Polizist*innen als „Abfall“ bezeichnet

„taz“ verteidigt Müll-Kolumne

„Wenn heute Menschen ganz offen als Müll bezeichnet werden“, schrieb die „taz“ im Jahr 2017, „dann hat unsere Gesellschaft ein Problem.“

Ein Problem, das inzwischen offenbar gewachsen ist. Denn nun ist es auch in der „taz“ möglich, Menschen mit Abfall auf einer Mülldeponie gleichzusetzen. Die Zeitung findet das plötzlich nicht mehr so problematisch, auch die heftige Kritik beeindruckt sie nicht. Im Gegenteil: Auf unsere Anfrage hin verteidigt die Chefredakteurin, was in einer „taz“-Kolumne über Polizist*innen steht.

Abfall-Kolumne auf taz.de vom 14.6.2020 Screenshot: taz

Konkret geht es um die Kolumne „Habibitus“ von Hengameh Yaghoobifarah. „ACAB: All cops are berufsunfähig“ steht über dem aktuellen Text, in dem Yaghoobifarah fragt, in welche Branchen man „Ex-Cops“ denn „überhaupt noch reinlassen“ könnte, würde man die Polizei abschaffen.

„Schließlich ist der Anteil an autoritären Persönlichkeiten und solchen mit Fascho-Mindset in dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich hoch.“

„Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie“

Kurz gesagt: Hengameh Yaghoobifarah von der „taz“-Arbeitsagentur sieht da keine Perspektiven. Soziale Berufe? Großer Gott! Was mit Tieren? Auch nicht. Und schon gar nicht irgendwo im „Kulturbereich“ oder als Briefträger:

„Niemals. Zwischen Büchersendung und Schuhbestellung passt immer eine Briefbombe.“

Und sowieso:

„Keine Baumärkte, Tankstellen oder Kfz-Werkstätten. Eigentlich nichts, woraus man Bomben oder Brandsätze bauen kann.“

Yaghoobifarah arbeitet ausweislich des „taz“-Profils „als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in“ unter anderem zu Antirassismus und Medienästhetik und meint das natürlich alles superlustig.

„Was ist mit Gartencentern? Hm. Zu nah an völkischen Natur- und Landideologien.“

Und so wird der ein oder andere Schenkel geklopft, bis Yaghoobifarah final bescheidet, wo man Polizist*innen am besten abladen sollte:

„Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“

Es dauerte naturgemäß nicht lange, bis diese Zeilen heftigen Widerspruch auslösten. Marc Felix Serrao, Redakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“, bezeichnet den Text als „menschenfeindlichen Clickbait-Müll“; der CDU-Politiker Ruprecht Polenz fragt auf Twitter, wie ein Artikel ins Blatt komme, „der durch und durch von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit durchzogen ist“; und die AfD nutzt die Vorlage, um gegen das „linke Spektum“ zu wettern.

„Hasserfüllt, degeneriert und voller Gewaltbereitschaft“

Auch die Polizeigewerkschaften sind inzwischen in Stellung, haben die „taz“ wegen Volksverhetzung angezeigt und sich beim Presserat beschwert. Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, keult auf seine Art zurück, „wie hasserfüllt, degeneriert und voller Gewaltbereitschaft“ man sein müsse, „um solche widerlichen Gedanken aufzuschreiben“.

„taz“-Startseite am 17.6.2020 Screenshot: taz

Auf taz.de wird die Kolumne weiterhin prominent auf der Startseite beworben, unter der Rubrik „Polizeigewalt und Rassismus“. Nur die Kommentarspalte unter dem Text, wo es ebenfalls viel Kritik gab, wurde mit dem Hinweis geschlossen, dass „mittlerweile die Positionen ausgetauscht“ seien. Möglicherweise eine freundlichere Formulierung für: Nu is auch ma gut!

Dazu passt, dass Chefredakteurin Barbara Junge die Kolumne auf unsere Anfrage hin nicht etwa bedauert, sondern verteidigt. „Menschen als Müll zu bezeichnen“, schreibt sie, widerspreche „dem Selbstverständnis einer Zeitung, die sich einer menschlicheren Gesellschaft verschrieben hat“. Und: „Niemand in der taz bezeichnet Menschen ernsthaft als Abfall.“ Aber!

„taz“-Chefredakteurin Junge: „Satire darf fast alles“

Aber irgendwo hatte Junge doch noch eine Tucholsky-Gesamtausgabe rumstehen: „Satire darf fast alles – und greift manchmal in seiner Wortwahl daneben“, meint die Chefredakteurin, die es schon irgendwie unmenschlich findet, Menschen als Abfall zu bezeichnen, aber irgendwie auch nicht, denn:

„Autorinnen oder Autoren, die selbst mehrfach zum Ziel rassistischer Beleidigungen und Bedrohungen geworden sind, können gleichwohl ein anderes Verhältnis zu dem Thema haben und das in emotionalere und zugespitztere Worte fassen, als Autorinnen oder Autoren ohne entsprechende Erfahrungen.“

Auf unsere Frage, ob es Grenzen des Sagbaren gebe für die „taz“, und ob diese irgendwo festgehalten sind, darauf geht Junge nicht ein.

Letztlich freut sie sich über den Wirbel. Es gebe in der „taz“ „sehr unterschiedliche Sichtweisen auf die Polizei“, darüber werde nun, anlässlich der Kolumne, „erneut eine intensive Diskussion“ geführt. Junge glaubt offenbar sogar, eine aktuelle Diskussion außerhalb der Redaktion beflügelt zu haben:

„Die taz begrüßt es, dass wir nun eine breite gesellschaftliche Debatte um Polizeigewalt und Rassismus führen. Wir hätten uns dies schon früher gewünscht.“

Ausgestanden ist die Sache damit nicht. Der Presserat und womöglich ein Gericht werden sich damit befassen, was für die „taz“ schon einmal schlecht ausging. Vor einigen Jahren hatte der damalige „taz“-Autor Deniz Yücel, ebenfalls in einer Kolumne, falsch behauptet, der Politiker und Buchautor Thilo Sarrazin habe eine halbseitige Gesichtslähmung wegen eines Schlaganfalls erlitten und man könne ihm nur wünschen, „der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten“.

Das Landgericht Berlin sah damals Sarrazins Persönlichkeitsrechte verletzt. Die „taz“ wurde deshalb verurteilt, ihm eine Entschädigung in Höhe von 20.000 Euro zu zahlen.

Offenlegung: Ich war vor mehr als zehn Jahren Redakteur bei der „taz“.

Nachtrag, 17:00 Uhr. Der „Tagesspiegel“ berichtet, es gebe auch „taz“-intern Kritik: „Es wird auf den Fluren, in Konferenzen und im Intranet der ‚taz‘ heftig gestritten.“

Nachtrag, 18. Juni. Wir haben das Misgendering von Hengameh Yaghoobifarah korrigiert. Tut uns leid!

107 Kommentare

  1. „Die taz begrüßt es, dass wir nun eine breite gesellschaftliche Debatte um Polizeigewalt und Rassismus führen. Wir hätten uns dies schon früher gewünscht.“

    Mit so einem Artikel (taz) legt man den Ball natürlich auf den Elfmeterpunkt für Alle, die an sachliche Diskussion über Polizeigewalt nicht interessiert sind, siehe z. B. den weiteren Verlauf dieses Kommentarstranges.

  2. Natürlich ist das eine schlechte Satire. Aber ich sehe kein Problem darin, ausser vielleicht für den Ruf der taz.

  3. Der Text ist alles andere als ein Anlass zur (Rückkehr zur) sachlichen Debatte. Völlig zu Recht geht _eine_ Polizeigewerkschaft dagegen vor. Wenn ich mir dann aber durchlese, wie Rainer Wendt den Pass weiterspielt, wird mir schlecht. Da gibt es nur Verlierer.

  4. Deniz Yücel hat damals nicht nur eine zivilrechtliche Unterlassungsklage verloren, sondern auch einen Strafbefehl vom Amtsgericht Tiergarten kassiert. In welcher Höhe die Strafe war und ob der rechtskräftig geworden ist, weiß ich allerdings nicht.

  5. Die Begründung, man freue sich über die angestoßen Debatte könnte eins zu eins von Springer kommen, nachdem sie irgendwelchen hanebüchenden menschenverachtenden Dreck veröffentlicht haben. Taz findet es also erstrebenswert einfach mal krass auf die Kacke zu hauen um Aufmerksamkeit zu bekommen. Eine journalistische Bankrotterklärung für ein Projekt wie die Taz. Was für ein Alptraum.

  6. Die Kolumnistin schreibt nicht, dass man Polizist*innen auf der Mülldeponie »abladen« sollte. Diesen Ausdruck hat sie nie benutzt.
    Sie stellt fest, dass man eine Berufsgruppe, in der »der Anteil an autoritären Persönlichkeiten und solchen mit Fascho-Mindset […] überdurchschnittlich hoch« ist, auf der Müllkippe beschäftigen sollte.

    Das ist schon ein Unterschied. Aber leider auch ein so dämlich schmaler Grad, dass eine Differenzierung kaum gelingt. Schon gar nicht in der Empörung. Deshalb hätte ihn die taz nie beschreiten sollen. Sie ist sprachlich ganz nah bei der Dackelkrawatte und seinen Kollegen vom rechten Rand, die Staatsministerinnen in Anatolien »entsorgen« wollen.

    Ich lese sie trotzdem gern.

  7. @MICHAEL FREY-DODILLET

    Im Originaltext steht: „Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“

    Das ist ziemlich eindeutig eine Gleichsetzung von Polizeibeamten und Müll und impliziert nicht einmal wirklich subtil, dass Müll zu Müll abgeladen werden soll.

  8. In dem großartigen Buch „JPod“ von Douglas Copland fragt der Protagonist seine Freundin Kaitlin zum Thema Ironie und diese erzählt ihm, dass sie irgendwo gelesen habe, dass überhaupt nur 10% der Menschheit in der Lage sein, Ironie also solche zu erkennen. Wer sich nun auf den Schlips getreten fühlt: Wer Farbenblind ist, der wird auch darauf beharren, dass beide Farbfelder gleich aussehen. Das ist eine Sache die man schwer erklären kann. Ich fürchte manchmal, Kaitlin hatte recht.

    Ich glaube, das ist Problem eins, dass sich offenbar einigen bei der Rezeption dieses Textes (und anderen Texten) stellt. Problem zwei ist die Frage, wie drastisch darf dann die Sprache oder ein Gag werden, damit wir das noch als Satire akzeptieren? Schließlich könnte ja auch jemand sozusagen von rechts mit solchen Sprüchen kommen; was wäre denn dann los. Ja was wäre dann los? Sind wirklich auch nur 10% derjenigen, die überhaupt Ironie erkennen können, in der Lage auf die Frage welche Komik in Ordnung ist und welche nicht sich eine Antwort zu finden? Ein Tip: Die Antwort hat nichts mit politischen Richtungsangaben zu tun oder mit der Frage ob man den Gag lustig findet.

