Wie aus der „Homo-Ehe“ die „Ehe für alle“ wurde
Der Deutsche Bundestag stimmt am heutigen Freitagvormittag über den „Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ ab.
Über was?
Über die „Ehe für alle“.
So nennen es die meisten Zeitungen, Nachrichtenseiten und Sender in diesen Tagen, dabei ist das alles andere als selbstverständlich. Bis vor kurzem lautete der Standard-Begriff in den Medien für das, um das es da geht, noch „Homo-Ehe“. Der Begriff „Ehe für alle“ ist von Aktivisten, die für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare kämpfen, erfolgreich lanciert und durchgesetzt worden.
Dass an diesem Freitag im Bundestag über die rechtliche Gleichstellung homosexueller und heterosexueller Partnerschaften abgestimmt wird, ist auch dem Siegeszug des Begriffs „Ehe für alle“ zu verdanken. Wie konnte es dazu kommen?
Ein breites Bündnis
Ein Schlüsselmoment war eine Telefonkonferenz Ende Mai 2015. Vertreter unterschiedlichster LGBT-Gruppen und Vereine verabredeten sich, um gemeinsam über ein breites Aktionsbündnis und eine Kampagne zu reden. Wenige Tage zuvor hatte eine erstaunlich große Mehrheit in Irland für die Gleichstellung gestimmt. Die deutsche Szene hatte das Gefühl, dass es ein Momentum gab, das es zu nutzen galt.
Es herrschte wohl außergewöhnliche Einigkeit und Entschlossenheit, auch über übliche Konfliktgrenzen zwischen Verbänden und Personen hinweg. Jenseits von Einzelinteressen und Eitelkeiten sollten die Kräfte gebündelt werden, um mit einer einheitlichen Kampagne Schlagkraft zu entwickeln. Sie sollte positiv und selbstbewusst sein, nicht jammerig und nicht aggressiv. Sie sollte sich, getragen von einem breiten Bündnis, das über die LGBT-Community hinausgeht, an die Durchschnittsbevölkerung wenden und das Gefühl vermitteln, dass Deutschland reif ist für die Öffnung der Ehe.
Die Initiative ging vor allem vom Aktionsbündnis gegen Homophobie und dessen Vorsitzenden Sören Landmann aus. Bis zu 80 Organisationen standen dahinter.
Ursprung Frankreich
Als Name kam schnell #Ehefüralle ins Spiel. Er hatte seinen Ursprung in Frankreich. Das dortige, 2013 heftig umkämpfte Gleichstellungsgesetz trug den Namen „mariage pour tous“. (Die Gegenbewegung nannte sich entsprechend „La Manif pour tous“, „Demo für alle“ – unter diesem Namen wird in Deutschland und anderen europäischen Ländern bis heute gegen die Akzeptanz von Homosexualität etwa in Bildungsplänen gekämpft.)
Von Frankreich aus hatte das Schlagwort auch in Deutschland schon zaghaft seine Karriere begonnen: vor allem dank der Sängerin Lili Sommerfeld. Sie benutzte „Ehe für alle“ bereits ab Ende 2014 als Hashtag und arbeitete ausdauernd und mit ersten Erfolgen daran, ihn in der öffentlichen Diskussion in Deutschland zu etablieren.
Er ist nicht unproblematisch. „Es gab die Sorge, dass uns das auf die Füße fällt“, sagt Landmann. „Dass die Formulierung von Gegnern benutzt wird, um die alten Vorurteile zu bemühen, dass ‚Ehe für alle“ bedeuten soll, dass es auch um die Ehe mit Kindern, Tieren, Bürostühlen geht.“ Es überwog aber die Hoffnung, dass sich das Positive des Begriffes durchsetzt. Es sollte ein salonfähiges, sichtbares, den Sprachgebrauch prägendes Wort sein. „Der Begriff ist genial“, sagt Landmann.
Am 1. Juni 2015 wurde die Initiative „Ehe für alle“ offiziell gegründet. In die Welt gebracht wurde der Begriff nicht nur als digitaler Hashtag, sondern auch über Demonstrationen, auf den Bühnen beim Christopher Street Day und über die Stellungnahmen der beteiligten Initiativen. „Wir haben alles dafür getan, dass der Begriff Verbreitung findet“, sagt Landmann. Weil viele der Beteiligten sich auch in Parteien engagierten, hätten deren Politiker es schnell in ihren Sprachgebrauch übernommen.
Und nicht nur die linken: Die CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl bloggte schon Ende Mai 2015 über ihr „Ja zur Ehe für alle“.
Doch bis hierhin ist vieles Alltag: Aktivisten, Lobbyisten, Bürgerrechtler einigen sich auf einen Hashtag und versuchen, ihn mithilfe von Marketingstrategen in die Welt zu bringen. Das Kunststück ist, dass aus ihm ein scheinbar neutrales Wort wird, der Standardbegriff, den alle benutzen.
Ungeliebte „Homo-Ehe“
Es half, dass mit dem vorherigen Standardbegriff nur wenige glücklich waren. „Homo-Ehe“, das war der Ausdruck, den die oft Standards setzende deutsche Nachrichtenagentur dpa vorher ganz überwiegend benutzt hatte: etwa 2000 Mal seit dem Jahr 2000. Seltener schrieb sie von der „Homosexuellen-Ehe“ oder der „gleichgeschlechtlichen Ehe“.
Sie benutzte „Homo-Ehe“ ohne Begeisterung, wie der Nachrichtenchef Froben Homburger erklärt: Der Begriff sei zwar sehr kurz und plakativ und eigne sich damit besonders für einprägsame Umschreibungen in knappen Überschriften. „Er ist andererseits sehr flapsig, wird teilweise auch als abschätzig verstanden und suggeriert streng genommen fälschlich, es gehe um eine Art Spezialehe für Homosexuelle und nicht – wie in Wirklichkeit – um eine Öffnung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare.“
Benutzt hat die dpa „Homo-Ehe“ trotzdem – vor allem, weil es an guten Alternativen mangelte. Sie konnte sich immerhin auf den „kollegialen Leitfaden“ des Bundes Lesbischer und Schwuler Journalisten berufen, der den Begriff im Zusammenhang mit der Forderung nach Gleichstellung nicht ideal, aber akzeptabel fand.
Sprache entwickelt sich
Aber seit 2015 drängte die „Ehe für alle“ immer mehr in die Agenturmeldungen. Dabei habe dpa lange mit ihm gefremdelt, sagt Homburger, weil es „in seinem Ursprung ein interessengeleiteter Kampagnenbegriff“ gewesen sei:
Solange er nur das war, hatte er außerhalb von Zitaten und Umschreibungen in der Berichterstattung einer Nachrichtenagentur tatsächlich wenig zu suchen.
