Hahaha akbar! Eine Stimmungkanone gegen den Islam
Im Saarland gibt es an einigen Grundschulen seit dem vergangenen Schuljahr Islam-Unterricht. Muslimische Kinder sollen so „die eigene Glaubenstradition gemeinsam mit erfahrenen und bewährten Lehrkräften auch im geschützten Raum der Schule unter staatlicher Aufsicht“ kennenlernen, sagt Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD). Das saarländische Schulordnungsgesetz sieht vor, dass ab fünf Kindern einer Glaubensgemeinschaft in einem Jahrgang Religionsunterricht für sie angeboten werden soll.
Der Unterricht kommt wohl gut an. Commerçon sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) Ende vergangener Woche, das Angebot solle ausgebaut werden.
Die „Saarbrücker Zeitung“ berichtet darüber heute sehr kurz auf ihrer Titelseite. Und verweist auf eine „Glosse“ im Inneren. Die geht so:
Uli hua akbar, fürwahr Ulrich ist größer, da er nun den Ruhm des Propheten derart zu mehren sucht. Gepriesen sei er, beim Barte eben des Propheten und auch bei seinen eigenen Stoppelhärchen. An der Haarlänge gemessen braucht es zur prophetischen Weisheit bei ihm allerdings wohl noch etliche Jährchen. Doch wandelt er auf dem rechten Wege. Verlangt es den Großwesir Commerçon doch danach, den Islamunterricht in den Grundschulen mächtiger noch anschwellen zu lassen, als die Ströme des Nils zur Regenzeit. Auf dass wir alle uns bald gen Mekka neigen mögen. Längst aber ist das noch nicht alles, was der Wesir schaut, wenn er beim Freitagsgebet um Eingebung bittet: Hinfort mit der weltlichen Frankreich-Strategie des Landes, her mit dem wahren Glauben! Macht alle Windrotoren zu Minaretten! Und spätestens, wenn Anke Rehlinger als Scheherazade rote Märchen aus 1000 und einer Wahlkampfnacht säuselt, sagen wir alle: Uli hua akbar!
(Anke Rehlinger (SPD) ist stellvertretende Ministerpräsidentin im Saarland.)
Wo anfangen?
Vielleicht zuerst bei der Unterstellung, die in diesen Zeilen nicht sehr subtil mitschwingt, dass es bei einem solchen Unterricht in Wahrheit darum geht, Ungläubige zum Islam zu bekehren. Das ist natürlich völliger Unsinn (schon weil der Unterricht nur für muslimische Kinder ist), ist aber ein Ressentiment, das sich auf diese Weise effektiv bedienen lässt.
Die „Glosse“ stellt den Islam-Unterricht als Teil einer Eroberungs- und Unterwerfungsstrategie dar, die sämtliche Bewohner des Abendlandes zu Moslems zwangskonvertieren will, „auf dass wir alle uns bald gen Mekka neigen mögen“.
Wenn ein deutscher Bildungsminister sich für islamischen Religionsunterricht einsetzt, so die Logik des Textes, dann kann er eigentlich nur im Dienst eines islamischen Herrschers stehen. Er müsse den Islam auch den anderen Religionen als überlegen empfinden, ihn als „wahren Glauben“ propagieren.
Dabei geht es gerade nicht darum, dem Islam eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen, sondern, im Gegenteil, muslimischen Kindern ab einer bestimmten Zahl dasselbe Angebot zu machen wie ihren christlichen Mitschülern. Insofern ist es auch sinnlos, wenn die „Glosse“ dem Minister unterstellt, die „weltliche Frankreich-Strategie des Landes“ wegfegen zu wollen, denn dessen strengem Laizismus widersprechen schon der evangelische und katholische Religionsunterricht in Deutschland.
Und wenn die „Saarbrücker Zeitung“ schreibt, dass der Minister „den Islamunterricht in den Grundschulen mächtiger noch anschwellen lassen“ will „als die Ströme des Nils zur Regenzeit“, hilft vielleicht der Hinweis, dass es im Augenblick genau zwei (2) Lehrer gibt, die im Land Islam-Unterricht erteilen, ein dritter soll bald dazukommen. Von diesem Schuljahr an werden rund einhundert Kinder der ersten und zweiten Klassen unterrichtet. Einhundert von mehr als 9000 Kindern muslimischen Glaubens, die Schulen im Saarland besuchen.
Natürlich gibt ein solches Angebot Anlass für kritische Nachfragen: Die Landeselterninitiative etwa hat kürzlich Sorgen über die Rolle Islamverbände geäußert. Die „Glosse“ der „Saarbrücker Zeitung“ aber ist bloß zum Text geronnenes Ressentiment; frisches Öl für das Feuer derjenigen, die den Islam in jeder Form ablehnen.
Selbstverständlich ist das alles überspitzt gemeint und bewusst überdreht von dem Redaktionsmenschen, der sich, hihi, hinter dem Namen „Hadschi Halef Oli“ verbirgt. Es ist aber eben nicht überspitzt, sondern irreführend und besinnungslos in seiner Islamfeindlichkeit.
Lustig gemeint ist es sicher auch, und man kann froh sein, dass es in der aktuellen Debatte nicht darum geht, schwarze Schüler irgendwie besser zu integrieren: Der diensthabende Komiker der „Saarbrücker Zeitung“ hätte sicher alle Klischees und Vorurteile von der Kolonialzeit bis zur Schokokussdebatte zusammengekratzt für diese Möchtegernwitzecke auf der Meinungsseite des Blattes.
Der Leitartikel unmittelbar über der „Glosse“ trägt übrigens die ungewollt treffende Überschrift „Stimmung statt Fakten“. Er handelt davon, wie die „Trumpisierung“ die Demokratie auch bei uns bedrohe. Vielleicht wollte die „Saarbrücker Zeitung“ mit ihrer Glosse einfach auch einen Beitrag dazu leisten.
ich kenne mich im Redaktionsalltag nicht aus, aber wird so etwas auch intern besprochen und auch mal heftig negativ kritisiert?
Das bedient nicht nur Ressentiments, es ist offen „rassistisch“.
Statt das Thema zu nutzen und zum Beispiel einen für alle Kinder gemeinsamen konfessionslosen Religions-, Philosphie- und Ethikunterrixht zu fordern, werden hier alle Klischees aufgezählt und benutzt.
So ein Niveau kenne ich von den kostenlosen Werbeblätter aber von einer Landeshauptstadt-Zeitung?
Wo steht der Redakteur ideologisch? Sicherlich nicht auf dem Grundgesetz.
Bin ja voll dafür, Christen und Muslime gleichzustellen. Aber: Hätte es staatlichen Schulen eines säkularen Staates nicht besser gestanden, einfach den christlichen Religionsunterricht abzuschaffen…?
“ (schon weil der Unterricht nur für muslimische Kinder ist)“
„… , muslimischen Kindern ab einer bestimmten Zahl dasselbe Angebot zu machen wie ihren christlichen Mitschülern.“
Dies sind zwei Zitate von Frau Rehlinger.
Auf die Glosse will ich nicht eingehen, weil sie in der Tat am Thema vorbeiglossiert. Aber Frau Rehlingers Replik drückt in den Zitaten den fundamentalen Irrtum vieler PolitikerInnen in Deutschland aus. Es gibt nämlich keine „muslimischen Kinder“ und keine „christlichen Mitschüler“. Genauso wenig, wie es SDP-Kinder oder grüne Mitschüler gibt.
Kinder kommen gottlos glücklich auf die Welt und werden erst von ihrem Umfeld abergläubisch konditioniert. Der Religionsunterricht vertieft diesen Aberglauben und entfernt so Schüler von dem, was sie in der Schule lernen sollten: vom rationalen Denken. Da aber Rationalität das ist, was am meisten fehlt, müssten Bildungsinitiativen darauf abzielen, in Schulen mehr Wichtiges und weniger Abergläubisches zu lehren.
