Berliner Halbmarathon: Anschlagsmeldung auf Verdacht
Die Berliner Polizei hat am Montag sechs junge Männer aus der islamistischen Szene entlassen, die sie am Vortag festgenommen hatte. Ein Anfangsverdacht, dass sie einen Terroranschlag auf den Berliner Halbmarathon am Sonntag geplant hatten, habe sich nicht bestätigt.
Das war angesichts der Art, wie viele Medien zuvor über diesen Fall berichtet hatten, eine Überraschung, denn in deren Berichten war dieser geplante Anschlag eine Tatsache. Die Zeitung „Die Welt“ hatte exklusiv darüber berichtet und mit ihrer übertriebenen Darstellung die Berichterstattung geprägt. Die Nachrichtenagentur AFP verschickte um 15:52 Uhr sogar eine „dringende“ Eilmeldung der zweithöchsten Priorität:
Polizei verhindert Anschlag auf Berliner Halbmarathon („Welt“)
Auch die Agenturen Reuters, dpa und epd übernahmen kurz darauf unter Bezug auf die Zeitung die Behauptung, die Polizei habe einen Anschlag verhindert. Die Polizei selbst bestätigte zunächst nur die Festnahmen und sprach später davon, es habe „vereinzelte Hinweise darauf gegeben, dass die Festgenommenen im Alter von 18 bis 21 Jahren an der Vorbereitung eines Verbrechens im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung beteiligt gewesen sein könnten“.
Die meisten Agenturen formulierten dann vorsichtiger, fügten Wörter wie „möglicherweise“ in die entscheidenden Sätze ein oder flüchteten sich, wie dpa, in Fragen: „Terrorgefahr beim Berliner Halbmarathon?“
Um 18:37 Uhr dementierte die Polizei, dass bei den Durchsuchungen Sprengstoff gefunden wurde. Die „Welt“ hatte berichtet, dass in einem Keller speziell auf Sprengstoff trainierte Hunde angeschlagen hätten.
Wenig später meldete die Agentur dpa, die Berliner Polizei habe nach eigenen Angaben „keine konkreten Hinweise, dass der Halbmarathon in der Hauptstadt Ziel eines Anschlags gewesen sein könnte“. Am nächsten Vormittag, um 11:11 Uhr, berichtete sie, die Festgenommenen kämen wahrscheinlich nicht in Untersuchungshaft, und zitierte einen Polizeisprecher:
Bei den Durchsuchungen sei nichts Verdächtiges gefunden worden, weder Waffen noch Sprengstoff. Es habe einen Anfangsverdacht wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat gegeben. Ein „Gefährdungsmoment“ habe man nicht ausschließen können. „Wir sind wachsam und wenn es einen Anfangsverdacht gibt, werden wir tätig.“
Ein Terroranschlag auf den Halbmarathon war nach Erkenntnissen der Polizei aber nicht geplant.
Auch danach behauptete die „Welt“ auf ihrer Internetseite immer noch das Gegenteil. Mit der Angabe „Stand: 12:12 Uhr“ berichtete sie online unter der Überschrift: „Polizei verhindert Terroranschlag auf Berliner Halbmarathon“:
In der Wohnung eines mutmaßlichen Komplizen des am Sonntag vom SEK überwältigten Verdächtigen haben speziell auf Sprengstoff trainierte Hunde im Keller angeschlagen. Ein ranghoher Polizeiführer sagte WELT: „Wir werten noch aus. Aber das war wahrscheinlich knapp.“
Auch den Lesern ihrer gedruckten Ausgabe erzählte die „Welt“ als Seite-1-Aufmacher ohne irgendeine sprachliche Einschränkung, die Polizei habe einen Terroranschlag verhindert. Sie erweckte in ihrem ersten Absatz sogar den falschen Eindruck, die Polizei habe genau das bestätigt:
Spezialkräfte der Berliner Polizei haben nach Informationen von WELT einen Anschlag während des 38. Berliner Halbmarathons am Sonntag verhindert. Die Polizei der Hauptstadt bestätigte den Bericht inzwischen.
Auch im zugehörigen Kommentar auf Seite 1 behandelte sie das als Tatsache und sprach von einem „vereitelte[n] Anschlag von Sympathisanten Anis Amris auf den Berliner Halbmarathon“. Diese Stelle wurde auch von dpa in der Kommentarübersicht der Agentur verbreitet.
