Vernunft, zwei Bände, Suhrkamp/FfM. 1982ff.

  20. @19, 21: Wir waren zur Beendigung des Kleinkrieges aufgerufen.
    #3 zielte darauf ab festzustellen, dass Mycroft in #1 offensichtlich nur Meinungen in Kommentarspalten meint, die Trump-Fans „nicht zugestanden (haben), sich sinnvoll äußern zu können.“.
    Ich dachte schon, eine wichtige publizistische Instanz hätte das gesagt, denn so hörte es sich an, da der Gegenvorwurf ja von Seiten Tichy/Broder kommt.

  21. @19 nochmal direkt: Ich halte auch 14-jährige Klimademonstraten nicht für die Kompetenzelite in Sachen Klimawandel. Falls Ihnen das hilft, den Schaum vorm Mund loszuwerden.

  22. @20
    Sie haben behauptet, ich würde Fakten ausblenden. Solche Behauptungen müssen sie z.B. durch Zitate beweisen.
    Wenn sie das nicht können, sind sie nichts weiter als ein ganz normaler Hater, der nichts weiter kann als mit unbelegten Behauptungen um sich zu werfen und adHominem Anschuldigungen von sich zu geben. Ein Troll halt.

    Ich bleibe dabei: Die Berichterstattung in den normalen Medien ist zu diesem Thema einseitig. Ich habe dazu schon einiges gelesen. Vielleicht irre ich mich, ich kann ja nicht 24/7 Medien beobachten, aber dazu bräuchte ich schon Belege.
    Denn das, was ich bislang gelesen habe, war einseitig. Auch hier in „Über Medien“ wurde bei dem Thema einseitig berichtet.

  23. „@20
    Sie haben behauptet, ich würde Fakten ausblenden. Solche Behauptungen müssen sie z.B. durch Zitate beweisen.“

    Ich hatte Sie beispielhaft auf die Berichterstattung zwischen den jugendlichen Trump-Fans und den Ureinwohner hingewiesen. Stehen jugendliche Trump-Fans nicht für „eine Vielfalt an Meinungen“?

    Insofern irritiert mich, dass Sie nach Nennung des Belegs diesen Beleg so penetrant einfordern.

    Falls Sie sich explizit auf Klimaaktivisten beziehen: Jugendliche, denen der Klimawandel wurscht ist und die darum nichts tun, sind ein schlechtes Thema für eine Berichterstattung, aber Nachrichten über Unfälle mit jugendlichen Rasern etwa finden Sie in vielen Polizeiberichten.

    Aber für mich wäre nicht ersichtlich gewesen, dass Sie sich explizit darauf beziehen. In meinen Augen haben Sie eine grob verallgemeinerte These aufgestellt und rudern nun mehr oder weniger elegant zurück, nachdem diese widerlegt worden ist.

  24. Natürlich spielt das Alter ab einem gewissen Alter eine eher untergeordnete Rolle. Es gibt junge Menschen, die vernünftig sind und solche, die dumm sind – und entsprechend verhält es sich mit älteren Menschen.
    Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass man bei jungen Menschen negative Eigenschaften mit dem Alter in Beziehung setzt, bei älteren nicht.

    Es lässt sich auch keineswegs sagen, dass junge Menschen generell politisch „uvernünftiger“ denken als ältere – beispielsweise waren es NICHT die jungen Leute, die mehrheitlich G.W. Busch und Donald Trump gewählt haben, sondern die älteren. Natürlich lassen sich auch Gegenbeispiele wo die schlechteren politischen Entscheidungen treffen; aber mir geht es hier ja nicht um die Behauptung einer Überlegenheit der Jungen, sondern nur um ein differenziertes Bild.

