Flüchtlinge

WDR-Mitarbeiterin bestätigt und dementiert tendenziöse Berichte

Totale flauwekul will sie nun erzählt haben, völligen Blödsinn. Das sei ihr ongelofelijk pijnlijk, unglaublich peinlich.

Oder ist das eigentlich Peinliche, dass die WDR-Mitarbeiterin Claudia Zimmermann am Sonntag im niederländischen Radiosender 1Limburg versehentlich die Wahrheit verraten hat, als sie sagte, dass es Anweisungen im Sender gegeben habe, über Flüchtlinge eher positiv, im Sinne der Regierung zu berichten?

Der WDR hat die Aussagen Zimmermanns dementiert. „Das entspricht in keiner Weise der Haltung, den Werten und dem Programmauftrag des Unternehmens“, sagte eine Sprecherin. Und auch Zimmermann lässt sich jetzt vom Sender mit den Worten zitieren, sie sei „niemals als freie Journalistin aufgefordert worden, tendenziös zu berichten oder einen Bericht in eine bestimmte Richtung zuzuspitzen.“

Fragt sich, wer ihr das jetzt glaubt. Ihre ursprünglichen Aussagen im Radio bestätigten perfekt den Verdacht, den viele Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seit einiger Zeit äußern. Michael Hanfeld, der Medienredakteur der FAZ, hatte ARD und ZDF „Willkommens-Journalismus“ vorgeworfen. Sie produzierten „Informationen mit vielleicht sogar gutgemeinter Schlagseite, die eine Welt zeigen, die der Wunschvorstellung mancher Politiker entsprechen mag, deren Realität aber eine andere ist.“

Diskussion in Duisburg: "WDR-Arena" am 18.11.2015
Diskussion in Duisburg: „WDR-Arena“ am 18.11.2015 Screenshot: WDR

Die Äußerungen der WDR-Mitarbeiterin wirken wie der lang gesuchte Beleg eines Insiders für den bösen Verdacht der Staatsnähe des Senders und seiner Flüchtlings-Berichterstattung. Als öffentlich-rechtlicher Sender, erklärte sie den staunenden niederländischen Mitdiskutanten, müsse man eine „Regierungsstimme“ haben und nicht eine „Oppositionsstimme“.

Der Name Claudia Zimmermann taucht zwar nicht auf der Homepage des WDR-Studios Aachen auf, für das sie arbeitet. Sie macht aber seit zwanzig Jahren Beiträge für den Sender. Sie berichtet über Pilotenausbildung in Maastricht, Gerichtsprozesse, Schuhe auf der Autobahn, Schuldnerberatung.

Im Gespräch am Sonntag sagte sie, dass der WDR als öffentlich-rechtlicher Rundfunk das Problem mit Migranten oder Flüchtlingen „in einer eher positiven Weise angehen“ solle. Sie sprach dann offenbar vom Rundfunkrat, der bestimme, „wie unser Programm aussehen soll“. Anderseits gebe es „im Prinzip“ keine Anweisungen, wie sie zu berichten hätten.

Sie müssten natürlich probieren, auch neutral über ein Thema zu berichten. Als es zu der „Willkommenskultur von Merkel“ noch keinen Widerspruch gab, habe es „eine politische Mission“ gegen – „und wir haben in die Richtung berichtet“.

Die Frage, ob es im Sender ein Schweigekartell gebe, ob Informationen unterdrückt würden, verneinte sie. „Im Moment werden auch ganz viele Reportagen über die Probleme gemacht, die es gibt. Wir berichten über das, was geschieht.“

Screenshot WDR Fernsehen
Screenshot: WDR

Es ist ein ziemliches Durcheinander. Einerseits sagt sie, dass sie sich angehalten sah, die „Willkommenskultur“ im Programm widerzuspiegeln. Andererseits versuche man, „neutral“ zu berichten – und inzwischen, wo es auf allen Ebenen viel Kritik gebe, spiegele sich das auch in einem entsprechend kritischen Programm wieder.

Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der sich eher als Stimme der Regierung versteht, wäre ein Skandal.