Es ist an der Politik, die Voraussetzungen dafür zu schaffen oder eines Tages wird es mehr Religionslehrer an Schulen geben, als solche für vernünftige Fächer. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, gewiss. Aber Unsinn mit Absolutheitsanspruch sollte nicht dazugehören.
@Bernd Kammermeier: Das sind Zitate von Frau Kammermeier? Das sind Zitate von mir.
@Sebastian Klein: Ja, darüber kann man diskutieren. Wobei vielleicht auch einiges dafür spricht, die Religionsvermittlung bei Kindern nicht nur irgendwelchen womöglich obskuren Predigern zu überlassen.
Mal ganz abgesehen von der üblen Glosse und dem Unterrichtsangebot: Richard Dawkins würden bereits bei dem Ausdruck „muslimische Kinder“die Haare zu Berge stehen. Viel treffender nennt er sie „Kinder muslimischer Eltern“.
@2 d’accord.
Werden wir aber nicht mehr erleben, dafür sind beide Kirchen zu stark, die sich ja selbst für einen Islamunterricht stark machen.
Ein Rückzug des Staates wäre endlich die propagierte Privatsache Religion.
@ Stefan Niggemeier
Hoppla, da habe ich wohl was durcheinander bekommen. Ich dachte, die Replik auf die Glosse käme von Frau Rehlinger. Sorry. Ich sollte sorgfältiger hinschauen
Aber inhaltlich muss ich nichts ändern. Dann haben Sie das mit den „muslimischen Kindern“ verzapft. Ach ja, noch was muss ich korrigieren: auch Journalisten müssen hier noch was lernen.
@Flo: Richard Dawkins Haare sind mir schnurz.
@niggi
Die Sorge um „obskure Prediger“ ist natürlich berechtigt. Schule sollte diesem (und zahlreichen ähnlichen) Problem begegnen, in dem ein für jeden verpflichtener Ethikunterricht eingeführt wird. Dort kann man über Konzepte wie Toleranz und Pluralismus in einer offenen Gesellschaft sprechen: Religionsfreiheit, Menschenwürde, Homosexualität, Rassismus etc.
DAS würde uns weiter bringen, anstatt einem Religionsunterricht, auf dem später andere mit Dogmen und anti-freiheitlicher Lehre sogar noch aufbauen können.
Es gibt keinen Zwang im Glauben. Es gibt nur Leute, die sich leicht beeinflussen lassen. Wer meint, schon durch die Existenz eines islamischen Religionsunterrichtes spontan zum Islam konvertieren zu müssen, sollte mal erklären, warum er nicht schon genauso spontan evangelisch oder katholisch geworden ist, je nachdem, was er vorher _nicht_ war.
@Bernd Kammermeier, #3:
Dann gibt es auch keine deutschen Kinder, Kinder kommen ohne Sprache zur Welt. Warum also Deutschunterricht?
Eine erste kurze Replik meinerseits:
1. Danke, dass Stefan Niggemeier sich überhaupt kritisch und differenzierend mit dem „Artikel“ und der „Glosse“ auseinandersetzt. Es gibt also noch kritischen aufklärerischen Journalismus.
2. Ja, auch ich finde es besser, von „Kindern muslimischer Religionszugehörigkeit“ o.ä. zu sprechen, nicht von „muslimischen Kindern“. Aber so entscheidend ist das hier nicht. Jedenfalls ist es nicht so, dass alle Kinder hier „Islam“ lernen müssen, sondern Kindern aus muslimischen Glaubenstraditionen die Gelegenheit gegeben werden soll, sich im geschützten Raum mit ihrer Tradition auseinandersetzen zu können. Darauf haben sie einen verfassungsrechtlichen Anspruch – wie Kinder evangelischer, katholischer, jüdischer und anderer Religionszugehörigkeit.
3. Religion ist in Deutschland nicht „Privatsache“ – und das aus gutem Grund, sondern auch öffentliche Angelegenheit. Und gerade die „säkularen“, angeblich laizistischen Staaten haben zumindest nicht geringere Probleme mit religiösem Fanatismus als Deutschland. Aber darüber darf, kann und muss man streiten. Nicht aber über die Verbreitung islamophober und rassistischer Propaganda.
@10
Es geht auch nicht darum, dass Leute „spontan zum Islam“ konvertieren würden. Es ist mir auch egal, was das Individuum macht. Wenn jemand Bock hat auf Islam, dann bitte. Oder natürlich auch Christentum, was das angeht.
Die Frage ist, ob wir uns einen Gefallen damit tun, rückwärtsgewandte, anti-aufklärerische Religionen an staatlich, säkularen Schulen zu lehren. Und ich meine hiermit explizit sowohl Islam als auch Christentum und andere Religionen. Oder ob wir diese Zeit nicht lieber nutzen wollen um den nächsten Generationen Dinge beizubringen, die mit unserem Wertesystem kompatibel sind, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Homosexualität nicht falsch ist.
Im Jahr 2016 ist die Suizidrate unter homosexuellen Jugendlichen geschlagene 7 mal höher als bei heterosexuellen Menschen gleichen Alters und wir erlauben es uns trotzdem eine Ideologie in die Klassenräume zu bringen, die prinzipiell homophob ist. Und auch wenn dieser Aspekt der Religion im Klassenraum sicherlich in der Regel nicht zur Sprache kommt, ist „Schwuchtel“ weiterhin eine Beleidigung auf dem Schulhof. Das nur als ein Problem von vielen, die gesellschaftlich angegangen werden müssten und ich kann nicht erkennen, wie uns da Religionsunterricht helfen würde. Mit der Zeit lässt sich besseres anfangen.
@Sebastian Klein
Weil also „Schwuchtel“ gebraucht wird – m.W. kein Wort aus dem Arabischen oder anderen Sprachen, die man mit dem Islam assoziiert, stehen Sie kritischen einem Unterricht in islamischen Glaubensinhalten gegenüber, der Homophobie dieser Religion „sicherlich“ (Ihre Worte) nicht aufnehmen wird?
Denken wir bitte daran, dass Homosexualität auch in der Natur vorkommt, mithin Teil der Biologie ist. Und auch wenn Homosexualität bei den vielen Arten, die sie betreiben, und Homophobie, bei der einen Art, die sie betreibt, im Biologieunterricht sicherlich nicht vorkommen, sollten wir ihm doch sehr kritisch gegenüberstehen.
Ganz zu schweigen von Englisch – was es da alles an Schimpf- und Fluchwörtern gibt, die im Unterricht nicht behandelt warden, aber auf dem Schulhof vorkommen…
Persönlich wäre es mir auch lieber, wenn es gar keinen Religionsunterricht gäbe, doch Stefan spricht natürlich einen wichtigen Punkt an: man sollte den Unterricht zumindest nicht allein unkontrollierten Stellen überlassen. Wenn schon sonst nichts, kann Religionsunterricht in der Schule zumindest ein Gegengewicht bieten. Viel besser fände ich es nur, den Unterricht religionsübergreifend stattfinden zu lassen, damit Schüler, wenn sie denn schon religiös erzogen werden „müssen“, wenigstens auch andere Glaubensbekenntnisse kennenlernen. Würde auch mit vielen Vorurteilen aufräumen.
@ Mycroft
„Dann gibt es auch keine deutschen Kinder, Kinder kommen ohne Sprache zur Welt. Warum also Deutschunterricht?“
Sie haben offensichtlich das Prinzip nicht verstanden. Mir ging es darum, was jemand automatisch bei seiner Geburt ist bzw. was dieser jemand erst später durch Sozialisierung/Erziehung/Indoktrination lernt.