    Lustig wird es natürlich, wenn Leute, die nicht einmal fähig sind, sich auch nur ansatzweise sachlich mit politisch aktiven Jugendlichen auseinanderzusetzen, sich etwas auf ihre angeblich überlegene erwachsene Reife zugutehalten. Diesen Leuten seien Texte beispielsweise des Entwicklungspsychologen David Moshman anempfohlen – etwa dieser hier, aus dem ich zitiere:

    „First, adolescents are a distinct group with respect to children but not with re-
    spect to adults. Even among young teens we readily observe forms and levels of knowledge and reasoning that are rarely seen in children under the age of 10 or 11. Development beyond childhood, however, is highly variable in direction and extent. There are, to my knowledge, no forms or levels of knowledge, reasoning, or psychological functioning that are common in adults but rare among adolescents. Second, research in cognitive psychology since the 1970s shows that we are all irrational much of the time. Even as we develop rational competencies, our reasoning and behavior are subject to many forces and constraints that limit the application of those competencies. In addition to risk taking, adolescents are specifically accused of egocentrism, impulsivity, peer conformity, and present (over future) orientation. They are guilty as charged, to varying degrees, but adults of all ages show all the same tendencies, not all of which are always bad. Individual differences beyond age 12–14 are not strongly related to age. By any measure, many 14-year-olds function beyond the level of many 40-year-olds. […] We should study development when it occurs and promote it when we can, but beyond about age 12 we should not expect that knowing a person’s age will enlighten us about his or her reasoning, rationality, or psychological functioning.“
    https://jjie.org/2014/03/11/op-ed-the-teenage-brain-new-science-or-the-same-old-prejudice/

  25. Ich könnte in beiden Fällen keine wichtige publizistische Instanz“ nennen, die die jeweiligen Protagonisten explizit nur wegen ihres Alters diskreditiert hätte. *
    Tichys Einblick und „früher mal bei der FAZ“ sind für mich was anderes.
    Und ich kann auch nicht erkennen, dass Mycroft speziell eine solche anspricht. Er sprach von „Erwachsenen“.

    *Bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt. Aber mir sind in beiden Fällen eben nur „Meinungen in Kommentarspalten“ und Online-shitsurferplattformen präsent.

  26. @LLL: „Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass man bei jungen Menschen negative Eigenschaften mit dem Alter in Beziehung setzt, bei älteren nicht.“ Wenn Sie mit „älteren“ die mittleren Jahrgänge meinen, haben Sie recht. Geht es aber um die „Alten“, stimmt das nicht.

  27. Ich lese nun allenthalben, daß Menschen plötzlich auf Äußerungen von Joachim Steinhöfel anspringen. Es hat so etwas naives, als ob wir diesen Menschen nicht alle schon längst kennen würden. Es mutet so an, als wäre da irgendein Anwalt plötzlich aufgetaucht.

    Da möchte ich jedesmal laut ausrufen: Kennt Ihr den wirklich nicht? Wo wart Ihr die vergangenen 20 Jahre?

    Das im deutschen World Wide Web wohl am meisten falsch verstandene und falsch zitierte Gerichtsurteil, das berühmte Urteil des Landgerichts Hamburg, Az. 312 O 85/98, nach dem man sich angeblich von den gesetzten Links distanzieren müsse, basiert auf einer Abmahnung durch Joachim Steinhöfel.

    Günter Freiherr von Gravenreuth und Joachim Steinhövel waren die beiden öffentlichkeitswirksam schillernden Anwälte, die mit Massenabmahnungen gegen Webmaster in den 90er- und in den Nuller-Jahren das Internet in Aufruhr versetzt haben.

    Günter Freiherr von Gravenreuth war zudem auch noch intensiv in Diskussionen beteiligt im Heise-Forum und im Usenet in „de.soc.recht.datennetze“, wo er die sprichwörtlichen Nebelkerzen verteilte und die Mitleser polarisierte. Von Joachim Steinhövel schrieb Gravenreuth als „Der Kollege dollar.de“, weil Joachim Steinhövel sich unter einer Domain dieses Namens stolz präsentierte. Unter anderem ließ dieser sich auf seiner Homepage über seinen öffentlichkeitswirksamen Rechtsstreit mit Ernst August von Hannover aus sowie über seine Tätigkeit für die Media-Markt-Kette.

    Vor allem pflegte Joachim Steinhöfel das Image des Berserkers. Er liest sich als geradliniger und ungehobelter Kerl (heute würde man sagen: Alter weißer Mann) in den Männermagazinen GQ und Playboy interviewen), er nahm eine Musiksingle auf und schrieb dann über sich selbst „Jetzt macht das Arschloch auch noch eine CD“. Er polterte mit Law-und-Order-Sprüchen und politischen Meinungen herum wie seinerzeit auch Ronald Schill.