Ist der WDR-Mitarbeiterin zu glauben, wenn sie sagt, dass eine entsprechend einseitige Flüchtlings-Berichterstattung zumindest in der Zeit, in der die „Willkommenskultur“ die Stimmung im Land und in der Politik prägte, vom Sender oder dem Rundfunkrat vorgegeben wurde? Oder wenn sie einen Tag später alles zurücknimmt und auf den Druck einer Live-Sendung schiebt? – Mit uns sprechen wollte sie nicht und verwies auf die WDR-Pressestelle.

Spricht man mit Mitarbeitern des WDR, in den unterschiedlichsten Redaktionen, trifft man dort auf Fassungslosigkeit und Unglaube. Niemand von denen, mit denen wir gesprochen haben, kennt solche oder ähnliche Vorgaben und Erwartungen, wie sie Claudia Zimmermann geschildert hat. Niemand kann sich vorstellen, dass eine entsprechende Vorgabe der Haltung existiert. In den internen Mitarbeiterforen herrscht Ratlosigkeit.

Im WDR findet in der kommenden Woche eine Sitzung des Redakteursausschusses statt, die sich auch mit der Berichterstattung über Flüchtlinge befasst. Die ist aber schon länger geplant und soll auch nicht dazu dienen, eine „Haltung“ festzulegen, sondern sich zum Beispiel mit dem neuen WDR-Angebot für Flüchtlinge beschäftigen.

Im NDR gab es eine ähnliche Konferenz schon Ende September. Eingeladen hatte Fernsehprogrammdirektor Frank Beckmann (siehe Kasten). Kritiker im Haus hatten damals befürchtet, dass es darin darum gehen sollte, entsprechende redaktionelle Vorgaben zu machen, wie über Flüchtlinge zu berichten sei. Tatsächlich habe das dann jedoch keine Rolle gespielt, erzählt ein Teilnehmer. Im Gegenteil: Es habe ein offenes Gespräch darüber stattgefunden, welche Probleme es bei der Flüchtlingsberichterstattung gebe, wo es an Ressourcen fehle. Auch die NDR-Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“, die in diesem Jahr Spenden für Flüchtlinge sammelte, sollte ausdrücklich nicht dazu führen, nur rosarot über die Neuankömmlinge zu berichten und Probleme auszublenden.

Wir wissen nicht, ob es im WDR, vielleicht auch nur im Studio Aachen, irgendeine Anweisung gab, die den Ton der Berichterstattung vorgab, oder ein Klima herrschte, in dem Mitarbeiter davon ausgingen, dass eine entsprechende Berichterstattung von ihnen erwartet wurde. Wir haben aber in unseren Gesprächen mit WDR-Mitarbeitern, auch solchen, die für interne Kritik bekannt sind, keinerlei Indiz dafür gefunden, dass eine solche explizite oder implizite Vorgabe existiert oder existierte. Stattdessen stießen wir auf Verblüffen und Entsetzen über das, was die Kollegin da im Radio gesagt hatte.

Für viele Kritiker, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Regierungspropaganda unterstellen, ist die Sache klar: Sie glauben den Senderleuten zwar sonst nichts, aber der WDR-Mitarbeiterin in diesem Fall schon.

Vielleicht hat sie am Sonntag versehentlich etwas zugegeben, was nicht an die Öffentlichkeit sollte. Vielleicht hat sie aber tatsächlich nur totale flauwekul erzählt.

36 Kommentare

  1. Schade, der Artikel verpasst die Chance, auf das eigentliche Problem hinzuweisen: Deutungshoheit, Deutungsmacht.

    Beispiel Silver in Köln:
    Tichy behauptet, alle hätten verschwiegen und bäm, der deutsche Journalismus verliert auf einen Schlag sein Selbstvertrauen und berichtet von nun an „ungeschönt“, was nichts weiter heißt, als auf die Standards des deutschen Pressekodex zu verzichten.
    Weil Roland Tichy den Pressekodex zu lasch findet (aber nur für „Ausländer“), müssen nun die Nationalitäten von Straftätern genannt werden? Aber nur wenn sie nicht deutsch sind? Was ist hier los?
    Rechtsstaatlichkeit vorschieben, wenn es um Straftaten von anders-aussehenden geht, aber bei den Forderungen nach Konsequenzen auf unser Grundgesetz scheißen? Diese Doppeklzüngigkeit, diese Verlogenheit, diese „hypocrisy“ – Hierzu würde ich gerne mehr lesen bei uebermedien, über die Diskrepanz des Anspruchs an die Journalistische Qualität anderer und sich selbst.