Aber: Sprache entwickelt sich – und das gilt auch für die „Ehe für alle“. Sie hat inzwischen die Kampagnengrenzen überschritten und Eingang in den allgemeinen politischen Sprachgebrauch gefunden – auch von Menschen und Institutionen, die nicht unbedingt zu den Befürwortern einer gleichgeschlechtlichen Ehe zählen. Selbst die CSU schreibt „Ehe für alle“, wenn auch mit einem verschämten „sogenannte“ davor. Insofern kann die „Ehe für alle“ inzwischen als weitere plakative Umschreibung der Öffnung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare verwendet werden.
Der andere plakative Begriff, „Homo-Ehe“, ist bei dpa übrigens noch nicht verschwunden. Auch nach 2015 fand er sich noch häufiger in den dpa-Texten als die „Ehe für alle“. Und die hält dpa immer noch in der breiten Öffentlichkeit für erklärungsbedürftig, weshalb sie den Begriff nach Möglichkeit nicht alleine für sich stehen lässt.
Dann ruhig gleich abschaffen
Die Karriere des Begriffs lässt sich auch in anderen Medien nachvollziehen, etwa in der FAZ. Er tauchte zunächst im Zusammenhang mit der Gesetzesänderung in Frankreich auf. Herausgeber Günther Nonnenmacher nannte ihn damals in einem Leitartikel „vernebelnd“. Danach verschwand er fast völlig wieder und sickerte erst ab 2015 allmählich wieder in das Blatt ein.
Schon 2011 hatte ihn Reinhard Müller, einer der heftigsten Kritiker der Gleichstellung in der FAZ, benutzt – und abwertend gemeint. „Ehe für alle“ stand über einem Leitartikel von ihm, der mit dem Satz begann: „Die Ehe ist am Ende, wenn sie alles, also auch nichts bedeuten kann.“
Das Thema hat Müller in dieser Woche wiederholt und variiert. Am Dienstag schrieb er:
Bezeichnend ist aber, dass längst nicht mehr von Lebenspartnerschaft oder „Homo-Ehe“ die Rede ist. Das Ziel lautet: Ehe für alle. Da kann man diese Institution freilich gleich ganz abschaffen.
Trotzdem hat sich auch in seiner Zeitung der Begriff so sehr etabliert, dass er, wenn auch in Anführungszeichen, über dem nachrichtlichen Aufmacher auf Seite 1 stand:
Durchbruch in der „Tagesschau“
Die „Tagesschau“ hat das Wort von der „Ehe für alle“ erstaunlich früh übernommen. Schon im Sommer 2015 tauchte es – ohne Anführungszeichen – hinter Jan Hofer auf:
Einen Monat zuvor stand er noch vor der „Homo-Ehe“:
Sören Landmann vom Aktionsbündnis erinnert sich noch an die erste Einblendung in der „Tagesschau“: Das sei überraschend gewesen und habe viel bewegt.
Selbstverständlich ist der Gebrauch dort bis heute nicht. Er sei etwa am Donnerstag Thema in der Redaktionskonferenz gewesen, sagt Marcus Bornheim, der zweite Chefredakteur von ARD-aktuell. Er meint, dass sich das Wort von der „Ehe für alle“ erst im Mai und Juni 2017 durchgesetzt hat. Vor allem nach dem Auftritt der Bundeskanzlerin bei „Brigitte“ sei er vielen Nachrichtenagenturen verwendet worden. „Der Begriff ist unserer Meinung nach so prominent, dass wir ihn verwenden können“, sagt Bornheim. Er sei für die politische Debatte inzwischen prägend.
Klingt nicht sexuell
Natürlich hing der Kampf für die Gleichstellung nicht nur an der Durchsetzung eines Hashtags. Aber der Begriff „Ehe für alle“ half sehr, das Anliegen sympathisch, positiv und allgemein wirken zu lassen, nicht speziell und vor allem nicht sexuell. „Viele Leute sprechen das Wort ‚Homo‘ nicht gerne aus“, sagt der Initiator Sören Landmann. „Das ist schade, aber das ist Realität.“ Auch Unternehmenspartnern falle es möglicherweise leichter, eine Botschaft zu unterstützen und zu übernehmen, wenn sie nicht nach etwas Sexuellem klingt (die Eisfirma Ben & Jerry’s warb mit dem Hashtag und dem Slogan: „Yes, I dough“). Dass man plötzlich über die „Ehe für alle“ reden konnte, habe auch dafür gesorgt, dass sich mehr Menschen überhaupt zu dem Thema äußerten.
Man kann, mit etwas bösem Willen, die Übernahme des Kampagnenbegriffs in den Sprachgebrauch der Medien natürlich auch einfach dadurch erklären, dass die Mehrzahl der Journalisten die Sache an sich sympathisch fanden. Das mag auch eine Rolle gespielt haben. Mit Sicherheit trug aber auch eine gute Vorbereitung und Strategie der Aktivisten dazu bei – und die Tatsache, dass die etablierte Alternative „Homo-Ehe“ objektiv problematisch war.
Weil das Wort von der „Homo-Ehe“ als genau das Gegenteil dessen verstanden werden konnte, was er beschreiben sollte: keine besondere Ehe für Homosexuelle, sondern eine Ehe für alle.
Ich warte ja schon die ganze Zeit darauf, dass auch bei deutschen Heten endlich die Forderung „Eingetragene Lebenspartnerschaft für alle“ zum Thema wird. In UK streiten schon seit einer ganzen Weile dafür.
Ist halt blöd, dass das so viele Buchstaben sind. Vielleicht wäre das Thema dann weiter vorne (und hätte sogar Erfolgschancen).
Ehe für alle ist eben echte GleichBERECHTIGUNG.
Homo-Ehe ist ja ein Begriff, der die gesetzliche Ehe von homosexuellen Menschen oder Menschen mit ganz anderer sexueller Orientierung als Sonder-Ehe bezeichnet.
So, wenn es heute klappt, sind alle Ehepaare vor dem Gesetz gleich, sei es Mann-Mann, Frau-Frau, Frau-Mann, Mann-Frau und alle erdenklichen Trans-Kombinationen
Bezeichnend ist aber, dass die heutige Topmeldung im Radio – zumindest beim CDU-Hessen-Sender hr3 – der Einzug der deutschen Männer-Fußball-A-Mannschaft ins Finale des Confed-Cups war.
Merkels erwartete Erklärung zum G20-Gipfel und die Möglichkeit zur Einführung der Ehe für alle war zweitrangig.