    Joachim Steinhöfel ist schon seit 20 Jahren der rechtslastige Weltvereinfacher und Sprücheklopfer, eine Art Martenstein unter den Rechtsanwälten. Da sollte man doch nicht so tun, als wäre jetzt plötzlich jemand neues auf der Bildfläche aufgetaucht!

  28. Was mich an diesem Text stört: Das Durcheinander von zugespitzten, aber treffenden Zitaten über Greta und neurechtem Schwachsinn – wodurch dann auch das Treffende in den Geruch des Schwachsinns kommt.

    Olaf Gersemann hat doch durchaus recht, dass es sich bei dem Phänomen um einen Hype handelt. In Deutschland dürfte der auch von Greenpeace begrüßte Kohlekompromiss die Zahl der Demonstranten auf einen Schlag halbieren, und in ein paar Wochen sind die Organisierten dann wieder allein. Das ist eine seit Jahrzehnten bekannte Verlaufskurve von Protestbewegungen. El Ouassil skandalisiert diese schlichte – wenn auch spöttisch formulierte – Feststellung, indem sie nur einen Zwischenschritt (AchGut) weiter einen Klimaleugner von der AfD zu Wort kommen lässt. Finde ich unseriös.

    Was den allgemeinen Vorwurf betrifft, Jugendprotest werde von Profis nicht so recht ernstgenommen – ach, Gott. Es ist doch eine uralte Nummer (18. Jhdt., Sturm und Drang, mindestens), dass junge Leute Missstände am radikalsten anprangern können, weil sie das Beharrungsvermögen der Verhältnisse noch nicht kennen. Gut, dass sie auf die Straße gehen; normal, dass die Erwachsenen mit den Augen rollen.

    Mit Diskriminierung hat das wenig zu tun, mit Generationenkonflikten schon eher: Die 60-jährigen werden mit dem Klimawandel kaum Probleme bekomme, die 16-jährigen schon. Was die 16-jährigen hier aber übersehen, sind Klassenkonflikte – es ist schön einfach, „der Politik“ oder „den Konzernen“ die Leviten zu lesen, wenn man all die Leute ausklammert, deren Lohn und Brot von klimaschädlichen Berufen abhängt. Wenn man auch deren Interessen zu wahren hat, steht man – z.B. in Brandenburg oder NRW – vor einem Dilemma. Die von Greta erwünschte Panik stellt sich dort nicht nur bei der Vorstellung ein, die Kohleverbrennung ginge weiter, sondern auch, sie hörte auf.

    Ein Kompromiss, wie ihn die Kohlekommission gefunden hat, ist dann Gold wert. Sage ich mit Anfang 40 – mit 16 hätte ich ihn als einen Verrat am Planeten und an der Menschheit empfunden.

  29. @Symboltroll, Mycroft, Anderer Max
    Bei mindestens einem von euch wackelt das Weltbild und deshalb kriegt ihr euch in die Wolle. Ich seh’s mit Erstaunen und schweige wieder.

  30. @Nr. 2 Michael Frey-Dodillet
    „Nicht dass ich hier wieder alte Männer dissen möchte, aber…“

    Schon mal in den Spiegel geguckt, junger Mann?

  31. @30: Der Artikel (nicht Sie) spricht vom „Stamm der Tichy“, was ich ziemlich gut finde. Da Sie ja den Artikel kommentieren, gehe ich davon aus, dass es um die Artikelinhalte geht.
    In meiner Wahrnehmung sollte Ihre #1 suggerieren, dass es ähnliche Vorwürfe auch von ähnlich „wichtigen“ Publizisten (besser?) auf „anderer Seite“ gegeben habe. War ja anscheinend nicht so (siehe #28).

  32. @Blinse, #33:
    Wohingegen Menschen mit festgezurrtem Weltbild bekanntlich noch nie irgendwelche Kriege angefangen haben?
    Irgendwie verstehe ich den Vorwurf nicht.

  33. @ Heinz Schnabel, 29:

    Ja, da haben Sie wohl nicht ganz Unrecht…

    @ Kritischer Kritiker:

    Ich möchte die Probleme eines Übergangs zu umweltfreundlicheren Technologien nicht kleinreden – aber es würden, wenn man es richtig macht, natürlich nicht nur Arbeitsplätze verlorengehen, sondern andere entstehen.