Der Mensch hat viel Gepäck, wenn er auf die Welt kommt: er kommt als Lebewesen auf die Welt, als Mensch, als Junge oder Mädchen, als Schwarzer, Weißer, Roter, Gelber, aber natürlich auch als Südkoreaner, Senegalese oder eben Deutscher. Letzteres hängt von der Staatsangehörigkeit der Eltern ab. In den USA wäre sogar das Kind einer Senegalesin und eines Südkoreaners automatisch Amerikaner, wenn es auf dem Territorium der USA geboren würde.
Doch da Religion keine notwendige Eigenschaft des Menschen ist (im Gegensatz dazu ist Staatsangehörigkeit die Voraussetzung, um in einem Staat leben zu können), genauso wenig wie eine Parteizugehörigkeit, wird weder die Religion, noch die Parteizugehörigkeit per Geburt definiert.
Spätestens mit 14 Jahren darf sich ein Jugendlicher entscheiden, ob und wenn ja zu welcher Religion er/sie tendiert. Aber bereits davor darf ein Kind nicht gegen seinen erkennbaren Willen in eine Religionsgemeinschaft gezwungen werden. So sind die Gesetze.
Genauso wenig, wie man 18-Jährige nicht zur Parteizugehörigkeit und damit zum entsprechenden Wahlverhalten zwingen darf. Warum sollte dies dann mit etwas völlig Irrationalem und Überflüssigem, wie Religion geschehen dürfen? Weil wir Religion heute nicht mehr ernst nehmen? Dann könnte man sich ja den Unterricht dazu sparen und ca. 1,6 Mrd. Euro für sinnvollere Fächer ausgeben.
P.S. Kinder kommen auch ohne Zähne zur Welt. Wozu also Zahnärzte?
Hallo an alle,
ich denke, die Kommentare gehen hier ganz schön am Thema vorbei. Sicher ist es richtig und wichtig über Religion und religiöse Erziehung zu streiten.
Aber das Thema ist doch ein offen rassistischer Kommentar, als Glosse getarnt. Er beleidigt Kinder und Eltern muslimischen Glaubens, er hetzt Nichtmuslime mit falschen Behauptungen auf.
Das ist schlimmster AfD-O-Ton.
Dagegen muss man argumentieren!
Wie kann in einer Redaktion unter dem Deckmantel „Glosse“ so etwas Verächtliches durchgehen?
Man stelle sich denselben Artikel vor und tausche „Muslim“ gegen „Christ“ – oder gegen „Jude“.
Ich bin selber als religiöse Minderheit durch die Schule gegangen (evangelisch im Münsterland!), und wurde teilweise für eine Schulstunde zu einer anderen Schule gekarrt, da es in unserer Stadt nur einen evangelischen Lehrer gab – nur damit die Trennung aufrecht erhalten bleiben konnte. Hatte aber den Vorteil, das die Teilnahme an dieser Farce grundsätzlich mit einer zwei oder besser belohnt wurde.
Imho sollte nicht Religion an sich sondern die Auseinandersetzung damit gelehrt werden – und zwar konfessionsübergreifend.
Ich finde den Text auch unterirdisch, aber wer das Wort Glosse in ironische Anführungszeichen setzt nur, weil er sie für ideologisch hält macht sich die ideologischen Methoden von AfD und Co. gemein und dürfte sich dann auch nicht darüber auflegen, wenn Leute anfangen, von „sogenannten Flüchtlingen“ zu Reden. Entweder ist der Autor auf ewig tot, oder man fragt ihn nach seiner Meinung. Über einen Text die Person verächtlich zu machen ist unanständig.
Der Ton macht die Musik, oder, um es mit den Worten Terry Pratchetts zu sagen: „Man kann nicht sagen ‚Wir sind die Guten!‘ und dann Böse-Buben-Sachen machen!“
Hm? Welcher Autor ist auf ewig tot?
@Bernd Kammermeier, #14:
ich habe das Prinzip schon verstanden, Sie scheinen der Ansicht zu sein, dass Dinge, die nicht angeboren sind, nicht so wichtig sind, als dass man sie unterrichten müsste. Nun, dazu gehört dann auch die Sprache. Das Kind einer Südkoreanerin und eines Senegalesen, dass in den USA geboren wird, mag zwar juristisch US-Bürger sein, aber es beherrscht deshalb nicht automatisch das Englische, sondern das muss ihm beigebracht, aka anerzogen werden.
Was die Zähne betrifft, so wachsen sie später, sind aber genetisch bereits angelegt.
Da Religionsunterricht nicht dazu dient, Kinder gegen ihren Willen in eine Religionsgemeinschaft zu zwingen, wo ist das Problem? SoWi dient ja auch nicht dazu, stramme Sozialisten heranzuziehen. Oder Stramme Kapitalisten.
@Stefan Niggemeier, #18:
vermutlich ist die Tod-des-Autoren-Theorie gemeint, dass ein Text vom Verfasser derartig unabhängig zu betrachten sei, als sei der tot.
@Oliver Korn, #15:
volle Zustimmung, der Judentest trifft hier in voller Härte zu.
Mal ganz allgemein gefragt: die Kirchen sind für einen islamischen Religionsunterricht, die Ablehnung kommt teils von den christlichen Laien, und teils von Atheisten. Von wem kann man demnach mehr Toleranz lernen, von den Kirchen oder den Kirchengegnern?
@Reiner Hohn
Einen Text voller rassistischer Ressistements als Glosse zu bezeichnen ist so ungefähr dasselbe wie diese feigen Typen, die jeder Beleidigung ein „war doch nur ein Witz, du hast wohl keinen Humor?“ folgen lassen.
Ich denke, Ironie und Sarkasmus gehören nicht allein der AfD, die dürfen wir anderen gerade noch so ebenfalls benutzen.
Geht mir auch allmählich auf den Senkel, wie jedesmal, wenn Rassisten auch mal Gegenwind bekommen, sofort jemand aufsteht und mahnt, man solle doch bitte nicht auf deren Niveau runtersteigen. Auf deren Niveau steigen wir runter, wenn die AfD komplett als Terrorverdächtige dargestellt wird, oder wir sie als eine eigene und natürlich minderwertige Rasse darstellen. Es gilt nämlich auch: if you can’t stand the heat…
Zu den ‚muslimischen Kindern‘ (Flo, Niggemeier u.a.)
Richard Dawkin ist hoffentlich klug genug um sich seine Frisur für so etwas ruinieren. Natürlich gibt es muslimische Kinder!
Denn: Was sollte das Kriterium sein? Ich würde dafür plädieren, dass es die Selbstzuschreibung ist. Wer sich als Moslem definiert, der ist einer. In der neuköllner Schule, in der ich arbeite, ist es vollkommen normal, dass sich Kinder selbst als Moslems bezeichnen – und es ist ihnen auch wichtig. So gesehen, finde ich es recht frech und gouvernantenhaft, ihnen das einfach abzusprechen.
Ich war ein katholisches Kind, habe ich mich auch selber so empfunden und dann auch selber gemerkt, wie der Heilige Geist mich schleichend in der Vorpubertät verlassen hat. Dann war ich halt nicht mehr katholisch und auch nicht mehr christlich, dann war ich halt ein atheistischer Jugendlicher.
Ich verstehe die Bauchschmerzen, gegen die offensichtlich grammatisch Konstruktionen wirken wie: ‚Kinder mit muslimischer Religionszugehörigkeit‘. Letztendlich hofft man, das es weniger hart und ausschließlich klingt, dafür aber reflektierter. Es gibt Situationen, in denen ich mir dies auch zu eigen gemacht habe, aber eigentlich finde ich es falsch: Wir tragen damit weniger Sachgründen als unseren Ängsten Rechnung.