Auf unsere Anfrage bei Axel Springer, warum die „Welt“ in dieser Weise berichtete – überhaupt und auch noch nach deutlichen Relativierungen durch die Polizei – erhielten wir eine verlagstypische Bitte um „Verständnis dafür, dass wir redaktionelle Entscheidungen nicht kommentieren“. Weiter antwortete uns eine Sprecherin:
Die Überschrift halten wir unter Berücksichtigung der Faktenlage zu dem Zeitpunkt aber für gerechtfertigt, zumal sie im Anreißertext und Artikel selbst umfassend eingeordnet wird.
Die „Welt“ spricht nicht von einem möglichen Anschlag oder vom Verdacht auf einen Anschlag oder davon, das ein Anschlag offenbar verhindert wurde. Sie spricht von einem Anschlag, der geplant war und vereitelt wurde. Sie ordnet das auch im Zeitungs-Artikel und der noch am Montagmittag als aktuell ausgezeichneten Online-Version nicht anders ein.
Auch „Bild“ titelte entsprechend:
Ob es richtig war, die sechs Männer wegen des Verdachts festzunehmen, darüber gibt es jetzt eine politische Diskussion. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte: „Wir gehen auf Nummer sicher.“
Die Journalisten der „Welt“ hätten das auch tun können: Mit dem ganzen Arsenal von Wörtern und Formulierungen, das die deutsche Sprache bereitstellt, um einen Verdacht oder eine Möglichkeit auszudrücken. Stattdessen erweckten sie anhaltend den Eindruck, der Anschlagsplan sei eine Tatsache – weshalb es besonders bestürzend auf ihre Leser wirken muss, dass die Tatverdächtigen auf freien Fuß gesetzt wurden.
Am Montagabend berichtete das Blatt nun:
Nach Angaben von Ermittlern gab es zunächst den Anfangsverdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Ein konkreter Terroranschlag auf den Halbmarathon war den Erkenntnissen zufolge aber nicht geplant. WELT hatte am Sonntag zuerst über die Festnahmen und den Verdacht der Sicherheitsbehörden berichtet.
Ja. Aber nicht so.
Schon wieder welt.de!
„Zwei Millionen oder doch eher 6.000 Euro? Wegen einer Falschinformation über die Kosten der Altersfeststellung im Mordprozess gegen Flüchtling Hussein K. steht Gisela Friedrichsen in der Kritik. Die Augsburger Allgemeine enthüllte den Fehler und hält der renommierten Gerichtsreporterin „Fake News von einer journalistischen Instanz“ vor. Eine Geschichte über sich widersprechende Zahlen.“
http://meedia.de/2018/04/09/fake-news-von-einer-journalistischen-instanz-kritik-an-gisela-friedrichsen-wegen-bericht-ueber-mordprozess-gegen-fluechtling/
Ist doch nur eines von vielen Beispielen für die ‚journalistische Sorgfalt‘ im Hause Springer. Lohnt eigentlich keinen eigenen Artikel ;-)
Mich würde interessieren, wer der „ranghohe Polizeiführer“ war, der „exklusiv“ der WELT sagte: „Wir werten noch aus. Aber das war wahrscheinlich knapp.“
Für welche geistige Verwirrung die Aktion sorgte, zeigt u.a. auch die „Berichterstattung“ der „Berliner Zeitung“, die am 9.4. um 12:43 Uhr noch immer twitterte:
„Vereitelter Anschlag auf #Halbmarathon in #Berlin: Vermutlich keine U-Haft für Verdächtige
https://www.bz-berlin.de/berlin/vermutlich-keine-u-haft-fuer-verdaechtige“
Dazu textete die BZ in dem verlinkten Artikel fett (so online bis mindestens 14:35 Uhr):
„Nach dem vereitelten Anschlag auf den Berliner Halbmarathon hat sich der Tatverdacht gegen die sechs Verdächtigen nicht erhärtet – vermutlich keine Untersuchungshaft.“
BZ wußte also:
– KEIN Tatverdacht
– KEINE Verdächtigen
– KEIN „vereitelter Anschlag“
Und trotzdem titelte BZ weiter über einen „vereitelten Anschlag“ und sprach von „Verdächtigen“.
Der Artikel ist inzwischen geändert, trotzdem noch immer reich bestückt mit Details der NICHT Verdächtigen unter der Zwischenüberschrift:
„Das sind die Verdächtigen“
Ich denke, das ist keine Verwirrung, das hat System.