    „Ein Kompromiss, wie ihn die Kohlekommission gefunden hat, ist dann Gold wert. Sage ich mit Anfang 40 – mit 16 hätte ich ihn als einen Verrat am Planeten und an der Menschheit empfunden.“

    Das klingt ein wenig so (auch wenn sie es nicht wörtlich sagen) wie: 16-Jährige sind gutmeinend, aber halt noch zu unreif, um differenziert und ausgewogen denken zu können. Dazu zweierlei:

    Erstens lässt sich Ihr subjektives Beispiel nicht unbedingt verallgemeinern lässt – nicht jeder 16-Jährige ist ein radikaler Klimaschützer, und nicht jeder Über-40-Jährige wird diese Art von Kompromiss begrüßen. Höchstens mag es entsprechende Tendenzen geben.

    Zweitens stellt sich auch noch die Frage, welches Maß an „Radikalität“ bzw. „Kompromissbereitschaft“ im Fall des Klima-Schutzes angemessen ist. Ich bin in dieser Sache kein Experte, aber viele Klima-Forscher scheinen der Auffassung zu sein, dass das Überleben der Menschheit gefährdet ist, wenn nicht unmittelbar höchst radikale Maßnahmen ergriffen werden:

    Als Pläne gemacht wurden und Kommissionen gebildet wurden, als sich die Einsicht durchsetzte, dass die Verbindung von Mensch und Planet zunehmend toxisch war und es eine Lösung gab, die das Minimum war und ein Anfang, damals wie heute: ein radikaler und sofortiger Kohle-Stop.

    Die Geschichte macht auch klar, dass das nicht reicht, damals nicht und heute nicht, um wenigstens eine Erwärmung von zwei Grad Celsius zu verhindern. Bei drei Grad, so Robert Watson, der früher für die Vereinten Nationen Lösungen für den Klimawandel, wie es verharmlosend heißt, suchte, werden die Küstenstädte der Welt verloren gehen, womöglich New York, Hamburg, Kalkutta, Bangkok und viele mehr. Bei vier Grad wird in Europa permanente Dürre herrschen, weite Teile Chinas, Indiens und Bangladeschs werden zu Wüsten, der Südwesten der USA wird unbewohnbar. Bei fünf Grad, so sagen es einige der führenden Wissenschaftler, droht das Ende der Menschheit.

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/klimawandel-die-katastrophe-haette-verhindert-werden-koennen-a-1221528.html

    Wie gesagt: Ich bin da kein Experte. Aber wenn das so stimmt, ist es eigentlich vollkommen egal, wie viele Leute arbeitsmäßig von klimafeindlichen Berufen abhängen, und der 16-jährige Kritische Kritiker war in dieser Angelegenheit vermutlich klüger als der heutige. ; )

  34. @ LLL (#38)

    Haben Sie meinen Beitrag ernsthaft so gelesen, als hielte ich den Klimawandel für einen Witz? So war das nicht gemeint. Allerdings halte ich den Protest von Jugendlichen tatsächlich oft für gut gemeint, aber kurz gedacht (wenn ich von mir auf andere schließen darf). Meine Kritik ist seitdem nicht milder geworden, sondern schärfer – ich habe nur die Hoffnung verloren, dass sich in einem radikalen Sinne etwas ändern ließe, weil ich gelernt habe, wie komplex Gesellschaft ist.

    Ich bin pessimistisch und hoffe höchstens noch darauf, die schleichende Katastrophe verlangsamen zu können. Und zwar auf dem Wege von Kompromissen. Denn ich glaube nicht, dass es uns weiterbrächte (geschweige denn, dass es moralisch vertretbar wäre), im Sinne der Ökologie Millionen Menschen über die Klinge springen zu lassen – darauf liefe nämlich ihr Vorschlag hinaus, Existenzen auf Basis der Kohle-, der Auto- oder der Ölindustrie als „vollkommen egal“ zu verbuchen. In Deutschland hieße das Massenarbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise und Durchmarsch der AfD; im Trikont Failed States, Bürgerkriege und Hungersnot.