Gruß
pit
@ Mycroft
„… aber es beherrscht deshalb nicht automatisch das Englische, sondern das muss ihm beigebracht, aka anerzogen werden. […] Da Religionsunterricht nicht dazu dient, Kinder gegen ihren Willen in eine Religionsgemeinschaft zu zwingen, wo ist das Problem?“
Das Kind wird die Sprache seiner Umgebung völlig automatisch imitieren, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Ein Kind, dass z.B. nicht nach Essen fragen kann, wird irgendwann verhungern. Anerzogen werden Verhaltensweisen, die nicht natürlich angelegt sind. Z.B. Tischmanieren etc. Aber selbst soziales Verhalten, Empathie und Altruismus sind uns in die Wiege gelegt, um in der Gesellschaft nicht anzuecken.
Religion ist nun nicht nur unnötig, sondern kontraproduktiv für eine gedeihliche Gesellschaft. Diese „erlernen“ Kinder also nur durch entsprechenden Druck der Eltern. Religiöse Regeln – gerade im Islam – sind nicht auf freie Entfaltung des Kindes, sondern dessen Beschneidung (im wahrsten Sinne des Wortes sogar) hin konstruiert.
Der Religionsunterricht wird die elterliche Konditionierung vertiefen und legitimieren (Na ja, wenn das schon ein Schulfach ist, dann wird es wohl wichtig sein). Daher bin ich für Religionskundeunterricht im Rahmen des Geschichtsunterrichts. Dort können das Schüler über die Beliebigkeit der unterschiedlichen „Götter“-Glauben informiert werden.
@PITPITPAT: Ich sehe das ähnlich wie Sie. Natürlich ist die Religionszugehörigkeit sozial konstruiert. Aber lustigerweise sieht gerade ein Dawkins das bei anderen sozialen Kontstruktionen (Reizthema Gender) plötzlich ganz anders. Woran man hübsch sehen kann, dass man bei einem Thema rational zu argumentieren in der Lage ist, bei anderen aber plötzlich nicht mehr.
Ich bin als Kind protestantischer Religionszugehörigkeit im tiefkatholischen Teil Bayerns aufgewachsen. Der katholische Stadtpfarrer hat die Grundschüler richtiggehend gegen uns (so wörtlich) „Ketzter“ aufgehetzt. Und ich bin sonntags sogar oft mit befreundeten Bauerskindern in die katholische Messe mitgegangen (da war immer was geboten, viel Blingbling und Weihrauch und singen und so). Und von den obligatorischen Kruzifixen in jedem Klassenzimmer muss ich ja wohl nicht reden. Aber erstaunlicherweise bin ich trotzdem nicht katholisch geworden. Ich bin sogar ganz aus der Kirche ausgetreten. Ganz so deterministisch wie manche glauben, scheint die frühe religiöse „Indoktrination“ also gar nicht zu sein. Nicht durch meine protestantischen Eltern (obwohl in der Kirche aktiv), nicht durch das katholisch geprägte Umfeld und, bis jetzt, auch nicht durch Frauen, die mit Kopftuch rumlaufen.
On Topic: Unmöglich, dieser Totalausfall des „Glossen“-Schreibers!
@Bernd Kammermeier: Ganz ehrlich, sind Sie geworden wie Ihre Eltern? Oder wie die Schule Sie haben wollte? Haben Sie sich nie lösen können von Weltsichten, die von außen an Sie herangetragen wurden (Stichwort: Pubertät)? Ich glaube, Sie überschätzen den Einfluss von Religionsunterricht auf die freie Willensbildung von Kindern.
Back to the basics: Ein solcher Text landet nicht zufällig im Blatt. Insbesondere nicht auf der Seite mit den Leitartikeln. Ich kenne nun nicht die spezifischen Abläufe in der Saarbrücker Zeitung, wage aber zu behaupten, dass mindestens ein Ressortleiter, wahrscheinlich aber auch ein Mitglied der Chefredaktion den Text kannten. Das löst bei mir gesteigertes Unbehagen aus. Aber wahrscheinlich wird der CR der SZ das vehement abstreiten…..
@ Pitpitpat
„Natürlich gibt es muslimische Kinder! […] Ich würde dafür plädieren, dass es die Selbstzuschreibung ist. Wer sich als Moslem definiert, der ist einer.“
Eine etwas naive Sicht der Dinge. Ein Moslem ist jemand, der vor zwei Zeugen das islamische Glaubensbekenntnis gesprochen hat. Bei den Juden ist jemand Jude, der aus einer jüdischen Frau geboren wurde. Christ ist man, wenn einem als Baby Wasser über den Kopf geschüttet wurde. Nichts davon ist rational erklärbar.
„So gesehen, finde ich es recht frech und gouvernantenhaft, ihnen das einfach abzusprechen.“
Was spricht man den Kindern denn ab? Dass sie religiös indoktriniert wurden ist doch sonnenklar. Es ist reiner Zufall, in welches religiöse Umfeld ein Mensch geboren wird. Deshalb gibt es z.B. in Saudi-Arabien erstaunlich viele Muslime. Dort werden sehr wenige Christen geboren. Klingt komisch, ist aber so.
„Letztendlich hofft man, das es weniger hart und ausschließlich klingt, dafür aber reflektierter.“
Darum geht es m.M.n. nicht. Durch die Zuweisung „muslimisches Kind“ fixiert man dies als etwas „gottgegebenes“. Gleichzeitig drückt es den Dualismus aus, der die Gesellschaft in in-Groups und out-Groups trennt. Das führt zu Parallelgesellschaften – hier die christlichen Kinder, da die muslimischen Kinder, da die atheistischen Kinder und die grünen Kinder müssen da in die Ecke… Dass dies nicht gesund ist, zeigt die reale Situation in unserer Gesellschaft.
Befreit die Kinder vom Geisterglauben. Sie haben Besseres verdient.
@ Bernd Kammermeier, # 22:
Wie kommen Sie auf die Idee, dass Kinder die Religion ihrer Eltern nur auf deren Druck hin übernehmen? Oder deren Tischmanieren? Haben Sie dafür Statistiken?
Soziales Verhalten, Empathie und Altruismus sind möglicherweise tatsächlich genetisch angelegt, aber die Religionen betonen sie stärker als die Genetik das tut, den rein evolutionär gesehen wäre der barmherzige Samariter eine Sackgasse.
Nebenbei, wenn Sie Erziehung als Konditionierung bezeichnen, wäre Erziehung durch atheistische Eltern ja auch Konditionierung, trotzdem scheinen Sie kein Problem damit zu haben, wenn Ihre Lieblingskonditionierung schulischerseits vertieft würde.
Manche Konditionierungen sind eben gleicher als andere, woll?
@Bernd Kammerer: „Durch die Zuweisung ‚muslimischen Kind“ fixiert man dies als etwas ‚gottgegebenes'“
Was für ein, Entschuldigung, Blödsinn. Das ist Ihre Definition. Wie Pitipat es definiert, können Sie ja oben nachlesen. Kleiner Hinweis unter uns Rationalisten: Definitionen sind Tautologien und als solche immer richtig. Es ist sinnlos, darüber zu streiten.
(@Stefan: Meine vorigen Kommentare sind erst in die Moderstionsschleife gekommen und jetzt ganz verschwunden. Lag es am Ausrufezeichen?)
@Bernd Kammermeier,
und wahrscheinlich werden diese Menschen, die sich selbst als Moslems bezeichnen, auch vor zwei Zeugen das Glaubensbekenntnis sprechen oder bereits gesprochen haben. Ob das den Kindern gestattet wird, oder ob sie als ‚Anwärter‘ mitlaufen bis sie erwachsen sind, weiss ich nicht und ist auch einerlei.
Ich könnte mich ja auch selbst als Christ bezeichnen (obwohl ich aus der Kirche ausgetreten bin) und mir könnte keiner sagen, dass ich damit Unrecht hätte. Ich könnte nicht behaupten, ich sei Mitglied der katholischen Kirche.
