Donnepp Media Award

Heimlich eingeknickt: Die fragwürdige Aberkennung von Judith Scheytts Ehrung

Erst zeichnet der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises die Aktivistin Judith Scheytt aus – dann nimmt er ihr den Preis wieder weg. Offenbar beugte er sich Druck von außen. Der Vorwurf: Scheytt äußere sich antisemitisch. Ein bemerkenswerter Vorgang, der einen großen Schaden hinterlässt.
Gruppenbild der Preisträgerinnen des Donnepp Media Awards 2025.
Donnepp-Preisträger*innen, darunter: Judith Scheytt (5.v.r.)Foto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut

Es ist einerseits außergewöhnlich, dass Judith Scheytt beim Donnepp Media Award (früher: Bert-Donnepp-Preis) mit einer besonderen Ehrung bedacht wurde. Und andererseits auch mutig. Außergewöhnlich, weil es in der mehr als 30-jährigen Geschichte des renommierten Preises für Medienpublizistik noch nicht vorgekommen ist, dass eine Schülerin ausgezeichnet wurde. Noch dazu eine, die sich selbst als Aktivistin und nicht als Journalistin bezeichnet.

Mutig wegen des Themas, dem sich Judith Scheytt bei Instagram widmet: der deutschen Berichterstattung zum Gazakrieg. Und mutig auch, weil Scheytts Videos die Grenzen klassischer Medienkritik sprengen. Sie sind teilweise emotional, teilweise polemisch, mitunter streitbar und provokativ. Die Wut, die sie auf Teile der deutschen Medien hat, ist immer zu spüren. Aber ihre Videos sind auch immer fundiert, mit fachlicher Tiefe.

Genau diese Art hatte der Jury gefallen, als sie Judith Scheytt im Januar auszeichnete. Umso überraschender, dass ihr der Preis nun wieder entzogen wurde. Klammheimlich, mit einer zweifelhaften Begründung – und offenbar, weil sich der Preisstifter Druck von außen beugte, als sich ein christlich-jüdischer Verein aus Köln über die Auszeichnung beschwerte.  

„Analytische Brillanz“

Scheytt erschaffe „mit ihrer Medienkritik auf Instagram eine neue und wahrhaft zeitgemäße Form der Medienpublizistik“, hatte die Jury damals einstimmig geurteilt. „Mit tiefem Kenntnisreichtum und analytischer Brillanz“ nehme sie sich „die gröbsten Verstöße gegen journalistische Professionalität und Integrität vor”, sie dekonstruiere Doppelstandards, Framings, Floskeln, Falschinformationen bis ins kleinste Detail. Mit ihren Videoanalysen schaffe sie einen „offenen Raum, in dem sich neben Medienkritik, Aktivismus und Demokratiebildung ein lebendiges Gespräch über Medienqualität, Medienversagen und Medienzukünfte entfaltet und verstetigt.“

Judith Scheytt am Rednerinnenpult bei der Preisverleihung des Donnepp Media Awards 2025 in Marl.
Judith Scheytt bei der Preisverleihung im Januar.Foto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut

Auch für ihre Rede, die Scheytt bei der Preisverleihung im Grimme-Institut in Marl hielt, gab es viel Applaus und Anerkennung vom anwesenden Fachpublikum.

Doch ein Teil der Jury sieht das mittlerweile ganz anders. Judith Scheytt musste ihre Trophäe und die Urkunde zurückschicken, vor einigen Wochen schon. Obwohl die Preisverleihung groß vermeldet und gefeiert wurde, hat die Öffentlichkeit von der Aberkennung bis Montag dieser Woche nichts erfahren. Scheytt selbst hat sie in einem Instagram-Video am Montag publik gemacht.

Es gehe ihr nicht darum, dass sie den Preis abgeben müsse, sagt Scheytt dort, sondern darum aufzuzeigen, „wie deutsche Institutionen interagieren bzw. dem Druck vieler proisraelischer Gruppen nachgeben“. Und Scheytt fragt, inwiefern solche Preise und Jury-Urteile „eigentlich etwas wert seien“.

Dass es gerade beim sensiblen Thema Nahost zu Widerspruch kommt, hätte man ahnen können. Darauf eingestellt waren die Beteiligten aber offenbar nicht. Der Eindruck, der nun entsteht, ist der einer Jury (oder zumindest eines Teils davon), die sich einerseits nicht ausreichend mit den Personen beschäftigt, die sie auszeichnet, und andererseits beim ersten Gegenwind einknickt. Und es ist vor allem ein Beispiel dafür, wie viel Angst der Antisemitismusvorwürfe auslösen können.

Wie konnte es so weit kommen?

Ende Februar, etwa vier Wochen nach der Preisverleihung, meldeten sich zwei Vereinsmitglieder der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit bei Çiğdem Uzunoğlu, der Direktorin des Grimme-Instituts, das die berühmten Grimme-Preise verleiht. Sie äußerten ihr „Entsetzen“ über die Ehrung der Aktivistin und baten um Stellungnahme. Scheytt verbreite „antisemitische Narrative“ und „Verschwörungsmythen“, behauptete der Verein und verwies auf mehrere von Scheytts Social-Media-Beiträgen – unter anderem auf diesen hier, in dem sie die „Tagesschau“ für ihre Berichterstattung kritisiert: 

Zu den aufgelisteten Kritikpunkten gehört auch, dass Scheytt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Never again means never again“ trägt – was der Verein für eine Verharmlosung des Holocausts und kulturelle Aneignung hält. 

Grimme-Direktorin Uzunoğlu verwies in ihrer Antwort auf den Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises, ein Förderverein, der den Donnepp Media Award stiftet und laut Uzunoğlu unabhängig vom Grimme-Institut sei. Sein Vorstand stellt drei Jury-Mitglieder und beruft weitere drei. Uzunoğlu entschuldigte sich, betonte, die Vorwürfe sehr ernst zu nehmen, und erklärte, dass der Förderverein zuständig sei.

Was bemerkenswert ist: Die Leiterin des Instituts, das nicht verantwortlich ist, entschuldigt sich vorauseilend – obwohl sich zu diesem Zeitpunkt weder Jury noch die Preisstifter mit den Vorwürfen beschäftigt hatten. Die Mails liegen Übermedien vor.

Vorstand knickt mit Verzögerung ein

Ende März, nach einem Zoom-Call der Jury, antwortete dann der Vorstand der Freunde des Grimme-Preises und machte klar, weiter hinter dem Preis für Judith Scheytts Medienkritik zu stehen. Unter anderem schrieb er:

„Unser Anliegen bei der besonderen Ehrung im Rahmen des Donnepp-Media-Awards war und ist jedoch keineswegs, politische Haltung auszuzeichnen. Vielmehr wollen wir die Tatsache würdigen, dass sich in der Person der Judith Scheytt ein junger Mensch in bemerkenswerter Weise kritisch mit den etablierten Medien auseinandersetzt – vor allem mit traditionellen Formaten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.“

Das klang noch so, als stehe man zur Preisträgerin.