    Es so zu machen, dass neue Jobs entstehen – das Bedarf eben des Kompromisses und der Zeit. In zwanzig Jahren und mit einer Menge Geld kann man in der Lausitz mit etwas Glück neue Strukturen entwickeln, die die Braunkohle ersetzen. Ein sofortiger Schnitt wäre dagegen ein Desaster. Er würde für das Klima langfristig keinen Unterschied machen (aber bestimmt zum Wohlgefühl der Berliner Vollkornbourgeoisie beitragen, die ihre Blagen mit dem SUV in die Schule fährt und einmal im Jahr nach Übersee fliegt).

    Ich habe kein Auto, ich fliege nie, ich habe ein schlechtes Gewissen wegen meines Fleischkonsums und ich weiß, dass individuelle Verhaltensänderungen auch nichts bringen. Außerdem komme ich mir nicht viel dümmer vor als vor 30 Jahren.

    Gute Nacht!

  35. @ Kritischer Kritiker:

    Mein Beitrag war ja auch nicht unfreundlich gemeint (und ist hoffentlich nicht so rübergekommen). Aber wie ich das verstanden habe, wäre es wohl wirklich so, dass die Menschheit als ganze in der allernächsten Zeit radikal umsteuern müsste, damit sich Katastrophen enormen Ausmaßes noch verhindern ließen:

    Schon wieder Alarmstimmung? Immer noch, denn es ist absehbar, dass Veränderungen an einigen Orten der Erde und in Teilen des Klimasystems kurz davor sind, kritische Schwellenwerte zu erreichen. Ab dann setzen sie globale Trends in Gang, die eine unaufhaltsame Kettenreaktion bedeuten würden. Die Welt steht vor dem Point of no Return. Kippelemente nennen die Forscherinnen und Forscher diese Phänomene, die das Zeug haben, unumkehrbare Ereignisse loszutreten – das Klimasystem zu kippen. […] Während alle noch vom Zwei-Grad-Ziel reden und im Pariser Abkommen nur davon die Rede ist, dass man „Anstrengungen unternehmen“ wolle, auch die 1,5-Grad-Marke nicht zu überschreiten, sagen Forscherinnen und Forscher schon heute, dass zwei Grad zu viel sein dürften. „Würde die Menschheit den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen, wäre wohl sichergestellt, dass Kippelemente noch beherrschbar bleiben“, sagt etwa Mojib Latif, Meteorologe und Vorstandsmitglied des Deutschen Klima-Konsortiums. Allerdings sei fraglich, ob das überhaupt noch zu schaffen sei. […] Mojib Latif hat allerdings wenig Hoffnung, dass ein 1,5-Grad-Ziel noch einzuhalten ist. „Dafür müsste die Weltwirtschaft in den nächsten 20 Jahren komplett umgekrempelt werden.“ Er erwartet, dass der Sonderbericht des Weltklimarates, der diesen Herbst veröffentlicht werden soll, dies deutlich benennt. „Derzeit befindet sich die Welt eher auf einem 3-Grad-Kurs.“

    https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-08/klimawandel-erderwaermung-duerre-risiko-klima-forschung-kippelemente/komplettansicht

    Das klingt für mich nicht so, als wäre noch Zeit für Kompromisse oder Strukturänderungen, die „in zwanzig Jahren“ etwas bewirken mögen, sondern als käme alles darauf an, jetzt sofort alle Hebel in Bewegung zu setzen.

    Eine extreme Kurswende auf globaler Ebene könnte wohl den Unterschied zwischen Erhalt der Zivilisation und Super-Gau (bis hin zum Ende der Menschheit) ausmachen. Auf den Braunkohleabbau im Ruhrgebiet kommt es für sich genommen (!) dabei natürlich nicht an besonders an; wenn sein Ende oder seine radikale Begrenzung jedoch Puzzlestück einer radikalen globalen (!) Trendwende wäre, dann könnte das vielleicht eben doch entscheidend sein. (Immer unter dem Vorbehalt, dass die entsprechenden Wissenschaftler recht haben.)