Und gerade für den Islam mit seinem formlosen Initiationsritual ist meine These der Selbstzuschreibung nicht naiv, sondern recht treffend – finde ich.
Diesen Absatz verstehe ich nicht: „Was spricht man den Kindern denn ab?…“
Ihren letzten Absatz empfinde ich als Bestätigung meiner These über Wortwahl und Angst. Sie machen sich Sorgen, dass ‚muslimisch‘ in ‚muslimisches Kind‘ ein gottgebenes, also stabiles Attribut wird, und dieses Kind auch hauptsächlich als muslimisch wahrgenommen wird. Darüberhinaus sorgen sie sich, dass damit der Segregation Vorschub geleistet wird.
Ja, all das kann in den Köpfen der Menschen passieren, aber das liegt mehr an den Rezipienten denn am Sprecher. Sie glauben ja auch nicht, dass grundsätzlich ungehörig ist, Adjektive vor Nomen zu setzen, wenn sie Menschen bezeichnen, oder?
1. Das ist ein muslimisches Kind.
2. Das ist ein verhaltensauffälliges Kind.
3. …
Anders gesagt: Der Unterschied zwischen ‚muslimisches Kind‘ und ‚Kind mit muslimischer Religionszugehörigkeit‘ besteht zum einen in der Hoffnung, umständliches Beamtendeutsch schleife die harten Kanten ab, obwohl man das selbe meine; und der Hoffnung, dass eine Eigenschaft, die vermittels einer Präposition an das Nomen geheftet wird, weniger auschließlich wirkt als würde man die Eigenschaft als Adjektiv direkt zum Nomen stellen. – Bei gleichem Bedeutungsinhalt.
Gruß
pit
Nachtrag:
Sie haben natürlich Recht, aktuell gehen Risse durch unsere Gesellschaft, die unter anderem entlang der Religionszugehörigkeit liegen. Aber gerade sowas kriegt man doch nicht weg, wenn man muslimische Kinder nicht mehr so nennt! Im Gegenteil: Sucht man neue Begriffe um die negativen Konnotationen loszuwerden, so werden sie meist doch wieder in den neuen Begriff einfließen und ihn damit beflecken. So muss man wieder einen Begriff finden und so weiter.
Beispiel (Wikipedia, Euphemismus-Tretmühle): Krüppel > Invalide > Behinderter > Mensch mit Behinderung
Die Dummheit steckt in den Köpfen, nicht in den Wörtern.
Braucht Ihr alle eine Krücke oder könnt Ihr auch ohne laufen?
Wer braucht Religionsunterricht? Was soll dieser abergläubige Schwachsinn überhaupt an Schulen? Wenn dann bitte nur darüber aufklären, was für ein Blödsinn in den religiösen Märchenbüchern steht…und bitte genauso detailiert erklären wie „Mein Kampf“ in neuester Ausgabe.
Macht Euch lieber um den mangelnden Sport sorgen oder betrachtet das Endergebnis dieses Bildungssystems mal etwas genauer…es ist doch nur traurig, was unsere Schulen verlässt.
@31: also wenn schon, dann religion UND sport. dann steht einer karriere als tempeltänzer nichts mehr im wege.
Ich finde die „glosse“ total schlimm. und es würde mich sehr interessieren, wer der autor ist und wie er sich dazu äussert. das ist unterstes karnevalsniveau…
oberlustig, wie hier die Kommentare gar nicht mehr auf diese platte Glosse gerichtet sind, sondern auf die Religionen
Wer braucht Sportunterricht?
Wer braucht Sportunterricht?
Ich sehe die Gesunderhaltung des Körpers an erster Stelle und da kommt in der Schule heute nicht viel.
Aber @32 Sie haben recht, eigentlich reicht Sport und Religion völlig aus.
Ich habe auch nichts gegen hübsche Antänzerinnen…
Schlimm finde ich, dass manche Religionsunterricht gut und unterstützenswert befinden.
Leben wir noch im Mittelalter oder im aufgeklärten Technologiezeitalter?
Muss man unbedingt einer Religion anhängen? Kann ich nicht auch so an eine Schöpfung glauben? Letztendlich hat kein Mensch eine Antwort auf die Frage: Was war vor dem Urknall und davor und davor und davor…Die Frage wird immer offen bleiben, egal wie lange und intensiv wir nach einer Antwort suchen. Da bleibt nur der Glaube übrig, also eine Meinung, mehr nicht. Ansonsten gibt die Wissenschaft Antworten auf die meisten Fragen.
Komme ich mit Wissen oder mit Glauben besser durchs Leben?
Wenn schon Religionsunterricht, dann auch bitte Pseudowissenschaft nicht vergessen und ein paar Theorien zu Verschwörungen können auch nicht schaden…dann kann man wenigstens wieder von Allgemeinbildung sprechen.
@Holger, #37:
Verschwörungstheorien hatte ich in Bio: Zahnärzte verhindern Flourzugaben im Trinkwasser.
Und in Reli hatte ich Evolution.
Verrückte Welt, was?
@Inga #23
ich habe ihr Post übersehen: Ich traue Richard Dawkins auch dumme Sachen zu, aber ich habe sie selbst nicht von ihm gelesen.
Wir scheinen unter gegensätzlichen Vorzeichen aber mit ähnlichen Erfahrungen groß geworden zu sein. Deshalb möchte ich ihnen auch von Herzen zustimmen. Nur einen Vorbehalt habe ich noch:
‚katholischer Stadtpfarrer‘ liest sich nicht so gut wie: ‚Stadtpfarrer mir katholischem Religionshintergrund‘.
Gruß
pit
@38 Na dann sind wir doch auf dem besten Wege…
und meine Sorgen völlig unbegründet. :-D
Was solls … Krieg ist Frieden …
verrückter gehts nimmer oder immer?
@Holger, #40:
Ich bin sicher, einen Grund werden Ihre Befürchtungen schon haben. Die Idee, dass Religionsunterricht die Teilnehmer _zwangsläufig dazu bringt, die jeweilige Religion anzunehmen, ist, wie verschiedene Beispiele weiter oben belegen, trotzdem eher abwegig.
Die Idee, wie die Glosse behauptet, dass schon die Existenz von Religionsunterricht Leute, die nicht daran teilnehmen, dazu bringt, eine bestimmte Religion anzunehmen, ist demnach doppelt Quatsch. Der Versuch, den Quatsch mit Witzigkeit zu ummänteln, macht die Idee leider auch nicht besser.
Schon mal was von Willensfreiheit gehört? Zentrales Dogma u.a. des Judentums.
Wie frei ist der Wille?
Unterliegen wir nicht alle der ständigen Manipulation?
Meine Meinung, die Bibel, der Koran und ähnliche Bücher können gerne als Fabeln und Sagen im Deutschunterricht vermittelt werden. Wo weitere Bezugspunkte sind auch gerne in anderen Fächern. Wir brauchen keinen Religionsunterricht, sondern etwas mehr „Heimatkunde“ und vielleicht auch etwas vom „Geheimwissen“ der Ärzte. Aber Wer will denn gesunde Menschen?!
@ Inga #24
„Ganz ehrlich, sind Sie geworden wie Ihre Eltern? Oder wie die Schule Sie haben wollte? […] Ich glaube, Sie überschätzen den Einfluss von Religionsunterricht auf die freie Willensbildung von Kindern.“
Dann kann man sich Religionsunterricht komplett sparen.
Im Ernst: Glauben Sie wirklich, dass sich der Aberglauben über so viele Generationen erhalten hätte, wenn die Menschen nicht von klein auf indoktriniert worden wären? Und dass die Gläubigkeit kontinuierlich abnimmt, weil diese Indoktrination immer unwirksamer wird? In einigen wenigen Jahrzehnten werden die Leute belustigt in unsere Zeit blicken und sich fragen, wie man den Schmarrn überhaupt glauben konnte.