„Dass an diesem Freitag im Bundestag über die rechtliche Gleichstellung homosexueller und heterosexueller Partnerschaften abgestimmt wird, ist auch dem Siegeszug des Begriffs „Ehe für alle“ zu verdanken. Wie konnte es dazu kommen?“
Das halte ich aber für eine steile These, Herr Niggemeier. Ich glaube, da gehen die freudetrunkenen Pferde ein wenig mit Ihnen durch. Ohne den Auftritt von Frau Merkel bei der „Brigitte“ hätte es die Abstimmung heute, am letzten Sitzungstag der Legislaturperiode, mit Sicherheit nicht gegeben, egal wie das Kind heißt!
Frau Merkel hat, ob gewollt oder nicht, der SPD ein schmales Fenster geöffnet und eine Chance geboten, die sich die Sozialdemokraten natürlich nicht haben entgehen lassen. Das ist auch gut so, denn ob es in der nächsten Legislaturperiode zur Gleichstellung gekommen worden wäre ist angesichts der Performance des Herausforderers mehr als fraglich.
Ich glaube, das „worden“ ist überflüssig, ich nehme es mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. Dieses Futur ist aber auch eine vertrackte Zeitform.
Wenn es die Ehe für alle gibt, wird die Eingetragene Lebensgemeinschaft natürlich wieder abgeschafft.
Bereits eingetragene Lebensgemeinschaften genießen natürlich Bestandsschutz.
Ich hielte es für die einfachere Lösung, die Ehe als staatliche Institution abzuschaffen und auch für Heteroas eingetragene Lebensgemeinschaften einzuführen. Wenn das zu lang ist, einfach „Ele“ abkrz., und dazu Komposita wie Elepaar, Elepartner/in, uneleliche Kinder und natürlich Elebruch.
Aber auf mich hört ja keiner!!!!!
@Frank Reichelt: Der Auftritt von Frau Merkel bei der „Brigitte“ fand aber doch nicht im luftleeren Raum statt. Sondern in einem gesellschaftlichen Kontext, in dem sich das Gefühl, dass die Zeit reif ist für die Öffnung der Ehe, verfestigt hat – auch weit jenseits der üblichen Verdächtigen. Das liegt auch an der Kampagne, die seit Jahren geführt wird, und vor allem Durchschnittsbürger ansprach. Und deren Erfolg hat auch mit dem Erfolg ihres zentralen Begriffes zu tun.
Fetten Dank für die informative Begriffs-Biografie!
Was Reinhard Müller (FAZ) betrifft, bei dem Druckerschwärze wie ein kosmetisches Bleichmittel wirken würde – er kommentiert heute:
„Wer kann eine Ehe eingehen? Was den Willen der Verfassungsmütter und -väter angeht, so gibt es keinen Zweifel.“
Herrjeh, das klingt dann wirklich nach Not&Elend, nach letztem Gefecht. Die Verfassungsmütter und -väter hatten doch auch keine Probleme damit, Homosexualität weiterhin als Straftat anzusehen. Oder von Frauen zu verlangen, bei Berufstätigkeit und Führerschein-Erwerb zunächst die Erlaubnis des Gatten einzuholen. Die Vergewaltigung in der Ehe war natürlich auch verfassungskonform.
Manchmal habe ich bei Leuten wie Reinhard Müller den Eindruck, am liebsten möchten sie mit einem DeLorean zurück ins Deutschland Anfang der 1950, um den damaligen Zustand einzufrieren.
Man muss also nur „Raider“ in „Twix“ umbenennen! Dann schmeckt es gleich viel besser, obwohl sich inhaltlich gar nix geändert hat!
…hat sich doch erledigt, das alles, seit heute früh. War auch mal wieder eine der seltenen „Sternstunden“ des Parlaments.
Immerhin auch ca. 80 Unionisten dafür, anders als vorher fabuliert. Das gibt doch Hoffnung…
Jetzt kann auch der neue Funke-Minister in NRW seine Partnerschaft umschreiben lassen, wenn auch ohne Kohl und Westerwelle als Trauzeuge.
Vielleicht aber mit H.Jarzombek:
https://www.nrz.de/staedte/duesseldorf/gegenwind-fuer-duesseldorfer-cdu-chef-id211074973.html
Ich find’s gut…
Hallo Stefan,
Ich dagegen empfinde die Begriffsverschiebung von „Homo-Ehe“ zur „Ehe für Alle“ im Gegensatz zu dir als unglücklich. Ich kann den Ansatz verstehen, den Fokus von einem Thema einer gesellschaftlichen Randgruppe zu einem gesamtgesellschaftlichen Anliegen zu verschieben. Allerdings verliert diese Verschiebung die begrifflich vorstellbare Eindeutigkeit und Absehbarkeit der Folgen der „Homo-Ehe“.
Bei einigen Gesprächen mit älteren und eher konservativen Leuten, die mir gegenüber Vorbehalte äußerten, kam immer wieder der Einwand, den der Begriff „Ehe für Alle“ impliziert, daß dann, wenn die die „klassische“ Ehevorstellungen aufgebrochen werden, der nächste Schritt wäre, daß dann etwa auch Inzest-Ehen, polygame Ehen oder Kinderehen der nächste Schritt wären. Diese Befürchungen und Ängste wohnen für einige in dem Begriff „Ehe für Alle“.
Daher halte ich die Begriffsverschiebung für politisch falsch.
Natürlich ist die Rechtsangleichung zur hetero-Paar-Ehe richtig, wichtig und überfällig.
@megatherium:
Polygamie: Ausschliesslich ein Kulturell-Gesellschaftliches Problem, ebenso wie Kinderehen. In Westeuropa weitestgehend gesetzlich nicht erlaubt.
Inzest-Ehen: In den Adelshäusern Europas immer schon gang und gäbe. Vermutlich in anderen Gesellschaften weltweit auch, k.A.
Probleme kann man auch herbeikonstruieren…
@Ekkehard
Ich habe nicht geschrieben, daß das meine Probleme sind.
Ich habe nur auf die veränderten Implikationen einer Begriffsverschiebung hinweisen wollen.
Ich hab nicht geprüft ob es eine Filterblase ist oder gar Bestätigungsfehler zurückzuführen ist, hab aber den Eindruck das die aktuellen Berichterstattung bevorzugt mit weiblichen Personen bebildert wurde. Kann mir gut vorstellen das es bei etlichen die Ablehnung weniger triggert wenn gleichgeschlechtlich mit Frauen statt Männern assoziiert wird…
@megatherium:
Die beste Lösung wäre wohl, wenn sich die Evolution, äh-der liebe Gott, sich dazu entschliessen könnte, uns in Zukunft alle zu gebär-und zeugungsfähigen Hermaphroditen werden zu lassen.