    Und natürlich finde ich Massenarbeitslosigkeit und ähnliche Phänomene nicht gut. Aber um es etwas zuzuspitzen: Wenn die Menschheit ausstirbt, gibt es auch keine Arbeitslosen mehr.
    Zudem bin ich der Auffassung, dass man durch wirschaftspolitische Maßnahmen schon sehr viel machen kann – man müsste dazu natürlich den „alternativlosen“ Neoliberalismus hinter sich lassen und sich auf die Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit rückbesinnen, als der die Wirtschaft der westlichen Länder blühte wie nie mehr danach und wohl auch nie davor. So, wie die Staaten heutzutage unter dem Einfluss des Neolileralismus stehen, sind ihre Steuerungsmöglichkeiten allerdings sehr beschränkt, das gebe ich zu.

    Zudem sei noch hinzugefügt, dass der Einsatz für „radikale“ Ziele (in der Umweltpolitik) ja nicht bedeutet, dass am Ende gar nichts rauskommt. Es kommt dann eben oft doch ein Kompromiss raus. Wenn Umweltverbände oder Aktivisten „Maximalforderungen“ aufstellen, so ist das schon rein „taktisch“ nicht verkehrt.

  36. @LLL
    „Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass man bei jungen Menschen negative Eigenschaften mit dem Alter in Beziehung setzt, bei älteren nicht.“

    Ich nehme an, sie sind kein alter, weisser Mann. ^^

  37. @ LLL:

    „…und sich auf die Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit rückbesinnen, als der die Wirtschaft der westlichen Länder blühte wie nie mehr danach und wohl auch nie davor.“

    Und warum blühte sie so? Weil ihre Basis die fordistische Massenproduktion war: Kohle, Stahl, Autos, Chemie. Kaum Umweltgesetze, rücksichtsloser Raubbau an der Natur. Glauben Sie im Ernst, Ludwig Erhardt oder Carlo Schmid hätten den CO2-Ausstoß politisch steuern können (wenn er sie interessiert hätte)?

    Aber lassen wir das. Ich kann mein Argument hier nicht rüberbringen, und off topic ist es auch.

  38. @ Hans, 41:

    Siehe meine Antwort an Heinz Schnabel in 38.

    @ Kritischer Kritiker:

    In der damaligen Zeit ist man wohl fast völlig von fossilen Brennstoffen abhängig gewesen. Heute müsste man es aber vielleicht nicht mehr.
    Was man aber von damals übernehmen könnte, wäre die „Art des Kapitalismus“, die damals herrschte, und die man mit modernen umweltfreundlichen Technologien kombinieren könnte. Was ich mit der damaligen „Art des Kapitalismus“ meine, erhellt vielleicht am einfachsten aus diesem Video-Vortrag des früheren Unctad-Chefökonom Heiner Flassbeck:

    https://www.youtube.com/watch?v=RT36zak5XUY

  39. @ LLL:

    Der Witz an den fordistischen Großindustrien war/ist es ja, dass sie Massen an Arbeitskräften brauch(t)en, die zumindest seit den 60er/70er-Jahren auch gut bezahlt sind/waren. Weshalb es so schwierig ist, sich von ihnen zu verabschieden. Der als Ersatz imaginierte neoliberale Traum von der „Dienstleistungsgesellschaft“ ist jedenfalls seit langem ausgeträumt.

    Kein Supermarktkassierer, keine Paketpackerin bei Amazon und nur die wenigsten Digitalen Bohemiens verdienen auch nur ansatzweise so gut wie ein Baggerführer im Tagebau oder eine Bandarbeiterin bei VW. Niemand weiß, wie das auf Dauer zu ersetzen ist – zumal ja auch die Kassierinnen und die Paketpacker gerade erfahren, dass sie durch Technik ersetzbar sind. Selbst den Bankangestellten wird es künftig an den Kragen gehen.

    Ich finde es nicht gut, aber unter diesen Umständen begreiflich, dass bestimmte Regionen an anachronistisch gewordenen Berufsbildern festhalten wollen. Zum Nutzen der Lebenden, zum Schaden späterer Generationen. Es ist nicht einfach.

  40. @Nr. 44 Kritischer Kritiker
    „Zum Nutzen der Lebenden, zum Schaden späterer Generationen. Es ist nicht einfach.“
    Starke Worte: „… zum Schaden späterer Generationen“. Wie wär’s, wenn die Älteren sich alle in nichts auflösen, dann hat die Jugend freie Bahn. Wie skandierten sie in England: „Old people please die.“ Prima Jugend, nachdem sie die Wahl zum Brexit verpennt hatten, waren sie dann doch plötzlich ‚da‘. Selbst die deutsch-britische Schlagersängerin Ireen Sheer (69 Jahre alt) tutet ins gleiche Horn: Man solle doch noch einmal wählen, weil viele Alte seit der ersten Wahl ja schon tot wären.
    Ireen, wir warten noch ein paar Jahre, dann kannst du auch nicht mehr mitwählen, ok?