Die DPolG Berlin twittert am 9.4. um 20:42 Uhr zu den NICHT Verdächtigen:
„Unser Landesvorsitzender Bodo Pfalzgraf zur Entlassung der Terrorverdächtigen [sic!]: „Der Senat muss das den Berlinern erklären, warum diese Leute weiterhin frei rumlaufen dürfen!“ #Berlin #Halbmarathon @morgenpost https://twitter.com/morgenpost/status/983369981080539136?s=21“
Das Link führt letztlich zu:
https://www.morgenpost.de/berlin/article213965007/Mutmassliche-Islamisten-wieder-auf-freiem-Fuss.html
Dort wird in aller Ausführlichkeit dargestellt, was die NICHT Verdächtigen aber doch verdächtig machte….
Und obwohl das Gericht einen Haftbefehl wegen fehlenden dringenden Tatverdachts ablehnte, textet auch die Morgenpost munter:
„Vor dem noch ungenauen Hintergrund des Anschlages in Münster, entschieden sich die Sicherheitskräfte präventiv [sic!] einzugreifen. Ein „Gefährdungsmoment“ habe man nicht ausschließen [sic!] können, hieß es von der Polizei.“
Richtig ist daher diese Bemerkung von Twitter-User @diabolonica:
„@DPolGBerlin @morgenpost Wenn schon eine Polizeigewerkschaft Bedenken zur Freilassung von Gefährdern durchklingen lässt, weckt das nicht gerade das Vertrauen in die Sicherheit.
Und wen wundert es dann noch, wenn Aussagen angezweifelt werden.“
In der Sache würde mich zudem die gesetzliche Basis dieser explizit als solche begründeten „Präventivhaft“ (Prantl: „Unendlichkeitshaft“) interessieren, von der ich dachte, daß sie lediglich in Bayern seit August gilt – nicht aber in Berlin.
Erwähnenswert ist der Vorfall allemal, denn die Strategie die WELT neben der BILD als das seriöse Medium des Hauses zu positionieren, funktioniert bei mehr Leuten, als ich das für möglich gehalten habe.
Wenn ich dann dazu addiere, dass sich der Amoklauf in Münster als die Tat eines deutschen Psychopathen entpuppte, was einige voreilig urteilende Leute dann überraschte und mit dem üblichen „Hätte aber islamischer Terror sein können, danke, Merkel!“ abgetan wurde, so hat man dann gleich hier die Bestätigung, dass die Gefahr eben doch überall lauert.
Also schon schön, dass das hier klargestellt wird, auch wenn aufgeklärteres Publikum das womöglich nicht benötigt.
passiert doch immer wieder.
Laute Schlagzeile: Festnahme! Anschlag verhindert!
Das ist nämlich der wahre Terror, wenn man nur noch Angst hat
Terror – Vor dem Ereignis
Horror – Nach dem Ereignis
https://en.wikipedia.org/wiki/Horror_and_terror
“ DER ISLAM “ ist eben der heiße Scheiß im Journalismus. – 2 Tote und mehrere Verletzte bei Autounfall in Münster – sie sind gefeuert. Auffallend ist doch dass die Gruppierungen die den Islam nicht in Deutschland sehen am häufigsten dafür sorgen dass dieses triggernde Element möglichst präsent in unseren Köpfen bleibt
Man könnte sich natürlich auch freuen, dass die Polizei wachsam ist und Hinweisen nachgeht, aber trotzdem auch Leute wieder gehen lässt, wenn sich ein Verdacht mal nicht erhärtet.
Oder – noch besser – wenn mal zur Abwechslung kein Anschlag geplant war.
Manchmal glaube ich, Journalisten leben davon, dass die Welt schlecht ist.
@8 Mycroft
Das hat doch niemand kritisiert?
Wenn aber das von Ihnen geschilderte als „verhinderter Anschlag“ kommuniziert wird dann ist das doch durchaus eine kritische Betrachtung wert?
Kritisiert hat das keiner (soweit ich das mitbekommen habe), aber es hätte ja auch einfach mal von der vereinigten Nachrichtenlandschaft gelobt werden können, dass die Polizei (oder sonstwer, ähämmm) es schafft, ihre Meinung zu revidieren, wenn sie neue Fakten erhält.
Ach, Selbstverständlichkeiten verdienen kein Lob? Wenn das eine Selbstverständlichkeit wäre, würden bestimmte Zeitungen das ja auch so machen.
@2 Rinaldo Rinaldini
Das hat mit Springer wenig zu tun sondern ist halt der heutige Journalismus, der stark durch das Weltbild geprägt ist.
Vor kurzem gab es z.B. bei der Zeit, die politisch am anderen Ende des Spektrums steht. Da hat man nach dem Anschlag auf eine Moschee über rechtsextreme Spekuliert. Hinweise gab es dazu keine. Inzwischen hat man ich glaube sechs Syrer unter starkem Tatverdacht verhaftet.