    Für mich wäre also auch bei diesem Artikel interessant, wie die jeweiligen Publizisten das Thema verwursten. So, wie euer erster Artikel mit dem Sack Reis.

  2. Möglicherweise hat sie sich in diesem Punkt auf das Gespräch nicht vorbereitet und dann gefaselt. Journalisten (mit Ausnahme der prominenten) sind ja weniger „medialisiert“, als Politiker und PR-Leute und haben vielleicht Schwierigkeiten, die mediale Rezeption vorwegzunehmen, wenn sie selbst Gegenstand der Berichterstattung werden. Politiker werden von den Medien aufs Rad geflochten, wenn ihnen das passiert, deshalb lernen sie es sehr schnell.

  3. Schön, dass das hier sachlich und aktuell aufgegriffen wird. Die Zitate und Aussagen von Mitarbeitern des WDR halte ich auch für glaubwürdig, allerdings stellt sich schon die Frage, ob man das so einfach mit „huch, da hat sie wohl Quatsch erzählt“ abtun kann.

    Wie kommt Zimmermann dazu, solche Aussagen in einem Interview zu tätigen? So was denkt man sich ja nicht aus – noch dazu, wenn man sich und seinem Arbeitgeber damit große Probleme bereitet.

    Wenn es keine (schriftlichen oder mündlichen) Anweisungen gibt, hat Zimmermann ihren Arbeitsauftrag dann einfach so interpretiert? Ist das ihre persönliche Vorstellung von ÖR?

  4. @6:
    „Möglicherweise hat sie sich in diesem Punkt auf das Gespräch nicht vorbereitet und dann gefaselt.“

    Mag sein, aber man „faselt“ ja nicht im luftleeren Raum oder denkt sich absichtlich schnell die dümmstmögliche Antwort aus.

    „…als Politiker und PR-Leute und haben vielleicht Schwierigkeiten, die mediale Rezeption vorwegzunehmen,…“

    Eben, sie bedenkt die Reaktionen nicht. Spricht das dann eher dafür, dass sie „lügt“ oder dass sie die „Wahrheit“ (bzw. das, was sie für die Wahrheit hält) sagt?
    Meiner Meinung nach eher für letzteres. Bleibt die Frage: warum denkt sie das? Das kann ihre Interpretation des ÖR sein, oder aufgrund von Anweisungen.

  5. Zunächst einmal vielen Dank für diese sachliche Darstellung!
    Ich hatte mir gestern die Radio-Diskussion im niederländischen Original angehört und bin dankbar für die Transkription hier.
    Da ich (kein Journalist) selbst seit über 20 Jahren beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeite, hat mich die ganze Sache sehr gewundert und auch ein bisschen geärgert.
    Dass es beim WDR irgendwelche Anweisungen gegeben haben soll, tendenziös zu berichten, halte ich für ausgeschlossen. So etwas geheim zu halten wäre unmöglich. Auch in den Sendern gibt es viele kritische Journalisten, die zum Beispiel in Betriebsräten und Gewerkschaften organisiert sind und die keine Nachteile zu befürchten hätten, wenn sie irgendwelche – in Wahrheit nicht existierenden – Direktiven ausplaudern würden.
    Was ich mir vorstellen kann ist, dass die Kollegin vom WDR eine gewisse Stimmung reflektiert hat, die es in der Bevölkerung allgemein gibt. Vielleicht auch ein bisschen Stolz auf ein Land, das anders ist als das unserer Väter und Großväter, eine Euphorie, die uns alle im Spätsommer 2015 ergriffen hatte und die nach der Silvesternacht in Köln ein einem Neujahrskater endete und überall Ratlosigkeit hinterließ.
    In jedem Fall hat sie aber ziemlichen Quatsch erzählt, der jetzt gern von denen aufgenommen wird, die uns bisher jeden Beweis für Ihre „Lügenpresse“-Behauptung schuldig geblieben sind.