Nur wegen der Möglichkeit zur Entwicklung eigener Vorstellungen (durch die Aufklärung bewirkt) können wir uns heute anders entwickeln, als es unsere Eltern wollten. Deswegen werden wir unseren Kindern von vorneherein mehr Freiheiten lassen.
Gerade der Islam hat in diesem Punkt viel Nachholbedarf.
@ Mycroft #27
„Wie kommen Sie auf die Idee, dass Kinder die Religion ihrer Eltern nur auf deren Druck hin übernehmen?“
Und warum wird dann Druck ausgeübt, wäre es anders? Meine Schwiegermutter heulte hysterisch, weil wir unsere Kinder nicht taufen lassen wollten. Wenn was passiert, kämen sie in die Hölle. Das war die schiere Angst. Man stelle sich eine ähnliche Szene von 100 oder 500 Jahren vor. Damals glaubte man an den leibhaftigen Teufel und hatte eine Todesangst vor ihm. Da haben die Eltern ihre Kinder geprügelt, wenn sie nicht zum Gottesdienst gingen.
Man darf das nicht mit heute verwechseln, wo der Aberglaube langsam aus der Welt verschwindet – zumindest in Industrienationen.
„Soziales Verhalten, Empathie und Altruismus sind möglicherweise tatsächlich genetisch angelegt, aber die Religionen betonen sie stärker als die Genetik das tut, den rein evolutionär gesehen wäre der barmherzige Samariter eine Sackgasse.“
Wenn Religionen dies wirklich stärker betonen, warum sieht man das nicht? Warum zieht sich eine Blutspur durch die Geschichte, Blut, das stets im Namen eines „Gottes“ vergossen wurde?
„Nebenbei, wenn Sie Erziehung als Konditionierung bezeichnen, wäre Erziehung durch atheistische Eltern ja auch Konditionierung, …“
Konditionierung ist eine Dressur zu an sich sinnlosen oder gar schädlichen Handlungen. Da es in meiner Welt keine atheistischen Eltern gibt (Was sollte das sein? Eltern, die den ganzen Tag rufen: „Es gibt keinen Gott“?), gibt es auch keine Konditionierung zum Atheismus. In diesen Familien ist Aberglaube einfach kein Thema. Das war’s.
„… trotzdem scheinen Sie kein Problem damit zu haben, wenn Ihre Lieblingskonditionierung schulischerseits vertieft würde.“
Wie sollte der Lehrplan von „Atheismusunterricht“ denn aussehen? „So, liebe Schüler, wir schreiben heute „Es gibt keinen Gott“. Und dass machen wir das ganze Schuljahr, insgesamt 150.000 Mal!“
„Manche Konditionierungen sind eben gleicher als andere, woll?“
Wenn Sie den Unterschied zwischen dem Vorgaukeln altehrwürdiger Mythen als Wahrheit und der simplen Erkenntnis, das dies altehrwürdige Mythen ohne Wahrheitsgehalt sind, nicht erkennen (wollen), dann haben Sie Recht.
@Bernd Kammermeier, #43:
„Warum wird dann Druck aufgebaut, wäre es anders?“ Weil manche Eltern nicht besonders pädagogisch sind, vermutlich. Beim Sport ist das oft auch so. Oder Musik. Gutes Vorbild wirkt besser als Druck, aber manche Menschen sind eben keine guten Vorbilder.
„Wenn die Religionen [Sozialverhalten, Empathie und Altruismus] wirklich betonen, warum sieht man das nicht?“ Ich sehe das schon. Die biologischen Erklärungen, warum es Sozialverhalten, Empathie und Altruismus gibt, erklären nämlich auch, warum diese Dinge nicht beliebig weit reichen. Oder zynisch formuliert, Religion soll Menschen dazu bringen, zueinander auch dann nett zu sein, wenn das evolutionärbiologisch Schwachsinn ist. Deshalb betonen Religionen auch solche Praktiken wie Fasten, Enthaltsamkeit oder Selbstlosigkeit. Suchen Sie sich die Erklärung aus, die ihnen besser gefällt.
„Warum zieht sich eine Blutspur im Namen Gottes durch die Geschichte?“ Offenbar sind Menschen entweder doch willensfrei und machen nicht immer das, was Jesus von ihnen will, oder sie sind überhaupt nicht willensfrei und folgen ihren angeborenen Schemata. Sozialverhalten, Empathie und Altruismus haben die biologische Funktion, eine Horde Menschenaffen vor den anderen zu schützen und den Hordenzusammenhalt herzustellen. Ohne Sozialverhalten, Empathie und Altruismus käme ja kein gescheiter Affe auf die Idee, in den Krieg zu ziehen. Man kann daher natürlich argumentieren, dass ein guter Religionsstifter sich demnach GEGEN Sozialverhalten, Empathie und Altruismus ausspräche. Ein _richtig_ guter Religionsstifter aber würde sich mMn FÜR Sozialverhalten, Empathie und Altruismus aussprechen, aber gegenüber Hordenfremden und besonders _Feinden_, gegenüber Verwandten und Freunden wäre das ja überflüssig, weil man das dank angeborener Empathie, Altruismus und Sozialverhalten von alleine macht. Klappt nicht immer, ich weiß.
„Es gibt in meiner Welt keine atheistischen Eltern.“ Echt nicht? Keine Eltern, die ihren Kindern erzählen, zu früheren Zeiten hätte man sie in die Kirche geprügelt? Keine Eltern, die erklären, ihre Erziehung sei ja per definitionem keine Konditionierung?Keine Eltern, die die Freunde und Klassenkameraden ihrer Kinder verächtlich machen, in dem sie sie als Kreaturen ohne freien Willen darstellen? Keine Eltern, die ihre Kinder davon abhalten, sich zu, sagen wir mal, Moslems entwickeln? Nichts davon in Ihrer Welt? Okeee…
Vorschläge, wie ein „Atheismusunterricht“ aussehen sollte, wurden weiter oben genannt. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich dergleichen Unterricht nicht ablehne, ich lehne es nur ab, dass dieser für alle Kinder vorgeschrieben sei und alle anderen verboten, da das eine einseitige Bevorzugung wäre.
„Wenn Sie den Unterschied zwischen dem Vorgaukeln altehrwürdiger Mythen als Wahrheit und der simplen Erkenntnis, das dies altehrwürdige Mythen ohne Wahrheitsgehalt sind…“ In meinem Religionsunterricht wurden biblische Geschichten stets als Glaubensinhalte, Metaphern oder Gleichnisse dargestellt. Es wurde nie vorgegaukelt, dass diese Geschichten irgendeinen naturwissenschaftlich oder sonstwie bewiesenen Wahrheitsgehalt hätten, und ich unterstelle mal, dass das beim islamischen Religionsunterricht genauso sein wird (falls nicht, haben Sie insoweit recht). Zum Beispiel war immer klar, dass sich Jesus diesen Samariter nur ausgedacht hatte.
@Bernd Kammermeier: Von mir aus kann man sich den Religionsunterricht gerne komplett sparen. Ich hatte allerdings in der Grundschule eine tolle Lehrerin, die die Jesus-Geschichten super spannend erzählt hat und fand den Unterricht klasse. Im Gymnasium ging es dann eh um die Weltreligionen und Ethik, selbst bei den Katholen nebenan. Aber ich stimme nicht zu, dass der Mensch religiöse Indoktrination zur Entwicklung von Aberglauben benötigt. Es spricht viel dafür, dass das evolutionär im Menschen angelegt ist (und in Zeiten von einem möglicherweise bevorstehenden US-Präsidenten Trump davon zu sprechen, dass der Aberglaube „langsam aus der Welt verschwindet“, ist schon eine steile These). Welche Form das magische Denken annimmt hat natürlich viel mit der Sozialisation zu tun, aber das ist schon alles. Aber das führt jetzt wirklich weit am Thema vorbei. Nur noch so viel: Blut wurde also „stets im Namen eines ‚Gottes‘ vergossen“? Ernsthaft? Haben Sie da nicht das bislang schlimmste Blutvergießen der Menschheit, das ausdrücklich _nicht_ im Namen eines Gottes erfolgte, vergessen?