    Wenn man aber schon das Thema nicht angehen will, dann könnte man wenigsten sorgfältig in der Textanalyse sein, Herr Rosenkranz. Im Ursprungstext kommt das Wort „abladen“ nicht vor und ich finde es auch einigermaßen seltsam, das dort hineinzulesen.

  9. Die AfD hängt wegen eigener Schwächen in den Seilen, nicht nur wegen einer tiefen Spaltung über die Corona-Maßnahmen.
    Da musste aus irgendeinem undefinierbar blubbernden Pfuhl am pseudolinken journalistischen Rand mal wieder etwas kommen, um die Polarisierung anzuheizen, damit bald wieder über ‚Hass‘ geklagt werden kann und eine Riesengefahr von rechts.
    „Ich lese sie trotzdem gern“
    Aus genauso guten Gründen wählen manche trotz allem auch die Partei der Dackelkrawatte gern. Egal, ob ihr Text neben dem Ressentiment auch noch einen Sinn hat.

  10. …noch seltsamer finde ich in der Wiedergabe des Textes so zu tun, als gäbe es an dieser Auslegung nicht den leisesten Zweifel.

  11. Inwiefern ist es interessant, was ein Serrao meint, der sich mit seinen Texterzeugnissen ganz rechts außen positioniert?
    Dass dieser Typ eine Glosse einer eher linken Zeitung vermutlich nicht bejubelt, ist nun keine große Überraschung.

  12. Der Lackmustest wäre ja, eine beliebige andere Gruppe als die Polizei einzusetzen (und den Text entsprechend anzupassen natürlich) und zu sehen, ob man dann immer noch meint, es sei Satire und überhaupt. Ich spare mir Beispiele.

  13. #12
    Ich habe das mal mit der AfD versucht. Das klappt ganz hervorragend.

    »Falls die AfD abgeschafft wird, der Kapitalismus aber nicht: Was passiert dann mit all den Menschen, die heute bei der AfD sind? […] Einfach in neue Berufe stecken? Weil das nach 1945 so gut funktioniert hat? […] Ich würde mir nicht mal eine Pediküre von ihnen geben lassen. […] Was ist mit Gartencentern? Hm. Zu nah an völkischen Natur- und Landideologien. […] Und wenn man sie einfach Keramik bemalen ließe? Nein. Zu naheliegend, dass sie unter der Hand Hakenkreuz-Teeservice herstellen …«

    #servicekommentar

  14. Dass ihr euch hier so hart unsolidarisch verhaltet und die Machtverhältnisse ausblendet und dann auch noch misgendert, überrascht mich natürlich nicht. Ist aber trotzdem schade.

  15. Du liebe Güte! Was für ein Wind. Da erheben sich die Stimmen derer, die diejenigen quakend und geifernd angreifen, weil sie sich für Political Correctnes einsetzen und fordern sie nun ein. Und eine Anzeige wegen Volksverhetzung gibt‘s dazu.
    Das schreibt eine, die offensichtlich anarchistische Positionen vertritt und gerne auf autoritäre Strukturen verzichten kann und sie kleidet das in einen schrulligen Text.
    Und die extreme bürgerliche Mitte jault auf.
    Was macht man mit Dingen, die man nicht braucht? Man schmeißt sie weg. Und die Müllkippe ist das Synonym für „braucht man nicht“, oder?. Deswegen landet „Polizei“ dort.
    Die Geschichte hätte besser in die 50er und 60er gepasst – aber da hat die Dame halt noch nicht gelebt.

    Also Bitte: Menschenverachtung ist anders und Volksverhetzung auch – auf den Ausgang kann man gespannt sein.

  16. Dass es Ironie ist, schließt ja nicht aus, dass die Autor_in Polizisten hasst und ihnen die Pest an den Hals wünscht.

    Andere Autoren (ok, ein Autor und eine Autorin) bei der Taz haben Lindemann für dessen Gedichte sehr hart kritisiert, weil man auch für die Dinge verantwortlich sei, die man nur uneigentlich sagt.

    Also, das mit der taz-internen Kritik glaube ich.

  17. Das ist Satire, aber keine, die etwas kritisiert, indem sie es ins Absurde überzieht, sondern eine, die Grenzen austestet, um das, was aktuell noch als Witz daherkommt, irgendwann ernsthaft zu vertreten, wenn man damit durchkommt.
    „„Autorinnen oder Autoren, die selbst mehrfach zum Ziel rassistischer Beleidigungen und Bedrohungen geworden sind, können gleichwohl ein anderes Verhältnis zu dem Thema haben und das in emotionalere und zugespitztere Worte fassen, als Autorinnen oder Autoren ohne entsprechende Erfahrungen.“
    Ja mein Gott, wie oft wird jeder von uns mal gemobbt oder beleidigt, aus verschiedensten Gründen. Daß diese Autor/innen in keinster Weise benachteiligt sind, sieht man schon daran, daß sie in der taz schreiben können, es liegt also sogar eine Privilegierung vor.

  18. @Maximillion
    Der Text soll ironisch sein? Also das Gegenteil ausdrücken, von dem was da steht? Die Autorin findet die Polizei also in Wirklichkeit ganz dufte und will mit Vorurteilen gegen der Polizei aufräumen?
    Der Text hochgradig sarkastisch und nicht ironisch. Er überspitzt die eben ernst gemeinten Vorwürfe mit bosartigen, spöttischen Zuschreibungen, die, wenn(!) man die große Abneigung teilt, durchaus zum Schmunzeln anregen können.

    Allerdings ist das im Ergebnis egal: Sowohl Sarkasmus als auch Ironie taugen, um Satire zu machen. Und echte Satire ist nunmal bitterböse im echten Wortsinn und nicht im Sinne des „schwarzen Humors“, wo man „HoHoHo“ lacht.
    Ich denke, dieser Text kann in der Tat als satirisch durchgehen. In z.B. der Titanic hätte dieser Text mE auch kein solches Aufsehen erregt. Ist halt immer eine Frage des Kontextes, wie das Publikum einen Text rezipiert.
    Es ist natürlich immer eine Frage des Standpunktes, wer mächtig ist. Denn folgt man Tucholsky und der Neuen Frankfurter Schule, ist es eben entscheidend, dass der Schwache gegen den Starken keilt. Von unten nach oben ist Satire, von oben nach unten ist Schikane. Ich halte die Polizei als Gesamtheit für sehr mächtig und diese wird ja als Gesamtheit angegriffen. Vielleicht bin ich etwas parteiischer als sonst, weil ich mir den von Sandro Schroeder empfohlenen Podcast über Oury Jalloh (und 2 frühere Todesopfer in der gleichen Wache!) angehört habe, die einen schon sehr fassungslos zurück lassen.

  19. Mir kommt das Ganze sehr kalkuliert provokant vor, schon deshalb langweilt mich das sehr. Halbwegs originell scheint mir nur das Ende zu sein, bei dem unklar bleibt, ob hier Polizisten als Müll behandelt oder mit selbigem nur allein gelassen werden. Aber selbst wenn hier eine Staatsmacht der Pointe willen zu Müll erklärt wird, ist das nicht dasselbe wie ein Individuum als reale Drohung „entsorgen“ zu wollen. Auch wenn sich das einst auf eine Staatsministerin bezog. Ja, es geht um Machtverhältnisse und die sind nun mal so gelagert, dass man die Tucholsky-Gesamtausgabe eigentlich getrost im Schrank lassen könnte.

  20. Natürlich darf Satire alles, ob sie auch alles tun muss, ist eine andere Frage. Tatsächlich wirkt der Artikel extrem gewollt (scheint aber der Stil der Autorin zu sein).

    Vor allem aber, ist der Text strategisch absolut dämlich, denn die Reaktionen waren abzusehen und dieser Elfmeter ohne Torwart hätte echt nicht sein müssen.

    @Muriel: Warum sollte man mit so einem Text solidarisch sein?

  21. Mir fallen zwei Dinge auf. Hengameh Yaghoobifarah (wenn sie sich so schreibt) hat eigentlich immer schon Texte wie diesen veröffentlicht. Sie war sehr gut darin, andere zu beschimpfen und Gruppen zu beleidigen. Bei Contra (häufig auch im beleidigenden Ton) hat sie sich auf die Sexismus/Rassismus-Ich bin Opfer-Schiene berufen.

    Zum einen fällt dieser Text in die ganze Rassismussdebatte, die gerade aus den USA buchstäblich herüberschwappt. In der Polizisten oder die Polizei als Ganzes als rassistisch bezeichnet wird und dieser Text einfach nur die Fortsetzung ist. Nur dafür war ihr Text zu spät. Jede Bewegung erzeugt eine Gegenbewegung, und die war zu dem Zeitpunkt schon im vollen Gang. Esken ist wegen des Vorwurfs des strukturellen Rassismus von vielen Innenministern ihrer eigenen Partei angegangen worden, so das sie es umformuliert hat. Andererseits stellten sich auch viele, die sich durch die Polizei eigentlich gut geschützt fühlen, gegen den generellen Rassismusvorwurf.
    Und dann kam das Urteil des OLG Köln. https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/olg-koeln-verunglimpfung-von-frauen-kann-volksverhetzung-sein-a-3ac9c7d0-9851-4d67-aa7f-77cee1606b59
    Es fällt auch unter Volksverhetzung, wenn man Bevölkerungsgruppen beleidigt, die nicht einer Minderheit angehören . Und da haben sich die Gewerkschaften der Polizei gedacht, testen wir doch mal aus, ob das nicht nur für Frauen sondern auch für Polizisten gilt.
    Dieser Text, so unwichtig er auch ist, könnte eine größere Bedeutung für die Meinungsfreiheit haben als das „Soldaten sind Mörder“ Urteil in den 90ern.
    https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/1995/10/rs19951010_1bvr147691.html

  22. Hengameh Yaghoobifarah schafft es, dass ich mich selbst dann mit Fremdschämen abdrehe, wenn ich inhaltlich hier und da etwas nachvollziehen kann. Ich weiß nicht, was die taz sich davon verspricht, solche unterkomplexen und oft schlichtweg ordinären Texte zu veröffentlichen. Deniz Yücel ist da mit seinen Beiträgen, so streitbar sie auch sein mögen, intellektuell in einer komplett anderen Liga – das kann man nicht vergleichen.

    Lest mal diesen Beitrag durch:

    https://taz.de/Ai-Weiwei-ueber-die-Deutschen/!5655989/

    und erklärt mir, was dieser Blödsinn soll. Das ist einfach nur hingerotzt. Ich hätte keinen Bock, so etwas mit Abo-Zahlungen zu finanzieren.

  23. Menschenfeindlichkeit und Hass als Satire tarnen ist eher so eine rechte alt-right Strategie.
    Wichtige Debatten emotional negativ aufladen, so das keine differenzierten Ansichten mehr durchdringen können ist unterstes BILD Niveau.
    Diese Art von Journalismus von Clickbait gehört tatsächlich kritisiert auch wenn sie von Links kommt.