  6. Es wäre mir neu, dass jeder schreiben und veröffentlichen kann was er gerade will. Es gibt schon Vorgaben: „Schreiben Sie mal was zu Flüchtlingen“. „Nee, den Satz müssen Sie streichen und auf Probleme auf gar keinen Fall eingehen.“
    Das können Sie als Diskussion, als Themenbesprechung oder eben als Anweisung verstehen. Das Ergebnis ist das Gleiche.
    Das hat auch etwas mit der Stärkung von Strukturen zu tun, der freie Mitarbeiter muss um seinen Job fürchten, wenn sein Artikel nicht genommen wird, der angestellte Redakteur sieht sich in der Pflicht die Leitlinien durchzusetzen. Jeder fühlt sich in der Pflicht die unausgesprochenen Erwartungen zu erfüllen. Ein Korrativ, einen nicht main stream Artikel unbeschadet durchzubekommen, eine Haltung, dann gehe ich eben zu ihrem Chef! Das gibt es nicht mehr, die Hirarchie ist steiff.
    In der Presselandschaft gibt es keine Experimente und damit auch keine Meinungsvielfalt mehr und keiner will dafür verantwortlich sein.

  7. Zitate: „…niemals als freie Journalistin aufgefordert…“/ „gebe es „im Prinzip“ keine Anweisungen“. Das ist ja das schöne am System: es braucht keine klassische Zensur/ Vorgaben von oben mehr. Wer als freier Journalist weitere Aufträge will, schleppt Beiträge „auf Linie“ an. Welche Linie gezogen wird, erkennt der Journalist schon selbst. Deckt sich ja mit ihren Aussagen. Vgl. auch: Ukraine, Griechenland, Syrien, Lybien, Polen,…

  8. Aus dem Wortlaut lese ich eher ihr persönliches Verständnis von WDR-Berichterstattung und erkenne daraus keine Anweisung „von oben“. Wenn das für sie ihre Art von Berichterstattung ist, nun ja.

  9. Wie jetzt – unser öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist nicht völlig unabhängig? Kommissionen nehmen Einfluss auf das Programm?

    Das erschüttert mich jetzt ähnlich wie die Tatsache, dass Automobilkonzerne bei den Abgaswerten betrügen.

  10. Also ich glaube das sie auf eine spontane Frage eine spontane ehrliche Antwort gegeben hat. Jeder kann sich mal verplappern.
    Es ist doch unwahrscheinlicher das sie sich spontan in Interview irgendwas völlig abwegiges Ausgedacht hat das gar nicht stimmt. Besonders wenn es ihr negativ ausgelegt wird. Unter Stress (unter dem sie angeblich stand) erzählt man eher die Wahrheit und verplappert sich als sich spontan irgendwas auszudenken.

    Das so etwas offiziell von WDR Mitarbeiter nicht bestätigt wird ist doch auch klar. Da haben alle bestimmt mitbekommen was sie für einen Ärger bekommen hat für die Aussagen.

  11. @Patrick S: Wir haben aber nicht „offiziell“ nachgefragt, sondern im Vertrauen; bei Leuten, die wir kennen. Das heißt nicht, dass die uns unbedingt die Wahrheit gesagt haben, ist aber doch nochmal etwas anderes.

  12. Beweisen lässt sich halt weder das eine noch das andere. Jeder muss sich seinen Teil denken und überlegen was er für wahrscheinlich hält.