Doch der christlich-jüdische Verein machte Druck. In einer weiteren Mail Anfang April forderte er, die Auszeichnung zurückzunehmen – und drohte, andernfalls „öffentlichkeitswirksam aktiv“ zu werden.

Jörg Schieb, Erster Vorsitzender der Freunde des Adolf-Grimme-PreisesFoto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut

Der Vorstand der Freunde des Grimme-Preises war davon offenbar derart beeindruckt, dass Judith Scheytt wenige Tage später telefonisch vom Vorsitzenden des Vereins, dem WDR-Journalisten Jörg Schieb, über die Aberkennung des Preises informiert wurde. (Zunächst wurde laut Scheytt ihre Mutter angerufen.) Ende Juni – man wollte die Abiturprüfungen der 18-Jährigen abwarten – erhielt Scheytt dann die offizielle Aufforderung, ihre Preisstatue zurückzuschicken. Preisgeld hatte sie ohnehin nicht erhalten. 

Restliche Jury düpiert

Zum Rest der Jury, zu der neben dem Vereinsvorstand der Medienjournalist Steffen Grimberg, die Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura sowie Lucia Eskes, die Leiterin des Grimme-Preises, gehören, drang das alles offenbar nicht durch. Erst zwei Monate später habe er von der Aberkennung des Preises durch den Vereinsvorstand erfahren, sagt Jury-Mitglied Steffen Grimberg im Gespräch mit Übermedien. Er habe erst gedacht, die Sache sei „im Sande verlaufen“. Ende August aber habe er bei Jörg Schieb, der als Erster Vorsitzender der Grimme-Preis-Freunde ebenfalls in der Jury saß, mal interessehalber nachgefragt – und sei sehr überrascht gewesen. 

Die Medienkritikerin und Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura bei einem Vortrag.
Jury-Vorsitzende Nadia ZabouraFoto: IMAGO / dts

Nadia Zaboura hat 2024 den Bert-Donnepp-Preis (der erst seit diesem Jahr Donnepp Media Award heißt) für ihren medienkritischen Podcast „quoted“ zusammen mit Nils Minkmar bekommen und war so dieses Jahr automatisch Juryvorsitzende. Die Kommunikationswissenschaftlerin gilt als Expertin für das Thema Nahostberichterstattung und hatte nach Informationen von Übermedien Judith Scheytt damals als Preisträgerin vorgeschlagen. Sie und Grimberg können die Antisemitismusvorwürfe gegen Scheytt nicht nachvollziehen.

Zaboura selbst sagt, sie habe erst durch das Video von Judith Scheytt von der erfolgten Aberkennung erfahren. Der Jury sei die Entscheidung aus der Hand genommen worden, sagt Zaboura im Gespräch mit Übermedien. Man sei „erstaunt über diese jüngsten Entwicklungen“, vor allem auch, weil „Jury und Vereinsvorstand verabredet hatten, dass bei einer Preisrücknahme eine gemeinsame Kommunikation stattfindet, aus der hervorgeht, dass ein Teil der Jury diese Entscheidung nicht mitträgt“. Zaboura betont: 

„Wir sind mit der Aberkennung nicht einverstanden und halten weiter fest an dem einstimmig abgegebenen Votum für alle Preisträger*innen. Es hat sich für diesen Teil der Jury nichts geändert an dem, was in der gemeinsam abgestimmten Jurybegründung steht.“

Das ganze Prozedere ist ungewöhnlich. Vor allem, dass es die preisstiftende Organisation ist, die hier den Preis aberkennt – und nicht die Jury. Doch in der Satzung des Donnepp Media Awards ist nicht eindeutig geregelt, wer in so einem Fall tätig werden kann.

„Schaden der Reputation“

Jörg Schieb sagt, man habe sich juristisch beraten lassen. Der Verein habe „jederzeit die Möglichkeit, den Preis abzuerkennen und sogar die Verpflichtung, wenn zu erkennen ist, dass es einen Schaden der Reputation für Preise und Preisträger gibt“.

Dass andere Jurymitglieder erst auf Nachfrage bzw. über das Video von Scheytt von der Aberkennung erfahren hätten, sei so nicht richtig, sagt Schieb: 

„Wir haben als Vorstand die gesamte Jury über die Pläne der Aberkennung informiert und auch darüber, dass wir bis zum Ende des Abiturs warten wollen. Ich bin mir derzeit ehrlicherweise nicht sicher, ob wir danach die Jury noch mal informiert haben. Es konnte aber niemand überrascht sein.“

Nach proaktiver und gemeinsam abgestimmter Kommunikation klingt das nicht.

„Wir müssen einen Fehler eingestehen, wir hätten sie von vornherein nicht auszeichnen dürfen“, sagt Schieb im Gespräch mit Übermedien. Als Grund für die Aberkennung nennt der Vorstand die „systematische Verzerrung und selektiver Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts“ in Judith Scheytts Videos. Diese würden systematisch wesentliche „historisch-politische Hintergründe und Sicherheitsaspekte“ ausblenden und machten „die Inhalte so zunehmend zu reinen aktivistischen Inhalten, was den Satzungsanforderungen des Awards klar widerspricht.“

Das ist unter anderem deshalb bemerkenswert, weil ja auch schon im Januar klar war, dass Scheytt Aktivistin ist – und eben nicht Medienjournalistin.

39-seitige „Analyse“

Offenbar hatten Schieb und seine Vorstandsmitglieder sich zum Zeitpunkt der Jurydiskussion über die Preisvergabe nicht umfassend mit dem Werk von Scheytt beschäftigt – oder einfach kalte Füße bekommen, als die Mail des Kölner Vereins kam. Wie eingehend er sich danach mit den Inhalten von Judith Scheytt auseinandergesetzt hat, ist allerdings auch fraglich. Zur Begründung der Aberkennung schickte er Scheytt ein 39-seitiges Dokument, das als „Analyse“ ihrer Videos überschrieben war. Und das sehr viele Fragen aufwirft, auch weil es offensichtlich mithilfe von KI erstellt wurde.

Seite aus der 39-seitigen „Anaylse“ mit der Überschrift: „Analyse "Boykott" Video“. Im Hintergrund: Blasses Stockfoto von zwei Personen bei einem Meeting.
Auszug aus der „Analyse“

Inhaltlich ist die Analyse schwach, an vielen Stellen unsinnig oder auch falsch. So steht darin unter anderem, die Formulierung „Geiselnahme durch die Hamas“ vermeide „aktive Täterzuschreibungen“ und sei damit eine „sprachliche und argumentative Red Flag“. Wo wird an dieser Formulierung nicht klar, dass die Hamas verantwortlich ist?

