Kanzlerduell mit Scholz und Merz

„Bild“ und „Welt“ machen sich mit „Bürgergeld-Frank“ zum Horst

Im „Kanzlerduell“ am Mittwoch ging es auch um Bürgergeld-Empfänger, die angeblich keine Lust auf Arbeit haben. Als Beispiel für Faulenzerei wurde Frank R. aus Berlin vorgeführt. Was unerwähnt blieb: Er arbeitet seit Jahren in geförderten Beschäftigungen. Wir haben mit ihm gesprochen.
"Bürgergeld-Frank" im Einspieler zum Kanzlerduell bei Welt TV
Der Berliner Frank R. im Einspieler zum Kanzlerduell bei Welt TV Screenshot: Welt TV

Beim „Kanzlerduell“ von „Bild“ und „Welt“ war das Bürgergeld am Mittwoch ein zentrales Thema. Fast zehn Minuten lang diskutierten SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz und CDU-Kandidat Friedrich Merz über die künftige Unterstützung von Arbeitslosen.

Als Einstieg ins Thema zeigte das Moderatorenduo einen kurzen Beitrag über einen Berliner Bürgergeld-Empfänger namens Frank R., der berichtet, er empfange seit 20 Jahren Sozialleistungen. Interpretiert wurde das im Duell als Musterbeispiel für jemanden, der „ganz offensichtlich keine Lust zu arbeiten“ hat (Scholz) und mit dem man „einmal ein sehr ernsthaftes Gespräch führen“ müsse (Merz).

Doch Frank R. taugt nur bedingt als Beispiel für den faulen Arbeitslosen, der grundsätzlich die Arbeit verweigert. Nach einem Hinweis hat Übermedien den Bürgergeld-Empfänger identifizieren und mit ihm Kontakt aufnehmen können. Die Debatte, die in der Sendung über ihn geführt wird, passt nicht zu seinem Fall.

Frank R. arbeitet als Reinigungskraft

Weder das Publikum noch Scholz und Merz erfahren in dem Beitrag, dass Frank R. seit Jahren in geförderten Anstellungen beschäftigt ist. Von 2015 bis 2023 arbeitete er – mit Unterbrechungen – in einem so genannten „Ein-Euro-Job“ in einem gemeinnützigen Projekt als Radiotechniker und -redakteur. Einem Arbeitszeugnis zufolge, das Übermedien vorliegt, sei er montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr im Einsatz gewesen, und das mit „großer Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein“.

Seit August 2022 arbeitet Frank R. außerdem in einer geförderten Anstellung als Reinigungskraft, jeweils 40 Stunden pro Monat für einen Stundenlohn von 2,56 Euro. Der Arbeitsvertrag liegt Übermedien vor. Der für ihn zuständige Betreuer lobt Frank R. gegenüber Übermedien als sehr gewissenhaften Frühaufsteher, der sein Bestes gebe und mit Sicherheit kein Drückeberger sei.

Im Interview habe er seinen aktuellen Nebenjob ausdrücklich erwähnt, die Stelle sei aber nicht in den Beitrag aufgenommen worden, sagt Frank R. im Gespräch mit Übermedien. Von seiner langjährigen Nebenbeschäftigung habe „Bild“ aus mehreren Vorgesprächen gewusst.

Scholz und Merz reagieren empört

Im Beitrag von „Bild“ und „Welt“ werden die Nebenjobs nicht erwähnt. Ob es stimmt, dass die Redaktion davon wusste, lässt sich nicht belegen. Die Pressestelle geht auf die konkrete Frage, warum diese Informationen im Beitrag fehlen, in ihrer Antwort zum Thema nicht ein.

In dem Einspieler erzählt Frank R. in mehreren, zusammengeschnittenen Passagen, er habe drei Ausbildungen begonnen und nicht beendet, auch wegen familiärer Probleme und weil er schwer spielsüchtig gewesen sei. Mit dem Bürgergeld existiere er „am Minimum“. „Ich bin 58 – also irgendeinen Job machen, jetzt bloß um Arbeiten zu gehen? Nein“, sagt er am Ende des Kurzporträts.