    Ich für meinen Teil sehe die „Unabhängigkeit“ der ÖR sehr kritisch. Durch die Rundfunkräte und die Macht der Parteien.
    Ich neige deshalb dazu solche Aussagen von ihr oder Nikolaus Brender (Spitzelsystem) zu glauben.
    Aber ohne Beweise in die eine oder andere Richtung ist das eine Sache des Glaubens und der Glaubwürdigkeit des Systems.

  13. Weshalb kann ich das Gespräch mit Frau Zimmermann nicht kopieren? Können Sie mir die Übersetzung der Sendung zusenden?

  14. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte am 20.02.2010 dem Spiegel, es gebe im ZDF Spitzel – vergleichbar mit den IM der Stasi.
    „Das Spitzelsystem lebt davon, daß Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen“, sagt Brender. Der Chefredakteur spricht von „Inoffiziellen Mitarbeitern“ der Parteien, „wirklich vergleichbar mit den IM der DDR“. Da sei ein „feingesponnenes Netz von Abhängigkeiten“ entstanden, „aus dem sich Karrierechancen, aber auch Verpflichtungen ableiten lassen“. Er selbst habe „versucht, solche Spione wenigstens von Posten mit echter Verantwortung fernzuhalten“.

  15. Vielleicht sind ja die gefragten Kolleginnen und Kollegen ohnehin „auf Linie“ und merken deshalb nichts von Vorgaben. Das ist doch der entscheidende Punkt: Man wird ja gar nicht erst Journalist bei ARD oder ZDF, wenn man nicht irgendwo innerhalb des etablierten Mainstreams angesiedelt ist. Das ganze System ist von oben nach unten so aufgebaut.

  16. Die Einwendungen der Kommentatoren Martin und Patrick S. sind derart logisch überzeugend, vor allem mit dem Beispiel Brender, daß es schwer fällt, dem Artikel keine Doppelmoral vorzuwerfen. Es geht zwar nur um Wahrscheinlichkeiten und Plausibilitäten, aber sich im Zweifel FÜR eine Instituion mit wichtigem Auftrag und möglichem Verrat an diesem Auftrag und GEGEN eine mögliche Wistleblowerin zu entscheiden, die vermutlich von jetzt an arbeitslos bleiben wird, empfinde ich als ………

  17. „Niemand von denen, mit denen wir gesprochen haben, kennt solche oder ähnliche Vorgaben und Erwartungen, wie sie Claudia Zimmermann geschildert hat. “

    Natürlich gibt es keine Vorgaben. Das läuft wie bei Bestechung. Da bekommt man auch in den seltensten Fällen einen Umschlag mit Geld und ner konkreten Anweisung. Das funktioniert viel subtiler. Ein kleines Lob in der Redaktionssitzung hier. Eine Berücksichtigung bei der Themenvergabe da. Ein vollkommen unverhältnismäßiger Anschiß vor versammelter Manschaft dort.
    Ich denke auch, dass es so etwas wie eine sich selbst verstärkende journalistische Mehrheitsmeinung gibt hinter der auch gar keine böse Absicht steckt. Das ist jedenfalls mein Eindruck nach 10 Jahren beim BR.

  18. Ob das eine oder das andere stimmt, werden wir nie erfahren. Aber für so wichtig halte ich die Antwort auch gar nicht. So oder so zeigt sich, dass das Vertrauen der Menschen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erodiert. Und das sollte zu denken geben.

  19. ‚Als es zu der „Willkommenskultur von Merkel“ noch keinen Widerspruch gab.‘
    Wann soll das gewesen sein? Vom ersten Tag an war das Entsetzen bei vielen gewaltig, am Arbeitsplatz, in der U-Bahn, auf der Straße. Ich habe einige Leute explizit angesprochen, um zu testen, wie es ihnen damit geht. Die Sorgen sind regelrecht aus ihnen herausgesprudelt.
    Dass von diesem Entsetzen fast nichts in die Medien kam, dass es stumm blieb, ist das Problem. Und dass man Journalist(in) sein kann, ohne das mitzubekommen und ihm aktiv nachzugehen, natürlich auch.
    Inzwischen wissen wir, dass die Sorgen nicht unbegründet waren. Wie weit sie letztlich übertrieben waren oder eben auch nicht, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Das ist aber kein Grund, diese Sorgen zu ignorieren, unter den Teppich zu kehren oder zu stigmatisieren.

