Donnepp Media Award

Heimlich eingeknickt: Die fragwürdige Aberkennung von Judith Scheytts Ehrung

Erst zeichnet der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises die Aktivistin Judith Scheytt aus – dann nimmt er ihr den Preis wieder weg. Offenbar beugte er sich Druck von außen. Der Vorwurf: Scheytt äußere sich antisemitisch. Ein bemerkenswerter Vorgang, der einen großen Schaden hinterlässt.
Gruppenbild der Preisträgerinnen des Donnepp Media Awards 2025.
Donnepp-Preisträger*innen, darunter: Judith Scheytt (5.v.r.)Foto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut

Es ist einerseits außergewöhnlich, dass Judith Scheytt beim Donnepp-Media-Award (früher: Bert-Donnepp-Preis) mit einer besonderen Ehrung bedacht wurde. Und andererseits auch mutig. Außergewöhnlich, weil es in der mehr als 30-jährigen Geschichte des renommierten Preises für Medienpublizistik noch nicht vorgekommen ist, dass eine Schülerin ausgezeichnet wurde. Noch dazu eine, die sich selbst als Aktivistin und nicht als Journalistin bezeichnet.

Mutig wegen des Themas, dem sich Judith Scheytt bei Instagram widmet: der deutschen Berichterstattung zum Gazakrieg. Und mutig auch, weil Scheytts Videos die Grenzen klassischer Medienkritik sprengen. Sie sind teilweise emotional, teilweise polemisch, mitunter streitbar und provokativ. Die Wut, die sie auf Teile der deutschen Medien hat, ist immer zu spüren. Aber ihre Videos sind auch immer fundiert, mit fachlicher Tiefe.

Genau diese Art hatte der Jury gefallen, als sie Judith Scheytt im Januar auszeichnete. Umso überraschender, dass ihr der Preis nun wi…

10 Kommentare

  1. „Genozidforscher»
    Sie schreiben: „Dabei hat erst diese Woche eine internationale Vereinigung von Genozidforschern Israels Vorgehen in Gaza als Völkermord eingestuft.»

    Bitte recherchieren Sie doch mal, wer oder was dahinter steckt.

  2. Die Hetze gegen Israel hat ein völlig neues Niveau angenommen. Wenn ihr nun der Preis aberkannt wird, finde ich das zu 100 % gerechtfertigt.
    Ganz ehrlich: das hier im Artikel zitierte Video kann ich mir nicht länger wie 2 Minuten anhören und anschauen. Das ist einfach nur Israel Bashing ohne jede fundierte Einordnung.
    Ohne auch nur mit einem Wort den widerlichen Terror zu erwähnen, mit dem Israelis seit Jahrzehnten konfrontiert sind, kulminierend am 7. Oktober 2023.
    Ergo: wenn vor ihrer Preisverleihung ihre plumpe Schüler Hetze schon bekannt gewesen ist, dann wäre das der eigentliche Skandal.

  3. Ich stimme zu, dass der Vorgang der Award- Aberkennung höchst fragwürdig ist.
    Ich hab mir aber auch einige Videos auf dem Instagram Account von Judith Scheytt angesehen und halte die Kritik in Teilen für zu pauschal und zu wenig präzise. Es ist wiederholt von den „deutschen Journalistinnen und Journalisten“ die Rede und es wird eine Einseitigkeit in der Berichterstattung unterstellt, die ich so nicht wahrnehme und wahrgenommen habe.

  4. Wow, hatte dazu Artikel in der FAZ gelesen. Die hatten das sehr einseitig im Sinne der Scheytt Kritiker dargestellt. Teilweise waren die FAZ Zuordnungen bzgl Preis und Grimme-Institut schwer nachvollziehbar. Nach Lesen des FAZ Artikels hatte ich Scheytt entsprechend als anti-semitisch abgestempelt. Schwupps. So geht das.

    Danke für Eure Einordnung. Habe mir ihr Video zur Tagesschau-Kritik angeschaut. Inhaltlich habe ich daran nichts auszusetzen. (Stil ist nicht meine Sache.)