  24. Was motiviert die taz, das zu bringen? Ist es tiefste Menschenfeindlichkeit gegen Polizist*innen?
    Ist es die Lust am Skandal, daran im Gespräch zu sein und bei aller einvernehmlichen Kritik an Polizeigewalt als linkestes Blatt zu gelten? Wenn sich schon die SPD in Form von Saskia Esken nicht nur zu Antifaschismus, sondern zur militanten Antifa bekennt?
    Ist es der Clickbait, Hauptsache im Gespräch, egal warum?
    Egal, was es ist, es ist eine Zeitung in der Midlife-Crisis, die sich daran erinnert, dass es ihr mal ganz gut ging, als sie als Teenagerin die Grenzen austestete. Da kann man auch ruhig mal mit faschistoiden Menschenbildern flirten.
    Was wird nun passieren?
    A) Der extreme Flügel ist gestärkt und nächstes Mal wird es noch heftiger?
    B) Der Journalismus setzt sich durch, entschuldigt sich und grenzt solchen Müll künftig aus?
    C) Man versucht den Kompromiss. Es folgen ein paar selbstkritische Artikel, die sachlich analysieren, ob das gut war, um dann nach einer Schonfrist, den Müll wieder nach oben zu spülen.

    Option C) halte ich für am wahrscheinlichsten.

  25. @21: Ich find‘ den gar nicht so ordinär, jedenfalls nicht so stark, wie den Polizei-Müll-Text. Er eröffnet immerhin eine andere Perspektive, über die ich mal nachdenken kann. Ich persönlich werde ja gerne mal provoziert in meinem weißen Deutschsein.
    Und das mit Yüczel sehe ich auch anders. Er bedient eine andere Zielgruppe und das sehr gut. Leider bringen mir seine Texte meist wenig Erkenntnisgewinn, da es meist nur um Bestätigung einer mehrheitsfähigen, oft sehr zynischen Meinung geht.

    Ich meine sowas hier: https://taz.de/Kolumne-Besser/!5016434/
    Mehr, als „ja, genau!“ fällt mir da nicht ein. Er hat ja recht, aber es nur Bestätigung für das, was ich eh schon denke. Was wiederum ja auch nicht schlecht sein muss.
    Insofern muss ich Ihnen, FPS, recht geben: Die Texte beider Autoren sind nicht wirklich vergleichbar. Aber nicht aus den Gründen, die Sie anführen.

  26. Schade, dass die taz immer wieder abgleitet. Ein bisschen Disziplin muss doch wohl möglich sein.

  27. @FPS: Tja, wer kennt sie nicht die höflichen britischen Rassist*innen? Mir war die Autorin bislang kein Begriff. Der Zweck, mit edgy Kolumnen Aufmerksamkeit zu bekommen, wäre dann jetzt wohl endgültig erreicht. Die Reflexe sind wie erwartet. Polizisten gehen immer. Von mir aus kann man auch zum hunderttausendsten Mal darüber schreiben, wie unerträglich die Deutschen sind. Es sollte halt nur gut geschrieben und irgendwie originell sein. Das Genre ist nun mal spätestens seit Tucholsky nicht mehr ganz neu. Da reicht die Aneinanderreihung von Buzzwords nicht aus.

  28. Mich würde noch ein anderes Detail des Textes interessieren, und zwar eine Frage an die versammelte Medienkompetenz hier im Kommentarbereich.

    Wenn Hengameh Yaghoobifarah von „Cops“ spricht, wie lange müssen Frauen darüber nachdenken, ob sie „mitgemeint“ sind?

    Die Frage richtet sich natürlich auch an woke Kommentatoren, die trotz männlichem Genital in den entsprechenden Theorien geschult sind. Denn ich weiß nicht, ob hier überhaupt Frauen anwesend sind.

    Wunderbar ausgleichend fand ich im taz-Artikel aber die Bildunterschrift.

  29. #13: und ich mal mit Männern:

    »Falls Männer abgeschafft werden, der Kapitalismus aber nicht: Was passiert dann mit all den Menschen, die sich heute als Männer definieren? […] Einfach in neue Berufe stecken? Weil das nach 1945 so gut funktioniert hat? […] Ich würde mir nicht mal eine Pediküre von ihnen geben lassen. […] Was ist mit Gartencentern? Hm. Zu nah an völkischen Natur- und Landideologien. […] Und wenn man sie einfach Keramik bemalen ließe? Nein. Zu naheliegend, dass sie unter der Hand Hakenkreuz-Teeservice herstellen …«

    Schön könnte man mal über Beiträge (in ähnlicher Differenziertheit) über Senior*innen, weibliche Nazis, US-Amerikaner*innen, rechtsradikale Rollstuhlfahrer*innen, …. nachdenken. Voll satirisch, natürlich.

  30. @DASENDEALLERHOFFNUNG, 17. JUNI 2020 UM 23:38 UHR

    Da schreibt eine schwarze Frau mit nichtdeutschem Namen und hat das Privileg, Rassismus erlebt zu haben.

    Aus Sicht der neuen Linken-Gender-AnhängX – dessen Haltung augenscheinlich auch @Muriel vertritt – hat man sich mit solchen Menschen grundsätzlich zu solidarisieren und es zu begrüßen, dass die „weiße Macht“ irgendwie kritisiert und so weit wie möglich dezimiert wird. Positive Diskriminierung ist hier das Stichwort.

    Was anderes hat Frau Junge an Übermedien ja auch nicht geantwortet:
    „Die Frau hat Rassismus erlebt, deshalb darf sie das“ (auf Deutsch gesagt)

    Was das ganze mit Gesellschaftt, weniger Diskriminierung und achtungsvollem Umgang zu tun hat, weiss ich nicht. Aber das wird von diesen Menschen ja auch nicht eingefordert.

  31. Die Taz-Leute waren ja durchaus einmal dafür bekannt, das journalistische Handwerk zu beherrschen, wenn mir persönlich das Blatt in den letzten Jahren auch deutlich zu regierungstreu, teilweise fast schon absurd blockwartmäßig, aufgetreten ist, siehe https://taz.de/Biolaeden-und-Verschwoerungstheorien/!5689116/.
    Aber diese Kolumne ist allein schon deshalb peinlich, weil sie von vorne bis hinten komplett unlustig, bemüht provokativ und vollkommen unoriginell ist, dazu noch auch sprachlich auf einem peinlichen Niveau. Dass die Taz sich nicht schämt, so etwas zu veröffentlichen, unfassbar…
    Und nein, es ist keine Satire, denn dem Text fehlt wirklich jeder Witz, jede Ironie und jede Originalität.

  32. @AndererMax et al
    Dem Text ist sehr boshaft, aber sicher nicht „ordinär“ geschrieben. Der unflätigste Ausdruck per se ist mE „Fascho“. Das Wort „Mülldeponie“ ist ja alleinstehend auch alles andere als ein Kraftausdruck.
    Also von dem her: Vielleicht ja doch ein kleines Kunstwerk, ganz ohne Vulgärsprache eine solche schlagende Wirkung zu erzielen.

  33. Es wäre spannend, wie die Diskussion aussehen würde, wenn da statt Polizisten dann Journalisten auf die Mülldeponie gebracht werden würden. Vermutlich die gleiche Empörung, nur mit umgekehrten Vorzeichen.

    Aber man fragt sich schon, wie durch die TAZ Redaktion sein muss, um sowas zu publizieren. Beim nächsten Aufreger über die AFD in Richtung von „Anatolien“ und „entsorgen“ wird man ihr lachend diesen Text ins Gesicht klatschen (und den ganzen Unterstützern wie Stokowski et al).

    Die Verteidigungen „Also ABLADEN steht da aber nicht !!!1“ und „das muss man doch aber anders lesen“ oder „Das ist doch Satire! #WegMitNuhr“ kommen auch nicht über ein „mausgerutscht“ hinaus …

    Man kann nur hoffen, dass sich irgendwann einfach die linke und die rechte Blase irgendwo treffen und das unter sich ausmachen.

  34. @34: „Ordinär“ ist sicherlich auch ein wenig Geschmacksfrage. Ich habe mich bei dem Text (aber das passiert mir öfter) an Jimmy Breuer erinnert gefühlt. Es fühlt sich so erzwungen pointiert an. „Na, was gibt es auf der Mülldeponie? Naaa? Genau, Müll! Wooo super Publikum, tschau mit V!“

    Das Problem, aber das haben andere hier auch schon mehrfach kommentiert, liegt dann m. E. darin, dass sich die sich oftmals als moralische Instanz aufschwingende taz damit selbst ins Bein schießt, weil es „den“ Rechtspopulisten nun den eIndEuTigEn BewEiS liefert, dass die linken mindestens genau so faschistisch sind, wie … äh .. man selbst (?). Die Argumentation ist natürlich auch Quark, aber Differenzierung ist halt „deren“ Feind. (Konkret spricht der Text ja u. A. von Tichys Einblick und Rainer Wendt)

    Mit dem „ordinär“ haben Sie wahrscheinlich recht, nicht wirklich das richtige Wort. Prätentiös?
    Ordinär ist mein #31, aber das soll auch so.

  35. @Ruck
    Was sehen Sie denn für eine Diskussion, die mit „Journalisten“ anders wäre? Der Text wird doch sehr mehrheitlich abgelehnt. Wieso also umgekehrte Vorzeichen?

  36. @37
    Vielleicht lese ich ja die falschen Leute, aber bei Twitter sehe ich nicht, dass der Text mehrheitlich abgelehnt wird, sondern durchaus seine Unterstützer findet. während er von rechter Seite angegangen wird.

  37. @Ruck
    Da behauptet aber auch niemand, dass man es anders lesen müsse. Die Grundaussage des Textes ist: „Wir haben ein Riesenproblem mit viel zu vielen Nazis/Rassisten/Gewalttätigen in der Polizei.“ Und davon rudern sie ja nicht zurück. Der Text versteckt sich eben nicht #NuhrMalSo raunend hinter einer Zweideutigkeit.

    @Al
    Wenn Sie in dem Text keinen Sarkasmus erkennen, weiß ich auch nicht. Und nur weil es womöglich schlechte Pointen sind, sind es trotzdem beabsichtigte (boshafte, sarkastische) Pointen.
    Und das künstlerische Niveau des Textes sollte man auch nicht diskutieren. Ein berechtigter Hilfeschrei von Machtlosen wäre auch mit unterirdischem Niveau zu unterstützen, eine drangsalierende Schikane auf Schillerschem Niveau dennoch abzulehnen. Die Rechtfertigung steht und fällt mit der Machtfrage und natürlich einer gewissen inhaltichen Berechtigung.

    Disclaimer: Dass ich den Text verteidige heißt nicht, dass ich die Meinung des Textes teile. Ich nehme als Mathematiker erstmal plausibel ohne darauf bestehen zu wollen an, dass in der Polizei genauso viele Nazis, Rassistend und Sadisten sind wie im Rest der Bevölkerung.

  38. @Ruck
    Ok, ich war von der Diskussion hier ausgegangen. Aber sicher ist weder Twitter noch das Publikum hier repräsentativ. Danke für den Hinweis.