  20. Oben schrieb einer: „Vielleicht auch ein bisschen Stolz auf ein Land, das anders ist als das unserer Väter und Großväter, eine Euphorie, die uns alle im Spätsommer 2015 ergriffen hatte und die nach der Silvesternacht in Köln ein einem Neujahrskater endete und überall Ratlosigkeit hinterließ.“

    Mich hatte diese „Euphorie“ nicht ergriffen, und ehrlich gesagt, nach meiner Einschätzung die allermeisten anderen Menschen auch nicht. Es wurden Angst und Sorge geäußert. Ich hatte von Anfang an große Sorge, zumal die staatliche Überforderung von Anfang an sichtbar war. Möglicherweise herrschte aber in den Medien eine solche „Euphorie“. Aber das ist ein Teil des Problems.

    Ich habe heute morgen – ich meine, es war die Tagesschau – in der Mediathek gesehen, wo ein Beitrag zur Schließung der Grenzen kam. Ich persönlich halte es seit geraumer Zeit für unabdingbar, dass die Grenzen geschlossen werden – die Gründe habe ich im Blog von Stefan Niggemeier ausführlich dargelegt. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich etwas gegen Flüchtlinge hätte, sondern damit, dass ich dieses Land in Gefahr sehe. In dem Beitrag der Tagesschau wurde ausführlich dargelegt, warum eine Schließung der Grenzen sehr problematisch sei. Ich schaue das und frage mich: Wieso stellt ihr nicht die andere Sicht dar? Wieso wird nicht dargestellt, welche guten Gründe es auf der anderen Seite gibt, die Grenzen eben doch zu schließen? Wieso wird das so einseitig behandelt?

    Ich bin nicht der Meinung, dass im ÖR-Rundfunk Vorgaben gemacht werden. Aber aus irgendwelchen Gründen ist man zu oft der Auffassung, man müsste die Zuschauer „erziehen“ – anstatt sie schlicht zu informieren.

  21. @ Stefan Niggemeier
    Was hat denn Frau Zimmermann erzählt? So wie sie sich windet, ist das ja gar nicht klar zu sagen. Ich kann auch nicht erkennen, dass sie von klar ausformulierten Vorgaben gesprochen hat, sondern eben genau von so einem diffusen Gefühl, das auch ich habe.

  22. Das Problem mit der Medienverdrossenheit ist relativ leicht nachvollziehbar. Die Räte in den Öffentlich-Rechtlichen bestehen aus Gruppen, zu denen man entweder gehört und sich repräsentiert fühlt, zu denen man nicht gehört oder von denen man sich nicht mehr repräsentiert fühlt.
    Da aber nun ein signifikanter Teil der Bevölkerung nicht mehr parteipolitisch aktiv ist oder gar wählen geht, kommt diesen Menschen leider die Repräsentanz abhanden. Blöd nur, dass ob der ausbleibenden Aktivität vermutlich genau diese Gruppe vor dem Fernseher nun überrepräsentiert ist.
    Nein – selbstverständlich möchte ich nicht, dass der fernbedienungsgetriebene Wutbürger nun eine eigene Repräsentanz im Mediensystem hat oder die AfD plötzlich in den Räten für Unruhe sorgt.
    Die Lösung aber wird sich wohl nicht über das TV ergeben, da die Unzufriedenheit die Urspünge ja nicht dort hat …