Ansätze sind ja vorhanden…
@Ekkehard, #14:
Wieso auf Gott und/oder Evolution warten? Kommende Gentechnik löst auch diese Probleme.
„Ehe für Alle“ ist ein Schlagwort wie viele andere Schlagwörter auch.
Frage an Radio Eriwan: „Gibt’s die Ehe für alle auch für Singles?“
Antwort: „Im Prinzip ja, aber dann sind es natürlich keine Singles mehr.“
Soll heißen, man kann jedes Schlagwort kaputtreden.
Mein spießiges Herz sieht in der (staatlichen) Ehe nach wie vor mehr ein Subventionsprogramm als ein Symbol der gesellschaftlichen Anerkennung. Dass die Atomkraft jahrelang staatlich subventioniert wurde, war ja auch kein Beweis für deren gesellschaftlicher Anerkennung.
@Mycroft :
Stimmt ungefähr. Da sei die FDP vor. Wäre ja noch schöner. wenn sich undefinierbar andere(Gott/Evolution) in die Geschäftsfelder ihrer Klientel(Schönheitschirurgen) einmischen.
Genug geflachst, schönes WE…
Ich finde, es sollte auch mal darüber nachgedacht werden, warum der Staat überhaupt bestimmte Formen von sozialen Geflechten sanktioniert. Eigentlich sollte er sich da völlig raus halten, und die Leute sollten es unter sich klären…
… also zumindest in einer ideal(er)en Welt …
Wobei es für mich den Anschein hat, der größte Anreiz besteht in Bezug auf Steuererleichterungen, etc., also letztlich geht es ums schnöde Geld.
Wenn das nicht nötig wäre, etwa weil ein Auskommen Für Alle garantiert würde (ein BGE wäre z.B. ein möglicher Schritt in diese Richtung), dann könnte doch auch irgendwann diese Institution wegfallen, besser gesagt aus der Sphäre, in die sich der Staat einmischt, herausfallen.
Ähnlich dann wohl auch mit Vereinsgründungen, etc.; und irgendwann wird klar, dass Eheschließung und Vereinsgründung sich eigentlich viel ähnlicher sind (bzw. dann sein können), als man sich heute vorstellen würde.
Das klingt jetzt für viele sicherlich gewagt oder gar völlig abgedreht.
Aber ich meine das ernst, tendiere allerdings zum Teil dazu, eher ans Übermorgen denn ans Morgen zu denken … und es kaum erwarten zu können.
In der Zwischenzeit sehe ich die „Ehe Für Alle“ definitiv als Fortschritt.
Aber es bleibt ein Zwischenschritt. Einer von vielen auf dem Weg in eine Welt, die wir uns heute kaum ausmalen können.
Immerhin ist auf diesem Gebiet dieser Fortschritt erzielt worden, in anderen Bereichen scheint er ins Stocken geraten zu sein… (z.B. werden heute wieder mehr und mehr nationale Grenzen befestigt, und die Zusammenarbeit über diese hinweg wird zurückgefahren…)
What ever…
Es wird geklagt werden und dann haben wir eine herrschende Meinung, was „Ehe“ nach dem Grundgesetz bedeutet…
Aber warum soll man jetzt noch zwei Brüdern verbieten zu heiraten?
Warum noch Polygamie verbieten?
Was ist falsch an einer Ehe zwischen drei Frauen?
… und bitte kommt mir nicht mit…. „Ehe war schon seit je her….“
@Existentielle, #17:
Diversen Verlautbaren zufolge soll der Zweck der Ehe nicht der sein, Kinder zu kriegen. Bzw., weil es seit Einführung der Antibabypille recht einfach ist, als Eheleute auf Kinder zu verzichten, aber nicht auf die staatlich garantierten Vorteile, kann es nicht mehr Zweck dieser Vorteile sein, Menschen mit Kinderwunsch zu helfen.
Der neue Zweck der Ehevorteile ist es, dass Menschen für einander da sind (und die Sozialkassen nicht zur Last fallen).
Ehepartner kriegen iirc 5€ weniger Hartz IV als Singles.
Der Reinhard Müller vonner FAZ, nä? Da krie’sch ja immer Plaque, wenn ich dem sein nicht mal in sich logisches, aber dafür umso überzeugter vorgetragenes Geseier lese…
Lesevergnügen bereitet mir der tatsächlich nur dann, wenn der freundliche Muriel bei ueberschaubarerelevanz seinen Unsinn in besser verdaulichen Häppchen seziert. <3 Ansonsten is mir das zu unbekömmlich.
Und ungeachtet dessen, inwieweit die Akzeptanz/Verbreitung des Begriffs "Ehe für alle" letztlich Voraussetzung für die gestrige Abstimmung und ihr Ergebnis war – danke SN für diese interessante Aufbereitung!
Merkwürdig, für mich als Eheskeptiker klingt „Ehe für Alle“ eher ein bisschen wie eine Drohung.
Besteht garantiert keine Gefahr, dass es irgendwann eine staatliche Zuweisung für Unverheiratete gibt? Bei Berücksichtigung des Diskriminierungsverbots könnte man sich auch vorstellen, dass die Zielperson keinen Einfluss auf Geschlecht, Religion, Herkunft und Vermögen des künftigen Partners nehmen darf. Das würde ganz neue Möglichkeiten bieten, um die Sozialkassen, den Wohnungsmarkt und natürlich auch die Umwelt zu entlasten.
?
@Andreas Müller, #21
aus dem Artikel:
Damit wäre auch diese Kommentarspalte vollkommen – in jeder Kommentarspalte gehört schließlich ein Kommentar ihrer Art. Vielen Dank. Das können Sie doch besser, oder?
…der Punkt ist doch unsere Überheblichkeit:
Dass sich die Evolution mit dem sog. HomoSapiens kräftig verhauen hat.
Dieser Planet wird das überstehen und sich neu orientieren.
Leider werde ich es nicht „erleben“.
Letztlich wird nichts und doch alles bleiben, wirklich wissen werden „wir“ es nie…
@ ZET #23
Was Sie da an absonderlichen Ideen zitieren, war ja nun wirklich nicht meine Zielrichtung. Mir geht es eher um die starke Tendenz zu staatlicher Zwangsbeglückung, die auf der Suche nach neuen Handlungsfeldern gerne den freiwilligen Angeboten folgt.
at Andreas Müller
Da diese Form staatlicher Zwangsbeglückung ja wesentlich von Gutmenschen gesteuert würde, könnten Sie ein harmonisches Arrangement erwarten. In Ihrem Fall würde man vermutlich den Typus Ester Seitz als passende Gemahlin zuweisen.
@Thomas; @Andreas Müller:
Leutz: Nervt euch doch in den sog. „sozialen“ Medien.