    Man muss ihr zugute halten, dass (scheinbarer) Mangel an kritischer Berichterstattung des ÖRR bzgl Israels Vorgehen ja Aktivismus provoziert.

    (Bevor mich hier jemand als Antisemiten einordnet: ich war auf der Pro-Israel Demo in Berlin nach dem furchtbaren terroristischen Angriff der Hamas gegen die israelische Zivilbevölkerung und das Festival.)

  5. PS: Besonders peinlich ist ja die KI-basierte Analyse, auf die sich die Aberkennung stützt. Im Kommentarbereich hier habe ich auch noch keinen einzigen Beleg für ihren angeblichen Anti-Semitismus gefunden. Im verlinkten Insta-Video sagt sie im Kommentarbereich ganz deutlich, dass es das Kindermord-Narrativ als antisemitisches Narrativ natürlich gibt.

    Ich würde mir nun erstmal Belege für den Vorwurf des Antisemitismus wünschen bevor das Bashing ihr gegenüber weiter fortgeführt wird.

    Und klar, als Aktivistin ist sie einseitig. (Das bin ich als Aktivist zu sexualisierter Gewalt auch und ist nun mal Merkmal von Aktivismus.)

  6. Danke für diesen Artikel und die verlinkte erstaunlich differenzierte Reaktion von Judith Scheytt.
    Leicht am eigentlich Thema vorbei, aber es passt so gut. Ich finde es eine Schande, dass es fast zwei Jahre nach dem schrecklichen Terrorangriff der Hamas noch keine breite gesellschaftlich und mediale Debatte gab, was an der teils berechtigten und oft überzogenen Israel Kritik antisemitisch und was „nur“ Israel kritisch ist.
    Dazu gehört natürlich auch, welche Form des Israel Kritik wir uns als Deutschland erlaufen dürfen.
    Da hätte ich von allen Medien, die ich konsumiere mehr erwartet,

  7. Egal, ob die Vorwürfe berechtigt sind oder nicht – sollte die Analyse der Vorgänge nicht von den Kritikern stammen?
    Nächstes Jahr wird die Laudatio bei der Preisvergabe auch von einer KI geschrieben.
    Und übernächstes Jahr besteht die Jury aus fünf KIs, die aber kein Ergebnis finden, weil jede KI für sich selbst stimmen wird.

  8. @butterchicken
    Das haben Sie wirklich großartig zusammengefasst!
    Von einem Magazin wie dem Spiegel war ich früher einmal gewöhnt, dass trotz recht offener politischer „Färbung“ des Blatts immer differenzierte und gut überprüfte Darstellungen aller Zusammenhänge auch mit historischem Kontext und vor allem „intellektuellem Abstand“ kamen.

    Ich denke, man war sehr enthusiastisch dabei, unbedingt die „neue Medienform“ mit aufzunehmen und suchte sich dafür eine gut vorzeigbare, nichtmännliche und nichtalte Person. „Kleine Kinder sind gut für Einschaltquoten.“ parodierte vor 40 Jahren schon Mary einmal großartig.

    Beim Lesen des FAZ-Artikels fühlte ich mich sehr an Helene Hegemann mit ihrem „Axolotl Roadkill“ erinnert, den sie auch als 17Jährige veröffentlichte. Damals konnte auch keiner überschwänglich genug loben und man hat erst später gemerkt, dass das schöne Bild ein paar Risse hat.

    Der Punkt: allesamt solche, die man einer 17jährigen zu verzeihen hat! Und auch wenn ich ihre Position in vielen Positionen … nun ja, kindisch finde, es bleibt eine gut gemachtes, unterhaltsames und durchaus anspruchsvolles Projekt, das die meisten auch als Erwachsene nicht hinbekommen würden!

  9. Danke für den ausführlichen Bericht, auch wenn manche Fragen offenbleiben. Bin gespannt, was da noch kommt. Respekt empfinde ich gegenüber Annika Schneider und den weiteren Preisträgern, die sich mit Judith Scheytt solidarisieren und ihrerseit ihren Preis zurückgeben. Jörg Schieb hat sich bis auf die Knochen blamiert. Und Judith Scheytt ist nun so bekannt wie nie zuvor…

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