@mycroft: Soweit ich das sehe, hat die Polizei ihre Meinung gar nicht revidiert, denn sie musste sie gar nicht revidieren. Sie hatte einen Verdacht, ist dem nachgegangen, und der Verdacht hat sich dann nicht erhärtet.
@Niggemeyer:
Nach meinem Verständnis ist „Verdacht“ ein Sonderfall von „Meinung“, aber das ist jetzt vllt. zu haarspalterisch.
Aber gut, die Polizei hatte einen Verdacht und zog die Konsequenz, als sich dieser nicht erhärtete, bestimmte Zeitungen berichteten über einen Verdacht, aber zogen _nicht_ die Konsequenz, als dieser sich nicht erhärtete.
Nein. Bestimmte Zeitungen berichteten über etwas als Tatsache, was nur ein Verdacht war.
ist zwar nur eine Fussnote hier und dazu OT :
Mich ärgert wieder mal das sich hier eine der Polizeigewerkschaften zu dieser Sache hier zu Wort meldet und das offenbar als Beitrag zur Sache / offizielle Verlautbarung etc. gesehen wird.
Mir fehlt in den Medien ein Hinweis, das es sich bei Gewerkschaften im Endeffekt um Lobbyisten handelt und das dies auch bei der Polizei so ist. Die Gewerkschaft der Lokführer ist ja schließlich auch nicht das Sprachrohr der DB AG.
Auch, wenn man aus einem Verdacht eine Tatsache macht, könnte man das revidieren.
Aber es sähe natürlich weniger blöd aus, wenn man von dem Verdacht als Verdacht berichtet hätte.
ZUM „VERDACHT“:
Ich bin zwar „nur“ interessierter Laie und keine Juristin, aber die Voraussetzungen kann jeder Nachlesen.
Für eine Festnahme ist ein „dringender Tatverdacht“ Voraussetzung (das ist ein juristischer Fachbegriff), keine Meinung, kein Bauchgefühl, kein „Auf-Nummer-Sicher-Gehen-Wollen“, denn eine Festnahme ist ein Zwangsmittel, das den Grundrechten entgegensteht, und darum einer sehr hohen Eingriffsschwelle unterliegt.
Der entsprechende Paragraph ist hier § 127 Abs. 2 StPO:
https://dejure.org/gesetze/StPO/127.html
Voraussetzung ist also dieselbe wie für einen Haftbefehl, also die gesetzliche Grundlage, auf der gerichtlich entschieden wurde, daß es sie in diesem Fall NICHT gab, weswegen die „Verdächtigen“ freigelassen wurden.
Inzwischen wird auch von der Polizei offen lediglich von einem „Anfangsverdacht“ gesprochen, der für Ermittlungen (z.B. Hausdurchsuchungen) ausreicht, aber eben nicht für eine Festnahme.
Neben der im Artikel beschriebenen Panikmache bleibt also auch sonst rückblickend NICHTS (!), was eine Festnahme rechtfertigt hätte.
Wer sich mit der Gesetzeslage näher befassen möchte, hier ist das ganz gut dargestellt, finde ich:
http://www.rodorf.de/02_stpo/12.htm#03
Tatsächlich revidiert auch die Polizei längst ihre eigene Dartellung, selbst die „Generalstaatsanwaltschaft verzichtete darauf [sic!], gegen die sechs mutmaßlichen Islamisten im Alter von 18 bis 21 Jahren Antrag auf Untersuchungshaft zu stellen“!!!
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/polizei/terror-praevention-polizei-geht-verstaerkt-gegen-moegliche-islamistische-gefaehrder-vor-29990324
Sie SELBST verzichtete darauf, weil sie NICHTS hatte, was auf einen „dringenden Tatverdacht“ hindeutete, selbst nach den Durchsuchungen nicht – also VORHER schon mal gar nicht!
Ich zitiere hier den öffentlichen Kommentar an anderer Stelle von „YouRist“, von dem ich aufgrund eines früheren persönlichen Kontakts sicher weiß, daß er einer ist:
„Die Polizei meint oftmals angesichts der vermeintlich vorherrschenden öffentlichen Meinung und der Presseberichterstattung mit der Justiz „schwarzer Peter“ spielen zu müssen.
Das heißt nichts anderes, als das die verantwortlichen bei der Polizei bewusst rechtswidrige Entscheidungen treffen nur um die zwingende Korrektur durch Gerichte dann populistisch kritisieren zu können.