Dieses Forum ist keins, wie ich finde…
„Besteht garantiert keine Gefahr, dass es irgendwann eine staatliche Zuweisung für Unverheiratete gibt?“
Es sehe eher die Gefahr einer Einweisung. Aber nicht für alle.
Offensichtlich ist dieser Satz aus dem Beitrag nicht sprachlich sauber, da das Wort „benutzt“ zweimal vorkommt:
„Schon 2011 hatte ihn Reinhard Müller benutzt, einer der heftigsten Kritiker der Gleichstellung in der FAZ benutzt – und abwertend gemeint.“
Wollte ich nur erwähnen, damit das ggf. korrigiert wird.
@ Thomas #26
Sie kennen ja Gazellen, die mir noch nie begegnet sind. Virulent, virulent.
at Andreas Müller
Virulent? Hätte ich nicht gedacht, daß der Vorschlag bei Ihnen sofort ansteckend wirkt. Ist doch schön.
at Stefan Niggemeier
Gibt es eigentlich noch etwas Neues in Sachen Johannes Gabriel/David Berger? Ist das jetzt Normal-Zustand bei der FAZ, daß Reinhard Müller solche Autoren unter Pseudonym einkauft?
Gerade erst bemerkt: die FAZ-Sache hat Johannes Kram beim Bildblog nachbearbeitet, sehr lesenswert:
http://www.bildblog.de/90830/faz-und-ehe-fuer-alle-ein-hass-der-keinen-namen-traegt/
Die Zuschreibungen von „Hass“ und „Selbsthass“ in dem BILDblog-Beitrag erscheinen mir willkürlich und fahrlässig, jedenfalls nicht ohne Insiderwissen aus dem Wortlaut des Artikels von „Johannes Gabriel“ belegbar.
Ich sage das als jemand, der beide Beiträge erstmals zur Kenntnis genommen hat, weil sie hier unter #31,32 eingeführt wurden. Der Text von Johannes Gabriel erscheint mir eine legitime Wortmeldung zu sein, der natürlich widersprochen werden kann.
Der Text von Johannes Kram liefert aber darauf keinen Widerspruch auf gleicher Ebene, sondern diffamiert offen und unverhohlen und mit persönlichem Unterton. Das wahllose Umsichwerfen mit dem Hass-Vorwurf spricht ganz für sich. Im Ergebnis rechtfertigt sich so nachträglich durchaus die Maßnahme der FAZ, den Text unter Pseudonym abzudrucken.
Soweit zum Eindruck, den beide Texte auf einen Hetero-Papi machen, der natürlich gar kein Recht hat, da mitzusprechen. Mit meiner Lebenserfahrung ist aber die Idee von Johannes Gabriel durchaus kompatibel, dass es auf Kinder anregend wirkt, im Spannungsfeld mütterlicher und väterlicher Impulse aufzuwachsen. Inwieweit das in der „Ehe für alle“ möglich ist, will ich gar nicht entscheiden müssen. Sehr wohl will ich aber mein Urteil loswerden, dass Johannes Kram zu dieser Frage absolut gar nichts beigetragen hat – außer eine Menge Hass hineinzustreuen.
@Andreas Müller, #33
Ist nicht Ihr Ernst. Nennen Sie eine Textstelle aus dem FAZ-Artikel, für die sich der Autor nicht in Grund und Boden schämen sollte. Er diffamiert offen und unverhohlen und mit persönlichem Unterton. Er stellt homosexuelle mit Ehe- und Kinderwunsch als bürgerliche Spießer, egoistisch, schädlich für die Kindesentwicklung und Missbrauchsrisikofaktoren dar. Zudem stellt er Pappkameraden auf, man nehme den Adoptierten Kindern die Eltern weg oder schlimmer noch, erzeuge „aus der Gebär- und Besamungsmaschine“ ein „bloßes Ding“, „wie eine Plastikpuppe, um daran Hetero-Papa-Mama zu spielen“. Wer so redet, ist doch an einer ernsthaften Diskussion nicht interessiert, sondern will nur beleidigen, hassen. Wenn jemand so über Sie als „Hetero-Papi“ reden würde, sähen Sie das dann auch als „legitime Wortmeldung“ an?
Der Artikel, soweit ich das von diesseits der Bezahlschranke sehen kann, ist in erster Linie dumm.
– Homosexuelle konnten „schon immer“ adoptieren, nur eben nicht als Paar, sondern als Einzelperson.
– da Adoptionen dem Kindeswohl dienen und nicht der Selbstverwirklichung der Adoptiveltern, vermute ich mal, dass Adoptionswillige von Amts wegen „schon immer“ auf Eignung geprüft wurden und in Zukunft werden; wenn der Autor diesbezüglich Sorgen hat, hätte er die schon vorher haben sollen.
– die Gefahr des pädophilen Missbrauchs gibt’s bekanntlich auch bei Heteroas. (mangelnde Inzesthemmung und so…)
– die meisten Fälle von Adoption werden auftreten, wenn das Kind das biologische des einen Elternteiles ist und der neue Ehepartner die Verantwortung teilen will. Wie es bei Heteroa-Eltern auch vorkommt. Wenn man das nicht will, sollte man vllt. was wegen der „Scheidung für alle“ machen.
Es mag weiterhin tatsächlich sein, dass es gut für ein Kind ist, sowohl ein männliches als auch ein weibliches Elternteil zu haben; zwei Elternteile vom selben Geschlecht zu haben anstelle nur eines (von logischerweise einem Geschlecht) ist trotzdem besser, weil das einzelne Elternteil dann weniger Mühe hat. Und Waisenhäuser sind jetzt auch nicht gerade sprichwörtlich für die tolle Kindheit da.
Ich gebe für den Artikel kein Geld aus. Neverever.
@Mycroft
„…die meisten Fälle von Adoption werden auftreten, wenn das Kind das biologische des einen Elternteiles ist…“
schon putzig… damit hatte selbst die CSU kein Problem…
Gibt da so en schönes Interwiev auf Radio Eins von Katja Weber und Holger Klein mit Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer von der CSU vom 27.6.
Die beiden haben auf Teufel komm raus versucht, ihm weiß zu machen, das „er“ damit auch ein Problem hätte… bzw. wollten ihm minutenlang eins unterjubeln…
Aber in der Schlussphase wurde ja nicht mehr differenziert sondern nur noch polemisiert… sorry… ab der Schlussphase…
@ ErwinZK
„Wenn jemand so über Sie als „Hetero-Papi“ reden würde“
Es ist ja keine einzelne Person angesprochen. In dieser Abstraktheit muss man schon ein wenig Kritik und Vorwürfe einstecken könne, darf kein Mimöschen sein. Das darf man ja bereits nicht, wenn man in diesem Forum nur den einen oder anderen Glaubenssatz sanft auf den Arm nimmt. Da kommt es sofort knüppeldick und ganz auf die Person gezielt. Wer wird denn deswegen den Hass-Vorwurf wie eine Monstranz vor sich hertragen? Dieses Hass-Ding ist ein neo-biedermeierliches Instrument gegen das offene Wort und den Tabubruch.