Auch der Vorwurf, dass Scheytt die Geiselnahme nicht als Kriegsverbrechen bezeichnet, stimmt nicht. Sie sagt in ihrem Video, dass eine solche Geiselnahme von Zivilisten „nach internationalem Recht verboten und ein Kriegsverbrechen“ sei. Die Behauptung in der „Analyse“, dass im Jahr 2023 „67 Prozent der als ,Kinder‘ gezählten Hamas-Kämpfer (…) 16-17-jährige Kombattanten“ gewesen seien, ist nicht nur seltsam formuliert, sondern auch ohne Quelle.

Zudem ist im Dokument zu lesen, dass Scheytts Behauptung, Israel begehe einen Genozid, keine „völkerrechtliche Basis“ habe. In dieser Woche hat die „International Association of Genocide Scholars“ – eine Vereinigung, zu der Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen aber auch NGO-Vertreter, Aktivisten und Künstler zählen – in einer Resolution erklärt, dass aus ihrer Sicht die Handlungen Israels in Gaza „der rechtlichen Definition von Völkermord“ entsprächen. Auch der Historiker Omer Bartov, Professor für Holocaust- und Völkermordstudien, kam schon vorher zu dieser Einschätzung.

„Verharmlichung“ und „Schieferkrankenhaus“

Darüber hinaus finden sich im Dokument viele merkwürdige, teils unverständliche Formulierungen, wie die Überschrift „Terminologische Verharmlichung terroristischer Gewalt“ (sic!). Das mittlerweile größtenteils zerstörte Krankenhaus in Gaza, das Al-Schifa-Krankenhaus, wird als „Schieferkrankenhaus“ bezeichnet. Wer der Autor oder die Autoren der „Analyse“ sind, wird nicht ausgewiesen. 

Jörg Schieb, der als „Digitalexperte“ des WDR regelmäßig in Medien auftritt und sich als „KI-Enthusiast“ bezeichnet, sagt zu Übermedien, dass die Gestaltung des Dokuments mithilfe von KI entstanden sei. Die Arbeit aber habe er selbst gemacht, mehrere Tage habe er recherchiert. 

(Wer sich selbst einen Eindruck von der „Analyse“ machen will: Scheytt hat sie veröffentlicht.) 

Klar ist jedenfalls: Einen Preis für Medienkritik abzuerkennen und ein Dokument mit derartigen inhaltlichen und formalen Schwächen als Argumentationsgrundlage heranzuziehen, ist unprofessionell. Und weshalb der Preis, der immer öffentlichkeitswirksam vergeben wird, in diesem Fall heimlich kassiert wurde, erklärt Schieb mit fehlenden Ressourcen für Pressearbeit. Was angesichts eines Medien-Vereins auch nicht ganz nachvollziehbar ist. Und normalerweise werden Pressemitteilungen des Vereins auch immer über das Grimme-Institut verteilt, wo es diese Ressourcen gibt.

Vielmehr wirkt es nun so, als habe man die einzelne Kritik von außen leise abfedern wollen, ohne Aufsehen zu erregen. Denn selbst wenn sich tatsächlich herausgestellt hätte, dass der Verein eine fragwürdige Person ausgezeichnet hat, und er tatsächlich dafür Belege hätte: Hätte er (oder das benachbarte Grimme-Institut, das ebenfalls Qualitätsjournalismus prämiert) dann nicht einen offenen Dialog darüber führen müssen? 

Welche Rolle spielte das Grimme-Institut?

Es geht hier nicht nur um den Ruf eines Medienpreises, sondern auch um den Ruf des Grimme-Instituts. Denn auch wenn das an der Vergabe und Anerkennung nicht direkt beteiligt war – es ist der Förderverein eben dieses Instituts, der den Preis stiftet. Und der Preis ist nach Bert Donnepp benannt, dem Gründer des Grimme-Instituts und Initiator des Grimme-Preises. Die Verleihung des Donnepp-Preises findet in den Räumen des Instituts statt.

Doch auf Nachfrage von Übermedien teilt Leiterin Çiğdem Uzunoğlu mit: 

„Der Donnepp-Media-Award ist kein Preis des Grimme-Instituts, ergo möchten wir uns auch nicht dazu äußern – es ist Sache des Vereins.“

Nach Informationen von Übermedien hatte Uzunoğlu sich aber nicht nur bei dem Kölner Verein, der Scheytts Ehrung kritisiert und Druck gemacht hatte, entschuldigt, sie soll sich im Hintergrund auch für die Aberkennung ausgesprochen haben. Auf Nachfrage bestreitet sie das: 

„Mit der Vergabeentscheidung haben wir nichts zu tun. Sie wissen, wer in Vorstand und Jury sitzt – alles gestandene Persönlichkeiten! Niemand von denen hat mich zur Frage der Aberkennung der Ehrung konsultiert.“

Mittlerweile zeigen auch Preisträger des Vorjahres, Esra und Patrick Phul, Solidarität mit Scheytt und kündigten an, ihre Ehrung zurückzugeben. Auch unsere Redakteurin Annika Schneider hat entschieden, sich von dem Preis zu distanzieren – und Statue und 5.000 Euro Preisgeld zurückzusenden. Ihre Gründe dafür erklärt sie hier.

Wenn es das Ziel der Grimme-Preis-Freunde war, Schaden vom Donnepp Media Award und dem Grimme-Institut abzuwenden, dann ist das wohl ziemlich schiefgegangen.


Offenlegung: Die Autorin dieses Textes ist seit 2023 Mitglied der Grimme-Preis-Jury in der Kategorie Info & Kultur, in die sie vom Grimme-Insitut berufen wurde. Sie war auch bei der Preisvergabe des Donnepp Media Awards an Judith Scheytt und Übermedien-Redakteurin Annika Schneider im Januar vor Ort. In die Verleihung des Donnepp Media Awards durch den Verein Freunde des Adolf-Grimme-Preises ist sie nicht involviert.

Korrektur, 9.9.25: In einer früheren Version des Textes hatten wir die Mitglieder der „International Association of Genocide Scholars“ als „Genozidforscher“ bezeichnet. Tatsächlich gehören der Vereinigung nicht nur Wissenschaftler an. Wir haben die Stelle präzisiert.

Nachtrag, 10.9.25: Auch die „Süddeutsche Zeitung“ hat über den Eklat berichtet. Jörg Schieb, der Vorsitzende der Freunde des Adolf-Grimme-Preises, teilte der Zeitung mit, dass der Donnepp Media Award „erst einmal ausgesetzt“ werde, die Statuten des Preises sollen „überprüft und verbessert werden.“

Nachtrag, 16.9.25: Gegenüber epd Medien sagt Schieb, es sei noch nicht entschieden, dass der Donnepp Media Award ausgesetzt werde. Der Verein erwäge das. „Gegebenenfalls werde die Mitgliederversammlung diese Frage entscheiden“, schreibt epd.

40 Kommentare

  1. „Genozidforscher»
    Sie schreiben: „Dabei hat erst diese Woche eine internationale Vereinigung von Genozidforschern Israels Vorgehen in Gaza als Völkermord eingestuft.»