  39. @39
    „Da behauptet aber auch niemand, dass man es anders lesen müsse. Die Grundaussage des Textes ist: „Wir haben ein Riesenproblem mit viel zu vielen Nazis/Rassisten/Gewalttätigen in der Polizei.“

    Der Text führt nur leider dazu, dass niemand mehr über die Probleme in der Polizei diskutiert, sondern darüber, ob man Polizisten als Abfall bezeichnen darf. Die Diskussion hat der Text auf die Mülldeponie gebracht, ihr mit der Schaufel eins übergebraten und sie dann dort unter den Müllbergen verscharrt.

  40. “ Ich nehme als Mathematiker erstmal plausibel ohne darauf bestehen zu wollen an, dass in der Polizei genauso viele Nazis, Rassistend und Sadisten sind wie im Rest der Bevölkerung.“

    Da die Polizei kein Abbild der Bevölkerung ist, ist diese Annahme nicht plausibel. Wir müssen von einem divergierenden Wert ausgehen, wobei unwahrscheinlich ist, dass der Wert nach unten divergiert.

    Mal so rein mathematisch gesprochen.

    Übrigens müsste der Anteil der Rassisten, Nazis und Sadisten in der Polizei eigentlich exakt 0 betragen, d.h. allein die Existenz dieser in der Polizei stellt eine untragbare Divergenz dar.

    Ich kann aus diesem Grund dieses DPOLG-CDU-Springer-Diktum, dass die Polizei ein Abbild der Bevölkerung sei, nicht mehr hören. Denn genau das SOLL sie ja nicht sein. Sie soll ja auch nicht Ladendiebe, Steuerhinterzieher und Mörder abbilden. (Oder Hehler, etwa von Fahrrädern.)

    Wer das also behauptet (nicht Sie, Herr Sievert, Ihre Aussagen sind deutlich differenziert), der gibt bereits zu, dass mit der Polizei was schiefläuft. Das scheint denen, die das behaupten, nur nie aufzugehen.

  41. @ Peter Sievert:
    Und das künstlerische Niveau des Textes sollte man auch nicht diskutieren. Ein berechtigter Hilfeschrei von Machtlosen wäre auch mit unterirdischem Niveau zu unterstützen, eine drangsalierende Schikane auf Schillerschem Niveau dennoch abzulehnen. Die Rechtfertigung steht und fällt mit der Machtfrage und natürlich einer gewissen inhaltichen Berechtigung.

    Sehe ich ganz genau so. Allerdings handelt es sich bei dem Text nicht um einen Hilfeschrei von Machtlosen (wenn eine ausgebeutete Werksvertragsschlachthofmitarbeiterin einmal Gelegenheit bekäme, in der Taz zu publizieren, stellte ich mit Sicherheit nicht auf die Sprache ab), sondern um den Text einer (hauptberuflichen?!) Journalistin, die in Kiel Abitur machte und Gelegenheit hatte, in Deutschland und Schweden zu studieren. Außerdem ist sie schon seit einigen Jahren für verschiedene, durchaus bekannte Medien tätig. Da ist es aus meiner Sicht legitim, die sprachliche Qualität der journalistischen Erzeugnisse mit in die Bewertung einzubeziehen.

  42. @ anderer Max:
    Ehrlich gesagt lese ich bei ‚Da schreibt eine schwarze Frau mit nichtdeutschem Namen und hat das Privileg, Rassismus erlebt zu haben‘ mehr satirische Spitze als die TAZ-Autor*in es jemals hinbekommen hat.

    Insbesondere angesichts der Hautfarbe Hengamehs, die nun wirklich alles andere als schwarz ist.

    Aber wahrscheinlich mag ich einfach die Autorin und den von ihr vertretenen ‚Ethnopluralismus von links‘ nicht, wie es Anja Hertz vor 4 Jahren so schön sagte.

  43. “ Wer Farbenblind ist, der wird auch darauf beharren, dass beide Farbfelder gleich aussehen. Das ist eine Sache die man schwer erklären kann.“ – Zurecht beharrt er darauf, dass für ihn beide Felder gleichaussehen (und „so und so aussehen“ ist intrinsisch mit der Perspektivität dessen, der sieht, verbunden. Das Aussehen des Dinges an sich ist ein unsinniger, wenn auch grammatikalisch möglicher Ausdruck. Was derVorredner vermutlich sagen wollte ist, dass Farbfelder, die den Anders-Sehenden unterschiedlich erscheinen für den Farbenblinden gleich aussehen, und der Farbenblinde, sofern er nicht von seiner Besonderheit weiß, von einem „so scheinen“ auf ein „so sein“ schließt.) – because they DO. Für einen mit Sonnenbrille sehen sie wieder anders aus, und für eine Biene ohnehin. Das ist eine Sache, die man eigentlich recht gut erklären kann. Hat mit Reizfenstern, Beobachterabhängigkeit, neurobiologischen Grundlagen der Wahrnehmung und all sowas zu tun.

  44. Aaaalso, man kann auch als hellhäutiger Mensch Opfer von Rassismus werden. Oder von Polizeigewalt.
    Insofern bin ich beim Thema Polizeigewalt schon der Ansicht, dass alle diese kritisieren „dürfen“.

    Aber ansonsten ist die Mülldeponiemetapher schon etwas, was bei allen anderen Gruppen von Menschen direkt als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit verbucht würde, weiterhin impliziert sie, dass Polizei und Kapitalismus irgendwie zusammenhängen, drittens ist schon die Idee, man könne Expolizisten(m/w/d) sagen, was sie zu Arbeiten haben, ziemlich autoritär. Freie Berufswahl und so.
    Bzw., ich halte es für gerechtfertigt, bestimmte Menschen dauerhaft von solch wichtigen Berufen auszuschließen, aber der Ton macht die Musik und die Dosis macht das Gift.

  45. @Stefan Pannor
    Bin ich ganz bei Ihnen in allem. Ich hätte nicht „plausibel“, sondern ehrlicher „der Einfachheit halber pauschal“ schreiben sollen. („o.B.d.A.“ war es ganz sicher nicht ;-) )

    @Ruck
    Ebenfalls d’accord.

    @Al
    Ja. Ich gebe auch Ihnen Recht, dass eine Kolumnistin in einem etablierten Massenmedium eine gewisse Machtposition darstellt. Die Polizeit ist indes ein wirklich sehr mächtiger Apparat. Vielleicht sorgt es für die konträren Positionen, dass das mutmaßlich exakte Machtverhältnis stark subjektiv empfunden wird.
    Und natürlich ist es für eine Journalistin auch Berufspflicht, sprachliche Qualität zu zeigen. Diese wirkt immerhin auf die Rezeption ein, gebe ich zu, und Ihnen damit Recht.

  46. @ 46
    “ weiterhin impliziert sie, dass Polizei und Kapitalismus irgendwie zusammenhängen“
    … Tut sie auch. Rechtslibertarier, also diejenigen die den Kapitalismus so ungezügelt als möglich haben wollen, sehen Steuern nur für zwei Dinge als gerechtfertigt an: Militär und Polizei. Zweiteres um die Besitzverhältisse zu sichern. Das steht ganz offen in deren Texten, recherchieren sie zB einmal Nozick und seinen Nachtwächterstaat, um ein ganz besonders possierliches Tierchen dieser Gattung innerhalb der Familie der Liberalen kennen zu lernen.
    Ansonsten kann man von Yaghoobifarah halten was man will – das tut wenig zu Sache. Der Text ist offensichtlich Satire. Und wer, es wurde schon eingie Male angemerkt, die Machtverhältisse nicht mitdenkt stellt sich mit seinem Geunke blos.
    Denn es GIBT in diesem Land ein massives Problem mit Polizeigewalt und vor allem deren mangelnder juristischer Aufarbeitung. Genauso mit behördlichem Rassismus und – nur leidig kleine Wellen schlagend – Rechtsterrorismus innerhalb der Exekutive.
    Die ganze Diskussion hier ist also ziemliches blabla und – mal wieder – ein Springen über das Stöckchen der Rechten .
    Aber viel erwarte ich nichtmehr von der voll auf Selbstreferenzialität und Empörungsheischen eingestellten Medienwelt – und den Rezipienten nach ihrem Antlitz.
    Ein Pessimist

  47. Schon interessant, welche Hysterie so eine kleine, schmutzige Kolumne auslösen kann. Und ebenso interessant, wie still es bleibt, wenn über andere Bevölkerungsgruppen in einschlägigen Medien viel übler gehetzt wird.

    Da schreibt jemand, offenbar mit Migrationshintergrund und vermutlich ganz anderen Erfahrungen mit der armen erniedrigten Trachtengruppe als der jetzt mal wieder berufsempörte Deutsche, eine handvoll hässlicher Zeilen und das Internet implodiert.

    Nicht dass ich diesem Text zustimmen wollte. Aber wenn ich die Knopfdruckempörung der bewegten Uniformversteher sehe, wünschte ich mir jeden Tag so einen Text. Hier scheint mir ein bisschen Densibilisierungstherapie dringend erforderlich.

    Einfach mal durchatmen.

  48. Schon interessant, wie einer sprachlich und ethisch (ohne eigentlichen diskutierbaren Gehalt) abgestürzten Kolumne plötzlich leitende Redakteure anderer Medien und der DJV zu Hilfe eilen, als ob Pressefreiheit bedeuten würde, dass Journalisten nicht für die Ergebnisse ihrer Arbeit kritisiert werden dürfen. Als ob sie in ihrer Gesundheit bedroht wären, weil ihre veröffentlichten Texte öffentlich vorgeführt werden. Wer öffentlich schreibt, muss natürlich für seine Schreibe die Verantwortung tragen. Wer soll es denn sonst tun?
    Warum werden dieselben Netzwerke nicht aktiv, wenn Blogger, Künstler und sonstige Promis wegen eines „umstrittenen“ Satzes wochenlang in Medien „an den Pranger“ gestellt werden? Warum dann nicht, wenn Medien mit weniger Müll im Programm durch Kampagnen die Vertriebskanäle, Kontoverbindungen und Werbekunden gekappt werden?

  49. Ach Herr Müller, mal wieder völlig am Kern vorbei geschwurbelt. Es wird langsam ermüdend. Das einzige ist der übliche Hinweis auf Ihren bizarren Blog, auf dem Sie sicher auch schon einen ähnlich substanzlosen Beitrag zu dem Thema veröffentlicht haben.

    Aber einen kleinen Tipp gebe ich Ihnen noch, bevor ich das Lesen Ihrer sprachlich und ethisch (ohne eigentlich diskutierbaren Gehalt) Beiträge ein für alle mal einstelle, vielleicht führt das ja zu einem Denkprozess (ja, ich weiß, nicht wahrscheinlich bei Betonmeinungen), aber es geht hier nicht um Kritik.

  50. @Tobias
    „Das einzige ist der übliche Hinweis auf Ihren bizarren Blog“
    Jetzt haben Sie zwei Kommentare spendiert, um auf meinen Blog hinzuweisen, der mit dem Thema gar nichts zu tun hat, während ich allein einen DJV-Tweet exakt zum Thema verlinkt habe 🤔

    [gelöscht]

  51. „Wer öffentlich schreibt, muss natürlich für seine Schreibe die Verantwortung tragen.“

    So wie Sie mit Ihrem No-name-Impressum, das ins Nirgendwo führt, Ihrem möglicherweisen Pseudonym und der selbstgewählten Anonymität als „Bürger88“?