Natürlich darf man Johannes Gabriel für seinen Text kritisieren oder die FAZ dafür, dass sie ihn veröffentlicht hat. Man muss es aber dann auch tun. Das aber ist keine Kritik: „Man muss heute nicht mehr argumentieren, warum die Erde keine Scheibe ist.“ Das ist inwzischen der Standardsatz derjenigen, die ihre Gewissheiten bewahren und Dissens unterdrücken wollen. Dabei handelt es sich aber immer um Gewissheiten, die sehr weit von der Evidenz der Kugelform der Erde entfernt sind, gelinde gesagt.
@ Mycroft
Sie müssen den Text nicht hinter der Bezahlschranke erspähen. Er ist offen verfügbar. Wenn der Text „dumm“ ist, habe ich schon gewonnen, denn Dummheit ist noch kein Hass.
Es scheint mir dem Text weniger um die praktischen gesetzlichen Änderungen zu gehen als um die (überlebensgroße) Bedeutung, die diese Änderungen für die „Community“ haben. Da könnte beispielsweise eine Kritik an der FAZ ansetzen: warum wurde der Text dann in so großer Nähe zur Abstimmung im Parlament veröffentlicht? Das ist eine offensichtliche Unstimmigkeit. Aber genau das hinterfragt ja der Haß-Text von Kram gar nicht, sondern schießt sich voll auf die Personen ein. Total unsouverän.
at Andreas Müller
Es ist nicht sehr sophisticated, was Sie hier treiben, mein Herr.
Den FAZ-Text als „legitime Wortmeldung“ deklarieren zu wollen und derart zu verharmlosen, als ginge es in dem Text lediglich darum, Kinder am besten „im Spannungsfeld mütterlicher und väterlicher Impulse“ aufwachsen zu lassen, ist eine schon übelriechende Nebelkerze.
Homophobie ist eigentlich schon ein Lackmus-Test dafür, wo einer politisch zu verorten ist. Gewiss gibt es homophobe Menschen auch in den Reihen der Linken, aber nirgendwo wird Homophobie derart zahlreich und intensiv „gepflegt“ wie bei den äußeren Rechten. Da kann einer noch so sehr behaupten, die Trennung von Links und Rechts sei doch von gestern: Wenn es gegen Homosexualität geht, kommt der wahre miese Charakter zum Vorschein.
@Müller, #37: Nun, dann bin ich wohl selber dumm, ich finde nur die Schnippsel.
Das, was ich gelesen habe, ist schon ziemlich übel, und ich unterstelle mal, dass im Rest nichts von: „Achtung, Parodie!“ steht. Wenn der Autor (ich mach mal im Maskulinum weiter) den „Kinderwunsch“ bei Homosexuellen kritisiert, müsste er das auch bei Heterosexuellen tun. Weil, mMn, Adoptionen sind fürs Kind, ergo kann es keinen Rechtsanspruch geben, ein Kind zu adoptieren, sondern nur ein Recht für Kinder, adoptiert zu werden. (Ich bezweifle mal, dass sich jetzt lange Schlangen von adoptionswilligen Homosexuellen vor den Jugendämtern oder wo bilden werden, aber davon mal ab.) Aber die tolle Stelle mit der mangelnden Inzesthemmung, jaaa, das soll sachlich sein? Soweit ich weiß, funktioniert die nicht, weil Leute verwandt sind, sondern, weil sich Menschen seit einer Zeit kennen, als mindestens einer von ihnen noch klein war, ergo auch bei Stief- und Adoptivkindern, -eltern und -geschwistern. Sonst sollten Heteroas auch keine Kinder adoptieren. Und falls Sie sich wundern, wie man auf „Hass“ kommt, einer Gruppe indirekt inzestuöse Tendenzen zu unterstellen, ist schon ein Griff gaaaanz tief ins Hassarsenal.
Dummheit ist kein Hass, aber Dummheit und Hass schließen einander nicht aus.
Meine Überlegung ist: wenn der Verfasser das alles so glaubt, dann ist er dumm, aber weil er das über Homosexuelle denkt, hasst er sie.
Wenn er das nicht glaubt, ist er wohl nicht ganz so dumm, aber er lügt.
Also hasst er Homosexuelle, weil er dumm ist, oder er lügt, weil er Homosexuelle hasst. *schulterzuck*
Ändert nichts daran, Gegenrede zu betreiben.
@W.Lohan, #36: was meinten sie jetzt mit „putzig“?
@ Mycroft #39
Über alles das, was Sie hier vorbringen, kann ich mich nicht negativ
äußern, auch wenn die Argumente gelegentlich eine Indirektion benötigen. Darüber kann man reden.
Ich äußere mich aber weiter ganz klar negativ darüber, dass der Kram-Text sehr, sehr weit unterhalb Ihres Niveaus bleibt.
@ Thomas #38
@ Thomas #38
(Ohne Worte)
Weil der Artikel anscheinend nur „frei verfügbar“ ist, wenn man die FAZ abonniert hat, kann man als Normalbürger auf twitter nach @mlle_krawall suchen und wird dort fündig.
Welcher Kramtext?
Ach, egal, unter meinem üblichen Niveau ist ja noch viel Luft nach unten.
@Erwinzk: danke, aber davon wurde es nicht besser.
Z.B. ging es Homosexuellen – anders, als der Autor suggeriert – in der vorchristlichen Jahrtausenden nicht direkt besser. Jedenfalls den männlichen.
Und seit der Einführung der Antibabypille haben auch Heteroas jede Menge heißen, unproduktiven Heteroasex. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der Homosexuellen mehr. Die kinderlosen Heteroapärchen haben die traditionelle Ehe kaputt gemacht, nicht die Homosexuellen. Ätsch!
at ErwinZK
Man kann auch z.B. diesem „Welt“-Artikel folgen, im vorletzten Absatz ist unter dem Namen David Berger der Text verlinkt:
https://www.welt.de/kultur/medien/article166143601/Shitstorm-um-FAZ-Kommentar-gegen-Ehe-fuer-alle.html
(Interessant ist auch der in der „Welt“ erwähnte Tweet von Patrick Bahners – FAZ -, warum der Text in seiner Zeitung eigentlich überhaupt unter einem Pseudonym erschien)
@mycroft,
Danke wofür? Bezieht sich der Absatz danach auf meine Aussagen? Dann verstehe ich den nicht.