So entsteht das Bild eines faulen Arbeitsverweigerers. Das zeigen die Reaktionen der Politiker. Scholz reagiert auf die Aussagen von Frank R. mit „entschiedener Ablehnung“:

„Das ist nicht akzeptabel, das ist kein bedingungsloses Grundeinkommen.“

Er fordert mehr öffentlich geförderte Jobangebote für Menschen wie Frank R. – was absurd ist, weil Frank R. in genau solchen Angeboten seit Jahren beschäftigt ist.

Friedrich Merz wiederum sagt über die Situation von Frank R., der Staat sei „nicht bereit, das länger zu akzeptieren“. Es würden überall Jobs angeboten, „auch einfache Jobs, die nicht besetzt werden können“. Womöglich hat er dabei genau solche Aufgaben im Kopf, wie Frank R. sie derzeit als Reinigungskraft erledigt.

Kanzlerduell bei Welt TV mit Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU), moderiert von Jan Philipp Burgard und Marion Horn
Kanzlerduell bei Welt TV mit Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU), moderiert von Jan Philipp Burgard und Marion Horn Screenshot: Welt TV

Frank R. behauptet im Gespräch mit Übermedien, dass „Bild“ ihn bewusst so dargestellt habe, als wolle er nicht arbeiten. Jedenfalls vermutet er das. Dass er nicht irgendeinen Job annehmen werde, habe sich darauf bezogen, dass er mit Ende 50 nicht mehr in der Lage sei, zum Beispiel im Tiefbau oder im Winter in einem Rohbau zu arbeiten. Es mache keinen Sinn, eine Stelle anzunehmen, die er körperlich nicht durchhalte.

Er sei von einem „Bild“-Reporter in der Woche vor dem Duell auf der Straße angesprochen worden, wenige Tage später habe gegen eine Aufwandsentschädigung das Interview stattgefunden. Sei Ziel sei gewesen, in dem Video ein möglichst gutes Bild von Bürgergeldempfängern zu vermitteln: „Ich wollte nicht das liefern, was die wollten.“ Das sei ihm nicht gelungen.

Moderatoren stellen falsche Annahmen nicht richtig

Dass in einem kurzen Einspieler kein Platz ist, eine komplexe Erwerbsbiografie abzuhandeln, ist offensichtlich. Klar ist auch, dass eine Redaktion nicht verantwortlich ist, wenn Politiker Beiträge falsch interpretieren oder missverstehen. Die Beitragsmacher müssen sich aber vorwerfen lassen, wichtige Details im Beitrag unerwähnt zu lassen, die Frank R. in ein sehr viel besseres Licht gerückt hätten. Auch die Moderatoren, „Bild“-Chefredakteurin Marion Horn und „Welt“-Chefredakteur Jan Philipp Burgard, stellen die falschen Annahmen der Politiker nicht richtig.

Auf Anfrage von Übermedien schreibt die Pressestelle von „Bild“ und „Welt“, für den Zuschauer sei eindeutig klar geworden, dass der Beitrag „an einem authentischen Beispiel die persönliche Lebenssituation eines langjährigen Bürgergeldempfängers zeigt“. Dieser exemplarische Einstieg sei dann von den beiden Kandidaten „auf grundsätzlicher Ebene“ weitergeführt worden.

Die beiden Politiker und auch Marion Horn bezogen sich allerdings noch mehrmals explizit auf das Beispiel Frank R. Die Redaktion betitelte einen Ausschnitt aus dem Duell auf YouTube anschließend mit der Schlagzeile:

„Bürgergeld-Frank bringt Scholz und Merz auf die Palme!“

„Ich glaube, jeder von uns kennt so einen Frank“, sagt Moderatorin Marion Horn im Duell. „Der eben einfach sagt, an dem Tag war ich krank, das passt nicht so richtig, da ist sonst was los – also sich sehr leicht rausreden kann. Und dann ist es ja auch logisch, wenn dann das Geld weiter fließt, warum sollte er dann auch was tun.“

Eine Einzelperson wird instrumentalisiert

Spätestens hier gerät die Debatte in eine Schieflage, weil vier Menschen sehr abschätzig das Leben eines anderen Menschen bewerten, über dessen Geschichte sie kaum etwas wissen, dem sie aber viel Negatives unterstellen. Frank R. wird als vermeintliches Paradebeispiel für faule Bürgergeld-Empfänger instrumentalisiert, seine Biografie von der Redaktion verzerrt dargestellt.

