„Politbarometer“ zur „Stadtbild“-Debatte

Womit hat Merz eigentlich Recht? Das ZDF weiß es auch nicht so genau.

Das ZDF macht eine Umfrage zur Diskussion, die Kanzler Friedrich Merz losgetreten hatte. Dafür gibt es heftige Kritik, weil die Ergebnisse der Umfrage verkürzt und irreführend dargestellt wurden. Einige werfen dem ZDF gar Manipulation vor. Der Fall zeigt, in welchem Dilemma Medien in der aufgeheizten politischen Stimmung stecken – und was sie daraus lernen können.

Dass etwas schief gelaufen war, war spätestens klar, als das ZDF am vergangenen Wochenende ein Interview „in eigener Sache“ mit seinem „Politbarometer“-Moderator Stefan Leifert veröffentlichte. „Wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik“, war es überschrieben. Und diese Kritik gab es für das ZDF reichlich nach der jüngsten „Politbarometer“-Umfrage zur „Stadtbild“-Debatte.

Am 14. Oktober hatte sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Potsdam vor der Presse unter anderem zum Thema illegale Migration geäußert. Dabei sagte er:

„Wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja …

13 Kommentare

  1. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass alle demographischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Probleme Deutschlands behoben sind, wenn das Stadtbild wieder stimmt. /s

    Stadtbild ist etwas unmittelbar sichtbares, gell? Worauf sollte es abzielen, wenn nicht auf die Hautfarbe? An welchen körperlichen Merkmalen erkenne ich einen Ausreisepflichtigen oder einen, der sich „nicht an Regeln hält“?
    Wenn man sich in DE nicht an Gesetze hält, macht man sich strafbar. Welche Regeln sind gemeint?

  2. Vermutlich sind tatsächlich die Gesetze gemeint, was natürlich trotzdem die Tatsache ignoriert, dass man einem Menschen nicht ansieht, ob er ein Verbrecher ist.

    Die Umfrage nach dem „Stadtbild“ hätte ich so verstanden, ob ich persönlich ein Problem mit meinem Stadtbild habe. Aber auch dann hätte da nicht stehen sollen „Hat er Recht?“, weil das subjektive Gefühle als objektive Fakten främt.

  3. Mich schockiert etwas die Aussage von Stefan Leifert zur Überschrift und zu der erwarteten Kritik.
    Als wäre es irgendetwas neues dass viele nur die Überschriften lesen oder Überschriften ohne weiteren Kontext von anderen Medien aufgegriffen und somit verstärkt werden.
    Und das Menschen großteils nur noch die anfängliche Stadtbild Aussage im Kopf hatten da die schön polarisierend und emotionalisierend war. Seine Relativierung über eine Woche später hatte da kaum noch eine Chance, die Aussage ist viel zu lang Kontextlos durch die Medien gegeistert.
    Es ist mindestens naiv vom ZDF diese Überschrift zu wählen. Ich möchte fast schon hoffen es geschah aus Inkompetenz, was auch wieder sehr schlecht wäre bei Medienprofis des ÖRR. Aber wenn nicht war da wohl Kalkül dahinter. Hoffentlich nur um mehr Klicks abzugreifen.

    Ich habe wirklich viel Verständnis für Fehler im ÖRR aber das war ja schon sehenden Auges scheiße bauen.

  4. @4: Eigentlich meint das Stadtbild in der Kulturgeographie tatsächlich die gebaute räumliche Struktur einer Stadt. Aber damit kann auch Leerstand, Renovierungsbedürftigkeit, Vandalismus gemeint sein. Auf Menschen bezieht sich der Begriff ursprünglich nicht, das stimmt. Spannend ist ja auch, dass Merz wieder nur die Großstadt als Negativbeispiel eingefallen ist – mein Horror wäre viel mehr, wenn es überall im Land so aussähe wie auf dem sauerländischen Dorf… sowohl was Architektur als auch Menschen betrifft.