    Aus der Deckung schießt sich’s leicht.

    [gelöscht]

  52. @ Stefan Pannor
    „So wie Sie“
    Richtig, ohne ständig auf die Tränendrüse zu drücken: „si hänga mi“.
    „No-name-Impressum“
    Astreiner Pannor-Brainfuck
    „möglicherweisen Pseudonym“
    Unbelegte Fake-News (als Teil eines Verschwörungsmythos) und einfach falsch.

  53. @47: Sie werden es auch nicht mögen, dass Hengameh sich selbst als nicht-binär bezeichnet.
    Triggerwarnung: AutorX wäre also richtig.

    „Insbesondere angesichts der Hautfarbe Hengamehs, die nun wirklich alles andere als schwarz ist.“
    Also sind ihre rassistischen Erfahrungen nichtig, weil sie zu unschwarz ist?

    Anja Hertz Kritik habe ich mir gerade mal durchgelesen und fand sie recht ausgewogen und differenziert, im Gegensatz zu Ihrer Verkürzung.

  54. „… Tut sie auch. Rechtslibertarier, also diejenigen die den Kapitalismus so ungezügelt als möglich haben wollen, sehen Steuern nur für zwei Dinge als gerechtfertigt an: Militär und Polizei.“
    Schon, aber wenn man kein Rechtslibertarier ist, sieht man auch mehr Anwendungspotential für Steuern. Umgekehrt würden sich Kapitalisten, wenn es keine Polizei gäbe, sich Eigentumsschutz einfach kaufen.
    „…um die Besitzverhältisse zu sichern. Das steht ganz offen in deren Texten…“ Ok, das ist ein Punkt, wo der Kapitalismus was von der Polizei hat. Nur gibt es aber noch andere Verbrechen als Eigentumsdelikte, d.h., nur, weil man den Kapitalismus abschafft, schafft man nicht das Eigentum ab, und selbst wenn, was ist mit Mord, Vergewaltigung und Brandstiftung?
    Außerdem, wenn man den Kapitalismus abschafft, braucht man eine Behörde, die verhindert, dass die Leute heimlich Marktwirtschaft betreiben. Das wäre eine Polizei, wenn auch vllt. nicht dem Namen nach.

    tl,dr: der Versuch, da noch Kapitalismuskritik unterzubringen, ist eher gewollt als gekonnt.

  55. @ anderer max.
    1. Wieso Trigger? Ist Autor*in jetzt schon wieder inkorrekt?

    Also laut Wikipedia inkludiert das Sternchen alle existierenden und noch zu entdeckenden Geschlechter.
    Das sollte für einen Forumsbeitrag reichen.

    2. Rassismus gegen Weisse gibt es nicht, habe ich jedenfalls mal gehört.
    Einfach mal ein Foto der Person*in ansehen.

    3. Was soll man halt auch groß Schreiben, wenn sowieso alles von der eigenen Abneigung gegen die Person*in überstrahlt wird.
    Aus Gründen, die sie ja immerhin gefunden und für ausgewogen befunden haben.
    Da riskiert man nur ein tldr.

  56. @16: „Deswegen landet „Polizei“ dort.“
    Nein, Polizisten, Ex-Polizisten, sollen dort landen. Ja, das sind Menschen. Und nein, man schmeißt Menschen nicht auf den Müll, es sei denn man ist menschenverachtend-. Und ja: Menschenverachtung ist ein großes Thema unter linksextremen Spinnern spätestens seit Stalin, die jedem genauso (sic!) zuwider sein sollten wie die rechtsextreme Scheiße.

  57. Eigtl. hätte der/die/das Hengameh auch einfach „cops are trash“ schreiben können, analog zur in seiner/ihrere Spinner*innen-Bubble beliebte „men are trash“. Und im Grunde hat er/sie/es nix anderes getan, nur sinnlos etwas wortreicher.
    Oder er/sie/es hätte nach „ACAB“ einfach einfach einen Punkt setzen können. Mehr Inhalt ist ja nicht.
    Als Journalist*in ist er/sie/es berufsunfähig.
    Mir graute davor, solche Leute stellten ernsthaft die Machtfrage.

  58. Unschöne Wirklichkeit ist darüber hinaus, dass gewaltbereite Straftäter aus bekannten Milieus durch die Welt fahren, die schwarz auf schwarz auf ihre Autos lackieren lassen: „All Cops Are Criminals“, also: ACAC – darauf bezieht sich ja der Autor der so misslungenen Satire. Wer weiß, wie er gucken muss, findet die Aufschriften natürlich. Ist ja der Sinn der Sache. Sehr klug und sooo subversiv! Aber nein, mit denen hat der schlaue Autor ja gar nix zu tun: Er schreibt ja „ACAB“! Das ist ja was ganz anderes!
    Weitere unschöne Wirklichkeit ist, dass auch in solchen Milieus Verbrechen nicht nur begangen werden, sondern, wenn es sich um Offizialdelikte handelt, auch verfolgt werden müssen. Natürlich wird das auch so gemacht.
    Und wen ruft der Autor sonst an, wenn er auf der Straße angefahren wird? Wenn ihm jemand das Fahrrad klaut? Oder jemand in die Wohnung seiner Mutter einbricht?
    Da plärrt ein postpubertärer Depp, kein witziger Satiriker.
    Und meinen „taz muss sein“ – Aufkleber kann ich jetzt auch endlich entsorgen.

  59. Was ist eigentlich mit schwarzen Polizisten? Oder mit türkei- oder arabischstämmigen? Oder jüdischen? Müssen die auch auf den Müll, oder dürfen sie unter Menschen bleiben?

  60. Ich warte noch auf die Kommentatoren, die letztens z.B. bei antisemitischer Synchronisierung eines Zeichentrickfilms semantisch nachweisen wollten, dass das „oj veh“ ja auch als „oh wej“ gelesen werden könnte, und damit könne man gar nicht glasklar nachweisen, dass… – sich jetzt das Wort „ihresgleichen“ in der taz-Kolumne vornehmen, denn damit könnten ja auch bloß die anderen Polizisten gemeint sein, die dort ja auch auf der Halde wären, und das wäre dann ja eigentlich auch gar nicht so schlimm und sowieso. Aber mir scheint, diese Wortklauberei wird nur in eine Richtung angewendet.

  61. @Kritischer Kritiker
    Ernsthaft? Oder ist das mit doppeltem Boden ironisch/sarkastisch?
    Sachliche Antwort:
    All diese Gruppen sind in der Polizei so unterrepräsentiert, dass man bei Ansprache des gesamten Apparates auch genausogut von nicht-existent ausgehen kann.

    @Stefanie Schuster
    Ihr Vorwurf der Feigheit geht voll ins Lehre. ACAB heißt wohlbekannt „all cops are bastards“.
    Und auch der andere Vorwurf ist hohl: Weil wir alle auf die Polizeit angewiesen sind, sollten wir sie nicht kritisieren dürfen? Finde den Fehler.
    Zuletzt: Prepubertäres Verhalten von Ihnen, den Begriff „Autor“ und „er“ zu verwenden?

    Also: Dass sie die Satire misslungen und sie die Kritik an der Polizei nicht gerechtfertig halten, können sie ja so sehen. Der Rest ist Unfug.

  62. @ Peter Sievert (#69):

    Ernsthaft? Oder ist das mit doppeltem Boden ironisch/sarkastisch?
    Sachliche Antwort:
    All diese Gruppen sind in der Polizei so unterrepräsentiert, dass man bei Ansprache des gesamten Apparates auch genausogut von nicht-existent ausgehen kann.

    Genau, immer schön ausblenden, was nicht ins Weltbild passt. Wenn Sie „Polizei“ mit „weiß und rassistisch“ konnotieren, sind alle nicht-weißen Polizisten halt „nicht-existent“. Fakt dagegen: In meiner Heimatstadt Berlin liegt der Anteil von neu eingestellten Polizisten mit Migrationshintergrund bei knapp 33 Prozent. 2016 waren es 29 Prozent, die Entwicklung ist also nicht ganz neu*. Die Zahlen decken sich mit meiner Erfahrung auf der Straße: Die Polizei repräsentiert vielleicht nicht 1:1 die Bevölkerungsstruktur, ist aber auch nicht ewig weit davon entfernt.

    Funfact: Vor ein paar Jahren habe ich mich auf der Geburtstagsparty meiner kleinen Schwester mal mit einem schwarzen Bereitschaftsbullen gestritten, mit dem sie befreundet war: Ich habe gegen Polizeigewalt argumentiert, er gegen die Blockupy-Proteste, die er kurz zuvor „betreut“ hatte (meine Schwester lebte in Frankfurt). Dank Apfelwein und Kickertisch haben wir uns am Ende trotzdem ganz gut verstanden.

    *Quelle: https://mediendienst-integration.de/artikel/die-polizei-wird-vielfaeltiger.html

  63. @Kritischer Kritiker
    Sie haben einen gewissen Punkt. Aber zwei Anmerkungen:
    1) In Ihrer Quelle wird deutlich, dass es zwar erfreulich hoch ist bei den Neuanstellungen, aber immer noch nicht ganz beim eigentlichen Bevölkerungsanteil.
    2) Da dies eine relativ junge Entwicklung ist, sind sie in der Gesamtheit deutlicher unterrepräsentiert.

    Weiterhin logisch, dass hier der Wohnort eine entscheidende Rolle spielt. In Rostock kann ich mich nicht daran erinnern, auch nur einem bzw. einer nicht-weißen Polizistin begegnet zu sein. Und die Handvoll, die ich persönlich privat kenne, rechne ich logischerweise mit ein.
    Gerade nachgelesen: in MV sind es seit 1995 im Schnitt weniger als 0,1%, Neueinstellungen letztes Jahr 1,8%.
    Also Danke für den Hinweis, dass es woanders anders ist, wenngleich „Migrationshintergrund“ schon ein recht schwammiger und weiter Begriff ist, was man ja auch an der hohen Prozentzahl der Bevölkerung sieht, die diesem zugerechnet wird.

    Zurück zum eigentlichen: Beim Angriff einer Institution, eines Landes, einer Regierung, einer Partei oder was auch immer, gibt es natürlich auch immer Mitglieder, die zu Unrecht mitbeschuldigt würden. Rein hypothetisch: Wenn nun mit 30% nichtmal die Hälfte der Polizei stramme Nazis und Rassisten wären, wäre der Text dann unberechtigt und deplatziert?
    Mit dem Argument dürfte man kaum eine Institution für irgendwas kritisieren. Und was täten dann Sie? Na gut, Individuen könnten Sie dann wenigstens noch kritisch kritisieren.

    Erneut der Hinweis: Ich teile die Aussage des Textes nicht und kann jede Kritik am Inhalt verstehen, finde aber, dass die Institution Polizei so einen Anwurf ertragen können muss. Und gerade Bereitschaftspolizisten müssen sich in ihrem Dienst bestimmt regelmäßig deutlich schlimmere und explizitere Sachen anhören, und die aber persönlich ins Gesicht und nicht undifferenziert gegen die Polizisten als Ganzes.