P.S: Sorry, dass ich oben Ihren Namen falsch geschrieben habe. Das war ein Versehen.
Da wird der Kommentar Niggemeiers gehäuft mit Kommentaren versehen, die den Inhalt des Kommentars schlichtweg ignorieren.
Können diese Kommentatoren bitte eigene Kommentare schreiben, die dann vielleicht mit passenden Kommentaren versehen werden, statt den Niggemeier-Kommentar – blind-blasiert – zu übergehen?
@Döhmann-Rohwold, #47:
Keine Thema: Herr Niggemeier kritisiert zutreffend die vorurteilbehafteten Ängste in dieser ach-so-witzigen Glosse; nur sind diese Vorurteile und Ängste leider nicht auf den Schreiber besagter Glosse beschränkt.
Gut so?
Ich halte eine Satire oder Glosse immer dann für gelungen, wenn sich Leute getroffen fühlen und der Tenor ist: „Das geht so aber gar nicht!“
Wie man an den Kommentaren hier sieht, der obige Text als besonders gelungen bezeichnet werden.
Vor nicht allzu langer waren wir alle Charlie Hebdo. Seit den, zugegebenermaßen ziemlich bösen Karikaturen der Erdbebenopfer in Italien hat sich die Verbundenheit merklich abgekühlt und ist in offene Kritik umgeschlagen.
Gut so, denn „Charlie Hebdo“, die „Titanic“ oder andere Satiremagazine wollen ja nicht gefallen, sondern man soll sich an ihnen reiben. Mir scheint die künstliche Aufregung über „Uli hua akbar!“ eher daran zu liegen, dass es in einer ganz normalen Tageszeitung erschienen ist, sie also nicht neben anderen satirischen Beiträgen steht, sondern besonders heraussticht.
Daher nochmal der Hinweis für alle satirophoben hier: Übertreibung, Zuspitzung und Polemik sind rhetorische Mittel, speziell bei einer Glosse!
Denn eine Glosse ist eine Glosse ist eine Glosse!
Die sogenannte Glosse ist es eigentlich nicht wert, beachtet zu werden. Gut finde ich allerdings die Diskussion über den Religionsunterricht an sich. Warum befürworten die christlichen Kirchen einen solchen auch für z.B. Moslems? Weil die Kirchen immer noch stark am Geldtropf des Staates hängen. Wir zahlen heute noch für eine Enteignung, die Jahrhundert zurück liegt, mit Staatsverträgen. Warum? Die Kirchen insbesondere die katholische sind milliardenschwere Unternehmen im Namen des Herrn. Die könnten ihren individuellen Aufklärungsunterricht (klingt jetzt etwas ironisch) locker selbst bezahlen. Ich bin vom aktuellen Papst begeistert. Endlich ein Gottesmann, der die Heilige Schrift wirklich lebt. Er wird trotzdem sein Weltunternehmen nicht so umbauen können, dass es wieder dort ankommt, wo es (angeblich) einmal begann. Ich halte Religion nicht per se für schädlich, für manche Menschen, gerade in schwierigen Situationen, ist ein Glauben ein guter Halt. Doch warum muss so etwas sehr privates vom Staat bezahlt werden? Als in der DDR kein Religionsunterricht in den Schulen zugelassen wurde, gab es trotzdem Christen. Kinder dieser Christen gingen zum Religionsunterricht ins Pfarrhaus, wie übrigens auch heute noch.
Lassen wir uns doch nicht vor den Karren von schwerreichen Kirchenmännern ( und-Frauen) spannen. Glaubensfreiheit für alle, privat und mit dem Primat der Anerkennung grundlegendster Menschenrechte und gut ist.
@Frank Reichelt
Oder die „Glosse“ war nur Rassismus verpackt als „ist doch alles nur Scherz“, und sie wirkt nicht etwa deshalb nicht, weil hier alle Kommentatoren zu doof oder „satirophob“ sind, sondern weil sie schlecht gemacht ist.
Sie zerkochen auch die Nudeln und bezeichnen dann die Gäste als kulinarisch unwissend, wenn die den Müll nicht essen wollen?
Herr Niggemeier,
holen Sie bitte sofort die Islamverbände aus dem Futo-Maki! Die sind ja wohl einen eigenen Artikel wert ;)
„Ich halte eine Satire oder Glosse immer dann für gelungen, wenn sich Leute getroffen fühlen und der Tenor ist: „Das geht so aber gar nicht!“
Wie man an den Kommentaren hier sieht, der obige Text als besonders gelungen bezeichnet werden.“
Immer? Wirklich immer? Keine Differenzierung nötig?
Sie könne sich keine Glosse zu sich selbst oder bspw. dem Holocaust oder den Opfern von 9/11 oder MH17 vorstellen, die nicht durch einen „Das geht so aber gar nicht!“-Tenor erst als besonders gelungen erkennbar wird?
Na bravo.
Kinder pauschal als muslimisch zu bezeichnen ist an erster Stelle dumm, ganz zu schweigen davon, dass sie dann aufgrund dieses Verdikts in einen Bekenntnis orientierten Unterricht geschickt werden sollen. Da steckt viel Orientalismus drin, Ignoranz und Arroganz, ein rassistisch kulturalistisches Muster, Komplexes versimpeln zu wollen, alles und jeder aus diesen mehr als 50 Ländern ist plötzlich islamisch, sogar die Keramik, die dort gefunden wird, wird als islamische Kunst ausgestellt, zum verzweifeln, dann wird das ganze noch als liberal verkauft, Religionsfreiheit sollte unter die Meinungsfreiheit subsumiert werden, dann verliert sie auch ihre Sonderstellung, die Mutter aller Verschwörungstheorien in alle Welt zu propagieren, mit all ihren verheerenden Folgen. Grüße h
@Hamid: Großer Gott. (Oh, Verzeihung,)
Religionsunterricht muß raus aus deutschen Schulen!
Eine Trennung von Staat und Kirche wäre dringend geboten.
Die Verdummung noch mehr zu fördern – gruselig, wir sind wieder auf dem Weg in Mittelalter.
@Frank Reichelt, #42:
Jaaa, wenn ich eine Artikel schrübe, in der ich die Saarbrücker Zeitung mit dem Stürmer vergleiche, könnte es sein, dass die Saarbrücker Zeitung mir humorloserweise eine Abmahnung schickt. Aber es wäre ja nur eine Überspitzung und eben eine Glosse, die den „richtigen“ Effekt hat.
@Thomas Riess, #50:
In der DDR gingen die Kinder zum Reliunterricht ins Pfarrhaus? Zu denselben Pastören, die Teil der DDR-Bürgerrechtsbewegung waren?Die DDR ist heute Geschichte, einer ihrer Pastöre ist Staatsoberhaupt, die Tochter eines anderen Regierungschefin. Von der DDR lernen heißt scheitern lernen.
@Hamid, #51:
ich bezweifle, dass die Kinder im Saarland (und ihre Eltern) nicht wissen, in welchen Reliunterricht sie, wenn überhaupt, sollen. Da auf die Eigeneinordnung abgestellt wird, kann das nicht pauschal gemeint sein.
Ganz allgemein: islamischen Reliunterricht würde der IS bestimmt auch gratis anbieten, wenn man ihn ließe. Will das wer? Außer dem IS jetzt?