  5. „Ich hatte ein „Stadtbild“ bisher immer für etwas gehalten, das mit Architektur zu tun hat.“
    Mir nun wiederum war bei Merz‘ Äußerung als erstes die vielen Müllecken ins Gedächtnis gekommen.
    Tja….,

  6. Vielleicht hätte man auch einfach eine Umfrage machen müssen, was Merz wohl gemeint haben könnte:
    [ ] veraltete Infrastruktur
    [ ] zu viele Leute, die wie Flüchtlinge aussehen
    [ ] Dorf ist besser als Stadt
    [ ] Berlin

    Im zweiten Schritt wird abgefragt, ob man Merz zustimmt, bspw. weil man wirklich lieber auf dem Dorf lebt (wo es so wenig Migranten gibt), oder weil man findet, dass mehr Geld in die Infrastruktur gesteckt werden sollte.

    Dass viele Menschen dasselbe gefühlte Unbehagen haben wie Merz, beweist ja nicht, dass Merzens Aussage wahr ist, und die Überschrift und suggestive Berichterstattung ist ja nicht gerade kritisch zu nennen.

  7. Ich finde es schon länger fragwürdig, dass in den Demoskopie-Sendungen meist nicht die eigentlich gestellten Fragen gezeigt werden, sondern nur knappe, oft stark verkürzte Zusammenfassungen – die aber trotzdem als Frage formuliert sind, was impliziert, es wären die tatsächlichen Fragen. Wenigstens in den Texten auf der Webseite sollte doch einfach mal erwähnt werden, was genau gefragt wurde. Stattdessen findet man die Fragestellungen nur, wenn man ein PDF irgendwo auf der Webseite des Instituts aufstöbert, falls sie überhaupt veröffentlicht werden (teils nur mit Verzögerung).

    Das Auslassen erhöht auch nur die Fallhöhe, wenn eine fragwürdig gewählte Überschrift oder die Antworten auf eine schlecht formulierte Frage erstmal tagelang zitiert werden, bevor dazu eine Debatte entsteht, weil jemand die Fragen gefunden hat. Das hat sicherlich auch seinen Anteil an den Unterstellungen der Parteinahme, weil es wie Unterdrückung aussieht (auch wenn ich diesen Kritiker*innen Hanlon’s Razor nahelegen möchte).

    Nebenbemerkung: Was ist das eigentlich für ein Trauerspiel, dass sich die Online-Berichterstattung des Politbarometers auf eine Slideshow von ein paar ausgewählte Balkendiagrammen als Bilder (!) und einen knappen Begleittext erschöpft? Warum kann ich mir nicht selber angucken, wie sich die Antworten auf die Fragen nach Parteianhängern, Ost/West, … aufteilen? Warum muss ich für Langzeit-Trends zu dawum oder wahlrecht.de? Das kann doch nicht sein, dass das ZDF – beim ARD-DeutschlandTrend ist es nur unwesentlich besser – in 2025 keine interaktive Datenvisualisierung hinkriegt? Da wäre vielleicht auch Platz für die vollständigen Fragen.

  8. Also wirklich. Da haben die hochintelligenten Hochintelligenten jahrelang bewiesen, dass die Minderwertigen anhand körperlicher Merkmalen , der Hautfarbe (weiß) und den Genitalien (männlich), erkennbar sind.
    Und dann kommt einer aus dem Mainstream und macht eine Bemerkung die andeutet, dass das vielleicht nicht stimmt.

    Logisch, dass der rassistische Mob vor Wut im Dreieck springt. Und was soll ich sagen, mir gefällts.

  9. Die Diskriminierung weißer Männer in Deutschland durch einen rassistischen Mob; endlich deckt mal einer die wahren Probleme auf! :D

  10. #10 Ihr Vergleich hinkt wie ein gebrochenes Wadenbein… Aber um mal den mir wichtigsten Punkt heraus zu greifen: Alte, weiße Männer werden üblicherweise als überproportional (und damit „zu“) mächtig gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen und nicht als minderwertig beschrieben.

  11. Wenn man falsche Fragen stellt, bekommt man falsche Antworten. Und auf falsche Fragen hat sich er ÖR inzwischen einigermaßen eingeschossen, um denen, die als besorgte Bürger diese Republik als die ihrige ansehen, irgendwie abzuholen.
    Mit anderen Worten: man lässt sich auf den Journalismus ein, der das Verständnis perpetuiert, das sich die Meute der „Demokraten“ wünscht.

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.