    Bitte recherchieren Sie doch mal, wer oder was dahinter steckt.

  2. Die Hetze gegen Israel hat ein völlig neues Niveau angenommen. Wenn ihr nun der Preis aberkannt wird, finde ich das zu 100 % gerechtfertigt.
    Ganz ehrlich: das hier im Artikel zitierte Video kann ich mir nicht länger wie 2 Minuten anhören und anschauen. Das ist einfach nur Israel Bashing ohne jede fundierte Einordnung.
    Ohne auch nur mit einem Wort den widerlichen Terror zu erwähnen, mit dem Israelis seit Jahrzehnten konfrontiert sind, kulminierend am 7. Oktober 2023.
    Ergo: wenn vor ihrer Preisverleihung ihre plumpe Schüler Hetze schon bekannt gewesen ist, dann wäre das der eigentliche Skandal.

  3. Ich stimme zu, dass der Vorgang der Award- Aberkennung höchst fragwürdig ist.
    Ich hab mir aber auch einige Videos auf dem Instagram Account von Judith Scheytt angesehen und halte die Kritik in Teilen für zu pauschal und zu wenig präzise. Es ist wiederholt von den „deutschen Journalistinnen und Journalisten“ die Rede und es wird eine Einseitigkeit in der Berichterstattung unterstellt, die ich so nicht wahrnehme und wahrgenommen habe.

  4. Wow, hatte dazu Artikel in der FAZ gelesen. Die hatten das sehr einseitig im Sinne der Scheytt Kritiker dargestellt. Teilweise waren die FAZ Zuordnungen bzgl Preis und Grimme-Institut schwer nachvollziehbar. Nach Lesen des FAZ Artikels hatte ich Scheytt entsprechend als anti-semitisch abgestempelt. Schwupps. So geht das.

    Danke für Eure Einordnung. Habe mir ihr Video zur Tagesschau-Kritik angeschaut. Inhaltlich habe ich daran nichts auszusetzen. (Stil ist nicht meine Sache.)

    Man muss ihr zugute halten, dass (scheinbarer) Mangel an kritischer Berichterstattung des ÖRR bzgl Israels Vorgehen ja Aktivismus provoziert.

    (Bevor mich hier jemand als Antisemiten einordnet: ich war auf der Pro-Israel Demo in Berlin nach dem furchtbaren terroristischen Angriff der Hamas gegen die israelische Zivilbevölkerung und das Festival.)

  5. PS: Besonders peinlich ist ja die KI-basierte Analyse, auf die sich die Aberkennung stützt. Im Kommentarbereich hier habe ich auch noch keinen einzigen Beleg für ihren angeblichen Anti-Semitismus gefunden. Im verlinkten Insta-Video sagt sie im Kommentarbereich ganz deutlich, dass es das Kindermord-Narrativ als antisemitisches Narrativ natürlich gibt.

    Ich würde mir nun erstmal Belege für den Vorwurf des Antisemitismus wünschen bevor das Bashing ihr gegenüber weiter fortgeführt wird.

    Und klar, als Aktivistin ist sie einseitig. (Das bin ich als Aktivist zu sexualisierter Gewalt auch und ist nun mal Merkmal von Aktivismus.)

  6. Danke für diesen Artikel und die verlinkte erstaunlich differenzierte Reaktion von Judith Scheytt.
    Leicht am eigentlich Thema vorbei, aber es passt so gut. Ich finde es eine Schande, dass es fast zwei Jahre nach dem schrecklichen Terrorangriff der Hamas noch keine breite gesellschaftlich und mediale Debatte gab, was an der teils berechtigten und oft überzogenen Israel Kritik antisemitisch und was „nur“ Israel kritisch ist.
    Dazu gehört natürlich auch, welche Form des Israel Kritik wir uns als Deutschland erlaufen dürfen.
    Da hätte ich von allen Medien, die ich konsumiere mehr erwartet,

  7. Egal, ob die Vorwürfe berechtigt sind oder nicht – sollte die Analyse der Vorgänge nicht von den Kritikern stammen?
    Nächstes Jahr wird die Laudatio bei der Preisvergabe auch von einer KI geschrieben.
    Und übernächstes Jahr besteht die Jury aus fünf KIs, die aber kein Ergebnis finden, weil jede KI für sich selbst stimmen wird.

  8. @butterchicken
    Das haben Sie wirklich großartig zusammengefasst!
    Von einem Magazin wie dem Spiegel war ich früher einmal gewöhnt, dass trotz recht offener politischer „Färbung“ des Blatts immer differenzierte und gut überprüfte Darstellungen aller Zusammenhänge auch mit historischem Kontext und vor allem „intellektuellem Abstand“ kamen.

    Ich denke, man war sehr enthusiastisch dabei, unbedingt die „neue Medienform“ mit aufzunehmen und suchte sich dafür eine gut vorzeigbare, nichtmännliche und nichtalte Person. „Kleine Kinder sind gut für Einschaltquoten.“ parodierte vor 40 Jahren schon Mary einmal großartig.

    Beim Lesen des FAZ-Artikels fühlte ich mich sehr an Helene Hegemann mit ihrem „Axolotl Roadkill“ erinnert, den sie auch als 17Jährige veröffentlichte. Damals konnte auch keiner überschwänglich genug loben und man hat erst später gemerkt, dass das schöne Bild ein paar Risse hat.

    Der Punkt: allesamt solche, die man einer 17jährigen zu verzeihen hat! Und auch wenn ich ihre Position in vielen Positionen … nun ja, kindisch finde, es bleibt eine gut gemachtes, unterhaltsames und durchaus anspruchsvolles Projekt, das die meisten auch als Erwachsene nicht hinbekommen würden!

  9. Danke für den ausführlichen Bericht, auch wenn manche Fragen offenbleiben. Bin gespannt, was da noch kommt. Respekt empfinde ich gegenüber Annika Schneider und den weiteren Preisträgern, die sich mit Judith Scheytt solidarisieren und ihrerseit ihren Preis zurückgeben. Jörg Schieb hat sich bis auf die Knochen blamiert. Und Judith Scheytt ist nun so bekannt wie nie zuvor…

  10. Gerade in der Mediathek des DLF das heutige Interview bei @mediasres mit Jörg Schieb angehört: schwaches Rumgeeiere.

  11. Einseitiger Artikel, der über Dinge informiert, die sichtbar sind und nicht über die, die nicht so auf der Hand liegen. Opfer-Täter-Perspektiven sind – dachte ich – überholt, aber offenbar gut für Reichweite (auch bei Übermedien).
    Ich erwarte an sich, dass Ihr transparent abschichtet in komplexen Lagen und diese nicht übermäßig vereinfachend reduziert. Die Zugriffe auf Judith Scheytts Aussagen online können doch alle selbst vornehmen (und haben viele von uns sicher auch getan) – mir fehlen genau die Sachinfos, die eine gute Recherche ausmachen und an die man nicht so herankommt: Wie genau wird der Preis vergeben? Wie ist der Prozess? Wieviel Zeit steht zur Verfügung? Könnte es sein, dass die Preisvergabe im Kontext dieser Organisation (Judith Scheytt will ja gar keinen Medienjournalismus machen) ein Fehler war und die Rückholung sogar gut? Haben sich Medienpreise vielleicht insgesamt überholt? Und was ist das für eine Organisation, die den Genozid anerkennt, darf man ihr wirklich trauen – in diesem hochbrisanten Feld?
    Berlinale oder Dokumenta zeigen ja, wie verheerend schwierig der Umgang mit Israel, Palästina und Antisemitismus ist und wie schnell auch politische Vollprofis dabei ins Fadenkreuz geraten. Mehr Abschichtung wäre hilfreich gewesen, weniger Bashing.