  64. @ Peter Sievert: ‚Rein hypothetisch: Wenn nun mit 30% nichtmal die Hälfte der Polizei stramme Nazis und Rassisten wären, wäre der Text dann unberechtigt und deplatziert?‘

    Was sollen denn ’stramme‘ Nazis sein, meinen sie ernsthaft, dass überhaupt nennenswerte Anteile der Polizei demokratiefeindlich sind und Andersdenkende und Anders Aussehende in Lager stecken und vernichten wollen?

    Das Problem ist doch, dass der Text mit voller Absicht verletzend und Menschen verachtend ist, das ist ja kein durchgerutschtes Versehen.

    Es stellt sich ja auch keiner hin und sagt, dass die unsägliche Einlassung der CSU zum Thema eine Persiflage auf eine Bild-Nachricht und damit Satire und sakrosankt wäre.
    Der Unterschied ist, die ziehen das zurück und entschuldigen sich dafür.

  65. @Peter Sievert

    „1) In Ihrer Quelle wird deutlich, dass es zwar erfreulich hoch ist bei den Neuanstellungen, aber immer noch nicht ganz beim eigentlichen Bevölkerungsanteil.
    2) Da dies eine relativ junge Entwicklung ist, sind sie in der Gesamtheit deutlicher unterrepräsentiert.“

    Ich glaube, es ist hier schon einmal angesprochen worden, ist allerdings dann doch untergegangen: Eine spiegelbildliche Repräsentation der Bevölkerung in der Polizei sollte gerade nicht das Ziel sein, sondern eine Bestenauslese (so wie das für die Einstellung von Beamten zum Beispiel in meinem Bundesland NRW auch vorgesehen ist.)
    Was könnte Bestenauslese bei der Polizei bedeuten? Zum Beispiel, dass diejenigen eingestellt werden, die intelligenter, sportlicher, gesetzestreuer und besonnener als der Durchschnitt der Bevölkerung aufgestellt sind. Kurzum: Bloß weil 20 Prozent der Bevölkerung beispielsweise einen türkischen Migrationshintergrund haben, heißt das noch lange nicht, dass 20 % der Neueinstellungen bei der Polizei einen türkischen Migrationshintergrund haben sollten. Es können (zufällig) mehr oder weniger sein, denn bei der Einstellung sollte der Migrationshintergrund keine Rolle spielen, sondern die Kriterien der Bestenauslese.

    Im Übrigen sollte bei der Auswahl auch darauf geachtet werden, möglichst wenige Rassisten einzustellen und keine spiegelbildliche Repräsentation der Bevölkerung anzustreben. Diese ist als Selbstzweck nicht sinnvoll und auch nicht gerecht.

  66. @PeterBausv
    Ich schreibe ja: „rein hypothetisch“. Außerdem schrieb ich bereits mehrfach, dass ich die Ansicht des Textes nicht teile.
    Wichtiger aber: Satire ist(!) mit Absicht verletzend. Satire ist ja keine Comedy, sondern in der Regel ein absichtlicher,boshaft gemeinter Angriff. Absicht schließt Satire nicht aus, ganz im Gegenteil.
    Wo ich also mitgehe ist, dass die Entschuldigung der Chefredakteurin nicht schlüssig ist. Denn der Text vergleicht ja ernsthaft die Polizei mit Müll, höchstens wäre es logisch, dass als Metapher für den Müll in den Köpfen gewertet zu sehen.
    Und wenn die Form der CSU nicht stimmte, dann sind wir wiede beim Machtgefälle. Eine Regierungspartei gegen eine Einzelperson… und genau deshalb konnte es keine Satire, sondern nur als Humor getarnte Schikane sein.

    @Al,PeterBausv
    Sollte, hätte, Fahrradkette. Fakt ist, dass aus welchen Gründen auch immer, eine signifikante Anzahl Rechter in Polizei und BW ankommt. Niemand weiß, wie hoch das ist im Vergleich zum Rest. Für einen höheren Anteil als am Rest spräche dafür, dass die Berufe ja durchaus eine Anziehung haben für diese Menschen („Deutschland dienen“).
    Genauso könnte man auch für 50 andere Berufe feststellen, dass da möglichst unsere „Besten“ arbeiten sollten (z.B. in Schulen und Kitas), tun sie aber deshalb nicht unbedingt. Das Konzept finde ich aber ohnehin problematisch. Ich drehe den Spieß mal um: Polizisten müssen einfach, wie viele andere auch, sehr gut ausgebildet werden. Das Prinzip so einer vermeintlichen besser begabten Elite will mir auch nicht so recht schmecken und „Bestenauslese“ klingt für mich nach propagandärem Quatsch und Worthülse, aber derailed jetzt auch etwas alles. Es geht ja letztlich darum, ob es zulässig war, den Text zu drucken.
    Worauf wir uns vielleicht einigen können in diesem Punkt, der ja rein auf den Inhalt abzielt:
    Wer findet, dass die Polizei über jeglichen ernsthaften Verdacht strukturellen Rassismus‘ und rechten Netzwerken erhaben ist, der kann sicher damit argumentieren, dass der Text aufgrund jeglicher fehlender Grundlage nicht gedruckt habe werden dürfen, da er in gewisser Weise dann wie „Fake News“ sei.

  67. @ Peter Sievert

    Zum Taz-Text: Ich persönlich bin dafür, dass dieser Text gedruckt werden durfte, da sind wir völlig d´accord. Die Grenzen der Meinungsfreiheit sollten meiner Ansicht nach im Zweifel immer eher weit als eng gesteckt werden und das auch unabhängig davon, ob irgendjemand einen Text als „Fake-News“ einordnet. Denn die Einordnung, ob irgendetwas „Fake“ ist, nehme ich als freier Bürger selbst vor. Ich brauche da weder eine Regierung, noch Facebook, Twitter oder irgendein neues meinungseinschränkendes Gesetz, das mir diese Einordnung abnimmt.

    Zur Personalauswahl der Polizei: Alles was ich diesbezüglich eigentlich sagen wollte: Die Auswahl darf meiner Ansicht nach nicht nach Hautfarbe oder Abstammung erfolgen, sondern letztlich nach der Persönlichkeit des Bewerbers. Damit, dass die Polizei bestimmte Charaktere verstärkt anzieht und dass diese Tatsache ein (großes) Probklem sein kann, haben Sie meiner Ansicht nach absolut recht.

  68. @Peter Sievert
    Das man keine Rassisten in der Polizei haben sollte ist eine Binse.
    Niemand will Rassisten in der Polizei, das ist doch sowieso klar.
    Der Text ist kontraproduktiv, er verbessert nichts, das ist das Problem.

  69. @Kritischer Kritiker: Der Hinweis auf schwarze Polizisten macht in Bezug auf die Glosse keinen Sinn. Es ist nun mal die Grundkonstruktion des Textes, dass er mit Pauschalurteilen arbeitet. Also Polizisten seien autoritär, rechtsradikal, mit dem Hang zum Briefbombenbauen usw. und seien deshalb für diese und jene Berufe nicht zu gebrauchen. Es ist ja schon für die vorhandenen Zuschreibungen offenkundig, dass sie nicht auf alle Mitglieder der Institution Polizei zutreffen können. Ob gut oder schlecht, aber so funktionieren Glossen nun manchmal. Was für ein Argument gegen die Kolumne soll das dann sein, dass es auch schwarze Polizisten gibt? Hier wird doch ein Generalverdacht ins Absurde durchgespielt. Die „Pointe“, die auf eine Müllhalde führt, ist natürlich eine bewusste Provokation. Das kann man auch ätzend finden, klar. Aber das ganze Setting ist doch utopisch, man kann das doch nicht als direkte Aufforderung lesen (mal abgesehen von dem unklaren Bezugs von „unter ihresgleichen“). Die Kategorie des schwarzen oder migrantischen Polizisten aufzumachen, um da irgendwelche identitätspolitischen Widersprüche zu entlarven, geht so ins Leere.

  70. @ Peter Sievert:

    Ich gebe Ihnen recht, dass die Polizei eine große Anziehung auf den autoritären Charakter ausübt. Darunter sind dann auch „Nazis und stramme Rassisten“. Aber weder sind alle Polizisten autoritär strukturiert, noch alle autoritär Strukturierten politisch rechts oder gar Nazis.

    Um es noch einen weiter zu drehen: Warum sollten neu-deutsche Polizisten, deren Eltern aus der Türkei oder – sagen wir – Syrien stammen, im Durchschnitt weniger autoritär sein als ihre alt-deutschen Kollegen? Erdogan und Assad haben bei sich zuhause jedenfalls kein Problem, ihre „Sicherheitskräfte“ mit geeignetem Personal auszustatten.

    Polizeigewalt ist ein weites Phänomen, rassistische Beamte sind eine der Ursachen sein, aber gewiss nicht die einzige. Überhaupt ist „Da sind soviele Rechte“ keine besonders treffende Kritik an der Polizei als Institution. Weiter kommt man m.E. mit einer Dialektik des Gewaltmonopols. Ich habe vor Jahren mal einen Blogbeitrag dazu geschrieben (würde ich heute in Teilen anders sehen, aber die Richtung stimmt noch). Können Sie ja mal reinschauen, falls Sie möchten – Oury Jalloh kommt auch vor, wenn auch nur in einem Nebensatz: http://weltkritik.blogsport.de/2011/06/30/ich-bin-die-exekutive-oder-sind-polizisten-auch-nur-menschen-ein-paar-gedanken-zur-staatsgewalt/

  71. Schlecky Silberstein im Deutschlandfunk:

    »Denn dieser Text ist eine ganz klare Satire. Wer das nicht versteht, der hat erst einmal ein individuelles Problem. […] Wir können nicht den geistig Geringsten zum Maßstab dafür machen, wie wir unsere Texte verfassen. Dann sind wir eine relativ dumme Gesellschaft.“

    Ebenfalls sehr gelungen formuliert ist der Punch gegen Rainer Wendt am Ende des Artikels.

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/polizei-kolumne-der-taz-der-massstab-fuer-texte-kann-nicht.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=478845&fbclid=IwAR0v7el690NC8iyJOBVMX1n5zsywIqEWP41-r_H-wVVw5VA_18o4PJJU2xk

  72. @Al,KritischerKritiker
    Dem habe ich nichts zu widersprechen, insbesondere vielen Dank für den Link, empfand ich als einen sehr interessanten und differenzierten Text.

  73. Wirklich schade.
    Jeder Diskutant (m/w/d), hier und überall sonst, äußerst seine Meinung, da er sie ja ehrlich meint und für richtig hält und lehnt andere, die nicht gleich lautende sind, ab.
    Soweit so menschlich – da sollten wir uns doch einig sein?!
    Aber wo sind die konkreten UND UMSETZBAREN Vorschläge, etwas zu ändern? Aufeinander zu zu gehen, zu erkennen warum der Andere eine andere Meinung hat und was daran in Teilen vielleicht doch richtig ist (das muss nicht immer so sein, aber manchmal vielleicht doch?), warum man selbst diese Meinung hat, und was daran falsch sein könnten (der Schmerz der Selbsterkenntnis ist leider der heftigste, aber danach fühlt es sich richtig geil an …).
    Denkt mal nach, was ihr wirklich wollt und prüft ehrlich, ob es auf dem Weg, den ich hier und überall sehe, JEMALS in der Geschichte der Menschheit zu etwas nachhaltig (!) Besserem geführt hat. Also ich hab lange gesucht und nichts gefunden.
    Ich würde mich wirklich freuen, wenn mir jemand das Gegenteil beweisen könnte. Ganz Ehrlich.