Dass „Bild“ über das Thema Bürgergeld immer wieder irreführend berichtet, war bei Übermedien bereits Thema. Wie viele Bürgergeld-Empfänger sich einer Arbeit tatsächlich verweigern, ist unbekannt.

Am Beispiel von Frank R. lassen sich durchaus kritische Punkte rund ums Bürgergeld diskutieren. Nicht zuletzt wirft sein Fall die Frage auf, wie effektiv öffentlich geförderte Jobs Menschen wirklich in den regulären Arbeitsmarkt vermitteln und welche Hemmnisse es dabei gibt. Diesen komplexen Problemen mussten sich Scholz und Merz im Duell aber nicht stellen. Stattdessen wurde einmal mehr das Klischee vom faulen Arbeitslosen in die Welt getragen.

25 Kommentare

  1. Ein gutes Beispiel dafür, was passiert wenn rechte Tendenzmedien wie Springer Fernsehen machen. Dann kommt Hetze dabei raus, nichts anderes betreiben die Springer-Medien hier. Wobei die ja nur die Spitze des Eisbergs sind.

    Ein gutes Beispiel, warum es Öffentlich-Rechtliches Fernsehen und Radio braucht. Da könnte sowas auch vorkommen aber aus Schlampigkeit. Bei Springers ist Hetze gegen Minderheiten ja Programm.

    Das Merz sowas feiert ist ja klar, der ist ja auch nicht besser, seine Zahnarzttirade ist nicht vergessen. Aber Scholz? Muss der sich in jede Bumssendung setzen? Wie relevant ist ntv? Wieviel LeserInnen des rechten Kampforgans Welt wählen SPD?

    Aber wahrscheinlich ist Scholz von Merz beim Thema Bürgergeld gar nicht so weit entfernt. Die Strafe dafür bekommt sie nächsten Sonntag.

    Noch ein Wort zu der Autorin: Auch ihr täte etwas Fachwissen gut. Geförderte Jobs sind ein Teil des zweiten Arbeitsmarktes. Viele Teilnehmer dieser Maßnahmen sind seit vielen Jahren arbeitslos, viele grundlegend gehandicapt. Sie werden keinen Job im ersten Arbeitsmarkt mehr bekommen. Weil die allermeisten von Ihnen aber arbeiten wollen, u.a wg der sozialen Kontakte, sind sie froh und dankbar für solche Jobs, die der Staat übrigens auch braucht.

    Merke: Erst Information einholen, dann lockere, inkomprtente Kommentare machen.

  2. Solche Jobs sind in der Regel einfach nur pure Ausbeuterei. Ich war selbst knapp ein Jahr in einer solchen Maßnahme. Hab für die Stadt als Straßenreiniger gearbeitet. Man macht genau die selbe Arbeit wie die anderen (Man arbeitet also schon im ersten Arbeitsmarkt) bekommt dafür aber nur 2€ und verquetschte bezahlt. Deine Kollegen bekommen fast das zehnfache. Ein gigantisches Plus auf Arbeitgeber Seite. Man ist aus der offiziellen Arbeitslosenstatistik raus d.h. ein plus für die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Zusätzlich muss man sich ja trotzdem noch nach einem „richtigen“ Job umsehen und Bewerbungen schreiben. Sprich eine 100% Stelle plus extra Arbeit. Von Arbeitskollegen wird man auch häufig nicht als gleichwertig angesehen. Chance in dem Betrieb als normal bezahlte Arbeitskraft danach weiter zu arbeiten ist verschwindend gering. Sie bekommen ja regelmäßig neue 1€ Jobber.
    Das Selbstwertgefühl wird nicht gerade gefördert bei all diesen Dingen.
    Es ist einfach Ausbeutung !

  3. @Martin Busche: Nur zum Verständnis, welchen „lockeren, inkompetenten Kommentar“ der Autorin meinen Sie?

  4. #3 Diesen hier: „Am Beispiel von Frank R. lassen sich durchaus kritische Punkte rund ums Bürgergeld diskutieren. Nicht zuletzt wirft sein Fall die Frage auf, wie effektiv öffentlich geförderte Jobs Menschen wirklich in den regulären Arbeitsmarkt vermitteln und welche Hemmnisse es dabei gibt“.