  12. Politische Bewertung
    Die intensive Beschäftigung mit diesem Vorfall hat meine Sicht verändert: Das Vorgehen der israelischen Regierung und Streitkräfte im Gaza erfüllt nach meiner Einschätzung die Kriterien eines Völkermords gemäß der UN-Konvention von 1948. Damit stellt sich die Frage, ob es nicht gerade im Interesse Israels liegen müsste, wenn Deutschland seine Staatsräson so versteht, dass die gegenwärtige Regierungspolitik nicht länger unterstützt wird.
    Zur Debatte um die Aberkennung
    Anlass für diese Klarstellung ist, dass derzeit erneut Nebelkerzen gezündet werden. Statt sich ernsthaft mit den Vorgängen und Motiven auseinanderzusetzen, wird die Sache wahlweise zu einem pubertären Problem verniedlicht (yikes) oder mangelnde Professionalität unterstellt – unter anderem, weil angeblich zu wenig spekuliert wurde.
    „Könnte es sein, dass die Preisvergabe im Kontext dieser Organisation ein Fehler war und die Rückholung sogar sinnvoll?“
    Mag sein, doch das bleibt im Auge des Betrachters. Entscheidend ist, dass Ihre Annahme, Frau Witzer, bereits im Kern falsch ansetzt: Es ging nicht um Medienjournalismus im engeren Sinne, sondern um Arbeiten im Bereich Medienpublizistik, wie Schieb im DLF ausdrücklich betonte.

  13. Nachdem ich mir mal einen Beitrag von Judith Scheytt angeschaut habe, muss ich ehrlich sagen besonders auszeichnungswürdig fand ich das nicht. Ich empfand das eher als purer „Wutbürgerstil“, wie man es zu tausenden im Netz findet. Da gibt es immer nur zwei Optionen: Entweder wirst Du in der bisherigen Meinung emotional hochgepusht oder Du empfindet Dich mit deiner Meinung als angeschrien und in die Sünderecke gestellt. Raum für Zwischentöne, Dialog und Umdenken gibt es da nicht.

    Allerdings war das Jury und Verein ja vorher bekannt und sie haben trotzdem den Preis vergeben. Daher ist die Rücknahme auch irgendwie lächerlich. Ich würde mal sagen: Da habe die sich direkt 2x blamiert.

  14. Ganz unabhängig von der Bewertung dieses Vorfalls ist es erschreckend, wie hier vom Förderverein ein Dokument zur Begründung der Entscheidung genutzt wird, das dazu völlig ungeeignet ist. Es wirkt auf mich, als hätte man hier nach bereits getroffener Entscheidung nachträglich eine Legitimation konstruiert.

    Insbesondere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist es mittlerweile zur guten Praxis geworden, KI-generierte Inhalte als solche zu kennzeichnen. Auch Jörg Schieb dürfte dies mitbekommen haben.

    Dabei sollten aus meiner Sicht aber einige Standards gelten:
    * Es ist unbedingt notwendig, diese Kennzeichnungen direkt im Medium zu verankern und nicht bloß als Overlay oder auf der Tonspur zu verorten. Zu leicht lassen sich die Inhalte sonst aus dem ursprünglichen Kontext entnehmen. Bereits der Dropbox-Link führt zu genau diesem Effekt.
    * Die Art der KI-Unterstützung sollte stets angegeben werden. Schieb verweist auf eigene Recherche. Die KI habe er nur zur Gestaltung genutzt. Ein kurzer Disclaimer hätte dies transparent gemacht. Die KI kann dies auch gleich miterledigen – wenn sie dazu aufgefordert wird.
    * Der verwendete Prompt (oder die Chat-Historie) sollte inklusive aller bereitgestellter Kontextinformationen und des verwendeten Sprachmodells bereitgestellt (oder zumindest dokumentiert) werden. Bei Datenauswertungen hat sich eine ähnliche Vorgehensweise bereits bewährt.
    * Zu guter letzt: Die generierten Inhalte sollten vor Veröffentlichung _immer_ durch den Prompter _vollständig_ gesichtet und verifiziert werden. Im vorliegenden Beispiel sind einige charakteristische Artefakte enthalten, die vermutlich auch Jörg Schieb nicht auf manuelle Weise erzeugt hätte. Es ist traurig, dass auf diese fehlende Sorgfalt überhaupt explizit hingewiesen werden muss.

  15. Haben solche Preise überhaupt einen Wert? Wenn ja, welchen und für wen? Daß Annika Schneider ausgezeichnet wurde, habe ich durchaus mitbekommen – aber nur weil ich aus reinem Interesse und auch um gelegentlich Argumentationshilfen zu finden, uebermedien lese.

  16. Schade, Übermedien. Wie ist es möglich, dass ihr Judith Scheytts Narrativ, der „Druck von außen“ habe zur Aberkennung ihres Preises geführt, so unkritisch übernehmt? Wenn ich mir die Videos der zugegebenermaßen intelligenten und eloquenten 18-Jährigen ansehe, läuft es mir kalt den Rücken runter. Der Schrecken und die Verzweiflung über die Situation in Gaza – absolut nachvollziehbar. Doch ist es nicht unlauter und geradezu pervers, diese katastrophale Lage in Gaza in erster Linie der israelischen Regierung anzulasten und nicht der Hamas?

    Ich habe kein einziges Video gesehen, wo das Vorgehen der Hamas thematisiert wird, die ihre eigene Bevölkerung sehenden Auges in diese überaus prekäre Lage gebracht hat und sie darin belässt. Diese Blindheit auf einem Auge darf eine Aktivistin meinetwegen haben, preiswürdig finde ich das aber nicht. Auch wenn Judith Scheytt keine direkte Hetze gegen Juden vorgeworfen werden kann, so schüren Videos wie ihre den sich in aller Welt wieder rasant verbreitenden Antisemitismus, getarnt als Kritik an Israel und seiner Regierung. Und das ist brandgefährlich.

