Prinz Harry lässt Hochzeitsplatzung platzen
Dieser Prinz Harry, Menschenskind. Gibt der seine Verlobung ausgerechnet am Montag bekannt. Am Montag! Da waren die Regenbogenblätter für diese Woche natürlich längst im Druck, und mit ihnen die Geschichten über Harry, bei denen diesmal selbst der größte Depp erkennen kann, welches Verhältnis zur Wahrheit die Redaktionen tatsächlich haben.
So ein Pech aber auch. Jetzt liegt am Kiosk zum Beispiel die neue „Woche Heute“ (Bauer), in der felsenfest behauptet wird, Harry werde sich mit der Verlobung noch bis nach Weihnachten Zeit lassen. Das habe auch die Queen befürwortet, schreibt das Blatt, man wolle ja nichts überstürzen.
In der „Schönen Woche“ (ebenfalls Bauer) ist unterdessen zu lesen, die – sicher bald anstehende – Trauung solle auf Wunsch des Brautpaars in der Westminster Abbey stattfinden (sie findet auf Schloss Windsor statt).
Besonders blöd gelaufen ist es aber für Funkes „Frau Aktuell“, die erst vor drei Wochen titelte: „Jetzt ist er ganz allein – Prinz Harry & Meghan – Hochzeit geplatzt!“
Der Grund für das Aus, heißt es im Artikel, sei die Familie der Braut: Meghans „gesamter Clan väterlicherseits“ sei „ein einziger Skandal“. Ihre Tante zum Beispiel:
Sie liebt Bauchtanz, trägt dabei bevorzugt Spitzenbody und bauchfreie Bluse – und das trotz beachtlicher Leibesfülle.
Man glaubt es kaum!
So eine Familie kann die Queen nicht dulden. (…) Die Monarchin sprach ein Machtwort und nahm ihre Zusage für die Hochzeit zurück.
Harry ist schwer getroffen. Noch kann er die Entscheidung seiner Großmutter nicht verstehen. Aber sie handelt aus Liebe: Elizabeth hatte schon immer Zweifel an Meghan und will ihren Enkel nicht sehenden Auges in sein Unglück rennen lassen!
In Wahrheit ist die Queen „hocherfreut“, wie der Palast am Montag mitteilte.
Wir haben den Pressesprecher des Funke-Verlags gefragt, wie es zu der falschen Behauptung kommen konnte. Geantwortet hat er nicht.
Vor einem halben Jahr, als Funke gemeinsam mit anderen Verlagen den Negativpreis „Verschlossene Auster“ des Netzwerk Recherche bekam, erklärte der Sprecher noch ganz entrüstet, dass Klatschblätter ein „wichtiger Bestandteil unserer vielfältigen Presselandschaft“ seien – und dass es für die Mediengruppe „selbstverständlich“ sei, „dass dieser primär unterhaltende Journalismus geltenden rechtlichen und natürlich auch ethischen Maßstäben entsprechen muss“.
Selbstverständlich.
Wie beim „Goldenen Blatt“, das seit Jahren immer wieder Harrys Hochzeit verkündet …
… und in der aktuellen Ausgabe schreibt, zwischen Harry und Meghan sei womöglich bald „alles aus“, weil der Prinz sich wieder seiner Ex-Freundin zugewandt habe.
Nun ist wohl eher nicht davon auszugehen, dass Harry und Meghan das „Goldene Blatt“ im Sinn hatten, als sie in ihrem ersten gemeinsamen Interview am Montag von den vielen „Unwahrheiten“ sprachen, die über sie verbreitet würden, von dem „medialen Sturm“, dem sie seit Monaten ausgesetzt seien. Immerhin haben sie noch mit ganz anderen Kalibern zu kämpfen. Mit britischen Knallblättern, die ihre Familien belagern, mit Paparazzi, die sie in alle Winkel der Welt verfolgen und in jeder Situation fotografieren, sei sie auch noch so privat.
Wie Anfang des Jahres, als Harry und Meghan an einem Privatstrand auf Jamaika die Hochzeit eines Freundes feierten und heimlich mit Teleobjektiven fotografiert wurden. Nachdem Harry sich darüber beim britischen Presserat beschwert hatte, musste die „Daily Mail“ die Fotos von ihrer Seite löschen und entschuldigte sich bei Harry.
Von deutschen Medien kam keine Entschuldigung. Dabei sind die heimlich aufgenommenen Strandbilder auch hierzulande überall verbreitet worden. Nicht nur von etlichen Klatschblättern, auch von Boulevardmedien wie der „Bild am Sonntag“, der „Gala“, der „Bunten“ oder Stern.de. Sogar das ZDF zeigte am vergangenen Montag eines der Fotos in den „heute“-Nachrichten.
So fördern auch deutsche Medien die gnadenlose Jagd auf das Prinzenpaar, als wäre es völlig normal, dass Menschen, die zufällig in eine berühmte Familie hineingeboren werden, automatisch ihr Recht auf ein Privatleben verlieren.
Die Frau ist ja Amerikanerin.
Deren Kinder könnten also Thronfolger und amerikanischer Präsident gleichzeitig werden.
So holt sich GB die Kolonie zurück!
@1
Oder die Amerikaner diese außereuropäische Insel.
„Wir haben den Pressesprecher des Funke-Verlags gefragt, wie es zu der falschen Behauptung kommen konnte. Geantwortet hat er nicht.“
Nein! Doch! Oh!
Mal ehrlich – es hatte doch niemand damit gerechnet, dass ein Pressesprecher von Lügen-Blättern den Mut haben würde, sich unangenehmen Fragen zu stellen.
Wie der Gestank zum Haufen gehört auch die Feigheit zur Lüge.
Also, jetzt ist sie doch bestimmt auch schwanger, jetzt muss er sie auch heiraten.
Das erwartet natürlich wirklich niemand, aber man muss es halt wenigstens probieren, um dem Gegenüber eine faire Chance zu geben.
@Mycroft: Das Kinderglück dürfte sich zumindest beim Oktober-Titel auf Bruder/zukünftigen Schwager und Schwägerin/zukünftige Schwippschwägerin beziehen.
Welche anderen Kinder in den Vormonaten da fröhlich verlinkt wurden, ist allerdings auch eine Frage.
@Blueko: Hatte ich auch zuerst gedacht, aber:
Das sollte mich aber doch sehr wundern, wenn das eine erzwungene Hochzeit wäre, zumal der Termin dafür doch sehr weit in der Zukunft liegt. Sie wäre dann ja mindestens im 7. Monat.
Wenn es wirklich so eilig wäre, hätten sie sich doch eher für den Termin im März entscheiden müssen.
Ich tippe auf Fake Quote.
Only time will tell
@2: Brexit ist nur ein Missverständnis und sollte eigentlich „Annex-it“ heißen!
Zitat: „So fördern auch deutsche Medien die gnadenlose Jagd auf das Prinzenpaar, als wäre es völlig normal, dass Menschen, die zufällig in eine berühmte Familie hineingeboren werden, automatisch ihr Recht auf ein Privatleben verlieren.“ Zitatende
Frei nach Carl Sandburg: „Stellt euch mal vor, all die Regenbogenpressartikel und -bilder würde keiner mehr lesen, anschauen oder kommentieren…“
@Mats: Inzwischen kann man diesen ominösen Freund aus #7 dann auch guten Gewissens einen Lügner nennen.
@Blueko: Tatsache. Ich bin erschüttert!!