    Die Autorin wiederholt hier eine Dauervorwurf der Kritiker solcher Maßnahmen. Denn tatsächlich ist die Vermittlungsqoute in den ersten Arbeitsmarkt recht gering. Darin liegt aber nicht der Wert dieser Maßnahmen. Sie bieten TeilnehmerInnen soziale Teilhabe, machen Projekte möglich, die es sonst nicht gäbe (Kleiderkammern, Suppenküchen, Repair-Cafes etc..). Natürlich gibt es auch unter den Trägern solcher Projekte schwarze Schafe, sprich Ausbeuter. Aber nicht umsonst ist es eine lang gehegte Forderung linker Parteien, diesen sogenannten „zweiten Arbeitsmarkt“ zu verstetigen.

  5. Oh Mann, danke, daß Übermedien das aufklärt. Diese Manipulation, besser gesagt „Lüge“, der Springers ist echt nicht zum Aushalten. Wir alle kennen so jemanden, der sich bloß drückt und mit Bürgergeld im Schlaraffenland lebt? Die gesamte Macht der Springer-Leute jedenfalls konnte so jemanden nicht auftreiben, weswegen sie den Mann halt durch Täuschung in den Dreck ziehen muß.
    Skandal nebenbei: Da arbeitet einer für zwei Euro noch was die Stunde in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Zum schämen das alles…

  6. Danke für’s aufklären. Zur „Bild“ sei nur gesagt: Stell‘ dir vor, die „Bild“ macht eine Kampagne und niemand redet mit ihr.

  7. @Martin Busche: dem Dankeschön von #7 schließe ich mich an!
    Das ist eine Welt, die ich nicht kenne.
    Es hat immer wieder was von Tanzbären in die Manege führen (Springer Presse) und den Zuschauerinnen zu präsentieren. Das ist kein Journalismus. Aber das wissen wir ja.

  8. …. und Merz hat es auch noch auf der Wahlkampfabschlussveranstaltung der CDU, die auf Phoenix zu sehen war, süffisant kommentiert.

  9. @Martin Busche
    Es scheint tatsächlich auch ihre dargestellten Effekte zu haben aber ebenso die von mir als problematisch dargestellten. Zur besseren Einordnung im folgenden sehr detailreich beschrieben
    https://www.iab-forum.de/ein-euro-jobs-wirken-aber-nur-unter-bestimmten-bedingungen/

    Daraus ein Zitat:

    „Aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen können sich nicht nur positiv auf eine Integration in reguläre Beschäftigung auswirken. Sie können auch ein Substitut für Beschäftigung sein und zumindest teilweise mit psychosozialen Funktionen der Arbeit verbunden sein, wie etwa Anerkennung für geleistete Arbeit, soziale Kontakte und Tagesstruktur. Dadurch könnte während der Teilnahme und eventuell auch danach das „Teilhabeempfinden“ und die Lebenszufriedenheit der Geförderten besser ausfallen als ohne Förderung.

    Das muss allerdings nicht unbedingt in jedem Einzelfall so sein, denn teils empfinden Ein-Euro-Jobbende ihre Teilnahme eher als entwürdigend denn als echte eine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe, wie Melike Wulfgramm in einer Studie aus dem Jahr 2011 zeigt.“

    Es scheint sich auch mit der Zeit gebessert zu haben. Meine Maßnahme war vor 13 Jahren.
    Als doch recht fähiger Mensch und gute Arbeitskraft (konnte nur aufgrund einer Erkrankung meinen alten Job nicht mehr ausüben) habe ich mich damals verarscht gefühlt und vom System ausgenutzt. Die Hilfe mir einen richtigen Job zu beschaffen ging gegen 0, die Motivation mich immer wieder in verschiedene Maßnahmen (Fortbildungsmaßnahmen sowie 1 Euro Jobs) zu stecken war sehr hoch.

    Also bitte hier nicht nur so hinstellen als wäre es was ganz tolles mit ein paar wenigen schwarzen Schafen.

  10. #11, mir geht es vor allem.um lockeren Kommentar der Autorin, die mal was schreibt, ohne offensichtlich Ahnung zu haben. Das geht in einem Medium wie Übermedien nicht. Zumal sie damit auch noch Menschen Stoff liefert, die diese Maßnahmen kritisch sehen, sehr oft aus ideologischen Gründen.