    Ich nehme dem Vorstand und der Jury das Eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben, durchaus ab. Ihn zu benennen und zu korrigieren, trotz erwartbarer Kritik in Medien und Öffentlichkeit , ist die einzig richtige Vorgehensweise.

  17. Ich finde es erstaunlich, dass selbst in diesem Umfeld von einigen Akteuren wenig differenziert wird zwischen Kritik an israelischen Institutionen und Akteuren und „Antisemitismus“. Ich halte das für sehr, sehr unterschiedliche Dinge, die Verwendung des Begriffes für inflationär und diese inflationäre Verwendung für sehr schädlich.

  18. Eigentlich ist Judith Scheytt der Preis entzogen worden, weil die Aktivistin zu „aktivistisch“ (sic!) klang und sich bei genauerem Hinsehen die Qualität angeblich doch als nicht so überzeugend erwies – zumindest, wenn man den Kommentaren hier Glauben schenkt.

    Liest man jedoch ausgewiesen israelfreundliche Medien, dann ist es zu 100 % ihr Antisemitismus, der zur Aberkennung geführt habe – belegt und unterfüttert mit KI-generiertem Material. Dort wird dieser Antisemitismus auch nicht infrage gestellt, schließlich fasst die KI nur zusammen, was in diesen Medien ohnehin ständig zu lesen ist.

    Die Flexibilität dieses Vorgehens ist bemerkenswert:
    Jede Zielgruppe bekommt das Narrativ geliefert, das zu ihrer eigenen Weltsicht passt.

    Judith Scheytt schrieb im Juni 24 dazu:
    „[…]Ich glaube nicht, dass Medienhäuser, die ihren westlichen Regierungen schon unzählige Male dabei geholfen haben Kriege, Unterdrückung, Apartheid, Verbrechen und Massenmorde in der Bevölkerung zu legitimieren, in der Position sind, so zu tun, als wüssten sie ganz genau, was journalistische Grundsätze sind und wie diese in der Praxis umzusetzen sind. Ich glaube nicht, dass diese Medienhäuser der Welt erklären dürfen, ab wann etwas ein Völkermord ist und ab wann nicht, sind es doch gerade sie, die diese in der Vergangenheit zumindest teilweise gestützt haben. Genauso glaube ich nicht, dass wir politische
    Führer, egal wo auf der Welt, dass wir Kriegsverbrecher definieren lassen sollten, was Kriegsverbrechen sind. Man lässt Täter nicht definieren, was ihre Tat ist. Ich sage nicht, dass westliche Medien zwangsläufig schlechter sind. Sind sie nicht. Sie sind einfach nur nicht zwangsläufig besser. Wenn sie als besser wahrgenommen werden wollen, müssen sie sich als besser erweisen. So ist das Leben. Und der Weg zu einer freien und fairen Presse oder überhaupt zu einer Definition einer solchen, ist noch ein weiter.[…]“
    https://etosmedia.de/politik/gaza-wenn-blinde-flecken-kollektive-arroganz-treffen-die-rechenschaftspflicht-der-medien/

  19. @Frank Gemein: Es gibt ja so ein gern genutztes Baukastensystem für „unangreifbare“ Argumentationsketten:

    1. Stelle als Ausgangspunkt deiner Beweisführung eine Behauptung der Gegenseite in den Raum, die so gar nicht erfolgt ist

    2. Widerlege die Falschheit der nicht gemachten Behauptung mit Aussagen, bevorzugt belegt aus Publikationen, die du der Gegenseite zurechnest und schiebe dafür mal kurz beiseite, dass du diesen Publikationen sonst nicht einmal die Uhrzeit glauben würdest

    3. Und jetzt wo die Unrichtigkeit nicht gemachter Behauptungen entlarvt ist, wende dich dem Großen und Ganzen zu und decke das verschwörerische System dahinter auf

    Daran fühle ich mich erinnert, denn

    1. sagten hier Kommentare nicht, dass Frau Scheytt der Preis entzogen worden wäre, weil sie zu aktivistisch und qualitativ schlecht gewesen sei, sondern nur, dass sie selber die Beträge zu aktivistisch und qualitativ schlecht finden und somit für nicht preiswürdig halten,

    2. ist der Griff auf „ausgewiesen israelfreundliche Medien“, die hinter der ehemaligen Preisträgerin Antisemitismus wittern eher eine rhetorische Luftnummer, weil „ausgewiesen israelfreundliche Medien“ der Palästina supportenden Kritik eigentlich immer Antisemitismus vorwerfen und

    3. ist die Tatsache, dass es zur gleichen Sache kritische Sichten mit unterschiedlichen kritischen Inhalten geben kann, kein Beweis dafür, dass da dahinter ein flexibles Narrativ-Transport-System, welches Narrative adäquat zur eigenen Weltsicht liefert, steckt … wobei es natürlich gerne der Fantasie vorbehalten bleibt, wer und warum diese Lieferung in Auftrag gegeben haben kann.

  20. @Tümpelbaron
    „…wobei es natürlich gerne der Fantasie vorbehalten bleibt, wer und warum diese Lieferung in Auftrag gegeben haben kann…“
    In einer polarisierten Welt mit einer ebensolchen Medienlandschaft erscheint es aber schnell so. Sehr schön ausgedrückt hat es einmal – während der Brexit-Debatte – eine Kolumnistin in der „Wiener Zeitung“, die eine schmelzende gemeinsame Faktenbasis als neues Element benennt.

    Und das stimmt. Rhetorik und Meinung verbreiten sich seit jeher schneller und einfacher als Fakten. Die Glaubenssätze, die man dann für Fakten hält, verfangen dabei gleich mit.

    Wer von uns war noch in Israel und kennt dort jemanden, der direkt beteiligt ist? Eine Austauschschülerin meiner alten Schule ist heute in der Armee und hat mir Dinge berichtet, die in den Medien gar nicht genannt wurden. Umgekehrt sieht man immer mehr und ausgefeilter Dinge in allen möglichen Medien, die nie passiert sind.

    Es ist schon so, dass das sehr gezielt in die Bubbles gespielt wird, weil man so bestimmte Effekte erzielen will. Wahlen zeigen das gerade wieder in NRW.

  21. @Tümpelbaron:
    „1. sagten hier Kommentare nicht, dass Frau Scheytt der Preis entzogen worden wäre, weil sie zu aktivistisch und qualitativ schlecht gewesen sei, sondern nur, dass sie selber die Beträge zu aktivistisch und qualitativ schlecht finden und somit für nicht preiswürdig halten,“

    Ob die Aktivistin (Eigenbezeichnung) nun einigen zu „aktivistisch klang“ – wie ich schrieb – oder ob ihre Beiträge so klangen, mag für Sie eine feine Unterscheidung sein. Mir erscheint das zweitrangig.

    Wirklich interessant ist für mich, dass sich für jede Zielgruppe das passende Narrativ findet, auch wenn sich die jeweiligen Implikationen teilweise gegenseitig ausschließen. Entscheidend ist offenbar allein, dass das gewünschte Ergebnis stimmt.