  23. @Daniel Lücking
    Also ich sehe nicht das Problem das die Menschen nicht parteipolitisch aktiv sind bei den Rundfunkräten. Die Rundfunkräte sollen die Gesellschaft widerspiegeln aber machen das eben nicht. Da geht es nicht um irgendwelche Wutbürger oder AFD Wähler sondern das die Rundfunkräte eben zu sehr in Parteien Hand sind.
    Die ÖR sollen staatsfern sein aber um da repräsentiert zu werden soll man sich Parteipolitisch engagieren? Das da ein Fehler in der Logik ist sollte klar sein. Die Rundfunkräte bestehen zwar nicht nur aus den Parteien aber diese haben zu großen Einfluß darin. (Freundeskreise) Ebenso kann der normale Bürger ja gar nichts an der Zusammensetzung der Rundfunkräte ändern. Man kann keine kompetenten Leute rein wählen oder inkompetente abwählen. Das man dann sich nicht repräsentiert fühlt von so einem Mittelalterlichen Ständesystem ist doch klar.
    Genauso das ich finde das die Rundfunkräte eben keinen guten Job machen als unabhängige Aufsicht. Wenn man der Meinung ist das die Aufsicht nicht funktioniert um Fehler aufdeckt/korrigiert/verhindert dann sinkt natürlich auch das Vertrauen in das zu kontrollierende System.

  24. WDR – weiß ich nicht.
    NDR ist eindeutig: Man suche nur am 5. Januar den Videoclip der eilig in die tagesschau eingespielt wurde, mit einem ‚Interview‘ des ‚Experten‘ Hilmer, wenige Stunden nachdem das große Schweigen über die Kölner Silvesternacht gebrochen worden war.

    Zur Not hätte ich die Datei noch, falls der NDR sie aus Peinlichkeit gelöscht hätte: da sprach jemand in die Kamera und ins Mikrophon, dass nichts schlimmes passiert sei, „so … 5 … 10 … 15 Leute, nicht jedoch tausende“; dass die Zeugen nicht glaubwürdig sind, weil es „ja dunkel war“ [und damit implizit auch die Opfer unglaubwürdig sind].
    Und dass man noch nicht viel wisse, aber eines glasklar sei: es sind keine Flüchtlinge beteiligt gewesen.
    Und wer das auch nur in Erwägung ziehe, tobe mit dem rassistischen Mob. Wobei diese letzte Formulierung der Titel [!!] dieses Beitrages der tagesschau war.

    Ich bin alt genug, um mit Fug und Recht behaupten zu können, dass ich vom Staatsfernsehen der DDR nichts erinnern kann, was jemals diese paar Minuten Hilmer hätte toppen können, an Verdrehung, Tendenz, Menschenverachtung und ganz schlechter Propaganda.

  25. @18 Martin: Du kannst kopieren. Sieht man nur nicht, weil Markierungsfarbe wie Hintergrund. (NB ich meine technisch – bez. Rechten bitte fragen.)

  26. Ihr glaubt echt den WDR-Mitarbeitern? Ehrlich….genauso wie den Polizisten die zu Sylvester zuerst gesagt haben es gab keinen Maulkorb?
    Die Mitarbeiter sind doch zu dem Zeitpunkt lägst schon gebrieft gewesen als Ihr Sie befragt habt.
    Und meint Ihr ehrlich das irgendeiner vom NDR nach solch einer Sitzung zugeben würde das Ihnen dort vorgaben gemacht wurden….
    Ehrlich, das ist extrem naiv.

  27. Nicht alle Freien WDR Mitarbeiter sind der Meinung das es keine Einflussnahme gibt… Man kann sich sicherlich streiten ob es Richtig war das Oppong Aussagen eines internen Forums öffentlich gemacht hat aber dort sind auch einige freie Mitarbeiter der Meinung das es eine Erwartungshaltung gibt…

    http://www.huffingtonpost.de/2016/01/21/persilschein-wdr-freie-erklaerung_n_9041456.html

    Viele Mitarbeiter gaben außerdem zu bedenken, dass eine Einflussnahme oftmals indirekt erfolgen würde. „Das geht im Alltags-Normal-Fall nicht über Anweisungen, sondern über Atmosphäre. Man lernt, was erwünscht und was nicht erwünscht ist“, behauptete ein weiterer WDR-Freier demnach. Ein anderer vertrat ähnliche Ansichten: Freie, die im Geschäft bleiben wollten, könnten versuchen, möglichst das anzubieten, was der Redaktion gefällt, mutmaßte er.

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