    Das was Sie anführen, kann ich durchaus unterstreichen. Ich habe eine Zeitlang als Pressesprecher einer Gesellschaft gearbeitet, die diese Maßnahmen durchführt. Da war es ähnlich wie bei Ihnen. Es gibt in vielen solcher Firmen, vieles zu kritisieren.

    In anderen Firmen, für die ich gearbeitet habe, war es deutlich besser.

    Die berechtigte Kritik macht die Idee eines zweiten Arbeitsmarktes aber nicht obsolet. Nur weil etwas schlecht umgesetzt ist, ist es nicht schlecht.

    Man sieht an der Diskussion aber auch, wie vielschichtig das Thema ist und warum solch lockere Kommentare ungeeignet sind.

  11. #1, #4, #11
    Lieber Herr Busche,
    alles, was Sie hier aufgeschrieben haben, entspricht meinem Kenntnisstand – bitte unterstellen Sie mir also kein mangelndes Fachwissen (ich habe mehrere Jahre lang fast ausschließlich über Arbeitsmarktthemen geschrieben).
    Zu dem von Ihnen monierten Satz: Ich vermute, dass da ein Missverständnis vorliegt. Er enthält nämlich von mir weder Meinung noch Kommentierung, sondern ist genauso gemeint, wie ich ihn geschrieben habe: Anstatt sich an Klischees abzuarbeiten, hätte man im Kanzlerduell anhand des geschilderten Falles tatsächlich inhaltlich über den geförderten Arbeitsmarkt sprechen können. Diese Tiefe hat die Debatte aber gar nicht erreicht. Olaf Scholz konnte so den zweiten Arbeitsmarkt quasi als Allheilmittel gegen Arbeitslosigkeit darstellen – was wegen all der Argumente, die Sie nennen, eine fragwürdige These ist.
    Herzliche Grüße
    Annika Schneider

  12. @Herr Busche

    Ich sehe hier auch keine Meinung/ kein Kommentar von Frau Schneider. Ich sehe auch kein Problem in diesem Satz. Es ist einfach ein Fakt dass diese Maßnahmen kritisch hinterfragt werden müssen. Denn sie werden verkauft als ein wirksames Mittel die Menschen wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.
    Wenn Frank R. berichtet:
    „Dass er nicht irgendeinen Job annehmen werde, habe sich darauf bezogen, dass er mit Ende 50 nicht mehr in der Lage sei, zum Beispiel im Tiefbau oder im Winter in einem Rohbau zu arbeiten. Es mache keinen Sinn, eine Stelle anzunehmen, die er körperlich nicht durchhalte.“
    Dann spielt das auf eine Tatsache an, dass Menschen oft nicht wirklich versucht wird Jobs anzubieten die sie auch machen können.
    Bei mir war das genau dasselbe. Aufgrund einer Hauterkrankung, vor Allem an den Händen, konnte ich meinen Job als Koch nicht mehr ausüben. Es wurden mir aber regelmäßig Jobs angeboten die genauso ungeeignet waren für diese Erkrankung. Ich musste mir jedes mal ein ärztliches Attest besorgen da ich sonst Abzüge bei meinen Leistungen bekommen hätte. Mich hätten die Medien auch sehr einfach als einen der Arbeitsunwilligen brandmarken können.

    Sie scheinen anscheinend immer noch in Ihrer Tätigkeit als Pressesprecher zu fungieren und diese Maßnahmen als sehr positiv zu verkaufen.

    Es mag ja sein dass es Menschen gibt denen diese Maßnahmen gut tun. Aber als geeignetes Mittel zur Wiedereingliederung ist es fragwürdig.

  13. #13, danke für die Info. Leider konnte ich Ihr Anliegen der kurzen Kommentierung in Ihrem Text nicht entnehmen. So wie er da steht, liest es sich anders.

    Aber es ist ja jetzt geklärt. Alles gut.

  14. #13 Interessante Art „Mein herablassender, ungerechtfertigter und kruder Kommentar tut mir leid.“ zu schreiben. Insbesondere Ihren Fehler nicht im eigenen Mangel an Lesekompetenz, sondern in dem Text Autorin begründen zu wollen, ist bemerkenswert. Auch klasse zu sehen, wie sich gleich mehrere anderen Kommentatoren auch noch dafür bedanken. Dass dieses überhebliche Aufplustern als wertvoller Beitrag wahrgenommen wird, ist schon schade.