  74. Das wäre ja ein Unterschied zwischen strukturellem und individuellem Rassismus.
    Eine Polizei ist eine Struktur, eine Polizei, die Menschen aus bestimmten Gruppen so gut wie nie annimmt, ist strukturell rassistisch. (Also einigermaßen relevante Gruppen – wenn in ganz Berlin nur drei Menschen mit laotischen Wurzel leben, wäre es etwas albern zu fordern, dass min. einer von denen zur Polizei geht.)

    Eine Polizei, bei der alle Gruppen der jeweiligen Bevölkerung ungefähr proportional vertreten sind (also nicht nur Migrationshintergrund oder nicht, sondern auch soziale Schicht und dergleichen mehr), hat vermutlich immer noch rassistische Mitglieder, aber die können ihren Rassismus dann nicht mehr so leicht ausleben.

    Abgesehen davon, wenn ein relevanter Anteil der Berliner(m/w/d) bspw. türkischsprachig ist, ist auch ein relevanter Teil der Täter(m/w/d), Opfer und Zeugen(m/w/d) türkischsprachig, da wären türkischsprachige Einsatzkräfte doch ganz nützlich: die Opfer haben zu denen möglicherweise mehr Vertrauen, die Zeugen wollen vllt. lieber in ihrer Mutter(m/w/d)sprache aussagen und die Täter können sich nicht hinter irgendwelchen Sprachbarrieren verstecken. Ein Gewinn für alle Beteiligten, außer den Verbrechern(m/w/d).

  75. @mycroft:
    Wie nennt man das eigentlich, wenn man einen als türkisch wahrgenommenen Polizisten für vertrauenswürdiger hält als einen Biodeutschen?
    Aber davon ab glaube ich nicht, dass ‚holt mehr türkische Polizisten in die Polizei‘ die Aussage des Textes sein sollte, auch wenn das natürlich eine gute Idee ist.
    Auf Twitter wundert sich die Autor*in jedenfalls. was alles in dem Text stehen soll aka hineininterpretiert wird.
    Ich glaube nicht, dass da mehr als ‚Die Polizei ist blöd‘ auf maximal menschenverachtende Weise steht.

  76. „Wie nennt man das eigentlich, wenn man einen als türkisch wahrgenommenen Polizisten für vertrauenswürdiger hält als einen Biodeutschen?“ Schlechte Erfahrungen, würde ich sagen. Die meisten Vorurteile beruhen auf schlechten Erfahrungen, die irgendwer irgendwann mal gemacht hat, der Fehler ist nicht die Erfahrung als solche wahrzunehmen, sondern deren Verallgemeinerung. Und natürlich, dass gute Gegenerfahrungen die schlechten irgendwie nicht überschreiben; das Vorurteil, dass Juden alles Geldverleiher seien, stammt aus dem Hochmittelalter, als alle Geldverleiher Juden waren. Jedenfalls im katholischen Teil Europas.

    „Aber davon ab glaube ich nicht, dass ‚holt mehr türkische Polizisten in die Polizei‘ die Aussage des Textes sein sollte“ Habe ich auch nicht behauptet. Der grundlegende Sachverhalt – willkürliche bzw. unverhältnismäßige Polzeigewalt – ist ja tatsächlich vorhanden. Mein Lösungsvorschlag dazu wäre genau das. Wenn Hengameh Yaghoobifarah den Text nicht wirklich so verstanden wissen will, würde besagte Person mir vermutlich zustimmen. Wenn doch, egal, meine Idee halte ich für besser.

    „Auf Twitter wundert sich die Autor*in jedenfalls. was alles in dem Text stehen soll aka hineininterpretiert wird.“ Satire beruht auf Ironie und Ironie ist kluges Dummstellen. Ergo muss HY sich dummstellen, um in der Rolle zu bleiben.

    „Ich glaube nicht, dass da mehr als ‚Die Polizei ist blöd‘ auf maximal menschenverachtende Weise steht.“
    Achwas. Sie wissen doch, man tritt nicht nach unten. Heißt: „Ich will andere treten, weil die oben sind, aber andere dürfen nicht mich treten, weil ich unten bin. Andere Satiriker sind entweder meiner Meinung und dürfen alles, oder sind gegen mich, dann sind sie oben und dürfen gar nichts.“
    Wir bräuchten eigentlich eine Satirepolizei, die festlegt, was Satire ist, und Satireschiedsrichter, die entscheiden, wer im Zweifel unten ist. emwede.

  77. @ Michael Frey-Dodillet, 79

    Ich glaube, wir beide sind hier meistens einer Meinung.

    In diesem Fall sieht´s anders aus. Schlecky Silberstein handhabt es gerade wie viele Gleichgesinnte. Vielleicht läuft das so:

    „Du, wer is´n eigentlich diese Hengameh Yaghoobifarah, von der jetzt alle reden?“

    „Die ist eine von uns.“

    Ja klar, nirgendwo eine Pointe im Text, der Schreibstil ist sagenhaft mies, aber ey, egal, SATIRE! Müssen jetzt alle zusammenhalten! Und alle, die sich links wähnen, rufen „Solidarität mit Hengameh Yaghoobifarah!“

    Geradezu ein Herdentrieb, diese gelebte intellektuelle Insolvenz.

  78. Satire? Nein, das war keine Satire. Das war lediglich – sowohl inhaltlich als auch sprachlich betrachtet – nur eine extrem schlechte Kolumne. Auffallen und provozieren um jeden Preis, schien hier die Maxime. Wer schräge Töne auf der Trompete blasend durch die Straßen läuft, wird auch beachtet werden, kann aber nicht verlangen, als Musiker bezeichnet zu werden. Dass es dann doch noch ein paar verirrte Seelen gibt, die so einen Mist verteidigen, macht es nicht besser.

    Ok, die Polizei ist halt das fest verankerte Feindbild der Linken und Menschlichkeit und Empathie oft scheinbar nur für Randgruppen reserviert, aber schön zu lesen, dass selbst bei der taz intern doch einige Leute ins Nachdenken kommen, ob sich solch „Journalismus“ mit den eigenen Wertvorstellungen vereinbaren lässt.

    Werde mir mal jetzt einige Texte von Hengameh Yaghoobifarah zu Gemüte führen, um zu beurteilen, ob die einzige journalistische Qualifikation dieser Person wohl ausschließlich darin besteht, maximale Aufmerksamkeit durch maximale Provokation zu erreichen.

  79. Diese Kolumne über Polizisten und Müllhalden ist weniger Satire als Tatsachenbericht. Dass die Polizeigewerkschaften sich darüber aufregen ist nur natürlich, betroffene Hunde bellen halt. Allerdings ist zu befürchten, dass sie bei Gericht mit ihren überzogenen Anschuldigungen durchkommen, weil die Gerichte zwar unabhängig aber nicht neutral sind und deshalb ihre besten Lieferanten nicht im Stich lassen.

  80. Und in der Vorwoche hat Broder in der Welt den Antifaschismus als neuen Faschismus bezeichnet (zumindest legte die Clickbait-Paywall-Überschrift das nahe). Bitte Ressourcen von Meinung zu Datenjournalismus schieben, wen außer den jeweiligen Hardcore-Fans interessiert die „Meinung“, und wann hat man da zuletzt etwas Neues, Erhellendes erfahren. Für die oft hingerotzten Artikel will ich auch nicht zahlen, für Recherche schon.

  81. Soso, Satire greift in „seiner [sic] Wortwahl“ daneben. Gendering auch oder nur in der Schule nicht aufgepasst?

  82. https://www.sueddeutsche.de/medien/taz-medien-streit-polizei-1.4943327

    Der Streit in der taz-Redaktion scheint in vollem Gange zu sein.
    übermedien-relevant evtl.: Die sehr selektive Medienkritik in anderen Medien (hier SZ). Mir kommt es so vor, als habe man nur auf einen Anlass gewartet … Aber das ist vielleicht auch präventives Rumopfern meinerseits … Aber über Streit in Bildzeitungsredaktionen wird m. E. eher nicht so eifrig geschrieben. Nur ein Eindruck, muss nicht stimmen.

  83. @Tobias

    Wenn ich Ihren Ausdruck „Uniformversteher“ so richtig auf mich wirken lasse, merke ich, dass er auf mich den gleichen Eindruck macht und die gleichen Gefühle hervorruft wie „Bahnhofsklatscher“ „links-grün-versiffte-Gutmenschen“ oder ähnlich menschenverachtende Ausdrücke. Mir stellt sich lediglich die Frage, ob Sie halt ausschließlich auf dem linken Auge blind sind oder allgemein eine Moral haben, die zwischen Misanthropie und Zynismus angesiedelt ist.

    Noch eine Frage:
    Was empfinden Sie aktuell beim Lesen der Berichte über die Stuttgarter Krawalle? Schadenfreude, Genugtuung, Häme …? oder sind Sie vielleicht doch nicht so ganz einverstanden, dass die „Uniformen“ verprügelt und angegriffen werden?

  84. @Anderer Max
    Der Konflikt in der TAZ kann durchaus als Symbol für den Konflikt zwischen Universalismus und identitäspolitischen Partikularismus in der Linken insgesamt gedeutet werden, daher das erweiterte Interesse. (So zumindest meine Vermutung.)

  85. @90: Wenn nur Polizisten befragt werden, die direkt von „Krieg“ sprechen, wie soll man sich überhaupt eine Meinung über „Die Krawalle von Stuttgart“ bilden können?
    Es waren wohl nicht, wie insinuiert, linke, organisierte Verbrecher.

    Aus einem anderen Artikel: „Schnell wurde über die Gründe der Eskalation spekuliert, ein politisches Motiv schloss die Stuttgarter Polizei aus.“

    Da Off-Topic muss dat erst mal reichen.

  86. @FPS,Wahlsachse
    Auch nochmal für sie ganz nüchtern: Es ist ein satirischer Text. Anders als Comedy, Kabarett u.ä. , dass auch oft (und oft fälschlicherweise) als Satire bezeichnet wird, geht es dabei eben nicht ums Lachen. Das hier gewählte Stilmittel ist Sarkasmus (und nicht Ironie!). Das bedeutet, dass alle Aussagen so gemeint sind, nur mit Pointen überzeichnet (die man geschmacklos, unwitzig, menschenverachtend,… finden kann) . Und auch auf der Machtebene erfüllt es den satirischen Anspruch, da die Polizei ein sehr mächtiges Ziel ist.
    Mein Bauchgefühl: Den Hinweis auf die Satire mißverstehen viele als Entschuldigung, es wäre nur ironisch gemeint gewesen. Ironie ist aber nur ein spezielles Stilmittel der Satire, kann, muss sich aber nicht darin finden. Und mögliche Ironie müsste am ganz konkreten (Ab)Satz diskutiert werden. Offensichtlich ist im Text aber keine Ironie.

