Nachdem in Potsdam in einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung vier Menschen getötet worden waren, gab es viel Kritik an der Berichterstattung: daran, dass beim Motiv der mutmaßlichen Täterin über das „Erlösen“ der Opfer von ihren Leiden spekuliert worden ist, dass von „Schützlingen“ und von den „Schwächsten unserer Gesellschaft“ die Rede war – und immer wieder auch von „Behinderten“ statt von „Menschen mit Behinderung“ oder „behinderten Menschen“.
Um besser zu verstehen, was das Problem an dieser Berichterstattung ist und wie sie besser gemacht werden kann, hat Holger Klein diesmal bei Judyta Smykowski angerufen. Sie klärt über Klischees in der Berichterstattung auf – und berät Journalist*innen.
„Es ist nicht das erste Mal, dass spekuliert wird, dass behinderte Menschen erlöst werden, wenn sie sterben“, sagt sie:
„Da sind wir wieder bei dem Leiden. Bei dieser Annahme, dass wir leidende Wesen sind, die eigentlich nicht leben wollen und man uns erlösen muss. Das ist zutiefst ableistisch und diskriminierend.“
Auch sei es wichtig, in Lebensräume von Menschen mit Behinderung zu schauen – und sich über die Perspektiven Gedanken zu machen. Denn es ist ein Unterschied, ob von Behinderten („Die Behinderung ist ein Teil der Person, aber sie macht sie nicht aus“), Menschen mit Behinderung oder behinderten Menschen die Rede ist. Es geht um das „behindert sein“ oder „behindert werden“.
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Die Gesprächspartnerin
Judyta Smykowski leitet die Redaktion des Online-Magazins und Podcasts „Die Neue Norm“ und berät im Rahmen ihrer Arbeit bei „Leidmedien.de“ Journalist*innen und Filmschaffende zur klischeefreien Sprache und Erzählweisen zu behinderten Menschen.
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