@ Mycroft #43
Das ist der Text von Johannes Kram, den Thomas unter #32 bereits verlinkt hatte: http://www.bildblog.de/90830/faz-und-ehe-fuer-alle-ein-hass-der-keinen-namen-traegt/
Muss man aber nicht lesen, ist im wahrsten Sinne des Wortes „Hate-Speech“: Die Wörter „Hass“ oder „hassen“ kommen 7 Mal darin vor. Es geht hauptsächlich darum, im Hass der anderen die Rechtfertigung für den eigenen zu finden. Das übliche Spiel.
„Die kinderlosen Heteroapärchen haben die traditionelle Ehe kaputt gemacht, nicht die Homosexuellen.“
Das ist ein guter Gedanke, der aber politisch nicht akzeptabel ist.
Den Ersatz-Charakter merkt man der tatsächlich geführten Debatte aber sehr wohl an. Deshalb müsste man eigentlich über die Streichung von Privilegien für die Ehe nachdenken. Steuerprivilegien beispielsweise sollte es für die Versorgung von Kindern geben, egal durch wen, egal ob eigene Kinder oder adoptierte.
Mir persönlich ist es aber letztlich egal, ob man die Ehe erst öffnet und ihr dann die überholten Privilegien nimmt oder umgekehrt.
@ANDREAS MÜLLER #33
„Die Zuschreibungen von „Hass“ und ‚Selbsthass‘ in dem BILDblog-Beitrag erscheinen mir willkürlich und fahrlässig, jedenfalls nicht ohne Insiderwissen aus dem Wortlaut des Artikels ..“
Da ich nicht weiß, wer der Autor ist, kann ich zu ihm auch kein Insiderwissen beitragen. Da die Thesen des Autors, nach denen Homosexuelle zur Kinderschänderei neigen, nicht evidenzbasiert sind, sondern auf dessen eigenen Phantasien zu beruhen, liegt es sehr nahe, diese so einzuordnen. Oder haben Sie eine andere Erklärung?
@ErwinZK: „Danke für den Hinweis, wie ich den ganzen Artikel lesen konnte, leider ist der ganze Artikel auch nicht besser als die Zitate, die ich schon kannte.“ sollte das heißen. Der Rest bezog sich auf die Stellen im Artikel, die ich jetzt auch noch lesen durfte.
@Müller: Mit „Kram“ hatte ich tatsächlich nicht den Namen assoziiert, sorry. Hate-Speech oder Hassrede ist vllt. auch nur ein Schlagwort, aber gemeint ist, dass die Rede Hass zum Ausdruck bringt, und nicht, dass das Wort tatsächlich vorkommt.
Dass man den vermeintlichen oder tatsächlichen Hass anderer Leute nicht zur Begründung des eigenen Hasses heranziehen sollte, geschenkt; aber meinen Sie nicht, dass man den Hass bzw. das hassartige Verhalten anderer Leute kritisieren sollte?
@ Johannes Kram #47
„Da ich nicht weiß, wer der Autor ist, kann ich zu ihm auch kein Insiderwissen beitragen. “
Der Verdacht des Insiderwissens drängte sich mir nicht nur deshalb auf, weil öffentlich über den Autor gemutmaßt wurde, sondern auch wegen dieser Randnotiz:
„(außer der einer offensichtlichen persönlichen Tragödie)“
Die Offensichtlichkeit sollte offensichtlich mehr sein als eine Mutmaßung.
Denn was kann der Mensch schon über die Tragödien anderer wissen, die er nicht kennt? Aus wenigen Sätzen bereits eine Tragödie, nicht eine Reflexion oder auch einen unausgegorenen Gedanken?
„Da die Thesen des Autors, nach denen Homosexuelle zur Kinderschänderei neigen, nicht evidenzbasiert sind, sondern auf dessen eigenen Phantasien zu beruhen, liegt es sehr nahe, diese so einzuordnen. “
Diese „These“ kleidet der Autor in die Frage „Und ist es wirklich so abwegig, was manche Gegner der Homo-Ehe behaupten, dass…“ und noch weitere Einschränkungen inklusive indirekter Rede etc. Auch wenn man vermutet, dass es sich dabei um einen rhetorischen Kniff handeln könnte, bleibt es eine Eskalation der Auseinandersetzung, das zu 100% zu seiner festen Meinung zu erklären. Auch der 2. Teil der Aussage mit den „eigenen Phantasien“ eskaliert in diesem Sinne die Aussagen des Autors: wenn es so wäre, dass der Autor unzulässig von sich auf andere oder gar alle anderen schließt, dann könnte man das auch als Irrtum bezeichnen statt als Hass.
Ich sehe hier grundsätzlich eine Eskalationslogik am Werk, in der zu viel unterstellt wird, möglicherweise aus einer Allergie heraus gegen ähnliche Argumente, die schon allzu oft gehört wurden. Mag sein, dass hieraus auch zu Unrecht der Eindruck von „Insiderwissen“ entstanden ist.
Bisher habe ich mich nur zur Reaktion auf den Text des Autors selbst geäußert. Eine ganz andere Frage ist es, ob dieser Text, wenn er nur eine persönliche und noch zu hinterfragende Sicht darstellt, tatsächlich so hätte in einer renommierten Tageszeitung veröffentlicht werden sollen. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, zu einem solchen Text bereits eine Gegenrede einzuholen und mit abzudrucken? Darüber kann man sehr wohl streiten. Aber auch wenn es so wäre, könnte es immer noch ein Fehler sein, nicht unbedingt Hass.
Also auch hier sehe ich wieder die Eskalationslogik, die den „Hass“ als Gewissheit gerne annimmt. Und darin wiederum eine Keule, die mit jedem GegenSchlag eine Debatte und die Überzeugung von Andersdenkenden weiter erschwert und stattdessen ihre Vernichtung erzwingt.
Jedenfalls aber danke für die Nachfrage! Ich rege mich ja eigentlich weniger über Texte und ihre Autoren auf als über Leute, die diese Texte wie endgültige Wahrheiten und Wunderwaffen in die Welt hinaustragen.
@ Mycroft #48
„aber meinen Sie nicht, dass man den Hass bzw. das hassartige Verhalten anderer Leute kritisieren sollte?“
Ja, meine ich. Da gibt es keinen Dissens. Aber den Hass und das hassanfällige Verhalten sehen verschiedene Menschen eben nicht immer im Selben.
@Andreas Müller:
Ich halte es ohne Insiderwissen für eine persönliche Tragödie, wenn ein Homosexueller (seine) Homosexualität so abwertet. Können Sie das nicht nachvollziehen?