    Sie haben recht, es ist nicht einfach.

  41. Sie mißverstehen die Äußerungen des Kritikers grundlegend falsch. Keine Forderung, nichtmal die IDEE des Abtritts Älterer findet sich darin, sondern das, was er sagt: ein Problem.

    Und aus einem singulären Pappschild „Old WHITE people, please die“ (Hervorhebung von mir) ein skandiertes „old people please die“ zu machen, ist argumentativ mindestens fahrlässig.

    Sarkasmus auf Basis von Faktenverdrehungen und und Bösartigkeiten helfen uns nicht, oder?

    (Zu Ireen Sheer bitte ich um eine Quelle.)

  42. @ Stefan Pannor:

    Danke für die Klarstellung. Die Aussage war rein deskriptiv gemeint und sollte das Dilemma auf den Punkt bringen. Eine Wertung war da nicht enthalten.

  43. @ Kritischer Kritiker:

    Ich glaube, dass diese Probleme prinzipiell lösbar wären, wie bei der Automatisierung im Allgemeinen:

    Da bestimmte Dinge aufgrund der Automatisierung für weniger Geld zu haben sind, bleibt den Leuten mehr Geld für andere Dinge (das Realeinkommen steigt). Damit können sie sich andere, neue Produkte kaufen.

    Einfaches Beispiel: Früher mussten die Leute einen Großteil ihres Geldes (bzw. ihrer eigenen Arbeit) investieren, um die Lebensmittel zu bekommen, die sie brauchten, um zu überleben. Dank der Errungenschaften Agrarindustrie (zu denen wesentlich auch die Automatisierung gehört) müssen die meisten Leute heute nur einen kleineren Teil ihres Einkommens in Lebensmittel investieren. Sie haben daher mehr Geld übrig, mit dem sie sich andere Sachen leisten können – etwa in Klavierunterricht oder Volkshochschulkurse. Deswegen gibt es heute mehr Klavier- und Volkshochschulehrer als früher, aber weniger Landworte.

    Ich denke, dass dieser Trend noch lange anhalten kann. Wichtig ist nur, dass mit der höheren Produktivität auch das Realeikommen der Leute ansteigt. Was wohl auch bedeuten würde, dass man erzwingen müsste, dass Dienstleistugsberufe gut bezahlt werden. Wenn man das nicht durchsetzt, weil man im Sinne des Neoliberlaismus meint, dass der Markt alles regelt und schon den „perfekten Lohn“ findet, dann schießt man sich allerdings womöglich ins eigene Bein.

  44. Sehr guter Podcast von Sascha Lobo und es ist toll Samira El Ouassil nochmal zum Thema zu hören. (Pingback #49)
    Die Gesellschaft ist strukturell extrem jugendfeindlich, anders kann man es nicht bezeichnen. Kinder und Jugendliche sind von jeglicher politischer Teilhabe (aktives und passives Wahlrecht) abgeschnitten und werden gesetzlich gezwungen einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend in der Schule zu verbringen, wo sie sich der Bewertung durch Erwachsene unterwerfen müssen, die ihr Selbstwertgefühl zerstören kann und schwerwiegende Folgen für ihre Zukunft hat. Es bleibt zu hoffen, dass der Jugendprotest noch viel mehr an Fahrt gewinnt.

  45. Sehr guter Artikel zum Thema. Ich finde es klasse, was Greta macht und unterstütze auch die Schüler*innenproteste in Deutschland. Dieses Engagement brauchen wir – und es wird von den alten Knackern, die am Ruder sitzen, leider so gar erbracht.
    Traurig, wie Journalist*innen mit persönlichen Angriffen auf Greta offenbaren, dass es ihnen nicht um die Sache geht.

    Ein alter Knacker (laut meinen Töchtern)

  46. Mit meinen >60 Jahren empfinde ich Hochachtung vor Greta. Sie und die vielen Schüler*innen, die beginnen laut zu werden – sie haben Recht, wenn sie ein Recht auf eine lebenswerte Umwelt einfordern. Unsere Generation und die unserer Eltern haben den Karren in den Dreck gefahren.