    Offen gesagt würde ich mir die Mühe gar nicht machen, auf solche Effekte hinzuweisen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass sich im Nahen Osten gerade eine Katastrophe entfaltet, die auf sehr lange Zeit nur Verlierer hervorbringen wird – und zwar auf allen Seiten.

    Ich hätte keinerlei Problem damit, wenn allein die Hisbollah oder Hamas als Verlierer dastünden. Diese Organisationen sind mir so nah wie Neonazis oder Reichsbürger. Doch in Wahrheit sind es die Palästinenser und Israelis, die von Hamas und der Regierung Netanjahu in eine Eskalationsspirale sondergleichen hineingezogen werden. Israel wird dadurch seinen internationalen Ruf für Jahrzehnte verspielen, während die Palästinenser in Gaza Vertreibung oder gar Auslöschung droht – gegen jedes Völkerrecht.

    Und die Deutschen befinden sich in der absurden Situation, ausgerechnet deshalb wegzusehen, weil sie selbst einen Völkermord begangen haben – und nun die heutigen Täter zugleich die damaligen Opfer sind.

    Diejenigen, die heute auf Israels Seite stehen, weil sie Israel als Feind ihrer eigenen Feinde – der Muslime – betrachten, würden im selben Moment wieder antisemitisch auftreten, wenn „die Muslime“ als Feindbild wegfielen. Nicht wenige Jüdinnen und Juden wissen das sehr genau und reagieren entsprechend skeptisch auf die plötzliche Anbiederung der AfD.

  22. @Frank Gemein
    Die meisten dort lebenden „Palästinenser“ haben die Hamas (ihren politischen Arm) sogar gewählt. Diese Bande platziert bewusst strategische Ziele unterhalb von Schulen, Krankenhäusern und Wohngebieten, damit Sie genau das von sich geben können, was sie bereitwillig tun.
    Es hat die Hamas auch niemand gezwungen, in Israel Zivilisten zu überfallen und dann öffentlich unter Gejubel… naja, alles Fake News aus meinem Narrativ, richtig? Sprechen Sie mal mit jemandem, der dabei war!

  23. @24, also sorry, ich weiß ja nicht, auf welche Wahl du dich beziehst, aber die Wahl der HAMAS in Gaza und dem Westjordanland war 2006. Knapp die Hälfte der Palästinenser ist jünger als 18, nochmal ein großer Prozentsatz zwischen 18 und 30. Ich bin mir fast sicher, dass die vor 19 Jahren nicht die HAMAS gewählt haben.

  24. @Christoph stimmt, deshalb haben sie auch nicht frenetisch gejubelt als die israelischen Frauen auf der Straße erniedrigt wurden. Falls in Deutschland mal so etwas passiert, erwarte ich von meiner Regierung genau dasselbe und nicht weniger.

  25. @Christoph:
    Niemand – inklusive Israels – hält die Hamas davon ab, demokratische Wahlen zuzulassen.
    Niemand hält sie davon ab, ihre militärisches Hauptquartiere in landwirtschaftlichen Gebieten aufzustellen.
    Niemand hindert die Hamas, die Geiseln (oder deren Leichen) zurückzugeben und zu kapitulieren.

    Nebenbei, wenn Sie das für einen Genozid halten, halten Sie die Bombardierung Dresdens und anderer dt. Städte im 2. WK auch für einen Genozid? Die meisten tun das nicht, aber das muss nichts heißen. Wenn nicht, warum sollte Israel verboten sein, was den Alliierten erlaubt war?
    Die Hamas war zu Beginn des Krieges, den sie selbst begann, in ungefähr derselben militärischen Situation wie D. rund zwei Wochen vor Kapitulation, nur hatten die Deutschen noch viel mehr Panzer.

  26. Zu #1 und #18:

    Wir haben die von Ihnen kritisierte Stelle präzisiert.

    Ich stimme zu, dass der Begriff „Genozidforscher“ schwammig war, und es stimmt, dass zu der Vereinigung nicht nur Wissenschaftler zählen. Ich finde aber nicht, dass die Resolution deshalb bedeutungslos ist und nicht als Quelle herangezogen werden kann.

  27. @Mycroft:
    Natürlich hält die Hamas „niemand ab“ und es „hindert“ sie auch niemand – außer sie selbst. Deshalb ist das ein ziemlich sinnloser Allgmeinplatz. Es ginge darum, wer die Hamas „dazu bringt“.
    Der Vergleich mit der Bombardierung Dresdens ist freilich ziemlich Unsinnig. Und ich weiß nicht ob es den Alliierten „erlaubt“ war, abgesehen davon, dass wir heute im Jahr 2025 und nicht mehr im Jahr 1944 oder 1945 – mit den entsprechenden (Weiter)Entwicklungen der Menschenrechte. Und auch abgesehen davon, dass es eine Gleichbehandlung im Unrecht nicht geben sollte.
    Daraus die Hamas in „ungefähr derselben militärischen Situation wie . rund zwei Wochen vor Kapitulation“ einen Krieg beginnt, könnte man ableiten, dass die Motivation der Hamas ungleich größer und die Treiber des Krieges deutlich stärker sein müssten, als die der Deutschen. Aber dann sähe man sich sicher sehr bald dem Vorwurf der „Antisemitismus“ ausgesetzt…….

  28. @Mycroft:
    Die Bombardierung einzelner Städte in einem so großen Land wie Deutschland wird wohl kaum als versuchter Genozid einzustufen sein. Der Gazastreifen ist aber winzig (nicht viel größer als Dresden) und es drängen sich Millionen Menschen dort.
    Und eine Bombardierung wie im 2. Weltkrieg würde heute wohl auch als Kriegsverbrechen eingestuft, so wie auch die Atombombenabwürfe auf Japan. Es ist nicht alles unterhalb eines Genozids gleich automatisch „erlaubt“.

  29. „Es ginge darum, wer die Hamas „dazu bringt“.“
    Ok, gute Frage – wer bringt die Hamas dazu? Mein Verdacht wären der Iran und andere antisemitische Länder.

    „Daraus die Hamas in „ungefähr derselben militärischen Situation wie . rund zwei Wochen vor Kapitulation“ einen Krieg beginnt, könnte man ableiten, dass die Motivation der Hamas ungleich größer und die Treiber des Krieges deutlich stärker sein müssten, als die der Deutschen.“
    Ja, Palästinenser sind einfach motivierter als Deutsche. Das wird es sein.

    „Die Bombardierung einzelner Städte in einem so großen Land wie Deutschland wird wohl kaum als versuchter Genozid einzustufen sein.“ Die Frage, was als Genozid zu werten sei, kann unmöglich von der Größe des Volkes – oder noch abwegiger, des Staates – abhängen, sondern nur von der Intention.

