Reportage über „Ermittlungsgruppe Nahost“

„Zeit Magazin“ tritt zur Ehrenrettung der Polizei an

Das „Zeit Magazin“ begleitet in seiner Titelgeschichte exklusiv eine Berliner Spezialtruppe – und übernimmt dabei weitgehend ihre Sicht. Die Beamten werden als Helden dargestellt, Kritik an ihrem Umgang mit Demonstranten bei pro-palästinensischen Protesten bewerten fast ausschließlich sie selbst.
Titel des "Zeit-Magazins": Polizist mit Helm und heruntergelassenem Visier, danaben Foto von Demonstrierenden mit Zitiat: "DIE HASSEN UNS".
„Zeit Magazin“ vom 7.8.25Auriss: Zeit Magazin

Als Leser ist man dankbar, wenn journalistische Texte gleich im ersten Satz klarmachen, worum es geht. So ist es auch in der Titelgeschichte im „Zeit Magazin“ vom 7. August, da steht: 

„An einem Tag im Juli ruft Thomas Bergmann seine Leute zusammen, um die Ehre der Berliner Polizei zu retten.“

Je weiter man liest, desto mehr entsteht der Eindruck, als verfolge der Text von Autor Jörg Burger dasselbe Ziel: die Ehre der Polizei zu retten. 

Die Polizisten Thomas Bergmann und Stefan Pauli sind die Hauptprotagonisten der Geschichte und heißen eigentlich anders. Sie wurden zu ihrem Schutz umbenannt. Bergmann und Pauli sind Teil der sogenannten „Ermittlungsgruppe Nahost“, einer Polizeitruppe in Berlin, die nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel…

5 Kommentare

  1. Bedenklich ist ja schon, dass man eine „Ermittlungsgruppe“ begleitet, die die Ehre der Polizei retten will. Was ermitteln die denn dann? Nur gegen „Nahost“ und nur im Sinne dieses Ziels? Laut den ersten Sätzen des Zeitartikels vor der Paywall sind das ja Zivilermittler, also eben nicht die Uniformierten, die auf der Demo „die Friedlichen schützen“ und deren Ehre in Gefahr ist (auch dieser Satz sei mal so dahingestellt. Auch friedliche Demonstrant*innen fühlen sich häufig von der sie umgebenden Polizei nicht unbedingt „geschützt“). Hätte man nicht alleine das schon hinterfragen müssen?

  2. Vielleicht sollte man auch einfach mal auf so eine Demo gehen oder sie vom Rand beobachten. Vielleicht kann man danach auch den Zeit Blickwinkel verstehen.

  3. Ich kann – auch nach der Lektüre des Artikels nicht erkennen, was hier problematisch sein soll: Es ist ein Report, der die Sicht der Polizisten darstellen WILL und das auch von Satz eins an offen zeigt. Das ist doch ein legitimes und interessantes Leseinteresse.

    Etwas anderes ist es, wenn in scheinbar neutralen Meldungen/News allein oder vor allem die Sicht der Polizei präsentiert wird.

    Aber hier sehe ich echt kein Problem…

  4. @butterchicken:
    So etwas wie „gerechter Volkszorn“ siegt über den Rechtsstaat?
    Sie erinnern mich an jene Sorte Menschen, die die liberale Demokratie – ja, die Demokratie an sich – im Grunde verachten.
    Ob in Gaza oder auf Berlins Straßen: Gesetze sind für sie nur ein Handicap. Da muss man schon mal Fünfe gerade sein lassen. Schließlich, so die Erzählung, machen diese Männer sich die Hände schmutzig, damit der verweichlichte liberale Westler ruhig schlafen kann.

  5. @Chateaudur:
    Also bemerkenswert ist bei der Zeit schon das wiederkehrende Framing uns angeblich hassender Menschen aus islamischen Ländern.
    2015 Sie hassen uns: Viele Araber bejubeln in den sozialen Medien die Attentate von Paris.
    2016 „Sie hassen uns“: Polen warnt vor Flüchtlingen, die Europa zerstören wollen.
    2025 Pro-Palästina-Demos: „Die hassen uns“.
    Es lassen sich bestimmt noch mehr solche Überschriften finden. Da wird schon ein Narrativ bedient.

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