    Es war schon immer so, wenn Jemandem die Argument ausgehen oder diese*r feststellt, dass der/die Andere Recht hat – dann bleibt immer noch die Möglichkeit soviel wie möglich Staub aufzuwirbeln und den/die Andere*n zu diskreditieren. Beim Thema Umwelt jedoch ein dummer Versuch, wenn doch schon die „Hütte brennt“

  47. Als Mann der Mitte und überzeugter Demokrat freue ich mich über friedliche Demonstrationen jeder Art und Demonstranten unterschiedlicher Couleur. Ich begrüße es ausdrücklich, wenn Jugendliche aus eigenem Antrieb für eine Sache eintreten, die sie für richtig und wichtig halten.
    Das Demonstrationsrecht gilt ebenso wie die Schulpflicht. Trotz die Freiheit einschränkender Schulpflicht kann jeder Schüler frei demonstrieren, nämlich in seiner freien Zeit.

  48. @ HEINZ SCHNABEL
    Haben sie zufällig den Link zum Podcast im Pingback oben gefunden? Beim Gespräch von Sascha Lobo und Samira El Ouassil ging es auch darum, dass es politische Entscheidungsträger nicht interessieren würde, wenn die Schüler*innen in ihrer Freizeit demonstrieren. Die Schüler*innen demonstrieren nicht sondern sie streiken. Ich finde, das ist ihr gutes Recht. Warum sollen sie in der Schule sitzen und die Füße still halten, während draußen ihre Zukunft den Bach runter geht?

  49. Die Zukunft der Schüler geht den Bach runter. Sagen sie und sagen Sie, Sarah. Also sollen sie nicht in der Schule sitzen. Aber warum von Montag bis Donnerstag?

  50. Heinz Schnabel, von mir aus sollen die Schüler*innen nicht in der Schule sitzen müssen. Wahrscheinlich tun sie es trotz allem von Montag bis Donnerstag, weil sie noch zu 4/5 hoffnungsfroh bezüglich ihrer Zukunft sind.

  51. Mal ganz blöd..
    Gedankenspiel:Thunberg wird fremdgesteuert von sagen wir Nordkorea,ok.
    In Nordkorea hat also der Geheimdienst erkannt was Kinder und Jugendliche (zu Recht)umtreibt…
    Hmmm,sind dann nordkoreanische Geheimdienstler intelligenter(Intelligenceservice heisst Geheimdienst!)
    als konservative alte Kritiker/Kommentatoren,die mit vielen Worten Thunberg abwerten…;-) und meinen am Puls der Zeit und der Gesellschaft zusein…

  52. Auf dem sich als linksliberal bezeichnenden Blog „neulandrebellen“(rebellen….?) – eine Zweigstelle der renommierten Nachdenkseiten lassen sich zwei weiße alte Männer mit paternalistischer Attitüde, gespickt mit frauenfeindlichem Duktus über die Aktivistin aus. Eine Unverschämtheit ist es daher, vom Schreiber der Contra-Position der jungen Schwedin mit der Unterstellung, dass sie sich in der Pubertät befinde , abwertend eine „hormongesteuerte Eindimensionalität“ zu bescheinigen. Und der realitätsblinde Pro-Schreiber fällt in diesen Chor ein und meint, „Ja, Teenager sind so, sie folgen ihren Hormonen und Launen, sind sprunghaft und unberechenbar, aber sie sind in den meisten Fällen ehrlich. Und mit ein bisschen Glück, geht das alles mal vorbei. Mit 35 oder so.“

    https://www.neulandrebellen.de/2019/02/gute-greta-boese-greta-ein-pro-und-ein-contra/

    Erbärmlicher gehts nicht.

  53. Angela Merkel sagt, Greta sei ein russischer Troll.
    Passt in das „Destabilisierung von Innen“ Narrativ.

  54. Das sagt Angela Merkel nicht. Man kann ihre Worte unnötig ambivalent nennen (oder einfach nur merkelig), aber diese Interpretation ist die bösartigst mögliche einer Reihe von Interpretationen, nicht die einzig mögliche.

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