    „Der Gazastreifen ist aber winzig (nicht viel größer als Dresden) und es drängen sich Millionen Menschen dort.“ In drei Tagen töteten die Alliierten mehr als ein Drittel so viele Menschen in Dresden wie die Israelis im bisherigen Krieg, bei einer deutlich geringeren Bevölkerungsdichte. Demnach waren die Angriffe der Alliierten deutlich heftiger.

    „Und eine Bombardierung wie im 2. Weltkrieg würde heute wohl auch als Kriegsverbrechen eingestuft, so wie auch die Atombombenabwürfe auf Japan.“ Auch heute sind viele der Auffassung, dass diese Angriffe gerechtfertigt waren, um eine Kapitulation zu erzwingen. Aber gut, selbst, wenn die Alliierten Kriegsverbrecher waren, die Israelis gehen deutlich weniger hart vor als die Alliierten.

  30. @Frank Die vom IDF veröffentlichten Materialien konnten trotz sorgfältiger und sicher zahlreicher Versuche nicht als Fälschungen identifiziert werden. Das sonstige Verhalten und die Rhetorik der Hamas, etwa Halbwüchsige loszuschicken, ist zudem mit dieser Beobachtung recht konsistent.
    Und auch hierzulande nennt sicher niemand Friedfertigkeit als erste Wortassoziation beim Wort „Islam“. Mal die Plakate gelesen, die diese Leute jetzt unbehelligt in Berlin schwenken können? (Flankiert von Linksradikalen)

  31. Es gibt kein Grund, etwas als „Fälschung zu entlarven“, was nur Behauptungen enthält, ohne irgendeinen Beweis anzutreten. Es gibt keine Beweise für die Behauptungen der IDF. Sie haben somit den Status von Propaganda einer Kriegspartei. Die IDF hat sicher gute Gründe, den unabhängigen Journalismus aus Gaza zu verunmöglichen.
    Der Anspruch muss sein, dass sie unabhängige Berichterstattung zulässt, die die Behauptungen überprüfen könnte. Solange das nicht geschieht, ist gar nichts zu glauben.
    Das ist, wie in jedem anderen Konflikt auch, der Minimalstandard.

  32. Frank Gemein
    Es ist eine uralte Weisheit, dass die Wahrheit im Krieg als erstes stirbt. Dass man mit schlechtem Willen, wie man ihn links scheinbar gegen Israel zu haben hat, nicht zufrieden sein wird, mit was auch immer die IDF zeigt, ist zu erwarten.
    Die Hamas scheint mit ihrer (schon mehrmals als solche entlarvten) Propaganda zu verfangen. Da fragte auch komischerweise kein Grüner, kein Linker, … nach. Als die Hamas-Tiere die Siedlungen überfallen haben – der Auslöser für diesen Krieg – waren die Beileidsbekundigungen allesamt eingeschränkt und geschäftsmäßig. Der werte Herr Guterres, leitete mit einer kleinen Bedauernsfloskel sogar nur sein „,aaaaaber“ ein, auf das eine lange Israelkritik folgte. Von dem, was wir sicher wissen, schrecken radikale Hamasterroristen nicht davor zurück, Kinder in den Krieg zu schicken und als Schutzschilde zu missbrauchen. Formulieren wir es also vielleicht dann: „Wir wissen es wohl niemals genau, aber die Darstellung der Israelis passt glaubwürdig zu dem, was die Hamas sonst so treibt.“

  33. Und wieder ein Beitrag von Xennial, ohne ein einziges Argument, gespickt mit Anschuldigungen, Vorwürfen und vor allem anderen Lügen.

    Ich gehe auf Ihre Unverschämtheit gar nicht mehr ein. Die Geschichte wird die Regierung Netanyahu und Lügner wie Sie strafen.

    Ansonsten gilt das, was Billy Bragg dazu sagt:
    https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/billy-bragg-israel-gaza-hundred-year-hunger-interview-100.html
    „Man muss sicherstellen, dass man, wenn man über dieses Thema spricht, in keiner Weise etwas sagt, das antisemitisch ist. Dass man nicht die jüdische Gemeinschaft weltweit für diese Verbrechen verantwortlich macht. Dass man nicht der Zivilbevölkerung in Israel die Schuld gibt. Die Kritik an dem, was in Palästina passiert, muss sich an Netanjahu, an den israelischen Staat und die israelischen Streitkräfte richten. Kritik am Staat Israel und seiner Regierung darf nicht in Antisemitismus umschlagen! Es gibt Juden und Jüdinnen auf der ganzen Welt, die die Netanjahu-Regierung und die israelische Kriegsführung nicht unterstützen. Mit ihnen müssen wir uns solidarisieren.“

    Sie sind kein Freund Israels, Xennial. Sie sind ein Feind der Palästinenser ( ich vermute, weil sie Muslime sind ) – das ist ein entscheidender Unterschied. Die aktuelle Regierung nimmt Israel das, was es im Nahen Osten besonders gemacht hat. Opfer dieser rechtsradikalen Politik sind nicht nur die Palästinenserinnen und Palästinenser, sondern auch Israels Bevölkerung.

  34. Bitte zum eigentlichen Thema des Artikels zurückkommen, sonst würden wir die Diskussion an dieser Stelle schließen.

  35. Teilweise gelöscht, da Off-Topic. (d.Red.)
    Ich bin mir zu 100% sicher, dass der Jury die Positionen und das Auftreten des Mädchens bekannt waren. Zumeist sind die Haltungen der Mitglieder solcher Jurys ja ähnlich gelagert. Man wollte eine nichtalt, nichtmännliche Preisträgerhicksin, die die eigenen Positionen teilt und hat sich für diese Influencerin entschieden, sie mit Lobhudelei und einem Preis übergossen.
    Und sie ist nun eben auch die Leidtragende, weil einem die mangelhafte Recherche zu ihrer Person nun um die Ohren fliegt.
    Insofern tut sie mir sehr leid, denn solche linken Positionen sind in diesem Alter noch durchaus verzeihlich.

  36. @Alexander Graf:
    Gilt diese Aufforderung eigentlich nur für mich, oder werden jetzt auch mal andere Kommentatoren ermahnt ( Kommentare gelöscht )?

    Wenn ersteres können Sie mir das gerne auch direkter mitteilen und ich ziehe die Konsequenzen.

  37. @Frank Gemein: Die Aufforderung galt in diesem Fall keinem spezifischen Nutzer, sondern allen Teilnehmern der Diskussion. Und da leider auch der jüngste Post nicht ohne eine persönliche Ebene auskam, werden wir die Kommentarspalte hier jetzt schließen – mit der Bitte an Sie, Xennial und alle weiteren Kommentatoren künftig enger an den Themen der Beiträge zu bleiben. Es ist vollkommen klar, dass viele unserer Texte größere Fragen berühren und die dürfen auch diskutiert werden. In vergangener Zeit haben die Privatfehden und Grundsatzdiskussionen aber aus unserer Sicht überhandgenommen.

    Danke für Ihr Verständnis und beste Grüße

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