Mein „Gegenschlag“ ist zudem keine Keule sondern lediglich die inhaltliche Nichtbefassung aufgrund der Tatsache, dass die zugrundeliegenden Zusammenhänge alernativfaktisch sind. Nein, nicht alles muss gegenargumentiert werden. Das würden sie bei eindeutig antimitischen oder rassistischen Aussagen wohl auch nicht fordern. Warum sollte es dann bei homophoben Äußerungen anders sein? Oder sind wir uns etwas da schon nicht einig und sie halten das womöglich nicht für homophob?
@Müller, #50;
Im Prinzip ja. Nicht jeder, der gegen Ehe für alle ist (oder sonst ein Thema) _hasst_ auch gleichzeitig die Leute, die von der Sache profitieren.
Ich bin z.B. gegen Atomkraftwerke, hasse aber keine Atomkraftbefürworter. Und ich bin ziemlich zuversichtlich, dass man das auch merkt, wenn ich über Atomkraftbefürworter rede. Oder mit ihnen.
Jetzt gibt es hitzige Debatten, wo man sich fragt: „Ist das jetzt überspitzt und nicht böse gemeint, oder ist das böse gemeint und extra harmlos formuliert?“ Und ja, es gibt Viele, die bei so etwas in dubio contra reo von der schlimmeren Interpretation ausgehen, was die Diskussion natürlich nicht verbessert. Was sich natürlich auch hochschaukeln kann.
Und dann gibt es so Sachen wie diese in eine rhetorische Frage verpackte Andeutung, wenn Homosexuelle _zu zweit_ Kinder adoptieren, würde das pädophilen Tendenzen mangels Inzesthemmung Vorschub leisten.
Und da denke ich, wer so etwas glaubt – als Autor oder Leser – der _muss_ ja zwangsläufig nicht nur gegen Ehe für Homosexuelle sein, sondern auch gegen Homosexuelle selbst, schließlich wären das dann alles potentielle Pädophile. Das ist nicht mehr überspitzt. Das ist auch nicht ansatzweise begründet. Wenn das kein Hass ist, kommt es Hass nahe genug, dass Argumente hier eher sinnlos sind. Ich versuch’s trotzdem:
Erstens, da (auch homosexuelle) Singles bzw. Einzelpersonen schon vorher adoptieren durften, wäre ohne Ehe für alle das Problem kein Stück kleiner.
Zweitens ist die Wahrscheinlichkeit, dass bspw. ein Mann, der eigentlich auf erwachsene Männer steht, plötzlich auf kleine Jungs steht, ähnlich groß wie die, dass eine Frau, die eigentlich auf erwachsene Männer steht, plötzlich auf kleine Jungs steht. Kommt sicherlich auch vor, ist aber beides eher die Ausnahme; unfairerweise müssen Heteras sich NIE rechtfertigen, wenn sie als Kindergärtnerin oder Grundschullehrerin arbeiten wollen oder Kinder adoptieren oder sich sonstwie gerne mit Kindern beschäftigen. (Ja, es gab mal den Fall von einer wiederverheirateten Frau, die nicht in einem katholischen Kindergarten arbeiten durfte, aber das hatte andere Gründe…) Wie gesagt, wenn Leute auf erwachsene Männer stehen, ist es eigentlich unlogisch, dass die plötzlich Sex mit kleinen Kindern haben wollen, weil erwachsene Männer und kleine Kinder jetzt nicht gerade austauschbar sind, und weil es außerdem lächerlich einfach ist, erwachsene Männer ins Bett zu kriegen. Und legal. Aber hauptsächlich einfach.
Mal als Gegentest – würde jemand Heteras pauschal potentielle pädophile Gefühle gegenüber Adoptivkindern mangels Inzesthemmung andeuten, käme Ihnen das evt. vllt. möglicherweise ein bisschen so wie Frauenfeindlichkeit vor? Also harte, unversöhnliche Frauenfeindlichkeit, keine Frauen-können-nicht-Einparken-Frauenfeindlichkeit? Mir schon.
Sonst ist doch auch Stefan Niggemeier an Distanz der Medien zu Interessensgruppen interessiert. Wenn diese aber schnell einen Begriff der LGBT Gruppen einfach so übernehmen, dann ist das in Ordnung. Völlig unabhängig wie man zur Öffnung der Ehe steht. Ich befürworte diese absolut, sehe aber die schnelle kritiklose Übernahme des Begriffs “ Ehe für alle „, der wie angesprochen sehr problematisch ist, sehr kritisch in Bezug auf die Objektivität der Medien in Deutschland.
@Thorium: Aber davon handelt doch der ganze Text da oben, dass es nicht unproblematisch ist.
@Thorium
Wie angesprochen gibt es gute Gründe gegen den vorherigen Begriff „Homo-Ehe“.
@SN
Mal eine andere Frage, wer hat sich eigentlich den Begriff Homo-Ehe ausgedacht?
@Erwinzk: Gute Frage. Keine Ahnung.
@ Mycroft #52
„Und da denke ich, wer so etwas glaubt – als Autor oder Leser – der _muss_ ja zwangsläufig nicht nur gegen Ehe für Homosexuelle sein, sondern auch gegen Homosexuelle selbst, schließlich wären das dann alles potentielle Pädophile.“
Es geht hier offensichtlich nicht um ein Ja oder Nein, sondern um die Stärke einer Korrelation. Ich kann diesen Komplex tatsächlich nicht beurteilen, weder aus einem persönlichen noch aus einem wissenschaftlichen Hintergrund heraus. Gerade deshalb bin ich aber skeptisch gegen den Versuch, jemanden mit dem Argument „Hass“ daran hindern zu wollen, dass er entsprechende Ansichten (oder Vorurteile) äußert.
Man darf dabei zusätzlich auch nicht übersehen, dass es immer heikel ist, einem Mitglied einer Gruppe eine Phobie gegen diese Gruppe zu unterstellen. Das gilt für Homophobie nicht weniger als für Antisemitismus, Islamophobie oder Deutschenhass.
An dieser Stelle kommt aber tatsächlich die Problematik des Pseudonyms ins Spiel: unseriöser Journalismus könnte die Person erfinden, der er solche Äußerungen in den Mund legt, um sie unter Pseudonym zu veröffentlichen. Deshalb bleibe ich abschließend dabei, dass es in diesem Fall tatsächlich Ansatzpunkte zur Kritik an der Veröffentlichung dieses Textes gibt, dass es aber überzogen ist, es sich in der Gewissheit bequem zu machen, dass es sich um „Hass“ handeln muss. Und danke jedenfalls für Ihre konstruktiveren Beiträge.