  15. Im Prinzip ist es ja immer das gleiche Stöckchen, über das diese Art der Berichterstattung die Lesenden springen lässt. Die meinungsmachende Presse (unter Federführung ihrer interessengeleitenden Arbeitgeber), pickt einen Fall heraus – präsentiert ihn den Nachrichtenkonsumenten und erzeugt die leidige Neiddebatte, dass diese Gesellschaft der sogenannten Ehrlichen und Fleissigen von Schmarotzern unterwandert ist, und suggeriert – und da verstehen sie dann alle auf einmal was Induktionslogik ist – das ist nur ein Fall. Und jetzt stellt euch vor, das machen ja ganz viele. Das funktioniert besser, als die Interpretation von validen Statistiken, die diese Typen von Journalisten – das unterstelle ich – sowieso nicht interpretieren können.

  16. #16, was ist an den Kommentaren herablassend. Die Autorin hat einen Kommentar gemacht, der in dieser Kürze mindestens missverständlich ist. So wie er da steht, bedient er konservative/neoliberale Forderungen, solche Maßnahmen abzuschaffen. Weil die Vermittlungsquote in den meisten Fällen tatsächlich gering ist.
    Die tatsächlichen, auch positiven Effekte, solcher Maßnahmen werden meist nicht berücksichtigt.
    Entweder bewusst, damit meine ich die Politik oder aus Unkenntnis/Inkompetenz. Damit meine ich Medienschaffende.

    Die Autorin hat sich erklärt, geschrieben, wie sie das gemeint hat, es stand nicht drin im Text, war auch nicht zu erahnen. Aber ich habe keinen Grund, an Ihren Ausführungen zu Zweifeln. Also bedanke ich mich dafür und alles gut.

    Was ist daran herablassend? Sorry, sehe ich nicht.

  17. @19
    Dann zitiere ich sie einfach mal
    „mir geht es vor allem.um lockeren Kommentar der Autorin, die mal was schreibt, ohne offensichtlich Ahnung zu haben. Das geht in einem Medium wie Übermedien nicht. Zumal sie damit auch noch Menschen Stoff liefert, die diese Maßnahmen kritisch sehen, sehr oft aus ideologischen Gründen.“

    Die Autorin hätte offensichtlich keine Ahnung ist schon sehr herablassend.
    Dazu behaupten sie einfach weiterhin der letzte Abschnitt des Artikels wäre irgendwie missverständlich geschrieben. Die anderen Leser scheinen kein Problem gehabt zu haben ihn zu verstehen. Also anstatt einfach zu schreiben tut mir leid hab ich anders/falsch verstanden, bestehen sie weiter darauf das es ja nicht zu verstehen sei wie die Autorin es geschrieben hat.
    „Leider konnte ich Ihr Anliegen der kurzen Kommentierung in Ihrem Text nicht entnehmen. So wie er da steht, liest es sich anders.“

    Damit nicht genug unterstellen sie Kritikern dieser Maßnahmen eine hauptsächlich ideologische Motivation für ihre Kritik.

    Benennen wir hier doch einfach mal noch die Fakten:
    Definition der ein Euro Jobs laut Agentur für Arbeit:
    „Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) sind eine Hilfestellung auf dem Rückweg ins Berufsleben für Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld.“

    Sie sollen helfen den Rückweg ins Berufsleben zu finden.
    Es soll hier kein zweiter Arbeitsmarkt geschaffen werden sondern die Unterstützung um wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert zu werden.

    Die Idee eines zweiten Arbeitsmarktes ist gut für Menschen die im ersten keine Perspektive haben. Auch für andere Menschen kann es eine gute Sache sein. Allein schon für soziale Kontakte und eine Aufgabe zu haben (gebraucht werden und geschätzt werden).
    Aber dafür sind die 1 Euro Jobs nicht geschaffen worden. Dafür gibt es Werkstätten und ähnliche Einrichtungen. Und dafür müssen keine arbeitsfähigen Menschen ausgebeutet werden. (obwohl das in vielen Werkstätten für Menschen mit Behinderung ja auch ganz und gebe ist)

    Als jemand der mehrere Jahre das entwürdigende und herablassende System Hartz 4 und ein Euro Jobs und Fortbildungsmaßnahmen durchlaufen musste, bekomme ich bei solchen Argumentationen direkt Aggressionen.