@Thomas Riess, #50:
warum sollen sie?
Die Glosse der SaarZ liest sich ja, wie das neue Programm von Dieter Nuhr.
Kleiner Unterschied: Nuhr darf seine lustigen Vorurteile auf einem öffentlich-rechtlichen Sender verbreiten.
Zu den restlichen Diskussionen div. Autoren:
@Mycroft & @ Inga:
Wenn etwas in Ihrer Biografie nicht zutrifft, widerlegt dies nicht seit Jahrzehnten gesammelte Erkenntnisse der Sozialwissenschaften zur Sozialisierung.
Eigentlich sollte man seit den Sheriff und Sheriff Experimenten doch wissen: Die eigene Gruppe wird immer als die bessere, klügere und ach wie tollere angesehen.
Man gehört verschiedenen Gruppen an und diese Gruppendefinition werden zum Teil der Identität, die man ausprägt. Dafür braucht es Identifikationen und Gruppendefinition: Klasse a/b, Landei/Städter, Schicht, Region, Nation, Religion, Rasse/neuerdings auch als „erbliche Kultur“ verkauft (Sarazin), Alterskohorte, oder das „christliche Abendland“ (schon von Hitler verwendet und von Erzbischöfen gerne mal mit einem aufgeklärt-humanistischen Staat verwechselt)
Heute sind die Identifikationsangebote glücklicherweise unverbindlicher als früher, aber natürlich wird man auch von außen in bestimmten Gruppen zugeordnet – klassische Fremddefinition: In Dresden bin ich Leipziger, in Berlin Sachse, in München Dreckspreuße, im Ruhrpott der Ossi, der das ganze Geld wegfrisst, in den Frankreich Deutscher und in China Europäer/Langnase/Fremder Teufel)
@Hamid, @ Niggemeier
Yup, Fremdheitsdefinition! Nur die eigene Gruppe besteht immer aus Individuen. Die anderen sind immer irgendwie komisch und doch alle so gleich. Bis auf die „muslimischen Kinder“ finde ich die Durchleuchtung der Glosse gelungen.
@Allgemein:
Der christliche, jüdische und muslimische Glauben bauen Gruppenidentitäten auf. D.h. sie vereinen, schaffen gemeinsames und grenzen nach außen ab.
Alle mögen auf einen fast irrwitzig überformten Glauben an die Stammesgottheit eines Hirtenvolkes zurückgehen, sie haben, wie oben schon angemerkt, unterschiedliche Zugehörigkeitsdefinitionen entwickelt.
Die Religionen haben in dieser Gruppe der Gläubigen mit ihrem außerweltlichen Bezug eine Funktion zur Verminderung von Unsicherheit und Ungewissheit sowie zur Stabilisierung von Gesellschaften/Gruppen. Mithin waren Dinge verboten, die – wenn sie nicht mit göttlichen Strafen belegt gewesen wären – den Zusammenbruch der jeweiligen Gruppe/Gesellschaft mit sich gebracht hätten. Z. B. kann in kleinen Gruppen „Jeder begehre des nächsten Weib“ zu erheblichen Problemen führen.
In stark segmentierten Gesellschaften (z. B. früh- und hochmittelalterlichen Europa, der Stämme und Schichten) erfüll(t)en Religionen oft die Funktion die Stammesrechte abzulösen, sozialen Protest im Zaum zu halten (z. B. Vorstellung von Gottgegeben Klassen/Herrschern und dem Erfüllen der Berufung in der jeweiligen Schicht) und allgemeine Grundrechte für alle Stämme und Schichten zu durchzusetzen: also alle Mit-Christen/Juden/Muslime als Gemeinschaft zu verstehen. Z. B. führte die treuga dei-Bewegung dazu führte, dass der Ritter es nicht mehr so ganz selbstverständlich fand, den Bauern des Nachbarritters zu erschlagen (hatte mäßigen Erfolg). Der Papst konnte (meist erfolglos) zur Einheit der Christen aufrufen.
Nach Außen (für Nicht-Christen) galten diese Regeln freilich nicht, deshalb konnte der gute christliche Ritter auch jeden Heiden (das Wort ist eine Fremddefinition) erschlagen und versklaven (siehe Herkunft des englischen Wortes „slave“). Dies alles ist übrigens biblisch zu begründen: 2. Buch Mose 32,26-29 (Massenmord an Familienangehörigen, die das Goldene Kalb anbeteten – wird aus dem Wiki-Artikel zum Goldenen Kalb und den Geboten regelmäßig herausgekürzt), Ri 16,27-29 (Selbstmordattentat des Samson) etc.
Aber wir sind ja die Guten, das christliche Abendland….
Ich würde ja lieber in einem aufgeklärt-humanistischen Staat leben, aber von dem haben die SaarZ-Redakteure noch nie etwas gehört.
@Ungläubiger Thomas, #59.:
Witzig, dass Sie Herrn Nuhr erwähnen. Offenbar halten Atheisten Ihre eigene Gruppe ebenfalls für besser, schlauer, toller (oder vllt. auch Nuhr sich selbst). Das ist kein Argument gegen Gruppen, das ist ein Argument gegen Vorurteile. Der Massenmord steht beim Wiki-Artikel über das Goldene Kalb: „Mose zerschlug nach seiner Rückkehr den Götzen und die Gesetzestafeln; anschließend wurden von den Leviten auf Anweisung Moses 3000 Menschen erschlagen (Ex 32,25-28 EU).“, wenn nicht, wäre das halt ein Grund, die Bibel zu lesen und keine Wikiartikel; selbiges gilt für Samsons Kamikazeaktion.
Witzig ist im übrigen Ihre Annahme, der Papst hätte im Mittelalter irgendwie „die Christenheit“ zu irgendetwas aufrufen können, was „die Christenheit“ dann auch macht. Auch ohne Reliunterricht haben Sie vllt. mal was von den orthodoxen Kirchen gehört?
Ein aufgeklärt-humanistischer Staat könnte sagen: „Moslemfeindlichkeit ist ok, da wir ja auch christen- und judenfeindlich sind.“ Schwulenfeindlichkeit ist ja auch ok, solange man auch was gegen Lesben und Bisexuelle hat.
Ein guter Religionsunterricht muss m.E. un-ab-ding-bar Religionskritik sein und zum Ergebnis gelangen, dass sich Religion überholt hat.
Ich habe das gesamte evangelische Programm durchlaufen, die Bibel fünf mal (komplett) gelesen, Literatur dazu und darüber, Religionskritik obendrein, und bin zum Ergebnis gelangt, dass da nichts ist, rein gar nichts, das auf einen allmächtigen Gott der Bibel, auf deren göttliche Inspiration (oder gar „sein Wort“) schliessen liesse.
Sehe ich gar den Eklektizismus, die blanke Beliebigkeit, mit der selbst namhafteste Vertreter der christlichen deutschen Kirchen sich ganz nach Zeitgeschmack der doch eigentlich unverbrüchlichen biblischen Worte bedienen, um dort, wo sie (wie viele) unbequem werden, diese entgegen jeglichem Kontext und Wortsinn (der ohnehin aufgrund der vielfältigen Übersetzungen und Übersetzungsmöglichkeiten kaum ermittelbar ist) nach Gusto „auszulegen“, habe ich nur Kopfschütteln übrig dafür und fühle mich angesichts bspw. des politischen Rückenwindes für diese Jenseitsvertröster, die als „gesellschaftlich relevante Gruppen“ ihre Vertreter auch noch in bspw. in Entscheidungsgremien wie die Landesrundfunkausschüsse, Schöffengerichte usw. usf. entsenden, in einem Äther voller Lügen.
Und demnächst also das ganze auf Steuerzahlerkosten (des erodierenden Mittelstandes) auch noch für den Islam.