    Zitat: „maximale Aufmerksamkeit durch maximale Provokation zu erreichen“
    Wollen wir mal bei der Titanic anfragen, ob das vielleicht sogar als satirisches Stilmittel schlechthin gelten könnte?

    Das Mißverständnis: Nur weil etwas Satire ist, genießt es keinen Schutz vor Kritik und muss jedem gefallen, der sie versteht. Ganz im Gegenteil: Satire stößt meistens die Mehrheit vor den Kopf. Es sei denn wir reden von Satire light a la „Nuhr im Ersten“ und „heute-show“, die in Wirklichkeit eher Kabarett sind. Aber das wäre auch etwas vermessen zu behaupten, dass man sich von allzu vielen Seiten Kritik an diesem Text verböte. Dumm ist jedenfalls das Argument zu sagen: War doch nicht so gemeint, ist doch Satire, habt ihr nur nicht verstanden (s.o.) . Wer das sagt, hat es offenbar selbst nicht ganz verstanden, denn natürlich spricht aus dem Text tief gefühlte Abneigung, die mit boshaften Spitzen absichtlich transportiert wird.

    Alles weitere muss auf der inhaltlichen Ebene geklärt werden, also inwiefern die Anwürfe eine berechtigte Grundlage haben oder nicht.
    Zu behaupten, nur, wenn alle Polizisten sadistische Nazis wären, wäre das die berechtigte Grundlage, eine solche Polemik zu schreiben, ist natürlich auch Unsinn. Aber man kann sicher die Meinung vertreten, dass es viel zu wenige sind, um solch einen harten Angriff zu fahren. Mir persönlich fehlen dazu Erfahrung mit und Einblick in die Polizeiarbeit.

    Ihr Bild hängt übrigens etwas schief um Ihre Sicht der Dinge zu stützen: Wenn besagter Trompeter nicht als Musiker identifiziert wird, sondern als politischer Aktivist, Aktionskünstler, Demonstrant, Reklamemaskottchen, … wird sein „Spiel“ ja gerade deshalb wohlwollender goutiert. Nur explizit in der Rolle als Musiker könnten Sie ihn zurecht kritisieren. Es sei denn und da stimmt das Bild sehr gut, Sie möchten eine Anzeige wegen Ruhestörung durchsetzen, denn das ist hier alles andere als eindeutig.

    Anderes Thema:
    Ich finde es interessant, wie viele das angeblich unterirdische sprachliche Niveau abkanzeln. Aus meiner Sicht spiegelt dieser Eindruck eher die inhaltliche Ablehnung wider; ich kann da keinen signifikanten Unterschied zu sonstigen Texten in Online-Medien erkennen. Immerhin erzeugt der Text seine durchschlagende Wirkung ohne auch nur ein explizites Wort. (wenn man mal von „Fascho“ absieht)

  87. @Peter Sievert:
    Ihr Bauchgefühl ist ein anderes als meins.
    Ich nehme einer Autor*in, die kurz zuvor Polizisten zu Zielscheiben erklärt hat, die ‚Satire‘ in keinster Weise ab.
    Ich glaube auch nicht, dass da etwas überzeichnet ist.
    Da gibt es aufgrund der anderen textlichen Ergüsse keinerlei Hinweis drauf, das ist genauso gemeint.

  88. @Peterbausv
    Sagen Sie mal, lesen Sie auch, was ich schreibe? Natürlich ist es so boshaft gemeint, wie es da steht!
    Es sind dennoch sprachliche Bilder und Überzeichnung drin. Oder denken Sie, dass die folgende paraphrasierte Aussage wortwörtlich zu verstehen ist und die Autorin das genau so glaubt?
    Zitat in etwa: „PolizistInnen könnten keinen Brief austragen, ohne noch eine Briefbombe rein zu legen.“

  89. @93: Titanic (Banane z. B.), oder auch das Böhmermann Gedicht halte ich für gute Beispiele.
    Auch, was Sonneborn im EU-Parlament macht.
    Die Polizei ist nur kein so einfaches Ziel, wie Erdogan oder Ursula, ähm, von der Leyen.
    Wenn man (eigentlich) eine Diskussion über Polizeigewalt führen will, ist das Ganze jedoch vielleicht etwas kontraproduktiv – zumindest vom Timing her.

  90. Sprachliche Überzeichnungen machen es nicht zu einer Satire, ich halte es weiterhin für keine.

  91. @Anderer Max
    „Wenn man (eigentlich) eine Diskussion über Polizeigewalt führen will, ist das Ganze jedoch vielleicht etwas kontraproduktiv – zumindest vom Timing her.“

    Ja. Argumentationstaktisch sicher nicht klug gewesen, wenn auch das Timing ja nun Pech war.

  92. „Den Hinweis auf die Satire mißverstehen viele als Entschuldigung, es wäre nur ironisch gemeint gewesen.“
    Das liegt aber auch daran, dass viele den Hinweis auf Satire auch als Entschuldigung verwenden.

  93. @Peter Sievert

    Tja, wir haben halt ein grundlegendes Problem miteinander: Sie wollen subjektiv definieren und vorschreiben was Satire ist und ich halte halt meine Meinung dagegen, was meiner Meinung nach keine Satire ist – z. B. dieser äußerst schlecht geschriebene Artikel, der wahrscheinlich in jeder Journalistenschule eine sehr miese Benotung bekommen würde.

    Und gleichfalls nein: Die Verwendung von maximalen Provokationen erschafft nicht automatisch Satire. Ist Ihnen eigentlich schon mal aufgefallen, dass auch schon Vertreter der extremen Rechten bezüglich menschenverachtender Ergüsse von „Satire“ gesprochen haben, um sich vor Gericht herauszureden, wenn sie hasserfüllte Kommentare von sich gaben?

    Um Ihnen noch mal das Bild mit der Trompete zu erklären: Ein guter J0urnalist beherrscht sein Instrument, ein schlechter entlockt ihm hauptsächlich schräge Töne. Aber man kann natürlich irgendwie alles als avantgardistisch und toll empfinden. Ich hingegen halte mir lieber dann die Ohren zu.

    Der, die, das Hengameh Yaghoobifarah hat für mich bei dieser Kolumne sowohl inhaltlich, als auch im Stil extrem versagt. Ist übrigens meine subjektive Meinung, die keiner teilen muss. Aber da ich schon seit Jahren gegen Hasspostings – egal von welcher Seite sie kommen – agiere, ist es mir wichtig, hier meine Meinung kund zu tun. Ich wäre ja mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn ich nur gegen Flüchtlingshetze und Rassismus das Wort erhebe. Aus Worten werden irgendwann Taten – und ein verprügelter Polizist leidet genauso wie ein verprügelter Flüchtling.

    Böse Ironie des Schicksals, dass kurz nach Beginn dieser Diskussion die Stuttgarter Randalnacht die Schlagzeilen bestimmt.

  94. @Wahlsachse
    Verstehe nicht, warum das ein grundlegendes Problem zwischen uns sein sollte. Wir sind da halt anderer Meinung, wenngleich ich natürlich eher sagen würde, Sie (und manch andere) wollen subjektiv vorschreiben, was keine Satire ist, während ich (und andere) meinen mit objektiven Definitionen zu argumentieren. Frage der Perspektive… Wie Frau El Ouassil im anderen Text schrieb. Das ist ein ständiges Ringen und Diskurs um diese Deutungsfrage. Und ja, ist mir durchaus aufgefallen, dass manche etwas als Satire verkleiden wollen.
    Ich befürworte Ihren Kampfe gegen Hassrede, ich stehe hier für Meinungsfreiheit ein. Da sind Uneindeutigkeiten programmiert.
    Worauf wir uns indes einigen können ist, dass die Kolumne sicher nicht gelungen ist, wenn man sie an ihrer Absicht misst, Missstände in der Polizei anzuklagen und auf eine Verbesserung hinzuwirken.

    Und ja, das in Stuttgart ist traurig. Wobei man sagen muss, dass Verletztenzahlen in dieser Größenordnung bei Fußball-Randale leider schon lange gang und gebe sind. Man sollte mit Superlativen also vorsichtig sein und nicht so tun, als wäre solch sinnlose Gewalt und Aggression gegen Polizisten völlig neu.

  95. @101: Mein Eindruck: Sobald sich Gewalt als links-motiviert abstempeln lässt (im Falle von G10 Hamburg war es ja auch tatsächlich so, im Falle von Stuttgart eben nicht), spricht die Polizei von „neue Qualität der Gewalt“, „sowas habe ich noch nie erlebt“, etc. und alle konservativen Medien stürzen sich dann auf die Polizei“berichte“, vermutlich weil die am schnellsten zur Verfügung stehen und emotionsgeladen sind.
    Die Differenzierung (z. B. auch ob tatsächlich ein Innenminister Strafanzeige stellt, oder es nur groß in der Bildzeitung ankündigt) findet dann evtl. eine Woche später statt, wenn die Meinung der Zielgruppe schon lange geformt ist und maximal übermedien sich noch damit beschäftigt.
    Dann kommen die Reichelts aus ihren Löchern gekrochen und heulen über „des deutschen Lieblings-Volkssport Bildzeitungsbashing“ und feinden alle an, die differenzieren und kritisieren.
    Rinse and repeat.

  96. Schade, dass der sonst sehr geschätzte Boris Rosenkranz hier unter die kartoffeligen Spießer gegangen ist und diese exzellente polizeikritische Satire der vorzüglichen antirassistischen Migrantin Yaghoobifarah nicht adäquat würdigt, da er leider noch nicht zur Perzeption der Welt als durch Klassenantagonismen konstituiert vorgedrungen ist (die Polizei ist an jedem Ort, an dem Menschen über Menschen herrschen, Büttel des Kapitals) und betrübsamerweise in bürgerlichem Humanismus verharrt.

  97. @AFKHAGL
    Ich hoffe der Kommentar ist ironisch gemeint….
    (Früher wäre ich da ganz selbstverständlich von ausgegangen, aber…)

    @Muriel
    Nochmal zu #22, warum sollte man mit der Autor_in solidarisch sein, wenn diese in anderen Kontexten (eher durch Zufall in Beißreflexe drauf gestoßen) ganz eindeutig nicht war…Eher im Gegenteil…

  98. @105

    Keineswegs. Sämtliche von PoC geäußerte Kritik an weißer Hegemonie und ihren Repräsentanten ist denknotwendig richtig. Weißen wie Boris Rosenkranz steht daran infolge fehlender eigener Rassismuserfahrungem keinerlei Kritik zu.

  99. @105

    Keineswegs. Sämtliche von PoC geäußerte Kritik an weißer Hegemonie und ihren Repräsentanten ist denknotwendig richtig. Weißen wie Boris Rosenkranz steht daran infolge fehlender eigener Rassismuserfahrungen keinerlei Kritik zu.

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