Denn was anderes ist es denn, wenn ein Polizeibeamter Personen festnimmt, Haftbefehl über die Staatsanwaltschaft beantragen lässt und die vermeintlich Verdächtigen dem Haftrichter vorführt, obwohl er lediglich einen Verdacht „nicht ausschließen“ kann?
Vorsichtig formuliert ist das haarscharf an der Grenze zur Freiheitsberaubung im Amt!
Ohne ausreichende Verdachtsmomente darf in unserem Land niemand der Freiheit beraubt werden – ein Skandal, der eigentlich Köpfe fordern müsste.
So wird es aber nicht kommen, weil im Zweifel die Politik aufs Volk hört und Rechtsbrüche in der Situation lieber absegnet.“
http://meedia.de/2018/04/03/messerangst-in-mitteleuropa-oder-warum-die-kriminalstatistik-nur-dann-nuetzlich-ist-wenn-man-sie-versteht/#comment-760806
Wären die Festgenommenen nicht Syrer, einer von ihnen „Gefährder“, sondern „Bio“-Deutsche, gar im Milieu rechts der Mitte, wäre der Aufschrei zweifellos groß.
Hier ist das „nicht so schlimm“, weil „im Zweifel“ die „Sicherheit der Bürger Vorrang“ habe, so Polizei, Politiker und Medien bisher noch immer recht einhellig.
Diese Einhelligkeit darf nicht darüber hinwegtäuschen, das diese Maßnahme nach unserem bisherigen Kenntnisstand als Bürger schlicht ILLEGAL war!
@ 15
In der Tat!
Wo liegt das Problem?
Daß die DPolG wieder einmal ihre – sachlich falsche (!) – „Meinung äußert“ oder daß Medien/Bürger dies als fachliche Expertise „DER Polizei“ mißverstehen, die wiederum als Exekutive „DER Staat“ (zumindest ein Teil von ihm) sei?
Anders und zugespitzt gesagt:
Was machen wir (Medien und Leser, also Bürger), wenn eine Gewerkschaft der Polizei Meldungen an der Grenze zu FakeNews verbreitet, jedenfalls solche, die ganz offensichtlich das Ziel haben, die Bevölkerung in die Irre zu führen?
@18:
https://netzpolitik.org/2018/der-elektrische-tuerknauf-und-die-molotowcocktails-falschmeldungen-der-polizei-auf-twitter/
@15:
„Die“ (eine) Gewerkschaft der Lokführer gibt es so ja auch nicht, bzw. ist ein kommunikatives Glanzstück. Klar gibt es die „GdL“ – Wieviele Lokführer diese vertritt (geschweige denn gesamtes Bahnpersonal) ist ja fraglich, da man die genauen Zahlen nicht offenlegen mag („etwa 34.000 Mitglieder“ Stand 2014).
Lokführer und andere Bahnbeschäftigte organisieren sich gößtenteils in der EVG mit fast 190.000 Mitgliedern.
Ein Verdacht ist kein Wissen, also ist er eher eine Meinung oder ein Glaube. Eine Vermutung wäre auch eine Meinung, und da ein Verdacht eine Vermutung ist, ist ein Verdacht eine Meinung.
Selbst, wenn die Polizei hier überreagiert hat – das kann man von außen schlecht nachvollziehen – haben Teile der Presse noch einen drauf gesetzt.
Die WELT hat doch bloß der geistig abgewanderten von Storch sekundiert damit diese mit ihrer Zwitscherei nicht so blöde dasteht wie sie aussieht.
Ich sehe es ähnlich wie Photobiene in #17, und deshalb widerspreche ich Mycroft in #20:
Die Presse hat nicht einfach noch einen drauf gesetzt, die Presse hat ihre Arbeit gar nicht getan. Bei tatsächlicher Recherche (dem genauen Lesern der Polizeimeldung) und kritischem Hinterfragen hätte die Aufreger-Schlagzeile lauten müssen:
„Rechtsstaat in Gefahr: Polizei verhaftet unschuldige Bürger (aufgrund vager Vermutungen)“.
Selbst bis heute, wo die Tat der Polizei ja schon einige Tage zurückliegt, ist nichts dergleichen vermeldet worden. Dabei würde diese inhaltlich korrekte Schlagzeile doch sicherlich auch jede Menge Klicks generieren und für kontroverse Diskussionen sorgen.
Ich les keine Springerblätter. Aus Gründen. Und dass der Don jetzt dort schreibt und ich auf ihn verzichten muss, bedaure ich sehr.
Das hat aber gar nix mit der hier oben ausführlich geschilderten (weder erst- noch einmaligen) Ente der WELT zu tun. Aber nicht doch! Überhaupt nix.