  18. Die Idee, gesellschaftliche Probleme oder die Vor- und Nachteile bestimmter Organisationen an genau einer Person festzumachen, ist vielleicht generell ein Fehler?

  19. #19, sorry, ihr Kommentar zeigt, dass sie nicht in der Praxis solcher Maßnahmen sind und offenbar auch die Diskussionen darum nicht verfolgen.

    Etwas, was ich der Autorin aufgrund Ihrer Replik nicht mehr nachsagen würde. Wenn sie das so schreibt, dann wird es auch so sein. Ich habe keine Grund daran zu zweifeln. Im Ausgangstext stand es so nicht. Auch dafür gibt es diese Kommentarspalten.

    Ich verzichte darauf, Sie inhaltlich auf den aktuellen Stand der Diskussion zu bringen, das würde hier den Rahmen sprengen. Verweise aber darauf, dass auch das Gesetzespapier, aus dem sie zitiert haben, geduldig ist. Noch ein Hinweis: Auch die Möglichkeiten für Langzeitarbeitslose haben sich jenseits der hier diskutierten Ein-Euro-Job-Maßnahmen deutlich verbessert. Diese gelten eigentlich als Auslaufmodell, aus verschiedenen Gründen. Es gibt deutlich bessere Maßnahmen, die aber ebenfalls wenig Relevanz für den ersten Arbeitsmarkt haben
    Da das aber nicht Thema des Ursprungstextes war, dennen missverständliche Formulierung für mich auch geklärt ist, schlage ich vor, diesen Diskurs hier zu beenden..Und falls Ihnen mein Diskussionstil nicht gefällt, bedauere ich das. natürlich. Aber Demokratie lebt auch von der Vielfalt.

  20. Es ging im Text um 1 Euro Jobs. Diese wurden von mir kritisiert. Sie haben sich für diese Maßnahme ausgesprochen mit der Behauptung das wäre toll im Sinne eines zweiten Arbeitsmarktes. Ich habe sie dann darauf hingewiesen dass es bessere Möglichkeiten gibt einen zweiten Arbeitsmarkt zu gestalten und es gesetzlich auch nicht vorgesehen ist/war, dass 1Euro Jobs diese Aufgabe übernehmen.
    Aber laut ihnen hätte ich ja keine Ahnung weil ich nicht mehr in der Materie drin bin. Dazu die nebulöse Aussage das Gesetzespapier sei geduldig. Und kurz danach geben sie mir recht, anscheinend ohne es selbst zu merken. Zitat:
    „Noch ein Hinweis: Auch die Möglichkeiten für Langzeitarbeitslose haben sich jenseits der hier diskutierten Ein-Euro-Job-Maßnahmen deutlich verbessert. Diese gelten eigentlich als Auslaufmodell, aus verschiedenen Gründen. Es gibt deutlich bessere Maßnahmen, die aber ebenfalls wenig Relevanz für den ersten Arbeitsmarkt haben“

    Ich habe ausschließlich gegen 1 Euro Jobs gewettert. Andere Maßnahmen hatte ich dabei nicht im Kopf. Sie hatten wohl nur andere Maßnahmen im Kopf aber die 1 Euro Jobs verteidigt.

    Aber bloß nicht zuviel mit dem Pöbel herumdiskutieren. Lieber irgendwelche Behauptungen wie: „Und falls Ihnen mein Diskussionstil nicht gefällt, bedauere ich das.“ Auch wenn es hier nicht um den Stil der Diskussion ging sondern um ihren Inhalt.

    Danke für die Diskussion Herr Pressesprecher von Arbeitsfördernden Maßnahmen.

  21. #22, 23:

    Hallo MT und Martin Busche,

    vielleicht können wir die Detaildiskussion, wer was wie gemeint hat, an dieser Stelle beenden. Letztlich ist es ja auch kein Text, der sich in Tiefe mit den Vor- und Nachteilen einzelner Maßnahmen auseinandersetzt.

    Ich finde die Frage #21 interessant und würde sagen: Das ist natürlich in vielen journalistischen Formaten Grundprinzip, zum Beispiel in Features oder manchen Reportagen. Aber gerade in dieser Verkürzung, in einem Diskussionsformat, finde ich das auch problematisch.

    Herzliche Grüße
    Annika Schneider

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